Autor Thema: Angst vor der eigenen Unkreativität  (Gelesen 5382 mal)

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Offline Lord Verminaard

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Re: Angst vor der eigenen Unkreativität
« Antwort #50 am: 18.10.2013 | 14:47 »
Ich glaube, "Kreativität" ist in dieser Debatte eher ein Platzhalter für den relativ facettenreichen Mix an Fähigkeiten, der bei so kooperativen Erzählspielrunden im weiteren Sinne gefragt ist. Geschmacksfragen spielen dabei sicher eine ganz wesentliche Rolle.
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Offline Maarzan

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Re: Angst vor der eigenen Unkreativität
« Antwort #51 am: 18.10.2013 | 14:57 »
Einmal ein Beispiel aus einer anderen Richtung. Es war ein Selbstgeschriebenes von wem auf einem Con und es hatte quasi Freizauberei: nur gröbst beschröänkt durch deinen "Magiebereich". Die Frage nach den Limits ist mit "mach einfach" beantwortet wirden.
Ich hatte einen Elementarmagier und hätte eigentlich am laufenden Band die Probleme "wegzaubern" können. Für kreativ hätte ich es nicht gehalten, vor allem da die anderen eher mundane Charaktere hatten. Andere Leute mit den beiden Castern später (nächste Runde als Zuschauer reingeschaut) hielten es aber offensichtlich schon für kreativ irgendeine Begründung zu finden auch diese Szene noch schnipp mit ihrer Magie zu lösen.
Das fiel dann wohl auch da rein, wie sich der Spieleliter das Ganze gedacht hat, aber meinem Eindruck nach nicht, wie sich die Nichtvollzauberer das Spiel vorgestellt haben. (Bester Bogenschütze der Welt <<< Herr der Elemente)
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Offline Thandbar

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Re: Angst vor der eigenen Unkreativität
« Antwort #52 am: 18.10.2013 | 15:26 »
Zuhören-Können und andere passive/reaktive Handlungen gehören auch zum Paket der sozialen Kompetenz. Machen mMn sogar die wichtigere Hälfte aus. Wobei letztendlich das Zusammenspiel zwischen actio und reactio entscheidend ist. 

Das sehe ich nicht im Widerspruch zu dem, was ich versucht habe, auszudrücken.
Allerdings kenne ich mich nicht genug aus, um die Sache wirklich bewerten zu können; es fällt mir nur im Nachhinein auf, dass die Leute, denen ich sofort den Stempel "sozial kompetent" aufgedrückt hätte, als Neulinge besonders leicht ins Rollenspiel fanden.

"Kreativität" ist ja ein unfassbar weiter Begriff. Für mich gehört zur Kreativität auch, dass man in der Lage ist, eine in der gemeinsamen Erzählung hergestellte Szene wie vor dem inneren Auge zu sehen. Diese Form der Kreativität wird nur nicht nach außen hin nicht so leicht sichtbar. Die stillen und scheinbar unkreativen Spieler sind also meiner Meinung nach in aller Regel durchaus auf ihre Weise kreativ tätig, wenngleich es eben nur keine beifallsheischende Form der Kreativität ist. Sie spielen aber nicht minder intensiv mit, nur weil sich ihre Kreativität in einer anderen Weise manifestiert.

Wenn man sagt, dass man unbedingt möchte, dass die eigenen Spieler auf offensive Weise kreativer werden, damit sie mehr Spaß haben, unterstellt man ja, dass der eigene Spaßanspruch (Kreativität ausleben, eine Szene "framen" dürfen, ausführliche Darstellung der Besonderheiten des eigenen Spiel-Charakters) so auch für andere gilt und diese nur "wachgerüttelt" werden müssten. Ich glaube aber nicht, dass das unbedingt so stimmt.

"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

Offline DasTaschentuch

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Re: Angst vor der eigenen Unkreativität
« Antwort #53 am: 18.10.2013 | 17:24 »
Nachdem ich hier die Antworten gelesen habe muß ich zugeben, daß Kreativität das Problem nicht wirklich genau trifft.
Zu Spontanität und Kreativität muß ich mir mal in Ruhe Gedanken machen, insbesondere inwieweit welcher Aspekt trainierbar ist.

Bei uns im Rollenspielkreis ist Fate seid 1,5 Jahren sehr beliebt und jeder will es mal spielen. Und einige (darunter auch ich) sind davon wieder abgekommen. Anfangs macht es zwar Spaß aber irgendwann wird es Mühsam sich Begründungen auszudenken wie man seine Aspekte jetzt ins Spiel bringt. Und Wushu möcht ich eigentlich auch nicht länger als 25 Minuten am Stück spielen. Diese Systeme funktionieren halt am besten wenn die Spieler konstant einen Strom schöner Ideen einbringen. Da kann man sich unter Druck gesetzt fühlen und irgendwann ist die Grenze von Spaß zu Arbeit überwunden.
Bei unseren Fate Runden wars auch sehr beliebt sich Stunts und Aspekte aus ner Tabelle zu wählen statt sich selber welche auszudenken.
Meine Spieler scheinen lieber aus einer Vorauswahl zu wählen als frei sich entfalten zu dürfen.

Offline Archoangel

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Re: Angst vor der eigenen Unkreativität
« Antwort #54 am: 18.10.2013 | 18:54 »
Eben - Rollenspiel soll ja (glaube ich) auch sowas wie Freizeit und Entspannung sein; und nicht geistige Arbeit. Ich denke, dass ist wie in der Schule: Bildungsreformen, freier Unterricht, Stationsarbeiten usw. sind ja schön und gut (als gelegentliche Abwechslung); wenn ich jedoch eine Feedback-Phase mache bekomme ich von der Mehrheit (eigentlich fast alle) immer als Rückmeldung: "wir wollen mehr Frontalunterricht".
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Offline Trundil

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Re: Angst vor der eigenen Unkreativität
« Antwort #55 am: 18.10.2013 | 19:29 »
offtopic @archoangel

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