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[IC] Kapitel I - Der Ruf des Falkners

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Conan der Barbier:
[Mariko, Hana und Ujizane im Pavillon am Eingang zum Garten]

Ruhig hat die Dame dem jungen Samurai entgegengeblickt, unbewegt, mit einem höflichen Lächeln, seine Bewegungen verfolgt. Als er sich verbeugt, neigt auch sie Kopf und Oberkörper, weniger tief und weniger lang als der Besucher, wie es ihr Rang als Gemahlin des Magistraten gebietet, doch nur um einen Hauch, wird von einer Frau doch besondere Höflichkeit erwartet. Feinste Grade machen hier den Unterschied. Dennoch wirkt ihre Erwiderung der Respektsbezeigung durch den Matsu nicht einstudiert oder gezwungen. Lange genug hat sie eine Ausbildung zur Hofdame durchlaufen, in der nicht geringeres als höchste Perfektion und Grazie das Ziel war. Anmutig, elegant und zu ihrem ganzen Wesen passend zugleich wirken ihre Gesten, eine Vorführung höfischer Etikette mit dem Anschein ungekünstelter Natürlichkeit verbindend. Mit einem Lächeln, das um eine Nuance einladender ist, und einem kaum merklichen Nicken gibt sie dem jungen Mann das Zeichen, dass er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hat.

Sie ist nicht überrascht von dem tiefen, selbstsicheren Klang seiner Stimme, der bei aller förmlichen Höflichkeit Souveränität zum Ausdruck bringt. Mit einer Mischung aus weiblicher Intuition und unzählige Male geübter Beobachtungsgabe spürt sie heraus, dass ihr Gegenüber mit einer gewissen Unsicherheit zu kämpfen hat. Kein Wunder, bei einem Bushi, der sicherlich erstmalig eine solche Verantwortung so weit vom Sitz seiner Familie entfernt übernehmen soll. Dennoch fühlt sie sich von seinem Versuch, einen möglichst guten Eindruck zu machen, geschmeichelt, und nickt ihm wohlwollend zu. "Mit Freuden heiße ich Euch im Hause meines Gemahls willkommen, Ujizane-San. Mein Gebieter wird höchst erfreut sein, zu hören, dass Ihr Euch anlässlich des Antritts Eurer neuen und ausgesprochen ehrenvollen Aufgabe zu der Festlichkeit gesellen wollt, mit der wir heute einen sehr alten Brauch der Stadt würdigen. Ein Brauch, der der Lieblichkeit der blühenden Natur huldigt." Nachdem sie ihre Antwort mit leiser Stimme gegeben hat, schlägt sie die langen Ärmel ihres Kimonos, die ihre Finger fast gänzlich bedeckt hatten, wieder zurück und nimmt mit beiden Händen das Schreiben entgegen.

Dabei neigt sie den Kopf gerade ausreichend, um dem Verfasser der Empfehlung ihren Respekt zu erweisen. Die Zofe hat sich, kaum dass das Schriftstück übergeben wurde, erhoben. Noch hat Mariko ihren Satz nicht ganz beendet, da kniet sie neben ihr und rückt ein niedriges Tischchen schräg vor sie. Auf diesem legt die Dame das Schreiben mit einer sorgfältigen, genau bemessenen Bewegung ab. Als Mariko ihre Hände wieder in den Ärmeln verborgen hat, mustert sie den jungen Samurai eingehender, wobei aus ihren Augen ein lebhaftes Interesse strahlt. Der erste Eindruck, den der junge Mann macht, gefällt ihr nicht schlecht. Da es ohnehin unhöflich wäre, ihn ohne weiteres wieder zu verabschieden, beschließt sie ihn ein wenig herauszufordern. Ein hervorragender Kämpfer ist er gewiss, doch es interessiert sie, wie er sich auf anderen Gebieten schlägt. "Hattet Ihr denn auf der Reise hierher bereits Gelegenheit, Euch mit dem Reiz der Landschaft in dieser Präfektur bekannt zu machen, Ujizane-San? Das Klima hier wartet leider mit sehr häufigen Regenfällen auf, doch dafür gedeihen alle Arten von Zierpflanzen ganz prächtig. Man kann in der Umgegend einige sehr reizvolle Gartenanlagen bewundern."

Skele-Surtur:
[Mariko, Hana und Matsu Ujizane im Pavillon am Eingang zum Garten]

Ujizane senkt den Blick. Die Geste verschafft ihm Zeit. Gi, Yu, Jin, Rei, Shin, Meiyo, Chu. "Mariko-Sama, da ich sehr zügig reiste, blieb ich vornehmlich auf der Straße des Kaisers. Der Schönheit der Blumen habe ich nur im Vorbeigehen Aufmerksamkeit geschenkt." Blumen! Er darf sich weder seine Unwissenheit, noch sein absolutes Desinteresse an diesem Thema anmerken lassen.

"Doch freue ich mich, dass die Kami dieses Land häufig mit Regenfällen segnen und das Land fruchtbar machen. Wo die Bauern reiche Ernte einfahren, kann der Samurai sich ganz auf seine Aufgabe konzentrieren. Ich hoffe, ich werde bald Gelegenheit haben, die... Kunst der Gärtner zu betrachten." Pause.

"Seid versichert, edle Dame, dass starker Regen für mich mit keinem Bedauern verbunden ist. Ich genieße es, meine Schwertübungen zu machen, wenn der Regen fällt." Endlich! Ein Thema, bei dem er auf sicherem Boden ist. "Das Wasser ist ein reinigendes Element. Ein Samurai sollte es nicht abweisen, sondern sich seine Stärke nutzbar machen." Eine Unterhaltung ist wie eine Schlacht. Ich darf mich nicht auf unsicheres Terrain locken lassen.

Conan der Barbier:
[Mariko, Hana und Matsu Ujizane im Pavillon am Eingang zum Garten]

Äußerlich unverändert höflich lächelnd, unbewegt, doch innerlich mit einem amüsierten Schmunzeln beobachtet die Hofdame den jungen Samurai. Es ist klar, dass sie mit ihrer Frage sein inneres Gleichgewicht auf die Probe gestellt hat – offenkundig benötigt er etwas Zeit, sich zu sammeln. Doch seine Antwort zeigt, dass er zwar auf dem von ihr gewählten Gebiet nicht sehr beschlagen sein mag, seine Waffen aber sozusagen in einer Art zu gebrauchen weiß, die ihm neue Verteidigungsmöglichkeiten eröffnen. Gut, gut..! Der junge Mann ist interessant, er ist nicht auf den Kopf gefallen. Ich sollte meinem Gemahl gegenüber erwähnen, dass er womöglich der rechte Begleiter wäre, wenn ich mich ein Auftrag in Situationen führt, die Umsicht und Fingerspitzengefühl verlangen... Sie wünscht sich bereits seit längerer Zeit Assistenten, die ihr bei ihrer Arbeit Schutz gewähren können, sich aber auch durch eine gewisse Redegewandtheit hervortun. Die meisten Yoriki, die ihrem Gemahl unterstehen, glänzen leider hauptsächlich nur im Umgang mit der Klinge, oder sie sind knochentrockene Gelehrte. Jene Aufgaben, die Diplomatie und Etikette erfordern, hat sie bislang meist allein lösen müssen. Welch willkommene Überraschung, falls der Löwe die erfrischende Ausnahme von der Regel darstellen sollte! Obwohl seine erste Reaktion in ihren Augen durchaus geschickt war, beschließt sie jedoch, ihn noch weiter zu prüfen.

Er kennt seine Fähigkeiten und seine Grenzen, was gut ist. Um aber in einem Kräftemessen – und nichts anderes ist das kleine Spiel, das sie mit ihm begonnen hat – letztlich den Sieg davonzutragen, reicht das nicht aus. Man muss auch seinen Gegner kennen. Unkenntnis führt zu Vermutungen, und falsche Vermutungen führen zu unklugen Aktionen. Er hat ihren ersten Vorstoß pariert und glaubt sich nun auf sicherem Terrain. Marikos Lächeln vertieft sich ein wenig, während sie mit weiblicher Anmut den Kopf neigt, als zolle sie seinen Worten höflichen Respekt. Er wird lernen müssen, dass seine Waffe von einem reaktionsschnellen Gegenüber auch gegen ihn eingesetzt werden kann. "Ah, das ist sehr wahr! Ich bin überzeugt davon, dass Eure Worte genau das Richtige treffen. Da mir selbst keine Ausbildung mit dem Schwert zuteil wurde, kann ich es nicht besser ausdrücken. Wusstet Ihr übrigens, dass es eine Blume gibt, die von den Bauern in dieser Gegend Windfechter genannt wird? Ihre Blätter besitzen eine lange, schmale Gestalt und wiegen sich, wenn die Luftkami sie umtanzen. Es heißt, ihre Bewegungen glichen dann jenen eines Kämpfers. Ich als Hofdame vermag freilich nur die friedlicheren Aspekte solcher Schönheit gebührend zu würdigen..." Der Angriff wurde von einem Gegenangriff abgelenkt, der wiederum von einer zweiten Parade ins Leere geleitet wurde – interessiert fragt sie sich, ob der junge Mann sieht, wie viel Ähnlichkeit ihr Katana mit dem seinen hat, auch wenn es nicht von Stahl ist und auch nicht mit der Hand geführt wird.

Skele-Surtur:
[Mariko, Hana und Matsu Ujizane im Pavillon am Eingang zum Garten]

Ujizanes lässt einen Augenblick verstreichen, in der Hoffnung, die Dame würde ihren Ausführungen noch etwas hinzufügen. Da sie ihn aber in offenkundiger Erwartung einer Antwort betrachtet, erwidert er schließlich: "Diese Blume gibt es in meiner Heimat nicht." In einem Schwertkampf verrät das Mienenspiel die nächste Bewegung. Zeige deinem Gegner nie deine wahren Gefühle. rezitiert er im Geiste eine der Lehren Akodos. Sein Gesicht wird zu einer Maske, die lediglich Konzentration ausdrückt, so wie er es für das Duell gelernt hat.

"Aber wenn meine Pflichten mir die Zeit dazu lassen, werde ich sie begutachten. Danach kann ich mir vielleicht ein Urteil darüber erlauben, ob ihre Bewegung im Wind tatsächlich Ähnlichkeit mit den Bewegungen eines Kriegers hat." Matsus Weg ist der Weg des Angriffs. Strecke deinen Gegner nieder, ehe er dich niederstrecken kann. In dieser Schlacht halte ich mich besser an die Lehre Akodos.

Conan der Barbier:
[Mariko, Hana und Ujizane im Pavillon am Eingang zum Garten]

Mit einem anerkennenden Lächeln neigt die Hofdame den Kopf. Die Antwort war nicht brillant, aber für einen so jungen Mann hat sich der Matsu sehr gut geschlagen, obwohl die Dame ihm ein Gesprächsthema vorgegeben hat, das ganz sicher nicht seinen Neigungen entsprach. Weder hat er sich aus der Reserve locken noch Verlegenheit erkennen lassen. Eine elegante, flüssige Handbewegung befördert einen kleinen seidenen Fächer aus ihrem Ärmel ans Licht, in derselben Bewegung entfaltet Mariko ihn und enthüllt eine kunstvolle Bemalung mit Pfirsichblüten. Kokett fächelt sie sich Kühlung zu, während sie ihr Gegenüber mustert. "Nun, es wäre mir eine große Freude, Euch einige der Orte zu zeigen, an denen man sie finden kann. Bitte fühlt Euch eingeladen, mich auf einem Spaziergang zu begleiten, wenn es Euren Pflichten nicht im Wege steht." Marikos freie Hand macht eine Geste, die den Gast wie auch das Anwesen umschließt. "Doch ich möchte Euch nicht über Gebühr aufhalten – gewiss harrt mein Gemahl bereits darauf, Euch begrüßen zu können. Es wäre unverzeihlich von mir, meinen Gebieter warten zu lassen." Ihr Lächeln vertieft sich. "Indes würde ich es als erfreuliche Fügung betrachten, sollten sich unsere Pfade heute Abend nochmals kreuzen. Vorausgesetzt, ich vermag ein Gespräch zu führen, das einen Krieger wie Euch nicht beleidigt. Meine Kenntnisse in den Künsten der Bushi sind bedauerlicherweise sehr begrenzt." Damit verneigt sie sich höflich vor dem jungen Samurai. "Bitte, tretet ein und fühlt Euch nochmals im Namen meines Gemahls willkommen geheißen."

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