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Mindjammer 2.0
YY:
--- Zitat von: Colgrevance am 22.03.2015 | 18:27 ---Ich wüsste nicht, dass es eine allgemein akzeptierte Definition von "Selbst" gibt - kannst du mir da eine Quelle nennen?
--- Ende Zitat ---
Wer würde denn auf den Gedanken kommen (und warum), eine perfekte Kopie als zu seinem eigenen Selbst gehörig zu betrachten, wenn sie vor ihm stünde?
Daran scheitert es doch schon.
Natürlich könnte man das so sehen, aber damit lügt man sich mMn nur selbst in die Tasche - weil das allemal angenehmer ist als der Gedanke, sich umbringen zu lassen, damit ein Abziehbild zum Saturn gefunkt werden kann und sich dort alle freuen, das "Original" bei sich zu haben.
--- Zitat von: Colgrevance am 22.03.2015 | 18:27 ---Genau, aber es wäre ja zumindest denkbar, dass ein "Ferntransport" auch möglich ist, der keine Kopien erstellt, sondern das Original in seiner kompletten "Essenz" teleportiert. Ich würde dir aber zustimmen, dass das nach momentanem Wissenstand eher in Fantasy abdriftet....
--- Ende Zitat ---
Denkbar ist das, ja.
Nur ist zumindest in EP das Verfahren recht eindeutig beschrieben und damit hat sich dieser Gedankengang ziemlich erledigt.
Die "einfachste" Variante wäre natürlich eine körperliche Teleportation mittels Wurmloch o.Ä., aber damit hätte sich das transhumanistische Drumherum weitgehend erledigt und das ist ja gerade nicht gewollt.
Sonst hätte man ja auch gleich festlegen können, dass die Technologie der Portale so weit verstanden ist, dass man eigene bauen kann - mit entsprechenden Auswirkungen auf das Setting.
Wisdom-of-Wombats:
--- Zitat von: Colgrevance am 22.03.2015 | 18:27 ---Ich würde dir aber zustimmen, dass das nach momentanem Wissenstand eher in Fantasy abdriftet....
--- Ende Zitat ---
Deswegen spielt EP nach einer Singularität. Und ich glaube sehr wohl, dass ein vollständig kopiertes Bewusstsein das Original ist, denn das kopierte Bewusstsein wird es nicht anders wissen und sich deshalb als Original erleben. Und wenn die Technik am Ende gut genug ist, zwei oder mehr Originale wieder zu einem ganzen zu machen, dann ist es am Ende immer dasselbe Individuum, um ein paar Erfahrungen reicher.
Übrigens hat EP hier auch so etwas wie Stabilitätspunkte. Es ist zwar technisch möglich, Forks zu bilden, zu reintegrieren und auch den Körper zu wechseln. Es geht aber nicht spurlos an der Psyche des Egos vorrüber.
Insofern: ich halte EP (auch was die Darstellung des Sonnensystems angeht) für Science Fiction, im besten Sinne des Wortes. Auch wenn einiges sicherlich Fringe Science sein dürfte.
Haukrinn:
--- Zitat von: Rumspielstilziel am 22.03.2015 | 18:01 ---Und da sind wir wieder bei der Religion: Ich halte eben die Vorstellung, die Person sei ein Informationsmuster im Gehirn für kein bisschen weniger Glaubenssache als die Vorstellung, die Person sei irgendwas körperloses, was von Gott kommt und den Körper nur bewohnt. Beides scheint mir vor allem dem Zweck zu dienen, den Menschen über seine Sterblichkeit hinwegzutrösten, mal mit einer magischen und mal mit einer technischen Begründung.
--- Ende Zitat ---
Und genau das ist ja die zentrale Prämisse der Singularity-Anhänger. ;)
Wisdom-of-Wombats:
--- Zitat von: Haukrinn am 22.03.2015 | 18:39 ---Und genau das ist ja die zentrale Prämisse der Singularity-Anhänger. ;)
--- Ende Zitat ---
Sozusagen innerweltliche Transzendenz.
Ucalegon:
Also doch zu EP:
--- Zitat ---MENTAL HEALTH
In a time when people can discard bodies and replace
them with new ones, trauma inflicted on your mind
and ego—your sense of self—is often more frightening
than grievous physical harm. There are many ways
in which your sanity and mental wholeness can be
threatened: experiencing physical death, extended
isolation, loss of loved ones, alien situations, discontinuity
of self from lost memories or switching morphs,
psi attack, and so on. Two methods are used to gauge
your mental health: stress points and trauma.
--- Ende Zitat ---
EP Core, S.209.
Dass EP eine Stress/Sanitymechanik mit Traumata und dem vollen Cthulhu-Programm hat, hat einen Setting-Grund. Viele der fiktiven Autoren der Beschreibungstexte in den Büchern (denke gerade an den Typen vom Mars in Sunward) sprechen an, dass sie von Ereignissen rund um den fall traumatisiert sind und überhaupt hängt irgendwie fast alles mit dieser Apokalypse zusammen. EP ist kein Modell für eine stabile Gesellschaft, die ihre Technologie im Griff hat, das sagt schon der Name Eclipse Phase aus und es spielt für das Setting eine zentrale Rolle, dass irgendwie alles im Wandel ist und niemand weiß, wie das Sonnensystem 20 AF aussehen wird. Die meisten Leute von der Erde hatten den Luxus, sich Gedanken über Kontinuität etc. zu machen nicht, weil mit dem Fall ihre gesamte Lebensrealität zusammengebrochen ist. Das als optimistische transhumanistische Vision zu verstehen ist eine Lesart, die das Material schlicht nicht nahelegt und das werden auch Boyle et al. sicher nicht einfach so unterschreiben. Das heißt nicht, dass transhumanistischer Optimismus hier keine Rolle spielt, aber selbst echte Transhumanisten wie Anders Sandberg gehen nicht einfach über den Horror/Conspiracy/Dystopia Aspekt des Settings hinweg.
MJ hat all das nicht. Das sollte man, wenn man denn unbedingt vergleichen muss, berücksichtigen.
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