Man macht sich leicht falsche Vorstellungen von der Seefahrt im Mittelalter, da man immer an die spanische Armada, Sir Francis Drake, die Karibik und den roten Korsaren denkt. Tatsächlich machte die Seefahrt ab dem 14. Jahrhundert Quantensprünge. Die Koggen, die den Erfolg der Hanse begründeten, waren z.T. bereits große Schiffe mit 300-600 t und 150 bis 250 Mann Besatzung. Sie konnten bei entsprechender Bewaffung auch als Kriegsschiffe eingesetzt werden. Die Kogge wurde jedoch fast ausschließlich in Nord- und Ostsee eingesetzt.
Die Handelsschiffe der Mittelmeerländer im Jahre 1265 waren hingegen vermutlich nicht besser entwickelt als zu Zeiten der Römer. Im 13. Jahrhundert waren die Drachenboote der Wikinger noch die seetüchtigsten Schiffe der Welt. Eine komplizierte Takelage oder gar mehrere Masten wird man auf einem neapolitanischen Handelsschiff im Hochmittelalter vergeblich suchen. Es wird vermutlich nicht länger als 15-20 Meter sein und kaum mehr als 4-5 Knoten Geschwindigkeit erreichen. ByCs Schätzung von 150 km an einem guten Tag kommt mir realistisch vor.
Das Schiff wird von Neapel nach Palermo unter Land segeln, ein kritischer Moment wird das Kreuzen der Straße von Messina, wo durch die Düsenwirkung der Meerenge starke Winde stehen können. Je nach Jahreszeit kann man außerdem mit Mistral oder Scirocco zu kämpfen haben. Wenn der Wind nicht ungünstig steht und zum Ankern zwingt, kann man Palermo nach vier Tagen erreichen.
Die Überfahrt nach Tunis wird weitere 2-3 Tage in Anspruch nehmen, wenn der Wind günstig steht. Da eine exakte Positionsbestimmung unmöglich war, man (glaub ich) auch keinen Kompass hatte und Strömung und Abdrift schwer einzuschätzen waren, wird man die afrikanische Küste sicherlich nicht direkt bei Tunis erwischen, sondern womöglich deutlich daneben liegen...