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Wieviel Mechanismen braucht Rollenspiel?

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D. M_Athair:

--- Zitat von: Lysander am 20.06.2015 | 22:31 ---Entweder ich will nur Erzählen oder verbindlich simulieren, wozu ich Regeln brauche.

--- Ende Zitat ---
Selbst bei verbindlicher Simulation brauche ich nicht viele Regelwerk-Regeln. Freiform-Spiele können deutlich simulativer ausfallen als DSA4- oder Hârnmaster-Abende. Es sind andere Regeln, die da wichtig werden. Zum Beispiel die Kenntnis von Spielwelt-Zusammenhängen und -mechanismen, Regeln wer welche fiktionalen Inhalte einbringen darf, Übereinkünfte über Plausibilitäten, ...

Lysander:
Klingt nach viel Verhandeln und Absprache. Genau das spare ich mir mit guten Attributs-Werten. Da wird es einfach schematisch  zusammengefasst abgebildet. Ohne diese Abbildung  habe ich nur ein schwammiges Bild, man muß endlos beschreiben, diskutieren oder streiten was Sache ist. Wie Komplex man das benutzt sehe ich wechselhaft: Manchmal sind Kämpfe mit Trefferzonen usw interessant , zb in einem Duell. Beim 20ten Ork kriegt man einen Krampf in der Wuerfelhand und an den Nerven, also eher zusammenfassen. Also kan man ruhig von Einfach zu Komplex wechseln.

Abaton23:
Wenn komplexe Regelwerke das Spiel mehr unterstützen würde, dann darf man schon auch mal darüber nachdenken, warum die großen Verlage alle 8-10 Jahre ein neues Regelwerk raushauen. Schach gibts seit 400 Jahren - unkompliziert, dafür sehr komplex. Die Regeln sind konstant, genauso wie zentrale Mechanismen im Rollenspiel. Auch zahllose andere Gesellschaftsspiele haben seit ihrem Erscheinen konstante Regeln. Trotzdem verbasteln viele RPGs mathematische Subsysteme ohne Spielrelevanz.

Die Blütezeit der RPGs war die zweite Hälfte der 80er und die 90er-Jahre. Zu der Zeit waren die Regelwerke der deutschen Mainstream-Systeme Midgard und DSA deutlich schlanker. Ab Mitte der 2.000er waren diese in der 4. Ed. plötzlich aufgeblähte Regelteile. Hat das dem RPG-Markt geholfen? Jetzt gibts die 5. Ed. Sämtliche Regelschreiber wollen derzeit ne Kehrtwende, hin zu schlankeren Systemen. Midgard hat heftig entschlackt. Nach der anfänglichen Motzerei von Altspielern während der Entwicklung, wird die neue Ed. mittlerweile "fast" vollständig begrüßt. DSA will entschlacken, befindet sich aber noch in der Abwehrschlacht gegenüber ewig gestriger Kritiker. Der Mut zu radikaleren Kürzungen scheint in der Redaktion durch (sinnlose?) Diskussionsrunden arg gedämpft. Zumindest zeigt eine 5. Ed. in 40 Jahren, dass das bisherige Regelwerk wohl nicht der Weisheit letzter Schluss war.

Ich beobachte auf CONS und unserem lokalen Verein, dass selbsternannte RPG-Kenner gerne komplexe Systeme anpreisen. Ich vermute, bei einigen kommt eine Form der Überlegenheit auf, wenn sie am Tisch alleine erklären können, wie es "richtig" geht und sie vor Anderen den Fachmann raushängen dürfen. Toll für deren Ego, scheisse für Neuinteressenten. Guckt man in laufende Runden, findet man mittlerweile selten Spieler unter 30 Jahre. Wie alt waren die alle noch, als sie selber zum RPG kamen? Gibt der Unterschied, derzeitiges Durchschnittsalter gegenüber Einstiegsalter zu denken? Warum waren wir im Einstiegsalter 12 - 17 Jahren so begeistert, trotz der damals schlankeren Regeln? Wer bestimmt eigendlich Diskussionen in RPG-Foren? Neuinteressenten oder selbsternannte RPG-Kenner? Wer ist die Zielgruppe der Verlage in der 5. Ed.? 500 Hardcoresammler oder 20.000 Neueinsteiger?

Rhylthar:
Oh, da sind aber einige gewagte Thesen dabei...aufgeblähten Regeln die "Schuld" am Rückgang des RPG-Hobbys zu geben, halte ich für...überdenkenswert.

Auch die "Rückbesinnung" auf schlankere Systeme hat sicherlich noch viele andere Gründe.

Chruschtschow:

--- Zitat von: Lysander am 21.06.2015 | 09:41 ---Klingt nach viel Verhandeln und Absprache. Genau das spare ich mir mit guten Attributs-Werten. Da wird es einfach schematisch  zusammengefasst abgebildet.
--- Ende Zitat ---

Es tut mir leid, aber das ist schlicht falsch. Du kannst unfassbar lange Diskussionen über Regeln haben. Es gibt einen Grund, warum die meisten Rollenspieler mit dem Begriff "Regelanwalt" was anfangen können. Mit vielen Jahren D&D 3.5-Erfahrung kann ich da ein Lied von singen.



--- Zitat von: Lysander am 21.06.2015 | 09:41 ---Ohne diese Abbildung  habe ich nur ein schwammiges Bild, man muß endlos beschreiben, diskutieren oder streiten was Sache ist.

--- Ende Zitat ---

Und auch das ist schlicht und ergreifend falsch. Es gibt sehr viele Systeme, die Dinge offen lassen und es wird dennoch am Tisch nicht lang und breit verhandelt. Auch da spreche ich aus Erfahrung, da ich in den letzten Jahren reichlich narrative Systeme, da vor allem Fate, gespielt habe. Mit erfahrenen Runden. Mit Runden aus Rollenspielneulingen. Mit gemischten Runden. Mit Runden, die normalerweise "klassischere" Systeme spielen. Das, was du da beschreibst, kommt wenig bis nicht vor.

Ich habe ebenfalls langsam den Eindruck, dass du mal ein bisschen über den Tellerrand deines Systems / deiner Systeme schauen solltest.

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