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Wieviel Mechanismen braucht Rollenspiel?

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Chiarina:

--- Zitat von: Lysander ---Talentproben sind Altag, dessen Simulation und somit die Darstellung auch der Entwicklung der Spielfigur. Das moechte ich schon darstellen.
--- Ende Zitat ---

Dann mach das, aber probiere freies Erzählspiel mal aus. Das wäre so in etwa meine Position.

Ich war früher auch von durchdachten, komplexen Systemen geflasht... von Midgard mit seinen Kontrollbereichen, von Hârnmaster mit seinem intelligenten Würfelsystem, bei dem die Wahrscheinlichkeit für kritische Ergebnisse parallel zu den gesteigerten Skills mitwächst, usw. Irgendwann fand ich das aber immer weniger spannend und sah mich nach etwas Neuem um.

Und dann hatte ich so eine Art Initialerlebnis in Sachen freiem Erzählspiel, wo einfach fast alles geklappt hat - ohne jeglichen Würfelwurf. Es war spannend, es war intensiv und es hat nichts gefehlt. Ich hatte so etwas noch nie erlebt und es war sicherlich mein bestes Rollenspielerlebnis seit vielleicht 10 Jahren... und es war scheißegal, ob ein Charakter "Prima Plätzchen backen" gelernt hatte oder nicht. Wenn der Spieler der Meinung war, die Dinger sind lecker, dann sind sie eben lecker. Ich war noch nie so nah dran am Geschehen wie in dieser Runde... und dafür musste ich erst 47 werden! Jetzt will ich mehr davon! Und die Vorbereitungen laufen. Vielleicht werde ich demnächst mal berichten.

Es ist sicherlich so, dass das nicht für jeden etwas ist. Ich rate aber allen Rollenspielern, es mal auszuprobieren.

Chruschtschow:

--- Zitat von: Sonja am 13.06.2015 | 23:48 ---Aber was soll das ausgerechnet beim Rollenspiel? Drolliger historischer Ballast, weiter nichts.
--- Ende Zitat ---

Rollenspiel braucht Regeln. Immer. Jedes Rollenspiel. Wenn Kinder "Räuber und Gendarm" gewinnen, dann gibt es auch Regeln zur Konfliktresolution. Anna brüllt: "Peng, du bist tot." Thomas ist dann auch tot, weil ihm andernfalls die einen halben Kopf größere Anna auf andere Weise den Konflikt beilegt. Oder vielleicht verwendet sie auch nur Regel 0, die auch wir Rollenspieler kennen: "Spiele nicht mit Idioten."

Jetzt möchten wir natürlich am Spieltisch nicht nur simple Doch-Nein-Doch-Nein-Doch-Nein-Duelle erleben, so unterhaltsam sie beim ersten Anschauen sein mögen, wenn sich zwei Personen gesetzteren Alters (als Enddreißiger habe ich solche inklusive meiner eigenen Person in den Spielrunden) so etwas geben. Aber auf Dauer ist der Schritt von der impliziten zur expliziten Regel zur Konfliktresolution dann doch mal sinnvoll. Und sei es so eine einfache Regel wie in Fiasco mit Establish oder Resolve. Das ist nicht für jeden was, manche mögen auch ein Zufallselement. Da kann man eine Münze werfen, aber wenn jemand mit einem Raketenwerfer zum Boxkampf kommt, verstehe ich, dass er sich bessere Chancen als 50% ausgerechnet hat. Auch da verstehe ich, dass hier einer etwas feineren Einstufung Rechnung getragen werden kann. Und schon merken die Leute, dass sie Spaß dran haben und du hast Attacks of Opportunity und allseits beliebte Regeln für einen Grapple.

Darum machen Regeln also nicht nur als historisches Anhängsel Sinn. Sie sind grundlegender Baustein für funktionierendes Rollenspiel. Andernfalls gewinnt Anna, die auch weiterhin immer einen Kopf größer war als alle anderen und später mal im Mittelgewichtsboxen reichlich Preise einheimste, jeden Konflikt im Spiel... :d

Und zu Abatons These von der Probe:
Ja wie soll eine zufallsbasierte Entscheidung denn sonst aussehen? Ich nehme einen Zufallsgenerator (Probe 1. Teil). Ich passe die Ausgabewerte durch die Regeln an die Spielsituation an (Spielwert, Fertigkeit, die Unterscheidung macht bei konsequenter Dekonstruktion keinen Sinn und die Fertigkeiten sind Teilmenge der Spielwerte). Ich lasse mir ein Ergebnis geben (Probe 2. Teil). Fertig. Das ist keine Häresie, das ist trivial.

Und den besten Grund für gute Regeln hat 1of3 genannt:
Creative Constraints.

Chiarina:
Lieber Chrustschow, ich kann nicht erkennen, dass Sonja etwas über Regeln allgemein gesagt hat.


--- Zitat von: Sonja ---Brettspiel ist Brettspiel, und das ist auch gut so. Aber was soll das ausgerechnet beim Rollenspiel?
--- Ende Zitat ---

Es geht um eine bestimmte Art von Regeln: die brettspielartigen.

Chruschtschow:
Du hast recht, ich hätte eher Huntress von der Seite davor zitieren sollen, der Sonja im Beitrag drauf zustimmt.

Chiarina:
Ah. Da hast du wieder Recht (und ich hatte es nicht mehr auf dem Schirm). Das ist schon etwas kurzsichtig.

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