Pen & Paper - Spielsysteme > Fate

Fate subtil?

(1/4) > >>

Chiarina:
Hallo,

Ich habe eine konkrete Kampagnenidee und eine ganze Weile darüber nachgedacht, mit welchem System ich da herangehe. Inzwischen habe ich mich dazu durchgerungen, es mal mit Fate zu versuchen. Zunächst mal ein paar Stichworte zur allgemeinen Verortung:

Die Kampagne spielt auf unserer Erde in unserer Gegenwart. Es geht um ominöse Geheimtechnologien, Investigationsaufgaben, Untergrundsekten, Drogentrips, und letztlich um die Grenzen unserer Realität und Wahrnehmung, auch ein Apokalypse-Gedanke ist in der Idee verankert.

Dann erzähle ich euch erstmal, warum ich mit Fate gezögert habe:
1. Die Charaktere sollten keine oder nur wenige übernatürliche Fähigkeiten besitzen. Das Übernatürliche wird erst ganz allmählich auf sie zu kommen. Die Charaktere können aus dem Detektivbereich stammen, aber Intellektuelle, Techniker, irgendwelche Spinner u. ä. sind auch denkbar. Es geht bei den Charakteren also zumindest so einigermaßen um Menschen wie du und ich. Ich war ein wenig unsicher, ob das das richtige für Fate ist, das ja großen Wert auf "kompetente" Charaktere legt. Ich will jedenfalls auf gar keinen Fall Superhelden.
2. Ich hätte bei dieser Geschichte gern eher einen langsamen Aufbau. Dieser Gedanke von Fate am besten direkt mit der größtmöglichen Action in die Story hineinzuspringen möchte ich diesmal gerade nicht. Ich möchte vielmehr in ein Spiel, in dem mehr oder weniger Alltag dargestellt wird, hin und wieder ein paar kleine Verunsicherungen einbauen, die sich irgendwann verdichten und zu überraschenden Erkenntnissen führen.

Obwohl ich also ein paar Bedenken habe, werde ich´s wohl mal mit Fate versuchen. Immerhin ist es ein System, in dem ich schon ein wenig Erfahrung gesammelt habe, das ich halbwegs regelleicht finde, das einen narrativen Schwerpunkt hat und in dem Dramabestandteile relativ leicht zum tragen kommen. Das sind für meinen Geschmack eher Pluspunkte. Auch die Tatsache, dass inzwischen die meisten Rollenspieler eine Vorstellung davon haben, was es bedeutet, wenn jemand Fate sagt, finde ich gut.

Allerdings habe ich den Eindruck, ich könnte noch ein bisschen Lektüre gebrauchen. Die Fate-Settings, die ich bisher gelesen habe, sind ähnlich durchgeknallt, wie das, was ich vorhabe, aber sie sind es viel offensichtlicher und offensiver. Gibt es irgendwo Settings oder Ideen für Fate, die erstmal von unserer stinknormalen Gegenwart ausgehen? In denen dir das Übernatürliche nicht gleich in der ersten Szene um die Ohren fliegt, sondern auf leisen Sohlen um die Ecke kommt?

Vielleicht habt ihr ja ein paar Lektüreempfehlungen für mich (und übrigens: auch wenn sich das alles ein wenig nach Lovecraft anhört mag ich leider den Mythos nicht. Daher nach Möglichkeit keine Cthulhu-Ableger.)

Achamanian:
Falls du es dir mit dem System doch noch mal überlegst: Für mich klingt das ja 100pro nach Gumshoe ...

Selganor [n/a]:
Dresden Files faengt ja auch erstmal "harmlos(er)" an.

Ein Privatdetektiv ist auf der Suche nach einem Serienmoerder. Gut... der Privatdetektiv kann gleich von Anfang an zaubern und der Serienmoerder ist auch Magier, aber es gibt keinen Grund die Sache nicht auf einem niedrigeren Powerlevel anzufangen.

Also erstmal die Charaktererschaffung ohne irgendwelche uebernatuerlichen Optionen (Stunts, Aspekte, "Powers", ...), dann aber im Laufe der Runde kann man nach und nach immer weitere Optionen reinbringen.

Dank der Milestones kann man ja dann auch problemlos mal "umtrainieren" und (wenn man will) die sich bietenden weiteren Moeglichkeiten nutzen.

Und fuer den reinen "Powerlevel" bietet sich an strategisch guenstiger Stelle dann ein erhoehter Refresh an, den man (wenn man will) ja gleich in "freigeschaltete" Powers o.ae. umsetzen kann ;)

Wenn du den Spielern noch einen Anreiz geben willst, dass sie auch "rein menschlich" bleiben (also ohne magische Powers o.ae.) kannst du ja den Dresden Files Ansatz machen.
Jeder der keinerlei Powers o.ae. hat (also komplett menschlich ist) kriegt +2 Refresh.

Das heisst dann aber im Gegenzug, dass schon der erste "magischer" Stunt/Aspekt bzw. eine erste -1 (oder sogar -0) Refresh Power gleich mal 2 Refresh mehr kostet (weil der Charakter ja jetzt kein "True Mortal" mehr ist)

Kampfwurst:
Naja, kompetent bedeutet ja nicht gleich Superheld. Es bedeutet lediglich, dass man im Zweifel davon ausgeht, dass der Charakter seine Sachen, die durch seine Aspekte beschrieben sind, beherrscht. Bei anderen Systemen kann es durchaus vorkommen, dass z.B. ein Mordkommissar gerademal eine 20% chance hat auch nur die offensichtlichsten Hinweise am Tatort zu finden. Fate geht davon aus, dass er das kann, eben weil er ein "Mordkommissar" ist. Deswegen kann er natürlich noch lange nicht durch Wände sehen oder Kugeln mit der Hand abwehren. Es bleibt alles im Rahmen der Spielwelt.
Fate an sich ist natürlich eher auf Charaktere ausgelegt, die ein wenig "over the top" sind. Aber das kann durchaus für knurrige Detektive, schrullige Professoren und ähnliches gelten, und muss nicht zwangsläufig nur überpowerte Charaktere bedeuten.

Wie langsam oder schnell die Geschichte voran geht, hängt ganz allein davon ab, wie du das aufbaust. Du kannst z.B. im ersten Abenteuer direkt mit hightech Drogentrips in die übernatürliche Welt eindringen. Oder deine Spieler erst einmal das Aufkommen einer neuen Droge beobachten lassen, und dem nachgehen. So kannst du dann stückchenweise die Spieler die Welt enthüllen lassen.

Da gibt es einen schönen Artikel von Robert Hanz, der sich mit dieser Art Pacing befasst, vielleicht hilft dir das ein wenig weiter:
https://plus.google.com/u/0/+RobertHanz/posts/Y8ydpRhc4kk

Chruschtschow:
Klingt so, als wolltest du SLIP spielen.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln