Pen & Paper - Spielsysteme > Fate
[Turbo-Fate] das schicksalhafte Melken einer Kuh
Nørdmännchen:
Kleiner Nebeneinwurf:
Recht spannend ist der lange Weg von Überlegungen, die sich Ryan Macklin zu dem Thema gemacht hat.
Hier spricht er sich, im Grundtenor der im OP erwähnten Kritiker, gegen Approaches aus.
Inzwischen ist er völlig begeistert von dem Konzept.
Ganz kurz: Er freut sich über die Art und Weise, in der Approaches die Konversation aufklären - bezüglich der Situation und Positionierung des Charakters in der Fiktion. (Stichwort: fictional positioning.) Damit würde die "Begründbarkeit" (ist das ein Wort?) zu einem Prozess transparenter Kommunikation und fiktiver Aktivität führen. Außerdem macht er einige interessante Vorschläge für Hacks.
Auf seinem Blog finden sich noch einige andere Artikel zu dem Bereich.
Kampfwurst:
Das ist das altbekannte "wie schleicht man kraftvoll" Problem.
Die Lösung ist letztlich: gar nicht. Denn das ist bei Turbo-Fate die falsche Frage. Fate funktioniert am besten mit Problem-orientierten Ansätzen, nicht mit Aufgaben-orientierten Ansätzen. Das bedeutet, dass du keine Aufgabe stellst (melk die Kuh, knack das Schloss, schleich an den Wachen vorbei), sondern ein Problem (du brauchst Milch, du musst durch die Tür, komm unbemerkt in den Turm des Magiers).
Nur dadurch, dass du die Frage eben anders stellst, löst sich das Problem in Luft auf. Denn ich kann ohne weiteres tückisch (ich klau dem Bauern welche) oder tollkühn (ich überzeuge ihn davon, dass er mir Milch gibt) oder kraftvoll (ich bedrohe ihn) Milch besorgen, ohne auch nur in die Nähe der Kuh zu kommen.
Außerdem hat das einen weiteren Vorteil. Du präsentierst ein Problem, der Spieler präsentiert einen Lösungsansatz, und aus der Art wie er es beschreibt ergibt sich dann, welche Methode am ehesten zu dem passt was er beschreibt, und darauf würfelt er dann.
Und da bildet das ganze dann auch schön einen Kreis: Ein Spieler mit einem sorgfältigen Charakter wird häufiger beschreiben, wie sein Charakter die Probleme sorgfältig angeht. Nicht, (nur) weil das seine höchste Methode ist, sondern weil sein Charakter eben sorgfältig ist. Es ist also durchaus im Sinne des Erfinders, wenn ein Charakter seine höchste Methode relativ häufig einsetzt, denn so geht er nunmal Probleme an.
Andererseits kann eine Aktion natürlich auch Nachteile mit sich bringen. Dabei lassen sich einige der Methoden gut als Gegensätze gegenüberstellen: sorgfältig/flink kraftvoll/scharfsinnig und tückisch/tollkühn. Sorgfältige Aktionen sind nicht flink (das weiß ich, weil man mir das oft genug sagt mit meinem sorgfältigen Charakter ;D ), flinke Aktionen sind nicht sorgfältig usw. Es kann also immer sein, dass der Charakter zwar die Aktion schafft, damit aber andere Probleme erzeugt, die sich dann aus eben dieser Aktion ergeben. Klaust du tückisch die Milch oder bedrohst den Bauern kraftvoll, wird in der Gegend irgendwann ein Verbrecher gesucht, dessen Beschreibung auf dich passt. Machst du es tollkühn, dann kommt irgendwann jemand auf dich zu und will deine Hilfe, weil sich deine Angeberei verbreitet hat, und jetzt sollst du den Drachen besiegen.
Bei den besser passenden Methoden sind diese Effekte natürlich weniger gravierend oder gar nicht vorhanden.
achlys:
@Kampfwurst: Klingt erstmal einleuchtend, aber wie funktioniert das dann konkret z. B. im Kampf? Also immer dann, wenn kleinteilige Beschreibung und im klassischen Spiel auch kleinteilige Aktionen verlangt wird? Genau hier hatten wir das letzte Mal Verständnisprobleme.
Gesendet von meinem GT-I9506 mit Tapatalk
1of3:
--- Zitat von: La Cipolla am 9.04.2016 | 08:56 ---1. Du musst schon bedenken, dass das Melken einer Kuh ein sehr spezifischer Vorgang, kein Ziel ist. Sozusagen das Äquivalent von "Tür eintreten", nicht von "in den geschlossenen Raum kommen" oder auch nur "die Tür öffnen"; Wenn es bspw. darum ginge, an frische Milch zu kommen, sähe das Ganze schon komplett anders aus. Insofern ist das ein sehr eingeschränktes Beispiel.
--- Ende Zitat ---
Das mag zwar sein. Es mag aber auch nicht sein. An diesem Problem ist schon der naive Begriff von Conflict Resolution zerschollen. Du kannst natürlich sagen: "Gewürfelt wird nur, wenn dadurch in Folge andere Charaktere affiziert werden." Das ist aber schon ein deutlich spezifischerer Ansatz als die Regeln per se vermuten lassen.
nobody@home:
--- Zitat von: achlys am 13.04.2016 | 07:37 ---@Kampfwurst: Klingt erstmal einleuchtend, aber wie funktioniert das dann konkret z. B. im Kampf? Also immer dann, wenn kleinteilige Beschreibung und im klassischen Spiel auch kleinteilige Aktionen verlangt wird? Genau hier hatten wir das letzte Mal Verständnisprobleme.
Gesendet von meinem GT-I9506 mit Tapatalk
--- Ende Zitat ---
Zum einen ist "Kampf" als Konzept erst mal ein gaaanz weites Feld, auf dem jede Methode zum Einsatz kommen kann. Das ist auch ganz gut so, schließlich will ich ja keinem Spieler (und schon gar nicht bei Fate) gerade dann ein "muahahaha, tja, wenn du die richtigen Methoden gewählt hättest, wäre dein Charakter jetzt nicht so ein Loser!" aufs Auge drücken.
Und zum anderen: wieso eigentlich verlangt ein Gefecht "kleinteilige Beschreibungen" und was soll ich mir darunter konkret vorstellen? Wenn mein Barbar seine Axt schwingt, um einen Goblinmob um ein paar Köpfe zu erleichtern und sich den Rest für diesen Austausch vom Hals zu halten, klingt das für mich erst mal ziemlich plausibel nach 'nem Kraftvollem Angriff mit entsprechendem Verteidigungsansatz. Und sein Sorgfältiger Hoplitenkumpel kann in der Zwischenzeit effektiv genau dasselbe machen, indem er z.B. beschreibt, wie er seine Gegner immer im Auge behält, seinen Schild möglichst optimal zwischen ihnen und sich selbst positioniert, und Gelegenheiten zum Gegenangriff so ausnutzt, wie sie sich ihm gerade bieten...zumindest rein von den Methoden her sehe ich kein Riesenproblem damit, einfach alle Spielercharaktere im Kampf gleich effektiv sein zu lassen, indem halt jeder in einem zu seiner besten Methode passenden Stil kämpft. (Und wenn das bedeutet, daß der Gruppenfeigling seine Gegner besiegt, indem ihnen ständig schicksalhafte Unfälle passieren, während er vor ihnen wegläuft und sie ihn verfolgen -- eh, meinetwegen, wenn's denn die Art von Kampagne sein soll.)
Wenn das jetzt ein bißchen so klingt, als wäre ich dafür, daß der Profikrieger im Kampf gar keine bessere Figur machen soll als der Bürohengst:
-- Erstens ist der Bürohengst, wenn er denn schon in derselben Gruppe ist wie der Profikrieger, auch ein Spielercharakter und schon allein deswegen nicht wie alle anderen Bürohengste, die es im Setting noch geben mag;
-- und zweitens gehe ich schon davon aus, daß der Profikrieger tendenziell ein paar mehr und/oder passendere "Kampf"-Aspekte und Stunts haben wird, während sein Kollege von der Aktenfront seine persönlichen Stärken halt doch etwas woanders verortet. Die Methoden alleine müssen den Unterschied also gar nicht tragen.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln