Pen & Paper - Spielsysteme > Savage Worlds Regelsystem
Neue Angeschlagen-Regelung (2015)
Vasant:
--- Zitat von: Kardohan am 18.06.2016 | 23:15 ---Es gibt KEINEN Stunlock, nur Spieler die die Regel nicht wirklich geblickt haben, denn mit einem Bennie konnte man sich immer freikaufen. Freie Aktionen waren immer erlaubt und nach einem Erfolg war man (auch) nicht angeschlagen war aber eine weitere Runde in den Handlungen "eingeschränkt". Alle Talente ,die einem den Willenskraft-Wurf verbessern waren wirklich wertvoll. Selbst ein absoluter Pazifist konnte da mit Zaubern wie Stun bzw. Tricks und Willensproben was reissen, von Teamtaktiken mit 2x Angeschlagen = 1 Wunde bei knackigen Gegnern mal abgesehen.
Nebenbei sind Untote, Konstrukte und Truppen unter Command mit der neuen Regel einen Sack voll gefährlicher, da Angeschlagen bei ihnen eigentlich irrelevant ist.
Die neue Regel ist NICHT schneller und setzt keine Bennies für kewle Aktionen frei, denn die gehen jetzt öfter für das Wunden wegstecken drauf. Gerade in Pinnacles Settings mit vergleichsweise viel Horror fällt das besonders auf.
Diese Regel ist schlicht und einfach ein UNNÖTIGES Zugeständnis an die neuen Savages, die von anderen neuen System "versaut" wurden, meinen immer Handeln zu müssen und die Krise kriegen wenn ihr "Held" mal auf Freie Aktionen beschränkt ist (wobei die meisten garnicht wissen was sie da alles trotzdem noch machen können).
Aber den Verlust an Taktik mal beiseite, vergällt einem die Art der Einführung diese Regel. Sie wurde einem einfach so in den Rachen geschoben, nachdem 13 Jahre (!) sich KEINE Sau darüber beschwert hat und Neulinge stets im Forum geduldig auf die Implikationen hingewiesen wurde. Dann wurde es auch noch eine Grundregel, statt einer Settingregel für die Leute die pulpigeres und actionreicheres Spiel wollen.
Zum Glück kann man sie ignorieren oder wieder als Settingregel einführen.
Außerdem wenn man sie einführt, so sollte man sagen können auf wessen Mist sie gewachsen ist. Sie materialisierte einfach so, keiner will es gewesen sein und sie wurde "extensiv gespieltestet", wobei keiner der Spieler die in diesen Gruppen sitzen sich daran erinnern können.
--- Ende Zitat ---
Davon finde ich manches tatsächlich noch mal kommentierenswert:
Der Stunlock-Effekt tritt bei Statisten wahrscheinlich trotzdem auf, da der SL seine wertvollen, nicht aufstockbaren SL-Bennies nicht für die Wildcards herausgeben will (und auch gar nicht in der Frequenz ausgeben kann oder soll). Spieler wiederum können die Bennies nun für spannendere Sachen ausgeben (s.u.) - ich kenne es jedenfalls so, dass die Spieler ihre Bennies mit der alten Regelung aufsparen, um Wunden wegzustecken oder ihren Angeschlagen-Zustand wegzukaufen, wenn sie nicht dran sind, um eine Wunde zu verhindern - ergo sind sie weniger dran und setzten öfter aus. Bei Angriffen bekommen sie Treffer ab, kaufen sich vorher fix das Angeschlagen weg und sind dann wieder angeschlagen. Stunlock.
2x Angeschlagen = 1x Wunde war sicherlich mit Geistiges Duell/Trick + Angriff gemeint, das geht ja weiterhin, indem man seine Angriffe entsprechend abspricht und als Kämpfer dann eben mal abwartet, bis der Provokateur etc. sein Duell ausgeführt hat, statt einfach immer direkt draufzuholzen, wenn man dran ist. Soweit kein Verlust.
In der Buchhaltung ist die neue Regel in den Runden, in denen ich gespielt oder geleitet habe, merklich schneller, da nun keine Unterscheidung mehr zwischen "Angeschlagen" und "Angeschlagen, aber nächste Runde wieder dran" gemacht werden muss. Das war bei größeren Kämpfen tatsächlich für mich sehr nervig. Hab bisher noch nicht gesehen, wie man das elegant lösen kann.
Warum jetzt mehr Bennies für Wunden wegstecken rausfallen soll, seh ich nicht. Da man weniger lang angeschlagen untätig ist und somit auch z.B. verteidigen kann (EDIT: Fixed, war missverständlich), kriegt man ja auch weniger Wunden rein, wenn die Gegner nicht krass taktisch agieren. Wenn sie das tun (abwarten etc., siehe oben) müssten doch genauso viele Wunden wie sonst auch reinkommen. Wo kommen die mehr Wunden her? Weil die Spieler und Gegner öfter agieren, da der angeblich nichtexistente Stunlock-Effekt weg ist wtf?
Dass Untote, Konstrukte und kommandierte Truppen merklich gefährlicher sind, finde ich persönlich super. Obwohl: Die kriegen ja einen Bonus auf ihre Willenskraft-Wurf, und du meintest, dass dieser Bonus mit der neuen Regelung nicht mehr so viel bringt. Ja, was denn nun?
Man kann diese Regelung sicher doof finden, ich seh durch die Argumente allerdings nicht durch.
Pyromancer:
--- Zitat von: Vasant am 19.06.2016 | 00:31 ---In der Buchhaltung ist die neue Regel in den Runden, in denen ich gespielt oder geleitet habe, merklich schneller, da nun keine Unterscheidung mehr zwischen "Angeschlagen" und "Angeschlagen, aber nächste Runde wieder dran" gemacht werden muss. Das war bei größeren Kämpfen tatsächlich für mich sehr nervig. Hab bisher noch nicht gesehen, wie man das elegant lösen kann.
--- Ende Zitat ---
Alt: Angeschlagene Figur kommt dran. Spieler würfelt Willenskraft. Nicht geschafft: Figur bleibt angeschlagen, macht ihre freie Aktion. Geschafft: Spieler dreht Figur, ist nicht mehr angeschlagen um und macht seine freie Aktion. Geschafft mit Steigerung: Spieler dreht Figur um, ist nicht mehr angeschlagen und handelt ganz normal.
Neu: Angeschlagene Figur kommt dran. Spieler würfelt Willenskraft. Nicht geschafft: Figur bleibt angeschlagen, macht ihre freie Aktion. Geschafft: Spieler dreht Figur um, ist nicht mehr angeschlagen und handelt ganz normal. Geschafft mit Steigerung: Spieler dreht Figur um, ist nicht mehr angeschlagen und handelt ganz normal.
Unterschiede in der "Buchhaltung": Nicht vorhanden.
Vasant:
--- Zitat von: Pyromancer am 19.06.2016 | 00:41 ---Alt: Angeschlagene Figur kommt dran. Spieler würfelt Willenskraft. Nicht geschafft: Figur bleibt angeschlagen, macht ihre freie Aktion. Geschafft: Spieler dreht Figur, ist nicht mehr angeschlagen um und macht seine freie Aktion. Geschafft mit Steigerung: Spieler dreht Figur um, ist nicht mehr angeschlagen und handelt ganz normal.
Neu: Angeschlagene Figur kommt dran. Spieler würfelt Willenskraft. Nicht geschafft: Figur bleibt angeschlagen, macht ihre freie Aktion. Geschafft: Spieler dreht Figur um, ist nicht mehr angeschlagen und handelt ganz normal. Geschafft mit Steigerung: Spieler dreht Figur um, ist nicht mehr angeschlagen und handelt ganz normal.
Unterschiede in der "Buchhaltung": Nicht vorhanden.
--- Ende Zitat ---
Ging mir da ausschließlich um größere Mengen von NSCs, die man mit einem "Eimerwurf" abhandeln könnte. Da gibt es dann einfach ein Ergebnis mehr, das zu berücksichtigen ist.
Sashael:
Ich finde ja diesen Teil des Statement ziemlich diskutabel:
--- Zitat ---Es gibt KEINEN Stunlock, nur Spieler die die Regel nicht wirklich geblickt haben, denn mit einem Bennie konnte man sich immer freikaufen.
--- Ende Zitat ---
Das funktioniert halt nur dann, wenn die Spieler genügend Bennies zur Verfügung haben. Man braucht die Dinger ja doch für etwas mehr, als nur dafür, sich aus nem Angeschlagen freizukaufen. Da jetzt Spielern Regeldummheit zu unterstellen, weil offensichtlich ihr Ressourcenmanagement anders gehandhabt wird, finde ich ja doch mehr als unfein.
Da fliesst das leidige Thema Benniefluss mal wieder mit ein. Und das hat hier ja auch schon mehr als einen Thread.
Kardohan:
Wie Pyro schon schreibt, der Buchhaltungsaufwand zwischen alter und neuer Regelung ist nicht vorhanden.
Ein "Stunlock" - so man ihn so bezeichnen will - gab es doch nur, wenn die Leute verletzt oder erschöpft waren. Nur hat man dann sowieso Probleme. Darum hat man damals zugesehen, sobald wie möglich Schmerzresistenz und insbesondere Kampfreflexe zu nehmen. Bei Trupps von Extras war außerdem Anführer sehr wertvoll. Diese Talente und Zauber, die vornehmlich auf ein Verbessern (oder Verschlechtern) des Erholungswurfes bei Angeschlagen abzielen, sind nun nahezu überflüssig und rausgeschmissene Aufstiege.
Was die 2xAngeschlagen = 1 Wunde betrifft so sind sie natürlich weiter möglich, aber in der Praxis ist es unnötig kompliziert geworden und wegen des einfachen Erfolges den man nur noch braucht einfach nicht mehr den Aufwand wert. Warum nun Abwarten wenn ein Gegner von der Initiative her ganz normal handeln kann und so diese konzertierte Aktion zunichte macht.
Gerade Untote, Konstrukte und befehligte Truppe (oder mehreres gemeinsam) sind eigentlich sofort wieder dran (weil sie ja auch noch die volle Bewegungsweite haben), haben die Leute eingekreist und können sofort mit Ganging Up Bonus und Wild Attack (Parade ist denen wurscht) zuhauen. DAHER gehen gerade gegen solche Gegner nun die Bennies eher für das Wegstecken drauf, statt für coole Aktionen.
Bennies für coole Aktionen generiert man auch eher durch einen gesunden Benniefluß und nicht durch das "Abknapsen" an anderer Stelle.
Untote und Konstrukte waren übrigens schon immer gefährlich. Es gibt keinen Grund sie noch gefährlicher zu machen.
Spiel einfach mal einen Charakter mit Pazifist oder keinen Kampffertigkeiten, der sich vornehmich auf Tricks und Willensproben verlässt. Beispiel: Der Cheerleader in Pinnacles Abenteuer Through the Cathode Ray Tube (in der Buffy-esquen Episode). Mit der alten Regel (insbesondere halber BW bei Angeschlagen) konnte man da noch was reissen. Jetzt kann man froh sein, wenn man WEIT hinten steht und die Gegner einen NIEMALS angreifen.
Die Regeländerung geschah schlicht und einfach ohne Grund. Als Settingregel hätte auch niemand etwas zu meckern, aber als Grundregel ist sie schlichtweg für den Popo. Und wie ich schon erwähnte, ist der Hintergrund der Einführung sowieso recht dubios, wo die alte Regel über 13 Jahre und 4 Regelversionen keinen Anlass zur Klage gab. Sowohl die Taktiker und die Theatre of the Mind-Action Spieler konnten mit ihr leben. Erst seit der 5th Ed D&D und einigen anderen Systemen die in den letzten beiden Jahren rauskamen ist es ein Manko mal für eine Runde etwa "runterzuschrauben" und nur freie Aktionen durchführen zu können?
Ich gehe hier übrigens konform mit einigen bekannten SW Autoren, die in ihren Runden die alte Regel als Hausregel weiterführen. Insbesondere die älteren Settings, die zu SWEX und früher geschrieben wurden, wären in manchen Teilen nicht mehr schön spielbar, da entweder die dargelegten Szenen nicht mehr funktionieren oder man die Anzahl der Gegner um einiges zurückschrauben müsste.
Wer die neue Regel mag: Fein
Aber für mich persönlich ist sie eine unnötige Verschlimmbesserung, von denen Pinnacle leider einige in den letzten Jahren brachte. Die anderen konnte man zum Glück geflissentlich ignorieren, aber eine Änderung eines Kernelementes der Regeln ist ein gänzlich anderes Kaliber.
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