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Notizen zu moderner Kriegsführung

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Quaint:
Ja, stimmt schon, man wird da zu verschiedenen Bereichen eigens etwas schreiben müssen.

Ich hab halt mal mit Luftkampf angefangen, weil mir scheint, dass dort die meisten Leute noch am relativ unbedarftesten sind und weil mir aus dem Rollenspielbereich kaum Werke bekannt wären, die dem gerecht werden, auch wenn es gelegentlich ein Rolle spielt (sagen wir mal Shadowrun, das hat ja Werte für Jetfighter, oder auch militärisches Rollenspiel a la Necropolis 2350)

Ich will hier jetzt aber garnicht groß diskutieren
Dennoch mal ein paar Punkte, auch einfach zusätzliche

- im Kurvenkampf, also dem was man im englischen als Dogfight betrachtet, gibt es durchaus Situationen, wo ein Nachbrennereinsatz sinnvoll ist - beim fliegen von engen Kurven sind die allerdings tatsächlich nicht wirklich nützlich (ausser vielleicht die verwendete Maschine hat Einrichtungen zum sogenannten Thrust Vectoring)
- viele Abwehrmaßnahmen gegen Raketen basieren darauf ihnen alternative Ziele anzubieten (Chaff, Flares etwa), da ist es dann soweit ich das im Hinterkopf habe aber doch hilfreich, sehr beweglich zu sein, denn ich kenne das so, dass die Täuschkörper erst abgeworfen werden wenn die Rakete relativ nah ist, und man dann schnell seine Bewegungsrichtung und ggf. Geschwindigkeit ändert, und die Rakete dann hoffentlich einen Täuschkörper angreift; vertrauen würde ich in so Sachen wie Chaff oder Flares aber nur bedingt, soviel ich weiß ist eine moderne Rakete meist schon eine ernste Bedrohung und hat selbst wenn Abwehrmaßnahmen getroffen werden noch eine ernsthafte Chance ihr Ziel zu erreichen
- ist man für die Mission auf die Reichweite von Zusatztanks angewiesen, wirft die dann aber ab, weil man angegriffen wird, ist das zwar naheliegend um sich und seine Maschine zu retten (bzw. bessere Chancen zu haben), kann aber bedeuten, dass die eigentliche Mission aufgrund der dann reduzierten Reichweite unmöglich wird, zumal man im Luftkampf, so man ihn übersteht, möglicherweise auch durch Nachbrennereinsatz noch mehr Sprit verbläst
- Flugzeuge für die luftgestütze Nahunterstützung (englisch: Close Air Support - CAS) unterscheiden sich normalerweise ganz wesentlich von Jagdfliegern oder Jagdbombern; sie sind oft vergleichsweise langsam, aber auch robust; sie haben im Vergleich eine längere Ausdauer und sind auf niedrigere Geschwindigkeiten optimiert, so dass sie im Zielanflug mehr Zeit haben
- Solche Flugzeuge sind im Luftkampf gegen andere Flugzeuge aber meist nicht so arg tüchtig
- CAS wird aber auch oft durch Helikopter durchgeführt, oder durch sogenannte Gunships, im Grunde umgebaute Frachtmaschinen oder andere größere Flugzeuge, die dann in mittlerer Höhe über dem Zielgebiet kreisen und mit meist zu den Breitseiten hin montierten Geschützwaffen Bodentruppen unterstützen (das sind oft Autokanonen mit 30-40mm, oder sowas wie 20mm Vulcan Gatlingkanonen, aber teils wurden auch großkalibrige Kanonen verbaut)
- richtig ist, das es, soweit man weiß (Militär, Geheimhaltung der neusten Tricks etc.), derzeit keine brauchbare Drohne für den Kampf gegen Flugziele existiert und die meisten existierenden Drohnen vergleichsweise leicht abzuschießen wären, hätte die Gegenseite noch moderne Luftabwehr oder Kampfjets
- allerdings habe ich kürzlich erst eine recht glaubwürdige Geschichte aus der Vietnamkriegsera gelesen, nach der man damals mal eine recht tüchtige Zielübungsdrohne umgebaut hat auf manuelle Fernsteuerung, und die dann bei Übungen F-4 Phantom Piloten sehr frustriert hat, weil die mit den frühen Lenkraketen kaum zu treffen war und angeblich so beweglich war, dass sie quasi Kreise um die Phantoms fliegen konnte; ich würde also nicht ausschließen dass auch mal Luftkampfdrohnen gebaut werden, und dass die dann auch tüchtig sind; allerdings wird man die dann nicht mittels gegenwärtiger Sattelitentechnik fernsteuern können, denn die momentanen Systeme können eine beträchtliche Verzögerung haben
- erster Schritt in einem Luftkrieg ist es normalerweise, die Lufthoheit zu erringen; das beinhaltet nicht nur Angriffe auf Militärflughäfen und dergleichen, sondern auch die Zerstörung oder Unterdrückung der feindlichen Luftabwehr; dazu gibt es etwa sogenannte Anti-Radiation Missiles, die sich auf das Radar einer Luftabwehrstellung aufschalten und recht wirksam darin sind, sie zu zerstören und andere Luftabwehrstellungen dazu zu bewegen, doch das Radar lieber nicht an zu machen; eine wirksame Luftabwehr ohne Radar ist aber kaum möglich - ich meine aber, es gäbe da Entwicklungen zur passiven Infrarotortung, die recht vielversprechend sind, etwa ist so ein Gerät auch für den Eurofighter vorgesehen, aber ich kenne noch keine Berichte über den praktischen Einsatz

Lichtschwerttänzer:
Das Problem bei dem Szenario ist, das kompetente Feinde dabei nicht gern mitspielen, sowas böses aber auch

Chruschtschow:
Mittlerweise gibt es Konzepte für passive Radarortung! Das ist wahrscheinlich nichts für Flieger, weil man einiges an Rechenleistung für die Echtzeitanalyse des Wellenfeldes braucht, außerdem wohl auch mehrere Empfänger auf einer größeren Fläche. Aber wir machen halt mittlerweile so viel E/M-Dunst als Zivilisation, dass genug Reflektion mit empfindlichen Empfängern und Rechenpower die Lokalisation von Flugobjekten erlaubt. Übrigens sind die abgeschrägten Flächen von Stealthfliegern dadurch absolut wirkungslos gegen diese Art der Ortung. :)

Quaint:
Oha. Was es nicht alles gibt.

Ich versuche mich mal dem nächsten Bereich zuzuwenden, ich denke einen kleinen Einblick in die militärische Luftfahrt gab es hier ja

Diesmal möchte ich mich um gepanzerte Fahrzeuge bzw. Panzer kümmern

- Panzer sind nicht die behäbigen Ungetüme als die sie in Film und Fernsehen oftmals dargestellt werden; übliche Kampfpanzer (und das ist einer der eher behäbigeren Panzertypen) erreichen schonmal 80 km/h und können auch Sprungschanzen benutzen und dergleichen; auch sowas wie ein Powerslide usw. sind mit Panzern durchaus machbar (nur dass sie dabei den Untergrund meist gründlich umpflügen)
- Kampfpanzer haben als Primärwaffe meist eine großkalibrige Kanone (so um die 125mm ist üblich) und die hat meist auch ein glattes Rohr; die ist aber auch einigermaßen rasch auszurichten, teils ist die Rede davon, damit auch Hubschrauber bekämpfen zu können
- Sprengmunition ist in Filmen usw. extrem beliebt (sieht ja toll aus, so ne große Explosion); tatsächlich ist das aber nur einer von mehreren Munitionstypen
- um andere gepanzerte Ziele zu bekämpfen werden meist "Pfeile" aus sehr hartem und dichtem Material wie Wolfram oder abgereichertem Uran verwendet; diese kinetische Munition soll deutlich besser Panzer brechen als Hohlladungen und sie hat eine extrem hohe Geschwindigkeit und flache Flugbahn, so dass sie auch auf große Entfernung (mehrere km) präzise einsetzbar ist; auf große Entfernung nimmt die Durchschlagsleistung aber natürlich ab
- einige Leute (z.B. Russen) können auch Lenkraketen aus der Kanone abfeuern (wie cool klingt das denn? Raketenkanone!)
- Kampfpanzer selbst sind oft erstaunlich widerstandsfähig und haben eine moderne Kompositpanzerung, die oftmals auch Hohlladungen widersteht (etwa durch reaktive Panzerung, die die Hohlladung ablenkt, oder durch spezielle Keramikplatten, die von der Hohlladung nicht durchschlagen werden); von dieser Sache mit einem Treffer mit der schultergestützten Rakete und der Panzer steht muss man sich etwas verabschieden: bei einem richtigen Kampfpanzer muss man mit tragbaren Waffen eh meist schwächere Bereiche angreifen um überhaupt Wirkung zu erzielen (von oben ist meist gut, zur Not geht auch Seiten oder Heck; kommt man nicht durch die eigentliche Panzerung kann man vielleicht zumindest eine Kette zerstören und die Beweglichkeit einschränken); und dann braucht es oftmals auch mehrere (2-3) durchschlagende Treffer um den Panzer komplett zu neutralisieren
- moderne Panzer haben eine bessere Übersicht übers Kampfgeschehen als noch vor 10, 15 Jahren, denn zunehmend werden Kameras und recht große Bildschirme verbaut, die dann noch durch Wärmebild usw. ergänzt werden
- eine der Abwehrmaßnahmen von Panzern ist der sogenannte Nebelwerfer, der quasi Rauchgranaten vor hinter oder generell um den Panzer herum abfeuert, dieser Rauch kann wahlweise auch für Infrarot blickdicht sein, je nachdem was für Rauchgranaten verwendet werden (oder nicht, dann kann der Panzer selbst durchgucken, irgendwelche 0815 Infanterie aber nicht); dabei kann man meist innerhalb weniger Sekunden ein beträchtliches Gebiet einnebeln und kombiniert das meist auch mit Fahrmanövern, so dass nichtmehr so klar ist wo der Panzer ist; neben dem Blickschutz ist diese Rauchwolke auch sehr hinderlich für viele Lenkwaffen (z.B. kabelgesteuert mit Kamera an der Rakete: sieht nix mehr; Lasergesteuert: Der Ziellaser kommt gar nicht mehr an; etc.)
- im eingenebelten Bereich zu sein als ungeschütze Person kann schonmal ungesund sein - lange Zeit wurde gern weißer Phosphor als Rauchquelle verwendet, ich bin gerade nicht sicher, ob der immernoch üblich ist; der jedenfalls kann Leute extrem schlimm verbrennen und ist zudem giftig

soviel mal für den Moment

nobody@home:
Raketenkanonen klingen erst mal schön futuristisch, sind aber meines Wissens gar nicht unbedingt so praktisch. Erst mal brauchen sie natürlich Raketen, die klein genug sind, um durch denselben Lademechanismus(*) und Lauf zu passen wie die Granaten -- das schränkt deren Wirkung schon mal ein bißchen ein. Dann hat man in der Regel ein gewisses Mindestreichweitenproblem, weil die Rakete ihr Ziel ja erst mal erfassen muß, um ihm folgen zu können...und dazu kommt ggf. noch, daß eine Rakete im direkten Gegensatz zu anderer Munition gerade nach dem Abschuß am langsamsten ist und ihr Tempo erst einmal aufbauen muß, also eigentlich ganz andere ballistische Eigenschaften hat.

(*) Wobei natürlich ein bißchen hilft, daß -- wieder meines zugegebenermaßen etwas laienhaften Wissens -- bis heute die meisten Panzerkanonen immer noch von Hand geladen werden. Es gibt Automatiklader, aber die sollen nicht wirklich leistungsfähiger als ein geübter Mensch in der gleichen Position und obendrein technisch störanfälliger sein.

Ach ja, wichtiger Punkt mit TV Tropes-Querverweis: längst nicht alles, was auf den ersten Blick nach "Panzer" aussieht, ist dann unbedingt auch wirklich einer. ;)

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