Autor Thema: Irgendwo in IRLAND  (Gelesen 44490 mal)

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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #225 am: 25.09.2016 | 01:03 »
Clive

"Wie ist das möglich?", frage ich Karim. Vorsichtig richte ich meinen Körper auf. Misstrauisch warte ich auf eine Reaktion in meinem Brustkorb, aber sie bleibt aus. Keine Beklemmungsgefühle mehr. Keine Schmerzen mehr, die in den Bauchraum ausstrahlen. Keine Übelkeit mehr, die vom Magen ausgeht.

"Was ist das für eine Medizin?"

Der Arzt in mir denkt hoffnungsvoll an die Möglichkeiten, die ein solches Medikament eröffnen würde. Aber Mann, der im Kongo war, weiß genau, dass kein Medikament eine solch durchschlagende Wirkung in so kurzer Zeit erzielen könnte.

Ich blicke mich um: Die Ranken an den Hauswänden sind noch immer dort, aber es sind wieder normale Ranken. Kein Pulsieren, keine schwarze Färbung, kein unnatürliches Wachstum. Die Farben der Blüten blenden mich nicht mehr.

"Um welchen Preis?", denke ich für einen Moment. Aber der Teil von mir, der sich an das Leben klammert, hat weiteren Boden gewonnen. Es gibt so viele neue Möglichkeiten, zu fragen, zu lernen, zu wachsen ... Was mir eben noch bedrohlich wirkte, erscheint mir nun als eine Vielzahl neuer Chancen: Paul, Karim, die Afrikanerin an meiner Seite, die einen fremdartigen, schweren Duft verströmt ... "All dies kann ich ergründen! Jetzt und hier bietet sich mir die Möglichkeit, weitere Puzzleteile zu finden, um das Bild zu vervollständigen, das ich auf Herm zu legen begonnen habe! Dann werde ich auch Matilde helfen können. Wir könnten ihre Fragen beantworten. Wenn wir diese Phänomene kontrollieren können, dann können wir BETRACHTEN, was damals tatsächlich geschehen ist! Vielleicht können wir es sogar verändern? ... Nichts wäre dann unmöglich! Ich muss es nur verstehen! So viele neue Möglichkeiten ..." In der Leere, die seit drei Jahren in meinem Inneren gähnt, scheint sich etwas Neues zur regen, als würde sich aus den Sedimenten des Meeresgrundes ein Körper formen. Noch bewegt es sich in der Düsternis, ist selbst nicht viel mehr als ein Schatten. Aber es ist dort. Ich spüre seine Anwesenheit.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #226 am: 25.09.2016 | 14:04 »
Karim kauert noch immer am Boden, als würde er beten. "Verzeihung, Herr. Verzeihung, Herr."
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #227 am: 25.09.2016 | 15:41 »
Clive

"Nun steh' schon auf, Karim! Ich möchte das nicht. Die Menschen hier verstehen ein solches Verhalten nicht und es wird mich in Schwierigkeiten bringen.

Sprich mich bitte nur noch mit Dr. Savage an, nicht mit Meister, nicht mit Auserwählter. Auch 'Doctor' ist ein Titel ... das sollte ausreichen, wenn Du schon auf etwas derartiges bestehst.

Und lass diese überschwinglichen Demutsbekundungen bleiben. Du brauchst Dich nicht vor mir niederzuwerfen. Ich mag soetwas nicht.

Ich bin dir ... dankbar ... für Deine Hilfe. Meine Medizin hätte mich vermutlich nicht rechtzeitig erreicht."

"Wo Matilde wohl bleibt?"

"Wir gehen jetzt zu mir nach hause und Du erzählst mir alles, was ich wissen sollte!"

Dann wende ich mich der Frau aus Äthiopien zu:

"Seien auch Sie mir willkommen! Leider spreche ich nur Bantu und Ki-Kongu ... keine der in Äthiopien geläufigen Sprachen.

Darf ich fragen, was Sie hierher führt?"

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #228 am: 25.09.2016 | 16:20 »
Die Ätiopierin steht neben Dir und blickt auf den Araber herab. "Ich war auf der Suche nach dem Auserwählten. Und ich glaube fest, ihn gefunden zu haben." Die Frau nickt Dir zu, ohne dass sich ein Muskel ihres Gesichts bewegen würde. "Zu Euren Diensten, Doktor."
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #229 am: 25.09.2016 | 16:42 »
Clive

"Ich dachte es mir schon fast ... Also sei auch Du mein Gast und erzähle mir, wer Dich vom Dach Afrikas auf Deine Suche gesandt hat und warum Du glaubst, hier am Ziel zu sein."

Ich stehe auf. Noch immer kann ich es nicht glauben, aber da ist nichts zurückgeblieben von meinen Beschwerden. Meine innere Erregung ist verfolgten, meine Sorgen bedrücken mich nicht mehr, mein Herz schlägt ruhig in meiner Brust.

Ich blicke mich um. Menschen stehen auf der Straße, die mir einmal vertraut waren. Ihre Blicke sind verschlossen, als sei ich ihnen fremd. In den Fenstern bewegen sich Vorhänge, wenn mein Blick auf sie fällt, und undeutliche Schemen weichen zurück in die Schatten.

"Um welchen Preis?", frage ich mich erneut.

"Ich weiß, dass man in Deiner Heimat der Begrüßung eine größere Aufmerksamkeit widmet. Sieh mir das heute nach, es ist nicht meine Absicht, Dich zu kränken. Ich möchte zurück in meine Heim."

Der schwere Duft der Frau überlagert den Geruch der Blüten. Unwillkürlich atme ich ihn tief ein ... und genieße es.

"Es ist nicht weit ... ihr werdet sehen."

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #230 am: 25.09.2016 | 17:04 »
Die blonden Zwillinge treten vor. "Karl Johann...", "Hubert Gottlieb..." Wieder sprechen Sie, sich ergänzend und abwechselnd.
"Hölderlin." kommt es dann gleichzeitig aus ihrem Mund. Die beiden haben einen leichten sächsischen Akzent.
"Auch wir...", "sind gekommen...", "um Sie zu ehren,..." "Doktor."
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #231 am: 25.09.2016 | 18:14 »
Clive

"Ich weiß nicht warum, aber diese beiden Deutschen sind mir zuwider. Vermutlich liegt es nur an ihrer Ähnlichkeit zu Hans. Ich komme mir langsam vor, als läge ich in Windeln gewickelt in einer Krippe ... WAS SOLL DAS?"

"Nun, auf Euch beide kommt es wohl auch nicht mehr an, denke ich. ... Hauptsache, wir kommen hier von der Straße!

Darf ich mit noch mehr Besuch rechnen?"

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #232 am: 25.09.2016 | 18:54 »

Karim Marabu Aschanti "I'lemia: a:lmak." Ayana Kebede zuckt leicht die Schultern, während Kajo und Hugo gleichzeitig "Keine Ahnung, Doktor." sagen. Und alle gehen schweigend weiter.

Die Ätiopierin richtet zuerst das Wort an Dich. "Doktor, stellen Sie uns auch der linken Hand vor? Ihrer Frau?"





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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #233 am: 25.09.2016 | 19:29 »
Clive

"Meiner was?", frage ich die Ätiopierin entgeistert.

"Ich habe keine Frau ..."

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #234 am: 25.09.2016 | 21:19 »
"Ich dachte..., diese Italienerin? Ist sie nicht? ...Eure Frau, Doktor?" Die dunkelhäutige Schönheit scheint zum ersten Mal verblüfft zu sein. "Dann ist Sie... Sie ist Eure Mätresse, oder?"
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #235 am: 26.09.2016 | 09:33 »
Clive

"Sie ist viel mehr als das! Sie ist mir eine Tochter ..."

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #236 am: 26.09.2016 | 09:45 »
Der Auserwählte
"Der Auserwählte soll Azatoth Vergnügen bereiten?", wiederhole ich seine Worte etwas leiser.

Wieder erschauere ich kurz.
Was mag das für ein düsteres Vergnügen sein?

In der Entfernung kann ich bereits das Herrenhaus sehen. Wir sind bald am Ziel unserer Wanderung angekommen. Ich habe vermutlich nicht mehr viel Zeit diesen Mann zu befragen.

"Und welche Art Vergüngungen, sind es, die Azatoth so erfreuen? Gewalt? Chaos? Vernichtung? Lyrik? Oder doch ganz etwas anderes?"

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #237 am: 26.09.2016 | 11:11 »
Das Herrenhaus

In einiger Entfernung sieht Ove, wie Clive aus Richtung Dorf auf das grosse Haus zu geht. In seinem Schlepptau sind vier Personen, drei Männer und eine Frau. Matilde ist nirgends zu sehen.

"Hallo? Auserwählter? Hören Sie mir zu? ... Ich sagte ergötzende, lustvolle Erbauung."
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Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #238 am: 26.09.2016 | 12:59 »
"Ja, sicher. Erbauung!"
Ich frage mich, wen Clive wohl da zu Besuch hat. Matilde wird vermutlich im Manor warten. So wie Kristine  und Harry.

"So... da vorne müssen wir hin. Sie sehen, der Auserwählte lebt Standesgemäß."
Ich Grinse etwas in mich hinein und der für mich eher untypische Sarkasmus ist in meinen Worten zu hören. Allerdings wird der Fremde den Sarkasmus weder entdecken noch zu verstehen wissen. Er weiß ja nicht, dass ich hier nur zu Gast bin.

Ich versuche zu erkenne, wen Clive dort mit sich führt. Er hat normalerweise eher wenig Besuch. Meine Schritte beschleunigen sich hin zu einem schnellen Schritt.


Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #239 am: 26.09.2016 | 23:08 »
Clive

Als wir das Manor erreichen, führe ich die 'Gäste' in den Salon.

Ich rufe Matilde, aber eine Antwort bleibt aus. Meine Arzttasche steht unberührt an ihrem gewohnten Ort. Ich entnehme ihr mein Medikament und stecke es vorsorglich in die Hosentasche. Etwas sagt mir, dass ich das Medikament nicht mehr brauchen werde, aber ich will den Gedanken wohl nicht akzeptieren, dass Karims Trank mich verändert hat.

Auch Luni liegt bei seiner neuen Familie.

Ich verschließe vorsorglich und leise die Tür, die in die privaten Räume führt.

Schließlich setze ich selber Teewasser auf und hoffe, dass Matilde auf dem Weg zu Marie ist. Mit dem dampfenden Tee auf einem Tablett kehre ich zurück in den Salon. Dabei muss ich an die leere Tasse von Raymond Braddock denken und ein Lächeln stielt sich auf mein Gesicht. Aber es hält nicht lange vor, denn ich frage mich weiterhin, ob ich nicht gerade die falschen Personen als Gäste beherberge.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #240 am: 27.09.2016 | 03:57 »
Du spürst die zarte Berührung einer weichen, kühlen Hand an Deinem Hals. Die Hand berührt nicht Deine Haut, sondern nur die feinen Härchen. Ein sehnsüchtiger, wohliger Schauer läuft Dir über den Rücken. Du denkst an Matilde und atmest aus.

"Sie ist fort, nicht wahr?" Die Worte der Frau sind nur ein Flüstern. "Ihr wisst es." Eine zärtliche Frage. "Behaltet sie so in Erinnerung, wie Ihr sie Euch immer vorgestellt habt." Eine fordernde Aussage.

"Lasst mich ihren Platz einnehmen. Ich werde gut für Euch sorgen." Die Worte sind ein süsses Versprechen. Sie sind leicht gesprochen, doch sie wiegen schwer. Du spürst, dass sie es ernst meint. Todernst.

"Ich werde auf jegliche Art für Euch da sein, Doktor, und Euch zur Verfügung stehen."

Du drehst Dich um, um zu antworten, doch die Ätiopierin ist bereits wieder verschwunden.
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #241 am: 27.09.2016 | 08:17 »
Clive

"Nein, sie ist nicht fort! Warum sollte sie fortgehen? Wohin sollte sie gehen? Hier ist ihr ..."

Noch während ich spreche, merke ich, wie meine Worte an Kraft verlieren. "Nein, mach Dir nichts vor. Hier ist nicht Matildes zuhause, ist es nie gewesen. Egal was ich unternahm: Seit unserer Abreise aus London war da eine unsichtbare Mauer, die ich nicht durchbrechen konnte. Als wären meine Depressionen in der Schneiderei auf Matilde übergegangen. Sie war ein anderer Mensch hier in Irland, genau wie ich. Es lag nicht an dem Menschen hier oder an dem ländlichen Umfeld. Es lag an Matilde, die all dies nicht an sich heranlassen konnte." Es schmerzt mich, denn ich weiß, dass ich versagt habe. "Ich habe nie gelernt ein Vater zu sein. ... Darin war ich wohl ebenso erfolglos wie als Freund. Es gibt Menschen, die zum Alleinsein bestimmt sind. ... In meinem Alter sollte ich gelernt haben, dass es sinnlos ist, sich dagegen zu wehren."

Ich denke an meine Begegnung mit Emma in Brighton. Nun bin ich froh, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihr aufgenommen habe. Ich hätte auch ihr nur Unglück gebracht. Bitternis ergreift von mir Besitz. "Mein ganzes Leben lässt sich auf eine Frage reduzieren: Warum muss ich der Mensch sein, der ich bin? Ich habe es nie gewollt. Aber ich hatte keine Wahl ..."

Ich wende mich von den Besuchern ab, als ich mit den Tränen kämpfen muss. "Ich weiß, es ist die Wahrheit. Sie ist fort. Ohne Abschied. Ohne Luni. Eine Flucht ... vor dem Leben mit mir." Ich denke an das Geschenk meines Vaters und ich rede mir wieder ein, dass er es mir mit einer bestimmten Absicht schenkte. Eine absurde Annahme, genährt alleine durch jahrzehntelange Zweifel.

Die Worte der Äthiopierin stoßen in diese Wunde ... mitfühlend und gleichzeitig verletzend ... verlockend und gleichzeitig bedrohlich ... dominant und gleichzeitig abstoßend sklavisch ...

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #242 am: 27.09.2016 | 12:28 »
Die Zwillinge, Kajo und Hugo, präsentieren Dir einen offensichtlich afrikanischen, hölzernen , geschnitzten Spazierstock. "Dies ist Euer Geschenk,..." Möge es Euch gute Dienste leisten." Dann verbeugen sich die arischen Klone vor Dir. "...Erlauchter."
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #243 am: 27.09.2016 | 12:44 »
Als du die Teetassen auf dem Tisch im Wohnzimmer entstapelst und verteilst, fällt Dir in einer der Tassen eine Karte auf. Eine Visitenkarte ist es nicht. Vorsichtig steckst Du diese ein. Anscheinend hat niemand der anderen etwas gemerkt. Die Karte ist gefaltet. Aussen liesst Du 'Ray !'.
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #244 am: 27.09.2016 | 13:01 »
Wenn Du die Karte aufklappst, brauchst Du eine Brille oder Lupe, um die Schrift zu lesen, da sie sehr klein geschrieben wurde.


(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


Du bist Dir absolut sicher, dass die Karte noch nicht in Braddock's Tasse war, als Du mit ihm das Herrenhaus verlassen hast.
« Letzte Änderung: 27.09.2016 | 23:13 von Der Läuterer »
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #245 am: 27.09.2016 | 18:10 »
Clive

Ich verspüre den maßlosen Drang, etwas zu zerbrechen. Es ist mehr als die mir bekannte Wut und Verzweiflung. Das Gegenteil meiner früheren Traurigkeit. Die Traurigkeit war unendliche Leere, wie die Weite des Ozeans. Jetzt fühle ich mich zum Bersten gefüllt mit Emotionen, wie ein gewaltiger Kessel einer Dampfmaschine.

Ich betrachte die Teetassen, die ich mit leicht zitternden Händen auf dem Tisch verteile. Aber ich bin nicht der Mensch, der Geschirr zerschlägt. Es wäre völlig nutzlos, ein totes Ding zu zertrümmern, an dem mein Herz nicht hängt. Damit könnte ich nicht die Gefühle entfesseln, die in meinem Panzer aus Selbstbeherrschung brodeln. ... Nein, ich will den Gefühlen Gestalt geben, die mich erfüllen ... dem Schmerz, dem Zorn, der Enttäuschung ... ich will den Schmerz körperlich spüren oder zumindest etwas in mir zerbrechen, mich bestrafen ... weil ich zugelassen habe, alles zu verlieren: meine Eltern, Ruairí, Cainnech und meine anderen Weggefährten, das Meer, SIE und nun auch Matilde. "Wäre ich nur bereit gewesen, mehr zu riskieren ... hätte ich bereitwilliger Opfer gebracht und genutzt, was mir zur Verfügung steht ... ich wäre ein anderer Mensch gewesen! Dann hätte ich Ruairí und Cainnech retten können. Dann hätte Matilde mich nicht verlassen. ... Nein sicher nicht. Sie fühlt sich angezogen von starken Männern ... rücksichtslosen Männern ... machtvollen Männern. ... Rick ... Hartmut ... Julien ... alle nur Abbilder ihres Vaters ... ich hätte das auch sein können! Mehr sogar! Und ich hätte nicht weglaufen müssen. Ich hätte die nötige Macht besessen, mein Leben in andere Bahnen zu lenken! Schon auf Herm ... schon viel früher ..."

Ich entdecke die Karte in meiner Tasse, die nur von 'Raymond Braddock' kommen kann.

"Woher wusste Braddock, dass ich die Teetassen holen würde? Woher wusste er, dass sich mein Zustand auf so wundersame Weise gebessert hat? Wann kann er die Karte in die Tasse gelegt haben? Er war gerade noch im Dorf. ... Er muss eigentlich noch immer hier sein ... hält sich vermutlich in der Küche versteckt ... hat die Frechheit, erneut auf mein Land und nun sogar in mein Haus einzudringen! ... Was würden diese vier wohl mit ihm anstellen, wenn ich ihnen sagte, dass Braddock hier ist? Wozu wären sie fähig ... als meine Werkzeuge?" Etwas sagt mir, dass ich ALLES von ihnen fordern könnte. ... Ich denke an den Mann im Bootshaus ... habe das Bild der Leiche vor Augen ... all das Leid, das er empfunden haben muss, bis zu seinem letzten Atemzug, den der letzte Nagel aus seinem Körper trieb. DAS könnte mein altes ICH brechen und ich verspüre einen starken Drang, dem nachzugeben. Ich höre die Welpen im Nachbarzimmer ... Kinder von Luni ... Gefährte von Matilde. Auch das könnte meine frühere Schwäche brechen und mich von meinen alten Fesseln befreien. "Damit ich mir nehmen kann, was ich brauche ... und niemand es mir wieder wegnimmt! Niemals!"

Ich weiß, dass ich mich dann selbst hassen würde. Aber ich müsste mich zumindest nicht mehr für meine Schwäche verachten!

Als meine Finger knacken, werde ich mir bewusst, wie kräftig ich die Hände zu Fäusten balle. Meine Fingernägel bohren sich schmerzhaft in die Handballen. Eine erwartungsvolle Spannung liegt in der Luft. Eine verhaltene Stille ... wie in einem sterbenden Wald, erdrosselt von Efeu und Ranken.

Ich betrachte die Äthiopierin und erwäge, auf ihr Angebot einzugehen. Sie ist schön ... äußerlich ebenmäßig ... nahe der perfekten Symmetrie. Schlank, jung, gesund und verheißungsvoll wie eine lebendig gewordene Statue aus Ebenholz ... Keine Liebe, sondern ein Ritual, um meine Seele zu verpfänden ... Ich lese in Ihren Augen fast schon zu viel Bereitschaft, um den Brand in mir löschen zu können.

"Warum nicht? Was ändert es schon? ... Wohin hat mich mein bisheriger Weg schon gebracht!"

Aber dann erinnere ich mich an jene anderen dunklen Augen ... vor über dreißig Jahren ... an das wortlose Versprechen. An den geschnitzten Sarkophag. Und ich weiß, dass ich das Versprechen nicht brechen kann. ... Weil diese eine Nacht mich längst gebrochen hat. "Man kann nichts zerschlagen, was längst entzwei ist. ... Ich muss ein Nachfahre Cassandras sein", denke ich verdrossen und ringe wieder mit der Verzweiflung, zu der die Wut zerfällt.

Ich betrachte den geschnitzten Gehstock und versuche in den Bildern zu lesen.

"Zu freundlich von Euch!", ringe ich mir ab. "Hat es mit ihm eine besondere Bewandnis? Erklärt mir die Bilder!"

Und ich fordere die Welt heraus, ignoriere alle Warnrufe in mir und greife nach dem Stab.
« Letzte Änderung: 28.09.2016 | 20:22 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #246 am: 27.09.2016 | 19:08 »
Kurz vor dem Manor

Mein Begleiter folgt mir wortlos auf gleicher Höhe.
Ich versuche zügig zu gehen, ohne zu rennen. Denn ich möchte rausfinden, wer nun noch zu Gast ist.

Das sind schon einige sonderbare Zufälle , wundere ich mich.
Erst der spontane Besuch von Harry, dann der Hühne, der mich am See gefunden hat. An einer Stelle, die ich selbst erst jetzt für mich so richtig entdeckt habe. Monate lang war mir diese Stelle verborgen. Sie ist von der Straße nicht einsehbar und liegt schön aber versteckt. Ich frage mich noch immer, wie er mich wohl gefunden hat. Und jetzt hat Clive auch noch Besuch. Und ich sehe die gerade jetzt? Und der Hühe erzählte etwas von Gefahr.

Plötzlich durchzuckt es mich. Ich will instinktiv erst einmal stehen bleiben, doch da Clive mit seinen Begleitern im Manor verschwunden zu sein scheint, will ich schnellst möglich auch dorthin.

An den bulligen Mann gewandt frage ich im Gehen. Auch wenn ich zügig gehe, versuche ich den Gesichtsausdruck des Mannes so genau wie möglich zu studieren, als ich meine Fragen formuliere.
"Sind sie allein gekommen? Oder sind sie in einer Gruppe unterwegs gewesen?"

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #247 am: 27.09.2016 | 21:42 »
"Ja, Herr. Ich war schon immer allein. Und jetzt habe ich mein Ziel fast erreicht. Aber verzeiht, Auserwählter. Ich werde Euch nicht in Eure holde Heimstätte begleiten. Ab der Schwelle ist dort für mich verbotenes Gebiet."
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #248 am: 29.09.2016 | 16:16 »
"Ja, natürlich. Vielleicht würden Sie mich eben noch mit zu meiner Frau begleiten. Sie möchte Sie vielleicht auch kennenlernen."

Auch wenn mein Begleiter zögert und offensichtlich Zweifel hat, dass er das tun sollte, folgt er mir, als ich einen Weg aussen um das Manor herum wähle.
"Meine Frau und ich bewohnen derzeit einen Seitenflügel.", erkläre ich diesen Weg. "Sie brauchen daher auch nicht über die Schwelle treten. Das wäre ihr vermutlich auch nicht recht. Sie ist manchmal nicht gut auf unerwarteten Besuch zu sprechen."
Ich versuche es so klingen zu lassen, als wäre es etwas, was für die meisten Frauen so zutreffend ist. Allerdings beziehe ich mich hauptsächlich auf ihre Flashbacks und den schon stark abgeklungenen Verfolgungswahn.

Als wir um die Ecke kommen und die Veranda zum großzügigen Garten hinter dem Manor sehen können, stelle ich fest, wie dumm mein Einfall war.
Kristine sitzt bleich auf dem Stuhl, auf dem sie saß, als wir uns wenige Stunden zuvor das letzte Mal gesehen haben. Harry ist bei ihr und redet langsam in ruhiger Stimme zu ihr. Noch bevor Harry mich erkennt, schnell Kristines Blick zu mir herum.
"Ove!", sagt sie laut, aber alles andere als deutlich. Es ist fast wie ein Stöhnen.

Ich muss mich zusammen reißen.
"Älskling! [Liebling!] Ich, habe einen Gast bei mir... den ich dir vorstellen wollte. Aber ... vielleicht ist gerade kein guter Augenblick."

Ich schaue Kristine an und versuche ihr mit meinem Blick Kraft zu spenden. Und es muss funktionieren, denn meine Kraft und mein Schwung lassen nach, während ich sie ansehe. Es war keine gute Idee meinen Begleiter mitzubringen. Oder wenigstens war es kein guter Zeitpunkt.
Doch Kristine wirkt gefasster als ich es im erstem Moment erwartet habe.

Sie ist eben eine echte Kämpferin! Stark und mutig.

Ich trete ein paar Schritte weiter vor, um meinem Begleiter Platz zu machen.

Ich räuspere mich kurz, um sicher zu gehen, dass meine Stimme noch da ist.

"Darf ich vorstellen.... das ist William Collins. Wir trafen uns am See. Und ich gehe davon aus, dass wir uns noch häufiger treffen werden. Er wird hier im Ort wohnen, wenn ich das richtig verstanden habe."

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #249 am: 1.10.2016 | 18:10 »
Clive

"Ich sollte Ove hinzuziehen. Das hier wird auch ihn und Kristine betreffen.

Wenn ich diese ... Besucher ... hier im Manor unterbringe, kann ich weiteres Aufsehen im Dorf vermeiden und verhindere ein Zusammentreffen mit Braddock. Das verschafft mir vielleicht ein wenig Zeit, um Klarheit zu gewinnen.

Anderseits kann die Nähe dieser Personen hier auf dem Manor Gefahren bedeuten. Natürlich kann ich ihnen leer stehende Räume im hinteren Gebäudeteil zur Verfügung stellen. Sie haben dann einen eigenen Zugang von außen und ich kann die Verbindungstüren im Inneren schließen. Aber dann wohnen sie zwischen mir und Ove ..."


Um den Blicken der Fremden für eine Weile entkommen zu können, gebe ich vor:

"Ich möchte noch einen Freund und seine Verlobte herbitten. ... Ich hole schon einmal zwei weitere Tassen."

Dann verlasse ich den Salon und gehe auf dem Weg zu Küche an meine Arzttasche. Darin befindet sich auch eine Lupe. Ich ziehe die Karte von Braddock aus der Tasche und lese sie. "Warum diese kleine Schrift? Warum diese plötzlich Offenheit? Ist es überhaupt die Wahrheit? Aber ich sollte mir zumindest anhören, was er zu sagen hat. Ich sollte noch heute zum Pub gehen ... Und ich muss klären, was aus Matilde und Paul geworden ist. ... Ob Paul Matilde entführt hat? Ob er irgendetwas in der Hand hatte, womit der Matilde zwingen konnte, ihm zu folgen? ... Er schien mir schon auf Herm von Matilde besessen, aber er war anderseits immer sehr besorgt um Matilde."
« Letzte Änderung: 1.10.2016 | 20:11 von Joran »