Das Tanelorn spielt > Albtraum in Norwegen

Irgendwo in IRLAND

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Puklat:
Ich höre wieder Geräusche aus dem Haus. Weitere Schüsse.

Ich will hier weg. Aber was ist mit der Witwe?

"Clive... " sage ich und versuche so gefasst wie möglich zu klingen.

" ... wir müssen weg. Aber ... was passiert... drinnen? Wir müssen... der Witwe helfen...."

Ich taste nach dem Revolver in meiner Jackentasche. Ich ziehe ihn etwas umständlich heraus und weise Clive darauf hin.
"Ich ... kann eine Weile... auch mich selber aufpassen...! Finde du ... raus, was... hier passiert"

Dann drücke ich mich umständlich so hoch, dass ich mit dem Rücken an der Hauswand lehne.

Die Wand im Rücken, den Rest im Blick... und eine Waffe. Ich bin erstmal sicher... sicherer als alle in dem Haus.

Joran:
Clive

Ove erweckt nicht den Eindruck, als dass ich ihn alleine lassen könnte, wie er unsicher an der Hauswand lehnt und umständlich den Revolver in der Hand hält, während das Blut an ihm herabrinnt und seine Kleidung dunkel färbt. Eines seiner Augen ist blutverschmiert. Am liebsten würde ich den Revolver wegnehmen, bevor er damit noch Unsinn anstellt. Aber dann entscheide ich mich dagegen.

"Steck die Waffe besser ein!", sage ich zögerlich. "Hier werden gleich vermutlich Nachbarn auftauchen. Wenn die Dich verwundet mit einer Waffe in der Hand sehen, ziehen sie vielleicht die falschen Schlüsse! ... Und alle benehmen sich hier merkwürdig seit gestern."

"Fast wie die Menschen in London, damals ... die Aggressivität, die um das Auktionshaus herum anstieg.", ergänze ich für mich und denke an die Männer im Pub, an die Polizisten, an den Taxifahrer ...

Aber Ove nicke ich nur zu und berühre noch einmal zum Abschied flüchtig Oves Arm. "Pass auf Dich auf! ... Ich bin so schnell wie möglich zurück."

Dann schiebe ich mich weiter an der Hauswand entlang und versuche, ungesehen das zerborstene Küchenfenster zu erreichen.

Puklat:
Umständlich schiebe ich die gesicherte Waffe wieder in meine Jackentasche.
Dann schaue ich Clive hinterher, wie er leise  und unauffällig um die nächste Hausecke verschwindet.

Joran:
Clive

Schritt für Schritt taste ich mich an der Häuserwand entlang, immer dicht an das Mauerwerk gepresst. Die Sonne hat den Stein in meinem Rücken bereits erwärmt. Nahe am Haus wuchert Gestrüpp, vor allem Gras, Disteln, Klatschmohn und wilde Kornblumen. Aber von der Hausecke bis zum Küchenfenster ist das Gesträuch etwa einen halben Meter breit flachgedrückt ... und blutverschmiert ... Oves Blut ... Insekten bahnen sich ihren Weg durch die niedergedrückten Pflanzen und untersuchen gierig, was hier in die Reichweite ihrer kurzen Beine geraten ist. Die knalligen Tupfer in Rot und Blau der Blüten vermengen sich mit dem dunklen roten Streifen am Boden. Der Anblick schmerzt in meinen Augen. Der metallische Geruch von Blut ist mir als Arzt vertraut, doch hier vermischt er sich mit Pulverrauch, einem süßlichen Dunst von Verwesung und dem Atem der Erde ... es riecht nach Schlachtfeld ... und gleichzeitig erinnert es mich an die Mischung von Gerüchen in der Änderungsschneiderei. Weil ich merke, dass Übelkeit in mir aufsteigt, presse ich mir ein Taschentuch vor Mund und Nase. Die farbigen Flecken aus Blut und zerquetschten Blütenblättern am Boden beginnen immer mehr vor meinen Augen zu unscharfen Gebilden zu verschwimmen und sich zu drehen. Ich versuche erfolglos, den Effekt wegzublinzeln und blicke darum wieder nach vorn.

Vor dem Küchenfenster reflektiert die Sonne in unzähligen Scherben, die dort verstreut im Gras liegen.

Und dann erblicke ich die toten Katzen, die am Rand von Oves Spur liegen. Scheinbar wahllos löst der Anblick eine Flut von Erinnerungen in den Synapsen meines Gehirns aus: Ich sehe die beiden Katzen aus der vergangenen Nacht und spüre ein Echo der Todesangst. Ich sehe die Katze aus dem Traum auf Herm. Lord Penhews unnatürliche Züchtung taucht aus den Schatten der Vergangenheit. Ich erinnere mich an Nialls Gesicht, als er mir von den mit schmiedeisernen Nägeln gespickten Tierkadavern im Wald berichtete. ... So viele Katzen ... immer wieder. Aber ich sehe auch Ayana und Matilde vor mir ... Was ist das, was mich die beiden mit Katzen in Verbindung bringen lässt? Ist es ihr eigenwilliges Temprament? Sind es ihre Bewegungen? ... Zwei Frauen, zwei Katzen, zwei Kadaver ... was will mir das mitteilen? Soll es mir überhaupt etwas sagen oder sind das nur Hirngespinnste meiner überspannten Phantasie? ... Zum ersten mal kommt mir der Gedanke, Matilde könnte tot sein. ... Ich dränge diese wirren Gedanken entschieden beiseite ... sie helfen mir hier nicht!

Nur noch wenige Schritte trennen mich von der zertrümmerten Scheibe ... nur noch wenige Zentimeter und ich werde um die unregelmäßige Kante der Fensterlaibung herumspähen können. Ich versuche, mich innerlich auf den Anblick vorzubereiten, der sich mir bieten wird ... ich male mir aus, die Witwe Ó Brian in einer Blutlache am Boden liegen zu sehen, mehrfach getroffen von den Kugeln aus Braddocks Revolver ... Eintrittswunden und Austrittswunden ... Blutspritzer an der Wand ... aber ich bin mir gleichzeitig sicher, dass nichts mich auf die Realität vorbereiten wird.

Joran:
Cive

Nachdem ich einen Augenblick ruhig verharrt und gelauscht habe, ohne etwas verdächtiges zu hören, presse ich meine Brust an die Wand, schiebe meinen Kopf bis an die Fensterlaibung und werfe einen kurzen ersten Blick in die Küche, um den Kopf sofort wieder in Deckung zu bringen.

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