Das Tanelorn spielt > Albtraum in Norwegen
Irgendwo in IRLAND
Der Läuterer:
Die Tischplatte der Werkbank sieht aus, als wurde der Arbeitsplatz überhastet verlassen. Staub bedeckt Holz und Eisen. Die unterschiedlichsten Werkzeuge sind dort zu finden. Die Schubladen stehen halb offen und im Schraubstock ist noch ein Brett eingespannt. In dieses Brett sind Messer hindurch getrieben und am Heft krumm geschlagen worden. Eine alte Petroleumlampe hängt blind an der Wand.
Hinter der Werkbank befinden sich die Pferche aus groben Brettern; nur hüfthoch umfriedet und leer. Tiere sind keine zu sehen, obwohl ihr abgestandener Geruch noch über den Pferchen hängt. Hier und da sind Fellreste an einigen Holzspleissen zu sehen. Zwischen den Pferchen führt ein Weg nach Hinten in die Finsteren hinein. Rechts und links des Wegs sind Tröge am Boden. Leer. Verdreckt. Verstaubt.
Der lehmige Boden ist nass. Hier und dort liegt Stroh auf dem Boden. Ebenfalls nass. Grau. Faulig. Schimmelig. Erneut hörst Du das klagende Miauen einer Katze.
Joran:
Clive
Der Kontrollverlust steht der Witwe ins Gesicht geschrieben. Wahn blitzt mir aus ihren Augen entgegen. Ich kenne diesen Blick. Nichts was ich täte und nichts was ich sagen würde, könnte noch zu ihrem Verstand durchdringen. Ich verstehe ihren Zustand. "Es ist das VIRUS! Gott weiß, es ist schwer, sich ihm zu widersetzen. Hat man einmal einen Blick hinter den Vorhang geworfen, weiß man, dass es keinen Weg mehr zurück gibt. Ich sehe die Erkenntnis, dass es keine Rettung gibt, in den tiefen Abgründen ihrer Augen ... hinter dem unkontrollierten Funkeln der Mordlust. ... Es ist so verlockend, sich der Hoffnungslosigkeit zu ergeben und seinen Geist fallen zu lassen. Ich kann Dir das nicht vorwerfen, Meabh!"
Ich möchte die Witwe nicht verletzen. Sie ist krank. Einer spontanen Eingebung folgend gebe ich mich erstaunt, blicke an der Witwe vorbei und spreche gegen jede Fairness das grausame Wort laut und in gespielter Verwunderung aus: "Kayleigh? ... Wie kann das sein?"
Etwas verändert sich in der Mimik der Witwe, als sie herumfährt. Ich schäme mich, aber ich nutze die Chance, die sich mir bietet: Mein Stock durchschneidet mit einem leisen, boshaften Geräusch die Luft. Das Geräusch erweckt Ekel in mir; es erinnert mich an Ruten auf schwarzer Haut. Dann trifft der Stock mit einem dumpfen Schlag auf den Schädel der Witwe. Ich kann nur hoffen, das rechte Maß gefunden zuhaben ...
"Nun kann ich Dir nicht mehr helfen, Meabh. Du wirst mir nie mehr vertrauen. Du musst mich nun hassen! Jetzt habe ich Dir den Grund dafür gegeben. ... Ich verachte mich selbst dafür!"
Traurigkeit bemächtigt sich meiner: Ich mag den Kampf gegen Meabh gewonnen haben. Aber ich habe den Kampf um Meabh gerade verloren!
Puklat:
Ove
Unter der Plane verbirgt sich nichts von Interesse.
Die Plane hatte sich lediglich in Falten gelegt und sah viel versprechender aus, als sie es war. Was wir zarte menschliche Konturen unter einer schweren Plane aussah, war nur in sich verdrehte Plane, die von sich selbst bedeckt, wie ein dickes Leichentuch über einem toten Körper wirkte.
Ich bin erleichtert und enttäuscht zugleich.
Wieder wende ich mich der Werkbank zu. Das Brett im Schraubstock weckt mein Interesse. Mit weniger Anstrengung als erwartet, kann ich das Brett aus dem Schraubstock befreien.
Es ist nicht sehr lang. Es ist wie ein mit Dornen bewehrter Knüppel, den man bei sehr blutigen Straßenschlachten häufiger sehen konnte. Ein Knüppel, durch den zumeist am dickeren Ende lange Nägel getrieben wurden. Ich schaue mir die Messer und die Konstruktion näher an. Sie wirkt nicht übermäßig stabil, aber es ist eindeutig eine Waffe oder ein Folterinstrument.
Ich fasse es wie eine Art Schläger und schwinge es leicht und vorsichtig, wie zum Test.
Ja, es könnte eine Waffe sein. Allerdings keine gute... nicht für mich in diesem Zustand. Aber ... ich will auch nicht schießen. Auf nahe Entfernung, wie hier in der Scheune, kann ich mit einem Hieb mit diesem gespickten Brett mehr Schaden verursachen und viel eher treffen als mit einem Schuss.
Ich nehme das Brett mit, als ich mich tiefer in die Scheune hinein bewege. Gelegentlich nutze ich das Brett als Gehhilfe, wenn der Untergrund unerwartet uneben wird, oder mich der Schmerz meiner Wunden bei einer falschen Bewegung durchzuckt.
Ich höre wieder das Miauen der Katze und muss an die dunkle Sphinx denken, die ich in der Penhew-Stiftung gesehen habe. http://www.aegyptenfans.de/Aegypten/BritischesMuseum/London_1/ammenemes.jpg
Ich erinnere mich an den Flyer in meinem Notizbuch, doch dann konzentriere ich mich wieder auf die Herkunft des Rufs der Katze.
Es scheint aus einem der Pferche zu kommen. Ich begebe mich immer näher dort heran.
Meine Angst, oder etwas anderes in mir rät mir das Brett zu heben, als ich näher an den Pferch komme. Mit dem erhobenen Brett, schaue ich zaghaft über die niedrige Einfriedung des Pferchs, und versuche die Katze zu erkennen.
Ich fahre vor Schreck zusammen, als ich das Miauen erneut höre.
Diesmal lauter,
durchdringender.
Ich bin ihr ganz nah.
Der Läuterer:
Die Alte macht einen ausladenden Schritt, fast eine Art Sprung.
Die nach vorne gestossene Kiste dient ihr dabei als erhöhte Ebene, um über Dich zu kommen. Mit einem Fuss auf der Kiste rutscht sie nach vorne, während die Klinge des einen Messers die Luft durchschneidet.
Die andere Klinge wird durch Deinen Stock zur Seite bewegt, so dass es sein Ziel verfehlt und der Witwe aus der Hand gehauen wird.
Doch dadurch wird auch Dein Schlag abgelenkt. Der Knauf Deines Stocks trifft sein Ziel auf der linken Seite ihres Schädels, genau auf Höhe des Jochbeins.
Ein knirschendes Geräusch ist zu hören. Knochen und Zähne vermutlich.
Die faltige Haut der Alten platzt auf und Blut spritzt aus der Wunde und dem Mund.
Ein überraschtes Stöhnen ist zu hören, dann bricht der Angriff der Frau abrupt ab und sie sackt wie tot in sich zusammen.
Der Läuterer:
Du hebst das Brett an. Ein schmatzendes Geräusch ist zu hören, als sich das Holz vom nassen Lehm löst.
Zu Deiner Überraschung ist das Brett länger als erwartet. Stroh fällt rechts von der Planke ins Dunkel hinab.
Du trittst näher und entdeckst eine Grube; abgedeckt mit maroden Latten, Reisig, Lehm und Stroh. Die Grube scheint tief zu sein. Tief und düster.
Die Planke führt auf die gegenüber liegende Seite der Grube.
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