Das Tanelorn spielt > Albtraum in Norwegen
Irgendwo in IRLAND
Puklat:
Ove
Immer wieder schaue ich auf den Boden und dann hinüber zur Petroleumlampe.
Sicher sind es nur die Strohhalme, die im Licht wie Schlangen sind. Ich merke ja auch nichts, wenn ich dort hintrete... wenn ich dort hintreten WÜRDE.
Obwohl ich mir sicher bin, dass dort keine Schlangen auf dem Boden sind, wage ich es nicht diese Annahme auf die Probe zu stellen.
Licht wäre hilfreich. Aber nicht immer möchte man sehen, was vor sich geht. Doch jetzt, wo ich schon so weit gegangen bin, MUSS ich es probieren.
Ich gehe zur langsam und mit so viel vorsicht, wie es meine zerschundener Körper erlaubt, auf die Lampe zu. Ich nehme sie hoch. Sie ist spakig und matt, aber sie wird zumindest etwas Licht liefern können, da bin ich mir sicher.
Ich schüttel die Lampe leicht um zu hören, ob noch Öl darin ist. Es plätschert leise. Es ist nicht viel Öl, aber ich überlege, ob ich ohne viel Öl zu verschütten nachfüllen könnte. Ich bin mir nicht sicher. Ich greife nach einer Schachtel Streichhölzer, schüttel sie ebenfalls. Ich höre nicht das übliche Klappern der kleinen Hölzchen. Sie ist leer.
Um den Docht zugänglich zu machen, muss ich die schützende, aber beschlagene Glasscheibe öffnen. Vorsichtig, schiebe ich den Sicherheitskäfig, hinter dem später die Flamme gefangen bleiben soll, hoch. Mir strömt träge der süßliche, schwere Geruch des Lampenöls entgegen.
Ich greife mir die nächste Packung. Ich schüttel sie erneut und höre ein leises klappern. Mit schweren, tauben Fingern, schiebe ich die Schachtel auf, nehme mir ein Streichholz heraus und reiße es an. Im ersten Moment blendet mich das Licht des auflodernden Streichholzes. Doch noch bevor ich blinzeln kann, ist die helle Flamme zu einem kümmerlichen Flämmchen geworden. Kaum mehr als ein Glimmen.
Hastig, aber bemüht nicht durch schnelle Bewegungen die Flamme zu löschen, versuche ich den Docht zu entzünden.
Es funktioniert erst beim dritten Versuch.
Vorsichtig senke ich den gläsernen Käfig wieder über die Flamme und drehe dann den Docht höher, um mehr Licht zu haben.
Sind es Schlangen?
Und wo ist das Katzenwesen? In der Grube oder doch im Pferch?
Gerade als ich mich frage, warum ich so lange den jämmerlichen Ruf der Katze nicht mehr gehört habe, ruft sie wieder. Die Laterne vor mich haltend, um besser sehen zu können, schreite ich in die Richtung des Rufs.
Der Läuterer:
Als Du den Docht hochdrehst, leuchtet das Licht der Petroleumlampe schwach auf. Doch das schwache Leuchten, einem Glimmen gleich, genügt, damit sich die Schatten nicht noch weiter auf Dich zu bewegen. Sie zucken kurz und ziehen sich dann schlagartig zurück. Nur noch kleine Schatten. Obwohl die Lampe nicht viel Helligkeit erzeugt, so scheint sie doch die Finsternis verbannt zu haben.
Seile hängen von der höheren, hölzernen Ebene herab wie Lianen. Schaufeln, Spaten und Sensen an den Balken erinnern an grosse Blätter aus Eisen. Hämmer, Sicheln, Messer und Scheren hängen an der Wand wie skurrile, metallische Blüten. Nägel in den Wänden gemahnen an die dornigen Pflanzen eines dichten Dschungels.
Du gehst weiter. Weiter in den hinteren Teil der Scheune hinein. Nur ein paar kleine Schritte und doch fast in einer anderen Welt. Eine Welt apokalyptischer Gefahren. Ein undurchdringlicher, eiserner Urwald, dessen Blätter stumpf und matt, schwach das Licht Deiner Lampe spiegeln.
Der Läuterer:
In der Küche
Das Auge in der Stirn blinzelt, während die beiden anderen Augen geschlossen sind. Zuerst blickt es Dich an und seine Pupille weitet sich. Dann geht sein Blick hektisch nach links, rechts, oben, unten und erneut nach rechts und links. Danach schliesst sich das Auge mit einem glucksenden Geräusch, als würde das letzte Wasser eines Beckens in den Siphon abfliessen.
Und das Auge ist so plötzlich wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war.
Sprachlos vor Erstaunen und vor Schreck sitzt Du auf dem siffigen, schlonzigen Boden und starrst auf das zerfurchte Gesicht der Witwe. Sie sieht alt aus; älter als noch Tags zuvor. Ihre Gesichtsfarbe ist zu einem teigigen Grau verkommen.
Ein eiseskalter Schrecken fährt Dir durch die Glieder, als durch das zerschossene Küchenfenster Braddock herein schaut. "Der Schwede. Er ist fort."
Joran:
Clive
Eine gnadenlose Laune der Natur muss eine einzige Wolke an dem strahlend blauen Himmel vor die Sonne geschoben haben, denn das blendende Rechteck auf dem Boden erlischt und im selben Moment taucht das Auge wieder auf ... für einen Augenblick nur, bevor es sich zurückzieht in den Kopf der Witwe, wie ein polypenartige Wucherung der Zirbeldrüse.
"Dieses DING scheint mich verhöhnen zu wollen: Erst zeigt es sich mir noch einmal zum Beweis, dass es tatsächlich existiert, um dann jeden Hinweis auf sich von Meabhs Stirn zu tilgen. ... Niemand wird mir glauben! Es gibt niemandem mehr, dem ich DAS erzählen könnte! ... Irgendwie muss ich die Witwe aus dem Verkehr ziehen. Wer weiß, was dieser Parasit in ihrem Kopf sie sonst noch anstellen lässt?"
Als Braddocks Stimme mich aus meinen Gedanken reist, finde ich mich auf dem Küchenboden neben dem Fenster wieder. Offenbar haben angesichts des Schauspiels meine Knie nachgegeben. Besorgt fühle ich in mich hinein und greife mir an die Brust, aber noch scheint Karims Medizin zu wirken. "Wie lange noch?", frage ich mich.
"Ove ist fort?", frage ich nach einer Weile verwirrt, noch immer den Blick starr auf die Stirn der Witwe geheftet. "Das kann nicht sein. ... Haben Sie Blut gesehen? Oder Spuren im Gras? ... Ove war verletzt. Er kann nicht weit gekommen sein!" Meine Überlegungen sind fahrig. Zu sehr nimmt mich noch das Geschehen in der Küche in Anspruch. "Wie gut hatte ich Oves Wunden verbunden? Wieviel Blut war noch an ihm, das heruntertropfen müsste? ... Ich könnte Luni holen."
Ich richte mich wieder auf, den Rücken an die Wand gelehnt und sage jetzt fester zu Braddock: "Wenn Sie Ove nicht finden, muss ich meinen ... Matildes ... muss ich Luni holen. Luni verliert keine Spur. ... Ove wird Hilfe brauchen."
Der Läuterer:
Am Küchenfenster
"Bei allen schleimigen Haaren auf des Teufels schwarzem Arsch. VERDAMMT!" Braddock scheint leicht angesäuert. "Ja, der Schwede ist fort. Und jetzt reissen Sie sich zusammen, Doktor. Schlucken Sie ihre Skrupel runter und verpassen Sie der abgetakelten Fregatte eins mit dem Gewehrkolben. Dann sperren Sie sie in einen Schrank und dann kommen Sie schnell raus."
Braddock schaut sich um. Nach einer kurzen Pause. "Hier ist keine Blutspur zu sehen und darüber sollten wir froh sein. Dennoch ist der Schwede nirgends zu sehen."
"Wenn Sie die Schreckschraube schlafen gelegt haben, dann haben wir nur noch zwei Probleme. Den Affen und den Schweden. Los, Mann, machen Sie. Machen Sie schon."
"Und vergessen Sie die Töle. Das kostest uns zuviel Zeit. Wir müssen handeln. JETZT!"
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