Das Tanelorn spielt > Albtraum in Norwegen

Irgendwo in IRLAND

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Joran:
Clive

Ich nehme kaum wahr, dass Ove hinter mir ruft und stürzt. Das Flackern der Lampe geht unbemerkt unter im gleißenden Licht aus der Grube, als sich meine Finger um die Hand in der Grube schließen und ich mich anschicke, mit aller mir verbliebener Kraft daran zu ziehen.

Der Läuterer:
Deine Hand tastet nach vorne. Tastet nach dem Körper. Tastet blind herum. Und ertastet dennoch nichts. Nichts. Du fühlst nichts. Deine Hand ertastet nichts.

Deine Hand wirft einen Schatten auf Dein Gesicht, so dass Du Deine Augen nicht länger zukneifen musst. Und Du greifst durch den dunklen Körper hindurch.

Du greifst in das Licht hinein. Und Deine Hand verschwindet im Licht.
Blind tastest Du im gleissenden Licht herum, als plötzlich ein stechender Schmerz Deinen Oberkörper durchzieht.

Joran:
Clive

Noch während ich zu verstehen versuche,
  warum dort NICHTS ist, wo ich Cainnech vermute,
  warum dieses NICHTS dennoch einen Schatten wirft,
  warum meine Hand im Licht verschwindet und ich doch mit ihr tasten kann,
trifft mich unvorbereitet der Schmerz. Ich reiße erschrocken meinen Arm zurück und presse ihn gegen meine Brust.

Obwohl ich stechende Schmerzen im Oberkörper nunmehr gewohnt bin, kommt dies doch überraschend und fühlt sich auch anders an. Der Schmerz strahlt nicht in den Magen aus, wie es für einen Herzinfarkt zwar nicht zwingend, aber doch typisch wäre. "Nein, dies hier ist anders ...", analysiere ich überflüssigerweise und kämpfe gegen die aufkeimende Panik an. Ich rolle mich von der Öffnung fort auf meinen Rücken. Mit geschlossenen Augen konzentriere ich mich alleine auf den Schmerz und hoffe inständig, dass er nachlässt.

Was neben dem Schmerz bleibt ist nur die bittere Erkenntnis: "Du bist mir entglitten, Cainnech! ... Wie mir alles zu entgleiten scheint ..."

Der Läuterer:
Du windest Dich. Drehst Dich weg. Drehst Dich zurück. Streckst Deinen Arm aus. In dem Versuch, die Tür wieder zu schliessen. Und Deine zittrigen Fingerspitzen berühren etwas.

Etwas Hartes. Etwas Glattes. Etwas Rundes.
Etwas, das sich wie ein länglicher, schmaler Zylinder anfühlt.

Ein Ast?
Ein Stab?
Ein Rohr?
Ein Knochen?

Du ertastest es. Du ergreifst es. Du umklammerst es. Du hältst es fest.

Joran:
Clive

Ich klammere mich an den unsichtbaren Gegenstand.

"... Es liegt nicht an mir, dass mir die Dinge entgleiten. ... Es ist die Welt, die weiter aus den Fugen gerät! ... Erst die Huldiger, die auf unerfindlichen Wegen hierher gelangten ... alle zur selben Zeit ... Jetzt Dinge, die ich sehe, aber nicht greifen kann, und solche, die ich zwar greifen kann, die sich dafür aber meinem Augenlicht entziehen. ..."

Obwohl die Berührung mit dem unbekannten ETWAS mich wohl weiter verängstigen sollte, ist erstaunlicherweise das Gegenteil der Fall. Etwas körperliches in der Hand zu haben, beruhigt mich. Etwas Körperliches kann man zerstören, man kann es bekämpfen, man kann es binden, selbst wenn man es nicht sehen kann. "Was man greifen kann, kann man auch begreifen, nicht wahr?", lautet meine durch nichts als einen urtümlichen Instinkt gerechtfertigte Schlussfolgerung.

"Was geschieht hier nur?", frage ich Ove, ohne zu wissen wo er sich gerade befindet. Die Erinnerung an die Schmerzen in meinem Brustkorb lassen mich vorsichtig sprechen, so dass die Worte nur mehr kraftlos meine Lippen verlassen.

Ich versuche mich weiter aufzurichten und an dem ETWAS zu zerren. Ich erinnere mich an den Schattenriss des unsichtbaren Menschen an die Decke. Hoffnung und Bangen halten sich die Waage, als ich langsam meinen Blick hebe. Ich suche nach einem Schatten, der mir einen Hinweis darauf geben könnte, was ich wohl in meinen Händen gepackt haben mag ... und was menschlichen Augen offenbar nicht zu sehen bestimmt ist.

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