Das Tanelorn spielt > Albtraum in Norwegen
Irgendwo in IRLAND
Der Läuterer:
"Ruhig. Ganz ruhig, Herr Doktor Savage."
Erneut spürst Du die Hand auf Deiner Brust. "Lassen Sie los und entspannen Sie sich. Sie befinden sich in Sicherheit."
"Sie haben geträumt. Nur geträumt. Beruhigen Sie sich bitte." Du spürst ein ermutigendes Klopfen auf Deine Schulter.
"Sie haben eine Spritze von mir bekommen. Und Sie werden gleich etwas schlafen."
"Sie sind robuster als Sie aussehen. Sie haben eine bärenstarke Konstitution."
Puklat:
Benommen muss ich mit ansehen, was um mich herum passiert.
Ich sehe, ohne wahrzunehmen, höre, ohne zu verstehen.
Ich sehe wie Clive sich zu winden scheint. Wie er einen Kampf mit einem unsichtbaren Gegner zu führen scheint. Eine Art Ringkampf, oder einfach nur Zuckungen, wie durch mehrere schwache elektrische Schläge.
Ich versuche zu begreifen was passiert. Doch mir gelingt es nicht.
Clive ringt auch mit der Tür, die er eben so zielstrebig geöffnet hat. Ich verstehe nicht genau, was er will. Alles wirkt so unnatürlich in diesem gleißenden Licht.
Ich kann nicht unterscheiden, ob ich wach bin oder träume.
Doch auch im Traum sollte man sich nicht gehen lassen! So stemme ich mich hoch, merke wieder die Schmerzen meiner Wunden, was eigentlich gegen einen Traum sprechen müsste.
Mühsam schiebe ich mich auf die Knie. Ich setze die Lampe neben mir ab, um näher an die Tür zu krabbeln, wozu ich meinen unverletzten Arm brauche. Ich will in den Türrahmen schauen, schauen wo das Licht herkommt, was dort zu sehen ist. Doch Clives mühsame Worte, dienen mir als Mahnung.
Ich muss mich zusammennehmen meiner Neugier nicht nachzukommen.
Ich krabbel auf die andere Seite der Türöffnung, bewege mich hinter das Türblatt, hebe es soweit hoch, dass ich meinen Körper zur Hilfe nehmen kann, falls es zu klemmen beginnt. Dann drücke ich mit meinem Oberkörper dagegen. Ich stemme die Tür zu. Erst jetzt, als ich mit dem Türblatt zusammen in Richtung Boden falle, erinnere ich mich, dass ich eigentlich jetzt, im Moment kurz bevor die Tür sicher geschlossen ist, doch noch einen Blick riskieren wollte. Doch ich schaffe es nicht. Die Tür fällt mit mir darauf zu.
Das Licht ist verschwunden. Es scheint stockfinster. Das schmierig, dämmrige Licht aus der Öllampe fällt nicht auf, im Meer der Dunkelheit.
Noch haben sich unsere Augen nicht an die Dunkelheit gewöhnt. An das Dämmerlicht, das die Lampe verbreitet.
Ich halte meinen Atem an. Ich kann Clive ganz in der Nähe stoßweise atmen hören.
Ich fühle das Türblatt unter mir. Ich fürchte ich würde Schläge spüren. Spüren, wie sich etwas von unten befreien will. Doch nichts dergleichen passiert.
Ich schelte mich einen Hasenfuß und versuche nicht darüber nachzudenken, dass hier und heute schon so vieles passiert ist, dass diese Schläge nicht das abwegigste wären, was mir heute geschehen wäre.
Ich konzentriere mich auf das was um mich herum ist.
"Clive. Alles in Ordnung?"
"...."
"Was ... woher kam das Licht? War dort Cainnech? Hast du IHN gesehen?!"
Der Läuterer:
"Schwerster. SCHWESTER! Schnell. Holen Sie zwei Pfleger."
"Machen Sie schon. Patient Ecklund versucht aufzustehen."
"Wenn er stürzt könnten die Nähte wieder aufgehen. Machen Sie. Los. Los."
Joran:
Clive
Ich schüttle den Kopf: "Nein, ich darf jetzt nicht schlafen! ... Was haben Sie mir gegeben? ... Ich kann Sie nicht sehen! ... Was ist mit mir geschehen?"
Kurz bin ich versucht, an meinem Verstand zu zweifeln und diese bequeme Erklärung zu akzeptieren: "Vielleicht habe ich das Weiße Zimmer1 auf Herm nie verlassen? ... Und alles danach hat sich nur in meinem Kopf abgespielt! Matilde ist mir genauso wenig begegnet wie Hartmut. Auch nicht Paul oder Ove oder Emma oder Ayana. Cainnech lebt noch. Kein leuchtender Mönch ... keine Änderungsschneiderei ... keine Hand ... kein Roy Dalgliesh ... kein Edward Gavigan ... kein Lord Penhew ... keine Elise Marquard ... kein Feuerwehrmann ... kein Hotelbrand ... keine Auseinandersetzung mit der Londoner Polizei ... keine Tcho-Tcho ... keine Huldiger"
Wie verlockend erscheint mir diese Ausflucht, wie gering der Preis des eigenen Verstandes aufgewogen gegen diese Menschenleben. Logisches Denken, die Wissenschaften und ein aufgeklärter Geist schreien förmlich nach diesem Ausweg, der all jene unerklärlichen Erlebnisse der letzten Jahre mit einem Handstreich wegwischen würde. Die Angst vor der Einsamkeit und eine Sehnsucht nach meiner früheren innengekehrten Sicht erfassen mich.
"Wenn dies alles nicht real war, dann ist auch das Meeresrauschen nicht verstummt. Dann kannst Du es wiederfinden, wenn Du es nur zulässt ... und ich könnte SIE noch spüren ... irgendwo jenseits des Meeres!", lockt es in mir.
Während meine Glieder schwer werden und die Müdigkeit meinen Verstand zu überschwemmen beginnt, lausche ich in mich hinein. Aber da ist nur Stille.
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Puklat:
Kräftige Hände oder die Pranken einer Bestie drücken mich wieder zu Boden.
Ich versuche nochmal dagegen aufzubegehren. Aber ich bin zu schwach.
Ich kann nicht erkennen wer oder was sich um mich herum befindet, und so ergebe ich mich meinem Schicksal und erwarte den Kehlbiss oder was auch immer mich stattdessen erwarten wird.
'Ich bin es so leid'
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