Ein weiteres Problem ist bis in die Zeiten von Petroleumlampe und Gaslicht auch immer die Beleuchtung gewesen. Anders als Hollywood hatten die damals NUR die Fackeln/Laternen, das war schon recht düster. Der Rückweg war auch zu bedenken, da hatte man nur Laterne/Fackel und Leuchtmaterial war durchaus teuer.
Und im Zeitalter von Leuchtkristallen und ewig brennenden Fackeln?
Im Fantasy-Rollenspiel hat man es ja auch gar nicht so oft mit Tauschwirtschaft zu tun, viele nehmen doch im Spiel bereitwillig Geld entgegen bzw. bezahlen damit. In vielerlei Hinsicht sind die Spielwelten viel, viel moderner als die europäischen, historischen Vorlagen, auf die man sich stützt.
Ich finde die Atmosphäre daher entscheidend. Eine Simulation, in der ich nachvollziehen kann warum welche Taverne wie groß ist, wäre mir auch zu mühselig und Pi mal Daumen kann ich für alles einen Grund nennen, aber weiß davon ja nicht, wie ausschlaggebend das ist. Also z.B. Rohstoffe für den Bau einer großen Taverne. Klar verbraucht das Rohstoffe, aber um zu entscheiden ob das ins Gewicht fällt müsste ich ja auch simulieren, wie groß die Erträge sind, unter welchen Bedingungen überhaupt so ein Gebäude von wem gebaut wird und wie das überhaupt bezahlt wird (wichtig z.B.: ist es ein Setting, in dem man von Geldleihern Kredite bekommt) und wie verhält sich das im Vergleich z.B. zu einer Scheune oder dem Rittersaal einer Burg, der schon größer ist als jede Taverne? Und wenn der Wirt sein eigenes Bier braut (was nicht unwahrscheinlich ist), wie aufwendig ist das denn und wieviel Bier muss er absetzen, damit es sich rentiert und wie groß müsste die Taverne dann sein, um soviel Kundschaft aufnehmen zu können, wie lange bleibt ein Kunde dann überhaupt usw.? Klar, man KANN sich diese Fragen alle stellen, ich habe da KEINE Lust drauf, deshalb gehe ich mehr danach, welche Stimmung und Atmosphäre ich haben möchte und was mir nach verschiedenen Vorbildern (z.B. Filme, Computerspiele, eigene Erfahrung) passend erscheint.
Apropos vergangene Zeiten. Da kenne ich tolle Geschichten von Opel hier in Bochum, aus der Zeit als Verwandte von mir da gearbeitet haben (in den 60ern). Da hatten schon mal (zehn?)Tausende von Arbeitern gleichzeitig Pause, 30 Minuten. Was macht man dann? Die Leute die mit dem Auto gekommen sind, rennen raus auf den Parkplatz. Kofferraum auf, Pulle Bier gezückt. Viele sind nicht mit dem Auto gekommen oder haben kein Bier dabei oder wollen bequemere Geselligkeit. Was machen die? Rennen rüber in die Kneipen. Dort steht auf den Theken schon jede Menge frisch gezapftes Bier bereit. Den Augenzeugenberichten nach die ich kenne waren diese Kneipen dann wirklich brechend voll. Viel Zeit war ja auch nicht. Da hat man das erste Bier direkt ge-ext, danach sofort das zweite angefangen, das dann langsamer. Das sind extreme Stoßzeiten, für die man auch die nötigen Kapazitäten braucht. Klar gibt es in der fäntelalterlichen Stadt kein Opel-Werk, wo vielleicht mal 10.000 durstige Arbeiter gleichzeitig ein Bier wollen. Aber man kann sich schon denken, dass es auch da zentrale Orte gibt. Schon allein wegen der Stammtische der Zünfte. Da geht es ja gar nicht mal so sehr um die Bauern, sondern vor allem um die Handwerker, Tagelöhner und Arbeiter in den Städten.
Gerade übrigens im hotzenplotzigen DSA müsste es in Städten wie Gareth schon sehr große Tavernen geben, ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es die gibt, die Tavernen sind ja alle beschrieben. Ich wäre nur positiv überrascht, wenn es von mehr als 1 dieser großen Taverne auch eine Karte gäbe, denn immer wenn ich in DSA-Abenteuer schaue finde ich doch nur die 1000. kleine Standard-Taverne mit Theke, drei Tischen und Zimmer im Obergeschoss.