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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspiel- & Weltenbau => Pen & Paper - Eigenentwicklungen => Thema gestartet von: Feuersänger am 15.10.2025 | 20:03

Titel: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 15.10.2025 | 20:03
Die nachfolgenden Beiträge ergaben sich aus der Diskussion zu Skills vs. Rüstung (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,131606.msg135310990/topicseen.html#new). schneeland

@Zed: Ja. Wobei das halt wiederum nicht unbedingt leichte Rüstungen sind.

Sagen wir mal, ich vermute schon lange zumindest stark, daß das, was in (A)D&D klassisch als "studded leather" herumläuft, überhaupt nur aus fehlinterpretierten Abbildungen von Brigantinen und ähnlichen "Stoff oder Leder außen vernietet mit Metallplatten innen"-Rüstungen entstanden ist.

Das ist nicht nur deine Vermutung, sondern gilt mittlerweile (also auch nicht erst seit vorgestern) als allgemein anerkannt. Wir hatten das Thema doch schon der Länge und Breite nach im "Waffen vs Rüstung" Thread. Diese Fehlinterpretationen sind als "English Effigy Problem" ein stehender Begriff.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 16.10.2025 | 08:09
Sagen wir mal, ich vermute schon lange zumindest stark, daß das, was in (A)D&D klassisch als "studded leather" herumläuft, überhaupt nur aus fehlinterpretierten Abbildungen von Brigantinen und ähnlichen "Stoff oder Leder außen vernietet mit Metallplatten innen"-Rüstungen entstanden ist.
Die Fehlinterpretation - und auch die ganzen Vorstellungen von Waffen an sich - stammen aus den 1890ern. Leute wie Hutton und Edgerton-Castle begannen damals, Fechtbücher zu sichten und zu interpretieren. Im Prinzip die ersten HEMAisten. Allerdings taten sie das im Geiste ihrer Zeit, d.h. mit der Prämisse einer linearen Evolution der Fechtkunst. Die Annahme war also, dass das Fechten des 19. Jhdts die Spitze der Entwicklung sei, alles davor nur Sammlungen von "Tricks".
Aus dieser Zeit stammen Vorstellungen wie "Zweihandwaffen sind schwer und langsam", "Klingen durchschlagen Harnische" und "der flinke Rapierfechter ist dem trägen Ritter im Harnisch überlegen". Und auch die Sache mit Studded Leather und Lederrüstung an sich.

In den 70ern waren die Bücher von Hutton und Castle noch Standard. Leider hat man es aber nicht geschafft, den viktorianischen Dummfug irgendwann fallen zu lassen.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Ainor am 16.10.2025 | 09:01
In der offenen Feldschlacht, wo sie schon allein räumlich deutlich getrennten Truppenteilen angehören -- sicher. Inwieweit derselbe Ansatz für einen kleinen Kommandotrupp "Abenteurer", die generell alle an ein und denselben Scharmützeln auf kurze Distanz teilnehmen, allerdings auch noch Sinn ergibt...da kommen bei mir dann doch gewisse Zweifel auf.

"kurze Distanz" hat man vor allem dann wenn man den Wahrnehmungswurf gegen den Drachen verpeilt  :)
Wüsste nicht warum die normale Abenteurergruppe kurze Distanz bevorzugen sollte. Ein Spezialtrupp von Untergrundkämpfern hätte vielleicht keinen Langbogenschützen dabei. Aber inwiefern ist das relevant?

Nur so zur Illustration: wie oft kommt der typische SC-"Ritter" im Rahmen eines Rollenspielabenteuers doch noch mal überhaupt in den Genuß, einen klassischen Lanzenangriff hoch zu Roß ausführen zu dürfen? ;)

Inwiefern ist das relevant?

IIRC nutzten italienische und/oder burgundische Armbruster durchaus Plattenrüstungen allerdings keine Volldosen

Klar. Und es mag auch Priester gegeben haben die keine Vollplatte trugen  :)
Aber auch in einem komplexen System muss man halt entscheiden ob es gerüstete oder ungerüstete Fernkämpfer besser unterstützt.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 16.10.2025 | 09:21
Das kann man mal aufgreifen, um einen Themenbezug herzustellen: Eine der Falschvorstellungen, die im 19. Jahrhundert aufkamen, war ja die der ungelenken "Dosen", in denen man sich kaum bewegen konnte, bis hin zu der Idee, dass die Ritter mit einem Kran aufs Pferd gehoben werden mußten.
Tatsächlich aber kann man davon ausgehen, dass die allermeisten Rüstungen über ihr Gewicht hinaus (das über die normalen Tragkraftregeln abgehandelt werden kann) körperlich kaum bis gar nicht hinderlich sind - jedenfalls nicht mehr als normale Kleidung.

Auch beim Schleichen sind viele Rüstungen kein Problem, wenn man sich langsam und bedächtig bewegt. Einzig bei relativ schneller Bewegung machen Rüstungen mit vielen beweglichen Metallteilen mehr Geräusche als normale Schritte.

Daher würde ich einfach sagen: Beweglichkeitseinschränkung speziell durch Rüstung sollte man schlicht weglassen. Gewicht der Rüstungen in die normalen Tragkraft/Belastungsregeln einbeziehen, das reicht.

Es gibt noch eine Problematik, die in Rollenspielen interessanterweise selten aufgegriffen wird, obwohl sie mMn viel relevanter ist als die Beweglichkeitsbeschränkung: Durch Helme ist man im Sehen und Hören eingeschränkt. Speziell natürlich durch geschlossene Helme, die den gesamten Kopf einschließlich Gesicht schützen und nur kleine Sehschlitze haben. Überhaupt sind Helme in Rollenspielen irgendwie ein unbeliebtes Thema. Viele Charaktere scheinen gar keine zu tragen, obwohl das realistischerweise in den meisten Kampfsituationen der wichtigste Teil der Rüstung ist. 

Die Fehlinterpretation - und auch die ganzen Vorstellungen von Waffen an sich - stammen aus den 1890ern. Leute wie Hutton und Edgerton-Castle begannen damals, Fechtbücher zu sichten und zu interpretieren. Im Prinzip die ersten HEMAisten. Allerdings taten sie das im Geiste ihrer Zeit, d.h. mit der Prämisse einer linearen Evolution der Fechtkunst. Die Annahme war also, dass das Fechten des 19. Jhdts die Spitze der Entwicklung sei, alles davor nur Sammlungen von "Tricks".
Aus dieser Zeit stammen Vorstellungen wie "Zweihandwaffen sind schwer und langsam", "Klingen durchschlagen Harnische" und "der flinke Rapierfechter ist dem trägen Ritter im Harnisch überlegen". Und auch die Sache mit Studded Leather und Lederrüstung an sich.
Man sollte beim Gegensteuern aber auch nicht übertreiben. Mittlerweile scheint sich ja bei manchen stattdessen die Ansicht "Rüstungen aus Leder hat es nie (oder zumindest nicht vor der Neuzeit) gegeben" verfestigt zu haben, was genau so Quatsch ist.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 16.10.2025 | 09:39
Nur kurz:

In meinem Kopf ist Corman im Reitangriffbeispiel ein Barbar 10. Stufe und der namenlose Reiter ein Amateur der vielleicht 2. Stufe.
Macht es nicht glaubwürdiger IMPOV, aber wie hätte ein guter Lanzentreffer gefunzt

Mittlerweile scheint sich ja bei manchen stattdessen die Ansicht "Rüstungen aus Leder hat es nie (oder zumindest nicht vor der Neuzeit) gegeben" verfestigt zu haben, was genau so Quatsch ist.
fundiertes Material dazu?
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 16.10.2025 | 09:54
Man sollte beim Gegensteuern aber auch nicht übertreiben. Mittlerweile scheint sich ja bei manchen stattdessen die Ansicht "Rüstungen aus Leder hat es nie (oder zumindest nicht vor der Neuzeit) gegeben" verfestigt zu haben, was genau so Quatsch ist.
Hat es auch nicht - zumindest nicht in der Form, wie sie in der Fantasy üblich ist. Nein, es gab keine Cuir Bolli "Harnische" wie man sie im LARP so gerne trägt. Nein, Leder wird nicht stärker, wenn man Nieten drauf tut.

Cuir Bolli wurde als Ergänzung benutzt - oft über Ringelgeflecht.
Und natürlich wurden Metallplättchen auf Leder genäht - der Coat of Plates - das man dann auch über dem Ringelpanzer trug.
Echte "Lederrüstungen" sind historische recht häßliche Dinger, die mehr wie zusammengeschustertes Flickwerk aussehen als handwerklich tolle Rüstungen. Das ist z.B. der assyrische Schuppenpanzer aus Rindsleder, gefunden in China.

So, jetzt bin ich wieder raus hier.  ;)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 16.10.2025 | 10:15
Hat es auch nicht 
Als Antwort auf die Frage von Lichtschwerttänzer habe ich einfach mal den ersten wissenschaftlichen Artikel herausgesucht, den Google ausgespuckt hat und der sagt: Doch, hat es - auch im mittelalterlichen Europa. Kannst dich gerne daran abarbeiten, aber wisse: Youtuber o.ä. als Gegenargumente sind irrelevant.

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.archeologiedordrecht.nl/dds/up/ZmyofrkKafgR_Leather_in_Warfare_Late-medieval_leather_armour_from_excavations_in_the_Netherlands_Marloes_Rijkelijkhuizen_and_Marquita_Volken.pdf&ved=2ahUKEwjvuaHgoKiQAxWqSvEDHXMIG30QFnoECBkQAQ&usg=AOvVaw2877v-n_7cAm5hTwPSukhk

Aus:
Mould, Quita, editor. Leather in Warfare: Attack, Defence and the Unexpected. Royal Armouries Museum, 2017.

Zitat
zumindest nicht in der Form, wie sie in der Fantasy üblich ist. Nein, es gab keine Cuir Bolli "Harnische" wie man sie im LARP so gerne trägt. Nein, Leder wird nicht stärker, wenn man Nieten drauf tut.
Du weißt aber schon, warum nach einhelliger wissenschaftlicher Meinung Kürass/Küriss so heißen, wie sie heißen?  wtf?
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Lichtschwerttänzer am 16.10.2025 | 10:19
Danke
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 16.10.2025 | 10:23
Als Antwort auf die Frage von Lichtschwerttänzer habe ich einfach mal den ersten wissenschaftlichen Artikel herausgesucht, den Google ausgespuckt hat und der sagt: Doch, hat es - auch im mittelalterlichen Europa. Kannst dich gerne daran abarbeiten, aber wisse: Youtuber o.ä. als Gegenargumente sind irrelevant.

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.archeologiedordrecht.nl/dds/up/ZmyofrkKafgR_Leather_Warfare_Late-medieval_leather_armour_from_excavations_the_Netherlands_Marloes_Rijkelijkhuizen_and_Marquita_Volken.pdf&ved=2ahUKEwjvuaHgoKiQAxWqSvEDHXMIG30QFnoECBkQAQ&usg=AOvVaw2877v-n_7cAm5hTwPSukhk

Aus:
Mould, Quita, editor. Leather in Warfare: Attack, Defence and the Unexpected. Royal Armouries Museum, 2017.
Das ist genau das, was ich oben beschrieben habe: RüstungsTEILE, die man über einer anderen Rüstung trägt (Gambeson oder eben auch Ringelgeflecht). Keinerlei Ähnlichkeit mit dem hier:
(https://d29sh4sko9f0tb.cloudfront.net/media/image/89/3c/be/larp-set-lederruestung-und-schulterruestung-br-vendel-set-300-615_1.jpg)

Und das ist es was, in den Köpfen rumschwirrt, wenn der Dieb Lederrüstung trägt.

Du weißt aber schon, warum nach einhelliger wissenschaftlicher Meinung Kürass/Küriss so heißen, wie sie heißen?  wtf?
Nur scheint es davon keine erhaltenen Originale zu geben - zumindest spuckt mir Google da nichts aus. Wahrscheinlich auch mehr Cuir Bolli Platten auf einer weicheren Basis. Also auch weit entfernt von dem obigen Bild.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Ainor am 16.10.2025 | 10:39
Kurze Distanz ist aber ne RPG Realität,

Was bedeutet denn "ist eine RPG Realität" ? Bei "Kommt in RPGs vor" würde ich dir sicher zustimmen.
Aber wenn man mal ein bekanntes System denkt dan mag das zwar beim Dungon teilweise zutreffen, aber spätestens beim Dragon und anderen Fliegenden Gegnern braucht man Platz.

Und wenn ich z.B. an HdR denke sehe ich viel Distanz. Da hat man selbst im Dungeon Platz zum schiessen.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 16.10.2025 | 10:47
Mein Kernproblem mit Lederrüstungen ist nicht so sehr, dass die in Europa nicht so wahnsinnig verbreitet waren (weltweit gab es ja durchaus etablierte Formen, dann meist als Lamellar), sondern die Darstellung als "leichte Stealth-Rüstung ohne Behinderung". Okay, sie klappert nicht metallisch, aber wenn sie irgendeinen Schutzwert haben soll wird sie halt so sperrig, dass sie vermutlich sogar eher stärker behindert als eine Metallrüstung.

Das verlinkte Paper sagt ja auch selber: "wir haben keine Ahnung wie und wo diese Rüstungen eingesetzt wurden; u.U. ausschließlich zu Trainingszwecken." Dies erscheint mir btw am plausibelsten.

Naja, und "Studded Leather" ist und bleibt halt Schwachsinn; I will die on that hill. Leder wird nicht stärker wenn man Löcher durchstanzt. Der Zweck dieser Nieten war, Metallplatten zu befestigen, und da war das Trägermaterial meistens nichtmal Leder, sondern Stoff.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 16.10.2025 | 12:03
Das ist genau das, was ich oben beschrieben habe:
Diese Diskussion hat keinen Sinn, wenn es nicht für nötig befindest, den Artikel zu lesen.

Zitat
Nur scheint es davon keine erhaltenen Originale zu geben
... und das hast du offensichtlich nicht. Wovon es (bisher) übrigens wirklich kein einziges archäologisch erschlossenes vollständiges Exemplar (oder auch nur eine größere Anzahl Fragmente eines solchen) gibt: Gambesons.

Komischerweise zweifelt an deren Existenz kein Reenactment-Bro...

Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 16.10.2025 | 12:10
Diese Diskussion hat keinen Sinn, wenn es nicht für nötig befindest, den Artikel zu lesen. .
The website you requested is not available at this moment.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 16.10.2025 | 12:17
Als Antwort auf die Frage von Lichtschwerttänzer habe ich einfach mal den ersten wissenschaftlichen Artikel herausgesucht, den Google ausgespuckt hat und der sagt: Doch, hat es - auch im mittelalterlichen Europa. Kannst dich gerne daran abarbeiten, aber wisse: Youtuber o.ä. als Gegenargumente sind irrelevant.

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.archeologiedordrecht.nl/dds/up/ZmyofrkKafgR_Leather_in_Warfare_Late-medieval_leather_armour_from_excavations_in_the_Netherlands_Marloes_Rijkelijkhuizen_and_Marquita_Volken.pdf&ved=2ahUKEwjvuaHgoKiQAxWqSvEDHXMIG30QFnoECBkQAQ&usg=AOvVaw2877v-n_7cAm5hTwPSukhk

Aus:
Mould, Quita, editor. Leather in Warfare: Attack, Defence and the Unexpected. Royal Armouries Museum, 2017.
Du weißt aber schon, warum nach einhelliger wissenschaftlicher Meinung Kürass/Küriss so heißen, wie sie heißen?  wtf?



In dem Artikel ist aber kein Lederkürass oder ähnliches besprochen, sondern zusätzlicher Armschutz aus gehärteten (also Cuir Boilli) Lederteilen. Das gab es im Spätmittellalter durchaus mal, ist aber keine komplette Lederrüstung. Wenn du im Mittelalter nicht stinkereich bist und ne Rüstung brauchst, ist die Lösung in der Regel ein Gambeson.

Wobei mich bei der Lederrüstungsdiksussion für Fantasy wundert, dass noch keiner von den Dingern aus dem 17. Jahrhundert gesprochen hat:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b1/Kyller_-_Livrustkammaren_-_30083.tif/lossy-page1-375px-Kyller_-_Livrustkammaren_-_30083.tif.jpg)

Buff Coat - das ist jetzt tatsächlich mal was, was man als Lederrüstung einordnen kann. Und der Buff Coat zeigt auch sehr schön, warum das eben keine dauerhaft akzeptierte Lösung war (https://en.wikipedia.org/wiki/Buff_coat).

Sowas in der Art kann mich mir tatsächlich einer Fantasywelt in Gebruach vorstellen, aber halt auch nur, bis man was Besseres in die Finger bekommt.


EDIT:

Wovon es (bisher) übrigens wirklich kein einziges archäologisch erschlossenes vollständiges Exemplar (oder auch nur eine größere Anzahl Fragmente eines solchen) gibt: Gambesons.
Komischerweise zweifelt an deren Existenz kein Reenactment-Bro...

Da die in Quellen und bildlichen Darstellungen noch und nöcher belegt sind, warum sollte man die auch bezweifeln?  wtf?
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 16.10.2025 | 12:22
Mein Kernproblem mit Lederrüstungen ist nicht so sehr, dass die in Europa nicht so wahnsinnig verbreitet waren (weltweit gab es ja durchaus etablierte Formen, dann meist als Lamellar), sondern die Darstellung als "leichte Stealth-Rüstung ohne Behinderung". Okay, sie klappert nicht metallisch, aber wenn sie irgendeinen Schutzwert haben soll wird sie halt so sperrig, dass sie vermutlich sogar eher stärker behindert als eine Metallrüstung. 
Da habe ich kürzlich ein schönes Video gesehen, das den Schluss nahlegt: Rüstungen behindern beim Schleichen, wenn man wirklich bewußt schleicht, praktisch überhaupt nicht.
(Btw nur um mal klarzustellen, dass ich auch gar nichts gegen Reenactors habe, wenn sie das gut machen, was sie gut machen können).  ;)

https://www.youtube.com/watch?v=fVCS_iatpXw&list=LL&index=1&t=310s

Zitat
Naja, und "Studded Leather" ist und bleibt halt Schwachsinn; I will die on that hill.
Das bestreitet ja auch kein vernünftiger Mensch. "Studded Leather" ist eine Bezeichnung für moderne Lederjacken spätestens ab den 1960er Jahren, lange bevor irgendjemand die ins Fäntelalter verfrachtet hat.

Und noch eine Sache: Dass die in dem Artikel erwähnte Körperrüstung aus Leder für Übungszwecke gedacht war, ist sicher richtig. Das folgt aber daraus, dass sie für einen Erwachsenen nicht groß genug ist - nicht daraus, dass Leder keine für "echte" Kämpfe ausreichende Schutzwirkung gehabt hätte. Das hatte es offensichtlich, was rein archäologisch schon durch sehr wohl erhaltenen ledernen Gliedmaßenrüstungsteile belegt ist.

Um schließlich noch einmal auf die Sache mit dem Gambeson zurückzukommen: Es muss hoffentlich nicht erwähnt werden, dass archäologisch Artefakte aus organischem Material sehr viel schlechter belegbar sind als solche aus Metall.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 16.10.2025 | 12:24
Danke, Kwüteg! Der graue Wolf hat gesprochen.

Und bevor ich mich wieder reinsteigere, bin ich raus.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 16.10.2025 | 12:30
In dem Artikel ist aber kein Lederkürass oder ähnliches besprochen,
Äh, doch? Es nervt ein bißchen, dass Feuersänger offensichtlich der Einzige hier ist, der es für nötig hielt, den Artikel in Gänze zumindest zu überfliegen.

Zitat
Wobei mich bei der Lederrüstungsdiksussion für Fantasy wundert, dass noch keiner von den Dingern aus dem 17. Jahrhundert gesprochen hat:
Weil das 17. Jahrhundert nun mal nicht europäisches Mittelalter ist. Zugegebenermaßen: Das ist die beliebte "Full Plate" eigentlich auch nicht. Überschneidet sich zeitlich sogar noch.

Zitat
Und der Buff Coat zeigt auch sehr schön, warum das eben keine dauerhaft akzeptierte Lösung war
Sorry, aber worauf soll das jetzt hinaus? Alle Rüstungen sind im Verlaufe des 17. und 18. Jahrhunderts allmählich und fast vollständig vom Schlachtfeld verschwunden.

Zitat
Da die in Quellen und bildlichen Darstellungen noch und nöcher belegt sind, warum sollte man die auch bezweifeln?
Aus den selben Gründen wie Leder(körper)rüstungen. Oder anders gesagt: Aus gar keinen. Wenn man aber den Maßstab anlegt "Da ist gar kein Exemplar enthalten" und das in einem Falle für ein Argument hält, dann sollte man das auch in einem anderen Fall tun.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 16.10.2025 | 12:34
Um schließlich noch einmal auf die Sache mit dem Gambeson zurückzukommen: Es muss hoffentlich nicht erwähnt werden, dass archäologisch Artefakte aus organischem Material sehr viel schlechter belegbar sind als solche aus Metall.

Klar, deswegen sind ja die hoch- und spätmittelalterlichen Grabplatten und Illuminationen für diesen Bereich auch immens wichtig, um die tatsächliche Sachkultur abschätzen zu können.

Zum Thema selber: ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Dieb, der über Mauern kraxeln muss und auch vielleicht mal einen Sturz riskieren muss, sich gerne was anzieht, das ihm da etwas weniger Abschürfungen einfängt, als es die normale Stofftunika tun würde. In dem Zusammenhang kann ich mir Lederwämser vorstellen, so wie Bergleute und Handwerker gerne Lederschutz getragen haben (Arschleder, Schürze). Das sollte ihm dann entweder Boni bei solchen Aktionen einbringen, oder umgekehrt Mali vermeiden, die er ansonsten hätte. Aber im Kampf sollte das Zeug nix bringen.
Wozu auch - bei seiner Tätigkeit ist das ja nun wirklich nicht seine Aufgabe, wenn er erwischt wird, soll er schauen, dass er fortkommt.


Äh, doch? Es nervt ein bißchen, dass Feuersänger offensichtlich der Einzige hier ist, der es für nötig hielt, den Artikel in Gänze zumindest zu überfliegen.
Sorry, muss ich übersehen haben. Habs mir jetzt nochmal durchgelesen, aber abgesehen von der Valkenburg-Armor (die dem Autor nach wegen der Größe eher für ein Kind gedacht war, also eher etwas zur Übung) gibt es keinen Fund eines richtigen Lederkürasses. Und auch die anderen aufgezählten ledernen Stücke sind oft mit Anmerkungen versehen, dass die durchaus zu einer Metallrüstung gehört haben können.

Aus den selben Gründen wie Leder(körper)rüstungen. Oder anders gesagt: Aus gar keinen.

Naja, wie gesagt: Gambesons sind bildlich und schriftlich belegt, Lederrüstungen per se eher nicht. Es gibt obskure Hinweise, die man so lesen kann, aber im Gegensatz zum Gambeson ist das sehr unklar.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 16.10.2025 | 12:42
Naja, wie gesagt: Gambesons sind bildlich und schriftlich belegt, Lederrüstungen per se eher nicht. Es gibt obskure Hinweise, die man so lesen kann, aber im Gegensatz zum Gambeson ist das sehr unklar.
Auch da widersprichst du halt einfach direkt dem geposteten Artikel (und vermeintlich den dort benutzten Quellen). Es hat keinen Sinn, auf so einer Basis zu diskutieren.

P.S.: Das folgende ist jetzt kein wissenschaftlicher Artikel (aber einer, der zumindest wissenschaftliche Literatur benutzt), aber ich will meine Zeit auch nicht mehr als bisher verschwenden, und dieser Mensch hier arbeitet die Argumente allesamt sehr gut ab.

Und der erste Kommentar von "The_Anarcheologist" unter dem Posting trifft absolut ins Schwarze.

https://www.reddit.com/r/badhistory/comments/8v1gai/the_real_truth_about_leather_armour/
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 16.10.2025 | 12:52
Nana, jetzt bitte weniger gereizt.

Ich widerspreche dem Artikel nicht - die Hinweise, die er selber aufführt, in denen man in den Quellen Lederrüstungen vermuten kann, sind nun mal dünn. Ich sollte hinzufügen, ich verstehe in diesem Fall unter "Lederrüstung" etwas, das anstelle eines Kettenhemdes, eines Gambesons oder Plattenharnischs oder einer Brigantine zum Schutz getragen wurde, und nur aus Leder bestand.

In der Conclusion sagt der Autor selber:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Er ist relativ vorsichtig mit seinen Aussagen, das ist sehr seriös. Ein absolutes "im Spätmittelalter gab es reine Lederrüstungen, die im Kampf eingesetzt wurden" steht da nicht. Unmöglich ist das nicht, aber die Quellenangaben zu solchen Rüstungen deuten eher auf Turniergebrauch hin. Das Kombinieren von ledernen Teilen mit Metallrüstungen steht außer Frage, das gab es  in der Kriegsführung. 
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 16.10.2025 | 13:00
In der Conclusion sagt der Autor selber:
a.) Die Autorinnen. b.) Du hast einen falschen Bezug hergestellt, aber wie gesagt, die Diskussion lohnt sich jetzt nicht mehr.

Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 16.10.2025 | 13:25
Da habe ich kürzlich ein schönes Video gesehen, das den Schluss nahlegt: Rüstungen behindern beim Schleichen, wenn man wirklich bewußt schleicht, praktisch überhaupt nicht.

Ahja, das Metatron-Video kannte ich auch schon. Ist natürlich löblich, da einfach mal Feldtests im direkten Vergleich durchzuführen, wenn man schon über so ein komplettes Nerd-Arsenal verfügt.
Bei sowas wie dem gezeigten Kürass ist es ja auch klar: das sind ein bzw zwei fest miteinander verbundene Teile, die keine Gelenke abdecken, also was soll da klappern, Lärm machen oder einen in der Gewandheit behindern.
Die Intuition "Rüstung behindert Heimlichkeit" ist sicherlich bei einem Vollharnisch am stärksten gegeben: da haben wir haufenweise überlappende Platten, die sich gegenseitig verschieben und beweglich montiert sind, klar dass da ständig Metall über Metall schruppt und beim Joggen klappert. Aber ähnlich wie moderne militärische Ausrüstung _könnte_ man die sicherlich mit überschaubarem Aufwand entklappern.

Ansonsten TB zu einem Bekannten mit selbstgebautem Schuppenpanzer, der hat wirklich mit jedem Schritt geklappert wie ein Schellenbaum. xD

--

RPG Spielpraxis: bin mir jetzt nicht sicher ob ich es in diesem Zusammenhang schon erwähnt hatte, aber mein letzter Vollplattenträger (in Pathfinder) hatte ab Level 9 einen effektiven Stealth-Wert von +15 oder so, und das war noch nichtmal ausgemaxt (+20 wären drin gewesen). Ich hatte da ein wenig investiert, um nicht ständig als Sir Clanksalot den stealthigeren Gruppenmitgliedern die Tour zu vermasseln.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 16.10.2025 | 13:46
"kurze Distanz" hat man vor allem dann wenn man den Wahrnehmungswurf gegen den Drachen verpeilt  :)
Wüsste nicht warum die normale Abenteurergruppe kurze Distanz bevorzugen sollte. Ein Spezialtrupp von Untergrundkämpfern hätte vielleicht keinen Langbogenschützen dabei. Aber inwiefern ist das relevant?

Inwiefern ist das relevant?

Inwieweit sollte es irrelevant sein, daß du Äpfel mit Birnen vergleichst? wtf?

Der Kampf in Formationen oder zumindest wilden Haufen von jeweils mindestens mehreren Dutzend Leuten, meist noch mit anderen solchen Gruppen zusammen mehr oder weniger koordiniert, ist nun mal schon allein aus Gründen des reinen Maßstabs (der dann nebenbei auch gleich mit ganz anderen Platzansprüchen einhergeht) eine ganz andere Angelegenheit, als wenn eine SC-typische Handvoll Nasen allein auf sich gestellt in potentiell von einer deutlichen Überzahl bevölkertem feindlichem Gebiet unterwegs ist. Im zweiten Fall habe ich als einzelner Beteiligter weder annähernd so viel Unterstützung noch so viele Alternativziele für den Feind um mich herum wie im ersten, und auch der Verlust nur eines einzigen Mitkämpfers wirkt sich sofort wesentlich schmerzhafter aus; ergo müssen wir alle wesentlich mehr selbst darauf achten, wo wir bleiben, und können uns weniger reines Spezialistentum leisten.

Speziell im Hinblick auf das Thema Rüstung bedeutet das aus meiner Sicht denn auch, daß ein typischer SC im Zweifelsfall bessere Rüstung braucht als sein theoretisches Gegenstück in der Armee. Das heißt nicht unbedingt in allen Fällen gleich die dickste, denn auch die Vollplatte mit geschlossenem Helm ist eigentlich schon wieder ein Stück Spezialistenausstattung, die fürs tage- oder gar wochenlange freie Herumabenteuern ihre eigenen Nachteile mit sich bringt und ggf. gegen für diesen Zweck besser taugliche Ausstattung ausgetauscht gehört...aber umgekehrt sollte beispielsweise auch der Magier der Gruppe grundsätzlich wenigstens anständigen Körper- und Kopfschutz tragen, einfach nur für die Situationen, in denen der reine Bademantel allein eben nicht reicht. (Und wenn er damit partout nicht kann, weil er's "nie gelernt" hat? Dann geht er eben nicht mit, bis er das Training nachgeholt hat -- soviel Zeit muß schon sein, immerhin kann leicht sein und ggf. sogar das Überleben der ganzen Gruppe davon abhängen!)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Aedin Madasohn am 16.10.2025 | 13:58
Eine der Falschvorstellungen, die im 19. Jahrhundert aufkamen, war ja die der ungelenken "Dosen", in denen man sich kaum bewegen konnte, bis hin zu der Idee, dass die Ritter mit einem Kran aufs Pferd gehoben werden mußten.

Tunierrüstungen

überlieferte Tunierrüstungen, welche aus dem späten bis allerspätesten Mittelalter stammten

Überlieferungsketten, die bis hin zu den reichsten-nobelsten Höfen ihrer jeweiligen Dekade reichten

oder modern ausgedrückt: Showequipment

dann gab es die Prunkrüstungen als Geschenk (gerne auch mit "Pferdepanzerplatten" als Fläche für Gravurtechniken bis zum Abwinken) für König/Kaiser/Fürsten
wo die auf neer Stange zum allgemeinen Bestaunen bestens getaugt haben
ob die besagten kaiser/Könige die auch in echt getragen haben? der Hofmaler hat sie so "gerüstet" verewigt, doch dass lässt sich ja hereinretuschieren mit des Kaisers Bart und so  ;D

zum Schluss gibt es noch die Kugelfesten Belagerungshelme und Harnische, die wurden auch nicht für die Feldschlacht über das offene Gelände getragen.

also, keine "Ideen" oder so, sondern nur eine Verallgemeinerung von Show und Hoch-Spezialequipment. Die "Falschvorstellung" war einzig die Verallgemeinerung auf alle und immer

 
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 16.10.2025 | 15:42
Im Herrn der Ringe kommt ja niemand auf die Idee, eine lange Wanderung mit Rüstung anzutreten, mit Ausnahme von Gimlis Kettenhemd ("Zwerge können ungeheure Lasten tragen") und Frodo (Mithril, leicht, dünn, hält Schwerthiebe und Speerstöße zuverlässig auf). In D&D-Runden dagegen ist das Tragen von Plattenrüstung in Wald und Flur für Kämpfer und Paladine Standard.

Wobei man den letztgenannten Punkt sicher auch noch mal etwas hinterfragen könnte -- wie oft und lange waren historische Ritter und gepanzertes Fußvolk (wobei's für letzteres im "richtigen" Mittelalter so viele Beispiele gar nicht gegeben zu haben scheint) eigentlich in voller Montur unterwegs, und wie oft haben sie sie normalerweise entsprechend an- und wieder abgelegt? Und wie müßte es dann im Vergleich um ihre Gegenstücke in einer Fantasywelt bestellt sein?

Sicher: ich kann so was der Einfachheit halber im Spiel ausblenden und einen SC in ausgemachter Prunkrüstung auch mitten in der Wildnis stundenlang den Spuren eines Orkspähtrupps folgen oder im selben Aufzug ohne Rücksicht auf Etikette zum höfischen Ball antreten lassen und bei all dem mit nicht einer Wimper zucken. Mag halt ein wenig mit darauf ankommen, wie videospielvorgeschädigt die Gruppe schon ist. ;)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Aedin Madasohn am 16.10.2025 | 16:09
einmal als archäologische Beispiel für einen assyrischen Leder-Schuppen-Torsoschutz

https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/assyrische-ruestung-in-chinesischem-grab/ (https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/assyrische-ruestung-in-chinesischem-grab/)

um wie viel besser/überhaupt/kosten-nutzen der geschützt hat? das wäre die Frage halt.

zum Schleichen mit Metall-Flächen-Rüstungen kommt noch die markante Geräuschkulisse des Fremdanstoßes, etwa wenn beim Krakseln durch das Dungeon da ein Steinchen drauffällt.
Leder kann auch tückisch-markant knarren, da wäre es eine Schurkensonderfertigkeit, die geschmeidige Ölung für die ModernInfiltratorenSuite-ReübertragungInsFäntelalter beizugeben.

Insgesamt aber war großflächiges-Leder "teuer" und wurde "woanders" dringlich gebraucht, während Metall schon immer eine hohe recyclequote hatte, was den Preis also relativiert.

Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 16.10.2025 | 16:25
Insgesamt aber war großflächiges-Leder "teuer" und wurde "woanders" dringlich gebraucht, während Metall schon immer eine hohe recyclequote hatte, was den Preis also relativiert.

Das kommt dazu, ja. Um dafür brauchbares Leder zu bekommen, muß ich schon einigermaßen große Tiere erst mal finden oder heranzüchten und dann beizeiten schlachten, und dann ist das immer noch eine einmalige Ausbeute pro Tier -- da kann man sich leicht die Frage stellen, ob man nicht vielleicht mit einer Textilrüstung besser fährt, die mit genügend Lagen und Polsterung auch so einiges an zumindest vorübergehendem Schutz bieten kann und für die der Flaschenhals der Rohstoffbesorgung vielleicht weniger eng ist.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 16.10.2025 | 17:18
Wobei man den letztgenannten Punkt sicher auch noch mal etwas hinterfragen könnte -- wie oft und lange waren historische Ritter und gepanzertes Fußvolk (wobei's für letzteres im "richtigen" Mittelalter so viele Beispiele gar nicht gegeben zu haben scheint) eigentlich in voller Montur unterwegs, und wie oft haben sie sie normalerweise entsprechend an- und wieder abgelegt? Und wie müßte es dann im Vergleich um ihre Gegenstücke in einer Fantasywelt bestellt sein?
Das Fußvolk? Den ganzen Tag lang. Du konntest die Rüstung entweder tragen oder du musstest sie tragen. Oder jemanden haben, der sie für dich trägt. 

Lichtschwerttänzer hat noch im anderen Thread noch geantwortet, aber ein Beispiel vor dem Mittelalter, das man gerne betrachtet, sind ja römische Legionäre. Dass man in einer, sagen wir einmal mittelschweren Rüstung marschieren und dabei noch einiges an anderem Krempel mit sich herumschleppen konnte, haben die recht gut bewiesen.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 16.10.2025 | 17:27
Wobei man den letztgenannten Punkt sicher auch noch mal etwas hinterfragen könnte -- wie oft und lange waren historische Ritter und gepanzertes Fußvolk (wobei's für letzteres im "richtigen" Mittelalter so viele Beispiele gar nicht gegeben zu haben scheint) eigentlich in voller Montur unterwegs, und wie oft haben sie sie normalerweise entsprechend an- und wieder abgelegt? Und wie müßte es dann im Vergleich um ihre Gegenstücke in einer Fantasywelt bestellt sein?

Ich bin früher auf dem Larp auch den ganzen Tag mit meinem 18 kg Kettenhemd rumgelaufen,... und natürlich noch dem anderen "Equipment" sicher ich war damals fitter als heute aber so wirklich superfitt war ich nie, exemplarisch bin ich am Deutschen Sportabzeichen immer gerade so gescheitert - ich denke da war sicher auch Luft nach oben.

Alternativ, während der Bundeswehr bei einer Übung bei schnuckeligen -20°C hatte ich 7 Hosen an. Unterhose, lange Unterhose, Theromunterhose, Feldhose, Goretexthose, Tarnhose. Bei der Oberbekleidung war noch die Splitterschutzweste dazu. Ich fühlte mich so beweglich wie das Michelinmännchen. Dazu kommt dann eben auch noch das "Equipment"

Also im Vergleich dazu würde ich immer das Kettenhemd wählen wenn es nur darum geht was "anstrengender" war.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 17.10.2025 | 00:16
Tunierrüstungen

überlieferte Tunierrüstungen, welche aus dem späten bis allerspätesten Mittelalter stammten

Sehr schwere Turnierrüstungen aus dieser Zeit gab's. Aber die früheste Erwähnung des angeblichen Krans (bildlich oder textlich) stammt aus dem 19. Jahrhundert - und das war ein Witz.

Man muss sich ja auch mal überlegen, wie unsinnig kompliziert so eine Vorrichtung selbst für den imaginierten Zweck wäre.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Quaint am 17.10.2025 | 01:10
Es kommt ja nicht nur auf das Material an, sondern auch auf die Behandlung. Einige Youtuber haben sich da ja reichlich dran abgearbeitet. Und abgesehen von historischer Verwendung oder deren fehlen, ist es erwiesenermaßen so, dass man Leder so herstellen und bearbeiten kann, dass es eine gewisse Schutzwirkung hat, und zwar auch ohne moderne Technik. Und auch Eisen oder Stahl ist korrekt legiert und wärmebehandelt viel besser schützend als ohne dies. Auch richtig ist allerdings, dass so die typische stealthy Lederkluft (also die DnD Lederrüstung) eigentlich mehr Kleidung als sonstwas ist. Dann wiederrum gibt es etwa aus dem Koreakrieg Berichte, die .30 Carbine Munition wär manchmal nicht so gut durch Winteruniformen gegangen. Je nachdem was da an Bedrohung anliegt ist also Lederkleidung ähnlich wie eine robuste Jeans vielleicht besser als nix.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: YY am 19.10.2025 | 01:00
Tatsächlich aber kann man davon ausgehen, dass die allermeisten Rüstungen über ihr Gewicht hinaus (das über die normalen Tragkraftregeln abgehandelt werden kann) körperlich kaum bis gar nicht hinderlich sind - jedenfalls nicht mehr als normale Kleidung.

Über eine große Bandbreite an Bewegungen ist das so, aber dann kommen relativ spezielle Bewegungen, die mit bestimmten Rüstungen gar nicht (mehr) gehen - das macht dann die Gewöhnung daran aus, dass man diese Bewegungen unbewusst vermeidet.
Das funktioniert natürlich da nicht mehr, wo man genau diese Bewegungen situationsbedingt machen müsste.
Spielmechanisch ist das sehr undankbar abzubilden, weil man es mit einem einfach handzuhabenden pauschalen Abzug genau falsch macht. Der liegt ja meistens gar nicht vor und andersrum ist er manchmal viel zu klein.

Da gibt es im Grunde nur zwei halbwegs zielführende Möglichkeiten: Entweder erzählt man das als "Farbe" bei sowieso gescheiterten Proben rein oder man lädt die Bewertungsarbeit beim SL ab, welcher sich dann natürlich mit dem Thema befassen muss.
Für die Anwendung durch jemanden, der es nicht sowieso schon weiß, bekommt man das wohl kaum handhabbar geregelt.

Auch beim Schleichen sind viele Rüstungen kein Problem, wenn man sich langsam und bedächtig bewegt.

Also sind sie ein Problem ;)

Man zieht sich ja gerade "schleichig" an, damit man punktuell auch mal spürbar Gas geben kann, wenn es nötig wird - etwa, weil sich recht unvermutet jemand nähert und man die absehbar entstehende Sichtlinie unterbrechen muss.

Insbesondere relevant wird das Thema auch in engen und dunklen Umgebungen. Man will ja gerade dort nicht gehört werden, wo man ohnehin schlecht gesehen wird. Und dann ist es gerne mal fatal, wenn man rüstungs- oder auch nur kleidungsbedingt nicht genug Tastmöglichkeiten hat bzw. an Torso und Schultern kein Feedback bekommt und zu wenig Gefühl dafür hat, wie viel zusätzliches Volumen man denn mit der jeweiligen Rüstung hat. Einmal an der Wand lang schrappen o.Ä. reicht ja schon für eine gescheiterte Probe ;)


Es gibt noch eine Problematik, die in Rollenspielen interessanterweise selten aufgegriffen wird, obwohl sie mMn viel relevanter ist als die Beweglichkeitsbeschränkung: Durch Helme ist man im Sehen und Hören eingeschränkt. Speziell natürlich durch geschlossene Helme, die den gesamten Kopf einschließlich Gesicht schützen und nur kleine Sehschlitze haben. Überhaupt sind Helme in Rollenspielen irgendwie ein unbeliebtes Thema. Viele Charaktere scheinen gar keine zu tragen, obwohl das realistischerweise in den meisten Kampfsituationen der wichtigste Teil der Rüstung ist. 

Hier und da gibt es das, aber meistens scheitert es daran, dass die Wahrnehmungsbehinderung nicht linear ist. Sprich: man kann ein recht gutes Schutzniveau ohne große Einschränkungen erreichen, aber nach oben raus gehen dann auch die Einschränkungen recht plötzlich durch die Decke. Die meisten Systeme modellieren das aber linear mit der Schutzwirkung.
Fürs Protokoll: In Feuersängers altem "Waffen und Rüstungen"-Thread hatten wir mal den Gedanken aufgeworfen, Rüstungen nicht rein additiv zu behandeln und die übliche Herangehensweise umzudrehen, so dass Helm und Schild meist die Grundlage der Rüstung sind und die eigentliche Rüstung nur die Ergänzung.


Ansonsten ist ein gerne vergessener Faktor beim Thema Rüstung der Hitzestau. Das ist ähnlich wie die Behinderung der Wahrnehmung beim Helm über weite Strecken nicht kritisch bzw. nur unangenehm, aber wenn es zum Problem wird, dann ist es schnell ein Riesenproblem.
Das ist immerhin etwas dankbarer situativ anzuwenden als die oben angesprochene Bewegungseinschränkung.

Dann wiederrum gibt es etwa aus dem Koreakrieg Berichte, die .30 Carbine Munition wär manchmal nicht so gut durch Winteruniformen gegangen.

Das ist zumindest genau so definitiv falsch - wenn man da nicht a priori drauf kommt, gibt es auch genug Versuche von einschlägigen Amis ;)

Freilich gibt es terminalballistisch spürbare Unterschiede zwischen .30 Carbine und z.B. .30-06, aber das betrifft dann eben das Ziel an sich und nicht die Frage, ob irgendwelche egal wie dicken Klamottenschichten durchschlagen werden - die interessieren auch eine .30 Carbine nicht im Geringsten.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 19.10.2025 | 03:00
Zitat
In Feuersängers altem "Waffen und Rüstungen"-Thread hatten wir mal den Gedanken aufgeworfen, Rüstungen nicht rein additiv zu behandeln und die übliche Herangehensweise umzudrehen, so dass Helm und Schild meist die Grundlage der Rüstung sind und die eigentliche Rüstung nur die Ergänzung.


Das ist so ein bisschen sehr vergröbert  ;D aber ja, das von dir eingebrachte Stichwort war Grenznutzen:
- einerseits könntest du so viel Rüstung tragen wie du willst, solange du deinen Deez nicht schützt ist das weitgehend vergebliche Liebesmüh --> Helm höchste Prio
- und am anderen Ende der Skala bringt der Schild irgendwann nicht mehr viel, wenn man auch so schon genug Rüstung am Leibe trägt.

Bei dem Einen könnte man mit der Umsetzung so anfangen, dass man dem Helm eine wesentlich größere Bedeutung für die Defensive als ein optionales +1 zugestehen könnte. Aber wie man den Grenznutzen des Schilds abbilden könnte, hab ich jetzt grad auswendig nicht parat.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: YY am 19.10.2025 | 03:53
Ich habe so was Ähnliches kürzlich mit Gilborn in der Traveller-Ecke gebaut; da tut Rüstung und Deckung unterm Strich das Gleiche, sprich solange man Deckung hat, braucht man keine Rüstung und umgekehrt.

Da kann man jetzt Rüstung und Schild noch ein bisschen gegeneinander verschieben, weil die nicht exakt die gleichen Stellen abdecken, aber der größte Nutzen der Rüstung ist dann als "Notbremse" für die Fälle, in denen der Schild umgangen wird und überhaupt nichts beiträgt. Das muss das System dann natürlich auch irgendwie modellieren.

Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 19.10.2025 | 10:02
Das Keine-Helme-tragen-Wollen mag ein Stück weit dem Vorbild Hollywood & Co. geschuldet sein. Auf der Leinwand oder in der Flimmerkiste tragen die Leute ja unter anderem meist deswegen wenig Helm, weil die Macher ja wollen, daß man die teuer bezahlten Charaktervisagen ihrer Stars möglichst oft sehen soll...zumindest das Problem hatten historische Kämpfer in solcher Montur vermutlich noch weniger. :)

Ein anderer Punkt mag nebenbei gerade bei Helmen, die auch den Mund verdecken, noch die schlichte Verständigung gewesen sein. Wie gut und klar kommen allein schon die eigenen Worte durch so eine mehr oder weniger lückenlose Metallbarriere eigentlich durch, und das auch und gerade im Kampf mit dem verbundenen Lärm und sonstigen Streß?
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 19.10.2025 | 13:40
Da kann man jetzt Rüstung und Schild noch ein bisschen gegeneinander verschieben, weil die nicht exakt die gleichen Stellen abdecken, aber der größte Nutzen der Rüstung ist dann als "Notbremse" für die Fälle, in denen der Schild umgangen wird und überhaupt nichts beiträgt. Das muss das System dann natürlich auch irgendwie modellieren.

Ja, das entspricht ja auch quasi der Philosophie von quasi seit immer bis zur Rüstungsrevolution im Spätmittelalter: Rüstung als Backup, das dir den blanken Arsch rettet, wenn die Hauptverteidigungslinie, nämlich der Schild, durchbrochen ist. Das ändert sich dann allmählich im Laufe des 14. Jahrhunderts, wo die Rüstung immer stärker und plattiger wird, bis man irgendwann bereit ist, sich primär auf den Harnisch zu verlassen und den Schild entsprechend weglässt.

Ich bin da mit meinem Systementwurf noch nicht wahnsinnig weit gekommen, aber ein Gedanke war, Rüstungsteile in "weich" und "hart" einzuteilen, wobei "weich" sowas wie Ringpanzer ist und den reinkommenden Schaden reduziert, während "hart" eben Platten sind, die Treffer einfach negieren. Um nicht ewig mit Trefferlokation rumwurschteln zu müssen, hätte man vielleicht seine AC vielleicht in zwei Stufen, zB "20/23": jeder Angriffswurf unterhalb der 20 scheitert an der Platte, 20-22 erwischen eine leicht gerüstete Stelle für verminderten Schaden (kann immer noch auf 0 reduziert werden) und erst ab 23 hat man eine ungerüstete Lücke in der Panzerung erwischt.

Aber wie gesagt, ist noch alles sehr grob, da ich das Thema auch nicht gerade mit Hochdruck verfolge.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 19.10.2025 | 14:09
Also sind sie ein Problem ;)

Man zieht sich ja gerade "schleichig" an, damit man punktuell auch mal spürbar Gas geben kann, wenn es nötig wird - etwa, weil sich recht unvermutet jemand nähert und man die absehbar entstehende Sichtlinie unterbrechen muss.
Naja. Wenn du "Gas gibst", machst du vermutlich auch ohne Rüstung hörbare Geräusche. Handhaben ja auch die meisten Systeme so.

Aber praktisch alle Systeme, die mit Rüstungsabzügen arbeiten, geben dir beim Schleichen einen unveränderlichen Abzug, egal, ob du dich langsam oder nicht ganz so langsam bewegst. 

Zitat
Freilich gibt es terminalballistisch spürbare Unterschiede zwischen .30 Carbine und z.B. .30-06, aber das betrifft dann eben das Ziel an sich und nicht die Frage, ob irgendwelche egal wie dicken Klamottenschichten durchschlagen werden - die interessieren auch eine .30 Carbine nicht im Geringsten.
Vermutlich typisches Soldatengerücht, entstanden auf der Basis von "Ich habe ihn direkt im Torso getroffen und er ist einfach weitergerannt". Jede Wette, es war eine amerikanische (oder sonstige auf UN-Seite kämpfende) Quelle des Gerüchtes und keine nordkoreanische oder chinesische, die das vom receiving end aus tatsächlich erfahren haben könnte.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: YY am 19.10.2025 | 19:45
Wenn du "Gas gibst", machst du vermutlich auch ohne Rüstung hörbare Geräusche. Handhaben ja auch die meisten Systeme so.

Aber praktisch alle Systeme, die mit Rüstungsabzügen arbeiten, geben dir beim Schleichen einen unveränderlichen Abzug, egal, ob du dich langsam oder nicht ganz so langsam bewegst. 

Trotzdem ist man ja nicht gleich laut, egal was man so trägt.

Und i.d.R. umfasst ein Schleichen-Wurf recht viel Zeit und Distanz, so dass man meist ohne Weiteres davon ausgehen kann, dass der Schleicher sowohl stellenweise etwas schneller unterwegs sein als auch sich mal in eine Ecke drücken muss oder in tief(st)er Gangart unterwegs ist.
Da ist ein pauschaler Abzug zu rechtfertigen. Wenn man das Ganze auf viele Würfe aufteilt, kann man umgekehrt überlegen, wo ein Rüstungsmalus anliegt und wo nicht.
Und ins positive Extrem getrieben: Wo der Rüstungsträger viel Zeit hat und nicht situativ mit den Schwachpunkten seiner Rüstung in Sachen Schleichen konfrontiert wird, kann man sich den Wurf meist wohl auch gleich sparen.

Vermutlich typisches Soldatengerücht, entstanden auf der Basis von "Ich habe ihn direkt im Torso getroffen und er ist einfach weitergerannt". Jede Wette, es war eine amerikanische (oder sonstige auf UN-Seite kämpfende) Quelle des Gerüchtes und keine nordkoreanische oder chinesische, die das vom receiving end aus tatsächlich erfahren haben könnte.

In diesem konkreten Fall nicht vermutlich, sondern definitiv.

Kritik an der Zielballistik der eigenen Waffen bzw. überzogene Wirkungserwartung ist seit Jahrzehnten ein Thema bei den Amis. Da spielen mehrere Faktoren rein, aber diese soziokulturelle Betrachtung führt hier wohl zu weit :)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Quaint am 19.10.2025 | 23:03
Naja gut, war vielleicht ein schlechtes Beispiel. Das Argument selbst finde ich aber nicht komplett abwegig. Sowas wie robuste Kleidung kann, in manchen Situationen und gegen manche Bedrohungen, besser sein als nix. Auch wenn es vielleicht keine Mittelpatronen? leichte Gewehrmunition? abhält.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 19.10.2025 | 23:22
Naja gut, war vielleicht ein schlechtes Beispiel. Das Argument selbst finde ich aber nicht komplett abwegig. Sowas wie robuste Kleidung kann, in manchen Situationen und gegen manche Bedrohungen, besser sein als nix. Auch wenn es vielleicht keine Mittelpatronen? leichte Gewehrmunition? abhält.

Klar kann sie das -- dicke Kleidung für möglichst den ganzen Körper hilft beispielsweise bekanntlich recht gut gegen Kälte. :) Und auch auf eine falsch liegende Reißzwecke trete ich lieber mit etwas, das eine anständige Sohle hat, als nur in Socken oder gar barfuß.

Aber das ist noch lange nicht dasselbe wie Schlachtfeldanekdoten über die tolle Schutzwirkung irgendwelcher Klamotten gegen moderne Geschosse, von denen der Schütze selbstverständlich gaaanz sicher ist, daß (a) er erst mal überhaupt getroffen hat und (b) das Ziel nicht vielleicht nur zuerst scheinbar unbeeindruckt weitergerannt und dann erst später verblutet ist. Unter hinreichendem und anhaltendem Streß "sieht" man da nämlich leicht noch ganz andere Dinge. ;)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Runenstahl am 20.10.2025 | 00:11
Der gute Skallagrim hat ein Video zu dem Thema. Bei 1:55 erwähnt er das selbst dicke Kleidung einen gewissen Schutz bieten kann:
https://www.youtube.com/watch?v=eVDf50kpF00 (https://www.youtube.com/watch?v=eVDf50kpF00)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: YY am 20.10.2025 | 05:41
Der gute Skallagrim hat ein Video zu dem Thema. Bei 1:55 erwähnt er das selbst dicke Kleidung einen gewissen Schutz bieten kann:
https://www.youtube.com/watch?v=eVDf50kpF00 (https://www.youtube.com/watch?v=eVDf50kpF00)

Ja, gegen - vornehmlich stumpfe oder kleine - Klingen; das dürfte auch unstrittig sein.
Geschosse aus Feuerwaffen sind aber eine ganz andere Baustelle.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 20.10.2025 | 11:37
Trotzdem ist man ja nicht gleich laut, egal was man so trägt.
Also, ich hatte ja auf [urlhttps://www.youtube.com/watch?v=fVCS_iatpXw&list=LL&index=1&t=310s]dieses Video[/url] verwiesen und nach dem, was man da sieht: Doch wenn man sich langsamen Schrittes bewegt, ist es egal, was man so trägt. Man macht mit allem gleich viel Geräusche, nämlich praktisch gar keine.

Zitat
Und i.d.R. umfasst ein Schleichen-Wurf recht viel Zeit und Distanz, so dass man meist ohne Weiteres davon ausgehen kann, dass der Schleicher sowohl stellenweise etwas schneller unterwegs sein als auch sich mal in eine Ecke drücken muss oder in tief(st)er Gangart unterwegs ist.
Das ist IME alles andere als die Regel. Und die einschlägigen Fantasy-Systeme zumal der D&D-Familie emulieren das auch nicht so. Einer der häufigeren Anwendungsfälle ist bei mir "Gesehen werde ich sowieso nicht - weil ich unsichtbar bin - und ich möchte nach Möglichkeit auch nicht gehört werden, wenn ich mich an jemandem vorbei oder an ihn anschleiche."
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Zed am 20.10.2025 | 11:54
Interessantes Video, Skaeg!
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Runenstahl am 20.10.2025 | 13:14
Joah, das hat mich auch überrascht. Spannend auch das D&D das zwar arg vereinfacht aber damit im Mittel durchaus richtig liegt.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Luxferre am 20.10.2025 | 13:33
Puh ... ich muss mal ne Gegenmeinung aufnehmen: ich finde das Video beweist nichts. Eher im Gegenteil.

A) die Rüstungen sind nicht das, was Charaktere so tragen.
B) Leise Bewegung in der Natur kann man NICHT mit einem Anschleichmanöver vergleichen. So gar nicht.
C) Das fehlende Kettenhemd rasselt, wenn man es niht mit Stoff- oder Leder-Riemen durchflicht oder mega flauschig einpackt.
D) Heimlichkeit ist viel mehr, als DAS DA. Wer so ausstaffiert mit +1m³ Klamotte am Leib versucht leise zu sein, hat erheblich größere Chancen, etwas Nebenstehendes zu einem Geräusch zu bringen (etwas umwerfen, anecken, etc). Nachts in einer Gasse höre ich jeden von denen, selbst wenn ich tief schlafe.
E) Mehr Gewicht macht mehr Geräusch auf zB klassichen Hölzbohlen oder auch losen Steinböden.

Aus diesen paar Sekunden etwas für eine plausible, geschweige denn realistische Betrachtung für ein Heimlichkeitsmanöver heranzuziehen, halte ich für sehr gewagt.
Zumal das Setting keine Heimlichkeit abbildet. Nachts (auch draußen im Walde ...) ist es deutlich leiser und jedes (!) Geräusch doppelt laut wahrnehmbar.

Weitere Ausführungen:

1) wohnt jemand in einem Altbau mit Kind? Mal versucht leise auf alten (oder nicht modern und sauber verarbeiteten) Holzbohlen aus dem Zimmer zu schleichen, wenn er/sie gerade einschläft? Ich sags mal so: SO lernt man Heimlichkeit. Und ich war bei den Pfadis früher schon der berüchtigte Schleicher im Stamm, meinen Meister im schleichen hab ich mit/während Luxferrinchen gemacht..
2) Mal ein Kettenhemd oder Gambeson getragen? Das macht in sich erstmal nicht sonderlich viel Lärm. Aber Kette rasselt, sobald man joggt+. Ein Gambeson wird nicht nur sehr warm, der trägt auch dicke auf und man eckt überall an.
3) Der Körper macht mehr und lautere Geräusche, sobald man außer Atem ist oder sich stark anstrengt.


Joa, für mich etwas unterwältigend und schlicht falsch. Weder korreliert es mit meiner Realität, noch lässt es kausal Rückschlüsse auf meine Art zu spielen zu.
Immerhin ist das hier super aufgehoben, wo wir über unrealistische Staffage in Rollenspielen diskutieren  >;D


Verstehe das bitte nicht als Angriff gegen Deine Person, Skaeg! Ist nicht meine Intention.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 20.10.2025 | 13:56
Das Skallagrim Video "beweist" für mich eigentlich nur 2 Dinge:
a) Zu viel Metal macht taub.  ~;D Sorry, aber wenn Skallagrim das als "leise" bezeichnet, braucht er Hörgeräte.
b) Das Hauptgeräusch sind die Schuhe/Stiefel - und das nimmt mit zunehmendem Gewicht der Rüstung zu, weil man eben härter auftritt. Kann man auch mit militärischer Ausrüstung nachprüfen. Schwerer Rucksack, lauterer Schritt. Der Helm klappert beim Laufen übrigens auch recht vernehmlich.

Übrigens halte ich die Auswahl des Mikros hier auch für suboptimal, da das Windrauschen doch deutlich überlagert. Aber das nur nebenbei.

Die Hauptquellen für Geräusche beim "Schleichen" sind Schuhsohlen und Kleidung. Deshalb hat man als Jäger (oder Fotograf) Zeug aus speziellem Stoff, der eben nicht laut schleift und knattert. Gerade Jacken (und da sind wir dann bei Gambeson & Co.) verursachen jede Menge Lärm, wenn man die Arme bewegt. Stoff auf Stoff ist wirklich laut.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 20.10.2025 | 13:56
Puh ... ich muss mal ne Gegenmeinung aufnehmen:
Okay. Ich halte deine Gegenmeinung nicht für stichhaltig, weil sie a.) entweder auf Behauptungen über deine persönlichen Erfahrungen, die für mich nicht nachvollziehbar sind für die ich keine Belege sehe, oder b.) auf Einwänden, für den speziellen Punkt "Rüstungen" nicht relevant sind, beruht.

Zitat
Verstehe das bitte nicht als Angriff gegen Deine Person, Skaeg! Ist nicht meine Intention.
Ich hab' das Video nicht gedreht...

P.S.: In einem Wald in der Nacht ist es ziemlich laut. In bestimmten Wäldern noch mehr als in anderen. Ich bin mir sicher, in den Kommentaren zu dem Video taucht irgendwo der nicht weit hergeholte Witz auf, dass der Samurai nachts keine Heimlichkeit braucht dank der Zikaden.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Luxferre am 20.10.2025 | 14:00
Okay. Ich halte deine Gegenmeinung nicht für stichhaltig, weil sie a.) entweder auf Behauptungen über deine persönlichen Erfahrungen, die für mich nicht nachvollziehbar sind für die ich keine Belege sehe, oder b.) auf Einwänden, für den speziellen Punkt "Rüstungen" nicht relevant sind, beruht.
Ich hab' das Video nicht gedreht...

P.S.: In einem Wald in der Nacht ist es ziemlich laut. In bestimmten Wäldern noch mehr als in anderen. Ich bin mir sicher, in den Kommentaren zu dem Video taucht irgendwo der nicht weit hergeholte Witz auf, dass der Samurai nachts keine Heimlichkeit braucht dank der Zikaden.

Alles klar  :d
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 20.10.2025 | 14:03
Das Skallagrim Video "beweist" für mich eigentlich nur 2 Dinge:
a) Zu viel Metal macht taub.  ~;D Sorry, aber wenn Skallagrim das als "leise" bezeichnet, braucht er Hörgeräte.
In dem Skallagrim-Video geht es nicht um Heimlichkeit oder Geräuschlosigkeit. wtf?
Wenn du noch nicht mal das mitgekriegt hast... naja, Witz über geringen Aufmerksamkeitswert hier einsetzen.  8)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 20.10.2025 | 14:59
Erinnert mich an so einen Cartoon: zwei Soldaten nachts auf den BURGZINNEN. Diverse Erikative signalisieren lautet Geräusche. Sie müssen rufen, um sich zu verständigen:
"UM HIMMELS WILLEN! WAS IST DAS FÜR EIN LÄRM?"
"DAS IST NUR HÄGAR, DER SICH ANSCHLEICHT".
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Kurna am 20.10.2025 | 15:01
Erinnert mich an so einen Cartoon: zwei Soldaten nachts auf den Bürgerinnen. Diverse Erikative signalisieren lautet Geräusche. Sie müssen rufen, um sich zu verständigen:
"UM HIMMELS WILLEN! WAS IST DAS FÜR EIN LÄRM?"
"DAS IST NUR HÄGAR, DER SICH ANSCHLEICHT".
Das muss ich jetzt doch mal fragen, was die da machen?  ~;D
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 20.10.2025 | 15:03
Um Himmels Willen! Was für ein Autocorrect  ;D  ;D
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: flaschengeist am 20.10.2025 | 15:40
Um Himmels Willen! Was für ein Autocorrect  ;D  ;D

Scheint mir eine äußerst hedonistische Autokorrektur ~;D.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 20.10.2025 | 16:02
"Autocorrect" ist ja auch nur der Name, den das Programm "korrekterweise" für sich selber vorschlägt. Im menschlichen Original lasen sich die zwei Buchstaben vor dem abschließenden 't' noch anders...
:verschwoer:
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 20.10.2025 | 19:00
So, als ganz Blöder, der die Diskussion schon lange verfolgt und gerade an den Rüstungen für sein System bastelt:

Würdet ihr jetzt feste Lederkleidung komplett ohne Schutzwirkung sehen? Oder sagen wir mal: Wenn dicke Kleidung mit einem Rüstungswert von 1 versehen ist (schluckt also einen 1 HP Schaden) - wo wäre dann eine feste Lederweste mit langen Ärmeln anzusiedeln?

Und wenn es einen Lederkürass (gehärtetes, abgekochtes Leder) gebe: Wo wäre der im Vergleich rüstungstechnisch und vom Grad der Behinderung (mal ganz qualitativ ohne zahlenmäßige Bewertung) anzusiedeln?

Wir nehmen jetzt einfach mal an, dass sich dei Materialien wie bei uns auf der Erde verhalten...
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: flaschengeist am 20.10.2025 | 20:33
So, als ganz Blöder, der die Diskussion schon lange verfolgt und gerade an den Rüstungen für sein System bastelt:

Würdet ihr jetzt feste Lederkleidung komplett ohne Schutzwirkung sehen? Oder sagen wir mal: Wenn dicke Kleidung mit einem Rüstungswert von 1 versehen ist (schluckt also einen 1 HP Schaden) - wo wäre dann eine feste Lederweste mit langen Ärmeln anzusiedeln?

Und wenn es einen Lederkürass (gehärtetes, abgekochtes Leder) gebe: Wo wäre der im Vergleich rüstungstechnisch und vom Grad der Behinderung (mal ganz qualitativ ohne zahlenmäßige Bewertung) anzusiedeln?

Wir nehmen jetzt einfach mal an, dass sich dei Materialien wie bei uns auf der Erde verhalten...

Ich an deiner Stelle würde überlegen, ob du in deinen Regeln eine historische Realität abbilden willst (die zudem vermutlich wissenschaftlich auch noch höchst umstritten bzw. unsicher ist) oder nicht doch lieber "Rollenspiel-Tropes". 95% der Spieler irritierst du mMn nämlich, wenn die gewohnten Tropes fehlen und nicht dadurch, dass diese Tropes bei näherer Betrachtung womöglich "unrealistisch" sind.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 20.10.2025 | 21:15
Das muss ich jetzt doch mal fragen, was die da machen?  ~;D
Eine andere Art von Lärm?
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 20.10.2025 | 21:23
So, als ganz Blöder, der die Diskussion schon lange verfolgt und gerade an den Rüstungen für sein System bastelt:

Würdet ihr jetzt feste Lederkleidung komplett ohne Schutzwirkung sehen? Oder sagen wir mal: Wenn dicke Kleidung mit einem Rüstungswert von 1 versehen ist (schluckt also einen 1 HP Schaden) - wo wäre dann eine feste Lederweste mit langen Ärmeln anzusiedeln?

Und wenn es einen Lederkürass (gehärtetes, abgekochtes Leder) gebe: Wo wäre der im Vergleich rüstungstechnisch und vom Grad der Behinderung (mal ganz qualitativ ohne zahlenmäßige Bewertung) anzusiedeln?

Wir nehmen jetzt einfach mal an, dass sich dei Materialien wie bei uns auf der Erde verhalten...
Ganz allgemein ist es halt, selbst wenn man die Schutzwirkung der Rüstung auf einen einzelnen Zahlenwert (oder maximal deren zwei) eindampfen will, IMHO nicht realitätsnah, das strikt am Material der Rüstung festzumachen. Sicher werden die stärksten Rüstungen aus Metall sein und die schwächsten Rüstungen nicht, aber dazwischen kann das variieren - insbesondere wenn man Schutzwirkung und Abdeckung in einem Zahlenwert zusammenfasst.

Was man wohl vermuten darf: Ein Kürass im ursprünglichen Wortsinne, also in der Tat aus Leder, hat generell eine schlechtere Schutzwirkung als eine Rüstung gleicher Machart aus Stahl - denn sonst hätte letzterer nicht ersteren unter Beibehaltung der Bezeichnung abgelöst.

Für ein D&D-artiges System nehme ich die RK-Skala einfach als anwachsende Schutzwirkung/Abdeckung bei gleichzeitig anwachsendem Gewicht und anwachsenden Kosten. Und für die einzelnen RK-Schritte (so viele sind's ja nicht) kann es dabei unterschiedliche spezifische Ausprägungen geben.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 20.10.2025 | 22:18
@Hasgar:
Da würde ich mir vielleicht überlegen, mit Haltbarkeit und einem Schwellenwert zu arbeiten. Wie schon weiter oben im Thread gesagt, sehe ich ja als ein Hauptproblem des Konzepts Lederrüstung, dass eine einmal verursachte Beschädigung in einer großen Lederfläche quasi (ohne Magie) nicht mehr reparabel ist. Während Leder gleichzeitig auch deutlich leichter Schaden nimmt als Metall. Also doppelter Nachteil.

Bei Schadensreduzierung würde ich halt erwarten, dass Metall(platten)rüstung einen sehr hohen SR-Wert hat hat, der von normalen Menschen quasi nicht zu überwinden ist (aber das macht halt quasi nur Sinn wenn man auch die Trefferlokation abbildet). Hingegen Leder dürfte einen niedrigeren SR-Wert haben, weil es da halt viel leichter vorstellbar ist, dass ein Angriff (v.a. Stich, evtl Schnitt) einfach durchhaut. Dabei wird ja trotzdem Energie absorbiert, aber eben auch das Leder beschädigt.
Da könnte man also zB sagen: bei jedem Angriff, der Netto-Schaden (nach Abzug der SR) macht, verliert die Rüstung 1 Haltbarkeit. Die Grundhaltbarkeit entspricht dem SR-Wert. Ist die Haltbarkeit auf 0 gesunken, ist die Rüstung zerstört.
Jetzt nur mal so aus der Hüfte gefeuert, lässt sich beliebig verfeinern.

Wie gesagt, ich bastele ja an einem System, das mit "Hard" und "Soft Armour" arbeitet. "Hard" negiert Treffer auf die entsprechende Zone komplett, "Soft" macht Schadensreduzierung, die auch nach Schadenstyp (Stich etc) variieren kann. Wenn man nun unbedingt Leder als Rüstungsmaterial im Spiel haben will, könnte es je nach Bearbeitung beides sein - aber halt immer mit dem Pferdefuß der geringeren Robustheit.

Vielleicht könnte man für die "weichen" Rüstungstypen auch so eine Art Schnick-Schnack-Schnuck Waffendreieck basteln, mit jeweils Stärken und Schwächen gegen die Schadenstypen Schnitt - Stich - Wucht, aber das wäre halt schon wieder sehr gamistisch und primär durch Gamebalance motiviert, nicht aufgrund realer Eigenschaften.

Und immer dran denken:
"Armour is part of a state of mind in which you admit the possibility of being hit" (Abercrombie)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 21.10.2025 | 07:53
So, als ganz Blöder, der die Diskussion schon lange verfolgt und gerade an den Rüstungen für sein System bastelt:

Würdet ihr jetzt feste Lederkleidung komplett ohne Schutzwirkung sehen? Oder sagen wir mal: Wenn dicke Kleidung mit einem Rüstungswert von 1 versehen ist (schluckt also einen 1 HP Schaden) - wo wäre dann eine feste Lederweste mit langen Ärmeln anzusiedeln?

Und wenn es einen Lederkürass (gehärtetes, abgekochtes Leder) gebe: Wo wäre der im Vergleich rüstungstechnisch und vom Grad der Behinderung (mal ganz qualitativ ohne zahlenmäßige Bewertung) anzusiedeln?

Wir nehmen jetzt einfach mal an, dass sich dei Materialien wie bei uns auf der Erde verhalten...

Die grundlegende Frage ist: Was sind Trefferpunkte, bzw. was genau stellen sie dar?
Sind sie definiert als "Gesundheit", dann ist die Lederweste faktisch nutzlos. Gegen stumpfe Schlagtraumata wirkungslos, gegen Schnitte kaum, gegen Stiche gar nicht effektiv.
Sind sie hingegen als "Kampffähigkeit" definiert, kann man ihr eine Schutzwirkung zugestehen. Dann ist nämlich der TP-Verlust keine "Wunde", sondern Erschöpfung, kleinere Schnitte, Kratzer, etc. Und gegen letzteres schützt das Ding dann eben doch ein wenig.

Bei ersterer Definition müsste man dann aber auch alle anderen Rüstungen anpassen. Die müssten dann gegen unterschiedliche Angriffe unterschiedlich schützen.

Was den Lederkürass betrifft: Der wäre vergleichbar einem Schuppenpanzer aus organischem Material. Wird in den meisten Systemen übersehen, Scale Armour ist meistens als "Metallschuppen" definiert. War aber häufiger aus Holz, Horn oder eben Leder (oft lackiert).
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Luxferre am 22.10.2025 | 10:56
Bei ersterer Definition müsste man dann aber auch alle anderen Rüstungen anpassen. Die müssten dann gegen unterschiedliche Angriffe unterschiedlich schützen.

Wollen wir nochmal über HârnMaster sprechen?  ~;D

Wenn es ein System geschafft hat, historisch korrekte Rüstungen für ein mittelalterliches Fantasyrollenspiel umzusetzen, dann definitiv HM. Mehr dann bedarfsweise im anderen Board, hier laufe ich Gefahr wegen meiner penetranten Werbung für HM Schläge zu kassieren ...
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Luxferre am 22.10.2025 | 14:56
to whom it may concern:

Wax Hardened Leather (https://www.youtube.com/watch?v=4THLG0QfebA) versus kleine Messer, Schwerter, Schnitte und Stiche. Nach diesem Wideo ist mir klar, dass ich lieber einen solchen Schutz tragen würde, als keinen. Auch hinsichtlich Kosten und Verfügbarkeit sind Kurbul-Rüstungsteile von Vorteil. Mit einem Anteil an darunter liegenden stoffrüstung tut die einen ganz passablen Job.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 22.10.2025 | 15:27
Der immanente Fehler all dieser Tests liegt darin, dass man einen winzigen Teil auf ein statisches Ziel montiert und dann draufhaut.
Ist wie bei allen Schnitttests - es beweist nur, was man hier sieht. Das ist durchaus OK - man sollte nur vermeiden, das 1:1 auf den realen Kampf umlegen zu wollen.

Seitliche Hiebe sind übrigens die schwächsten überhaupt. Besser wäre es gewesen, das Zeug mit Hieben von oben zu testen (sind auch häufiger in der Praxis).
Der Schnitt mit dem Messer ginge übrigens schon durch eine dickere Jacke nicht durch - da passt die Distanz und die Technik schonmal nicht.
Ähnliches gilt für die Bauernwehr - Handgelenk verkantet, so schneidet man auch sonst nicht viel (ich nenne das im Training immer "Butterbrot schmieren").
Was man dann beim Malchus gut sieht ist, dass das ganze Ziel unter dem Hieb nachgibt und faktisch ausweicht. Wären da Knochen drunter, sähe das ganz anders aus.

Bisschen arm fand ich dann, dass er vom "stark gekrümmten Katana" redet - und ein Tachi in der Hand hat.  ::) Bisschen Recherche wäre nett, wenn man schon so Videos macht.

Ich hab schon mit meinem scharfen Schwert Rohrisolierung geschnitten, die mit einem Küchenhandtuch umwickelt war. Normalerweise schneide ich das Zeug locker durch - durch den Stoff ging die Klinge aber kaum.
Beweist das, dass ein Küchenhandtuch eine Rüstung ist? Nein. Es beweist nur, dass es die ohnehin schon eher schwierig zu schneidende Isolierung (verlangt exakte Schneidenausrichtung, weil sie sonst einfach wegkippt) soweit schützt, dass die Schneide nicht mehr richtig reinschneidet.
Würde sie das bei einem Arm mit Knochen darunter auch tun? Nein.

Hat Cuir bolli Schutzwirkung? Ja, sicher. Bestreitet niemand. Trägt man das Zeug wie in der Fantasy seit den 70ern üblich als "Plattenharnisch für Arme" über einer Tunika (man sehe mal in diverse Romane, wo das genau so beschrieben ist), lebt man dennoch nicht lange.
Zieht man sich sowas über einen Gambeson/Aketon, sieht das schon ganz anders aus. Aber das ist dann wieder zu schwer für den 08/15-Fantasy Dieb.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 22.10.2025 | 16:09
Hat Cuir bolli Schutzwirkung? Ja, sicher. Bestreitet niemand. Trägt man das Zeug wie in der Fantasy seit den 70ern üblich als "Plattenharnisch für Arme" über einer Tunika (man sehe mal in diverse Romane, wo das genau so beschrieben ist), lebt man dennoch nicht lange.
Zieht man sich sowas über einen Gambeson/Aketon, sieht das schon ganz anders aus. Aber das ist dann wieder zu schwer für den 08/15-Fantasy Dieb.

Ja, aber wenn man das im RPG als "Plattenharnisch für Arme" trägt, muss es doch nur entsprechend abgebildet werden. Ich gehe jetzt mal von Schadensreduktion aus und nicht höherer AC.

Als langjähriger DSA-Spieler weiß ich: der "Lederharnisch" in DSA 4.1 hatte einen Rüstungsschutz von 3 bei einer Behinderung von 3 (Abzüge auf Proben und Kampf, woebi im Kampf je nach Waffe die effektive Behinderung deutlich niedriger ausfiel).

Ein "Garether Platte" (3/4-Plattenharnisch mit Zeug) hatte einen Rüstungsschutz von 6 und eine Behinderung von 4.

Nach Deiner Schilderung müsste der Lederharnisch eventuell etwas runtergestaucht werden, wenn die Platte bei 6 bleibt oder eben umgekehrt...

Aber dann ginge das doch. Der 0815-Fantasy-Dieb hätte eben nur Schadensreduktion von 2-3, kann sich dafür einigermaßen gut bewegen...

Der Ritter liegt vielleicht eher bei Schadensreduktion von 7-9... (mit Helm)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 22.10.2025 | 16:25
@Hasgar:
Da würde ich mir vielleicht überlegen, mit Haltbarkeit und einem Schwellenwert zu arbeiten. Wie schon weiter oben im Thread gesagt, sehe ich ja als ein Hauptproblem des Konzepts Lederrüstung, dass eine einmal verursachte Beschädigung in einer großen Lederfläche quasi (ohne Magie) nicht mehr reparabel ist. Während Leder gleichzeitig auch deutlich leichter Schaden nimmt als Metall. Also doppelter Nachteil.

Bei Schadensreduzierung würde ich halt erwarten, dass Metall(platten)rüstung einen sehr hohen SR-Wert hat hat, der von normalen Menschen quasi nicht zu überwinden ist (aber das macht halt quasi nur Sinn wenn man auch die Trefferlokation abbildet). Hingegen Leder dürfte einen niedrigeren SR-Wert haben, weil es da halt viel leichter vorstellbar ist, dass ein Angriff (v.a. Stich, evtl Schnitt) einfach durchhaut. Dabei wird ja trotzdem Energie absorbiert, aber eben auch das Leder beschädigt.
Da könnte man also zB sagen: bei jedem Angriff, der Netto-Schaden (nach Abzug der SR) macht, verliert die Rüstung 1 Haltbarkeit. Die Grundhaltbarkeit entspricht dem SR-Wert. Ist die Haltbarkeit auf 0 gesunken, ist die Rüstung zerstört.
Jetzt nur mal so aus der Hüfte gefeuert, lässt sich beliebig verfeinern.

Wie gesagt, ich bastele ja an einem System, das mit "Hard" und "Soft Armour" arbeitet. "Hard" negiert Treffer auf die entsprechende Zone komplett, "Soft" macht Schadensreduzierung, die auch nach Schadenstyp (Stich etc) variieren kann. Wenn man nun unbedingt Leder als Rüstungsmaterial im Spiel haben will, könnte es je nach Bearbeitung beides sein - aber halt immer mit dem Pferdefuß der geringeren Robustheit.

Vielleicht könnte man für die "weichen" Rüstungstypen auch so eine Art Schnick-Schnack-Schnuck Waffendreieck basteln, mit jeweils Stärken und Schwächen gegen die Schadenstypen Schnitt - Stich - Wucht, aber das wäre halt schon wieder sehr gamistisch und primär durch Gamebalance motiviert, nicht aufgrund realer Eigenschaften.

Und immer dran denken:
"Armour is part of a state of mind in which you admit the possibility of being hit" (Abercrombie)

Sehr interessante Gedanken. Ich frage mich dabei gerade, ob mir das nicht ein bisschen viel wäre für diesen Bereich. Muss da nochmal in mich gehen...
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 22.10.2025 | 16:41
Es gibt für Dragonbane eine 3PP-Erweiterung für Rüstungen, die eine ganz nette Regel enthält:

Ein Demon (Patzer) bei Parry oder Dodge reduziert den RS um 1.

Da auch Plate Armor grade mal 6 RS bietet (ohne Helm), kann das dann böse enden. Zum Reparieren braucht man nämlich einen entsprechenden Handwerker.

Im Falle von Leder könnte man überhaupt sagen, dass eine Reparatur nicht möglich ist.

Die Regel könnte man noch verschärfen indem man sagt, immer wenn der Charakter auf 0 LP fällt, verliert auch die Rüstung 1 Punkt RS. Immerhin kann man sich da auch eine Serious Wound einhandeln, also warum nicht auch die Rüstung beschädigen...?

Aber dann ginge das doch. Der 0815-Fantasy-Dieb hätte eben nur Schadensreduktion von 2-3, kann sich dafür einigermaßen gut bewegen...
Auch so eine "Legende". Cuir bolli ist leichter als Stahl (nicht viel, aber doch) - aber deshalb nicht beweglicher. Bei Stahl kann man mit Geschüben arbeiten, bei Leder eben nicht. Entweder weiches Leder für die Beweglichkeit, oder steifes für den Schutz. Deshalb ja die Teile: steifes Leder an den letalen Stellen, weiches Material wo man sich bewegen muss. Wirklich "beweglich" ist man damit aber auch nicht. Also nicht in der Art, wie man den Fantasy-Dieb gerne hätte.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 22.10.2025 | 17:43
Auch so eine "Legende". Cuir bolli ist leichter als Stahl (nicht viel, aber doch) - aber deshalb nicht beweglicher. Bei Stahl kann man mit Geschüben arbeiten, bei Leder eben nicht. Entweder weiches Leder für die Beweglichkeit, oder steifes für den Schutz. Deshalb ja die Teile: steifes Leder an den letalen Stellen, weiches Material wo man sich bewegen muss. Wirklich "beweglich" ist man damit aber auch nicht. Also nicht in der Art, wie man den Fantasy-Dieb gerne hätte.

Wobei ich auch ganz ehrlich sagen muß, daß ich mich ein bißchen schwer damit tue, mir überhaupt einen klassischen "Dieb" vorzustellen, der sich zwecks Einbruch und Taschendiebstahl ausgerechnet eine Rüstung anzieht. ;) Für ausgewachsenen bewaffneten Straßenraub vielleicht, aber das ist dann eigentlich schon wieder ein etwas anderes Berufsbild...
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 22.10.2025 | 18:43
Für ausgewachsenen bewaffneten Straßenraub vielleicht, aber das ist dann eigentlich schon wieder ein etwas anderes Berufsbild...
Ja, um genau zu sein, ist das das Berufsbild des typischen D&D-Abenteurers...
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 22.10.2025 | 21:23
Nach diesem Wideo ist mir klar, dass ich lieber einen solchen Schutz tragen würde, als keinen.

+++ This Just In: Irgendeine Rüstung Besser Als Gar Keine Rüstung +++

...das gilt halt wirklich für so ziemlich alles, bis hin zu unvernieteten Baustahlkettenhemden oder Baumrinde.
 ;)

Und man sieht halt auch recht gut: selbst mit den (wie von Raven beschrieben) ziemlich schlechten/schwachen Angriffen (in einem sowieso nicht besonders aussagekräftigen Regime) nimmt halt das Leder mit jedem einzelnen Angriff wirklich heftig Schaden. Ja, es schluckt etwas Energie, ja, es rettet dir vielleicht einmal oder ein paarmal den Arsch, aber es ist halt offensichtlich, dass die Haltbarkeit insgesamt sehr gering ist. Insbesondere wenn man überlegt, dass eine zB 1mm Metallplatte hat komplett unbeeindruckt wäre.

In diesem Video testet er halt Leder bis zu einer Stärke von ca 6mm (dieses Kombi-Teil aus 10oz plus 5oz). Das entspricht einem Flächengewicht von ca 4,5kg pro m².

Ja, das ist immer noch etwas leichter als eine 1mm starke Stahlplatte - die wöge knapp 7,9kg pro m² - aber da müsste ich nicht lange überlegen, ob ich die +3,4kg/m² in Kauf nehmen würde und dafür eine Rüstung hätte, die nicht nur den Erstkontakt mit einer gegnerischen Waffe unbeschadet übersteht, sondern auch insgesamt länger lebt als 1 Abenteurertag.

Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 23.10.2025 | 12:17
Wobei ich auch ganz ehrlich sagen muß, daß ich mich ein bißchen schwer damit tue, mir überhaupt einen klassischen "Dieb" vorzustellen, der sich zwecks Einbruch und Taschendiebstahl ausgerechnet eine Rüstung anzieht. ;) Für ausgewachsenen bewaffneten Straßenraub vielleicht, aber das ist dann eigentlich schon wieder ein etwas anderes Berufsbild...
Da gebe ich dir schon Recht. Die übliche Vorstellung ist halt eher sowas hier (weiß sogar die KI):
(https://imgcdn.stablediffusionweb.com/2024/11/29/7b54b090-99d5-4aee-99ed-b9abb90a6a16.jpg)

Mal ganz abgesehen von den Pauldrons, die Kwüteg immer auf die Palme bringen  ;D, fragt man sich hier eben, warum man so viel Geld (Leder war niemals billig!) für so wenig realen Schutz ausgeben sollte. Vielleicht erspart man sich ein paar Schnitte - die Knochen brechen trotzdem von den Hieben. Und ein Stoß geht mehr oder weniger locker durch.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 23.10.2025 | 12:21
Mal ganz abgesehen von den Pauldrons, die Kwüteg immer auf die Palme bringen ...

(https://i.gifer.com/3JFR.gif)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 23.10.2025 | 12:26
Da gebe ich dir schon Recht. Die übliche Vorstellung ist halt eher sowas hier (weiß sogar die KI):
(https://imgcdn.stablediffusionweb.com/2024/11/29/7b54b090-99d5-4aee-99ed-b9abb90a6a16.jpg)

Mal ganz abgesehen von den Pauldrons, die Kwüteg immer auf die Palme bringen  ;D, fragt man sich hier eben, warum man so viel Geld (Leder war niemals billig!) für so wenig realen Schutz ausgeben sollte. Vielleicht erspart man sich ein paar Schnitte - die Knochen brechen trotzdem von den Hieben. Und ein Stoß geht mehr oder weniger locker durch.

Die Frage ist ja nicht, ist es teuer, sondern ist es teurer/zugänglicher als entsprechende Metallrüstung - und das primär für Leute, die das nicht professionell machen, sondern nur hoffen den nächsten Feldzug, zu dem sie gezogen worden sind irgendwie zu überstehen.
Das Profis sich nicht damit abgeben dürfte klar sein.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 23.10.2025 | 12:51
und das primär für Leute, die das nicht professionell machen, sondern nur hoffen den nächsten Feldzug, zu dem sie gezogen worden sind irgendwie zu überstehen.
Und genau DAS tut das Zeug nicht - weil es nach dem ersten Scharmützel höchstwahrscheinlich einfach kaputt ist.  ;)

Ich wiederhole ja immer wieder: es geht nicht um das Material an sich, sondern um die Verarbeitung. Historische "Lederrüstung" sieht nunmal komplett anders aus - deutlich weniger stylisch halt.  ;)

Wer was stylischeres mit tatsächlicher Schutzwirkung will, kann ja mal beim Linothorax schauen.  ~;D
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 23.10.2025 | 13:04
Und außerdem wäre die Lederrüstung eines Schurken schwarz!

 ~;D

Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Maarzan am 23.10.2025 | 13:05
Und genau DAS tut das Zeug nicht - weil es nach dem ersten Scharmützel höchstwahrscheinlich einfach kaputt ist.  ;)

Ich wiederhole ja immer wieder: es geht nicht um das Material an sich, sondern um die Verarbeitung. Historische "Lederrüstung" sieht nunmal komplett anders aus - deutlich weniger stylisch halt.  ;)

Wer was stylischeres mit tatsächlicher Schutzwirkung will, kann ja mal beim Linothorax schauen.  ~;D

Wie groß ist denn das individuelle Risiko für so einen Gezogenen in einem mittelalterlichen Umfeld tatsächlich mehrfach Körpertreffer einzustecken?
Ich denke mal da ist Speer voraus, Schild hoch und hoffen, daß der eigentliche Kampf woanders auf dem Feld passiert die Norm, oder?

Wie dann Leder ggf am besten benutzt würde, kann man ja noch einmal extra diskutieren.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 23.10.2025 | 13:42
Ja, um genau zu sein, ist das das Berufsbild des typischen D&D-Abenteurers...

Prinzipiell richtig. Nur kommt jetzt leider das große Aaaber hinterher... :)

...denn wenn der "Berufsdieb" mit seinen diversen Abenteurerkollegen doch mal schlichtweg auf Krawall auszieht, dann hat er ja eigentlich plötzlich gar keinen guten Grund mehr, einfach nur so "aus Prinzip" weniger oder schwächere Rüstung zu tragen als die! Immerhin soll er da ja ggf. aktiv mitkämpfen und braucht also ebenso seinen Schutz wie die anderen auch!

Okay, speziell im Fall von D&D und ähnlichen Systemen gehört "Diebe kommen nicht im rasselnden Kettenhemd angestapft" halt zum Klassenklischee. Das ist aber ein Argument, das in dem Moment flachfällt, in dem ich mal zu einem Regelsystem ohne Klassen wechsle -- denn in dem Fall gibt es plötzlich keine Regel mehr, die einem Charakter, der von den Fertigkeiten her zufällig auch einen brauchbaren Einbrecher und/oder Taschendieb abgeben würde, den Zugriff auf bestimmte Waffen und Rüstungen schlagartig und ausdrücklich verbieten würde. Der Charakter mag in besagtem Kettenhemd zwar immer noch schlechter im Schleichen sein als ohne, ist aber wahrscheinlich immer noch besser als jemand, der sich auch ohne Rüstung schon mit Heimlichkeit schwertut -- und in Situationen, in denen es darauf gar nicht ankommt (also z.B. im offenen Handgemenge), kann ihm dieser Aspekt ohnehin egal sein. Und wenn ihm seine Heimlichkeit mal wichtiger ist als der Schutz für Notfälle, nun, dann legt er das Teil eben ab; wer gar nicht erst erwischt wird, dessen Rüstungsbedarf hält sich meist auch in engen Grenzen. ;)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 23.10.2025 | 13:54
Da nimmst du ja schon faktisch einen Haufen D&D-Tropes auseinander. Der Dieb, der plötzlich im Handgemenge auftaucht und jemandem in den Rücken sticht (als könnte das nicht jeder andere auch), und alle tragen permanent Rüstung.
Dafür kann er im Studded Leather *schauder* Hauswände hochklettern und geräuschlos Fenster aufbrechen.  ~;D
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 23.10.2025 | 14:04
Da nimmst du ja schon faktisch einen Haufen D&D-Tropes auseinander. [...]

Ach, D&D ist groß und stark. Das muß das schon abkönnen. ;)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 23.10.2025 | 15:15
Da hat er halt das Problem mit der Armour Proficiency. Das ist ja auch eine ganz passable Mechanik: man muss halt trainieren um von Rüstung im Kampf nicht behindert zu werden. (In D&D am besten per Multiclassing, weil kein Schwein dafür Feats ausgeben will.)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 23.10.2025 | 16:07
Da hat er halt das Problem mit der Armour Proficiency. Das ist ja auch eine ganz passable Mechanik: man muss halt trainieren um von Rüstung im Kampf nicht behindert zu werden. (In D&D am besten per Multiclassing, weil kein Schwein dafür Feats ausgeben will.)

"Armor Proficiency" ist halt wieder ihrerseits (fast) nur ein D&D-Ding...und obendrein noch eins, das sie erst nachträglich dazuerfunden haben, denn bis einschließlich AD&D2 war "Welche Rüstungen kann ich tragen" noch schlicht und fest reine Klassensache. Ich bin mir aktuell auch nicht sicher, ob es ein "Du brauchst so-und-so-viel Training, bevor diese Rüstung für dich überhaupt funktioniert"-Äquivalent in einer derart strikten Form historisch je gegeben hat -- da vermute ich zumindest, daß in den meisten Fällen die Frage, was man sich finanziell überhaupt leisten konnte und was einem die Gesellschaft so aus Standes- und anderen Gründen zugestanden hat, wesentlich ausschlaggebender war und sich die Leute ansonsten an ihre jeweils neueste Schutzkluft mit etwas Zeit und Übung schlicht gewöhnt haben, ohne dafür erst formell einen sechsmonatigen Qualifikationskurs belegen zu müssen. :)

Spontan fällt mir jedenfalls insbesondere kein klassenloses System ein, das so was wie "Rüstungstraining" überhaupt vorschreibt; selbst GURPS kommt da erst mit eigenen Fertigkeiten an, wenn ein Setting das High-Tech-Zeitalter schon erreicht hat und man also beispielsweise mit Sachen wie Tauch-, Raum-, oder ABC-Schutzanzügen korrekt umgehen können will, und handhabt Rüstung als solche ansonsten als einfaches Zusatzgewicht.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Aedin Madasohn am 23.10.2025 | 16:47
Und außerdem wäre die Lederrüstung eines Schurken schwarz!

 ~;D

du weißt ja nicht, durch welche Lokation er sich gerade angeschlichen hat...  ~;D
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Isdariel am 23.10.2025 | 17:25
Wer was stylischeres mit tatsächlicher Schutzwirkung will, kann ja mal beim Linothorax schauen.  ~;D
Oder den Muscle Cuirass (https://en.wikipedia.org/wiki/Muscle_cuirass).   ;D
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 23.10.2025 | 17:51
"Armor Proficiency" ist halt wieder ihrerseits (fast) nur ein D&D-Ding...

Der Name ist ein D&D-Ding, die Sache aber nicht. Andere Systeme geben dem Kind halt einen anderen Namen, etwa "Rüstungsgewöhnung" in 1-3 Stufen. Oder binden die Fähigkeit zum Tragen verschiedener Rüstungen direkt fix an Klassen. Oder kaschieren das Ganze noch ein paar Schritte komplizierter hinter Behinderungswerten und Möglichkeiten, diese zu kompensieren, angefangen bei hohen Stärkewerten. "Nur ein D&D-Ding" ist es absolut und definitiv nicht.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 24.10.2025 | 07:57
Definiere "D&D-Ding".  ;)
Am Ende des Tages haben die meisten Systeme ihre Wurzeln bei D&D, zumindest was bestimmte Vorstellungen betrifft. Manche auch indirekt.
"Realistisch" ist irgendeine "Rüstungsgewöhnung" nicht, zumindest nicht in dem Ausmaß. An das Gewicht muss man sich gewöhnen, ja, auch an die eingeschränkte Beweglichkeit, das geht aber sehr schnell (soweit die Fitness passt).
Ich hab hier Leute im Training die sind nicht unbedingt ein Ausbund an Fitness, können aber einen ganzen Tag im Halb-Harnisch rumlaufen. Klar, kämpfen ist noch mal eine andere Baustelle, aber den ganzen Tag in der Schlacht muss man sowieso erstmal abkönnen, auch ohne Rüstung.

D&D hat die Vorstellungen davon, wie Waffen und Rüstungen funktionieren ganz entscheidend geprägt. Dass die wiederum aus dem Historismus kamen, war ja schon vergessen.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 24.10.2025 | 09:50
Definiere "D&D-Ding".  ;)

Soweit's mich betrifft, sind das zuerst mal natürlich D&D in seinen diversen Editionen und Pathfinder als direkter Sprößling. Im weiteren Sinne auch noch die gängigen OSR-Spiele Marke "Einigermaßen offensichtlich Alt-D&D mit abgefeilten Seriennummern" -- die sind hier allerdings insofern weniger relevant, als "Armor Proficiency" als solche etwas ist, was selbst D&D erst mit der dritten Edition erfunden hat, und das war schon definitiv nicht mehr "Old School". Jedenfalls ist das (denke ich zumindest ;)) noch eine ziemlich klar abgrenzbare Blase.

Außerhalb davon kenne ich so was wie "Rüstungstraining" eigentlich nur noch von Rolemaster mit seinen diversen Bewegung-in-dieser-oder-jener-Rüstung-Skills und aus Midgard (zumindest M2 mit "Kampf in Vollrüstung"). RuneQuest/BRP allgemein beispielsweise hat dergleichen schon wieder nicht, bei DSA wüßte ich auswendig nicht, ob es sich in späteren Versionen nachträglich eingeschlichen hat (DSA1 war ja noch primär klassenfixiert, und selbst da war's meiner Erinnerung nach eigentlich nur "Magier maximal Waffenrock, nur Krieger kriegen die Ritterrüstung, alle anderen können ansonsten tragen, was sie wollen")...zumindest meiner persönlichen Erfahrung nach war die Idee jedenfalls vor ihrer Übernahme durchs "moderne" D&D recht nischig.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Kurna am 24.10.2025 | 10:06
Bei DSA 4.1 ist es mit drin. Allerdings weiß ich die genauen begriffe gerade nicht auswendig.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 24.10.2025 | 10:51
Bei DSA 4.1 ist es mit drin. Allerdings weiß ich die genauen begriffe gerade nicht auswendig.

Rüstungsgewöhnung I,II und III

RG I: Behinderung einer bestimmten Rüstung sinkt um 1
RG II: Behinderung jeder Rüstung sinkt um 1
RG III: Behinderung jeder Rüstung sinkt um 2

Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 24.10.2025 | 11:01
als "Armor Proficiency" als solche etwas ist, was selbst D&D erst mit der dritten Edition erfunden hat

Du hängst dich irgendwie extrem an dem schieren Begriff "Armor Proficiency" auf. Es ist doch scheißegal wie es heisst. Du nennst also genau ein (1) System, dass keine "Rüstungstragebefähigung" kennt, gleichzeitig fallen dir 2 Nicht-D&Ds ein, die es haben, und daraus schließt du, dass es ein "D&D-Ding" sei? Please!
Selbstverständlich hat DSA4 sowas, dort heisst es iirc Rüstungsgewöhnung (senkt die effektive Behinderung), ahja hat Hasgar zwischenzeitlich erklärt. In SpliMo glaub ich genauso bzw sehr ähnlich. Aber in DSA gibt es natürlich noch _zusätzlich_ teils harte, teils softe Klassenbeschränkungen.
Und wie du ja auch schon sagst, ist halt in etlichen Systemen die Rüstungstragebefähigung (herrliches Beamtendeutsch) einfach felsenfest in die Klasse gegossen und feddich.

Klar, manche Systeme kennen in der Tat nichts dergleichen. Typischerweise behindert Rüstung da auf die eine oder andere Weise (Senkung von Agilität und Bewegung, Heimlichkeit zb) und allein darüber wird man inzentiviert, sich auf die Art Rüstung zu beschränken die zum Archetypen passt. Aber ob das die Regel ist und D&D die Ausnahme? Zweifel.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 24.10.2025 | 11:15
Du hängst dich irgendwie extrem an dem schieren Begriff "Armor Proficiency" auf. Es ist doch scheißegal wie es heisst. Du nennst also genau ein (1) System, dass keine "Rüstungstragebefähigung" kennt, gleichzeitig fallen dir 2 Nicht-D&Ds ein, die es haben, und daraus schließt du, dass es ein "D&D-Ding" sei? Please!
Selbstverständlich hat DSA4 sowas, dort heisst es iirc Rüstungsgewöhnung (senkt die effektive Behinderung), ahja hat Hasgar zwischenzeitlich erklärt. In SpliMo glaub ich genauso bzw sehr ähnlich. Aber in DSA gibt es natürlich noch _zusätzlich_ teils harte, teils softe Klassenbeschränkungen.
Und wie du ja auch schon sagst, ist halt in etlichen Systemen die Rüstungstragebefähigung (herrliches Beamtendeutsch) einfach felsenfest in die Klasse gegossen und feddich.

Klar, manche Systeme kennen in der Tat nichts dergleichen. Typischerweise behindert Rüstung da auf die eine oder andere Weise (Senkung von Agilität und Bewegung, Heimlichkeit zb) und allein darüber wird man inzentiviert, sich auf die Art Rüstung zu beschränken die zum Archetypen passt. Aber ob das die Regel ist und D&D die Ausnahme? Zweifel.

Ich hänge mich vor allem an etwas auf, was völlig ohne mir bekannten historischen Beleg einfach so aus der Luft gegriffen aussieht, bloß, um Klischees, die D&D überhaupt erst erfunden hat, nachträglich doch noch zu "rechtfertigen". Wenn dieser Punkt in einem Faden über "(a)historische Schutzkleidungen", wenn schon nicht unbedingt angesprochen gehört, dann doch zumindest zuhause ist wie der Topf auf den Deckel, dann weiß ich allerdings auch nicht mehr, um was es hier eigentlich noch gehen soll.

Und wenn wir schon bei persönlichen Spitzen sind: bist du sicher, daß du außerhalb der angesprochenen D&D-Blase überhaupt noch was kennst? :think: Ebenfalls Zweifel meinerseits -- oder zumindest ist das so das Bild, das du mir in diversen Fäden im Lauf der Zeit so vermittelt hast.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 24.10.2025 | 11:26
Neee natürlich kenne ich absolut nichts mehr außer D&D, habe sämtliche Systeme die ich je gespielt oder gelesen habe restlos aus meinem Gedächtnis gelöscht, deswegen habe ich ja auch in meinen vorherigen Beiträgen kein einziges anderes System in meiner Argumentation angeführt.
Merkste selber?

Alter Falter.

Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 24.10.2025 | 11:42
Neee natürlich kenne ich absolut nichts mehr außer D&D, habe sämtliche Systeme die ich je gespielt oder gelesen habe restlos aus meinem Gedächtnis gelöscht, deswegen habe ich ja auch in meinen vorherigen Beiträgen kein einziges anderes System in meiner Argumentation angeführt.
Merkste selber?

Alter Falter.

Ich weiß ja, daß das Sarkasmus sein soll. Aber so, wie du dich regelmäßig praktisch ausschließlich auf D&D (vorzugsweise 3. Edition) und Pathfinder (gerade in der Erstfassung quasi dasselbe, was ja seinerzeit angesichts der Querelen um D&D4 praktisch schon der USP war) als schon regelrechte Standardautoritäten berufst, und das auch in Fäden an anderen als den systemeigenen Brettern...na, ich weiß ehrlich nicht. wtf?

(Namedropping alleine sagt schließlich noch nicht viel über Kenntnis aus, und daß man ziemlich bedeutende Teile selbst von Systemen in der persönlichen Sammlung, die man sich ein paar Jahre lang nicht mehr aktiv reingezogen hat, auch wieder schlicht vergißt, kenne ich ja aus eigener Erfahrung.)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Quaint am 24.10.2025 | 11:47
Ich bin mir nicht sicher ob eure Meinungsverschiedenheiten eine Bereicherung für die Threads sind, in denen sie ausgetragen werden. Ich mein euch Nobody und Feuersänger. Tragt das doch via PN aus, ignoriert euch oder was weiß ich.

 :btt:
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 24.10.2025 | 11:54
Also ich persönlich finde das Konzept der Gewöhnung an Rüstung besser als das Festnageln an einer Klasse. Man kann auch mit der Gewöhnung verhindern, dass Magier in Plattenrüstungen rumlaufen (wenn man das möchte) und sorgt dafür, dass ein gutes Schutz durch Rüstung spieltechnisch was kostet.

Es mag nicht 100% die Realität oder Historie abbilden, ist aber plausibel genug, um von mir angenommen werden zu können.

Ich bevorzuge dabei aber auch Rüstungssysteme mit Schadensreduktion statt schlechterer Trefferchance.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 24.10.2025 | 11:56
Ich bin mir nicht sicher ob eure Meinungsverschiedenheiten eine Bereicherung für die Threads sind, in denen sie ausgetragen werden. Ich mein euch Nobody und Feuersänger. Tragt das doch via PN aus, ignoriert euch oder was weiß ich.

 :btt:

Na, ich denke, daß zumindest die Frage "Inwieweit ist 'spezielles Rüstungstraining' an sich historisch?" mit allem, was da ggf. dranhängt (insbesondere natürlich, wo man das üben kann und wie lange es dann dauert) schon noch zum Fadenthema gehört. :)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 24.10.2025 | 12:04
Definiere "D&D-Ding".  ;)
Am Ende des Tages haben die meisten Systeme ihre Wurzeln bei D&D, zumindest was bestimmte Vorstellungen betrifft. Manche auch indirekt.
"Realistisch" ist irgendeine "Rüstungsgewöhnung" nicht, zumindest nicht in dem Ausmaß. An das Gewicht muss man sich gewöhnen, ja, auch an die eingeschränkte Beweglichkeit, das geht aber sehr schnell (soweit die Fitness passt).
Ich hab hier Leute im Training die sind nicht unbedingt ein Ausbund an Fitness, können aber einen ganzen Tag im Halb-Harnisch rumlaufen. Klar, kämpfen ist noch mal eine andere Baustelle, aber den ganzen Tag in der Schlacht muss man sowieso erstmal abkönnen, auch ohne Rüstung.

D&D hat die Vorstellungen davon, wie Waffen und Rüstungen funktionieren ganz entscheidend geprägt. Dass die wiederum aus dem Historismus kamen, war ja schon vergessen.

Naja... "Rumlaufen" ist ja auch so eine Sache. Als Abenteuerer machst Du quasi ständig etwas, das wir heutzutage als "Gewaltmarsch" bezeichnen würden: 8-10 Stunden täglich durch die Gegend spazieren mit Gepäck. Ich bin natürlich kein Experte, aber mein eigener "innerer Ratgeber" bezweifelt stark, dass Deine Leute (ohne Training) auch das stemmen würden.

Und wie Du schon selbst sagst: Das Kämpfen in einer solchen Rüstung ist ja nochmal was ganz Anderes. Ich kann mir schon vorstellen, dass es halt die Jahre der Knappschaft und des Lernens braucht, um in einer Vollrüstung zu kämpfen...

Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 24.10.2025 | 12:18
Naja... "Rumlaufen" ist ja auch so eine Sache. Als Abenteuerer machst Du quasi ständig etwas, das wir heutzutage als "Gewaltmarsch" bezeichnen würden: 8-10 Stunden täglich durch die Gegend spazieren mit Gepäck. Ich bin natürlich kein Experte, aber mein eigener "innerer Ratgeber" bezweifelt stark, dass Deine Leute (ohne Training) auch das stemmen würden.

Und wie Du schon selbst sagst: Das Kämpfen in einer solchen Rüstung ist ja nochmal was ganz Anderes. Ich kann mir schon vorstellen, dass es halt die Jahre der Knappschaft und des Lernens braucht, um in einer Vollrüstung zu kämpfen...
Zum einen: Die Menschen jener Zeiten, in denen Rüstungen verwendet wurden, waren keine Weicheier wie wir heutzutage.  ;) Die saßen nicht 8 Stunden auf ihrem Hintern, sondern gingen körperlicher Arbeit nach. Die hatten ganz andere Fitness-Grundlagen als der typische Rollenspieler. Das erwarte ich eigentlich auch von RPG-Figuren.
Zum anderen: Jede Form der Schutzausrüstung erfordert eine Anpassung. Wenn man aber eben körperlich fit ist, und die Grundlagen beherrscht, geht das ziemlich fix. Und nein, es erfordert keine Jahre der Ausbildung, um im Harnisch zu kämpfen. Es erfordert Jahre der Ausbildung um Kämpfen zu lernen, das ja. Und um zu wissen, wie man seine Schwachstellen schützt und die des Gegners angreift.

Es entsteht ja hier ein wenig der Eindruck, als würde man jedes Ding einzeln lernen, wenn man Kämpfen lernt. Das mag heute gelten, wenn man nur einen Aspekt trainiert, das war aber den Großteil der Zeit nicht üblich. Da wurden X verschiedene Waffen trainiert, unbewaffnete Techniken und auch Kampf in Rüstung. Manchmal intensiver, manchmal weniger (je nach Wichtigkeit des Einzelnen), aber trotzdem nie völlig isoliert.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Turgon am 24.10.2025 | 12:21
Und wie Du schon selbst sagst: Das Kämpfen in einer solchen Rüstung ist ja nochmal was ganz Anderes. Ich kann mir schon vorstellen, dass es halt die Jahre der Knappschaft und des Lernens braucht, um in einer Vollrüstung zu kämpfen...
In der Realität hat das sicher einen Einfluss, viel wichtiger ist allerdings die Art und die Benutzungsweise des Helms. Das ist immer ein Tradeoff zwischen Schutz des Gesichts und Atembehinderung.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 24.10.2025 | 12:22
Zum einen: Die Menschen jener Zeiten, in denen Rüstungen verwendet wurden, waren keine Weicheier wie wir heutzutage.  ;) Die saßen nicht 8 Stunden auf ihrem Hintern, sondern gingen körperlicher Arbeit nach. Die hatten ganz andere Fitness-Grundlagen als der typische Rollenspieler. Das erwarte ich eigentlich auch von RPG-Figuren.
Zum anderen: Jede Form der Schutzausrüstung erfordert eine Anpassung. Wenn man aber eben körperlich fit ist, und die Grundlagen beherrscht, geht das ziemlich fix. Und nein, es erfordert keine Jahre der Ausbildung, um im Harnisch zu kämpfen. Es erfordert Jahre der Ausbildung um Kämpfen zu lernen, das ja. Und um zu wissen, wie man seine Schwachstellen schützt und die des Gegners angreift.

Es entsteht ja hier ein wenig der Eindruck, als würde man jedes Ding einzeln lernen, wenn man Kämpfen lernt. Das mag heute gelten, wenn man nur einen Aspekt trainiert, das war aber den Großteil der Zeit nicht üblich. Da wurden X verschiedene Waffen trainiert, unbewaffnete Techniken und auch Kampf in Rüstung. Manchmal intensiver, manchmal weniger (je nach Wichtigkeit des Einzelnen), aber trotzdem nie völlig isoliert.

Ok, aber was wäre Deine Schlussfolgerung daraus für das RPG? Welche Rüstungsregelung würdest Du bevorzugen?
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Ma tetz am 24.10.2025 | 12:43
Also ich trage im Larp eine Vollrüstung (einigermaßen historisch korrekt). Da braucht mein Ausdauer aber ansonsten nix weiter.

Was man trainieren muss, ist, wie einige schon schrieben, das kämpfen an sich.

Aus simulationistischer Sicht sind die meisten Rüstungsregeln also oft nicht sinnig.

Aber aus gamistischer Sicht schon, weil sie für Nischenschutz sorgen.

Von daher man als Designer einfach schauen, wo der eigene Fokus liegt.

Was eben oft hinten runterfällt, ist das Rüstung schlicht unbequem ist, auch maßangefertigte. Das klassische, natürlich habe ich in Plattenrüstung geschlafen ist halt unfug. Das macht man vielleicht im absoluten Notfall aber nicht jede Nacht. Ich kenne keinen, der nicht auch irgendwie froh ist, wenn er seine Rüstung wieder ausziehen kann.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 24.10.2025 | 12:50
Also ich trage im Larp eine Vollrüstung (einigermaßen historisch korrekt). Da braucht mein Ausdauer aber ansonsten nix weiter.

Was man trainieren muss, ist, wie einige schon schrieben, das kämpfen an sich.

Aus simulationistischer Sicht sind die meisten Rüstungsregeln also oft nicht sinnig.

Aber aus gamistischer Sicht schon, weil sie für Nischenschutz sorgen.

Von daher man als Designer einfach schauen, wo der eigene Fokus liegt.

Was eben oft hinten runterfällt, ist das Rüstung schlicht unbequem ist, auch maßangefertigte. Das klassische, natürlich habe ich in Plattenrüstung geschlafen ist halt unfug. Das macht man vielleicht im absoluten Notfall aber nicht jede Nacht. Ich kenne keinen, der nicht auch irgendwie froh ist, wenn er seine Rüstung wieder ausziehen kann.

Ok, aber wenn man Ausdauer braucht, könnte sich eine Rüstungsgewöhnung dahingehend niederschlagen, dass man durch langes Tragen der Rüstung irgendwann seine Ausdauer entsprechend gestählt hat...
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 24.10.2025 | 13:00
Es ist halt auch typisch für Rollenspiele, dass man auf Level 1 mit irgendeiner billo Müllausrüstung vom Schrottplatz/Komposthaufen mit marginalen Werten anfängt, und sich dann so allmählich hocharbeitet. Das ist vermutlich in den meisten Kontexten auch nicht so wirklich historisch.
Ich meine gelesen zu haben, dann man bspw als Söldner-Rekrut, wenn man sich schon keine gescheite Ausrüstung direkt kaufen konnte, diese wenigstens vorstrecken lassen konnte, wurde einem dann halt hinterher vom Sold abgezogen. Umgekehrt wurde in den Söldnerverträgen ja auch sehr genau geregelt, wie verlorene oder beschädigte Ausrüstung zu ersetzen sei.

Auch sonst gibt es schon seit uralten Zeiten Listen, wie ein so-und-so Krieger ausgerüstet zu sein hat.
Was mich wieder zum eigentlichen Threadthema zurückbringt: wären Lederrüstungen irgendwie ein Ding gewesen, würde ich erwarten dass sie auch in solchen Listen vorkämen. Das tun sie aber meines Wissens schlicht nicht. Meist wird je nach Zeit ein Harnisch oder Panzerhemd verlangt, oder ein Gambeson, oder gar nichts in Punkto Rüstung - eben je nach Einkommensklasse.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Ma tetz am 24.10.2025 | 13:19
Ok, aber wenn man Ausdauer braucht, könnte sich eine Rüstungsgewöhnung dahingehend niederschlagen, dass man durch langes Tragen der Rüstung irgendwann seine Ausdauer entsprechend gestählt hat...

Ich mache gar keinen Sport und kann die Rüstung den ganzen Tag tragen. Larp allein ist bei mir zu selten um einen Trainingseffekt zu haben.

Letztlich ist eine Plattenrüstung vergleichbar mit der modernen Ausrüstung eines Soldaten mit Marschgepäck. Das Gewicht ist nur anders verteilt.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Zed am 24.10.2025 | 13:26
Also ich trage im Larp eine Vollrüstung (einigermaßen historisch korrekt). Da braucht mein Ausdauer aber ansonsten nix weiter.

Was man trainieren muss, ist, wie einige schon schrieben, das kämpfen an sich.

Die historischen Helme mit dem Mini-Sehschlitz - die stelle ich mir als große Behinderung vor. Ist das so?
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 24.10.2025 | 13:27
Es entsteht ja hier ein wenig der Eindruck, als würde man jedes Ding einzeln lernen, wenn man Kämpfen lernt.

Was nebenbei auch so einschlägigen Rollenspielregeln geschuldet sein mag, in denen jede einzelne Waffe separat eingeübt werden will und im Extremfall Können mit dem "Dolch" nicht mal heißt, daß man auch schon mit einem "Messer" umgehen kann. ;D

Wobei ich persönlich dazu neige, gerade solche Kleinigkeiten auch für Regeldesignzwecke eher als Anfängerprobleme einzustufen -- wer schon in den Grundlagen noch nicht firm ist, der stolpert natürlich schnell über jede kleine Unvertrautheit, aber das Können von Profis geht fast schon zwangsläufig auch in die Breite und ist nicht bloß ein Immer-weiter-Verfeinern ein und derselben Tricks aus dem ersten Monat Grundausbildung. Entsprechend ergibt ein System, das so etwas wie ein "Ich hab' 90% in Säbel, aber nur 20% in Axt, weil die ist ja sooo anders..."-Resultat erlaubt, zumindest für meine Wenigkeit auch gar keinen rechten Sinn -- es sei denn vielleicht, der Charakter hätte gar nicht erst Kämpfen gelernt, sondern nur, wie man schön dramatisch auf wehrlose Übungsziele einsticht.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Turgon am 24.10.2025 | 13:30
Die historischen Helme mit dem Mini-Sehschlitz - die stelle ich mir als große Behinderung vor. Ist das so?
Jup. Alle, mit denen ich geredet habe, sehen geschlossene Helme als hauptsächliche Behinderung, weil man nicht genügend Luft bekommt, um längere Zeit etwas anstregendes wie zB Kampf zu machen.
Historisch gibt es deswegen verschiedene Lösungen, um den Helm schnell offener machen zu können, vom schlichten Abwerfen des Topfhelms bis zu verschiedenen Visier-Lösungen.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 24.10.2025 | 14:20
Ich mache gar keinen Sport und kann die Rüstung den ganzen Tag tragen. Larp allein ist bei mir zu selten um einen Trainingseffekt zu haben.

Letztlich ist eine Plattenrüstung vergleichbar mit der modernen Ausrüstung eines Soldaten mit Marschgepäck. Das Gewicht ist nur anders verteilt.

Du sagtest aber doch, dass man Ausdauer braucht. Also hast du entweder viel Ausdauer oder Du sitzt nur in der Rüstung  :)

Ich selbst habe keine Erfahrungswerte, aber mich interessiert das Tatsächliche. Nur klingt das für mich jetzt eher so wie: Rüstung kann jeder sinnvoll tragen. Sie behindert nicht (kaum) kostet auch nicht groß Ausdauer und Kämpfen (so man es denn kann) ist darin auch kein Problem...

Wenn das so ist, dann muss ich mich für mein Regeldesign von der Realität verabschieden. Für mich ist es wichtig, dass Rüstungsschutz ein Machtfaktor ist, für den man sich entscheidet und den man nicht einfach so mitnimmt...
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 24.10.2025 | 14:29
Naja, gamistisch verstehe ich schon, daß man nicht gerne eine Welt hat, in der jeder eine dicke Rüstung trägt.
Also muss man da gewisse Hürden aufbauen. Rollenspiele sind den Weg gegangen, dass die Rüstung halt Nachteile hat, die sie in Realität nicht hat, wie die ganzen Behinderungsregeln von D&D über RuneQuest bis Harnmaster.

Tatsächlich ist Rüstung nicht behindernd (jedenfalls nicht genug, um das mit Regeln darzustellen), aber man kann beim Blick in die Geschichte feststellen, dass trotzdem nur bestimmte Gruppen Rüstung trugen, andere hingegen wenig oder kaum.
Das lag an einem tatsächlichen Manko gut gemachter Rüstungen: sie sind sagenhaft teuer.

Das könnte man ja auch in einem System so darstellen: Rüstungen sind kaum erschwinglich, und je nach sozialem Stand wird es auch nicht gern gesehen, wenn eine getragen wird.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 24.10.2025 | 14:37
Naja, gamistisch verstehe ich schon, daß man nicht gerne eine Welt hat, in der jeder eine dicke Rüstung trägt.
Also muss man da gewisse Hürden aufbauen. Rollenspiele sind den Weg gegangen, dass die Rüstung halt Nachteile hat, die sie in Realität nicht hat, wie die ganzen Behinderungsregeln von D&D über RuneQuest bis Harnmaster.

Tatsächlich ist Rüstung nicht behindernd (jedenfalls nicht genug, um das mit Regeln darzustellen), aber man kann beim Blick in die Geschichte feststellen, dass trotzdem nur bestimmte Gruppen Rüstung trugen, andere hingegen wenig oder kaum.
Das lag an einem tatsächlichen Manko gut gemachter Rüstungen: sie sind sagenhaft teuer.

Das könnte man ja auch in einem System so darstellen: Rüstungen sind kaum erschwinglich, und je nach sozialem Stand wird es auch nicht gern gesehen, wenn eine getragen wird.

In den meisten Systemen ist Geld aber ein sehr weicher Faktor und außerdem dauert es dann halt nur etwas, bis Meistermagier Flammenmax sich in einen undurchdringlichen Panzer zwängt, um die nächste Stufe der Unbesiegbarkeit zu erlangen.

Ich denke aber, ich werde auf Ausdauer gehen. Rüstung tragen kostet halt Ausdauer und da passt es gut, dass ich diese in meinem System betonen möchte.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Turgon am 24.10.2025 | 15:01
Tatsächlich ist Rüstung nicht behindernd (jedenfalls nicht genug, um das mit Regeln darzustellen), aber man kann beim Blick in die Geschichte feststellen, dass trotzdem nur bestimmte Gruppen Rüstung trugen, andere hingegen wenig oder kaum.
Das lag an einem tatsächlichen Manko gut gemachter Rüstungen: sie sind sagenhaft teuer.
Deswegen gab es in der Geschichte ja auch meist verschiedene Abstufungen.
zB FrüMi: „schlechte“ Rüstung: Helm + Schild, „gute“ Rüstung: Helm + Schild + Ringpanzer
zB SpäMi: „mittlere“ Rüstung: Helm + Brustplatte + Pavese, „gute“ Rüstung: Vollharnisch

Das könnte man eigentlich auch in Regelwerken so abbilden, wenn man es überhaupt so kleinteilig mag.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 24.10.2025 | 15:06
In den meisten Systemen ist Geld aber ein sehr weicher Faktor und außerdem dauert es dann halt nur etwas, bis Meistermagier Flammenmax sich in einen undurchdringlichen Panzer zwängt, um die nächste Stufe der Unbesiegbarkeit zu erlangen.

An dem Punkt stoßen Vergleiche mit der Geschichte halt zwangsläufig ein wenig an ihre Grenzen: zum einen waren "Abenteurer", die tatsächlich nennenswerte Schätze mit nach Hause gebracht und sich damit 'ne neue Burg oder so gekauft haben, historisch eher selten (und hatten meines Wissens meist auch bereits Namen und Beziehungen, denn allein als dahergelaufene Unbekannte mit mehr Gold, als ihnen nach Ansicht der örtlichen Oberschicht "zustünde", hätten sie wohl ein paar Probleme bekommen), und zum anderen gab's Magier im Sinne von Leuten mit "echten" Zauberkräften natürlich in der richtigen Welt überhaupt nicht und wir haben dementsprechend kein einziges historisches Vorbild für deren Kampf- und Rüstungsgewohnheiten. :)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Quaint am 24.10.2025 | 15:47
Ach das mit dem Rüstungspreis ist so ein Ding. Mancher stolpert halt darüber, wenn man drei Feinde erschlägt und vom Loot dann ausgesorgt hat sein Lebtag lang. Aber ja, eine Rüstung auf Höhe der Zeit konnte gerne mal soviel kosten wie ein "einfaches" Haus. Hab ich im RPG aber höchst selten so gesehen.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Turgon am 24.10.2025 | 17:18
Wobei wiederum Häuser vergleichsweise günstig waren.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: unicum am 24.10.2025 | 18:03
Wobei wiederum Häuser vergleichsweise günstig waren.

Gibt wenige Regelwerke wo ein "Haus" auf der Liste der zu kaufenden Gegenstände steht, also ich kann mich gerade an kein Regelwerk erinnern das so etwas im Grundregelwerk stehen hat. Ich erinnere mich an zwei die es dann irgendwann in erweiterungen bringen. Aber im Grundregelwerk, auf der Preisliste wo sich startabenteurer mit der ersten Ausrüstung versorgen? Nö.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 24.10.2025 | 18:22
@unicum: ich glaube Turgon meinte die historischen Preise in der Realität.

Aber ja, eine Rüstung auf Höhe der Zeit konnte gerne mal soviel kosten wie ein "einfaches" Haus. Hab ich im RPG aber höchst selten so gesehen.

Bei Immobilien gab es freilich immer schon ziemliche Spannen. Ich hatte das Thema auch irgendwann mal recherchiert und die historischen Preise (deutsche Städte, SpäMi) auf Basis von typischen Monatslöhnen (Handwerksgesellen etc) in D&D-Metrik übertragen. Da war dann das Ergebnis: einfaches Stadthaus ca 150gp, schönes Handwerkerhaus 500gp. Da bist du für eine Vollplatte also schon bei _10_ einfachen Häusern.

(Man muss sich dabei auch vergegenwärtigen, dass damals Häuser offenbar noch nicht als Investment und Spekulationsobjekt betrachtet wurden. Hat man nach 10 oder 20 Jahren ein Haus verkauft, hat man dafür idR keinen höheren Preis erzielt als man bezahlt hat; vielleicht sogar im Gegenteil. Man hat sich halt in der Zwischenzeit die Miete gespart, die schon durchaus gut und gerne 3-8% eines Einkommens betragen konnte. Grüße geh'n raus an alle, die 30% ihres Einkommens an Miete oder Hypothek abdrücken. Wie gesagt: es war eine andere Zeit.)

Naja anyway: Geld als Progressionsmetrik ist halt schwierig, und als _einzige_ Metrik (losgelöst von Skillwerten, Talenten, Klassenfähigkeiten) nochmal schwieriger.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Quaint am 24.10.2025 | 18:23
Na vielleicht nicht im GRW, aber überhaupt haben das schon einige Regelwerke. Ich finde das auch nicht ganz unwichtig, wenn man so grob erfassen will, wie eine Wirtschaft tickt. Aber wenn es keinen simulativen Anspruch hat, isses auch wieder was anderes.

Jedenfalls ist es ein bissle ein Leiden mit dem Loot, denn es gibt so manches Regelwerk, das halt Geld als wichtigen Motivator vorsieht. Ihr seid Abenteurer, ihr nehmt Aufträge an, dafür werdet ihr bezahlt. Kann man natürlich auch anders machen, mach ja auch genug Leute. Aber man stelle sich mal vor, bei DnD 5 hätten häufiger mal so "normale" Gegner entsprechend teure Rüstungen wie etwa Plate oder half plate. Da hätte man zwar kurz etwas härtere Encounter, dann aber bald mehr Geld als Gott. Wobei DnD 5 eh ne komische Wirtschaft hat.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 24.10.2025 | 18:23
Gibt wenige Regelwerke wo ein "Haus" auf der Liste der zu kaufenden Gegenstände steht, also ich kann mich gerade an kein Regelwerk erinnern das so etwas im Grundregelwerk stehen hat. Ich erinnere mich an zwei die es dann irgendwann in erweiterungen bringen. Aber im Grundregelwerk, auf der Preisliste wo sich startabenteurer mit der ersten Ausrüstung versorgen? Nö.

Kein Wunder. So ziemlich das einzige halbwegs "abenteuerliche" Spiel, in dem's um Häuserbau geht und das mir gerade einfallen will, wäre ja auch Monopoly. :)

Aber der "typische" Rollenspielcharakter, auch und gerade im Fantasybereich, zieht ja meist mehr oder weniger wild durch die Gegend und wird gerade eben nicht seßhaft -- was will der also mit einem Haus? (Schön, in hinreichend alten (A)D&D-Editionen ist "Irgendwo eine Basis bauen und die ständige Stromerei etwas zurückfahren" natürlich das Ziel auf hinreichend hohen Stufen, aber auch dazu braucht's eben keinen Eintrag auf der Liste für Erststufler-Startausstattung, sondern das kann warten.)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 24.10.2025 | 18:31
Zitat
Kein Wunder. So ziemlich das einzige halbwegs "abenteuerliche" Spiel, in dem's um Häuserbau geht und das mir gerade einfallen will, wäre ja auch Monopoly.

Sicherlich kein Zufall, dass es ausgerechnet DSA ist, das detaillierte Regeln zu Hausbau und dessen Kosten bereitstellt.  ;D
Allerdings waren die sich aus der entsprechenden Spielhilfe ergebenden Preise (ich kann mich nicht erinnern, wie sie hieß) aber auch absolut hanebüchen. Ich hatte das damals mal ausgerechnet, weil ich einen Helden hatte, dessen ursprüngliche Motivation einfach nur war, genug Geld zu verdienen um sich in einem kleinen Häuschen in seiner albernischen Heimat zur Ruhe zu setzen. Auch an das genaue Ergebnis kann ich mich nicht erinnern, aber ich meine das war aufwärts von 1000 Dukaten.

Wobei DnD 5 eh ne komische Wirtschaft hat.

"komisch" ist noch unendlich liebevoll ausgedrückt. 5E hat halt auch da - wie überall sonst - jeglichen Simulationismus komplett das Klo runtergespült und operiert absolut ausschließlich nach gamistischen Kriterien.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Turgon am 24.10.2025 | 19:03
@unicum: ich glaube Turgon meinte die historischen Preise in der Realität.

So isses. Wenn man unsere Preisverhältnisse gewohnt ist, waren das damals vergleichsweise paradiesische Zustände. Aber gut, den Häusern fehlen natürlich auch viele Dinge, die heute den Preis in die Höhe treiben.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Holycleric5 am 24.10.2025 | 21:48
Aber ja, eine Rüstung auf Höhe der Zeit konnte gerne mal soviel kosten wie ein "einfaches" Haus. Hab ich im RPG aber höchst selten so gesehen.

Ja, das kommt selten vor. In dieser (https://www.blutschwerter.de/thema/harnmaster-einleitung-fuer-harnmaster.27638/) Einleitung zu Hârnmaster heißt es u.a.:

Zitat
Geld haben die meisten noch nie gesehen (und wenn dann nur einige Silberpfennige) und die Waffe für die meisten Milizen (und damit für die meisten SC) ist der Speer. Schwerter (Einhänder!!!) sind selten, extrem teuer und dem Adel vorbehalten. Ja, Waffen und Rüstungen haben hier halbwegs realistische Preise - für ein Kettenhemd könnte man auch gut und gerne ein kleineres Häuschen bauen und ein kaputtes Schwert ist eine finanzielle Katastrophe.

Und auch bei Arcane Codex gibt es im Regelwerk (u.a. 3. Edition) im Ausrüstungskapitel auf S. 470 Bauwerke (Blockhütte, Gutshof, Stadthaus groß/klein, Burg etc.) und Inventar (z.B. Bank, Bett, Bücherschrank, Fenster, großer Tisch, Tür)

Ich habe es persönlich lieber, wenn ich besonders meinen kämpferischen SC (Ritter, Söldner o.ä.) bereits zu Beginn mindestens eine aus Metall gefertigte Rüstung (z.B. Kettenhemd, Schuppenpanzer) mitgeben kann, es jedoch nach oben etwas Luft gibt (z.B. Lamellen- oder Plattenrüstung mit besseren Schutzwerten)

Allerdings gibt es auch zwei Ausnahmen:
1. Bei "Ruf des Warlock" hatte meine Barbarin mit Wattierter Kleidung begonnen und sich später eine Lederrüstung gekauft. Später wäre noch ein Kettenhemd dazugekommen, wenn sich ihre Werte entsprechend verbessrt hätten, um den Malus auf die Fertigkeiten auszugleichen.

2. Bei Gurps hatte meine Kämpferin eine leichte Lederrüstung getragen, eine höhere Belastung hätte sowohl die Bewegungsrate im Kampf als auch Proben auf Klettern und schwimmen beeinflusst.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: YY am 24.10.2025 | 23:20
Tatsächlich ist Rüstung nicht behindernd (jedenfalls nicht genug, um das mit Regeln darzustellen), aber man kann beim Blick in die Geschichte feststellen, dass trotzdem nur bestimmte Gruppen Rüstung trugen, andere hingegen wenig oder kaum.

Rüstungen hindern wenig bei den typischen Tätigkeiten, für die sie gedacht sind. Und wenig heißt da: oftmals gar nicht, in einigen recht speziellen Situationen aber deutlich bis massiv.
Ob und wie man das abbilden will, hängt vom System ab. Für einige lohnt es sich nicht, aber andere modellieren auch ziemlichen Kleinkram und müssten sich zumindest für einen konsistenten Detailgrad auch diesen Schuh anziehen.

Was der Blick in die Geschichte aber auch zeigt: bei Sachen, für die die Rüstungen nicht gedacht sind, werden sie eben auch gar nicht oder nur in abgespeckter Form getragen, eben weil sie sehr deutlich stören.
Da gehört dann der Rüstungsabzug hin - tendentiell gar nicht in den Kampf, aber bei sonstigen körperlichen Aktivitäten.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 27.10.2025 | 10:51
Vollplatte für Segelschiffmatrosen wäre schon etwas gewagt, gebe ich zu...
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 27.10.2025 | 11:20
Vollplatte für Segelschiffmatrosen wäre schon etwas gewagt, gebe ich zu...

Mag ein bißchen mit drauf ankommen, wie gut die Matrosen auch ohne Metall am Körper überhaupt schwimmen können...meines Wissens war das historisch oft genug gar nicht Bedingung für den Job, und ob sich das in der modernen Zeit groß geändert hat, wüßte ich nicht mal. >;D

Aber ja, Volldose am Körper ist wohl nicht die beste Wahl schon fürs "einfache" Arbeiten in der Takelage, und wieviele Matrosen überhaupt irgendeine Rüstung (außer vielleicht einem Helm gegen fallende Gegenstände) mit an Bord schleppen, dürfte wohl auch mit davon abhängen, wie oft sie mit Ärger rechnen müssen. Das sieht bei einem Kriegs- oder Piratenschiff schnell mal etwas anders aus als auf einem "bloßen" Frachter.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Quaint am 27.10.2025 | 11:27
Und es kommt auch drauf an, was das für Leute auf dem Schiff sind. So der typische Age of Sail Matrose war eher Unterschicht. Dem hätte man wenn eine Rüstung stellen müssen. Aber gegen so manche Age of Sail Waffe gabs auch einfach keine arg tolle Rüstung. War also soviel ich weiß eher ungewöhnlich.
Bei den Römern gabs aber so Aktionen, dass man mehr oder minder normale Legionäre zur See eingesetzt hat, halt mit so Enterbrücken und Kampfdeck. Ich bin mir nicht 100% sicher, aber ich meine, die hätten dann auch Rüstung getragen, eben das normale Zeug was man so hatte, meistens vermutlich ein "Chain Shirt". Die hatten aber dann nicht viel mit dem regulären Betrieb des Schiffes wie Rudern und Segeln zu tun.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 27.10.2025 | 11:44
Mein Gedanke bei dem Beispiel war vor allem das Rumgeturne in der Takelage  ;D
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 27.10.2025 | 11:50
Vergessen wir mal wieder die Spanier und Portugiesen?  ~;D
Die hatten im 16. und 17. Jhdt nicht nur Harnisch und Morion am Schiff, sondern schwangen sogar das Montante (Zweihandsschwert), um das feindliche Deck zu säubern. Das, was später die Swivel Gun tat.
Zumindest die Soldaten zur See, nicht die Matrosen (die sollten sich aus den Gefechten wohl eher raushalten).
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Galatea am 27.10.2025 | 11:53
Von diversen Age of Sail Persönlichkeiten ist überliefert, dass sie zumindest Brustpanzer trugen (in erster Linie die Spanier, aber selbst einige Freibeuter mit Adelshintergrund).
Das sind aber normalerweise auch nicht die Leute, die in den Segeln herumklettern oder Kanonen laden müssen.

Und es kommt auch drauf an, was das für Leute auf dem Schiff sind. So der typische Age of Sail Matrose war eher Unterschicht. Dem hätte man wenn eine Rüstung stellen müssen. Aber gegen so manche Age of Sail Waffe gabs auch einfach keine arg tolle Rüstung. War also soviel ich weiß eher ungewöhnlich.
Der typische englische Sailor musste sich für die Mehrheit des Age of Sail sogar seine Uniform selbst organisieren (wenn er nicht gerade zwangsrekrutiert wurde).
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 27.10.2025 | 12:01
Und es kommt auch drauf an, was das für Leute auf dem Schiff sind. So der typische Age of Sail Matrose war eher Unterschicht. Dem hätte man wenn eine Rüstung stellen müssen. Aber gegen so manche Age of Sail Waffe gabs auch einfach keine arg tolle Rüstung. War also soviel ich weiß eher ungewöhnlich.
Bei den Römern gabs aber so Aktionen, dass man mehr oder minder normale Legionäre zur See eingesetzt hat, halt mit so Enterbrücken und Kampfdeck. Ich bin mir nicht 100% sicher, aber ich meine, die hätten dann auch Rüstung getragen, eben das normale Zeug was man so hatte, meistens vermutlich ein "Chain Shirt". Die hatten aber dann nicht viel mit dem regulären Betrieb des Schiffes wie Rudern und Segeln zu tun.

Was mich ein bißchen an etwas erinnert, das mir vor ein, zwei Tagen kurz durch den Kopf gegangen ist: je nach Setting muß ja auch die Trennung zwischen "Militär" und "Zivilbevölkerung" gar nicht so ausgeprägt sein, wie wir das heutzutage mit Konzepten wie einer zentralen Regierung, eigener und gelegentlich auch mal schnell reagierender Polizei, und dem Gewaltmonopol des Staates kennen. Im typischen Fäntelalter ist die schnellste Art, die Obrigkeit zu verständigen, oft genug noch der schlichte Bote (beritten wenn möglich, notfalls zu Fuß, wo nicht), und weite Teile des historischen Mittelalters kennen nicht mal wirklich die Vorstellung einer Berufsarmee, sondern da nimmt der örtliche Fürscht, wenn er in den Krieg zieht, halt kurzerhand von den Leuten aus seinem Reich mit, wen er kriegen und überreden (lassen) kann.

Waffen und Rüstungen an sich dürften vor so einem Hintergrund also einigermaßen normal und auch bei Leuten zu finden sein, denen unsereins das gar nicht zutraut, "weil sind ja nur Zivis" -- zum einen sind sie mehr auf die Möglichkeit zum aktiven Selbstschutz angewiesen, weil sie nicht einfach nur "Hundertzehn!" rufen und spontan ein paar hilfreiche Schergen aus dem Boden wachsen lassen können, und zum anderen wissen sie ja nicht, wann der nächste Aufruf zum Heerzug kommt, weil der Häuptling aus dem Nachbartal die Lieblingsschneiderin ihres eigenen Chefs tödlich beleidigt hat. Wie gut diese Ausstattung dann jeweils ist, hängt davon ab, was der Eigentümer sich leisten konnte (und wird eher selten weniger sein als das aus seiner Sicht Beste, was eben drin war), und zu welchen Anlässen wieviel davon getragen wird, entscheidet er im normalen Alltag schlicht selbst.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 27.10.2025 | 12:04
Vergessen wir mal wieder die Spanier und Portugiesen?  ~;D
Die hatten im 16. und 17. Jhdt nicht nur Harnisch und Morion am Schiff, sondern schwangen sogar das Montante (Zweihandsschwert), um das feindliche Deck zu säubern. Das, was später die Swivel Gun tat.
Zumindest die Soldaten zur See, nicht die Matrosen (die sollten sich aus den Gefechten wohl eher raushalten).

Deswegen sagt ich ja Matrosen! Seesoldaten sind nicht gemeint, das gilt auch für römische Marines. Leute, die den Schiffsbetrieb aufrecht erhalten und an der Rah rumhangeln. Das macht man nun mal ungern im Maximiliansharnisch, außer man heißt Marschall Boucicault.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 27.10.2025 | 12:06
Rüstungen hindern wenig bei den typischen Tätigkeiten, für die sie gedacht sind. Und wenig heißt da: oftmals gar nicht, in einigen recht speziellen Situationen aber deutlich bis massiv.
Ob und wie man das abbilden will, hängt vom System ab. Für einige lohnt es sich nicht, aber andere modellieren auch ziemlichen Kleinkram und müssten sich zumindest für einen konsistenten Detailgrad auch diesen Schuh anziehen.

Was der Blick in die Geschichte aber auch zeigt: bei Sachen, für die die Rüstungen nicht gedacht sind, werden sie eben auch gar nicht oder nur in abgespeckter Form getragen, eben weil sie sehr deutlich stören.
Da gehört dann der Rüstungsabzug hin - tendentiell gar nicht in den Kampf, aber bei sonstigen körperlichen Aktivitäten.

Die Konsequenz daraus wäre halt, dass ohne irgendwelche "harten" Beschaffungshindernisse JEDER im Kampf die möglichst dickste Rüstung anziehen würde. Man würde quasi nur noch Plattenpanzer auf den Pen-and-Paper-Schlachtfeldern sehen.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 27.10.2025 | 12:09
Waffen und Rüstungen an sich dürften vor so einem Hintergrund also einigermaßen normal und auch bei Leuten zu finden sein, denen unsereins das gar nicht zutraut, "weil sind ja nur Zivis" -
In vielen Städten gehörte es zur Grundvoraussetzung des Bürgerrechtes, eine bestimmte Bewaffnung zu besitzen. In den oberitalienischen Städten war das zumeist ein Helm und ein Torsopanzer (oft wurde direkt ein Harnisch vorgeschrieben), sowie ein Spieß und ein Schild. Demnach die Stadtverteidigung hier entweder über Söldner oder eben über Bürgermilizen lief, war das eben wesentlich.
Es war auch durchaus üblich, dass die Bürger Fechtunterricht nahmen (was alle Waffen beinhaltete).
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 27.10.2025 | 12:34
Die Konsequenz daraus wäre halt, dass ohne irgendwelche "harten" Beschaffungshindernisse JEDER im Kampf die möglichst dickste Rüstung anziehen würde. Man würde quasi nur noch Plattenpanzer auf den Pen-and-Paper-Schlachtfeldern sehen.

Das würde man gerade auf den realen Schlachtfeldern der Geschichte vermutlich auch, wenn denn tatsächlich für jede Nase dort ein leibgeschneiderter Plattenpanzer (a) verfügbar und (b) erschwinglich gewesen wäre. Genau die praktisch rein ökonomischen Beschaffungshindernisse waren dafür verantwortlich, daß es dazu nie gekommen ist.

Vielleicht ist das Problem also weniger die Rüstung an sich als einfach die Tatsache, daß schon Geld und Wirtschaft in den meisten Spielwelten so wie von den Regeln meist eh nur gröbst angerissen und präsentiert keinen rechten Sinn ergeben. :D
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Quaint am 27.10.2025 | 12:43
Ich muss sagen, ich finds im Pen and Paper schon gut, wenn nicht alle gleich sind, also z.B. nicht alle die "beste Kampfweise" verwenden und alle "die beste Rüstung" tragen. Mag nicht realistisch sein, aber wenn's mir so mehr Spaß macht...

Insofern bin ich da mit einer Mehrheit der Regelwerke d'accord, dass es halt mehrere taugliche Kampfweisen gibt und halt auch Magie, vielleicht sogar verschiedene Magieformen usw.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Skaeg am 27.10.2025 | 13:04
Die Konsequenz daraus wäre halt, dass ohne irgendwelche "harten" Beschaffungshindernisse JEDER im Kampf die möglichst dickste Rüstung anziehen würde. Man würde quasi nur noch Plattenpanzer auf den Pen-and-Paper-Schlachtfeldern sehen.
Naja, sie wiegt ja schon noch was und als Abenteurer bist du ja meistens "Infanterie", d.h. du musst sie die ganze Zeit tragen oder schleppen. Und das geht halt von Tragkraft ab, die du auch zum Abtransport von Goldschätzen nutzen könntest...
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 27.10.2025 | 13:07
Und das geht halt von Tragkraft ab, die du auch zum Abtransport von Goldschätzen nutzen könntest...

Das beste in-Game-Argument, das ich bis jetzt gehört habe!  :d
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 27.10.2025 | 13:12
Ich muss sagen, ich finds im Pen and Paper schon gut, wenn nicht alle gleich sind, also z.B. nicht alle die "beste Kampfweise" verwenden und alle "die beste Rüstung" tragen. Mag nicht realistisch sein, aber wenn's mir so mehr Spaß macht...

Insofern bin ich da mit einer Mehrheit der Regelwerke d'accord, dass es halt mehrere taugliche Kampfweisen gibt und halt auch Magie, vielleicht sogar verschiedene Magieformen usw.

Ich denke, gegen eine Auswahl an verschiedenen Kampfweisen, unter denen es nicht nur die eine optimale gibt, spricht prinzipiell erst mal nichts.

Andererseits tue ich mich dann aber auch wieder schwer mit der Idee, daß möglichst kein Spielercharakter (bei NSC sehe ich entsprechende Bedenken merkwürdigerweise deutlich weniger oft) dieselbe Kampfweise wie ein Kollege haben dürfen soll. Was möglicherweise mehr ein Spielgruppenproblem als unbedingt eins der verwendeten Regeln ist, aber von den Regeln je nach System schon mal mehr oder weniger penetrant selbst zumindest "hilfreich empfohlen" werden kann...
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Der Hasgar am 27.10.2025 | 13:17
Naja, sie wiegt ja schon noch was und als Abenteurer bist du ja meistens "Infanterie", d.h. du musst sie die ganze Zeit tragen oder schleppen. Und das geht halt von Tragkraft ab, die du auch zum Abtransport von Goldschätzen nutzen könntest...

Das beste in-Game-Argument, das ich bis jetzt gehört habe!  :d

Najaaaa.... Tragkraft-Regeln sind bei Spielern aber ungefähr so beliebt wie Fußpilz  :)
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 27.10.2025 | 13:54
Najaaaa.... Tragkraft-Regeln sind bei Spielern aber ungefähr so beliebt wie Fußpilz  :)
Ich hör nur Mimimimi...  ~;D
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Zed am 27.10.2025 | 14:05
Von diversen Age of Sail Persönlichkeiten ist überliefert, dass sie zumindest Brustpanzer trugen (in erster Linie die Spanier, aber selbst einige Freibeuter mit Adelshintergrund).
Das sind aber normalerweise auch nicht die Leute, die in den Segeln herumklettern oder Kanonen laden müssen.
Wenn zur See Fahrende nicht schwimmen konnten, dann war es auch egal, ob sie Metallrüstung trugen oder nicht.  :)

Nach meiner ersten Recherche weiß man über die Geschichte des Schwimm-Skills bei Seefahrenden echt wenig. Aber insbesondere zwangsrekrutierte Seeleute waren des Schwimmens wohl zumeist nicht mächtig.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 27.10.2025 | 14:45
Aber aus gamistischer Sicht schon, weil sie für Nischenschutz sorgen.
Wobei das auch sehr begrenzt ist mMn.

Bei DnD haben die meisten Klassen auch mehr oder weniger die selbe AC, nur wie viel sie dafür in Dex investieren müssen unterschiedet sich.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 27.10.2025 | 14:55
In etlichen Systemen reduziert ja Schwere Rüstung die Bewegungsweite. Da kommt es nun sicher bissl drauf an, ob wir von überschaubaren 10% reden oder krassen 33%. Aber die Praxis hat gezeigt, dass allein das schon ein echter Grund ist, warum eben nicht die ganze Party in Vollplatte rumlaufen sollte, will man nicht von schnelleren Gegnern zu Tode gekitet werden. Jdf solange man das nicht durch zB magische Stiefel ausgleichen kann.

Bei DnD haben die meisten Klassen auch mehr oder weniger die selbe AC, nur wie viel sie dafür in Dex investieren müssen unterschiedet sich.

Das variiert über die Level. Auf den niedrigsten Stufen würde ich sagen, das stimmt. Dann sobald man aus dem absoluten Keller raus ist, gibt es erstmal eine Strecke wo Schwere Rüstung die Nase vorn hat, was AC angeht. Und dann auf hohen Stufen flippt es irgendwann und der Pyjama-Build zieht hart davon.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 27.10.2025 | 16:40
Speziell im Fall von D&D zieht einem ja normalerweise spätestens auf hohen Stufen einfach die Magie davon und kommt es auf die genaue Rüstungsart nun wirklich nicht mehr an. Das ist dann aber auch definitiv nicht mehr historisch. :D
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: flaschengeist am 27.10.2025 | 17:00
Wobei das auch sehr begrenzt ist mMn.

Bei DnD haben die meisten Klassen auch mehr oder weniger die selbe AC, nur wie viel sie dafür in Dex investieren müssen unterschiedet sich.

Das variiert über die Level. Auf den niedrigsten Stufen würde ich sagen, das stimmt. Dann sobald man aus dem absoluten Keller raus ist, gibt es erstmal eine Strecke wo Schwere Rüstung die Nase vorn hat, was AC angeht. Und dann auf hohen Stufen flippt es irgendwann und der Pyjama-Build zieht hart davon.

@Feuersänger: Ich vermute, der Dämon bezieht sich auf D&D 5, du hingegen auf Version 3.5, oder?

Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Feuersänger am 27.10.2025 | 17:25
Ich bezog mich auf 3.5, ja, was Dämon im Sinn hatte weiß ich nicht. ;)

Meine 5E-Experience ist ja recht begrenzt. In unseren Tischrunden damals waren magische Gegenstände extrem selten. (Das wurde mir erst kürzlich richtig bewusst, als ich BG3 angefangen habe, und da schon bis Level 5 ungefähr 10x mehr und mächtigere Magic Items gedroppt oder käuflich zu erwerben waren als bei uns bis Level 10.) Und als wir endlich mal richtig Glück mit den Lootdrops hatten, war ca 2 Kämpfe später die Kampagne zu Ende. Von daher kann ich nicht viel dazu sagen, wie sich in 5E jenseits von Stufe 11 die Lights und Heavies zueinander verhalten.

Naja und auf der anderen Seite in AD&D(2) hat schwere Rüstung überhaupt kein Dex Cap, also wenn du zB Fighter bist und daher Plate tragen darfst, und dir gleichzeitig das Würfelglück Dex 18 beschert hat, go Nuts!
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: flaschengeist am 27.10.2025 | 17:51
Meine 5E-Experience ist ja recht begrenzt. In unseren Tischrunden damals waren magische Gegenstände extrem selten. (Das wurde mir erst kürzlich richtig bewusst, als ich BG3 angefangen habe, und da schon bis Level 5 ungefähr 10x mehr und mächtigere Magic Items gedroppt oder käuflich zu erwerben waren als bei uns bis Level 10.) Und als wir endlich mal richtig Glück mit den Lootdrops hatten, war ca 2 Kämpfe später die Kampagne zu Ende. Von daher kann ich nicht viel dazu sagen, wie sich in 5E jenseits von Stufe 11 die Lights und Heavies zueinander verhalten.

Das gibt sich nach meiner Erfahrung mit mehreren Runden bis um Level 20 rum nix.
Generell ist der AC in D&D 5 weit von den Sphären entfernt, die du in 3.5 erreichen konntest. Andererseits sind auch die Angriffswerte der Gegner geringer (z.B. greift der Adult Red Dragon in 3.5 mit +23 an, sein 5er Counterpart lediglich mit +14). Dennoch gleicht sich das nicht aus, die Strategie "ich werde dank AC Maximierung von Gegnern nur noch mit Crit getroffen" klappt in der 5e nicht. Selbst mit unrealistisch guter Ausrüstung (Armor +3, Shield +3, Ring of Protection, Cloak of Protection) und Fighting Style Defensive kommst du "nur" auf AC 29. Besagter Drache trifft dich also immerhin noch in 25% der Fälle.
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Luxferre am 28.10.2025 | 13:34
Warum ich ahistorische Schutzkleidung in Fantasyrollenspielen toll finde

Es gibt einige Belege, dass es realweltlich historische Lederkürasse gegeben hat. Hinweise auf schnellere und einfachere Verfügbarkeit und günstigere Herstellung sind zwar vorhanden, aber sie scheinen ein Nischendasein gefristet (gefrustet?) zu haben.

Dennoch finde ich sie aus diversen Gründen phantastisch-plausibel.
Warum?

Wir spielen in phantastischen Welten. Teilweise mit Systemen, welche eine plausible Simulation abbilden, teilweise mit Spielen, welche einen gamistischen Ansatz haben. Meiner Meinung nach sind Lederrüstungen für beide Spielarten bereichernd.
Mal ab davon, dass in beiden System-/Spiel-Familien teilweise total unrealistische und wenig plausible Dinge vorkommen, wie Magie, PSI, Monster, wirkende Götter, und dergleichen mehr, sollte und kann der Anspruch an ein -wie auch immer geartetes FANTASY-Rollenspiel- niemals der sein, das realweltliche Mittelalter abzubilden.

Wir haben also Fabel- und Fantasywesen en masse in diesen Systemen.
Diese Wesen haben GANZ SICHER eine andere Art der natürlichen Panzerung, als das, was wir kennen.
Und genau daraus werden diese Lederrüstungen hergestellt. Mit Techniken, welche an das realweltliche Mittelalter angelehnt sind.
Verfügbarkeit hätten wir also geklärt. Verschiedene Stärken auch.

Dann sind Fantasywelten in meiner Wahrnehmung nicht frei von Weiterentwicklung, die realweltlich niemals stattgefunden hat.
Fantasysettings verbleiben gern historisch über Jahrhunderte und Jahrtausende auf einem ähnlich technischen Niveau.
Warum sollte sich die Herstellung und Bearbeitung von verfügbaren Rohmaterialien nicht weiterentwickelt haben?
Zumal dazu noch so Sachen aufkommen, wie realweltlich nicht existente Kräuter, Gewürze und andere Zutaten. Auf diese Weise ist eine Härtung und Herstellung immer innerweltlich erklärbar.

Mehr Varianz.
Ich finde es klasse, wenn man mehr anzubieten hat, auch mundan, als es realweltlich der Fall war.
Mehr Optionen bereichern das Spielgefühl und die Regelbasis.
Darauf zu verzichten ist doch seltsam.
Mehr mundane Optionen bereichern die mundanen Spielfiguren. Punkt.

Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Ein Dämon auf Abwegen am 28.10.2025 | 13:46
@Feuersänger: Ich vermute, der Dämon bezieht sich auf D&D 5, du hingegen auf Version 3.5, oder?
Ja ich meine 5E. Da wird in der Praxis der Unterschied einem Martial in leichter und schwerer Rüstung je nach level zwischen 1 bis 2 Punkten liegen (Schilde und Magische Gegenstände mal außen vor).
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: nobody@home am 28.10.2025 | 13:56
Na ja, wenn ich auf die "Ist doch Fantasy!"-Schiene aufspringen will, dann sind mir kleine kosmetische Details wie die exakte Waffen- und Rüstungswahl der Charaktere ohnehin schnell schnuppe. Ritter in Volldose oder Barbar im Lendenschurz, effektive Nahkämpfer sind sie qua Archetyp beide und die "mechanischen" Unterschiede zwischen ihnen werden oft genug einfach nur gnadenlos überbewertet. :D
Titel: Re: Lederrüstungen und andere (a)historische Schutzkleidung im Rollenspiel
Beitrag von: Raven Nash am 28.10.2025 | 14:08
Wir haben also Fabel- und Fantasywesen en masse in diesen Systemen.
Diese Wesen haben GANZ SICHER eine andere Art der natürlichen Panzerung, als das, was wir kennen.
Und genau daraus werden diese Lederrüstungen hergestellt. Mit Techniken, welche an das realweltliche Mittelalter angelehnt sind.
Verfügbarkeit hätten wir also geklärt. Verschiedene Stärken auch.
Siehst du, da bin ich dann wieder bei dir. Wir hatten Rüstungen aus Greifen-, Mantikor- und Chimärenleder, aus Wyvern- und Drachenschuppen. Es war ein Aufwand, einen Gerber zu finden der das Zeug bearbeiten konnte, es hat ne Menge Geld gekostet (bzw. musste man ihm die Hälfte des Materials überlassen) - und dafür gab's dann auch eine ganz besondere Rüstung.

Aber da sind wir dann eben weit weg von dem, was man mit irdischen Mitteln und Materialien herstellen kann.