Autor Thema: Waffen vs Rüstung  (Gelesen 11869 mal)

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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #250 am: 20.12.2023 | 16:35 »
Da ist ja durchaus was dran, ich gehe auch davon aus, dass öfters gestochen als gehiebt wurde. Ganz ausschließen würde ich es aber doch nicht. Wie gesagt, man findet zu häufig diese Klingen mit entsprechenden Scharten.

Was parallele Entwicklung angeht, da hatte ich erst gestern das paradoxe Erlebnis, dass ein mykenischer Künstler für eine Grabstele fast die identische Bildsprache der Kollegen aus dem 7. Jahrhundert n. Chr. auf Gotland für ihre Bildsteine vorweg genommen hatte... Funktion und Material bestimmen halt die Form, der Rest ist dann Folklore...
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #251 am: 20.12.2023 | 16:43 »
Wie gesagt, man findet zu häufig diese Klingen mit entsprechenden Scharten.
Bei Scharten muss man vorsichtig sein. In späteren Jahren kommen die teilweise auch mal durch spielende Jugendliche zu Stande (und im Museum meint man dann, das Ding wäre im Kampf verwendet worden...). Cinquedea sind da so ein Fall.

Grundsätzlich entstehen die aber häufiger durch die Abwehr, entweder weil damit pariert wurde, oder weil die Klinge pariert wurde. D.h. der Stoß wird durch einen Hieb versetzt und dadurch kommt die Scharte zustande.

Ich wäre ja immer noch für die Erfindung eines Chronoskops, wo man in die Vergangenheit sehen kann... ~;D
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #252 am: 20.12.2023 | 17:01 »
Interessanterweise kommen die in der verlinkten Untersuchung da oben ja auch tatsächlich zu dem Ergebnis, dass die Scharten ziemlich genau denen entsprechen, die im Versuch dann durch ebensolche Paraden entstanden sind  ;D

EDIT: Eben hab ich auch noch was zu Kriegsverletzungen bei mykenischen und minoischen Grablegungen gefunden, da muss ich aber erst mal durchlesen, ob das ordentlich gemacht ist:

https://koryvantesstudies.org/studies-in-english-language/page211-2/
« Letzte Änderung: 20.12.2023 | 17:06 von KWÜTEG GRÄÜWÖLF »
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #253 am: 20.12.2023 | 17:18 »
Ich vermute mal, dass grade bei flexibleren Rüstungen der Unterschied größer sein müsste - die Einzelteile geben nach, reißen auf und die scharfen Kanten werden in den Körper gedrückt.

Was da nachgibt, sind dann aber die nicht-metallenen Teile, nicht die Eisen- oder Bronzeschuppen. Ausnahme Kettenhemd, aber das gabs nur ein Eisen.

Bei den Römern spielten Muskelpanzer und Konsorten tatsächlich kaum noch eine militärische Rolle. Die hatten sie bei den Griechen und Etruskern; eine Weile lang und in Konkuurenz zu anderen Rüstungen.

Grade die Rüstungen, die die Legionen trugen, hatten mWn keine ausufernde Unterkleidung, weil sie sie nicht wirklich brauchten. Aber so sehr steck ich auch nicht in den Details.
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #254 am: 20.12.2023 | 17:21 »
Soweit ich das in den Reenactorszene mitbekommen habe, ist für Legionäre durchaus sowas wie ne spezielle Unterkleidung (subarmalis) in Indizien nachweisbar.
Wobei es da ja auch reicht, unter dem Kettenhemd die dicke Wolltunika anzuhaben, so wie ich das bei Junkelmann in Erinnerung habe.
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #255 am: 21.12.2023 | 08:30 »
Soweit ich das in den Reenactorszene mitbekommen habe, ist für Legionäre durchaus sowas wie ne spezielle Unterkleidung (subarmalis) in Indizien nachweisbar.
Wobei es da ja auch reicht, unter dem Kettenhemd die dicke Wolltunika anzuhaben, so wie ich das bei Junkelmann in Erinnerung habe.
Was dann wiederum dazu passt, dass sie den Pfeilen der Hunnen so machtlos gegenüber standen. Wenn ich mir die Beschusstests von The Fateful Force ansehe, ist da grade der Gambeson der entscheidende Faktor, ob Pfeile durchgehen, oder nicht (ungehärtete Bodkins, die sich am Gambeson verbiegen, nachdem sie die Kettenglieder gesprengt haben).
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #256 am: 21.12.2023 | 10:34 »
Naja, das war jetzt auch der Wissensstand, den ich über das 1. und 2. Jahrhundert so habe. Fürs 5. Jahrhundert weiss ich es jetzt nicht. Aber mit sowas wie hunnischem Beschuss waren sie ja schon bei Parthern et al konfrontiert.

Schlachtentscheidend ist sowas aber nicht, wichtiger sind Taktik und zur Verfügung stehende Truppentypen. Hätte Crassus bei Carrhae mal ein anständiges Kontingent Reiterei in beiden Geschmacksrichtungen Shock und Archery dabei gehabt, hätte er mit Partherskalpen sein Atrium tapezieren können. Egal, ob seine Legionäre spätgotische Plattenkürasse oder geblümte Seidenhemden getragen hätten. Das A und O zum Schutz gegen Pfeile ist sowieso ein anständiger Schild. ^-^
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Re: Waffen vs Rüstung
« Antwort #257 am: 22.12.2023 | 08:42 »
Hab da grade eine Doku gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=4mqDIYbMZ9s&ab_channel=DanDavisHistory
Wie es scheint, erwähnt Aristoteles Schwämme als Dämpfungsmaterial unter Helmen und Beinschienen. Zumindest unter den Helmen scheint es generell ein organisches Darunter gegeben zu haben.
Interessant sind auch die Schäden an den Helmen, die durch Schwerthiebe zustande kamen. Hier könnte Eisen (wenn man den Vergleich aus dem anderen Video heranzieht) dann doch einiges an Schaden mehr anrichten.
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