Autor Thema: [Savage Pathfinder] Vergnügliche Kurzgeschichten  (Gelesen 322 mal)

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Vergnügliche Kurzgeschichten

Die Erzählungen berichten von den tapferen Abenteurern Kato einem Mönch, und Topas, einer zwergischen Barbarin. Sie wandeln im vertrauten Gefilde von Savage Pathfinder und stellen sich dem Abenteuer "Falkengrunds letzte Hoffnung".

Jener, der noch in Erwägung zieht, jenes Abenteuer zu bestreiten und sich vor Enthüllungen scheut, mag nun das Lesen unterbrechen.

Es könnte ebenso sein, dass die folgenden Texte für den wohlgeneigten Leser von wirrer Bedeutung oder losen Verbindungen geprägt sind, da sie lediglich flüchtige Momentaufnahmen abbilden und keine umfänglichen Schilderungen bieten. Diese könnten jene Leser, die bei dem besagten Abenteuer nicht persönlich anwesend waren, in Verwirrung stürzen.


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Re: [Savage Pathfinder] Vergnügliche Kurzgeschichten
« Antwort #1 am: 5.08.2023 | 14:50 »

Vogt Deldrin Baleson



In einer verstaubten Ecke des Kaminzimmers von Vogt Deldrin Baleson saß still und unauffällig eine kleine Fliege. Die Ankunft der beiden Fremden, eine zornige Zwergin namens Topas und ein seltsamer, dunkelhäutiger Mensch namens Kato, die der halbelfische Vogt des Dunkelmondtales widerwillig empfing, weckte das Interesse des stummen Beobachters, der winzigen Fliege.

Die Besucher gaben vor, von der Gesellschaft der Kundschafter geschickt worden zu sein, um Falkengrund beizustehen und die Krankheit zu bekämpfen, die von dem Kräuterweib Laurel die "Schwarzscheuerflecken" genannt wurde.

Für die kleine Fliege war nun die Zeit zum Handeln gekommen.

Kurz nachdem die beiden Abenteurer der Gesellschaft der Kundschafter durch die eingeschlagene Tür, durch die sie sich Zutritt verschafft hatten, wieder verschwunden waren, wurde die Fliege aktiv.

Sie flog geradewegs in eines der Augen von Vogt Baleson.

Der überraschte Halbelf spürte nur, dass ihm etwas ins Auge geflogen war, und rieb sich reflexartig die Augen. Doch die kleine Fliege war bereits unter das Augenlid gekrochen. Unter der dünnen Haut konnte man beobachten, wie die Fliege tief in ihren neuen Wirtskörper eindrang...

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Re: [Savage Pathfinder] Vergnügliche Kurzgeschichten
« Antwort #2 am: 5.08.2023 | 14:54 »
Wurzeln und Wundermittel



Nachdem die garstige Zwergenfrau den Steinmetz Frank Schwarzmantel mit einem einzigen Hieb zu Boden geschickt hatte, löste sich die lange Schlange der Bittsteller vor dem Laden mit dem vielsagenden Namen „Wurzeln und Wundermittel“ rasch auf.

Die kleine Fliege hatte den Tumult aufmerksam beobachtet. Tatsächlich war es eine andere Fliege, eine von vielen. Doch für sie selbst zählte nur, dass SIE die Fliege war – und darauf kam es eigentlich an.

Die Fliege war ein wenig verärgert darüber, dass die zornige Zwergenfrau und ihr dunkelhäutiger Begleiter in den Laden der Kräuterkundigen verschwunden waren.

Es war der kleinen Fliege unmöglich, den beiden in den Laden mit dem komisch klingenden Namen „Wurzeln und Wundermittel“ zu folgen.

Laurel, die Kräuterkundige von Falkengrund, wusste nur zu gut, welche Kräuter, Salben und Öle aufdringliche Fliegen fernhalten konnten. Der Gestank der Kräuter, die den Laden umströmten, empfand die kleine Fliege als äußerst ekelerregend und abstoßend.

Auch wenn sie es immer wieder versuchte, gelang es ihr einfach nicht, sich diesem abstossenden Gestank aus stinkenden Kräutern, Ölen und Elixiere zu nähern, die dieses Gebäude umgaben.

Sie konnte also leider nicht hören und sehen, was im Wurzeln und Wundermittel vor sich ging, und musste warten, bis...

...was war das für ein neuer, interessanter Geruch? Die Fliege war sich nicht mehr sicher, was sie hier eigentlich wollte. Ein neuer und viel angenehmerer Duft erweckte ihr Interesse.

Als das kleine Insekt den Kräuterladen hinter sich ließ und einem Strohbeladenen Karren, der von einem Maultier gezogen wurde, über das holprige Kopfsteinpflaster in die Tuchbindergasse folgte, hatte es die beiden Abenteurer Topas und Kato schon wieder vergessen...

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Re: [Savage Pathfinder] Vergnügliche Kurzgeschichten
« Antwort #3 am: 5.08.2023 | 15:01 »
Das Nachtlager



Die Fliege wusste sofort, dass Unheil in der Luft lag!

Dem winzigen Insekt war es ohne Schwierigkeiten gelungen, unentdeckt in das Zelt der Zwergin Topas zu gelangen, die hier an den Grenzen des Finstermondwaldes, gemeinsam mit dem Mönch Kato, ihr Nachtlager aufgeschlagen hatte.

Die zierliche Fliege empfand eine besondere Vorliebe für das volkstümelnde Zwergenvolk, deren Aura gewöhnlich von einer bunten Vielfalt exotischer und unkonventioneller Aromen durchzogen war, an denen sich die kleine Fliege mit Wohlgefallen nährte.

Doch diese Zwergendame unterschied sich merklich – sie war für das winzige Insekt nahezu unsichtbar, ohne jeglichen Hauch eines Duftes haftend an ihr. Die Fliege hatte genügend Erfahrung gesammelt, um zu verstehen, dass wenn es nach nichts roch, es meistens nach Ärger roch!.

Zu spät erkannte die Fliege die List, in die sie geraten war! In dem Moment, als die schnarchende Zwergin eines ihrer Augenlider öffnete, wurde der Fliege bewusst, dass Topas ihren Schlaf nur simuliert hatte.

Während das Insekt noch darüber sinnierte, wie es in die Fänge dieser verschlagenen Zwergenfrau geraten konnte, wurde es mit einem blitzschnellen Ruck aus der Luft gegriffen und von Topas zwischen Daumen und Zeigefinger gefangen genommen.

Die Zwergendame begann unverzüglich, wild um sich schlagend, das Zelt zu demolieren und mit donnernder Stimme verkünden:

ALARM!
DAS LAGER WIRD VON EINER FLIEGE ANGEGRIFFEN !
FLIEGE !!!!

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Re: [Savage Pathfinder] Vergnügliche Kurzgeschichten
« Antwort #4 am: 5.08.2023 | 15:06 »
Namenlose Gräber im Finstermondwald



In den finsteren Weiten des Finstermondwaldes, wo die Bäume sich in gespenstischer Stille wiegten und das Zwielicht geheimnisvolle Schatten malte, spielte sich eine ungewöhnliche Szene ab. Gard Davrikatvo, ein mürrischer Waldarbeiter im Dienst des Holzkonsortiums, sah sich vor einer Aufgabe, die selbst die dickste Rinde seines Humors aufzubrechen drohte: Er hatte das zweifelhafte Privileg, sich um gleich sechs äußerst schweigsame Gäste zu kümmern, die von den skrupellosen Abenteurern Kato und Topas zurückgelassen worden waren.

"Bei den knorrigen Wurzeln, welch ehrenvolle Aufgabe habe ich da aufgedrückt bekommen?", brummte Gard leise vor sich hin, während er die regungslosen Körper skeptisch musterte. Sein Boss, der Lagerleiter Jarlben Trookschavits, hatte ihm diese höchst unkonventionelle Arbeit übertragen – die bizarren Spuren auszulöschen, die Kato und Topas hinterlassen hatten.

Mit einem tiefen Seufzen, das die Standhaftigkeit eines alten Eichenbaums mit der Willensstärke eines erfahrenen Waldarbeiters vereinte, machte sich Gard Davrikatvo an die grausige Aufgabe. Er hob die erste Leiche behutsam hoch und bahnte sich seinen Weg durch das düstere Dickicht.

Der Wald schien sich regelrecht gegen ihn zu verschwören, Äste und Wurzeln wanden sich ihm entgegen, als wollten sie die finsteren Geheimnisse der Toten um jeden Preis wahren. "Wenn ich hier heil rauskomme, brauche ich nachher einen ganzen Krug Honigmet", murrte er, während er durch das scheinbar undurchdringliche Unterholz pflügte.

Schließlich erreichte er eine kleine Lichtung, auf der das blasse Mondlicht eine seltsame Choreografie aufführte. Ein beunruhigendes Schweigen umgab die Szenerie, als Gard die Leichen behutsam ablegte. Ein Hauch von Ehrfurcht lag in der Luft, während er die düsteren Gesichter der Toten betrachtete.

Plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit von einem eigenartigen Krabbeln abgelenkt, und mit wachsender Verblüffung sah Gard, wie eine Fliege aus dem Mundwinkel einer der Leichen krabbelte. Die Fliege setzte zu einem wütenden Summen an und erhob sich mit einem blitzschnellen Flatterflug in die Höhe. "Verdammte Plagegeister!", rief Gard aus und versuchte, die aufdringliche Fliege mit wilden Gesten zu verscheuchen.

Die Fliege, offenbar beleidigt durch Gards Angriffsversuche, schwirrte wild um seinen Kopf, bevor sie schließlich mit einem triumphalen Summen ihre Flucht antrat. Gard starrte der Fliege mit verärgerter Miene nach und schüttelte den Kopf.

Trotz dieser unwillkommenen Ablenkung ließ Gard sich nicht entmutigen und setzte seine Aufgabe fort. Mit stoischer Entschlossenheit begann er, flüchtige Gräber für die Verstorbenen auszuheben. Während er die Gräber sorgfältig zuschüttete, schien die Atmosphäre sich zu verändern – als würde der Finstermondwald selbst auf den Abschluss dieser makabren Zeremonie warten.

Nachdem er die letzten Erdhügel geformt hatte, erhob sich Gard langsam und wandte sich von der Lichtung ab. Während er zwischen den Bäumen verschwand, spürte er beinahe das Gefühl von Erleichterung in der Luft, als ob der Wald seine Mühen anerkannte. Und während er in die undurchdringliche Dunkelheit eintauchte, schwor Gard, sich von nun an von den Kapriolen von Abenteurern fernzuhalten und sich auf das zu konzentrieren, was er am besten konnte – Holz fällen und seine kostbare Ruhe bewahren. Und wenn er dabei noch auf einige weniger eigenartige Begegnungen stoßen sollte, so war das eben der Preis, den er im Herzen des Finstermondwaldes zu zahlen hatte.