Autor Thema: Realistisches Rollenspiel-Nachteile  (Gelesen 1465 mal)

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ErikErikson

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Realistisches Rollenspiel-Nachteile
« am: 9.08.2010 | 21:01 »
Es gelte die These: "Realistisches Rollenspiel führt zu echten Siegen."

Realistisches Rollenspiel definiere ich für diesen Thread als ein Spiel, das relativ nahe an unserer Realität angelehnt ist. Konkret im Gegensatz zu Spiel ,das sich an dramatischen Geschichtsentwicklungen wie im Film oder Theater orientiert. Bsp. "Man kann jederzeit sterben, nicht nur, wenns grad dramatisch ist."

Echte Siege sind solche, die man sich durch Intelligenz, Kreativität, detailierte Planung oder sonstwas erarbeitet hat, das die Gruppe individuell eben wertschätzt. Oft wird hier von "harter Arbeit" gesprochen, ein Konzept das ich auch nicht mag, aber das ist hier nicht Thema. Gemeinsam ist all diesen Mitteln zum Sieg, das sie an das Realismuskonzept der Gruppe angepasst sein müssen.

Edit: Hat sich eigentlich, hab nicht daran gedacht, das man da auf Skills ausweichen kann, wie von Christoph erläutert.

Mein Problem mit dieser These ist, das es extrem schwer ist, ein gemeinsames Realismuskonzept aufzubauen. Das geht IMO nur mit einer Gruppe, die länger zusammenspielt.

Zweitens bevorzugt so ein Konzept bestimmte Spieler, die von vornherein näher an der Realismuskonzeption des SL dran sind. Extrembeispiel: Die Gruppe spielt realistisches SR. Der SL und ein Spieler kennen sich beide mit Elektrotechnik und Sicherheitsystemen aus, und bauen dieses Wissen im Spiel als realistisch ein. Ein anderer Spieler nicht. Das ist doch fast sicher Ärger vorprogrammiert.
« Letzte Änderung: 9.08.2010 | 21:16 von Erik Erikson »

oliof

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Re: Realistisches Rollenspiel-Nachteile
« Antwort #1 am: 9.08.2010 | 21:07 »
In diesem Zusammenhang habe ich den Begriff "Realismus" noch nie gehört. Vielleicht Konsistenz oder Schlüssigkeit.

Weil du aber einen Gegensatz zu "Spielen nach dramatischen Gesichtspunkten" aufbauen willst nehme ich an, du meinst sowas wie Sandboxing oder "in sich geschlossene Welt mit festen Regeln" - richtig?

Offline Christoph

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Re: Realistisches Rollenspiel-Nachteile
« Antwort #2 am: 9.08.2010 | 21:07 »
Ärger ist nicht vorprogrammiert da der Charakter des Spielers ja Skills hat und diese einsetzen kann. Ein halbwegs fairer SL gibt dem Spieler eben dann eine Beschreibung, die der Spieler verstehen kann.

ErikErikson

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Re: Realistisches Rollenspiel-Nachteile
« Antwort #3 am: 9.08.2010 | 21:11 »
An die Skills hab ich auch grad gedacht. Das stimmt auch vollkommen. Wenn der SL den Spieler, der sich in dem Gebiet noch nicht so auskennt, einfach würfeln lässt und ihm dann hilft, ist die Sache kein Problem.

Und hängt euch nicht an den Defis auf. Ich bin nicht gut in sowas. Wss ich meine wird doch hoffentlich ersichtlich. Wenn nicht, das ignoriets halt.

Offline Christoph

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Re: Realistisches Rollenspiel-Nachteile
« Antwort #4 am: 9.08.2010 | 21:14 »
Das Problem dürfte meiner Meinung nach sein, dass viele Leute unter Realismus etwas anderes verstehen - also zuviele Meinungen produzieren. Aus dem Grund würde ich eher Richtung Konsistenz tendieren als zum Realismus.

Offline Bad Horse

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Re: Realistisches Rollenspiel-Nachteile
« Antwort #5 am: 9.08.2010 | 21:23 »
Natürlich müssen alle Spieler ungefähr die gleiche Vorstellung davon haben, was "realistisch" ist, damit sie nicht ständig aneinander vorbeireden. Wenn der SL der Meinung ist, die Mafia bringt jeden gleich beim geringsten Fehler um, die Spieler aber glauben, bei der Mafia ist Blut dicker als Wasser, dann sind Unstimmigkeiten vorprogrammiert. (Spieler: "Warum schießt der Don auf uns, wir haben doch seinen Sohn als Geisel?" SL: "Sein Sohn hat sich als Geisel nehmen lassen, meinst du, für so eine Weichnudel gibt der irgendwas her?")
Planung ist bei einem solchen Spielstil sehr wichtig, und planen kann man nur, wenn man von gewissen Gegenbeheiten ausgehen kann ("Auftragskiller sind paranoid." "Büroangestellte sind wahrscheinlich nicht schwer bewaffnet." "Orks sind nicht allzu helle" usw.)

Das ist aber ein alter Hut. Bei einem dramatisch geprägten Spielstil müssen auch alle Spieler ungefähr die gleiche Vorstellung davon haben, was dramatisch ist und was nicht. ("Also ich fänd´s unglaublich cool, wenn jetzt Orks mit Uzis auftauchen würden!" "Äh... in einem Zeitreiserollenspiel?!?" "Orks aus der Zukunft mit Laseruzis ftw!")
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

oliof

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Re: Realistisches Rollenspiel-Nachteile
« Antwort #6 am: 9.08.2010 | 21:29 »
Das Leiten und Spielen aufgrund konsistenter Grundlagen der Spielwelt, sei es nun Physik oder gar ein in sich geschlossenes Magiesystem, bietet den Spielern eine gewisse Grundsicherheit: Für alles gibt es eine Erklärung und man kann das herleiten. Bei SR gibts da zum Beispiel den Grundsatz, dass man nicht teleportieren kann. Wer dann Gegner teleportieren lässt, bricht mit den Erwartungen der Spielwelt. Das kann zu Unfrieden führen.

Auf der anderen Seite gibt es dann die Leute, die alles ganz genau zu wissen glauben, sei es nun weil sie beruflich mit Elektronik zu tun haben oder weil sie sich hobbyistisch für Waffen interessieren. Selbst wenn man sich an solchen realistischen Grundlagen anlehnt, gibt es auch immer noch den Spielraum, wo die Realität genauer ist als das benutzte Spiel abbildet. Etwas was theoretisch möglich aber sehr selten oder unwahrscheinlich ist, kann dann auf einmal als Erklärung herhalten, auch fünfmal hintereinander.

Und klar: Wenn es einen gibt der den Elektroniker spielt und ein anderer Spieler ist in Wahrheit der Elektronik-Fachmensch, dann sollte der Fachmensch den anderen beraten und ihm nicht die Schau stehlen.

WitzeClown

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Re: Realistisches Rollenspiel-Nachteile
« Antwort #7 am: 9.08.2010 | 21:31 »
@Erik Erikson: Ich glaube du hast Liquid Night im anderen Thread tatsächlich falsch verstanden.

Es geht bei den "echten Siegen"/"echten Niederlagen" hauptsächlich darum ob die Möglichkeit zu verlieren gegeben ist und welche Konsequenzen es hat.

Bsp: Auch wenn der Spieler Wolverine von den X-Men (und damit ein beinahe unsterbliches Kampfmonster) spielt sind "echte Siege"/"echte Niederlagen" nicht automatisch ausgeschlossen.

ErikErikson

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Re: Realistisches Rollenspiel-Nachteile
« Antwort #8 am: 9.08.2010 | 21:32 »
Hmm, ja das stimmt. Ich hab das Zitat auch gelesen, und hab es aus dem Zusammenhang gerissen. Das ist also keine Kritik an deiner Aussage zu dem anderen Thema.

LNs Aussage hat mich auch nur auf den Trichter gebracht, weil ich sie in der Tat falsch verstanden habe. Grundlage war aber meine eigenen Negativerfahrungen, wo sich der SL eben nicht an grundlegende Sachen gehalten hat.

Bei genauerem Nachdenken ist das ganze Thema Schwachsinn. Wenn alle sich um nen gemeinsamen Vorstellungsraum bemühen, und ernsthaft zusammenspielen, dann ist das überhaupt kein Problem. Und schon recht kein Problem von realistische Spiel. Wie Bad Horse sagt. Daher mach ich zu.
« Letzte Änderung: 9.08.2010 | 21:33 von Erik Erikson »