Autor Thema: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?  (Gelesen 3637 mal)

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wjassula

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Hallo Wushu-Gruppe  :).

Am Wochenende soll bei uns das erste Mal Wushu starten. Ich habe mir die Regeln jetzt mehrmals durchgelesen und auch ein paar Probewürfeleien veranstaltet. Rein technisch ist mir glaub ich soweit alles klar, aber ich habe immer noch Probleme mit dem Kämpfen.

Die Spielenden können  ja (laut den Beispielen in den Regeln) auch bereits Ergebnisse ihrer Handlungen in die Beschreibungen einbauen. Was aber, wenn die Würfelergebnisse das bereits Erzählte nicht unterstützen? Ich weiss schon, dass die Würfel nicht entscheiden WAS passiert, sondern nur, wie gut es passiert (also wieviel Chi jede Seite verliert). Was aber, wenn ich erzähle, dass ich "dem Alien eine Handgranate in den Schlund werfe, die für einige Sekunden in seinem Magen vor sich hin tickt, bevor sie das Scheusal in Stücke reisst" ?

Dann ist das Alien ja in Stücke gerissen. Wenn ich dann aber keinen Erfolg würfeln sollte, hat das tote Alien noch sein volles Chi? Oder muss die Spielleitung das dann rückwirkend ändern: "Als sich die Rauchwolken verziehen, siehst du, dass das Alien nur ein Riesenloch im Bauch hat...aber sehr sauer ist!" ? Dann würde ja doch nicht alles erzählte genau so geschehen.

Oder muss man das Ergebnis erzählerisch umbiegen: "Die vielen kleinen Alienstücke morphen wieder zusammen...das Alien hat Powerregeneration! Es kämpft weiter!",

Oder sollte man, wenn man nicht im Toon-Style spielen will, generell regeln, dass der Tod einer Nemeseis nicht schon in der Handlung beschrieben werden darf?
 

Offline Schwules Lesbenpony

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #1 am: 4.03.2005 | 10:04 »
Die Würfelergebnisse sagen ja nur aus, wie effektiv man bei der Überwindung des Problems war. Daher ist es eine Frage der Erzählung des SL diese zu deuten.
In Deinem Beispiel mit dem Alien, ist das Alien eindeutig aufgrund der Spielererzählung in Stücke gerissen worden. Du als SL musst Dir nun überlegen, wie es trotzdem geschieht, dass der Char sein Ziel nicht erreicht. Vielleicht werden aus den Splatterstücken neue Aliens? Vielleicht setzt der sich wieder zusammen? Vielleicht passiert irgendetwas völlig anderes, was aber zeigt, dass der Char halt nicht effektiv war.
Sehr wichtig  bei WuShu ist es sich vorher Gedanken über einen sinnvollen Grad an Realismus zu machen, damit man halt nicht in Splatterorgien der "unrealistischen" Art entgleist, wenn das nicht gewünscht ist. Dann müssen die Spieler (und damit  auch der SL) ihre Erzählungen so wählen, dass sie diese festgelegte "Realität" nicht stören.
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wjassula

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #2 am: 4.03.2005 | 10:08 »
O.k., dann also so wie in meinem letzen Beispiel. Man muss also ausserhalb der Regeln festlegen, was man an Beschreibungen erlauben möchte und im Zweifelsfall eine erzählerische "Ausrede" finden. Das hilft mir schon mal, danke  :).

Offline Lord Verminaard

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #3 am: 4.03.2005 | 10:17 »
Tja, das Regelwerk behandelt dieses Problem nur unzureichend. Ohnehin bin ich der Meinung, Dan Bayn hätte sein Spiel ein bisschen besser und ausführlicher erklären können angesichts der Tatsache, dass er für dieses PDF immerhin Geld nimmt (auf Englisch).

Ich persönlich denke, die beste Lösung wird sein, die Spieler in die Verantwortung zu nehmen. Sie sollten ihre Aktionen eben so beschreiben, dass keine gewaltigen Widersprüche auftreten, wenn der Gegner abwehrt. Und basta. Man kann den Spielern ja auch durchaus offen legen, wieviel Chi die Nemesis noch hat. Die Lösung mit dem sich wieder zusammensetzenden Alien finde ich demgegenüber ziemlich unbefriedigend.

Des Pudels Kern liegt hier auch bei der Frage, was die Spieler beschreiben (dürfen). „Ich stopfe ihm die Handgranate ins Maul“, gehört zur Rubrik es klappt. „Das Alien wird in tausend Stücke gerissen“, gehört eigentlich schon zur Frage, wie gut es klappt. Ich will jetzt nicht mit IIEE anfangen (weiß auch nicht, ob’s so 100% passt), aber Differenzierung ist hier schon wichtig. Die Beschreibungen der Spieler müssen ergebnisoffen bleiben im Hinblick auf den Gesamtkonflikt.
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Offline Schwules Lesbenpony

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #4 am: 4.03.2005 | 10:23 »
@Vermi
Was die Probleme des Regelwerks angeht, stimme ich Dir grundsätzlich zu.

Allerdings sehe ich es nicht als zwingend notwendig, dass die Beschreibungen der Spieler ergebnisoffen sein müssen. Das Spiel hat für mich als SL durchaus auch den Reiz, mich von den Spielern durch ihre Beschreibungen herausfordern zu lassen. Es ist schon spannend zu schauen, wie ich es schaffe, die Spielerbeschreibungen, die Würfelergebnisse und die Spielwelt zusammenzubringen. Das erfordert natürlich extrem viel Improvisation.
Im Prinzip hat es dann eine gewisse Ähnlichkeit mit Donjon und dem Erfolgs-/Erzählsystem.
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Offline Dash Bannon

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #5 am: 4.03.2005 | 10:25 »
ich habe ja jetzt nur einmal WUSHU gespielt und bin somit sicher kein Experte..
aber Vermi triffts doch eigentlich ganz gut, gerade bei 'Endgegnern' sollten die Spieler in ihre Beschreibung etwas zurückhaltender sein, soll ja spannend bleiben.

Wenn ein System also so ein Schwäche hat, muss man sie von seiten der Spieler ausgleichen und eben keine Beschreibungen liefern die nur mit dem Tod des Gegners enden (wenn klar ist das es sich bei diesem um eine Nemesis handelt).
Also einfach mit den Spielern reden und klar machen, dass so eine Beschreibung bei einem Endgegner nicht so toll ist und sie stattdessen auf dezenteres beschreiben zurückgreifen sollen.

Wenn eine solche Beschreibung dan doch kommt muss man sich halt etwas einfallen lassen...vielleicht ist die Granate ein Blindgänger , geht durch die fiese Alienmagensäure kaputt..
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

wjassula

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #6 am: 4.03.2005 | 10:26 »
Zitat
Die Beschreibungen der Spieler müssen ergebnisoffen bleiben im Hinblick auf den Gesamtkonflikt.

Danke für die einleuchtende Erklärung mit den Beschreibungen hinsichtlich der Art und Weise vs. denen des Ergebnisses. Danach hab ich die ganze Zeit gesucht, und konnte es nicht formulieren. Nachträgliche "Hey, im Alien steckt noch ein Alienjunges, das greift euch jetzt an"-Lösungen sind zwar witzig, aber auf Dauer doch ein bisschen albern.  Beides geht wohl, kommt halt auf den Stil an, den man fahren will. Aber Vermis Erklärung bleibt halt in der Logik der Regeln, deshalb gefällt sie mir besser.

Die von dir angesprochene Unterscheidung braucht aber schon ein bisschen Übung bei allen Beteiligten, oder? Ich finde nämlich, dass Wushu zwar simpel klingt, aber dass der Teufel oft im Detail steckt. Da müssen die Spielenden schon fit sein.

Offline 8t88

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #7 am: 4.03.2005 | 11:09 »
Aus meiner Wushu erfahrungläuft es nunmal so, dass man sich wirklich vorher einigen muss...

Bei Mook ist klar, die werden in der Luft zerrisen, wenn sie zahlreich genug sind...
Es ist ja auch möglich, dass die Spieler sich 2 weitere Mooks aufhalsen, um Beschreibungen aufzupeppen
Der Threadlevel ändert sich ja dadurch nicht.

Es müssen vorher einfach ein paar grenzen Definiert sein.

Es gibt eine Grundsätzliche Fausregel:
Solange CHi/Threadlevel nicht Null erreicht, werden keine Defenetiven Aussagen über den Kampf getroffen.
Durch das erreichen eines Kritischen Wertes (wenns kein Duell mit den Cut-Fu Regeln ist, ist das immer die Null, oder drunter)
wird nur das Erzählrecht abgegeben/der Konflikt ist beendet

Bei einem Duell müssen ja nicht immer alle Sterben... der Nemesis ist entwaffnet, und die Mooks FLiehen/ die
Spieler werdne Gefangen genommen.

Man kann/Sollte auch ein paar Streifschüsse/erfolgreiche Treffer der Gegner(Mooks) einbauen, für den Fall dass man seinen Defensiv erfolg nicht bekommt,
mit dem man Rechnet.
Es kann natürlich auch das Verlorene Chi in Kauf genommen werden.

Und dennoch, trotz allem: Wenn ein Held Schwerverletzt ist, dann hat das nicht unbedingt auswirkungen auf den
Charakter!

Wenn man mit seinem Auto gegen ein andere Auto "Kämpft" (vverfolgungsjagd mit Chrash, abdrängen, Stunts) dann
Macht das, was Du selbst mit deinem Auto machst keinen Schaden an dem Auto!
Wenn der Schaden von einem anderem "Erzähler" (also dem SL... oder Spieler) kommt, dann bekommst du
das als Angriffswürfel/Chi verlust reingedrückt...
Die GRenzen sind Fliessend, und man muss ja nicht immer "over the top" beschrieben...
Ein Geruch, dass man sienen eigenen Herzschlag, oder einen anderen Sinneseindruck Wahrnimmt, oder so,
gibt auch einen Würfel!

EDIT: Als Regegrundlage gibt es immer noch das Veto des SL / der Gruppe.
« Letzte Änderung: 4.03.2005 | 11:48 von 8t88 »
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Offline Monkey McPants

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #8 am: 4.03.2005 | 11:16 »
Wjassula, die von dir angesprochene Situation ensteht nur weil das Alien, nach deiner beschreibung, vermutlich eher ein Mook sein sollte als eine Nemesis.

Bei Mooks und ihrem abstrakten Threatrating können sich die Spieler austoben und erzählen was sie wollen. Klar, das eine Alien ist tot, aber schon kommen noch mehr aus den Wänden. (Halt solange bis das Threadrating weg ist.)

Bei einer Nemesis sieht die Sache etwas anders aus. Die sind quasi die "Oberbösen" und es hilft, IMO, sie sich als vollwertige Charaktere vorzustellen. Im Kampf gegen eine Nemesis können die Charaktere (im Allgemeinen) nicht alles erzählen was sie wollen, genausowenig wie der SL, wenn er eine Nemesis spielt, erzählen darf wie einem Spielercharakter eine Granate gefüttert wird und DER daraufhin explodiert.

Kämpfe Nemesis-Charaktere sind effektiv Kämpfe zwischen zwei vollwertigen charakteren und sollten darum auch so behandelt werden.

EDIT: Ansonsten stimme ich 8t88 zu.

M
« Letzte Änderung: 4.03.2005 | 11:18 von Monkey in the pants »
Ich praktiziere leidenschaftlich 4enfreude.

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #9 am: 4.03.2005 | 11:55 »
Ich habe ja Wushu dahingehend abgewandelt, dass jeder Konflikt einen Threadlevel hat, der erst abgebaut werden muss, bevor es weiter geht. Egal um welche Art von Konflikt es sich handelt. Diesen Threadlevel sage ich am Anfang des Konflikts offen an, was den Spielern im Allgemeinen ungemein hilft sich in ihren Beschreibungen zu orientieren.

NiceGuyEddie

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #10 am: 11.03.2005 | 18:30 »
Ich sag den Spielern auch immer, wie hoch der Threatlevel ist, dann gibt es im Allgemeinen kein Problem damit. In der Runde bevor abzusehen ist, dass es zu Ende geht sage ich dann immer noch bescheid, damit der Kampf zu einem stimmungsvollen Ende kommt. Bisher gab es bei uns damit keine Probleme. Also viel Spaß wjassula!  :)

Irrsinniger

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #11 am: 1.05.2005 | 10:03 »
Es gibt eine Grundsätzliche Fausregel:
Solange CHi/Threadlevel nicht Null erreicht, werden keine Defenetiven Aussagen über den Kampf getroffen.
Durch das erreichen eines Kritischen Wertes (wenns kein Duell mit den Cut-Fu Regeln ist, ist das immer die Null, oder drunter)
wird nur das Erzählrecht abgegeben/der Konflikt ist beendet

EDIT: Als Regegrundlage gibt es immer noch das Veto des SL / der Gruppe.
Das ist wahr; deshalb kann man Wushu auch nur mit Leuten spielen, die das schon vorher verstanden haben.

Es wird einfach nicht eine Nemesis mit einer Granate zerrissen, sondern (bei Nemesis-Duellen darf ja im Zuge des Würfelsammelns mehrfach hn- und hergewechselt werden) man wirft ihr z.B. die Granate ins Maul - dann ist der GM kurz dran, spuckt die Granate wieder aus, dem Spieler vor die Füße - der ist wieder dran, kickt das Ei durchs Fenster in den Hof - wo sie harmlos explodiert (oder noch zwei übriggebliebene Mooks erledigt);

gemeinsam erzählte Geschichte, Chi-Verlust oder auch nicht.

Erst beim Coup de Grace nach Erreichen von Chi 0 oder Chi negativ wird die Granate in die Nase gestopft und geht auch dort hoch.

Bei Wushu wird, so wie ich das sehe, eben vom Spieler im Tausch für viele Freiheiten etwas verlangt, was er in anderen Systemen nicht unbedingt bringen muss: MITDENKEN.

Offline 8t88

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Re: Konflikte durch zu weitreichende Beschreibungen?
« Antwort #12 am: 28.07.2005 | 16:15 »
Die Sache, dass bei Nemisis und Wichtigen Szenen nichts vorweg genommen wird steht auch in Wushu Open (Deustche VErsion kommt an diesem Wochenende!)

Da wird das alles nochmal etwas... Besser strukturiert wiedergegeben.
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