Autor Thema: D&D - Forgotten Realms - Das richtige Maß an Diskriminierung  (Gelesen 1746 mal)

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Ludovico

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Derzeit sieht es bei mir so aus, daß in unserer D&D-Runde der reguläre SL nicht so richtig viel Motivation hat, und ich und er uns deshalb mit dem Leiten abwechseln.
Ich hab mehr Erfahrung im Leiten und er kennt die Welt und die Regeln besser. Somit ergänzen wir uns ganz gut.
Die Runde selber besteht aus einer rechtschaffen neutralen Ork-Waldläuferin, einem Zwergen-Paladin, einem Zwergen-Kleriker (beide RG), einer menschlichen Fernkämpferin (ich glaube, sie ist NG), einem chaotisch neutralen Halbling-Illusionisten und meinem chaotisch guten Goblin-Schurken.
Ja, es ist eine komische Gruppe. Aber es funktioniert irgendwie.

Nach dem letzten Abenteuer, was ich geleitet habe, bei dem die Gruppe fast in einer Taverne in einen Kampf verwickelt wurde, weil der Ork sich als solcher zu erkennen gab (den Goblin hatte ich nicht dabei, weil ich es nicht mag, Charaktere mitzuführen), was bei den Tavernengästen und dem Wirt nicht gerade eine freundliche Reaktion hervorrief, stellte ich mir die Frage, ob ein dermaßen hohes Maß an Diskriminierung wirklich angebracht ist.

In einer anderen Siedlung wollte man dem Ork nichts verkaufen und wenn, dann zu erhöhten Preisen.

Der andere SL scheint das Thema eher zu ignorieren (gut, ist auch seine Freundin, die den Ork spielt), während ich mir selber nicht sicher bin, ob ich es nicht etwas überziehe.

Was meint ihr? Wie weit sollte ich gehen?

Online Selganor [n/a]

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Solltest du das Thema nicht lieber mit dem anderen SL und der Gruppe abklaeren?

Kann ja sein dass die Gruppe so gar keine Lust darauf hat irgendwelchen "Rassismus" auszuspielen und denkt sich das Ganze einfach mal so am Rande dazu.

Ausserdem sollte der allgemeine Level mit dem anderen SL abgeklaert sein, sonst hat man einen "mal so - mal so"-Effekt in der Runde.
Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."

Offline Urias

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Ich bin auch der Meinung dass Orks nicht zwangsweise so mies behandelt werden...
Ohne Gott ging es nicht weiter, und so hab ich mich entschieden, / meiner ist jetzt der Alkohol. / Ich trank ein paar Schlücke und ich fand meinen Frieden / und ich fühlte mich kurzfristig wohl. - Joint Venture, Der trinkende Philosoph

Ludovico

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Solltest du das Thema nicht lieber mit dem anderen SL und der Gruppe abklaeren?

Schon versucht, aber eher zustimmendes Nicken zu meiner Meinung erhalten, als einen richtigen Konsens und der andere SL macht es jetzt so wie vorher.
Auch erklärt, daß ich erwarte, daß mein Goblin entsprechend mies behandelt werden sollte von anderen Rassen.

Zitat
Kann ja sein dass die Gruppe so gar keine Lust darauf hat irgendwelchen "Rassismus" auszuspielen und denkt sich das Ganze einfach mal so am Rande dazu.

Sie scheinen Spaß zu haben... Zumindest hab ich bislang nur positive Stimmen gehört. Aber darauf zu hören, ist mir etwas vage.

@Dominik
Warum nicht?

Offline Purzel

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Lote das Thema mit ein paar Beispielen aus und frage sie, ob sie das immer noch okay finden. Zum Beispiel mit einer kleinen Liste:

reines Flair-Element: Klischee wird ausgewälzt und ist Thema für Witze und Schoten, aber wirklich Geschehnisse im Spiel werden nicht davon beeinflusst oder ausgelöst

leicht: Der Charakter mit der diskriminierten Rasse wird doof in der Kneipe angemacht, es kommt zur Schlägerei. Er muss sich auch sonst schon einiges an dummen Sprüchen anhören, kann damit aber leben. Das eigentliche Abenteuer wird davon kaum beeinflusst.

mittel: Gezieltes Mobbing aus allen Richtungen gegen den Charakter. Man erlaubt ihn keinen Zutritt zum Gasthaus, er muss im Freien schlafen. Behörden schludern, wenn er was will, oder aber nehmen plötzlich Details sehr genau, wenn es zu seinem Schaden ist. Einzelne Individuen hegen besonders starke Rache- und Hassgefühle gegenüber der Rasse. Einkaufen wird schwierig, teuer oder schlicht unmöglich. Leute rennen vor ihm weg. Kinder fürchten sich vor ihm, weil die Eltern ihnen Horrorgeschichten erzählt haben.

schwer: Keiner spricht direkt mit dem Charakter, er wird wie Vieh behandelt. Wildfremde fügen ihm Schaden zu, niemand schert sich drum. Ist irgendwas merkwürdiges passiert, wird ihm sofort die Schuld zugeschoben.

unspielbar: Mord- und Totschlag. Abenteurer erschlagen ihn ohne Vorwarnung auf offener Strasse und plündern seine Leiche. Ein Mob treibt ihn aus der Stadt.

Stelle ihnen diese Situationen kurz vor, frage sie, ob sie sowas noch spielen wollen und können. Frage die betroffenen Spieler, wie sie auf so eine Behandlung reagieren würden. Dann frage die Mitspieler mit den normalen Rassen, wie sie reagieren würden, wenn der SC ihres Mitspielers so behandelt wird.

Wenn es geht, lasse es die Spieler kurz ausspielen, dann hat das ganze weniger von einer drögen Umfrage, sondern fügt sich mehr ins übliche Rollenspiel ein. Und du kannst durch Beobachtung besser einschätzen, wie gut oder schlecht die Spieler tatsächlich mit dem Thema in seinen Ausprägungen leben können.

Eine weitere Alternative wäre die Einbindung der Thematik in die Regeln. So gibt es im "Unearthed Arcana" ein paar optionale Regeln, die solche sozialen Geschehnisse ein bisschen mechanisieren können. Siehe hier zum Beispiel bei den Vorschlägen für Reputation oder Ehre. Dann entscheidet ein Würfelwurf darüber, ob der Charakter normal behandelt wird, oder ob nun gemobbt wird.
« Letzte Änderung: 26.12.2006 | 17:34 von Purzel »

Offline Darklone

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Hmm. Alles folgende meine Meinung.

Auf deine Frage, ob das zu viel war: Mir waere es zu wenig. Halborks  haetten normalerweise schon fast Glueck, so gut behandelt zu werden, d.h. ueberhaupt in der Kneipe gelassen zu werden. Orks? Teeren, Federn, aus dem Dorf jagen. Aufhaengen waere unueblich, aber je nachdem ob das Dorf in den letzten 15 Jahren Orkprobleme hatte, durchaus drin.

Ansonsten isses natuerlich eine Sache der Spielwelt und der Gruppe. Normalerweise macht ein DM so was klar, bevor er einen Spieler als Ork zulaesst. Oder er/du hast es schon und siehst das ganze ja nicht so schlimm. Dann bleib dabei, rede vielleicht mit der Gruppe, um es ihnen klar zu machen. Selbst in zivilisierten Gebieten mit negativen Orkerfahrungen reicht unter Umstaenden ein Paladin und ein Cleric schon aus, um die Buerger zu beruhigen, was einen einzelnen Ork angeht.
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Offline Bentley Silberschatten

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Ich mags auch lieber wenn diese Nachteile eines Exoten ausgespielt werden, wenn das nicht der Fall wäre kämme ich mir als (Mit)Spieler leicht veräppelt vor.
Aber Purzel hat schon auch recht, vorher absprechen wie weit es im Extremfall gehen soll wäre Sinnvoll. Wenn der Spieler mal was verpennt schmällert das siher auch seinen Spaß wenn sein Charakter geich drauf geht.

Gelegentlich sollte aber auch mal die Kehrseite der Medalie zum Vorschein kommen. Der Ork in diesem Fall kann zb. auch mal glänzen wenn die Spieler auf eine Ork Gruppe trifft.

Absprache mit weiteren SLs finde ich sehr wichtig. Wenn eine Sache beim Einen anders als beim Nächsten ist, hinterläßt das bei mir ein mießes Gefühl. Wohl dem der MitSLs hat die gewillt sind miteinander zu reden.

Offline Raphael

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Hey Purzel, ich finde deine Liste Klasse!

Möchte hier nur sagen, dass man in einem Halbork vielleicht auch eine Hälfte Mensch sehen kann --- je nachdem wie man als Commoner so drauf ist. Das könnte sich in der Kneipenschlägerei so äussern, dass die Hälfte der Gäste für den Ork Partei ergreift.  :)
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Offline Greifenklaue

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Bei der Form der Diskreminierung kommt es wohl auch darauf an - wie in Realität - wie er von seinen Gefährten unterstützt wird.

Einen Einzelnen Ork diskreminieren ist etwas anderes als sich mit einer waffenstarrenden Gruppe in seinem Vorgarten anzulegen  ;)
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

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Offline Asdrubael

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Also Purzels Liste finde ich echt gut.
Alelrdings wird nicht nur der einzelcharakter darunter leiden, sondern die Gruppe.
Man wird die Läden einfach schließen, wenn die in die Nähe kommen und Kinder von der Straße hohlen. Der Dorfbüttel wird informiert und wenn, dann wird er sich mit einem Haufen Miliz der Gruppe nähern und sie durch das Dorf und auf der anderen Seite wieder hinaus geleiten.
Vor einem Muskelbepackten Ork in einer kompetenten Abenteurergruppe werden die Leute so viel Schiss haben, wie sie ihn hassen.

Und wenn der Büttel nix unternimmt, kommt der mob zusammen und erledigt das. Die meisten Dorfbewohner sind ja keine Weichkekse... zumindest nicht in ausreichender Masse  :D

Aber ich würde der Spielerin bei allen Hürden auch möglichkeiten zur positiven Reputation geben. Also die Verteidigung des Dorfes oder auch nur das von der Dorfbrücke in den Fluss gefallene Kind zu retten.
Danach könnte sich das klima entspannen. Ein herzliches Klima wäre zuviel verlangt, aber reserviert freundlich wäre doch schon was (auch wenn man dann trotzdem froh ist, das Viech nach ein paar Tagen wieder los zu sein)

Außerdem steckt die Story voller Romantik á la die Schöne und das Biest, voller heldenpotential wie bei Drizzt und Conan
Und ein Paladin ist nun mal ein Krieger und kein Therapeut.

Misantropie ist halt in der Gruppe lustiger  ;D

Offline Purzel

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Hallo!

Ist inzwischen was Neues in der Gruppe passiert? Wurde sie schon interviewt, und wenn ja, auf welche Weise? Wenn ja, worauf habt ihr euch einigen können? Und überhaupt, wie haben die Spieler darauf reagiert, dass das Thema angesprochen wurde?


 Neugierig, mit freundlichen Grüssen,
   Purzel