Autor Thema: (6) Der Handel um Paruline  (Gelesen 2099 mal)

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Offline Joerg.D

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(6) Der Handel um Paruline
« am: 10.03.2008 | 21:12 »
Ferdinand bewegte sich wie in Trance zum Haus seines Onkels, der General war so anders als er es erwartet hatte, so edel und doch mit einer Härte, die man brachte um Menschen erfolgreich zu führen. Er hätte auch einen hervorragenden Handelsfürsten abgegeben.

Aber trotz aller Sympatie wusste Ferdinand, das der General ein eiskalter Mörder war, der Khaleaner zu Hunderten von der Blutpest hatte niederraffen lassen. Doch er hatte eine Schwäche und die galt es jetzt für den Kampf gegen seinen Onkel einzusetzen. Ferdinand wollte sich einen Trumpf, oder besser gesagt eine Königin im Kampf um die Macht und die Rache sichern. Dazu war es nötig, seinem Onkel erst einmal einen Schrecken ein zu jagen.

Der Regen prasselte auf die Dächer der Stadt und das Donnern klang, als wenn zornige Götter auf riesige Trommeln schlugen.

Die Wache wollte Ferdinand der inzwischen pitschnass war nicht ins Gebäude lassen weil sie ihn nicht erkannte.

Wie das Grollen eines wütenden Raubtieres klang die Stimme Ferdinands durch die Nacht, im Hintergrund passend unterstützt durch ein tiefes Grollen eines auflaufenden Donners:
"Dein Leben wäre normalerweise verwirkt, du jämmerlicher Narr, der seinen dünnen Speer achtlos gegen einen aus unserem Hause erhebt. Doch ich bin heute hier um eine Botschaft der Liebe zu überbringen, deshalb schenke ich dir eine zweite Chance. Wenn du dieses Fenster hier öffnest, sobald ich den Saal betrete, dann will ich auf dein Blut verzichten."

Ferdinand wusste das das offene Fenster mit der von ihm geöffneten Tür für einen Durchzug sorgen würde, der die von seinem Onkel so geliebten Kerzen bei den Proben aus pustete und nur Ferdinand in seiner Kleidung und mit der Laterne in der Hand beleuchtet ließ. Deshalb ließ Ferdinand die Lampe tief hängen, so dass nur die schlammigen Stiefel und das Glitzernde Schwert zu sehen waren, wenn er den Raum betrat.

Ferdinand wartete auf die nächsten Blitze und zählte die Sekunden bis der Donner ankam.
Nach drei Blitzen hatte er die Dauer bis der Blitz ankam verinnerlicht und machte die Tür mit einem kräftigen Stoß auf.
« Letzte Änderung: 24.05.2008 | 21:17 von oliof »
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Re: Der Handel um Paruline
« Antwort #1 am: 11.03.2008 | 04:33 »
Ferdinand hatte die Zeit genau abgepaßt. Ein schwerer, regennasser Windstoß fuhr durch den Saal und ließ die Kerzen verlöschen. Ein Krachen ließ vermuten, dass der Kalif vor Schreck aufgesprungen und sein Schreibpult umgerissen hatte. Als der Blitz die  Nacht zerreißt, zeichnet sich Ferdinand schwarz vor der Öffnung ab, allein seine Klinge glänzt bläulich im unwirklichen Licht des Gewitters. Im nahenden Grollen hört Ferdinand Baptiste erstickt „Wachen! Wachen!” rufen, dann klappt eine Geheimtür, und noch eine, in dem Alkoven, in dem häufig unglaubliche Blumenbukette geschmückt werden.

Gut zu wissen, die ist neu denkt sich Ferdinand, während er die Gegner zählt, die in einem Regen aus Blüten auf ihn zustürmen. Vier Mann? Ich hätte sechs erwartet. Der alte Mann wird dieser Tage leichtsinnig. Mit dünnen, leichten Klingen in jeder Hand kreisen die Häscher den unerwarteten Besucher ein.

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Re: Der Handel um Paruline
« Antwort #2 am: 11.03.2008 | 09:01 »
Ferdinand startete zwei schnelle Angriffe auf die erste Wache, die bei ihm war.

Im Kampf gegen mehrere Gegner war Beweglichkeit der Schlüssel zum Erfolg, also ließ er die Laterne fallen, warf seinen regennassen Umhang als Sichtschutz in die Luft und machte eine Rolle durch die beiden folgenden Angreifer um die letzte Wache mit einem wütenden Hagel aus Schlägen einzudecken.
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Re: Der Handel um Paruline
« Antwort #3 am: 11.03.2008 | 19:42 »
Die Wachen sanken tot zu Boden, sie waren gut trainiert, doch Ferdinand war auf dem Weg zu seiner Rache und die wollte genossen werden.

Ein Diener einige Kerzen angezündet und die Macher der Blutoper drängten sich wie Schlachtvieh in eine Ecke.


Ferdinand lümmelte sich in ein bequemes Sofa und sprach seinen Onkel an:
"Onkel, Onkel,
da greifst du deine eigene Familie an, ohne groß nach zu denken. Und das wo ich auf den Weg bin, für den General mit dir zu verhandeln. Meinst du er würde es tolerieren, wenn du seinen Unterhändler einfach tötest? Jemanden aus deiner Familie?"

Der Kalif setzte an um etwas zu sagen und Ferdinand legte den Finger auf die Lippen:
"Psst, seine Spione sind hier überall und werden ihm mitteilen, was passiert ist."

Ferdinand sah sich kurz um.

"Der General will Paruline kaufen. Ich hätte ihm sagen können du willst nicht und du hättest nur einen schweren Stand gehabt. Aber wenn du mich und mein Leben  als Unterhändler angreifst? Wie soll ich da nachgeben ohne mein Gesicht zu verlieren. Oder besser gesagt den General zu beschämen?"

"Ich weiß wie sehr du an Paruline hängst, aber unsere Familie muss stark bleiben und deshalb können wir uns einen zornigen General nicht leisten. Also müssen wir trixen um nicht das Gesicht zu verlieren."

Ferdinand holte das Medallion mit einem Bild von Juliette herraus. "Hier, sieh es dir an. Juliette, die von irgend einem Schuft aus meinem Leben gerissen wurde. Das will ich dir nicht zumuten lieber Onkel. Ich kann verstehen das du sie behalten musst, so wie ich dir Juliette nicht geben konnte."

Tränen rannten durch Ferdinands Gesicht.

"Setz eine Urkunde auf, das du mir Paruline gestern Abend geschenkt hast. Ich darf ein Geschenk des Kalifen nicht weiter veräußern oder verschenken. Ich leihe sie dann an den General aus und wenn er wieder weg ist kommt sie zurück zu dir, wo sie hingehört. Zu ihren Herren den sie abgöttisch liebt."

Ferdinand ging volles Risiko, aber mit diesem politischen Schachzug konnte er den General gegen seinen Onkel aufbringen und sich trotzdem die Dankbarkeit beider Männer sichern, was seine Position in der Stadt erheblich stärkte.
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oliof

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Re: Der Handel um Paruline
« Antwort #4 am: 11.03.2008 | 20:45 »
Baptiste schaut Ferdinand einen Augenblick ausdruckslos an. Dann fängt er an zu kichern, fast wie ein kleiner Junge, den man dabei erwischt, wie er Kekse aus der Küche stibitzt. „Was für ein Auftritt. Naja, dass Du einen Hang zum Drama hast, das wissen wir ja. Aber Dir fehlt es an … Gelassenheit, Weitsicht – ja, Größe. Dein Herz brennt heute für diese, morgen für jene Sache.”

Baptiste rafft sich auf, richtet sein Schreibpult wieder her. Er klatscht zweimal, und Diener eilen herbei, die die toten Diener aus dem Raum schleifen – auf einen Wink des Kalifen beginnt ein weiterer, die Blutspuren wegzuwischen.

Er macht sich ein paar Notizen und spricht beiläufig weiter. „Die versteckte Drohung wegen Juliette kannst Du Dir sparen – wir wissen beide, auf wessen Konto sie geht. Du mußt lernen, solche Verluste nicht persönlich zu nehmen, denn sonst wird Dich irgendwann die Blindheit schlagen. Wenn das so weitergeht, dann läßt sich D'Anton bald ein Halsband wie Deines fertigen, nur weil Ariana sich irgendwo die Blutpest eingefangen hat.” Ferdinand verzieht keine Miene, trotzdem fährt Baptiste fort. „Das wußtest Du nicht? Tja, Du verläßt Dich allzusehr auf Einzelne, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind, und Dir dann nicht helfen können.”

„Manchmal frag ich mich ja, wie Du Deine Eltern aus dem Weg räumen konntest, ohne dabei in Dein eigenes Schwert zu fallen, mein Junge. Aber – ich gebe zu, das ist eine Schwäche meinerseits – ich mag Dich. Ich schlage Dir einen Handel vor: Du hegst und pflegst weiter Deinen Haß gegen mich, aber ich schmiede Dich zu einem würdigen de Maire. Und wenn Du dann irgendwann wirklich in der Lage bist, mich abzulösen – dann sei Dir Deine Rache gegönnt. So ein tragischer Abgang in Schande, das ist schon das richtige für mich. Aber nicht heute, und auch nicht morgen. Was meinst Du?”

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Re: Der Handel um Paruline
« Antwort #5 am: 11.03.2008 | 23:57 »
Ferdinand versteifte sich kurz in dem Sessel und stand dann auf:

"Onkel, sei dir sicher, das ich trotz meines Hangs zum Drama nicht unfähig bin, meine Ziele langfristig zu verfolgen. Ich stehe hier vor dir und habe ein Schwert in der Hand. Ich bin vom General geschickt worden um Paruline zu holen. Ich kann dich jetzt trotz deiner Überheblichkeit bezüglich meiner Schwertkampftechnik einfach so töten."

Ferdinand holte Luft.

"D´Antang ist zwar mein Freund, aber doch scheue ich mich nicht, ihn als Werkzeug zu benutzen. Ich stehe nicht alleine da, weil ich mich auf Leute verlasse die nicht da sind, wenn ich sie brauche. Ich bringe meine Leute dazu auch ohne mich Höchstleitungen zu erbringen. Wenn du in der Lage bist deine Leute zu motivieren, dann braucht man sie nicht zu beaufsichtigen, wie du es machen musst."

"Ich lasse dir also die Wahl, entweder ich bekomme Paruline und du bekommst sie wieder zurück, wenn der General weg ist, oder du verkaufst sie und weißt das ich beim General einen Stein im Brett habe. Willst du den Affont riskieren? Oder willst du es riskieren, das der Mann dem du sagst, das er in sein eigenes Schwert stolpert deinen lange gehegten Hass freihen Lauf lässt und dich auf schlitzt, wie einen Weihnachtsochsen?"

"Du willst einen tragischen Abgang? Nein Onkel, ich will für dich einen Abgang wie in der Blutoper. In der Öffentlichkeit und mit einem Knall, der lange nachhallt. Falls du jetzt anfängst mir keine Möglichkeiten zu lasen werde ich dich töten und mich mit dem nächsten Kalifen auseinandersetzen, bis ich die Chance habe selber Kalif zu werden. Dann habe ich nicht die Chance zu sehen, wer wie arbeitet um den Kalifen zu stürzen und die Leichen im Keller zu schaffen, die ich benötige um das Pack ruhig zu halten."

"Ein kurzer Moment des Triumphes und eine Menge unnötiger Arbeit auf dem Weg zum Ziel. SIEH SIE DIR AN ONKEL! Ich habe diese Frau geliebt wie mein Leben und ich werde dich trotzdem am Leben lassen um mein Ziel zu erreichen. Wenn du mir den Weg nicht ebnest, werde ich mich an den General hängen um durch ihn in die Position zu kommen, die ich will.

Also, gibt mir Paruline oder ich töte dich jetzt und hier. Wenn ich sie habe, dann kann ich den General ausforschen und vielleicht sogar steuern. Ich kann sehen, wie der General Leute führt und mir überlegen, wie ich ihn gegen dich und deine Opposition verwende."

Ferdinand griff seinen Onkel an um ihn in eine Situation zu bringen in der dieser die Wahl zwischen der Klinge und dem Handel mit Paruline zu haben.
« Letzte Änderung: 12.03.2008 | 00:14 von Jörg.D »
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oliof

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Re: Der Handel um Paruline
« Antwort #6 am: 12.03.2008 | 15:44 »
Baptiste schaut etwas erstaunt auf den Fuß Stahl, der sich in seine Schulter gefressen hat. Er bewaht aber die Fassung, während sich auf Seide seines Anzugs langsam ein dunkler Fleck bildet.

„Wenn Du mich tötest, dann wirft der General Dich spätestens in einer Woche den Hunden zum Fraß vor. Es wäre der beste Beweis, dass Du für seine Pläne eine große Gefahr darstellst, eine größere als ich es je sein könnte. Ich bin nur auf meinen eigenen Vorteil aus – das wissen alle – aber Du, Du hast diese fixe Idee, dass es um Dich geht, und dass Du Deine Pläne durchsetzen kannst, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen.”

Baptiste bleckt die Zähne. „Ein wahrer de Maire läßt sich von seinen Gefühlen leiten, das hast Du schon begriffen. Du hast aber noch zu lernen, wie man die Flamme des Zorns bewahrt, um im richtigen Augenblick das illusorische Gebäude der Macht in Brand zu stecken, in dem Deine Feinde sich verschanzen.”

„Wenn Du mich tötest, stirbt Ariana auch. Überleg nochmal – glaubst Du wirklich, die Blutpest ist eine Strategie des Generals? Seine Leute haben keine Lust, gegen Khaleaner zu kämpfen, die an einer seltsamen Krankheit leiden… dass sein Bruder irgendwo im Dschungel nach Pflanzen sucht, kommt mir nur zupaß. So wird er länger brauchen, um eine Lösung zu finden und letztlich muß er sich wieder an mich wenden.”

Der Kalif hustet trocken.

„Jetzt nimm schon das Schwert aus der Wunde, ich muß einen Arzt rufen – und wenn der sieht, dass es Dein Schwert war… dann muß ich mit dem Kerkermeister sprechen. Das wollen wir beide nicht.”

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Re: Der Handel um Paruline
« Antwort #7 am: 12.03.2008 | 17:21 »
"Wieso sollte der General mich den Hunden vorwerfen, wenn ich mich ihm anschließe? Ich bin jung, er bewundert meine Schwertkampfkünste und ich ihn für die Lojalität seiner Männer. Wenn du erst einmal weg bist, dann kann ich mich zurücklehenen und den Kampf um die Macht anderen überlassen. Wenn du wirklich der Initiator hinter der Blutpest bist, dann werde ich ihm mit Vergnügen dienen, weil er ein Mann von Ehre ist.

Von ihm kann ich mit Sicherheit eine Menge lernen, was ich hier noch nicht gesehen habe."

Ferdinand lächelte seinen Onkel an: "Die Flamme des Zornes zügeln."

Dann schüttelte er den Kopf:

"Es ist das Vorrecht der Jungen zornig zu sein und das Vorrecht der Alten weise. Du versuchst es mit dem Überzeugen, du hast es immer so versucht. Aber was nutzten dir deine Engelszungen, wenn dein gegenüber einfach taub vor Zorn ist?"

"Wenn Ariana stirbt, was kümmert mich das? Ich meine, das du wissen solltest das ich meinen Freund mit der Aussicht auf Ariana gefügig halte. Er mit der Aussicht auf ein Lächeln von Ihr meine Drecksarbeit für mich macht. Wenn síe an der Blutpest stirbt, dann ist er entgültig nur noch auf dieser Welt um mein Freund und mein Werkzeug zu sein. Ja, der Gedanke könnte mir gefallen."
"Also, gib mir Ariana die an der Blutpest erkrankt ist und gib mir Paruline. Sonst werfe ich diese Stadt in den Rachen des Generals und du stribst alleine und ohne Knalleffekt."
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Re: Der Handel um Paruline
« Antwort #8 am: 12.03.2008 | 20:52 »
Aus Baptistes bricht ein heiseres Lachen hervor, das bald in einen trockenen Husten übergeht. „Du hast Biß, das muß ich Dir lassen. Laß mich eben meinen Wundarzt rufen, dann kannst Du gerne Deine beiden Mädchen haben.” Als klar wird, dass Ferdinand keine Verzögerung duldet, kichert Baptiste nochmal in sich hinein, wendet sich dem Pult zu, und beginnt zu schreiben…

Schenkungsurkunde

Mit diesem Schreiben überantworte ich die Sklavinnen Ariana und Paruline meinem Neffen Ferdinand de Maire. Alle ihre Handlungen dienen ab dem heutigen Tag allein dazu, seinem Willen gerecht zu werden.

Die Ware wird wie gesehen übernommen. Umtausch und Ersatz sind ausgeschlossen.

Gonne-on-Maire, den …

Baptiste de Maire


Ferdinands Onkel siegelt die Urkunde und reicht sie Ferdinand. „Hier, das hast Du Dir redlich verdient. Wenn Du entschuldigst, ich fühle mich etwas ermattet.” Baptiste läutet mit einem Glöckchen, das er aus einer Tasche seines Anzugs zieht, deutet eine Verneigung in Richtung seines Neffen an und verläßt den Saal. Noch bevor Baptiste durch den Torbogen in den Innenhof verschwunden ist, erscheint Ariana wie von Geisterhand.

Sie ist gut geschminkt, und dem ungeübten Auge würde nichts auffallen, doch Ferdinand spürt, dass die Sklavin krank ist. Bei genauerem Hinsehen sieht man, dass sich entzündete Striemen über ihre Wangen ziehen, die sorgfältig überpudert werden. Ferdinand hat davon gehört; es ist eines der ersten Anzeichen für die Blutpest. Schlimm würde es erst, wenn diese Striemen zu offenen Wunden würden, dann bleibt nur noch wenig Zeit, bis man schwarze Klumpen und Blut hustet. Mit Glück dauert es dann noch eine Woche bis zum Ende – mit Pech leidet man ein Vierteljahr, mit immer wiederkehrenden Krämpfen, teilweisen Heilerfolgen, doch letztendlich hat noch niemand die Blutpest überlebt.

Ferdinands Blick fällt auf das Blatt, das auf Baptistes Schreibpult liegt. Es ist der Titelbogen seiner aktuellen Arbeit, den Rest hat er mitgenommen, als er den Saal verließ.

Die Blutpest
Zweiter Akt: Tränen aus Blut und Eiter
Baptiste de Maire
« Letzte Änderung: 13.03.2008 | 05:13 von oliof »

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Re: Der Handel um Paruline
« Antwort #9 am: 12.03.2008 | 21:15 »
Ferdinand schnappte sich die Urkunde und Ariana.

Er war sehr ruhig auf dem Weg nach Hause, denn Selbstzweifel und die Worte seines Onkels nagten an ihm wie die Zähne eines Biebers am harten Stamm. Ferdinand war aufs Ganze gegangen und hatte seine Ziele erreicht.

Doch zu welchen Preis?

Immer wieder gingen die süßen Worte seines Onkels durch seinen Kopf, die Hinweise wie man wirklich erfolgreich war, was für Schwächen Ferdinand hatte. Was nötig war um das illusorische Gebäude der Macht zu zerstören und wie sein Onkel in der Lage war, dass zu bewerkstelligen. Die subtilen Hinweise, dass er bei seinem Onkel den er doch so sehr hasste in die Lehre gehen musste um wirklich eine Chance auf den Erfolg zu haben.

Plötzlich sah er Lavalles Haus und zog Ariana mit hinein.

"Meister Lavalle?"
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