Ausgehend vom anderen Thread, aber auch weil mich das Thema aus eigenen Überlegungen beschäftigt, wollte ich das mal hier zur Diskussion stellen.
A. Was sind Konflikte (im Rollenspiel)?
Ich schlage mal vier Möglichkeiten der Definition vor, nehme aber gerne noch weitere auf.
A1.1.: Konflikte sind gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen (den SCs und) Kreaturen.
A1.2.: Konflikte sind alle physischen Auseinandersetzungen zwischen (SCs und) Kreaturen.
A1.3.: Konflikte sind alle physische und soziale Auseinandersetzungen.zwischen (SCs und) Kreaturen.
A1.4.: Konflikte sind alle Auseinandersetzungen zwischen den SCS und einer Opposition, sei diese eine Kreatur, ein Zustand, ein Prozess oder ein Objekt.
Damit habe ich Sachen wie innere Konflikte nicht gut erfasst, aber es ist ja erstmal ein Anfang. Dann geht es darum, ob die Auseinandersetzungen Folgen fürs Abenteuer haben sollen:
A2.1.: Die Auseinandersetzungen haben Folgen für die betroffenen Charaktere oder das Abenteuer.
A2.2.: Die Auseinandersetzungen haben Folgen für die betroffenen Charaktere und das Abenteuer.
A2.3.: Die Auseinandersetzungen haben Folgen für das Abenteuer, Auswirkungen auf den Charakter sind egal/zweitrangig/werden nicht berücksichtigt.
A2.4.: Die Auseinandersetzungen haben Folgen für den Charakter, Auswirkungen aufs Abenteuer sind egal/zweitrangig/werden nicht berücksichtigt.
A2.5.: Die Auseinandersetzungen haben weder für den Charakter noch fürs Abenteuer Folgen.
B. Wie spielt man sie?
Grundsätzlich sehe ich fünf potentielle Parteien, die über den Ausgang des Konflikts entscheiden können, und 5 potentielle Ergebnisse.
B1.1: Wer entscheidet über den Ausgang?
Parteien: Regeln, Würfel, Spielleiter, Betroffene und gesamte Gruppe
Das kann kombiniert werden, z.B. wenn ein Kampf von Regeln und Würfeln entschieden wird, oder ein Spielleiter eine Würfelwahrscheinlichkeit bestimmt und dann würfelt.
Die wahrscheinlichsten Sachen sehen so aus (schätze ich):
B1.1.: Alle Konflikte nach SL-Entscheid.
B1.2: Gewaltsame Auseinandersetzungen nach Würfeln und Regeln, alle anderen nach SL-Entscheid.
B1.3.: Physische Auseinandersetzungen nach Würfeln und Regeln, die anderen nach SL-Entscheid.
B1.4.: Alle Auseinandersetzungen, für die das Regelbuch Regeln zur Verfügung stellt, nach Würfeln und Regeln, alle anderen nach Spielleiter und Würfelergebnis.
Wohlgemerkt, das sind nur die mMn in der Rollenspielwelt häufigsten Entscheider. Dass die ganze Gruppe entscheidet oder das Regelwerk für jeden Konflikt einen Entscheidungsmechanismus liefert, passiert eher bei Indie-Spielen, nicht im Mainstream.
Ergebnisse: Sieg/Niederlage, Teilsieg/Rückzug, Kompromiss, Konsens, Zwischenergebnis bei Fortbestand des Konflikts.
Für die wahrscheinlichsten halte ich:
B2.1: Alle Konflikte werden nach Sieg oder Niederlage entschieden
B2.2.: Überwiegend Sieg/Niederlage, manchmal aber auch Teilsieg/Rückzug
B2.3.: Überwiegend Sieg /Niederlage, manchmal aber auch Teilsieg/Rückzug und Kompromiss
B2.4.: Teilsieg/Rückzug und Kompromiss dominieren
B2.5.: Überwiegend Kompromiss, manchmal Konsens.
C: Welchen Stellenwert nehmen Konflikte im Rollenspiel ein?
Das hängt, glaube ich, stark davon ab, wie man in A Konflikt definiert hat und in B die Entscheidungsträger und Entscheidungsformen seiner Gruppe akzeptiert. Ich z.B. freue mich über jede Szene, in der es einen Konflikt gibt und dieser nach Regeln und Würfeln (bzw. Gruppe und Würfeln) aufgelöst wird (B1.4.) und es überwiegend ein definitives Ergebnis gibt (B2.3). Ich sehe aber auch jede Auseinandersetzung, in die die SCs mit der Umwelt geraten, als einen Konflikt an (breiter Konfliktbegriff = A1.4.). Für mich sind Konflikte die entscheidenden Punkte, an denen geklärt wird, wie das Abenteuer weitergeht oder wie es mit dem Charakter weitergeht (A2.1.). (Wobei mir der Abenteuerverlauf tendenziell wichtiger ist als die Charakterentwicklung, die eher langfristig bei mir stattfindet, evtl. ginge auch A2.3.)
Auseinandersetzungen, die keine spürbaren Auswirkungen auf den Abenteuerverlauf oder (wenigstens) die Charakterentwicklung haben, würde ich nicht als Konflikt ansehen. Szenen ohne diese Art von Konflikt sind (für mich) reine Atmosphäre, die durchaus ihre Berechtigung am Rand hat, aber mit der meiner Meinung nach im Rollenspiel übertrieben wird. Deshalb suche ich den Konflikt in jeder Szene und möchte ihn (nach Methode B2.3.) ausspielen.
Was versteht ihr anderen unter Konflikten, wie gerne wollt ihr sie im Spiel haben und wie gelöst haben?