Autor Thema: Was wollen eure Spieler?  (Gelesen 1781 mal)

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Offline Rhylthar

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Was wollen eure Spieler?
« am: 25.03.2016 | 12:14 »
Diesen Thread wollte ich in der ein oder anderen Art schon seit Monaten erstellen. Habe ihn mal in den SL-Bereich gestellt, weil, nach dem Lesen zahlreicher Postings, doch viele/die meisten hier zumindest in einer Runde die SL-Rolle innehaben. Trotzdem bitte gerne auch aus Spielersicht posten; insbesondere fände ich es spannend, ob es jemanden gibt, dessen Sicht als Spieler von der des SL abweicht.

Vorweg:
Ich beschäftige mich nicht mit Rollenspiel-Theorie. Deswegen sind mir die Begriffe nicht geläufig bzw. ich sehe sie anders, als sie in diversen Ausführungen verwendet werden. Wichtig ist das hier für den Begriff "Railroading"; dieser wird von mir wertneutral verwendet, als reine Beschreibung einer Spielart, die ein (zu) großes Ausbrechen der SC vom eigentlichen Handlungsstrang nicht vorsieht.

Zum Thema:
In zahlreichen Threads bunt durchs Forum taucht es immer wieder auf: Die alte Diskussion, ob etwas zu sehr einengt, es einen in ein zu starres Korsett schnürt, etc. Gerne werden dann auch Systeme/Abenteuer dem ganzen zugeordnet. Als Beispiel dafür Fate und diverse Indies für "freies Spiel" und Pathfinder Adventure Paths als "enges Spiel" bzw. Railroading (Definition siehe oben).

Aber was wollen eure Spieler eigentlich? Nicht jeder aus den Gruppen wird auch hier im Forum sein...
Das ist bewusst eine sehr offene Frage; eine Umfrage halte ich dadurch nicht für sinnvoll.

Ich gebe mal drei "Spielarten" vor:

Railroading:
Die Spieler bevorzugen es, eine vom SL vorbereitete Story zu spielen. Nicht zwangsläufig haargenau nach den Vorstellungen, wie sie z. B. im Abenteuer drinstehen, doch schon zielgerichtet, ohne groß nach links oder rechts ausbrechen zu wollen. Beispiele wären Adventure Paths (Pathfinder), aber auch Dinge wie manches Cthulhu- bzw. Shadowrun-Abenteuer.

Prepared Sandbox:
Bei D&D 5E gerade in Mode...man nehme eine vollkommen ausgearbeitete Sandbox, werfe die Spieler hinein und schaue mal, was sie so tun. Gibt da natürlich Nuancen, wie z. B. ob man die Sandbox verlässt oder nicht oder, wie z. B. bei "Princes of the Apocalypse", es zwar als Sandbox daherkommt, man aber trotzdem irgendwie eine Reihenfolge einhalten muss, weil das Level in bestimmten Gegenden sonst nicht passt.

World Builder:
Der SL gibt nur ein Grundkonzept vor...und die Welt wird mehr oder weniger komplett (oder mit dem SL zusammen) durch die Spieler kreiert. Maximale Freiheit, die viel Kreativität erfordert.

Ich bin mir sicher, es gibt noch 1000 andere Möglichkeiten, aber da warte ich gespannt auf Antworten.

Ich selber sehe mich übrigens als Spieler sehr gerne im "Railroading" bzw. u. U. in den "Prepared Sandboxes". Ich will bei APs nicht nach links oder rechts, ich will nur geradeaus. Ich steige gerne in den Orient-Express ein, um meinen Horror zu erleben. Und ich habe kein Problem damit, wenn ich einer festgelegten Welt spiele; ich will sie nicht bauen, ich will in ihr spielen.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline Kampfwurst

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Re: Was wollen eure Spieler?
« Antwort #1 am: 25.03.2016 | 12:58 »
Meine am längsten laufende Kampagne ist eine Dresden Files pbp Runde, die, was Spielertypen angeht, sehr heterogen ist. Das reicht von einem, der praktisch mit jedem Post neue Details ins Spiel bringt und das Spiel aktiv mitgestaltet, bis zu dem der eigentlich nur darauf wartet, dass ich ihm sage, was er würfeln soll. Jetzt ist vor ein paar Tagen erst noch ein weiterer Typ aufgetaucht, den ich den Puzzler nennen würde. Ich habe eine Challenge gestellt, in der es so viele Aufgaben wie Spieler gibt, jeder Spieler soll eine Aufgabe bewältigen. Da die Spielercharaktere unterschiedlich gut in unterschiedlichen Dingen sind, hat die Spielerin kurzerhand eine Tabelle gemacht und die Fertigkeiten der Spieler zu den Aufgaben gepackt, um zu sehen, wer die am besten löst. Großartig.

Ich selber würde das Spiel für mich in 2 Schritte aufteilen. Einmal eine Vorbereitungsphase, wo ich sehr gerne auch als World Builder tätig werde und die Welt stark mitgestalten kann. Wenn es dann aber ans Spielen geht, bin ich ein Fan von "Prepared Stories", was ich irgendwo zwischen Sandbox und Railroading einordnen würde. Es ist keine Sandbox, denn ich spiele durchaus eine vorbereitete Geschichte, kann also nicht einfach machen was ich will (naja, schon, aber dann entferne ich mich von den vorbereiteten Sachen vom Spielleiter, und das finde ich irgendwo unfair). Auf der anderen Seite setze ich mich aber auch nicht in einen Zug, sondern kann nach wie vor Einfluss auf die Geschichte nehmen, indem ich z.B. durch meine Entscheidungen Szenen umgehe oder anspiele, die vorbereitet sind. Wichtig ist mir dabei dann, dass eine solche Abfolge als logische Konsequenz der Handlungen in der Spielwelt folgen, und nicht als Quantenoger auftreten.

Klingenbrecher

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Re: Was wollen eure Spieler?
« Antwort #2 am: 25.03.2016 | 13:47 »
Heim Gruppe von Frischlingen:

Schnelles einfaches System das den Einstieg einfach gestalltet und nicht mehr als 2 Bücher benötigt. Auch wenn es viele nicht mögen habe ich Arcane Codex nun mit ihnen begonnen um die ersten Schritte in der Welt des Rollenspiels zu machen. Genau genommen braucht nur der SL ein Buch und das wars. Meine Spieler sind jetzt schon von dem bisschen Umfang begeistert. ( Version 1.0)

Später werde ich mit ihnen auf Pathfinder umsteigen.

Monatliche Stammgruppe mit Erfahrenen Spielern:

Hier wird ein Systmen benötigt das den Spielern Tüffteln erlaubt. Bevorzugt wird hier WOD sowie Pathfinder.
Das Interesse liegt aber hier mehr auf dem Plot sowie der Kampagne da das System uns nur noch mit den Regeln / Background versorgt.

Club RPG Tag ( Slotcar und Tabletop)

Hier liegt das Augenmerk auf Qualität und Aufmachung. Ist das Produkt nichts sagend oder visuell unzureichend wird es meist gleich abgelehnt. Wie zb Arcane Codex/ Savage Worlds / WOD
Erstaunlicherweise ist aber Splittermond und DSA 5 eingeschlagen wie Bombe. Splimo wegen seinen aktiven Kampfes und DSA 5 wegen der super Aufmachung und lebenden Welt.

Die Iron Kingdoms wurden gleich als cool empfunden da es soviel anleihen aus dem Tabletop gibt. Viele vergleichen es auch mit dem ehemaligen Mortheim von GW in tausendmal besser.

Offline Weltengeist

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Re: Was wollen eure Spieler?
« Antwort #3 am: 25.03.2016 | 14:17 »
Also nach meiner Erfahrung behaupten die meisten Spieler zwar, dass sie total gerne mal eine Sandbox spielen wollen, aber die wenigsten sind dazu tatsächlich in der Lage. Sie sitzen dann doch meist rum und warten darauf, dass etwas passiert.

Den Spieler-Wunsch-Stil, den ich am häufigsten antreffe, würde ich mal als "vorgegebene Handlung mit Gestaltungsmöglichkeiten" bezeichnen: Der Spielleiter sollte durchaus eine Geschichte in der Tasche haben, aber flexibel reagieren, wenn die Gruppe heute gerade in der Stimmung ist, aktiv zu werden und doch einen ganz anderen Weg einzuschlagen. Besonders beliebt ist hier übrigens, wenn die "vorgegebene Handlung" tatsächlich was mit den Figuren und ihren Vorgeschichten zu tun hat, dann werden auch Schienen recht bereitwillig befahren.

Ansonsten ist natürlich jede Gruppe anders, und sogar innerhalb meiner Tischrunde habe ich da sehr unterschiedliche Vorlieben.
"Wenn ich in Unterleuten eins gelernt habe, dann dass jeder Mensch ein eigenes Universum bewohnt, in dem er von morgens bis abends recht hat." (Juli Zeh, Unterleuten)

Spielt derzeit: The Wild Beyond the Witchlight (Savage Worlds - Prismeer), Troubleshooter (Savage Worlds - Starfinder)
In Vorbereitung: -

Offline Sethomancer

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Re: Was wollen eure Spieler?
« Antwort #4 am: 25.03.2016 | 14:33 »
Also nach meiner Erfahrung behaupten die meisten Spieler zwar, dass sie total gerne mal eine Sandbox spielen wollen, aber die wenigsten sind dazu tatsächlich in der Lage. Sie sitzen dann doch meist rum und warten darauf, dass etwas passiert.
Da kann ich mich leider nur anschließen, die Erfahrung habe ich sowohl als SL, als auch als Spieler (bei meinen Mitspielern) gemacht.

Als SL bevorzuge ich einen Stil den ich als gemeinsame Sandbox mit Special Interest bezeichnen würde, heißt ich erarbeite eigentlich nur den Einstieg ins Szenario und ein paar "Milestones" und überlasse die Entwicklung des Szenarios den Spielern. Sprich wenn es zu einer Gabelung in dem Szenario kommt mache ich mir nicht die Mühe beide Optionen zu erarbeiten sondern löse das ganze (Entweder kreativ oder vorbereitet) je nach Wahl der Spieler. Somit verändert sich mein Szenario ständig und meist bin ich selbst erstaunt was am Ende rauskommt. Selbst bei Investigativen Szenarien habe ich schon mich auf das Beschreiben des Tatorts beschränkt und bin dann den Schlüssen der Spieler gefolgt (halt das was sich plausibel anhört). Intressanterweise wird das selten von Spieler wahrgenommen, sondern alle freuen sich über eine Dichte Sory die auch zu den Charakteren passt.

Als Spieler bin ich Handzahm, ich fahre auch mal gerne mit der Eisenbahn, vor allem wenn zwischendurch auch kreative Ansätze genehmigt sind, bin aber auch durchaus gerne bereit eine Sandbox mit zu Erkunden. Auch bei der Weltengestaltung bin ich gerne mit dabei, wenn es die Gruppe so mag, vor allem wenn es um den Hintergrund und die Kultur meines Charakters geht.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.

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Offline Kaskantor

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Re: Was wollen eure Spieler?
« Antwort #5 am: 25.03.2016 | 14:35 »
Wir spielen hauptsächlich Railroading und finden das gut so. Meine Gruppe kommt schnell zum Stillstand, wenn man sie sich selbst überlässt. Da wir aber die PF Paths und jetzt die DnD 5 Kampagnen spielen ist das kein Problem.
Ich finde auch nicht unbedingt, dass nur wenn man vielleicht mal die Wahl hat hierhin oder dorthin zu gehen sich das Spiel gleich grundlegend ändert.
Sandbox so alla Hexcrawl haben wir aber auch noch nicht gespielt.
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Offline sindar

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Re: Was wollen eure Spieler?
« Antwort #6 am: 29.03.2016 | 15:39 »
Als SL bevorzuge ich einen Stil den ich als gemeinsame Sandbox mit Special Interest bezeichnen würde, heißt ich erarbeite eigentlich nur den Einstieg ins Szenario und ein paar "Milestones" und überlasse die Entwicklung des Szenarios den Spielern. Sprich wenn es zu einer Gabelung in dem Szenario kommt mache ich mir nicht die Mühe beide Optionen zu erarbeiten sondern löse das ganze (Entweder kreativ oder vorbereitet) je nach Wahl der Spieler. Somit verändert sich mein Szenario ständig und meist bin ich selbst erstaunt was am Ende rauskommt. Selbst bei Investigativen Szenarien habe ich schon mich auf das Beschreiben des Tatorts beschränkt und bin dann den Schlüssen der Spieler gefolgt (halt das was sich plausibel anhört). Intressanterweise wird das selten von Spieler wahrgenommen, sondern alle freuen sich über eine Dichte Sory die auch zu den Charakteren passt.

Als Spieler bin ich Handzahm, ich fahre auch mal gerne mit der Eisenbahn, vor allem wenn zwischendurch auch kreative Ansätze genehmigt sind, bin aber auch durchaus gerne bereit eine Sandbox mit zu Erkunden.
Das gilt ziemlich genau so auch fuer mich. Bloss das mit dem Weltgestalten ist meine Sache nicht, dafuer bin ich nicht kreativ genug.
Bewunderer von Athavar Friedenslied

NARF!

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Re: Was wollen eure Spieler?
« Antwort #7 am: 2.04.2016 | 03:40 »
Wir sind seit Jahren ne eingespielte Truppe, deswegen liegt das mittlerweile sehr deutlich auf der Hand. Meine Spieler wollen eine abgestimmte Gruppe mit coolen Spielercharakteren, denen sie gerne beim Gewinnen oder Verlieren zusehen, eine gut ausgearbeitete Welt, in der sie ihre Charaktere den Gegebenheiten dieser Welt entsprechend frei gestalten und ausspielen dürfen. Sie wollen coole Geschichten, erinnerungswürdige NSCs, Ernstes und Humor vermischt und am Besten noch die Möglichkeit, ihre Werte so auszumaxen, wie sie das gerne hätten. Darüber hinaus wollen sie die Freiheit (aber nicht den Zwang) eigene NSCs / Geschichten zu entwerfen und in das Spielgeschehen einzuflechten. Ein paar arbeiten unglaublich gerne Hintergründe aus und Stürzen sich in Vor- und Nachbearbeitung der Runde, andere wollen in erster Linie spielen.

Da ich das alles auch will und als SL gerne bereit bin zu stellen, läuft das auch ziemlich prima.

Als Spieler bin ich ebenfalls ziemlich unkompliziert. Ich möchte Vorgaben, wie der SL sich das Szenario vorstellt und anhand dieser meinen Charakter erschaffen, damit er sich gut in die Vorstellung des SLs und in sein Szenario eingliedert. Ich möchte coole NSCs kennenlernen und ich möchte, dass mein Charakter richtig durch die Mangel genommen wird. Ich will nicht immer nur gewinnen, that's just boring. Ich will die Welt des Spielleiters und seine Kreativität in allen Facetten erleben. Und ich hab auch überhaupt kein Problem, mich in die Eisenahn zu setzen und auf Schienen zu fahren, wenn der jeweilige SL nicht gerne improvisiert oder lieber einem klaren Strang folgt.