Autor Thema: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus  (Gelesen 6652 mal)

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Offline Talwyn

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Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« am: 28.10.2016 | 16:14 »
Hallo Forum,

ich habe als SL ein Problem: Wenn ich Abenteuer für meine Runde schreibe, neige ich sehr dazu, einen ausufernden Hintergrund zu entwerfen, der dann am Spieltisch nur teilweise überhaupt relevant wird. Beispiel: Gegenwärtig schreibe ich an einem Abenteuer für meine D&D 5E Runde. Die Gruppe soll die unterirdische Ruine eines Herrenhauses aus dem alten Nesseril erkunden, gelegen in der Sargauth-Enklave, einem Teil des Unterbergs. Ich schreibe gerade noch aktiv am Hintergrund und habe schon jetzt über vier Seiten, dicht beschrieben in Schriftgröße 10 mit schmalen Seitenrändern in drei Spalten - und wenn ich fertig bin, sind es bestimmt sechs Seiten. Darin wird nun beschrieben, was es mit dem Herrenhaus auf sich hat, wer seine Bewohner waren, warum sie eine Sekte des Höllenfürsten Mammon gründeten, wie sie schließlich mit Nesseril untergingen, und wie dann Jahrhunderte später der Kult erneut auflebte.

Während ich die Geschichte an und für sich ganz ok finde, ist sie schon ziemlich komplex bzw. komplizierte und verworren, und ich habe die Vermutung, dass es mir nicht gelingen wird, sie am Spieltisch zu vermitteln, denn für meine Spieler ist das Ganze zunächst mal einfach ein Dungeon Crawl. Ich habe zwar schon die eine oder andere für Devices, mit denen ich Teile dieser Hintergrundgeschichte während der Erforschung des Dungeons erzählen kann, aber vieles wird wohl trotzdem niemals den Weg zu meinen Spielern finden - und wenn doch, so wird wohl vieles für sie und ihre Charaktere von so geringer Relevanz sein, dass sie es nicht abspeichern, sondern sofort wieder vergessen.

Nun kann man natürlich argumentieren, dass das gar nicht schlimm ist - allein die Tatsache, dass es diese Geschichte gibt und ich als SL mit ihr vertraut bin, sorgt in gewisser Hinsicht für ein besseres Spielerlebnis, weil es vielleicht für die Spieler schon einen gewissen Mehrwert hat, zu spüren, dass da im Hintergrund noch viel mehr ist, als ihre Charaktere bei der Verlieserkundung entdecken. Zwei Probleme habe ich trotzdem

1.) Wir spielen ziemlich selten (auch) weil ich verheiratet bin, drei Kinder habe, für einen Vollzeit-Plus-Job täglich eine Stunde einfach vom Land in die Stadt pendele und nebenbei auch noch ein paar offene Baustellen habe, die allesamt Priorität vor dem schönen Hobby Rollenspiel genießen (müssen).

2.) Je komplexer eine Geschichte, desto wahrscheinlicher ist, dass sie sich irgendwo selbst widerspricht. Und nachdem meine Vorbereitung auf Grund von (1) oft zeitlich ziemlich verteilt ist (mit teils längeren Pausen), kommt es schonmal vor, dass ich beim Schreiben durcheinander komme und dann Logikfehler in die Geschichte einbaue.

Die Ursachen dieser Probleme sehe ich großteils in der Art und Weise meiner Vorbereitung und der Form, in der ich das dann alles zu Papier bringe: Ich schreibe lange Prosa-Texte im Stil von z.B. Abenteuerhintergründen wie man sie aus den einschlägigen Publikationen kennt. Obwohl ich weiß, dass meine Leserschaft eigentlich nur aus mir selbst besteht schreibe ich seitenweise Text, der dann teilweise auch noch stilistisch verschwurbelt ist und sich nicht unbedingt durch eine hohe Informationsdichte auszeichnet.

Daher frage ich mich, wie andere Spielleiter bei der Vorbereitung eigener Abenteuer zu Werk gehen - besonders natürlich solche, die sich nicht so verzetteln wie ich.

- Wie generiert und strukturiert ihr Ideen - schreibt ihr Stichpunktlisten, verwendet ihr Mind Maps, R-Maps, Flussdiagramme?
- In welcher Form und in welchem Detaillierungsgrad haltet ihr die Vorgeschichte eures Abenteuers fest? Wie schafft ihr es beim Schreiben direkt auf den Punkt zu kommen und die wesentlichen Festlegungen zu treffen, ohne sich in Details zu verlieren?
- Wie orgnisiert ihr all die Informationen, um sie am Spieltisch schnell verfügbar zu haben? Welche "Artefakte" sind das Ergebnis eurer Vorbereitung (also z.B. Artefakt 1 = Hintergrundgeschichte, Artefakt 2 = Karte, Artefakt 3 = Beschreibung der auf der Karte verzeichneten Orte, Artefakt 4 = Flussdiagramm zum Handlungsverlauf usw.). Benutzt ihr digitale oder analoge Artefakte - und warum?
- Wie strukturiert ihr den Vorbereitungsprozess - geht ihr dabei nach einem erprobten Muster vor, das ihr konsequent abruft oder ist es auch bei euch eher das totale kreative Chaos?

Oder anders gesagt ist die Kernfrage vielleicht kurz und bündig: Wie bereite ich ein gutes Rollenspielabenteuer vor, das einzig und allein für die Verwendung an meinem eigenen Spieltisch vorgesehen ist?

Ich bin gespannt auf eure Antworten, denn momentan ist mein Vorbereitungsprozess ein einziges Chaos und das Ergebnis ein Wust von teils redundanten, sich teils widersprechenden Einzeldokumenten, von denen keines jemals fertig wird...

Schöne Grüße und vielen Dank,
Talwyn
« Letzte Änderung: 28.10.2016 | 16:59 von Talwyn »
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Pyromancer

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Re: Hilfe! Abenteuer-Hintergrund ufert immer aus
« Antwort #1 am: 28.10.2016 | 16:44 »
Ich ergehe mich auch regelmäßig im Vorbereitungs-Overkill und kümmere mich um Dinge, von denen ich ganz genau weiß, dass sie für das Abenteuer völlig irrelevant sind - macht aber Spaß.

Für die eigentliche Vorbereitung schmeiß ich alles - evtl. mit Ausnahme von Bildern, Skizzen und Plänen - in ein großes Text-Dokument. Innerhalb dieses Dokuments gliedere ich dann, wie es gerade sinnvoll erscheint: Personen, Orte, Zeitleisten, etc.

Offline Talwyn

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Re: Hilfe! Abenteuer-Hintergrund ufert immer aus
« Antwort #2 am: 28.10.2016 | 16:49 »
Hmm, ja Spaß macht das natürlich irgendwie. Und gewissermaßen brauche ich das ja auch, weil ich quasi während meiner ausufernden Vorbereitung meine Ideen ausgestalte. Nur nimmt das halt enorm viel Zeit in Anspruch zumal ich dann am Ende ohnehin den Informationsberg radikal konsolidieren und zusammenfassen muss, damit mir meine Aufzeichnungen überhaupt was bringen. Wenn man das nun als "Bottom-Approach" bezeichnet, so wäre ich wohl auf der Suche nach der Top-Down-Alternative.
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Online tartex

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Re: Hilfe! Abenteuer-Hintergrund ufert immer aus
« Antwort #3 am: 28.10.2016 | 17:06 »
Hast du schon mal versucht was im Stil eines One Page Dungeons zu erstellen?

Also in der Mitte eine Karte und rundherum nur so viel Text, wie auf eine Seite passt. Das natürlich in Stichworten.

Da dir das Prosaschreiben ja anscheinend Spass macht, würde ich alles andere in Hangouts verfrachten, die dann direkt an die Spieler gehen. Kennt man ja vor allem von Cthulhu.

Also einfach z.B. einen Brief mit Teilen des Hintergrund, der dann wirklich an Charakter und Spieler geht. Da können sie dann in der nächsten Session auch gleich nachschlagen.

Aber sich mal probehalber auf eine Seite beschränken, wäre sicher das spannendste Experiment.
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Online Zed

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Re: Hilfe! Abenteuer-Hintergrund ufert immer aus
« Antwort #4 am: 28.10.2016 | 17:12 »
Hallo Talwyn mit den tollen Karten :headbang:!

Ein Dungeoncrawlabenteuer ohne Hintergrund - das würde sich mit meiner SL-Ehre auch nicht vereinbaren lassen.

Aber ein Hintergrund, der keine Bedeutung für die Gegenwart hat, das wäre tatsächlich zuviel Arbeit. Außerdem kennt wohl jeder erfahrene Spielleiter die unwürdige Situation, wenn die Spieler Dir direkt zeigen, dass sie keine Lust haben, den Background kennen zu lernen, oder - noch schlimmer - einige von ihnen aus Mitleid ein paar Fragen in die Richtung stellen. Beide Situationen gilt es zu vermeiden.

Mein bewährtes Standardrezept für jedes Abenteuer: Die Melange einer Bedrohung in der Gegenwart und eines Geheimnisses in der Vergangenheit. Je enger beides zusammenhängt, desto besser funktioniert es: Die Bedrohung in der Gegenwart bringt die Spannung, und das Geheimnis in der Vergangenheit bringt die Tiefe.

Ich würde mir also nur soviel Hintergrund ausdenken, wie für die Beseitigung der Bedrohung in der Gegenwart notwendig ist.

Beispiel: Mein erstes Dungeon-Crawl Abenteuer

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Trotz der recht komplexen Hintergrundgeschichte interessierten sich die Helden für sie, weil die Geschichte nicht zu unabhängig vom Erfolg des Abenteuers war, sondern direkt zu der erfolgreichen Lösung beitrug.
« Letzte Änderung: 28.10.2016 | 18:31 von Zed »

Offline LordBorsti

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Re: Hilfe! Abenteuer-Hintergrund ufert immer aus
« Antwort #5 am: 28.10.2016 | 17:23 »
Hmm, ja Spaß macht das natürlich irgendwie. Und gewissermaßen brauche ich das ja auch, weil ich quasi während meiner ausufernden Vorbereitung meine Ideen ausgestalte. Nur nimmt das halt enorm viel Zeit in Anspruch zumal ich dann am Ende ohnehin den Informationsberg radikal konsolidieren und zusammenfassen muss, damit mir meine Aufzeichnungen überhaupt was bringen. Wenn man das nun als "Bottom-Approach" bezeichnet, so wäre ich wohl auf der Suche nach der Top-Down-Alternative.

Solange du Spaß an dem Bottom Up Ansatz hast und die nicht in Zeitnot gerätst, würde ich da erstmal gar nicht soviel dran ändern.

Ich würde dir aber empfehlen deine Vorbereitungen sorgfältig zu archivieren und nach dem Spielabend Material rauszutrennen, was schlussendlich gar nicht verwendet wurde. Mit der Zeit baust du dir dadurch ein ganz enormes Portfolio an Spielmaterial auf, dass du dann in Zeiten, in denen du keine Lust/Zeit für Vorbereitung hast, einfach wieder hervorkramen kannst.
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Offline Vasant

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #6 am: 28.10.2016 | 17:39 »
Ich kenne zumindest das Prosa-Problem - ich hab eine ganze Weile so vorbereitet, dass das Abenteuer quasi direkt noch mal bei nem Magazin gedruckt werden könnte, wenn die eins bräuchten. Das frisst nicht nur Zeit, es ist auch unübersichtlicher als es für mich als Spielleiter sein muss. Dir geht es da ja genauso.
Deshalb bin ich dazu übergegangen, meine Abenteuer zweckgebundener und mehr nach einem Schema (Aufbau, nicht Inhalt!) zu organisieren. Es sieht nicht so toll aus, es wirkt mechanisch, aber für mich funktioniert es wunderbar. Vom Ding her ist's hauptsächlich die Art, wie Brian Jamison seine Vorbereitung in seinem Buch beschreibt, plus ein bisschen Island Design von John Arcadian.* Ich will das jetzt hier gar nicht so unglaublich detailliert wiedergeben und versuche mich an einer Kurzform:
Fang mit den beteiligten Personen und dem zugrundeliegenden Konflikt an, auf dem du aufbauen kannst. Warum gehen die in die Villa? Was erwartet sie da? Finsterer Ritualmagier plant großes Jungfrauenopfer um dunkle Gottheit zu beschwören? Läuft, weiter. Mehr als ein Absatz sollte bei einer solchen Grundidee gar nicht rein. Ich mach gern mal R-Maps dafür, oft habe ich die dann aber sowieso im Kopf und brauche sie während der Runde nicht mehr.
Dann bastelst du einzelne Szenen / Herausforderungen / Begegnungen. Ja, klingt furchtbar mechanisch, ich weiß. Teil den ganzen Kram auf in Blöcke: Was müssen die Spieler erfahren, um zu agieren? Was ist das Ziel / die Herausforderung? Was gibt's für eine Belohnung? Was passiert, wenn's schief läuft?
Beispiel:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Was machst du jetzt mit deinem ganzen Prosa-Talent? Zum Beispiel Dinge vorbereiten, die tatsächlich geschrieben sind: Briefe, kurze Ausschnitte aus Büchern, etc. Und die verpackst du dann wieder als Informationsmaterial für Ziele, die man damit erreichen kann ("wo ist die Geheimtür zur Ritualkammer?") oder einem die ganze Sache leichter machen ("...die die ganzen Gargoyles im Innenhof umgeht?"). Und die Ideen für die Hintergrundgeschichte verbaust du damit direkt in die Szenen, statt die optional nur fürn Fluff verfügbar zu machen. Um den Fluch zu lösen, muss die Gruppe die Geister von drei Lords bannen. Dafür müssen sie herausfinden, warum sie noch als Geister hier herumspuken statt anständig tot zu sein. So bringst du die Infos direkt ins Spiel, statt vorher einen Roman zu schreiben und dann zu hoffen, dass irgendein Spieler nachfragt - und fängst auch erst mit dem Ausformulieren an, wenn du eine passende Interaktion mit den Spielern dazu hast.
Ich habe dann am Ende während des Spiels:
  • Mein Abenteuerdokument mit der kurzen Zusammenfassung des Problems und den jeweiligen Szenen
  • Optional: Ein Blatt mit der Mindmap (wer mag wen, wer will was)
  • Optional: Schriftstücke und Ähnliches zum Rausgeben und bekritzeln
  • Optional: Eine Karte

(Ich hoffe mal, ich wiederhole nicht zu viel von meinen in der Zwischenzeit dazugekommenen Vorpostern  :-[)

*sind Links zu Gratiskram

Pyromancer

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Re: Hilfe! Abenteuer-Hintergrund ufert immer aus
« Antwort #7 am: 28.10.2016 | 17:46 »
Hmm, ja Spaß macht das natürlich irgendwie. Und gewissermaßen brauche ich das ja auch, weil ich quasi während meiner ausufernden Vorbereitung meine Ideen ausgestalte. Nur nimmt das halt enorm viel Zeit in Anspruch...

Ich bereite für One-Shots enorm viel vor, und für Kampagnen ziemlich wenig. Das liegt auch am "Zeit-Problem". Wenn ich alle 14 Tage leite, dann HAB ich einfach nicht so viel Zeit zur Vorbereitung, als für eine Einzel-Session in drei Monaten.
D.h. ich leite nicht selten, weil ich so viel Zeit in die Vorbereitung stecke, sondern ich stecke so viel Zeit in die Vorbereitung, wenn ich gerade mal selten leite. Bei dir scheint das ja ähnlich zu sein. Ist der Zeit-Aufwand dann wirklich ein Problem?

Offline First Orko

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #8 am: 28.10.2016 | 21:03 »
Abo! Schönes Thema, auch mein Problem ;)
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline Talwyn

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #9 am: 29.10.2016 | 10:28 »
Erstmal danke für die vielen Antworten, ich werde mal versuchen auf die einzelnen Punkte einzugehen:

Zeitmangel: Ja, der existiert definitiv - wie gesagt - drei Kinder, Vollzeitpendler, nebenher noch ein paar Baustellen. Insofern möchte ich wirklich versuchen die ausufernde Prosa zukünftig wegzulassen. Spaß ist vielleicht auch nicht der richtige Ausdruck: Irgendwie entwickelt sich das immer ganz schnell zu einem Selbstläufer. Man setzt sich hin und schreibt was, entwickelt dabei neue Ideen, die zu anderen Ideen führen, und all das schreibt man dann halt am Stück nieder. Dann habe ich zwar wie gesagt sechs Seiten Hintergrund, bin aber nicht vernünftig auf den nächsten Spielabend vorbereitet. Blöderweise steht selbiger vor der Tür, und den mühsam erkämpften Vorbereitungs-Zeitslot habe ich mal wieder für hübsche aber am Spieltisch irrelevante Hintergrundgeschichten verschwendet.

@Vasant: Danke für die Hinweise, das hilft durchaus schonmal weiter. Das Buch von Brian Jamison ist mir bekannt, ich fand es allerdings beim Lesen sehr dogmatisch und war mit vielen Aussagen darin schlicht nicht einverstanden ("Dungeon crawls are the lowest form of roleplaying. They are trivial to create, but also terminally dull."). Vielleicht sollte ich dem aber doch nochmal eine Chance geben.
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Offline Der Nârr

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #10 am: 29.10.2016 | 11:08 »
Bei mir reduziert sich die Vorbereitung auch im Kampagnenspiel, weil durch frühere Aufhänger usw. zumindest schon ungefähr klar ist, was eigentlich geschehen wird. Dadurch beschränkt sich meine Vorbereitung im wesentlichen auf konkrete Dinge wie einen Dungeonplan zu erstellen oder zu finden, Monsterwerte rauszuschreiben, Figure Flats zu bauen usw.

Gerade Hintergrundgeschichten (bzw. jede Art von Geschichte) ist aber z.B. ein Problem für mich. Ich brauche da immer Hilfsmittel und viel Input von außen. Ich würde gerne meine Dungeons mit 6 Seiten Hintergrund/Kontext versehen. So wie ich vorbereite, habe ich aber mehr ein paar Stichworte, Rahmen und Ideen im Kopf und baue den Dungeon danach und natürlich mache ich mir da Gedanken um die Dungeon-Ökonomie (wer wohnte zuletzt im Dungeon, wie wurde der Dungeon verlassen, was für Kreaturen kann ich sinnvoll einsetzen, wie werden Fallen re-aktiviert usw.). Aber ich könnte nicht zu jeder Ecke ne Geschichte erzählen. Mir geht das einfach nicht gut von der Hand. Aber ich kann zumindest sagen, dass man oft wirklich damit durchkommt, sich nur Notizen zu machen anstatt alles auszuformulieren ;). Ehrlich gesagt würde eine mehrseitige ausformulierte Geschichte wohl auch dazu führen, dass ich dauernd Sachen nachschlagen muss. Vielleicht als Tipp, wenn man das schon so möchte: Anstatt auszuformulieren nur eine Zeitleiste mit den wichtigsten Ereignissen machen? Das sollte doch Zeit sparen.

Es empfiehlt sich auch immer, möglichst viel auf Bekanntes zu setzen oder Bekanntes zu verwursten. Also z.B. einen religiösen Kult nicht von Grund auf neu erfinden, sondern sich etwas überlegen wie "der Kult ist wie X aus Y, nur mit Twist Z". Da danke ich übrigens diesem Thread, mir ist während ich hier schrieb gerade in den Sinn gekommen, dass ich für mein Abenteuer heute Abend in einer völlig anderen Fantasy-Welt mit völlig anderen Regeln super Material aus einem DSA-Götter-Vademecum verwenden kann als Handout, witzigerweise genau dem einzigen, das ich mir je gekauft habe 8).

So. Wenn es dann wirklich so ist, dass man nur Geschichte schreibt aber nicht die anderen als wichtig erscheinenden Sachen... Muss man sich halt dazu zwingen, denn anscheinend fehlt ja dann dazu die Lust - oder man weiß nicht, wo man anfangen soll. So ist das bei mir oft und ich neige dann eben dazu, auch nur die Sachen vorzubereiten, die ich gut vorbereiten kann bzw. bei denen ich weiß, wie es geht. Wenn das bei dir ähnlich ist müsstest du mal schreiben, was das denn konkret für Dinge sind, die dir für eine "vernünftige" Vorbereitung fehlen. Ich kann mir vorstellen, dass wenn du Kompetenzen in diesen Bereichen ausbaust und Hilfsmittel zusammen stellst (beim Spielleiten ist es ganz wichtig, nicht jedes Mal das Rad neu erfinden zu müssen), du deine Zeit auch effizienter einsetzen kannst.

Wichtig wäre auch: Nimmst nur du das Problem mit der Vorbereitung war? Fühlst du dich wegen "unvernünftiger" Vorbereitung unwohl beim Spielleiten? Oder gibt es auch Kritik von den Spielern? Haben die mal was gesagt? Das wäre auch wichtig. Vielleicht sind deine Spieler ja auch zufrieden wie du vorbereitest und schätzen es gerade, dass du genau zu wissen scheinst, was die Geschichte des Abenteuers ist und warum was wie ist?
Spielt aktuell Arcane Codex, Traveller (MgT2)
Spielleitet gelegentlich MgT2
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Erzdrakon

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #11 am: 29.10.2016 | 11:44 »
Ich kenne das Problem z.T. auch. Für mich ist es sehr viel einfacher geworden seit ich mit Mindmaps (mit Programmunterstützung, z.B. XMind) arbeite. Damit geht die Vorbereitung sehr viel schneller, weil man die relevanten Daten kurz und präzise zusammenfasst, anstatt lange Texte zu formulieren (was mir selbst beim Erfassen von Stichwörtern passiert). Kann nur empfehlen, dass einmal auszuprobieren, mir spart es enorm Zeit.

Offline Yney

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #12 am: 29.10.2016 | 12:34 »
Für das erste Ausarbeiten einer neuen Idee empfinde ich Papier und Stift immer noch als das effektivste und flexibelste Medium. Ich arbeite gern und viel mit Software, die der Sache ein gut organisiertes Gesicht verleiht, aber kein Medium kann zwischen Mindmap, Karte, frei fließendem Text etc. etc. so blitzschnell wechseln wie Papier. Vermutlich würde auch ein solcher Entwurf aus Notizen vollkommen für einen Spielabend genügen, aber bei mir schlägt dann der Ästhetikteufel zu und ich kann es dann nicht lassen, das Ganze in eine ansprechende Form zu bringen. Für etwas, das man veröffentlicht unabdingbar, für die privaten Materialien total übertrieben.
Bei mir ist es eine eher psychische Sache: Ich muss mich dazu zwingen, nicht abzudriften, mich auf den entscheidenden Kern zu konzentrieren. Und ein wenig auch die Fähigkeit, seinem eigenen Gehirn zu vertrauen: Was du da so detailliert aufschreibst kommt ja aus deinem Kopf, das wird auch wieder da raus purzeln, wenn du es deutlich knapper nur in Stichpunkten notierst und Feinheiten klappen dann spontan auch am Spieltisch.
So viel zu meinem "Mantra", an das ich mich fast nie halte, weil für mich das Schaffen von Neuem der eigentliche Reiz ist (ich habe mich meiner Schwäche ergeben ;) ).

Vielleicht keine große Hilfe, aber eben so meine Gedanken dazu.

Pyromancer

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #13 am: 29.10.2016 | 12:42 »
Mir hilft es sehr, wenn ich meine Gedanken sortiere und in ausformulierter Form in ein Text-Dokument gieße. Gerade Widersprüche und unlogische oder unnötige Stellen fallen mir dabei auf und können entfernt werden.

Offline Talwyn

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #14 am: 29.10.2016 | 13:04 »
Schön zu hören, dass es nicht nur mir so geht. Ich mache ja eigentlich nun schon seit 25 Jahren mehr oder weniger immer den SL - aber manche Dinge werden gefühlt nicht besser sondern schlimmer :) Habe jetzt mal damit begonnen, alles in Stichpunkten zusammenzufassen und in inhaltliche Blöcke zu zerhacken und bin damit jetzt schonmal einen guten Schritt weiter. Die Hintergrundgeschichte ist ausreichend detailliert festgehalten, zusätzlich habe ich noch die Organisation des Kults beschrieben und den Ablauf der geheimen Orgien, die dieser veranstaltet - wer nimmt daran Teil, wie erfahren die Zelebranten, wann sie sich am Treffpunkt einfinden sollen, wo befindet sich dieser Treffpunkt und wie gelangen sie dahin?

Das sind nun immerhin schon Informationen, die während des Abenteuers tatsächlich relevant werden können. Was die Hintergrundgeschichte angeht, muss ich mir noch ein paar Vehikel überlegen, die den Spielern die Gelegenheit geben, zumindest Teile der Geschichte bei der Erkundung des Dungeons in Erfahrung zu bringen, so dass sie sich dann die Lücken evtl. selbst erschließen können.

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Offline Skeeve

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #15 am: 29.10.2016 | 13:08 »
Ich kenne das Problem z.T. auch. Für mich ist es sehr viel einfacher geworden seit ich mit Mindmaps (mit Programmunterstützung, z.B. XMind) arbeite. Damit geht die Vorbereitung sehr viel schneller, weil man die relevanten Daten kurz und präzise zusammenfasst, anstatt lange Texte zu formulieren (was mir selbst beim Erfassen von Stichwörtern passiert). Kann nur empfehlen, dass einmal auszuprobieren, mir spart es enorm Zeit.

und was trägt man da so ein? Ich hatte auch mal kurz mit Mindmaps experimentiert und das ganze dann als "für mich sinnlos" verworfen. Ausgehend von z.B. Abenteuernamen hätte ich da zuerst drei Zweige: die vorhandenen/betroffenen Parteien, die vorhandenen/betroffenen Resourcen und als drittes die Ereignisse (die in der Vergangenheit passierten und vielleicht auch die die zukünftig passieren wenn die Abenteurer nicht eingreifen).

Das könnte ich dann noch schön hierarchisch aufdröseln (jedenfalls bei den Parteien, möglicherweise bei den Resourcen, bei den Ereignissen bleibt es wohl ein einzelner chronologischer sortierter Zweig).

Aber die ganze Zeit habe ich da noch die Beziehungen im Hinterkopf (Partei A hasst Partei B und ist mit C verfeindet / Partei A hat Zugriff auf Resource X und würde auch gerne an Y rankommen, aber Y wird von Partei B kontrolliert / bei Ereigniss 1852 waren Parteien B und D beteiligt und Partei A hatte da auch noch Resource Y unter Kontrolle aber hinterher nicht mehr, ...

Damit habe ich dann tausende Verbindungslinien zwischen den einzelenen Zweigen, keine Baumstrukturen mehr sondern eher wilde Büsche und keine Mindmap-Software die das ordentlich unterstützt.
... oft genug sind die Spieler die größten Feinde der Charaktere, da helfen auch keine ausgeglichenen Gegner

Hoher gesellschaftlicher Rang ist etwas, wonach die am meisten streben, die ihn am wenigsten verdienen.
Umgekehrt wird dieser Rang denen aufgedrängt, die ihn nicht wollen, aber am meisten verdienen. [Babylon 5]

Erzdrakon

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #16 am: 29.10.2016 | 18:37 »
und was trägt man da so ein? Ich hatte auch mal kurz mit Mindmaps experimentiert und das ganze dann als "für mich sinnlos" verworfen. Ausgehend von z.B. Abenteuernamen hätte ich da zuerst drei Zweige: die vorhandenen/betroffenen Parteien, die vorhandenen/betroffenen Resourcen und als drittes die Ereignisse (die in der Vergangenheit passierten und vielleicht auch die die zukünftig passieren wenn die Abenteurer nicht eingreifen).
Ich tue mich immer schwer damit so etwas verständlich zu erklären, aber ich will es versuchen. Ich nehme das zentrale Thema und von dort aus suche ich Unterpunkte. Und dann schreibe ich alles dazu, was mir an möglicherweise Relevantem dazu einfällt, versuche immer nur einzelne Worte, max. kurze Sätze, zu verwenden. Beziehungen flechte ich an dieser Stelle nicht ein, das lässt sich vermutlich über ein zweites Diagramm besser machen, als es hier zwanghaft mit rein zu prügeln und dadurch jede Übersichtlichkeit zu verlieren.

Mal ein Beispiel: um einen Kult zu beschreiben nehme ich den Namen des Kultes und überlege mir dann was wichtig ist, lege also die Unterpunkte fest, z.B. Anführer, Dogmen, Gründung, Stärke der Gruppe, Verbindungen und so weiter. Von diesen ausgehend lege ich weitere Details fest, die die einzelnen Punkte betreffen und lege unter Umständen weitere Ebenen an. Auf diese Weise kommt eine große Menge an gesammelten Infos in kürzester Zeit zusammen, da ich nicht alles ausformulieren muss.

Tatsächlich hatte ich bereits früher auch schon mal mit Mindmaps experimentiert, mit Papier und Stift, aber damit kam ich nie wirklich zurecht (Blatt zu schnell gefüllt, unübersichtlich). Erst seit ich ein brauchbares Programm (XMind) dafür entdeckt habe, habe ich auch Nutzen durch Mindmaps. :)

Offline Vasant

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #17 am: 29.10.2016 | 18:39 »
@Vasant: Danke für die Hinweise, das hilft durchaus schonmal weiter. Das Buch von Brian Jamison ist mir bekannt, ich fand es allerdings beim Lesen sehr dogmatisch und war mit vielen Aussagen darin schlicht nicht einverstanden ("Dungeon crawls are the lowest form of roleplaying. They are trivial to create, but also terminally dull."). Vielleicht sollte ich dem aber doch nochmal eine Chance geben.
Freut mich, dass ich helfen konnte! Ich hab's in dem Zusammenhang auch hauptsächlich verlinkt, weil ich ja größtenteils nur die Aufbaumethode von ihm wiedergegeben habe und die Gelegenheit geben wollte, das im Detail nachzulesen - dass ich ein Fan von dem Buch bin, ist ja was anderes :D. Klar kann ich's nachvollziehen, wenn man mit seinem eher dogmatischen Tonfall nicht klarkommt, aber das ist auch nur seine Meinung - für mich passt's, weil ich ihm sowieso in fast allem zustimme. Falls dem nicht so ist, kannst du ja trotzdem ein paar Methoden draus nehmen und, um den Autor zu zitieren: "Chuck the rest"  ;) Ich hab aber den Eindruck, dass er unter Dungeon Crawl was anderes versteht als du.

Offline Skarabäus

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #18 am: 29.10.2016 | 21:35 »
Schön zu hören, dass es anderen ebenso ergeht wie mir. Auch ich habe mich des öftern in Details verzettelt, die mit dem eigentlichen Abenteuer nichts mehr zu tun haben und war am Ende enttäuscht, dass ich diese Geschichten nicht erzählen konnte. In der Regel macht es mir einfach Spaß mir eine Geschichte auszudenken und auszumalen, aber das ist nunmal etwas anders, als einen Rollenspielabend vorzubereiten.

Was mir hilft, ist ein wenig Selbstdisziplin:
- Zeit ist immer knapp und so nötige ich mich zunächst das grobe Gerüst in Stichpunkten oder kurzen Textblöcken zu Papier oder in den Computer zu bringen (Pflicht).
- Wenn der Luxus zusätzlicher freier Zeit gegeben ist, lasse ich meine Gedanken frei schweifen und dabei entwickelt sich der Hintergrund des Szenarios (Kür). Das ist für mich und soll Spaß machen. Hier beobachte ich mich genau: Wenn ich merke, dass ich in Stress gerate und dieser Teil aus irgendwelchen Gründen keinen Spaß mehr macht, dann lasse ich es sein.

Noch etwas hilft mir, den Bezug zwischen Spiel und meiner Gedankenwelt nicht zu verlieren: Ich versuche wo es geht meine Ideen mit dem Hintergrund der Spielercharaktere zu verflechten oder mit Ideen und Plänen, die die Spieler zu irgendeinem Zeitpunkt geäußert haben. Das verringert die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass ich am eigentlichen Rollenspielevent vorbei plane.

Und noch eine Frage von meiner Seite: Bei allen Systemen, die ich bislang ausprobiert habe, war D&D am wenigsten geeignet, um Geschichten zu erzählen. Bei uns stand immer Gold horten und Monster plätten im Vordergrund und selbst, wenn es eine coole Hintergrundgeschuchte gab, wurde sie in den seltesten Fällen gewürdigt. Vielleicht wäre für Dich ein Sorytelling-System zu leiten befriedigender?


Offline Skeeve

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #19 am: 29.10.2016 | 22:00 »
Ich tue mich immer schwer damit so etwas verständlich zu erklären, aber ich will es versuchen.

Danke, dafür.
... oft genug sind die Spieler die größten Feinde der Charaktere, da helfen auch keine ausgeglichenen Gegner

Hoher gesellschaftlicher Rang ist etwas, wonach die am meisten streben, die ihn am wenigsten verdienen.
Umgekehrt wird dieser Rang denen aufgedrängt, die ihn nicht wollen, aber am meisten verdienen. [Babylon 5]

Offline MadMaex

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #20 am: 29.10.2016 | 23:39 »
Ich habe letztendlich ein ähnliches Problem wie der Threadstarter: Familie, Haus, Beruf XXL und nebenbei noch andere Verantwortlichkeiten. Also nahe 0 Zeit für Vorbereitungen.
Ich habe daher als "Lösung" meine Improvisationsskills getrimmt. Gute Bücher wie Spielleiten von Dominik Wäsch und die Sachen von Engine Publishin/Gnome Stew haben mir sehr geholfen.
Sessionnotizen zwecks Konsistenz mache ich auf dem Laptop mit Tiddler.
Desweiteren ermutige ich meine Spieler dazu, mir Ideen zu liefern. Ich sage auch mal 'Nein', aber nur, wenn das auch eine Bedeutung hat bzw. ich dem eine zuordne (z.B.: "Nein, Du findest in der ganzen Stadt keinen Zimmermann - seltsam, nicht wahr?"). Wenn ich mir nicht sicher bin, wie ein Sachverhalt ist, kläre ich das auch gerne per W100 gegen eine von mir geschätzte Wahrscheinlichkeit. Besonders hohe/niedrige Ergebnisse haben entsprechend eine stärkere Aussage (angelehnt an den "Mythe Game Master Emulator", der erstaunlicherweise sogar relativ gut funktioniert)

Prinzipielle Abenteuerideen ziehe ich notfalls aus "Eureka - 501 Adventure Plots", zu NSC gibt es ebenso ein Buch. Dazu hab ich auf dem Laptop auch immer noch einen Namesgenerator offen.

Klar ist das etwas ganz anderes als eine "ordentliche" Vorbereitung und hat auch seine Tücken, aber für mich funktioniert es extrem gut.
Übersetzung: Fiasko - Im Eis
Setting-Challenge: Ophelion

Robin's Laws Game Style: Method Actor 79%   Storyteller 75%   Tactician 50%   Power Gamer 29%   Butt-Kicker 25%   Casual Gamer 25%   Specialist 13% 

Offline Sphinx

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #21 am: 31.10.2016 | 15:24 »
Ich kann das ganze gut nachvollziehen. Ich bereite an sich sehr gerne ein Abenteuer vor wenn ich weiß was ich denn möchte kann ich mich richtig da rein versetzen und dran rum feilen. Aber dann muss ich diese Tollen Ideen die ich mir ausdenke in eine Form bringen die für mich am Spieltisch nutzbar ist. Und das killt dann meist meine Motivation schnell wieder, weil es immer denke "Man das muss doch effektiver gehen". Bis jetzt hab ich keine Methode gefunden die ich gut fand. Was hab ich schon alles versucht?

1. Text Dokumente, einfach als Text runtergeschrieben. Dazu eine Seite mit NPCs eine mit Zeitablauf. Das ganze ausgedruckt und damit gespielt.
-> Für ganz kleine Abenteuer funktioniert es super, bei großen wird es unübersichtlich.

2. Ein Conflict Web (Relation Ship Diagramm ding) als Leidfaden für mich, ein paar Schlüssel Element und Abläufe. Den rest am Tisch basierend auf diesen Informationen Improvisieren.
-> Funktionierte im großen und ganzen. Aber viel Aufwand, Details die interessant sein können vielen mir beim Improvisieren nicht wirklich gute ein. Hab ich dann versucht mit meiner Variante 1 zu ergänzen -> Besser aber noch mehr Aufwand

3. Einsatz von OneNote. Im Endeffekt der Digitale Notizblock der richtig was her macht und dann das Tablet als Informationsquelle genutzt.
-> Guter Ersatz zu Zetteln und Ordnern, leider sind in den App Versionen die Sortierfunktionen nicht wirklich toll. Alternativen wie Evernote haben mir Persönlich noch weniger gefallen. Allerdings ist das ehr Ordnung und weniger Ausarbeitung des ganzen.
-> Eine gute Alternative das Vorbereitete Material sortiert "Digital" Griffbereit zu haben. Ein paar Sachen stören mich in der Bedienung

--
Dann ist da noch das mit den Kaufabenteuern. So was nimmt mir zwar die krative Arbeit ab, aber leider ist die Vorbereitung ähnlich langwierig wie bei eigenen Sachen. Ich hab die Sachen meist 3x gelesen und dann noch Aktiv während dem Spiel.

Varianten:
1. Viele Notizen, Klebezettel,....
-> Viel Aufwand was nur zu noch mehr durcheinander bei mir geführt hat.

2. Textmarker durchs Abenteuer
-> Abenteuer ist danach Bunt, Während dem Spielen nachlesen geht etwas schneller. Aber Optimal ist es noch lange nicht.

Vor allem bei Raum Beschreibungen stoße ich an meine Grenzen und muss Teilweise lang in Fließtexten suchen bis ich dann gefunden hab was sich im Schreibtisch finden kann.


Also sowohl für eigene als auch Kauf Abenteuer bin ich noch lange nicht zufrieden mit meinen Vorbereitungen. Ich möchte gerne viel weniger Zeit aufwenden für die Abenteuer Vorbeitung. Für 5 Stunden spielen bin ich gut und gerne 20 Stunden am vorbereiten. Und da es ineffektives vorbereiten ist hab ich das Gefühl das ist verschwendete Zeit. Wenn ich effektiv vorbereiten könnte, würde ich die 20 Stunden gerne in toller Abenteuer investieren.


Offline Talwyn

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #22 am: 31.10.2016 | 16:18 »
Und noch eine Frage von meiner Seite: Bei allen Systemen, die ich bislang ausprobiert habe, war D&D am wenigsten geeignet, um Geschichten zu erzählen. Bei uns stand immer Gold horten und Monster plätten im Vordergrund und selbst, wenn es eine coole Hintergrundgeschuchte gab, wurde sie in den seltesten Fällen gewürdigt. Vielleicht wäre für Dich ein Sorytelling-System zu leiten befriedigender?

Diese Diskussion möchte ich hier nicht so gerne führen, darum geht es mir auch gar nicht. Das Geschichtenerzählen funktioniert für mich gut genug, es ist nur die Vorbereitung und wie ich bei selbiger verzettele - unabhängig vom System.
Playing: D&D 5E
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Offline bobibob bobsen

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #23 am: 31.10.2016 | 16:42 »
Zitat
Darin wird nun beschrieben, was es mit dem Herrenhaus auf sich hat, wer seine Bewohner waren, warum sie eine Sekte des Höllenfürsten Mammon gründeten, wie sie schließlich mit Nesseril untergingen, und wie dann Jahrhunderte später der Kult erneut auflebte.

Mir würde das was du hier gepostet hast vollkommen ausreichend. Dazu noch zwei drei Stichworte zu interessanten Abenteueraufhängern und 5 Namen die in die Gegend passen.

morgenstern

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Re: Hilfe! Abenteuer-Vorbereitung ufert immer aus
« Antwort #24 am: 1.11.2016 | 11:30 »
Bin grade dabei, nach langer Zeit mal wieder ein Abenteuer vorzubereiten. Ich habe es dafür in Abschnitte unterteilt, und jeder Abschnitt hat die gleiche Struktur (jeweils Stichworte oder kurze Sätze):

- Thema: Um was geht es in diesem Abschnitt?
- Beschreibung: Kurze Orts- bzw. Situationsbeschreibung
- Hindernisse: Was hindert die SCs daran ihr Ziel zu erreichen?
- Twists: Welche Probleme könnten sich daraus ergeben?
- Ergebnis: Was ist das vorgesehene Ziel des Abschnitts?

Also als sehr grobes Beispiel:

- Thema: Die SCs entdecken das Geheimnis von Schloss Grauenfels
- Beschreibung: Schloss Grauenfels ist ein zugiger, heruntergekommener Bau auf einer steilen Felsklippe, in dem die SCs nach ihrer Autopanne für die Nacht Schutz suchen.
- Hindernisse: Es spukt im Haus, ein SC verschwindet durch eine versteckte Drehtür in der Wand
- Twists: Der SC muss im Schloss gesucht werden. Der alte Butler möchte die Erbengemeinschaft betrügen und inszeniert daher den Spuk.
- Ergebnis: Die Machenschaften des Butlers wurden enthüllt

Dabei lassen sich diese Abschnitte beliebig herunterbrechen: Als komplette Abenteuerbeschreibung, als Streckenabschnitte (etwa bei Reiseabenteuern), oder generell als einzelne Spielszenen. Es muss dabei nicht linear vorgegangen werden, aber so bekommt jeder Abschnitt des Abenteuers seine Funktion zugeteilt. Ob das jeweilige Ergebnis erreicht wurde, hängt dabei von den Spielern ab. So hat man als SL einen guten Überblick über den Ablauf, welche Informationen wo herausgefunden werden können oder welche Konflikte entstehen.