Autor Thema: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?  (Gelesen 21226 mal)

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Offline tartex

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #50 am: 8.11.2016 | 15:41 »
Ich finds schön, das doch so viele länger einen bösen Charakter gespielt haben. Ich hatte das schon unter "so gut wie unmöglich" abgehackt.

Mein böser Langzeit-Charakter?

Eine unschuldige Händlerstochter, die ihrem Kurzzeit-Lover nachreiste, der sie sitzen hatte lassen. Ihre Liebe war ein Pirat (okay, eher Händler in der moralischen Grauzone) und war getöten worden, bis sie sein Schiff wieder fand (sie war eine ehemalige NSC-Liebelei, die ich übernahm, nachdem mein erster Charakter draufgegangen war). Sie ist dann an Bord des Schiffes geblieben, ist nach einigen Abenteuern selbst Kapitänin geworden, weil kein anderer diesen Drecksjob mehr wollte und musste bald zwei Meutereien an Bord blutig niederschlagen, um nicht selbst draufzugehen. Nach jeder moralischen Schranke, die sie in Extremsituatione überwinden musste, hat sie nicht mehr zurückgeblickt. Aber die Speichellecker an Bord haben ihr es auch leicht gemacht niemals Reue zu fühlen. Deshalb hat sie sich von erlangten Erfolg zu Erfolg tragen zu lassen - und das alles um die Welt zu retten.

Irgendwann gelangte eine Dreiecksbeziehung an Bord, in die sie verwickelt war, aber so außer Kontrolle, dass meine inzwischen von den anderen Spielern als klar böse angesehenen Kapitänin nur die Wahl blieb entweder selbst zu verschwinden oder einen anderen Spielercharakter hinrichten zu lassen. Da habe ich dann das Charakterblatt abgegeben, habe einen anderen NSC übernommen, und sie wurde ein mächtiger, böser NSC. Ich war glücklich. Die Charakter-Ark hat 15 oder 16 Sessions lang gedauert. (Ich habe auch nie Probleme damit meine Charaktere sterben zu sehen, oder aus anderen Gründen abzugeben. Es kommt eigentlich immer was noch besseres nach, weil jede längere Kampagne soviele Anknüpfungspunkte von interessanten NSCs bietet.)

Ich habe sie nie bewußt als böse gespielt und schon gar nicht als böse angelegt, aber so wurde sie eben mehr und mehr wahrgenommen. Von der Entwicklung wirklich meiner liebster Charakter aller Zeiten. So erlebt in 50 Fathoms.
« Letzte Änderung: 8.11.2016 | 15:48 von tartex »
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #51 am: 8.11.2016 | 15:42 »
unnötige Grausamkeit z. B. wehrlose Gegner zu töten, ist mM nach BÖSE und hat in meinen Runden entsprechende Konsequenzen je nachdem wie exzessiv die Grausamkeit ausgeführt wurde ...
Signed!
Von Hinrichtungen mal abgesehen, da Grauzone.
Aber selbst die führen ingame bei uns zu Diskussionen (und sollen es gerne auch).

Ich mag ja gerade dieses Auseinandersetzen mit dem moralisch Fragwürdigen.
Gerade deshalb reizt mich "Spielen wir mal böse Charaktere" gar nicht.
"Spiel einen Char mit anderen moralischen Vorstellungen und anderem kulturellen Background" gerne.
Und gerne setze ich auch gewohntes in anderen moralischen Kontext.

Nenne den Alchimisten doch mal "Drogenkoch" und schon hat der Heiltrank nen ganz anderen Beigeschmack... Mutelixiere und dergleichen erst recht...
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #52 am: 8.11.2016 | 15:49 »
@ Tartex
Mein derzeitiger Hexer entwickelt sich stetig von einem "Eiteitei-Taschentuchkrieger" zu einem Inquisitor.... kein Scherz.... naja eher "Innenrevisor":
Der macht gerade eine Hexe nach der anderen platt, wenn sie sich (noch) düsteren Gottheiten hingibt oder irgendwelche Dorfgemeinschaften ins Unglück stürzt.
Nach dem Motto "Wir machen sowas nicht! Unser Ruf ist schon schlecht genug! Es kann nicht sein, dass wegen ein paar Deppen wieder Dutzende von uns auf dem Scheiterhaufen landen!"
Das ist der eigentliche Grund.

Moralisch fragwürdig wird das spätestens aber aus dem sekundären Grund:
Schließlich soll die Dämonenbuhle vor der Obrigkeit oder gar einem Priester der "gerade angesagten Gottheiten" nach hochnotpeinlichen Befragungen nicht irgendwelche Interna ausquatschen.
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #53 am: 8.11.2016 | 15:57 »
unnötige Grausamkeit z. B. wehrlose Gegner zu töten, ist mM nach BÖSE und hat in meinen Runden entsprechende Konsequenzen je nachdem wie exzessiv die Grausamkeit ausgeführt wurde ...
Wieso  soll das Böse sein?
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #54 am: 8.11.2016 | 15:58 »
Und ein guter Spielleiter sollte dann den Arschloch-Paladin seiner Kräfte berauben, sofern Warnschüsse wie Visionen seines Gottes nicht gefruchtet
Wieso?
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #55 am: 8.11.2016 | 16:13 »
Also die böseste Spielerfigur die ich mal gespielt habe, war eine asiatische  Assassinin, die einfach eiskalt alles was nötig war weggemacht hat. - Aber für einen "guten Zweck." Sie war auch der Gruppe gegenüber loyal insofern gab es beim Spielen keine Probleme. Sie hätte jedoch keine Kinder getötet, oder andere "Unschuldige, Wehrlose." Insofern war das eher eine graue Figur als eine schwarze.

Als SL lasse ich "Böses handeln" nicht ungestraft. Das heißt es gibt Konsequenzen, solange ich mich bei den "Guten" aufhalte. Das Böse wird nur von den "Bösen" belohnt.- Dämonen und ähnliches.
Als Diener einer dunklen Gottheit oder eines Dämons erhalte ich Vorteile wenn ich Diener des Lichts töte, ist klar. Aber der Preis am Ende so einer Verbindung ist hoch- Es kostet die Seele.

Die Frage ist, wie geht der SL damit um? Bestraft er böses Handeln oder nicht?- Das Gesetz "alles was du tust kommt irgendwann zu Dir zurück" (Auch Gutes) hat zumindest in den meisten Welten Gültigkeit.
Wenn der SL dieses Gesetz außer Kraft setzt, indem er gutes Handeln nicht belohnt oder schlimmer noch bestraft, und indem er böses Handeln umgekehrt belohnt bzw. nicht bestraft, dann gerät die Welt aus dem Gleichgewicht, bzw. verdreht sich dementsprechend.
Für mich ist es nicht nur eine Frage, was der SPL will, sondern wie der SL darauf reagiert. Was er unterstützt und was nicht.

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #56 am: 8.11.2016 | 16:19 »
Leider nicht in dieser und dieses Gesetz gilt auch nicht in allen - Fiktionalen Welten.

Also wie sollte der SL fairerweise  noch mal damit umgehen?
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Offline Issi

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #57 am: 8.11.2016 | 16:26 »
Zitat
Also wie sollte der SL fairerweise  noch mal damit umgehen?

Wenn man sich als SL völlig neutral halten will, dann mit natürlicher Konsequenz. Wenn ich viel "Böses" getan habe, brauche ich mir von guten "Göttern" keine Hilfe erwarten.
Wenn ich gerne "Lüge" und "Betrüge", dann glaubt mir irgendwann keiner mehr. Wenn ich jemand Unschuldigen  getötet oder gefoltert habe, sucht mich jemand der ihm nahestand und dafür Rache nehmen möchte.Wenn ich anderen in Notlagen helfe, ohne etwas zu verlangen, dann schaffe ich mir Freunde und Unterstützer. Wenn man sich auf mein Wort verlassen kann, dann gewinne ich Vertrauen....usw.


"Böse Taten" und eiskaltes Handeln helfen nur andere durch Angst und Einschüchterung zu "kontrollieren." Bzw. dem eigenen Willen gefügig zu machen. Diese "Macht" und "Kontrolle"ist aber schnell verloren, sobald die Figur Schwäche zeigt.
« Letzte Änderung: 8.11.2016 | 16:33 von Issi »

Offline tartex

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #58 am: 8.11.2016 | 16:34 »
Unterschiedliche Settings und Spiele folgen anderen Genrekonventionen. Ich halte echt nichts davon, hier zu verallgemeinern, wie ein Spielleiter vorgehen soll.

Wenn ich Game of Thrones spiele, werden andere Sachen durchgehen, als wenn ich Silver-Age-Superhelden spiele. Wenn ich 90iger-Jahre-Superhelden spiele, sieht das wieder ganz anders aus. OD&D hat eine ganz andere Moralvorstellungen als DSA2.
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #59 am: 8.11.2016 | 16:43 »
Zitat
Unterschiedliche Settings und Spiele folgen anderen Genrekonventionen. Ich halte echt nichts davon, hier zu verallgemeinern, wie ein Spielleiter vorgehen soll.
Ich habe nur meinen Vorschlag gemacht, mehr nicht.
Zitat
Wenn ich Game of Thrones spiele, werden andere Sachen durchgehen, als wenn ich Silver-Age-Superhelden spiele. Wenn ich 90iger-Jahre-Superhelden spiele, sieht das wieder ganz anders aus. OD&D hat eine ganz andere Moralvorstellungen als DSA2.
In GoT (Serie) gibt es eben richtig böse Menschen. Aber die sterben, zumindest im Film auch recht grausam.(Meist an der Rache derer die sie misshandelt haben)- Das ist eine natürliche Konsequenz.
Und graue, gebrochene Char, sind für mich zumindest, was anderes als richtig "böse" oder "perverse".

In meiner Gruppe könnte auch ein "Dexter" mitlaufen, wenn ich mir seiner Loyalität sicher wäre und mir seines Bemühens bewusst wäre, das "Richtige" zu tun.
« Letzte Änderung: 8.11.2016 | 17:12 von Issi »

Offline Rabenmund

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #60 am: 8.11.2016 | 16:57 »
Zitat
unnötige Grausamkeit z. B. wehrlose Gegner zu töten, ist mM nach BÖSE und hat in meinen Runden entsprechende Konsequenzen je nachdem wie exzessiv die Grausamkeit ausgeführt wurde ...

Noch nie D&D gespielt oder die Romane gelesen, was ;)
Ich bin schriftlich meist ein kurzer und knapper Schreiber. Sollten Beiträge dadurch schroff oder unfreundlich wirken, weisst mich kurz darauf hin.
 
Am Besten stellt man sich meine Aussagen mit einer lebendigen Mimik vor, dann bekommt man ein Bild davon ;)

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #61 am: 8.11.2016 | 17:14 »
Also gerade das grausame Gute ist jenes das mich am meisten interessiert. Ebenso wie auch das wohlmeinende Böse. Das sind nämlich jene Aspekte die ich als "grau" sehen würde. Daraus lassen sich unzählige tolle Geschichten spannen und nichts ist schöner als moralischer Zwiespalt:

1. Der Vampir, der diejenige die ihn erweckt hat die Chance gibt davon zu kommen, weil er den Aspekt hat "Guten geschieht gutes, Bösen geschieht böses." Kommt sie davon, hat sie es vermutlich verdient davon zu kommen. Kommt sie nicht davon ist es die Strafe für den Mord an ihm. Es war eine klitzekleine Kleinigkeit. 1-2 Sätze an jenem Abend, aber für mich war es ein wichtiger Moment.
2. Der Ausdruck in den Gesichten der Spieler als sie hin und hergerissen waren zwischen: "Na endlich sind wir nicht mehr diejenigen die davonlaufen. Wir sind übermächtig. Wir können mit diesen Gangern tun und lassen was wir wollen und die Notwendigkeit ihr Blut zum Überleben zu trinken und sie verschwinden zu lassen damit niemand uns findet gibt uns das Recht sie zu töten" gepaart mit dem zeitgleichen Schrecken auf 1-2 der Spieler die realisieren wie heftig ihr Verhalten eigentlich ist. War auch wieder nur ein ganz kurzer aber toller Moment.
3. Die Spieler die zuvor die Ganger zerlegt haben, die anschließend jemandem den Kopf abgerissen haben, die aber glücklicherweise immer noch den Horror erleben als sie wie bei einem Feierabendbier gemeinsam mit dem Vampirprinz zusammensitzen und ein paar Menschen die sich ihnen bereitwillig hingeben aussaugen. Auch wieder - Ende des Abends. Noch 1-2 kurze Sätze. Aber es war trotzdem toll, weil die Spieler auch bereit waren beide Aspekte des Guten und des Bösens zu erleben, zu besprechen und zu bespielen.

Offline tartex

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #62 am: 8.11.2016 | 17:28 »
Ich spiele im Moment in Hellfrost quasi einen verbliebenen "Römer" (Ansari), der sich in einer Welt voller Barbaren (Saxa) durchsetzen muss - quasi nach dem Fall des Weströmischen Reiches. Er muss sich in einer Kultur beweisen, in der er als dekadent und schwach gilt, und in der Gewalt groß geschrieben wird.

Er hat sich durch wüste Drohungen in manchen Situationen ein wenig Respekt verschaffen können. Wenn er diese jetzt nicht bald umsetzt, auch, wenn es ihm persönlich nicht gefällt, bleibt ihm nur die Flucht - und der Bruch eines Schwures (was ihm persönlich eher egal sein sollte). Naja, damit wäre er dann aber auch aus der Kampagne raus.

Finde ich spannend.

Nachdem er körperlich ziemlich unterlegen ist, wird er allerdings nur gegen gefangene Gegner beweisen können, dass er bereit ist, seinen Worten Taten folgen zu lassen.
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #63 am: 8.11.2016 | 18:15 »
Zitat
Nachdem er körperlich ziemlich unterlegen ist, wird er allerdings nur gegen gefangene Gegner beweisen können, dass er bereit ist, seinen Worten Taten folgen zu lassen.
Indem er ihn tötet?
Ups ja ,that is bad.
- Ich finde am Bösen interessant, dass es oft weniger mit Mut und Stärke sondern viel mit "Vortäuschen von Stärke"zu tun hat.- Und dafür ist fast jedes Mittel Recht(Lügen, Tricks, Betrügen) Der Antrieb ist oft auch eine Schwäche( Angst vor dem Tod, Angst vor Versagen, Angst nicht gut genug zu sein, Angst vor Gesichtsverlust) oder ein Mangel an Stärke(heimliches Minderwertigkeitsgefühl, Sucht, Rache ).
Selbst der fiese Bösewicht, der unbedingt die Weltherrrschaft will, braucht das ja oft wegen einem Kindheitsstrauma, oder ähnlichem.(Hätten sie ihn mal in der Schule nicht immer gehänselt >;D)
Viel Böses geschieht auch allein durch Mitläufertum. Und aus Angst vor Ausgrenzung.

Zitat
Also gerade das grausame Gute ist jenes das mich am meisten interessiert. Ebenso wie auch das wohlmeinende Böse. Das sind nämlich jene Aspekte die ich als "grau" sehen würde. Daraus lassen sich unzählige tolle Geschichten spannen und nichts ist schöner als moralischer Zwiespalt:
Das Grausame Gute trifft mMn. auf einen SC Killer zu, der Manchmal einfach die "Bösen" töten muss um die "Guten, Schwachen, Hilflosen" zu schützen. Das ist sein Job.  Er weiß, dass es keinen Sinn macht Mitgefühl mit Menschen zu haben, die absolut kaltblütig sind, und sowieso bloß lügen. Also tut er was sein muß.- Sollte dabei Kolleteral Schaden entstehen, muß er aber auch damit leben. Er würde aber auch sein Leben für andere geben. Ohne das irgendjemand dadurch seinen Namen kennt. Dieser Mut  unterscheidet ihn mMn.von einem Bösewicht.

Das wohlmeinende Böse, trifft wohl auf eine Vielzahl an Bösewichten zu. Die meisten sind doch fest davon überzeugt, sie tun das "Richtige".-Zum Beispiel indem sie das entzweite Land unterwerfen- sorgen sie für Ordnung und Recht. Indem sie die überflüssige  Bevölkerung dezimieren, sorgen sie dafür, dass die Überlebenden es besser haben, usw.- Das sind aber mMn. oft Sachen, die ihre eigene Haut überhaupt nicht betreffen. Und das einzelne Individuum ist ihnen dabei auch oft egal. Sogar der angeblich "beste Freund" ist austauschbar*. Die auffallendste Schwäche ist am Bösen mMn. die starke Selbstbezogenheit. -(Selbst unter dem Tarnmantel des allgemeinen Wohls). *Und das ist mMn. das Problem, einer "bösen" Gruppe. Es gibt keinen echten Zusammenhalt.

Wenn Böse tatsächlich ihr Leben opfern, dann doch meist auch im Zuge ihres Wahnes, und in der Hoffnung, dass sie das nach dem "Tod" berühmt macht oder Ähnliches. Ansonsten sind sie nämlich sehr darauf aus ihre eigene Haut zu retten. Oder Alles für eine starke Außenwirkung zu tun.

« Letzte Änderung: 8.11.2016 | 19:06 von Issi »

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #64 am: 8.11.2016 | 22:41 »
Wieso  soll das Böse sein?

In meiner Interpretation und meinen Rollenspielrunden ist das so. In anderen Runden mit anderen Spielleitern kann es natürlich anders sein.

Wieso?

Warum sollte eine gute Gottheit einer Person Kräfte verleihen, die sich nicht gut verhält?

Natürlich können es andere SLs anders halten. Aber meine Spieler waren mit meiner sehr klaren Interpretation bisher sehr zufrieden.

Noch nie D&D gespielt oder die Romane gelesen, was ;)

 :dftt:   ~;D

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #65 am: 9.11.2016 | 00:31 »
Warum sollte eine gute Gottheit einer Person Kräfte verleihen, die sich nicht gut verhält?

Ich denke, dass manche von dem Ansatz angenervt sind, weil sie negative Erfahrungen damit gesammelt haben, dass die logischen Brüche im D&D-Gesinnungssystem auf den Rücken des Paladin-Spielers ausgefochten werden.

Natürlich möchte man als Spielleiter moralisch komplexe Konflikte bieten, und die Spieler in verzwickte, existenzialistische Situationen bringen. Nur hat in dem Fall oft der Paladin-Spieler die Arschkarte gezogen, weil ein moralisch interessanter Konflikt eben keine einfache Lösung bietet.

Dann ist er seine Fähigkeiten los, weil sich die Realität mit seinem Codex bricht, und steht nicht nur dumm da, (schließlich bestimmt im Endeffekt der Spielleiter, wie der Glaube richtig zu interpretieren ist,) sondern zusätzlich auch noch schwach.
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #66 am: 9.11.2016 | 06:19 »
Wenn man sich als SL völlig neutral halten will, dann mit natürlicher Konsequenz. Wenn ich viel "Böses" getan habe, brauche ich mir von guten "Göttern" keine Hilfe erwarten.
Wenn ich gerne "Lüge" und "Betrüge", dann glaubt mir irgendwann keiner mehr. Wenn ich jemand Unschuldigen  getötet oder gefoltert habe, sucht mich jemand der ihm nahestand und dafür Rache nehmen möchte.Wenn ich anderen in Notlagen helfe, ohne etwas zu verlangen, dann schaffe ich mir Freunde und Unterstützer. Wenn man sich auf mein Wort verlassen kann, dann gewinne ich Vertrauen....usw.


"Böse Taten" und eiskaltes Handeln helfen nur andere durch Angst und Einschüchterung zu "kontrollieren." Bzw. dem eigenen Willen gefügig zu machen. Diese "Macht" und "Kontrolle"ist aber schnell verloren, sobald die Figur Schwäche zeigt.
Setzt voraus das es gute Götter im Setting gibt, nicht wahr Ishtar, Marduk.

Auch für Schuldige, mag oder muss jemand Rache suchen.
Siehe den letzten Batman Film.

Oder du machst sie zu Vasallen und Klienten,  sehr uneigennützig.
Eddard Stark, Robb Stark, Jayne Westerling, Lord Commander Mormont, Elia Martell,  Rhaeny und Aegon  haben ihr Schicksal verdient oder Catelyn?

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #67 am: 9.11.2016 | 06:24 »
In meiner Interpretation und meinen Rollenspielrunden ist das so. In anderen Runden mit anderen Spielleitern kann es natürlich anders sein.

Warum sollte eine gute Gottheit einer Person Kräfte verleihen, die sich nicht gut verhält?

Natürlich können es andere SLs anders halten. Aber meine Spieler waren mit meiner sehr klaren Interpretation bisher sehr zufrieden.

 :dftt:   ~;D
Nach deiner Definition  waere jeder der das Schwert des Gesetzes benutzt,  Krieg nicht kriminell dumm führt boese.

Warum sollte ein guter Paladin  auch noch lieb, nett und  zuckersüß sein müssen?
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #68 am: 9.11.2016 | 08:54 »
Woher wissen wir eigentlich, daß die "gute" Gottheit selber gut ist? Wer legt das nun wiederum fest, und nach welchen Maßstäben? >;D

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #69 am: 9.11.2016 | 08:56 »
Woher wissen wir eigentlich, daß die "gute" Gottheit selber gut ist? Wer legt das nun wiederum fest, und nach welchen Maßstäben? >;D
Denkfehler: Ein richtiger Gott bestimmt einfach, was "gut" ist. Wer das anders sieht liegt falsch ;)
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #70 am: 9.11.2016 | 09:07 »
Vielleicht wird das "Gute" genauso oft falsch verstanden wie das "Böse".- Den Spruch: Dein Paladin, dein Priester, deine weiße Figur würde das niemals tun, weil sie gut ist. Habe ich auch schon oft gehört.
Die Klischees von Gut und Böse sind stark, aber sie zu differenzieren, finde ich, ist oft notwendig.
Die Guten sind genauso wenig die immer lieben Peacefu**er, wie die Bösen die immer fiesen Hater  sind.
Es gibt auch das Schaf im Wolfspelz so wie es den Wolf im Schafspelz gibt. Es gibt auch Wölfe die sich für die Schafe einsetzen und Schafe die sich für die Wölfe einsetzen.
Letztendes kommt es mMn. auf die Taten an, und auf die Absichten, warum man etwas tut.

Jemand Böses kann z. B. unheimlich viel Gutes tun, aber aus reinem Eigennutz, für seinen Ansehen und seinen Status. (Unter dem Tarnmantel des Mitgefühls)
Ein Paladin kann sein Leben lang gute Dinge tun, nur weil er sich dadurch von seinem Gott Macht verspricht und Dankbarkeit und Ansehen. (Obwohl ihm die Menschen eigentlich herzlich egal sind)


« Letzte Änderung: 9.11.2016 | 09:21 von Issi »

Offline Greifenklause

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #71 am: 9.11.2016 | 09:19 »
Und oft liegt da nur eine Nuance dazwischen.

Und ebenso oft kommt auch beides vor. Gute Taten aus reinem Herzen (oder schlechtem Gewissen?) in einem Bereich und schlechte Taten (aus Selbstherrlichkeit?) in einem anderen Bereich.
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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #72 am: 9.11.2016 | 09:36 »
Zitat
Und ebenso oft kommt auch beides vor. Gute Taten aus reinem Herzen (oder schlechtem Gewissen?) in einem Bereich und schlechte Taten (aus Selbstherrlichkeit?) in einem anderen Bereich.

Ein Gewissen und echtes Mitgefühl ist auf jeden Fall etwas was ich einer bösen Figur eher nicht zuordnen würde und Selbstlosigkeit auch nicht.

Ein "Vorteil"der Reallife Psychopathen ist ja der, dass sie z. B. keine Kriegstraumata entwickeln, weil die Empfindungen für andere ja nie da waren.
Ein "gute Figur" würde unter den Schlimmen Dingen die sie vielleicht tun musste leiden. Eine böse nicht. Die ist von Gewissen und Moral weitesgehend befreit.
« Letzte Änderung: 9.11.2016 | 09:40 von Issi »

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #73 am: 9.11.2016 | 09:44 »
Ein Gewissen und echtes Mitgefühl ist auf jeden Fall etwas was ich einer bösen Figur eher nicht zuordnen würde und Selbstlosigkeit auch nicht.

Ein "Vorteil"der Reallife Psychopathen ist ja der, dass sie z. B. keine Kriegstraumata entwickeln, weil die Empfindungen für andere ja nie da waren.
Ein "gute Figur" würde unter den Schlimmen Dingen die sie vielleicht tun musste leiden. Eine böse nicht. Die ist von Gewissen und Moral weitesgehend befreit.

Da irrst du.
Es gibt genügend böse Straftäter, die unter ihren Taten leiden, jedenfalls einen Moment lang.
Oft ist es gerade auch Leid, das aus einem netten Menschen einen bösen Menschen macht.

Der "Psychopath" ist ein Sonderfall.
Und da ist es wiederum so, dass 95% der Psychopathen KEINE Straftäter sind und die meisten auch keine "bösen Menschen(tm)", sondern lediglich Menschen wie du und ich, nur dass sie emotional kälter durchs Leben gehen.

Das kann man nicht alles in eine Tüte packen.

"Das Böse" ist extrem vielschichtig.
Noch schwerer zu verstehen/definieren ist nur "das Gute"  ;)
Spielt Gnomberserker und Dachgaubenzorros

Offline Issi

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Re: Ernsthaftes Böse Spielen möglich ?
« Antwort #74 am: 9.11.2016 | 10:09 »
Zitat
Da irrst du.
Es gibt genügend böse Straftäter, die unter ihren Taten leiden, jedenfalls einen Moment lang.
Oft ist es gerade auch Leid, das aus einem netten Menschen einen bösen Menschen macht.
Das wollte ich nie behaupten, bestreiten. Es gibt ja auch den Mord im Affekt.
Zitat
Der "Psychopath" ist ein Sonderfall.
Und da ist es wiederum so, dass 95% der Psychopathen KEINE Straftäter sind und die meisten auch keine "bösen Menschen(tm)", sondern lediglich Menschen wie du und ich, nur dass sie emotional kälter durchs Leben gehen.
Ich wollte damit nicht sagen, dass alle die böses tun, Psychopathen sein müssen.
(Die Unterscheidung zwischen gewissenloser Tat und gewissenloser Mensch)

Zitat
Das kann man nicht alles in eine Tüte packen.
Hatte ich auch nicht vor. Ich versuche nur zu differenzieren. bzw. Merkmale auszumachen, mehr nicht.

Ist ein Vampir böse weil er sich vom Blut anderer Lebewesen ernähren muß? Ist eine Katze böse, weil sie Mäuse frisst?- Für eine Maus ist sie das auf alle Fälle. Ein schlechtes Gewissen hat die Katze deshalb aber nicht. Sie will ja nur überleben. Und die Maus steht auf ihrer Speisekarte. >;D


« Letzte Änderung: 9.11.2016 | 10:22 von Issi »