Autor Thema: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?  (Gelesen 16511 mal)

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Offline bobibob bobsen

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Re: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?
« Antwort #75 am: 15.08.2017 | 09:11 »
Zitat
aber wie gesagt finde ich einige der Begrenzungen in den Fähigkeiten unnötig bzw. störend und einige der Versuche, sowas wie eine Balance herzustellen scheitern auch an artifiziellen Schranken, die im Kontrast zur postulierten Designphilosophie stehen. Vor allem wenn es Kernaspekte der entsprechenden Foki o. ä. betreffen.

Da hast du recht. Wobei ich da eher die vielen Fertigkeiten im Blick habe die auf Kampf ausgelegt sind. Denn Kampf bringt dir für die Charakterentwicklung gar nichts und sobald das die Mitspieler verinniglicht haben versuchen sie eigentlich jedem Kampf aus dem Weg zu gehen wozu dann die ganzen Fertigkeiten.

Offline Aendymion

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Re: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?
« Antwort #76 am: 16.08.2017 | 11:54 »
Die für mich größte Stärke des Cypher Systems ist seine "Mod-barkeit" :D

Es fällt weder durch besonders gutes Balancing, noch durch elegante Regeln auf. Andererseits finde ich aber nicht, dass es ein wahnsinnig kompliziertes System ist und ich kann die Kritik nicht teilen, dass man es nur mit großem Aufwand "versteht". Klar, der Anstrengungs-/Effort-Mechanismus und die Schwierigkeitsstufen benötigen ne gewisse Einarbeitungsphase. Nach mehreren Einsteigerrunden, die ich geleitet habe, muss ich aber sagen, dass die Leute es schnell raushaben. Definitiv dauert es nicht länger, als jemandem den "3W20-mit-Fertigkeitspunkten-und-Modifikatoren-und-Qualitätsstufen-Mechanismus" von DSA zu erklären. Und wenn man ihn verstanden hat, geht der Einsatz auch echt schnell von der Hand.

Monte Cook betont übrigens immer wieder (aber scheinbar nicht an den richtigen Stellen), dass die Regel ein Gerüst sind, der SL und der "Logische Menschenverstand" aber in konkreten Situationen über die Auslegung der Regeln entscheiden soll. Deshalb sind viele Sonderfälle und spezielle Einsatzmöglichkeiten der Regeln nicht erläutert. Es wird quasi zum Hausregeln aufgerufen. Das kann man gut und schlecht finden. Ich bin da auch zwiegespalten und würde mir bei mancher Beschreibung eines Fokus-Fähigkeit konkretere mechanische Auswirkungen wünschen. Ich handhabe solche Situationen inzwischen immer zugunsten der Narration, auch auf die Gefahr hin, dass es spielmechanisch unscharf wird.

Offline LushWoods

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Re: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?
« Antwort #77 am: 16.08.2017 | 12:08 »
Ich finde der einzige valide Kritikpunkt am System ist Einarbeitkarbeit der Cyphers.
Die machen halt nicht in jedem Setting gleich viel Sinn. Und auch wenn immer wieder darauf gepocht wird das Cyphers ja auch was anderes als Gegenstände oder Programme oder so was sein können, finde ich bei einigen Settings die Implementierung als etwas anderes als eher unelegant und gezwungen.


Ansonsten könnten Leute mit dem System ein Problem haben die absolut gar keinen Bock darauf haben Punktepools zu verwalten.
Wobei eben das hier auch bedeutend geringer der Fall ist als bei z.B. 2D20 oder GUMSHOE.

Arlecchino

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Re: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?
« Antwort #78 am: 18.08.2017 | 08:36 »
Da hast du recht. Wobei ich da eher die vielen Fertigkeiten im Blick habe die auf Kampf ausgelegt sind. Denn Kampf bringt dir für die Charakterentwicklung gar nichts und sobald das die Mitspieler verinniglicht haben versuchen sie eigentlich jedem Kampf aus dem Weg zu gehen wozu dann die ganzen Fertigkeiten.

Ja, ist ein oft angebrachter Kritikpunkt, den ich in gewisser Weise teile. Mit Glint und Seeker sind da immer hin zwei Typen dazu gekommen, die noch deutlicher als die ersten Drei nicht auf Kampf ausgerichtet sind. Aber es stimmt schon, fällt für mich halt auch unter die Kategorie "D&D Altlast".


Es wird quasi zum Hausregeln aufgerufen. Das kann man gut und schlecht finden.

Ich find dieses "Einfache Verhausregelung als Designprämisse" wie schon geschrieben sogar sehr gut. Numenera ist vermutlich eines der Spiele, die mir in ihrer "as written" Form am Wenigsten zusagen. Aber es ist auch das Spiel, dass es mir poppe-leicht macht, alles so anzupassen, wie ichs gerne hätte - ohne das irgendein minuziös ausgetüfteltes Getriebe im Systemkern kaputtgeht.

Offline Fragmentis

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Re: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?
« Antwort #79 am: 18.08.2017 | 11:28 »
Das ist aber dann das absolute TotschlagArgument.

Ein System oder zumindest das geschriebene Regelwerk kann nicht gut (was immer das für den einzelnen bedeutet) im weitesten Sinne sein - und schon gar nicht anfängerfreundlich -, wenn man davon ausgeht, dass es so schlecht beschrieben oder kompliziert ist, dass quasi das 'hausregeln' zur Vereinfachung notwendig ist.
Das macht doch kein Anfänger mit und diskutiert dann als unerfahrener SL vor der ersten Sitzung erstmalit den jungfräulichen Spielern, was man denn anders machen könnte. Ein Regelwerk muss doch so konzipiert sein, dass jeder rasch darauf einsteigen kann und es schnell spielbar und nachvollziehbar wird. Und erst dann beschäftige ich mich doch damit, was ich über Bord werfe.

Ich wage auch zu bezweifeln, dass das damit gemeint ist, wenn in Numenera steht, dass man die Regeln ruhig anpassen kann an Bedarf und Gruppendynamik. Das stellen heutzutage alle Rollenspiele ihren Usern frei und rufen dazu auf. Ich glaube, dass Monte Cook schon dachte, er hatte ein einfaches durchschaubares system gemacht und dann - wir alle anderen auch - schrieb, dass jeder das anpassen kann.

Das Problem: um was anzupassen musst du es erstmal verstehen, um dann zu wissen, ob es deinen Ansprüchen genügt. Man würde ja auch nicht hingehen und sagen 'so, ich mache jetzt mal mein Mofa schneller...', wenn man nicht weiss, wie der Motor funktioniert. Ich brauche eine Vorstellung und ein grundsätzliches Verständnis des Motors... Und - um den Motor zu verbessern muss ich mich nicht mit Stahlherstellung bis ins Detail auskennen. Das ist das andere Extrem. Hat sich mal einer die Sprungtabelle auf Seite A113 angesehen ?

Und ja: Das ist was, was ich sofort über Bord geworfen habe... Und ich weiss auch, dass ich das darf.😂

Aber eins trifft den Kern, warum ich dieses wunderschöne Setting gerne mit einem anderen system spielen würde: die vielen Pools und Abstufungen. Das ist wirklich kompliziert gemacht. Statt alle Pools einzeln zu verwalten einfach wie bei den NSCs Lebenskraft. Fertig. Ja, und auch das dürfte ich. Weiss ich.

Aber warum muss ich erst was zum System erfinden, damit es einfacher wird ? Ich will doch nur spielen?
😉



Arlecchino

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Re: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?
« Antwort #80 am: 18.08.2017 | 12:07 »
Das ist kein wirkliches Totschlagargument, ich gebe dir sogar größtenteils recht. Ich würde aber noch untermauern, dass das System auch rules-as-written absolut spielbar ist und das die Anpassung eher was mit Spielpräferenz zu tun hat.

Nur solltest du bedenken, dass sich das exakt Gleiche, was du am System bemängelst, auch zu einem Setting sagen lässt, das mit mangelnder Konsistenz, groben Umrissen, rudimentären Beschreibungen und Leerstellen als Features wirbt. Der Maßstab gilt für beide Bereiche.

Und für beide Bereiche gleichermaßen gilt, dass es völlig davon abhängig ist, wie gewillt oder befähigt der entsprechende Nutzer ist, Eigeninitiative zu investieren, um es für sich ganz individuell spielbar zu machen.

Ich schätze wir werden uns beide damit anfreunden müssen, dass der für uns jeweils nicht ohne Weiteres funktionierende Teil angepasst werden muss. Und dann bleibt das tatsächliche Feature - dass das in beiden Bereichen leicht und ohne Weiteres möglich ist - immer noch als Qualitätsmerkmal von Numenera bestehen.

trendyhanky

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Re: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?
« Antwort #81 am: 24.09.2017 | 12:07 »
Lohnt sich Numenera für Fatespieler?
Wenn ich jetzt die Regeln abziehe was bleibt?
Gutes Setting oder eher was das man selbst ausdenken könnte?

Offline aikar

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Re: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?
« Antwort #82 am: 24.09.2017 | 17:05 »
Lohnt sich Numenera für Fatespieler?
Wenn ich jetzt die Regeln abziehe was bleibt?
Gutes Setting oder eher was das man selbst ausdenken könnte?
Lohnt sich m.M. nach sehr und ist ein Setting, dass sich extrem gut für Fate eignet, da in der Welt praktisch alles möglich ist.
Die Charakter Options und Sir Arthurs Guide ist eher sinnfrei, aber alles andere macht schon Sinn.

Man kann die Level-Angaben für Proben und Gegner eigentlich sogar 1:1 auf Fate umlegen (1-3 leicht, 4-6 Herausfordernd, 7-8 extrem schwierig), was die Konvertierung von Monstern und Abenteuern sehr einfach macht.
Für Fans von Aventurien, denen DSA zu komplex ist: Aventurien 5e: https://aventurien5e-fanconversion.de/

Offline Antariuk

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Re: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?
« Antwort #83 am: 25.09.2017 | 11:12 »
Zusätzlich sind Deskriptoren und Foki netterweise so aufgebaut dass sie sich prima für Aspekte hergeben ;)
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trendyhanky

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Re: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?
« Antwort #84 am: 25.09.2017 | 13:35 »
Würdet ihr Numenera mit Masters of Umdaar kreuzen? Das wär so das Setting wo das passen könnte, oder?

Offline Antariuk

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Re: Was ist gut an Numenera? Was ist gut an dem Cypher-System?
« Antwort #85 am: 25.09.2017 | 13:53 »
Würdet ihr Numenera mit Masters of Umdaar kreuzen? Das wär so das Setting wo das passen könnte, oder?

Kommt drauf an was du kreuzen willst, Setting oder Regeln.

MoU mit Numenera-Regeln bespielen sollte gutfunktionieren, aber es spielt sich dann natürlich anders als mit Fate weil Numenera ja ein eher traditionelles System ist.
Numenera mit MoU/Fate-Regeln bespielen geht auf jeden Fall, es gibt z.B. auch eine Reihe existierender Conversion Guides um Numenera mit Fate zu spielen.
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