Autor Thema: [Schreibübung] Mai 2017  (Gelesen 1181 mal)

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Offline taurussieben

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[Schreibübung] Mai 2017
« am: 30.04.2017 | 23:27 »
Und da wären wir auch schon.

Regeln:
  • Der Thread wird circa zwei Wochen (oder länger) offen sein, in der Zeit kann jeder eine Szene, Dialog, Mini-Kurzgeschichte, die mit dem gezeigten Bild in Verbindung steht, posten.
  • Die Länge sollte dabei 2 Word Seiten nicht überschreiten, sonst findet keiner die Zeit,  das auch zu lesen.
  • Alle Diskussionen, Kritiken und Reviews werden in einem extra Thread erfolgen, damit jede Story gefunden werden kann. Auch damit man als Leser nicht durch die Diskussionen abgelenkt wird. Den Review-Thread mache ich auf nach dem die ersten Geschichten gepostet sind.
  • Wer merkt, das er dabei ist mehr als 2 Seiten zu schreiben, stellt einfach zwei Seiten rein, die Sinn machen oder auch eine Szene.
  • Und achtet auf das Altersrating.  :P

Wenn ich was wichtiges vergessen habe sagt Bescheid.

Wer einen Vorschlag für die nächste Schreibübung hat, schickt mir eine PN, sonst müsst ihr wie immer mit meiner Auswahl vorlieb nehmen.

Bild wie immer als Anhang, weil ich zu doof bin.  :'(

(c) by Alexander Deruchenko

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Offline Conan der Barbier

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Re: [Schreibübung] Mai 2017
« Antwort #1 am: 14.05.2017 | 15:52 »
Alsdann, das literarische Verbrechen für diesen Monat... ;D

Der Jarlsund

Die Bewohner der Inseln um die Eisklippen sind ein raues Volk, wild und zerstörerisch wie die Stürme, die ihre Heimat alljährlich in der dunklen Jahreszeit heimsuchen. Finster sind ihre Gottheiten, über die der blutdürstige Sturmkönig Barand auf seinem Thron aus schwarzem Stein gebietet. Sein Weib Skelid kocht in einem großen Kessel die Knochen seiner getöteten Feinde und bereitet daraus einen Trunk, der ihnen Jugend und Kraft auf ewig erhält. Und so schrecklich wie ihre Götter sind auch die Nordleute selbst. Keine Gnade kennen sie, und wer ihnen in die Hände fällt, soll jede Hoffnung fahren lassen! Das Joch der Sklaverei erwartet jene, die jung und stark sind. Die übrigen schicken die Nordmänner auf den Pfad nach Ijsheim, dem Reich des ewigen Winters, in dem die verlorenen Seelen durch die erbarmungslose Kälte irren, ohne jemals zurück in die Welt der Lebenden zu finden.

Wenig Freude haben sie fürwahr außer an Krieg und Raub, und so nimmt es nicht Wunder, dass auch ihr Glaube wenig Hoffnung auf ein schöneres Leben nach dem Tode kennt. Greise, Weiber und Kinder fallen dem Vergessen anheim, sowie der letzte Hauch warmen Atems ihre Leiber verlassen hat. Einzig der Krieger, der im Kampf fällt, findet mit seiner letzten Schlacht nach dem Glauben der Nordleute Aufnahme in den Kreis der Heroen und Könige, von denen die Lieder künden. Mit einem großen Fest begehen sie das Begräbnis des toten Recken, der mit dem Schwert in der Hand fiel. Das schwere, dunkle Bier fließt in Strömen, und die Skalden singen von den Taten des Gefallenen. Und so freudlos, wie ihr übriges Leben ist, karg und kalt wie ihr Land, so laut und unbändig feiern sie den Helden, raufen, grölen und trinken bis zur Besinnungslosigkeit.

Wenn aber am Morgen nach dem wilden Fest die ersten Strahlen der Sonne über dem Meer aufleuchten, ist es an der Zeit, den toten Gefährten auf seine letzte Reise zu schicken. Angetan mit seinem besten Gewand, den Schild und die Waffen gegürtet, so bringen sie ihn auf sein Skîf, das Totenschiff, das ihn in seine künftige Heimat geleiten soll. Reich verzieren sie es mit Schnitzereien und Runen, die sie meisterlich zu fertigen verstehen. Noch einmal stimmen die Skalden ihre Lieder an. Doch diesmal beklagen sie den Verlust des Mannes, dessen Arm nun niemals wieder die Klinge für die Familie, die Sippe, den Clan führen wird. Die engsten Gefährten lassen das Skîf zu Wasser, und alle Bewohner des Dorfes erweisen dem Toten die letzte Ehre.

Der sonst so grimmige Barand schickt günstige Winde, die ihn alsbald davongetragen haben. Das Segel entschwindet am Horizont, und die Nordleute kehren zurück zu ihrem einfachen, beschwerlichen Leben. Nur am abendlichen Feuer, wenn draußen der Wintersturm tobt, mögen sie dann und wann ein Lied anstimmen, das an den erinnert, welchen sie so verabschiedet haben. Des toten Recken aber nehmen sich alsbald die Raben an, die schwarzen Boten, die dem Sturmkönig dienen. Sie weisen dem Totenschiff den Weg zum Jarlsund, einer Meerenge, durch die nur jener gelangen kann, den der Göttervater für würdig befunden hat. Dort, an den hohen Klippen, an denen jedes gewöhnliche Schiff zerschellen muss, warten seine künftigen Gefährten auf den toten Krieger. Weise und alt schauen die Könige und Helden vergangener Zeiten auf ihn herab und heißen ihn willkommen, nachdem er die Nebel des Vergessens hinter sich gelassen hat.
Furztrocken!

Mein neuer Favorit der Reihe "Freud im Rollenspiel": "Nur ein toter Zombie ist ein guter Zombie!" - "...wart mal. ALLE Zombies sind tot..."

El God

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Re: [Schreibübung] Mai 2017
« Antwort #2 am: 18.05.2017 | 14:11 »
Ich bin mit dem Ende noch nicht ganz zufrieden und ich fürchte, mir fällt keine vernünftige Überschrift ein. Ich habe mich diesmal daran versucht, eine Spur Horror einfließen zu lassen und hoffe, das kommt beim Leser auch an. Trotzdem stelle ich die Story jetzt ein. Muss ja nicht perfekt werden.



»Muss es denn wirklich heute sein?«, murrte Aegir.
»Du hast gestern noch drauf bestanden. Und man erkennt den Wert eines Mannes auch daran, ob er hält, was er im Suff verspricht. Du kannst gern einen Rückzieher machen, aber dann sprechen wir beide nie wieder über das Thema und alle werden wissen, dass ich Recht habe.«
In einer Sekunde des Schreckens war Aegir fast soweit, das gute Bier zu verfluchen. Aber so blöde war er dann doch nicht. Sein Weib hatte ihm erlaubt, mit seinem Ohm zu fahren und die Riesen anzusehen, also hatte er keine praktische Ausrede mehr parat. Seine Hoffnung, dass Runald am nächsten Morgen irgendeine fadenscheinige Erklärung liefern würde, warum sie doch nicht zu der Rabeninsel fahren konnten, hatte sich ebenfalls nicht erfüllt. Also musste er wohl oder übel in das Boot einsteigen.
Mürrisch erledigte er die Zuarbeiten, während Runald die ersten Schläge mit den Rudern tat. Sobald sie Fahrt machten, das kleine Segel sich im Wind spannte und das Ufer reichlich entfernt war, holten sie die kleinen Skulls ein und ersetzten sie durch Riemen. Schweigend pullten sie im Gleichtakt, vorgegeben von dem erfahrenen Fischer.
Schließlich gab Runald das Kommando zum Ausheben der Blätter. Sie überließen sich dem Wind, der für ihre Unternehmung günstig stand. Nur selten fuhr ein Fischer so weit abseits der Küste, dass er die Sichtweite der Heimat verließ. Aber natürlich war ihr Volk abenteuerlustig und neugierig, sodass auch die Gewässer jenseits des Horizontes schon zur Genüge erforscht waren. Um allerdings zur Rabeninsel zu gelangen, musste man einige tückische Riffe und Untiefen passieren - eine Unternehmung, die niemand mehr ohne Not auf sich nahm.
»Wie lange denkst du, brauchen wir noch - bei dem guten Wind?«, fragte Aegir. Zumindest hatte er Hoffnung, den ganzen Unsinn schnell hinter sich zu bringen.
Runald wiegte den Kopf, zog mal an diesem Seil, mal an jenem und knurrte dann: »Wir sollten uns nicht auf die Winde verlassen. Spätestens am Revvensund müssen wir uns wieder in die Riemen legen. Aber bis dorthin brauchen wir noch etliche Stunden. Gib ruhig zu, dass du keine Lust mehr hast, die Fahrt zu machen. Ich werde dennoch nicht umdrehen. Du hast deinen Mund zu weit aufgerissen, jetzt werde ich dich mit dem Gesicht darauf stoßen, bis du deine zweiflerische Rede ablegst.«
»Zweiflerische Rede?«, empörte sich Aegir. »Ich habe nur gesagt, was jeder denkt. Wenn Odin die Eisriesen besiegt hätte, wüssten wir doch schon längst davon. Wieso sollten dann noch Krieger in die Walhall einziehen? Wieso den Göttern danken, dass sie uns beschützen, wo die Gefahr schon abgewendet ist? Vielleicht sind es gar nicht die Eisriesen, sondern irgendein anderes Geschlecht? Ich habe ja nie daran gezweifelt, dass auf der Rabeninsel seltsame Dinge vorgehen. Aber es gibt garantiert vernünftigere Erklärungen als ...«
Runald fuhr ihm ins Wort: »Du bist auf meinem Boot. Hier dulde ich nicht, dass du solche Reden schwingst wie in Ragnilds Schenke. Hüte deine Zunge, du bringst Unglück über unsere Fahrt!«
Doch Aegir dachte gar nicht daran, still zu sein. »Oh, jetzt spielt der Ohm seinen größten Trump: Er hat ein Boot! Ich sage dir: Bis ich nicht mit eigenen Augen gesehen habe, dass Hugin und Munin über diese Riesen wachen, glaube ich dir keine Silbe.«
Das schien der Tropfen gewesen zu sein, der das Fass von Runalds Geduld zum Überlaufen brachte. »Halt dein Maul, du Götterleugner. Und halte es geschlossen bis zum Revvensund, sonst setzt es was!«
Der Fischer war von der schweren Arbeit bärenstark und hatte Schultern, die über die Bordwand zu ragen schienen. Seine Miene war düster, die buschigen Augenbrauen zuckten wütend. Diesmal gab Aegir nach. Er wollte keinen Faustkampf mit dem Oheim anfangen.
Wie vorausgesagt ließ sie der Wind nach mehreren Stunden im Stich. Die Meerenge, die man durchfahren musste, um zur Rabeninsel zu gelangen, war auch schon in Sicht. Steile Klippen hatten verhindert, dass sich hier Fischer ansiedelten. Niemand wollte seinen Fang etliche hundert Schritt weit nach oben schleppen, wo doch weiter südlich dutzende Naturhäfen darauf warteten, genutzt zu werden.
Das Wetter wurde schlechter. Nieselregen setzte ein, während Runald die Riemen wieder in die Dollen wuchtete und seinen Neffen anwies, den Ruderplatz einzunehmen. Vorsichtig steuerte er sein Boot zwischen den Riffen und Felsen entlang. Währenddessen wurde sie Sicht immer schlechter.
»Da scheint sich die Rabeninsel vor uns verstecken zu wollen.«, versuchte Aegir einen müden Scherz, doch sein Onkel grunzte nur unwillig.
Nach einer Stunde war der Nebel so dicht, dass er keinen Anhaltspunkt mehr hatte, um festzustellen, ob sie die Meerenge bereits vollständig durchquert hatten. Runald schien sich seiner Sache immer noch sehr sicher, steuert unbeirrt durch die Wand aus kaltem Dampf. In der Ferne war das raue Rufen der Raben hörbar.
Blöder Kerl, dachte sich Aegir. Wahrscheinlich lag die Rabeninsel die ganze Zeit in solchem Nebel. Damit boten sich wunderbare Möglichkeiten für Seemannsgarn. Hinterher würde Runald allen erzählen, dass es leider nichts geworden war. Zu schlechte Sicht. Doch er würde darauf bestehen, die Riesen zu sehen, würde seinen Onkel zwingen, zu landen und die Insel zu erkunden.
Flügelschlagen erscholl über ihnen. Nur einige wenige Male, dann war es wieder still. Die Raben tönten weiter im Nebel. Dann ließ sich einer der Vögel direkt auf dem Mast nieder und beäugte die beiden Ruderer mit glasharten Augen. Ihm folgten weitere, die in völliger Lautlosigkeit Platz nahmen, bis die obere Kante des Segels ganz schwarz vom Gefieder der Tiere glänzte. Ihre Füße krallten sich in das Holz und schienen, als wären sie Sporne, die das Segel an den Mast hefteten.
»Hugin und Munin. Ha.«, flüsterte Aegir, doch er getraute sich schon nicht mehr, lauter zu sprechen. Die Blicke der Raben drückten ihn ins Boot. Er duckte den Kopf und ruderte weiter.
Runald schien immer noch so zornig zu sein, dass er kein einziges Wort sagte. Verbissen pullte er, pullte er, pullte er.
Die Stille zerplatzte wie eine Blase in zähkochendem Brei. Die Luft füllte sich mit Flügelrauschen und dem Krächzen hunderter, nein tausender Raben. Aegir meinte, sogar den Wind zu spüren, den die Schwingen zu ihm herabwehten. Das Gewicht auf seinen Schultern wurde immer schwerer. Der Blick der Vögel auf dem Mast fraß ihn auf, schälte ihm den Mut und den Trotz ab wie die Häute einer Zwiebel. Noch mehr Druck und er würde den Boden des Bootes durchbrechen und sie beide in ein nasses Grab befördern.
»Weißt du denn noch, wo wir sind?«, fragte er und schämte sich, weil seine Stimme so jämmerlich klang. Das Zittern seiner Worte unterdrückend, fügte er hinzu: »Wie weit ist es noch?«
Runald schwieg weiter, starrte an seinem Neffen vorbei in den rauschenden, flatternden, krakraenden Nebel. Mal setzte er einen Schlag aus, mal pullte er doppelt, doch immer schien er den Kurs genau zu kennen.
Dann schrammten Felsen über den Kiel des Bootes. Aegir wäre am liebsten über Bord gesprungen, besser im eiskalten Wasser als weiter unter dem Blick der Raben. Nun schien sogar der Grund des Meeres aufzusteigen, entschlossen, ihn zwischen dem grauenhaften Starren der Vögel und seiner schrundigen Härte zu zermalmen.
Weitere Hugins und Munins landeten, setzten sich still auf die Bordwand, die Dolle, schoben und zwängten sich, um den besten Platz auf dem Vorsteven zu erobern. Doch sie alle schwiegen und starrten, obwohl sie gelegentlich flatterten und aneinandergerieten. Klapp-Klapp machten ihre riesigen Schnäbel drohend, wenn ein Konkurrent zu nahe kam.
Gut achtzig Blicke waren nun ständig auf Aegir gerichtet. In Art der Raben drehten die Tiere ihre Schädel zur Seite, um ein einziges rundes Auge auf ihr Ziel zu lenken. Der Hals des jungen Netzknüpfers war eng, als hätte man ihm einen Kälberstrick drumgezurrt. Der Nieselregen plickte unermüdlich auf seiner Haut. Der Boden des Bootes schien ihn kaum noch tragen zu wollen.
Plötzlich tauchte vor ihnen das Ufer auf. »Ruder halt.«, kommandierte Runald. Er ließ sein Boot gekonnt am Strand landen. Dieser war über und über mit den Scherben von Muscheln bedeckt. Es knirschte, als würde ein Riese Sand kauen. Noch immer ließ der Nebel nicht zu, dass mehr von der Insel erkennbar war.
»Finden wir es heraus.«, knurrte der Fischer. Er richtete sich auf und sorgte so dafür, dass sich ein Drittel der Raben protestierend von seinem Boot erhoben und davonflatterten. Der Rest wollte offenbar nichts verpassen und blieb still auf seinen Plätzen.
Aegir folgte dem Beispiel seines Onkels wie in Trance. Als er stand, kam ein leichter Wind auf. Er wehte von der See her und zerstob einige Nebelfetzen, die am Ufer festhingen. Die frische Luft war eiskalt, aber sauber. Erst jetzt bemerkte er, wie sehr das Boot schon nach Rabe gestunken hatte. Aasfresser. Kein Wunder.
Die Brise schob die Nebelbank landeinwärts. Immer weiter kroch der Dunst und offenbarte schließlich die Füße der Eisriesen. Einhunderttausend Rabenflügel schlugen und rauschten, brandeten an Aegirs Sinne, zerrissen seinen Verstand zu einem bepissten Fetzen aus Angst und ließen ihn schreien: »Ich glaube dir! Bei allen Göttern, ich glaube dir. Ich will nicht noch mehr sehen. Ich will zurück! Bitte! Oheim, lass uns fliehen, alles, nur nicht noch mehr von dieser Insel!«

Offline Niniane

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Re: [Schreibübung] Mai 2017
« Antwort #3 am: 20.05.2017 | 15:18 »
@Jess: kann ich morgen gerne machen, das Verschieben. Schreib mir am besten nochmal eine PM. Oder lösche deinen Beitrag und mach einen neuen Thread auf. Alles halb so wild :)
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Offline Huhn

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Re: [Schreibübung] Mai 2017
« Antwort #4 am: 21.05.2017 | 19:38 »
Schulausflüge waren ja nie so der Hit, aber der hier schoss den Vogel ab. Ins Museum! Erik hatte ja gleich gewusst, dass das kacke werden würde. Klar gab's auch coole Museen. So welche, wo es ganz viel zum Ausprobieren gab und lebende Küken und begehbare Gedärme und so'n Kram. Einmal hatte Eriks Vater ihn mit ins Technikmuseum genommen, da hatte Erik eine echte Dampfmaschine angeheizt. Das war total toll gewesen! Aber das Museum hier war ein Langweil-Erwachsenen-Museum, wo in riesigen leeren Räumen hinter Seilabsperrungen schnarchige Bilder an der Wand hingen und pingelige Aufpasserinnen darauf achteten, dass auch ja nicht zu viel gute Laune aufkam. Eriks Klassenkameraden hatten sich schon nach kurzer Zeit mit einem Packen Spielkarten in der Cafeteria verschanzt. Zu gern hätte Erik es ihnen gleichgetan - aber Herr Löher, der Kunst- und Deutschlehrer mit dem sie hier waren, hatte ihn eh schon auf dem Kieker und Eriks Zeugnis konnte eine weitere schlechte Note wirklich nicht vertragen.

So schlenderte er schon seit gefühlten Jahrhunderten angeödet durch die Räume und tat so, als würden ihn die Blumensträuße, Schalen mit Obst und grimmig guckenden Hässletten an den Wänden wirklich interessieren. Schließlich beschloss er, dass es wohl ok wäre, wenigstens mal ganz kurz aufs Klo zu verschwinden. Sicher waren die Fliesen da spannender als der Müll hier im Ausstellungsbereich. Erik zog den Museumsplan, den sie alle zu Beginn ihres Besuchs hier erhalten hatte, aus seiner hinteren Hosentasche und faltete ihn auf. Seufzend stellte er fest, dass sich die Toiletten auf der anderen Seite des Gebäudes befanden. Er prägte sich den Weg ein und stapfte los. Erst links, dann rechts, wieder rechts, links und wieder links... oder doch noch einmal rechts? Erik schaute sich um, in der Hoffnung, einen Anhaltspunkt dafür zu finden, ob er sich auf dem richtigen Weg befand. Hatte er diesen Korb voller Trauben nicht eben schon gesehen? Aber da hatten die Trauben eher so schräg über dem Korbrand gehangen... oder? Erik schimpfte. Kackmuseum, wo alles gleich aussah. Er warf einen weiteren Blick auf den Museumsplan - aber ohne eine Ahnung, wo er gerade war, brachte ihm das blöde Teil auch nichts und so steckte er es wieder zurück in seine Hosentasche und marschierte einfach blind drauflos. Irgendwo würde er schon ankommen.

Schließlich gelangte er in eine Sackgasse. An der einzigen Tür die aus diesem letzten Obstschalen-Blumenstrauß-Hässletten-Raum herausführte, hing ein großes Schild "Privat". "'Privat' mein Arsch.", dachte Erik säuerlich. Mittlerweile musste er wirklich pinkeln. Wieder warf er einen Blick auf den Plan und kratzte sich verwundert am Kopf. Keiner der eingezeichneten Räume glich dem, in dem er sich gerade befand. Wo zur Hölle war er? "Ach Scheiß drauf...", dachte Erik, als er die Übersicht zusammenknüllte und einsteckte. Er würde jetzt einfach durch diese super Privattür gehen. Im besten Fall befand sich dahinter die Angestellten-Toilette und im schlimmsten Fall fand ihn da eine der Museumsaufpasserinnen und konnte ihm den Weg zum offiziellen Klo zeigen. Win-Win-Situation!

Erik schaute sich noch einmal verstohlen um, aber außer ihm befand sich kein Mensch im Zimmer. Dann drückte er die Klinke der verbotenen Tür nach unten. Der Schließmechanismus gab ein leises Klacken von sich und die Tür ging auf. Dahinter war leider keine Toilette. Stattdessen fand sich Erik in einem weiteren Ausstellungsraum wieder. Anstelle der piefigen Stillleben hing hier jedoch nur ein einziges großes, von zwei Strahlern dezent erleuchtetes Bild an der Wand. Erik ging weiter in den Raum hinein, um es besser sehen zu können. Es sah so völlig anders aus als die anderen Gemälde hier im Museum. Kein Obst, keine grimmigen Hackfressen und auch keine Botanik. Erik legte den Kopf in den Nacken.

Das Bild war in Sandtönen gehalten; das leuchtende Gelb einer fernen Sonne im Hintergrund stand im Kontrast zu den tiefen Schatten weiter vorne. Den größeren Teil des Werkes nahm eine Gruppe riesiger, schwer gerüsteter Ritter ein, die bedeutsam in die Ferne blickten. Der vorderste von ihnen hatte die Hand auf ein gewaltiges Schwert gelegt. Als Erik genauer hinsah, erkannte er, dass eine der Figuren, die er für einen Ritter gehalten hatte, in Wirklichkeit eine Frau war, die eine Krone trug. Dicht neben ihr stand eine weitere Figur, die einen reich verzierten Helm auf dem Kopf hatte. Sicher war das ein Königspaar! Die Gruppe sah aus, als würde sie auf etwas warten... etwas wirklich Wichtiges. Erik spürte, wie er eine Gänsehaut auf den Armen bekam. Die Füße des königlichen Heeres, wie Erik es in Gedanken nannte, verschwanden in dichtem Nebel. Um ihre Köpfe wirbelte etwas, dass wie Sand oder ein Schwarm Vögel aussah. Erik trat noch einen Schritt näher und stellte sich auf die Zehenspitzen, um den oberen Teil des Gemäldes besser sehen zu können. Als er so nah war, bemerkte er, dass das Heer irgendwie steinern und verwittert aussah. Dem Ritter mit dem Schwert fehlte eine Gesichtshälfte. Die Sand-Vögel schienen von den Steinfiguren wegzufliegen und sie, Sandkorn für Sandkorn, mit sich zu nehmen. Welcher Ereignissen dieses Heer hier auch harrte - sie waren offenbar nie gekommen und nun standen die Statuen da, erstarrt in der Ewigkeit. Erik schauderte und wandte den Blick von den toten Augen der steinernen Altvorderen ab. Zu ihren Füßen, unterhalb des wolkigen Nebels, befand sich ein Meer, in dem sich das Sonnenlicht hell reflektierte. Ein Segelboot manövrierte an schroffen Felsen entlang. Das Segel zeigte ein eigentümliches Muster - wie verflochtene Seile in einem Kreis...

Als Erik das Boot näher betrachten wollte, stand er schließlich so nah am Gemälde, dass er mit der Nasenspitze die Leinwand berührte. Kreisrunde Wellen waberten über die Oberfläche und verzerrten das Bild. Erik spürte, wie etwas an ihm zog. Panik stieg in ihm auf - und dann stürzte er kopfüber in den Rahmen! Sein schriller Schrei endete jäh, als er in kalte Wasser fiel. Luftbläschen tanzten um ihn herum und der Geschmack von Salz breitete sich auf seiner Zunge aus. Erik strampelte und gelangte mühsam an die Wasseroberfläche, wo er hustend das Meerwasser ausspuckte. Etwas knarzte hölzern und verschwommen sah Erik einen dunklen Schatten auf sich zukommen. Eine raue Stimme rief etwas. Ein Seil platschte neben Erik ins Wasser. Erik packte es und hielt es fest. Dann spürte er, wie er nach oben gezogen wurde. Als er schließlich keuchend an Deck des Schiffes lag, wanderte sein Blick, umschattet von nahender Ohnmacht, nach oben. Im Wind blähte sich ein Segel mit einem Muster, das Erik vage bekannt vorkam... wie verflochtene Seile in einem Kreis... Es wurde Nacht um Erik, als er endgültig das Bewusstsein verlor.
« Letzte Änderung: 21.05.2017 | 19:42 von Huhn »

Jess

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Re: [Schreibübung] Mai 2017
« Antwort #5 am: 22.05.2017 | 18:26 »
Diesmal endlich passend zum Thema mit dem Bild und auch auf Deutsch. Viel Spaß!

Auf diesen Sonntag fieberte Ingmar schon lange hin. Das Geld saß ihm nicht locker und er musste kreativ werden. Mit einer Dose Billigbier, seinem Bollerwagen und guter Laune bewaffnet zog er auf das Freigelände der geschlossenen Messehalle in seiner Heimatstadt. Der Flohmarkt stand an und um ihn herum tobte ein buntes Treiben. Waren und Geld wechselten schnell ihren Besitzer. Ingmar zählte seine Barschaft. Fünfzig Euro standen ihm zur Verfügung. Das schwülwarme Wetter erdrückte ihn förmlich. Schweiß rann ihm von der Stirn und er wischte ihn mit der noch kühlen Dose in seiner Hand ab. Er gönnte sich einen weiteren Schluck, steckte das Getränk in die linke Hosentasche seiner Cargoshorts und zog dabei einen dreckigen Holzpinsel aus selbiger hervor. Mit geübten Handgriffen zwirbelte er damit seine schwarzen Dreadlocks zu einem Dutt. In aller Ruhe schlenderte er die Gasse entlang, stets auf der Suche nach einem Stand mit interessanten Waren. Noch wusste er nicht, was genau er suchte, aber er würde es wissen, wenn der Moment gekommen war. Hin und wieder blieb er stehen, besah sich die angebotene Auslage, doch nichts konnte seine ungeteilte Aufmerksam auf sich ziehen. Der aufgeheizte Asphalt brannte sich schleichend durch die Sohlen seiner ausgetretenen Turnschuhe. Der Bollerwagen ratterte im Schlepptau hinterher. Drei weitere Gassen später sah er ein, dass er ein schattiges Plätzchen finden sollte. Erschwerend kam hinzu, dass sein Biervorrat auf ein bedrohlich niedriges Niveau sank. Mit einem lauten Seufzen beschloss er fünf von seinen fünfzig Euro in ein neues Bier samt Bratwurst und einer Scheibe Toastbrot zu investieren. Während er an der  provisorischen Imbissbude genüsslich in die Wurst biss tippte ihm jemand auf die Schulter. Überrascht dreht er sich nach hinten um. Noch immer kauend und verblüfft musterte er seinen Gegenüber.
Oh nein, dachte er sich. Der Typ?
Es war sein alter Klassenkamerad Stefan. Gemeinsam besuchten sie den Leistungskurs Kunst als sie ihr Abitur machten. Ingmar konnte ihn nicht ausstehen. Seine überhebliche Art machte ihn alles andere als sympathisch.
„Ingmar, wie schön dich zu sehen! Wann haben wir uns zuletzt gesehen. Vor drei Jahren?“
„Es sind mindestens vier.“
„Verändert hast du dich jedenfalls nicht. Wie ich sehe bist du noch immer der Tramp auch Achse.“
Ein kaum merkliches Schulterzucken folge als einzige Antwort. Stefan bemerkte inzwischen die unzähligen kleinen Farbflecken, die sich über Ingmars sonst so dunkle Kleidung gesprenkelt erstreckten.
„Du ahnst es nicht! Malen tust du also auch noch? Komm, lass mich dir meinen Stand zeigen. Meine Freundin passt im Moment darauf auf.“
Widerwillig ließ sich Ingmar von seinem alten Schulkameraden durch eine weitere Gasse treiben, den Wagen noch immer hinter sich her ziehend. Am Ziel angelangt erweckte eine große Kiste mit Ölgemälden seine Neugier. Verblüfft nahm er seine Sonnenbrille mit den runden gelben Gläsern ab.
„Da staunst du, was?“ feixte Stefan ihn an. „Wie du siehst bin auch ich noch fleißig dabei und nehme je nach Größe bis zu achtzig Euro pro Bild ein.
Ingmar stutzte. „Darf ich?“
„Sicher, sicher! Da ist alles dabei. Minimalistisch, expressionistisch, klassisch, modern...“
Ein Bild nach dem anderen wurde akribisch begutachtet. Ingmar wühlte sich hindurch wie in einem CD Regal. Stefan hatte nicht gelogen. Es bot sich ihm eine sagenhafte Vielfalt. Kurz unterbrach er seinen Suchvorgang und hielt inne. Ein düsteres Fantasy-Gemälde sprang ihm ins Auge. Ingmar besah es sich sehr genau. Erst die Vorder-, dann die Rückseite. Anschließend fuhr er mit der Suche fort bis er alle Werke durchgesehen hatte.
„Das Bild mit den Statuen und den Vogelschwärmen gefällt mir. Wie viel?“
„Bei der Größe eigentlich fünfundsechzig Euro, aber dir gebe ich es für zehn Euro weniger.“
„Fünfundvierzig. Mehr habe ich nicht.“
„Na gut, der alten Zeiten willen.“
Geld und Gemälde wechselten den Besitzer. Ingmar hielt das Bild in die Höhe. Er fühlte mit beiden Daumen langsam über die Seiten des Rahmens und drehte das Bild anschließend um. Ein ehrliches Pfeifen des Erstaunen kam über seine Lippen. Eilig wickelte er das Kunstobjekt in eine mitgebrachte Decke aus dem Bollerwagen und verstaute es sorgsam darin.
Stefans Ego schwoll an. „Ich wusste sofort, dass es dir gefallen wird. Ich will mich ja nicht selbst beweihräuchern, aber die Farbkombinationen und Details sind schon echt genial. Meinst du nicht auch?“
Ingmar fing wie vom Schlag getroffen an zu lachen. Er lachte so sehr, dass er sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischen musste.
„Das Bild ist so scheiße, dass dafür noch ein eigener Superlativ erfunden werden muss. Aber du Genie hast diese billige Leinwand auf einen antiken Holzrahmen gezogen und der sichert mir meine nächsten zwei Monatsmieten!“
Wie versteinert starrten Stefan und seine Freundin ungläubig vor sich hin. So schnell wie Ingmar mit seinem Bollerwagen und dem Bild darin wieder in der Menschenmenge verschwunden war konnten sie nicht begreifen, dass sie der Vagabund mit aller Härte über den Tisch gezogen hatte...

Offline taurussieben

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Re: [Schreibübung] Mai 2017
« Antwort #6 am: 23.05.2017 | 21:51 »
Und mein Schuss aus der Hüft, um Conans Worte vom letzten Mal zu verwenden:

Der Wind der See war stark. Die Gischt brach sich gegen das dunkle Holz des Schiffes. Die Wellenkronen hoben das Schiff immer wieder nach oben und ließen es genauso kaltherzig wieder fallen. Dann wieder wogen sie es wie einen Geliebten in der Umarmung, dann schlugen sie erzürnt dagegen.
Adres hielt sich so gut er konnte an der schmalen Reeling fest. Die Matrosen, die ihn begleiteten, machten hinter seinem Rücken kleine Gesten, die zeigen sollten, das sie ihn für nicht ganz klar im Kopf hielten. Doch Adres musste es mit eigenen Augen sehen. Als sie endlich durch die Nebelwand brachen, die sie seit Tagen fest im Griff hielt, war die See auf einmal ruhig. Adres spürte, wie sich die Seemänner einen Augenblick entspannten und dann wieder wachsam wurden. Jeder wusste, dass diese Gewässer trügerisch waren, mit schroffen Felsen unter und über Wasser übersät war, genug Geschichten hatten damit begonnen, das ein Schiff hier zerschellt oder auf Grund gelaufen war.
Und da waren sie. Schon fast plötzlich tauchten sie aus dem Dunst der untergehenden Sonne auf, die riesigen Steinkönige von Uldaruk. Sie waren gewaltig. Gewaltiger, als sie jedes Buch hatte beschreiben können. Je näher sie kamen  um so mehr musste er den Kopf in den Nacken legen um die Gesichter studieren zu können.  Ihr Blick war stumpf und leer, ihre Körper trugen tiefe Furchen. Manch einer war bereits geschmolzen. Wie sein Mentor befürchtet hatte, waren die Drachenstämme schon darüber hergefallen, doch noch schienen sie ihr Werk nicht vollendet zu haben.
Adres erkannte Bakes, dem das halbe Gesicht fehlte, Ultara, die Gerechte, die einzige Königin in Uldaruk, Brenesh, der nie einen Schwert getragen hatte. Weiter Adaso, Jekesh, Badaros, Odarin und all die anderen mächtigen Könige. Um ihre Köpfe schwirrten riesige Schwärme von Nebelkrähen und Dunstfinken. Deren Rufe brachen sich unendlich an den Steinkolossen und wurden als geheimnisvoller Sing Sang auf das Wasser und zum Schiff getragen.
Gierig sog Adres alles was er sah und hörte und roch in sich auf und verglich es mit dem Wissen aus den Alten Büchern und seinen Studien über das Alte Volk. Wenige hatten wirklich Uldaruk gesehen und noch weniger waren mit einem klaren Verstand zurückgekehrt.
Wie in den alten Legenden standen ihre Münder weit offen, als würden sie der Welt etwas entgegen rufen. Adres hätte sie noch Stunden lang studieren können. Doch sein Kapitän machte ihn darauf aufmerksam, dass sie im noch verbleibenden Licht der Sonne einen Platz zum Anker finden mussten, wenn sie nicht noch eine weitere Nacht auf See verbringen wollten. Nach mehreren Wochen in schaukelnden Matten bestand darauf niemand.
Adres setzte sich am Ufer auf einen Stein und stimmte einen Moment sein Reiselaute. Er beobachtete einen Moment die Seemänner, die das Lager errichteten. Auf Wunsch des Kapitätn hatte er das Feuer entfacht und sich dann schmal gemacht um den Männern nicht im Weg zu stehen. Er zupfte an einer Seite und stimmte sie noch einmal nach, dann erhob sich seine überraschend tiefe Singstimme:
"Lasst die Alten schlafen,
im Tal von Uldaruk.
Lasst sie ganz sanft träumen,
bis der Tag kehrt zurück,
an dem die Alten erneut erwachen.
Lasst die Vögel singen,
im Tal von Uldaruk.
lasst sie hoch hinauf fliegen,
bis der Tag kehrt zurück,
an dem die Alten erneut erwachen.
Lass die Sonne scheinen,
im Tal von Uldaruk,
lass sie langsam kreisen,
bis der Tag kehrt zurück,
an dem die Alten erneut erwachen.
Lass die See fließen,
am Tal der Uldaruk,
lass die Wellen sanft entfliehen,
bis der Tag kehrt zurück,
an dem die Alten erneut erwachen.
Und die See wird schäumen,
die Sonne vergehen,
die Vögel schweigen,
und die Alten erneut auferstehen."
Das Tal von Uldaruk hatte fünfzig dokumentierte Strophen und hunderte undokumentierte. Er spielte weiter, während immer wieder ein anderer Seemann eine Strophe beitrug. Das Gelächter war groß, wenn jemand ein wenig zu genau über eine alte Flamme sang.
Ein Kreischen, ein Krachen und auf einem der gerade errichteten Zelte saß ein Echsendrache und trillerte zufrieden vor sich hin. Ein Teil der Männer war erstarrt, einige wenige erfahrenere griffen bereits nach ihren Waffen, Schwerter, Äxte, Messer.
Adres erhob sich. "Wartet!" rief er, der Echsendrache trug ein Geschirr, doch der Reitersattel war leer. Wo war sein Reiter?
"Balek, verflucht, was habe ich dir gesagt?" Ein weitere Gestalt kam aus dem sie umgebenden Unterholz. Keuchend blieb sie im Lichtkegel des Feuers stehen. Es war eine Frau. Sie richtete sich auf und blinzelte überrascht. Adres konnte sehen wie sie die Augenbrauen zusammenzog und den Kopf ein wenig schief legte.
"Was tut ihr hier?" Der Echsendrache tschirpte und rückte ein Stück näher an das Feuer. Die Männer traten zur Seite. Auch wenn Echsendrachen nicht besonders groß waren, so war ihr Maul voller scharfer Zähne und die Krallen an Vorder- und Hinterbeinen so lang und dick wie der kleine Finger eines erwachsenen Mannes. Echsendrachen konnten aber nicht sehr weit fliegen, die Drachenstämme mussten in der Nähe sein.
"Niemand sollte hier sein."
"Was-" Adres Frage wurde von einem dumpfen Grollen unterbrochen, das sich wie ein Beben durch die Erde fort setzte und von den Steinriesen wiedergegeben wurde. Adres' Blick traf den der unbekannten Frau. Er sah Furcht darin.
"Sie kommen."