Autor Thema: Rassismus gegen erfundene Rassen.  (Gelesen 17104 mal)

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Supersöldner

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #50 am: 5.05.2017 | 16:54 »
das geht langsam zu sehr in echte Welt Richtung.

Online Maarzan

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #51 am: 5.05.2017 | 17:04 »
Aber es verdeutlich noch einmal genau, wo eine politische Instrumentalisierung und heuchlerisch-manipulative Herangehensweise erst recht das Gegenteil des Bezweckten bewirkt.

Wir gehen vermutlich konform, dass die Zuweisung von Stand und Rechten alleine auf Basis der Rassenzugehörigkeit zu verurteilen ist.
Aber wenn jemand diesen Basiskonsens dann missbraucht um andere Interessen durchzudrücken, wird es früher oder später entsprechende Gegenreaktionen geben - und nebenbei erleidet auch dieser Basiskonsens Schaden, da die Leute sich nach genug erlittenem Schaden dann gegen diese Lobbyarbeit stellen und damit zumindest indirekt in dieser Diskussion auch auf die ansonsten eher marginale Seite, welche diesen Grundkonsens nicht teilt und deren Positionen damit ein Stückchen weiter hoffähig macht.

Das passiert bei der linken Propaganda draußen und das würde bei entsprechend schlechter Aufmachung von Rollenspielinhalten ebenfalls drohen.
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Offline Isegrim

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #52 am: 5.05.2017 | 17:04 »
Guck Dir mal die Definitionen von Rassismus an.

Es gibt keine abschließende, allgemein anerkannt Definition von Rassismus.

Ja, manchmal schließt der Begriff im alltäglichen Sprachgebrauch auch Diskriminierung ein wo faktisch kein Rassenunterschied vorliegt, sondern nur einer angenommen wird.
(...)
Eine Begriffsdefinition schlägt man natürlich am besten dort nach wo damit politische und ideologische Ziele verfolgt werden... nicht.

Es gibt keine menschlichen Rassen, folglich auch keine Rasseunterschiede, außer für Rassisten. Wer behauptet, man könne das Thema abseits von politischen und weltanschaulichen Fragen definieren oder diskutieren, macht sich was vor; oder vertritt selber ein rassistisches Weltbild, auch möglich. Herzlichen Glückwunsch dazu.

Aber da Supersöldner im Grunde Recht hat, bin ich jetzt raus. Es bringt nichts, den falschen Leuten das richtige zu erzählen.
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Offline Archoangel

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #53 am: 5.05.2017 | 17:10 »
Hilfe: ich bin Rassist!

Ich hab`einen Haufen Vorurteile gegen Nazis und lehne sie wegen ihrer politischen Weltanschauung alle ab, ohne ihnen jemals ernsthaft zugehört zu haben ... ich geh`mich jetzt schämen ...
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Chiungalla

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #54 am: 5.05.2017 | 17:12 »
Es gibt keine menschlichen Rassen, folglich auch keine Rasseunterschiede, außer für Rassisten.

Es gibt keine menschlichen Rassen, weil man das selbe Phänomen das Biologen im ganzen Rest des Tierreich Rassen nennt bei Menschen auch beobachtet dort aber aufgrund der Geschichte lieber Populationen nennt um niemanden auf den Schlips zu treten.

Und ich mag kein Form von Fremdenfeindlichkeit, nur um das klar zu stellen.
Aber es macht keinen Sinn am Thema vorbei zu reden, weil man einen ideologisch vorbelasteten Begriff in den Ring wirft der nicht einmal wirklich passt.

Ucalegon

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #55 am: 5.05.2017 | 17:28 »
das geht langsam zu sehr in echte Welt Richtung.

Was nicht schlimm wäre, wenn tatsächlich um existierende Fantasy-Rollenspiele herum argumentiert würde. Ein Tipp von mir, falls dich Alternativen interessieren: Bei System Matters erscheint demnächst "Der tiefe Wald", ein postkoloniales Fantasy-Rollenspiel aus der Sicht der "Monster".

Eulenspiegel

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #56 am: 5.05.2017 | 18:09 »
Sind Menschen und Orks unterschiedliche Spezies bekommt man echt Schwierigkeiten zu erklären warum man den gefährllichen Wolf, Drachen u.s.w. töten kann den gefährlichen Ork aber nicht. Naja, also wenn man gründlich drüber nachdenkt bekommt man die selben Probleme am Ende auch wenn es die selbe Spezies ist.
Zum letzten Satz Zustimmung. Speziezismus und Rassismus sind vom Prinzip her identisch.

Widerspruch jedoch zum ersten Satz: In sehr vielen Fantasy-Settings existieren zeugungsfähige Halborks. Das heißt, Menschen und Orks können fortpflanzungsfähige Nachkommen zeugen. Damit gehören sie der gleichen Spezies an.

Zitat
Das Problem beim tatsächlichen Rassismus ist ja immer auch, dass man Annahmen aufgrund der Hautfarbe macht die völlig unbegründet oder sehr vorschnelle Verallgemeinerungen sind. Sind Orks wirklich alle (mehr oder weniger) dumm, aggressiv und gefährlich ist es ja kein wirklicher Rassismus.
Annahmen aufgrund der Hautfarbe sind erstmal nur das: Annahmen bzw. Vorurteile. Diese Annahmen/Vorurteile können wahr oder falsch sein. Aber es ist kein Rassismus.

Wenn jemand glaubt, dass Schwarze immun gegen Sonnenbrand sind, so ist dies ein Vorurteil. Das macht daraus aber noch lange keinen Rassismus.

Rassismus ist es, wenn Werturteile bezüglich der Rassen geäußert werden. Das heißt, wenn in höher- und minderwertig aufgeteilt wird.

Ich halte Fantasy und hierbei gerade Rollenspiel in der Regel für ungeeignet Rassismus ernsthaft zu thematisieren.
Ich halte Fantasy sogar für sehr gut geeignet: Die meisten Menschen vermischen Schubladendenken mit Rassismus.
Wenn man Fantasy spielt, erkennt man relativ einfach, dass das zwei unterschiedliche Ansätze sind.

Ich erkläre das mal anhand eines Beispiels:
Sagen wir, die durchschnittliche Intelligenz eines Menschen liege bei 10. Wer sich einen Ork erschafft, tut dies mit den gleichen Regeln wie bei einem Menschen, aber zieht von Intelligenz am Ende der Charaktererschaffung 2 Punkte ab. Dann hat der Ork eine durchschnittliche Intelligenz von 8.

Statistisches Vorurteil: Der durchschnittliche Ork ist dümmer als der durchschnittliche Mensch.
Diese Aussage ist wahr.

Individuelles Vorurteil: Dieser spezifische Ork ist dümmer als ein durchschnittlicher Mensch, weil er ein Ork ist.
Diese Aussage ist in verdammt vielen Fällen falsch. Wenn ich beispielsweise einem Ork 14 Punkte Intelligenz gebe, hat er nach Abzug des Ork-Malus immernoch 12 Punkte Intelligenz und ist damit intelligenter als der durchschnittliche Mensch.
Eben dadurch, dass man einen knallharten Malus auf Intelligenz gibt, erfährt der Spieler so den Unterschied zwischen Statistischer Aussage und individueller Aussage: Der Spieler begreift, dass es Orks gibt, die intelligenter als der durchschnittliche Mensch sind, obwohl sie im Durchschnitt dümmer sind. Der Spieler fängt an zu verstehen, dass statistische Aussagen keine All-Aussagen sind. Man bekommt eine Gespür für Statistik:

1. Der durchschnittliche Ork ist dümmer als der durchschnittliche Mensch.
2. Der durchschnittliche Krieger ist dümmer als der durchschnittliche Magier.
3. Frage: Ist der durchschnittliche Menschen-Krieger dümmer oder intelligenter als der durchschnittlichen Ork-Magier?

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Rassismus: Hier denkt man, die eine Rasse sei weniger wert als die andere Rasse.
Es macht einen Unterschied, ob ich sage: "Orks sind dümmer als Menschen. Und Krieger sind dümmer als Magier." oder ob ich sage: "Orks sind weniger wert als Menschen, weil sie dümmer sind. Und Krieger sind weniger wert als Magier, weil sie dümmer sind."
Ein Vorurteil kann hierbei als Begründung oder Vorwand für einen Rassismus dienen, ist aber selber noch kein Rassismus.

Hier vielleicht ein Beispiel aus Shadowrun:
Wenn ein Barbesitzer hauptsächlich Trolle als Türsteher einstellt, weil er glaubt, dass diese besser die Disco bewachen können, so ist das ein Vorurteil, aber kein Rassismus.

Wenn der Angestellte jedoch gegen den Troll-Manager intrigiert, weil er nicht will, dass Trolle in dieser Position sind, dann ist das Rassismus: Es findet eine Abwertung des Troll-Managers statt. Dieser Rassismus kann durch ein Vorurteil begründet sein, ist selber aber kein Vorurteil.

Zitat
Der wiederum einer angemessenen Betrachtung im Kontext realweltlichen Rassismus gegenüber Menschen unterschiedlicher Ethnien im Weg steht.
Außerdem gibt es noch den Unterschied zwischen Rasse und Ethnie, den man in Fantasy auch gut zur Geltung bringen kann:
Der menschliche DSA-Alrik ist in den Orklanden von Orks großgezogen worden. Er spricht orkisch, er kleidet sich orkisch, kulturell ist er orkisch. Das heißt, ethnisch ist DSA-Alrik ein Orkländer. Biologisch/Rassisch ist er jedoch ein Mensch.

Oder nehmen wir den Elfen, der im Horasreich großgezogen wurde. Ethnisch ist er ein Horasier und wird von den Waldelfen nicht mehr als einer der ihren anerkannt. Von der Rasse her ist er jedoch immernoch ein Waldelfe.

Sehr schönes Sub-Setting für den Unterschied zwischen Rasse und Ethnie ist übrigens das Svellttal. Für die Nicht-DSA-Spieler: Das Svellttal wurde ursprünglich von Menschen besiedelt. Nach einer Invasion wurde das Svellttal jedoch von Orks erobert. Diese waren von der Kultur der Svellttaler so fasziniert, dass sie größtenteils deren Kultur übernommen haben. (Man kann es sich so ähnlich wie bei den Römern vorstellen, als sie Griechenland erobert und dessen Kultur übernommen haben.)

Ethnisch sind die Svellttaler-Orks Svellttaler und haben mehr mit den Svellttaler-Menschen gemeinsam als mit den orkländischen Orks. Biologisch sind die Svellttaler-Orks natürlich nach wie vor orkländische Orks.

Gerade, wenn man eine Kampagne an der Grenze zwischen Orkland und Svellttal spielt, wird einem der Unterschied zwischen Rasse und Ethnie bewusst. Aber auch bei Elfen, die bei Menschen aufwachsen, oder Menschen, die bei Orks aufwachsen, kann man sehr schön den Unterschied zwischen Rasse und Ethnie erfahren.

Transhumanismus:
Ich hatte oben gesagt, dass Fantasy ein sehr gutes Genre ist, um Rassismus zu behandeln. Noch besser eignet sich jedoch Transhumanismus. Hier kann man die zugrundeliegenden Fragestellungen imho noch tiefgreifender untersuchen.
« Letzte Änderung: 5.05.2017 | 18:25 von Eulenspiegel »

Chiungalla

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #57 am: 5.05.2017 | 18:27 »
Widerspruch jedoch zum ersten Satz: In sehr vielen Fantasy-Settings existieren zeugungsfähige Halborks. Das heißt, Menschen und Orks können fortpflanzungsfähige Nachkommen zeugen. Damit gehören sie der gleichen Spezies an.

1.) Mein Formulierung in dem Satz den Du kritisierst war "Sind sie unterschiedliche Spezies..." nicht "Sie sind unterschiedliche Spezies und deshalb...".
Also widersprichst Du nicht meinem Satz sondern Deiner falschen Interpretation des selben.

2.) Dein letzter Satz ist eine Faustformel die man so in der Schule lernt. Sie ist aber nicht richtig.
Dafür was eine Spezies ist gibt es ein paar Dutzend unterschiedliche Definitionen und keine davon bildet erfolgreich die aktuelle Systematik ab.
Das war übrigens Thema meiner Nebenfachprüfung in Zoologie für mein Bio-Diplom.

@ Rassismus und Annahmen:
Wenn Du meinen Beitrag nochmal sorgfältig liest statt nur zu vermuten was ich geschrieben habe wird Dir ganz sicher folgendes auffallen:

Aus meinem Satz ergibt sich das Rassismus auf Annahmen beruht. Nicht das alle Annahmen über andere Rassismus sind. Daher basiert Dein Einwand auf einem unzulässigen Umkehrschluss und geht an meinem tatsächlichen Beitrag vorbei.

Dem Rest stimme ich so weit zu. Allerdings sehe ich da auch keinen Widerspruch zu meinen tatsächlichen Ausführungen.

Offline 1of3

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #58 am: 6.05.2017 | 08:51 »
Rassismus ist es, wenn Werturteile bezüglich der Rassen geäußert werden. Das heißt, wenn in höher- und minderwertig aufgeteilt wird.

Ja, das mit dem Äußern ist so eine Sache. Wenn Leute mit Kopftuch statitisch seltener den Zuschlag für eine Wohnung bekommen, wer äußert da eigentlich? - Irgendwie niemand. Wir müssen also sagen: Rassistisches Verhalten zeigt sich. Und wir werden dann feststellen, dass wir wahrscheinlich alle nicht ganz davon frei sind.


Zitat
Ich halte Fantasy sogar für sehr gut geeignet: Die meisten Menschen vermischen Schubladendenken mit Rassismus.
Wenn man Fantasy spielt, erkennt man relativ einfach, dass das zwei unterschiedliche Ansätze sind.

...

Ethnisch sind die Svellttaler-Orks Svellttaler und haben mehr mit den Svellttaler-Menschen gemeinsam als mit den orkländischen Orks. Biologisch sind die Svellttaler-Orks natürlich nach wie vor orkländische Orks.

Wir tun ja keinen Rassismus in Fantasy, um zu irgendeiner Begriffsbildung zu kommen. Wir tun gruppenbezogene Menschen-(?)-Feindlichkeit in Fantasy, um uns über das Verhalten und die Gefühlslagen in solchen Situationen klar zu werden. X-Men ist genau deshalb eine Parabel auf Rassismus, weil sich die Mehrheitsbevölkerung gegenüber den Mutanten verhält, wie es realiter gegen diskriminierte Gruppen geschieht.

Das ist jene literarische Technik, die Autoren schon immer verwendet haben, wenn sie die Handlung an fremde Orte und Zeiten verlegen oder nicht menschliche Protagonisten, wie etwa in der Fabel, einführen: Verfremdung, um auf aktuelle soziale Probleme hinzuweisen. Es ist daher vollständig irrelevant, welche biologischen Einstufungen Orks und Betrachter haben. Ebenso wenig wie wir uns diese Fragen bei Meister Pätz und Konsorten stellen.

Die Frage ist, ob die vorgestellten Figuren in der Erzählung als Menschen fungieren. Das hat Greifenklaue oben schon mal dargestellt, wenn die Splittermond-Autoren ihr "Ork-Äquivalent" zu Dämonen erklären. (Ich kenn Splittermond jetzt nicht.) Das hat dann andere literarische Funktion, also z.B. die Personifikation der menschlichen Triebe.

Chiungalla

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #59 am: 6.05.2017 | 09:06 »
Ja, das mit dem Äußern ist so eine Sache. Wenn Leute mit Kopftuch statitisch seltener den Zuschlag für eine Wohnung bekommen, wer äußert da eigentlich? - Irgendwie niemand. Wir müssen also sagen: Rassistisches Verhalten zeigt sich. Und wir werden dann feststellen, dass wir wahrscheinlich alle nicht ganz davon frei sind.

Guter Punkt.

Und natürlich sind wir alle nicht ganz frei davon. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass fast alle eine Veranlagung zur Fremdenfeindlichkeit besitzen. Die kann man durch Reflektion und bewusstes denken und handeln durchaus in den Griff bekommen. Aber sobald man halt das Bauchgefühl und die Intuition entscheiden lässt ist es nicht sehr unwahrscheinlich, dass sich diese Veranlagung doch wieder im kleinen oder großen manifestiert.

Online Maarzan

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #60 am: 6.05.2017 | 10:14 »
Ja, das mit dem Äußern ist so eine Sache. Wenn Leute mit Kopftuch statitisch seltener den Zuschlag für eine Wohnung bekommen, wer äußert da eigentlich? - Irgendwie niemand. Wir müssen also sagen: Rassistisches Verhalten zeigt sich. Und wir werden dann feststellen, dass wir wahrscheinlich alle nicht ganz davon frei sind.

Wenn es um Rassismus geht, dann aber kann nicht Ablehnung an sich die Definition darstellen, weil Ablehnung kann sich aus zahlosen berechtigten wie unberechtigten Quellen speisen.
In dem Sinne ist "Kopftuch" auch kein Rassismus, sondern die Ablehnung der dahinter stehenden Ideologie - genau wie die Ablehnung von Leuten, die Arian-pride-Aufnäher oder Hakenkreuze tragen. 
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Chiungalla

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #61 am: 6.05.2017 | 10:23 »
Es sollte ja mittlerweile deutlich geworden sein wie 1of3 und einige mehr das Wort Rassismus verwendet. Und es sollte ja nicht schwer fallen das entsprechend zu lesen. Und ich denke denen ist auch klar wie wir es verwenden und sie können diese transferleistung ebenfalls erbringen.

Ein sinnvoller Ansatz wäre vielleicht trotzdem Rassismus (im engeren Sinne, ieS) und Rassismus (im weitesten Sinne, iwS) zu verwenden, wenn wir uns schon nicht darauf einigen können den Rassismus iwS einfach als Fremdenfeindlichkeit zu bezeichnen.

Offline Runenstahl

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #62 am: 6.05.2017 | 10:28 »
Ein Video dem ich voll zustimmen kann:
https://www.youtube.com/watch?v=oJfbKj1vYsQ

Kurzform: Wir sind alle irgendwo Rassisten. Das ist normal. Rassismus ist kein binäres "Nazis / Engel" System sondern ein Spektrum.

Wenn man das erst einmal akzeptiert ist man schon ein gutes Stück weiter. Das gilt übrigens auch für die meisten anderen Themen. Oftmals konzentrieren wir uns auf die Extreme und vergessen dabei das der größte Teil des echten Lebens sich eher in den Grauzonen dazwischen abspielt.

Jetzt wieder zurück zum eigentlichen Thema ?
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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #63 am: 6.05.2017 | 10:29 »
Es sollte ja mittlerweile deutlich geworden sein wie 1of3 und einige mehr das Wort Rassismus verwendet. Und es sollte ja nicht schwer fallen das entsprechend zu lesen. Und ich denke denen ist auch klar wie wir es verwenden und sie können diese transferleistung ebenfalls erbringen.

Ein sinnvoller Ansatz wäre vielleicht trotzdem Rassismus (im engeren Sinne, ieS) und Rassismus (im weitesten Sinne, iwS) zu verwenden, wenn wir uns schon nicht darauf einigen können den Rassismus iwS einfach als Fremdenfeindlichkeit zu bezeichnen.

Ich würde das eher umgekehrt sehen. Wenn hat Fremdenfeindlichkeit Ähnlichkeit mit dem engeren Sinne, da sie auf nichts außer dem "Anders sein" beruht - und entsprechend unangemessen ist. 
Der "Rassismus" im  weiteren Sinne versucht nun aber alle Arten von Ablehnung unter diesen Schirm zu bringen und damit berechtigte Ablehnung zu diskreditieren.
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Chiungalla

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #64 am: 6.05.2017 | 10:34 »
Und warum lehnt man sie ab? Weil sie anders als man selber ist und man ihre Gedanken und Motivationen nicht versteht. Also weil sie einem fremd sind.
Und mir sind der deutsche Islamist oder Nazi sehr viel fremder als der arabische Humanist oder der Dalai Lama.

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #65 am: 6.05.2017 | 10:38 »
Und warum lehnt man sie ab? Weil sie anders als man selber ist und man ihre Gedanken und Motivationen nicht versteht. Also weil sie einem fremd sind.
Und mir sind der deutsche Islamist oder Nazi sehr viel fremder als der arabische Humanist oder der Dalai Lama.

Warum lehnt man sie ab? Aus unterschiedlichsten Gründen inkl. Konkurrenzsituationen und miesem Verhalten der "Fremden", aber eben nicht immer nur "anders sein".
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Offline Nero

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #66 am: 6.05.2017 | 10:41 »
das geht langsam zu sehr in echte Welt Richtung.

Was hast du hier erwartet ?
War doch klar das es wieder sinnfrei eskaliert.
Mach den Thread zu und versuch es woanders.

Offline Bildpunkt

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #67 am: 6.05.2017 | 10:49 »
Guter Punkt.

Und natürlich sind wir alle nicht ganz frei davon. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass fast alle eine Veranlagung zur Fremdenfeindlichkeit besitzen. Die kann man durch Reflektion und bewusstes denken und handeln durchaus in den Griff bekommen. Aber sobald man halt das Bauchgefühl und die Intuition entscheiden lässt ist es nicht sehr unwahrscheinlich, dass sich diese Veranlagung doch wieder im kleinen oder großen manifestiert.

Ja klar den eigenen Ethnozentrismus bzw Eurozentrismus ist ja per se angelegt, insb wenn man in ner kulturell homogenen Gegend aufgewachsen ist.  Als ich zB  aus dem behüteten Bayern hier in Berlin ankam und erst zur Zwischenmiete in Neukölln wohnte um die einzelnen Viertel zu erkunden bevor ich mich stadtteilmäßig festlegte dachte ich mir am gleichen Tag aufgrund einiger ganzverschleierter Frauen, hey vielleicht hat die CSU doch recht. Als dann die drei vollverschleierten Mädels die vor mir durch die Straßen gingen plötzlich anfingen im tiefsten Berlinerisch über irgendetwas abzulästern, hab ich mich vor mir selbst für meinen Alltagsrassismus zutiefst geschämt.

Und dann gibt es die politischen Zündler diese mehr oder weniger latenten Perspektiven verstärken und dann stark abgegrenzte In/Outgroups am jeweiligen Merkmal konstruieren mit dementsprechend positiv/negativer Konnotation (vgl aktuelle Religionszugehörigkeit durch AfD; oder dieser polnische nationalkonservative Politiker mit seinen "Radfahrern" und "Vegetarieren") und im schlimmsten Fall die Outgroup dann entmenschlicht ("Ungeziefer" etc) um sie nicht mehr als Menschen behandeln zu müssen (vgl. deutsche Geschichte 20 Jahrhundert).

On Topic:
Ich bin ein großer Fan von Low Magic Welten mit wenig anderen Rassen und intelligenten Monstern, denn nur bei biologischen Unterschieden zu Menschen die sich sehr massiv im Rollenspiel auswirken (was aber dann meist in der Weltbeschreibung nicht umgesetzt ist oder in der Spielweise der Spieler/innen nicht zu finden ist.) macht es Sinn mehreren Rassen anstelle von verschiedenen Kulturen einer Rasse (in dem Fall Mensch) zu implementieren.

zum Beispiel: Elfen und Vampire mit Ihrer Langlebigkeit: sollte fundamentale Auswirkungen auf die Psyche haben und damit Spielweise haben, auch signifikante Größenunterschiede sollten eine Rolle spielen, aber ob jetzt ein N/SC Ork 11 Intelligenz hat weil vorher noch -2 abgezogen wurden oder ein Mensch gleich 11 Intelligenz ohne Abzug ist eigentlich egal, höchstens auf gesellschaftlicher Ebene wenn zB eine sagen wir eine TRollnation mit Stärke +3 wahrscheinlich andere Bauwerke als Menschen- oder Halblingnationen (Geschicklichkeit +2) hervorbringt.
« Letzte Änderung: 6.05.2017 | 10:51 von Pixellance »
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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #68 am: 6.05.2017 | 10:58 »
@ Maarzan:
Mir fällt gerade auf, dass wir uns da missverstanden haben.

Unter Rassismus im engener Sinne verstehe ich die Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft oder Rasse/Population.
Unter Rassismus im weiteren Sinne zusätzlich die Diskriminierung aufgrund von Religionen, Ideologien, ...

Allerdings ist durchaus vieles tatsächlich Rassismus (iwS oder ieS) was nach Deiner Definition unter "Rassismus im weiteren Sinne" fallen würde. Wenn ich z.B. Menschen einer bestimmten Ethnie oder Religion deshalb schlechter behandel, weil ich da schlechte Vorerfahrungen habe oder Presse ein negatives Bild zeichnet, dann ist das rassistisch (ieS oder iwS).

Um mal den Bogen zum Rollenspiel zurück zu schlagen:
Bei Earthdawn lebt ein kleiner Teil der Trolle im Hochgebirge und bestreitet seinen Lebensunterhalt als Piraten. Viele andere leben im Flachland und sind produktivve Mitglieder der Gesellschaft. Behandel ist jetzt einen Troll den ich nicht kenne so als wäre er ein Pirat ist das rassistisch. Weil ich alleine aufgrund seiner Rasse eine annahme treffe die auf viele Mitglieder dieser Rasse gar nicht zutrifft. Ich verallgemeinere zu seinen Ungunsten. Wenn die Troll-Piraten mein Dorf plündern und die Dorfbewohner hinterher dem Troll im Dorf die Schuld geben... ist das rassistisch.

Und das lässt sich natürlich wunderbar auf unsere Welt übertragen, aber hier ist ja nicht der Speakers Corner.

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #69 am: 6.05.2017 | 11:05 »
Und wenn der Troll die Tracht genau dieser Luftpiraten trägt? Immer noch Rassismus?
Wenn die Ideoleogie/Religion Anlass zur Beanstandung gibt, ist es eben kein Rassismus sondern voll berechtigt.
Ist das Ablehnen von Neonazis (erkennbar z.B. als Skinhead mit "Blood and Honour"-Tshirt) rassistisch"?

Und wenn du dann mit so einem plumpen Denkknick ein "sozialpädagogisches" Rollenspiel aufziehst, verstärkst du Ablehnungsverhalten noch weiter.
Das Aufzeigen, dass es auch andere geben kann und ethnische Gruppen keine Monolithen sind wäre positiv.
Das Runterwürgen von PC in geschundene Kehlen wiederum wird weiteren Widerstand provozieren, wenn du z.B. den Spielern negative Sanktionen aufdrückst, weil sie z.B. so einen Piratentrachtträger ihres Dorfes verweisen.
Oder das Paladindilemma mit den Orkkindern.
« Letzte Änderung: 6.05.2017 | 11:11 von Maarzan »
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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #70 am: 6.05.2017 | 11:09 »

Ist das Ablehnen von Neonazis (erkennbar z.B. als Skinhead mit "Blood and Honour"-Tshirt) rassistisch"?

Ne, das ist mEn erste Bürgerpflicht, jedenfalls aus den Erfahrungen mit der Weimarer Republik.

PS zu Postedit: ach daher weht der wind...
« Letzte Änderung: 6.05.2017 | 11:15 von Pixellance »
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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #71 am: 6.05.2017 | 11:22 »
Ne, das ist mEn erste Bürgerpflicht, jedenfalls aus den Erfahrungen mit der Weimarer Republik.

Eben, so jemand hat sich mit der (hier und heute vor allem auch selbstgewählten) Zugehörigkeit zu so einer Unrechtsideologie und deren Leitsätzen jedes Bisschen Ablehnung voll verdient.
Und damit ist es auch völlig irrelevant, dass er blond, blauäugig und arischer Abstammung ist.

Wobei ich auch Verständnis für entsprechende Skepsis bei Leuten/in Gebieten habe in welchen sich z.B. die Nazis ausgetobt haben, denn in die Köpfe reinschauen kann man ja nicht und eine lebenserhaltende defensive Grundskepsis/vorsicht ist in unruhigeren Zeiten einfach Selbstschutz und vermutlich die natürliche Basis der in Maßen weit verbreiteten allgemeinen Zurückhaltung gegen Fremde - ungefähr wie mit der Scheu von Tieren gegenüber Menschen an sich.
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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #72 am: 6.05.2017 | 12:04 »
@ Maarzan:
Wenn wir hier anfangen konkrete Beispielen aus der realen Welt bis ins Detail durchzuanalysieren wird dieser Thread recht bald geschlossen und ins Archiv verschoben.
Deshalb formuliere ich meine Antwort mal sehr allgemein gehalten.

Zitat
Wenn die Ideoleogie/Religion Anlass zur Beanstandung gibt, ist es eben kein Rassismus sondern voll berechtigt.

Die Ideologie/Religion zu kritisieren ist natürlich kein Rassismus (iwS). Vorurteile gegenüber den Anhängern einer großen Religionsgemeinschaft sind aber fast immer rassistisch (iwS), weil diese Gruppen extrem binnendifferenziert sind und selten wirkliche Einigkeit über die Auslegung des Glaubens besteht. Bei kleineren und stärker ideologisch geprägten Gruppierungen ist diese Binnendifferenzierung sehr viel weniger ausgeprägt und Vorurteile deshalb viel häufiger richtig und berechtigt.

Bei dem Troll im Luftpiratenkostüm kommt es dann wieder sehr darauf an. Wie groß ist der Clan? Wie viele davon sind Piraten? u.s.w., aber es wäre natürlich menschlich (orkisch, ...) und verständlich auf den in der Situation rassistisch (iwS) zu reagieren und ihn in Sippenhaft zu nehmen.

Und ich bin kein großer Freund von PC und würde deshalb auch niemals versuchen sowas völlig verkrampft einzubauen. Mein Ansatz wäre dann eher das subtile Aufzeigen das Pauschalurteile manchmal daneben liegen.
« Letzte Änderung: 6.05.2017 | 12:20 von Chiungalla »

Pyromancer

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #73 am: 6.05.2017 | 12:13 »
Ne, das ist mEn erste Bürgerpflicht, jedenfalls aus den Erfahrungen mit der Weimarer Republik.

Der (vermeintliche oder echte) Nazi ist auch ein Mensch, und ihn auszugrenzen treibt ihn in die Arme von Extremisten.

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Re: Rassismus gegen erfundene Rassen.
« Antwort #74 am: 6.05.2017 | 12:14 »
Nebenbei, kurzer Semantik-Einwurf: Ist der reguläre Begriff für den hier so genannten "Rassismus-im-weiteren-Sinne" nicht eigentlich schlicht "Diskriminierung"?