Autor Thema: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen  (Gelesen 5461 mal)

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Offline Bad Horse

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #25 am: 7.03.2018 | 21:00 »
Ist eher chinesisch. Kann nur nicht sagen, welche Dynastie. Ist A Chinese Ghost Story inspiriert.

Chinesisch im Mittelalter heißt: Bürokratie, Bürokratie, Bürokratie. Da kann man versuchen, zuständige Leute zu bestechen, oder zu schauen, ob man nicht andere, freundlicher gewogene Leute als Zuständige zugewiesen bekommt ("Moooment. Bei diesem Zwischenfall war ein nicht-menschliches Wesen involviert, das heißt, dass die Ermittlungen auf jeden Fall ein Gelehrter durchführen muss.")

Oder man kann versuchen, die einzelnen Behörden gegeneinander auszuspielen ("Aber Lo Mei von der Feuerkontrollbehörde hat gesagt, er möchte nicht, dass der Zeuge ohne ihn befragt wird!" "Horsche mal, Lo Mei, ich glaube ja, der Inspektor will dich ausbooten!").  Oder ein Beamter könnte versuchen, die SCs für seine eigenen Zwecke einzuspannen.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #26 am: 8.03.2018 | 00:50 »
Im Moment klagt die Stadtwache an.
Was ist ein Göttersprecher?

Ehrlich die Zeugenaussage der Dirne scheint nicht der Mühe des Aufschreibens wert zu sein
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Offline Darkling

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #27 am: 8.03.2018 | 01:41 »
Ganz wichtig: Wie viele von der anklagenden Stadtwache sind Freier der Dirne (gewesen)?  ~;D
Bestechung kann ja auf mehrere Arten erfolgen. Oder muss es dann "Bestechung" heißen?
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Offline Quaint

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #28 am: 8.03.2018 | 06:43 »
Naja, so wie ich das kenne, ist Ansehen und Ehre und "Gesicht wahren" in der chinesischen Gesellschaft früher ziemlich wichtig gewesen. Da eine Dirne aber kaum den Vorstellungen von Anstand entspricht, dürfte deren Aussage vor einem offiziellen Gericht nicht so furchtbar viel wert sein. Wobei es da auch auf gesellschaftlichen Stand und Ansehen des beklagten SC ankommt, mitunter sind solch abenteuerliche Charaktere ja in der feinen Gesellschaft auch nicht gut gelitten, aber nicht unbedingt. Ich denke mit ein paar guten Proben auf soziale Werte, vielleicht ein paar Unkosten für "Geschenke" und einen anständigen "Anwalt" sollte man da ganz anständig rauskommen können. Wobei da auch ein bissle Mitdenken gefragt ist. Wenn man brühwarm erzählt, das Ei besessen zu haben, was ja schwer verboten ist, werden die einen wohl einknasten oder schlimmeres.

Disclaimer: Ich kenn mich mit China eigentlich nicht aus, bin aber ein kleiner Fan von Wuxia a la Tiger and Dragon und so Sachen wie Exalted, welches ja ganz stark Fantasy ist, in einigen Dingen aber wohl vom alten China inspiriert wurde.
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Offline TKarn

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #29 am: 8.03.2018 | 08:59 »
Was ist ein Göttersprecher?

Ein Art Priester.
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Offline Skyrock

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #30 am: 8.03.2018 | 09:12 »
Dirnen haben einen extrem niedrigen Stand im alten China. Eine Dirne zu sein war ein derartig massiver Makel, dass sogar die Verwandten der Dirne einen grünen Hut tragen mussten um den Rest der Welt vor Umgang mit ihnen zu warnen: https://randomwire.com/green-hat-a-no-no/

Die Aussage der Dirne ist de facto wertlos, und der einzige Grund für die Obrigkeit sie ernst zu nehmen wäre wenn sie sich als Vorwand für ihre eigenen Interessen nutzen ließe.
Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates - Mein Rollenspielblog

Ein freier Mensch muss es ertragen können, dass seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muss es sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
- Ludwig von Mises

Offline TKarn

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #31 am: 8.03.2018 | 12:21 »
Vielen Dank nochmal mit den Antworten.
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Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #32 am: 8.03.2018 | 12:25 »
Wie viele von der anklagenden Stadtwache
sind als Zeugen vor Gericht wieviel wert?
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
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Offline Greifenklause

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #33 am: 8.03.2018 | 12:43 »
Och, die sind schon einiges wert!
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Offline Tudor the Traveller

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #34 am: 8.03.2018 | 15:40 »

Nun, es sind Dirnen, die in einer einfachen Kneipe rumhängen
...

1. Die Dirne hat gerufen: "Er hat sie umgebracht."
2. Der Besitz des Eis führt zum Ausschluß aus dem Orden der Schattenmagier und dem Blockieren der magischen Kräfte. Die Magier regeln das im Normalfall unter sich. (Doch keiner der Charaktere ist Schattenmagier).

Du hast alle Möglichkeiten offen, da es Fantasy ist. Aus meiner Sicht ist wesentlich, dass die Reaktion der  Offiziellen bzw. des Reiches dem Flair und den bisherigen Eindrücken im Spiel entspricht. Ich sehe da keine zwingenden Automatismen.

Nur weil eine wahrscheinlich angetrunkene Dirne in einer billigen Kneipe was von "umbringen" faselt , muss noch nicht einmal eine Reaktion der Stadtwache erfolgen. Streit und wilden Beschuldigungen dürften da normal sein...

Gut, dann findet irgendwann irgendwer die Tote. Kommt es überhaupt zur offiziellen Anzeige? Oder hat derjenige ein Interesse daran, offizielle Untersuchungen zu vermeiden? In dem Milieu nicht unwahrscheinlich.
Die Tote wurde von einem Monster getötet, jedenfalls sind die Wunden nicht von einer Waffe. Ein Monster?! Hier? Oh bitte... Vielleicht ein tollwütiger Hund, ja das wäre möglich.

Und wer sagt, dass es nicht  die Dirne war, die nun die Schuld dem armen Seemann zuschicken will? Jeder weiß, Dass Dirnen unehrlich sind. Wahrscheinlich haben die Dirnen gestritten und dann ist es eskaliert...

Vielleicht ist der Ermittlungsbeamte auch nicht sehr bemüht in diesem Dreckloch von Kneipe zu ermitteln und nimmt die bequemste Erklärung, die möglichst keine Arbeit macht.

Außerdem sind doch eh die Magier zuständig. Die haben aber auch besseres zu tun als sich mit Dirnen und Seeleute zu zanken. Also wird das Verfahren wegen Mangel an Beweisen eingestellt.

Und überhaupt ist der doch mit einem angesehenen Priester unterwegs. So einer würde doch nicht...

Sooo viele Varianten, die nicht gegen den Char laufen ;-)
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Offline Torsten (Donnerhaus)

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #35 am: 29.03.2018 | 12:24 »
Da ist also ein Ei mit einem Monster drin und der Besitz solcher Eier ist verboten...

Da wird es doch bereits spannend. Wer war denn nun der Besitzer des Eis, als es hinunter fiel? Besitz ≠ Eigentum. Eigentümer ist der dessen Hab und Gut verwaltet wurde. Besitzer waren die anderen SCs, bis die Dirnen es gestohlen haben. Damit waren aber die Dirnen die Besitzer des Eis, wenn auch unrechtmäßig. Kinderpornographie und Falschgeld sind auch dann strafbar, wenn man sie gestohlen hat, weil man sie besitzt.
Wenn der Richter also der Version der SCs glauben sollte ist die überlebende Dirne sowohl eine Diebin, als auch für den Tod ihrer Kollegin und für die Freisetzung des Eis verantwortlich. Dazu kommt das die Dirnen, wenn das Gericht den Diebstahl glaubt, sich die Frage gefallen lassen müssen ob sie nicht sogar sehr genau wussten was sie da stahlen. Wer nimmt schon einfach so ein Steinei mit? Das ist jetzt nichts was direkt als wertvoll erscheint.

In fast allen Varianten stehen die Dirnen recht schlecht da. Also zumindest die Überlebende. Es ist schließlich eher unwahrscheinlich, dass sie einen guten Leumund hat. Gut möglich das sie bereits dutzendfach verwarnt wurde, eventuell sogar bereits aus der Stadt verbannt wurde. Historisch war das keine Seltenheit, nur hieß das noch lange nicht das Leute tatsächlich verschwanden, weil Recht und Durchsetzbarkeit, Theorie und Wirklichkeit, Wunsch und Machbarkeit ein ganzer Schrank voll verschiedener Schuhpaare waren.

Ach und wenn es eine Fantasywelt ist: Gibt es Magie? Es gibt ja schonmal magische Monster. Was ist mit magischen Ermittlungsmethoden? Wahrheitszauber, oder eventuelles Kreuzverhör der Getöteten?
« Letzte Änderung: 29.03.2018 | 12:37 von Rattazustra »

Offline felixs

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Re: Mittelalterliche Gerichtsverhandlungen
« Antwort #36 am: 2.04.2018 | 14:07 »
Dirnen haben einen extrem niedrigen Stand im alten China. Eine Dirne zu sein war ein derartig massiver Makel, dass sogar die Verwandten der Dirne einen grünen Hut tragen mussten um den Rest der Welt vor Umgang mit ihnen zu warnen: https://randomwire.com/green-hat-a-no-no/

Das ist sehr zweifelhaft.
Hier gibt es die anderen möglichen Versionen https://baike.baidu.com/item/%E6%88%B4%E7%BB%BF%E5%B8%BD%E5%AD%90
Vernünftige Belege gibt es für nichts davon. Das sind letztlich alles volksetymologische Versuche, eine Redensart irgendwie zu begrün(d)en.

Das mit dem niedrigen sozialen Stand von Prostituierten ist zwar grundsätzlich nicht falsch, schwankt aber je nach Zeit sehr stark. Es gibt in diesem Sinne kein "altes China". Während der Tang-Zeit beispielsweise ist Prostitution grundsätzlich kein Problem gewesen, wurde aber von einigen konfuzianischen Gelehrten und auch von buddhistischen Klerikern angegriffen. Es gab dann gelegentlich (meist wirkungslose) Verbote einiger Ausprägungen. In der Song-Zeit gibt es dann eine gut dokumentierte städtische Boheme, für die Prostitution selbstverständlich dazugehört. Zumindest die "besseren" Prostituierten haben dann geradezu den Status von lokalen Berühmtheiten mit entsprechendem Kult und Wertschätzung. Wobei natürlich immer ein bißchen Anrüchigkeit bleibt. Ab der Ming-Zeit (und durchaus auch beginnend in der Mongolen-Zeit, also der Yuan-Zeit) werden dann immer strengere Sittlichkeiten auch in Gesetzten geregelt. Allerdings auch mit starken Schwankungen, vor allem was die Praxis angeht.

Prostituierte waren allerdings nicht selten durch Schuldknechtschaft oder Sklaverei an den Bordellbesitzer gebunden. Was das konkret bedeutet, ist in der chinesischen Rechtstheorie und -Praxis sehr unterschiedlich behandelt worden. Es gibt auch große lokale Unterschiede. In der Praxis hat das aber auch selten juristischer Klärung bedurft, weil die Bordellbetreiber ihre "Rechte" selbst durchgesetzt haben. Zumindest Körperverletzung oder gar Tötung wäre aber in der Regel strafbar gewesen.

Übrigens ist auch die Idee, dass China immer viel Bürokratie bedeutete zwar nicht grundsätzlich falsch, aber auch sehr von Regionalitäten abhängig. Gerade in Grenzgebieten war oft eine beschleunigte und härtere Findung und Durchsetzung von Urteilen möglich. Theoretisch wäre bei den harten Strafen (also Todesurteile unterschiedlicher Grausamkeitsgrade) eine Berufung meist möglich gewesen. Ob das tatsächlich durchsetzbar war, hing stark von den Umständen ab.
Interessant ist in dem Zusammenhang aber, dass es fast immer (theoretisch) für fast jeden möglich war, sich per Petition direkt an den Kaiser zu wenden. Natürlich ist das in der Praxis durch Reglementierung und auch durch Korruption stark eingeschränkt worden, aber die Vorstellung dieser grundsätzlichen Möglichkeit direkter Gerechtigkeit dürfte für das chinesische Rechtsverständnis prägend sein.
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