Moin,
ich komme aus dem Rollenspielbereich und bin über den Ravnica-Settingband wieder auf MtG und Ravnica aufmerksam gemacht worden. Zuvor hatte ich nie gewusst und verstanden, dass Magic auch Metaplot und feste Settings hat.
Kurz möchte ich meine Erfahrungen schildern:
Ich bin in MtG mit den beiden Ravnica-Editionen eingestiegen und habe beim Ravnicas Treue Prerelease in einem Magic-Laden mitgemacht. Dort waren der Ravnica-Metaplot und das PnP-Buch kein Thema. Ich hatte sogar das Gefühl udn das verstärkt sich mit der Zeit, dass Ravnica bei vielen Spielern nicht ganz so beliebt ist, weil sie sich mit den Gilden in Farbkombinationen gedrängt fühlen. Dementsprechend sprengen viele Turnierdecks bewusst den festen Gildenrahmen.
Die Hoffnung, dass viele MtG-Spieler durch Ravnica zum Rollenspiel wechseln, würde ich nach meinen Erfahrungen in der MtG-Szene und im Rollenspielladen als eher gering einschätzen. Klar gibt es Schnittmengen, aber es gibt doch auch wesendliche Unterschiede. Und als Magic-Spieler finde ich Magic auch nicht wirklich im Ravnica Campaign Setting wieder. Aber dazu jetzt mehr:
Der Ravnica-Settingband beschreibt Ravnica als Stadtplaneten. Ausgeklammert werden regeltechnisch alles weas mit den Planeswalkern zu tun hat und damit auch viele der aktuellen (neuen) Gildenführern. Dabei verweistd er Band in der Introfiction selbst auf Jace Beleren den Lebenden Gildpakt und welche Probleme und Spannungen dadurch entstehen oder zu entstehen drohen, dass er so viel unterwegs ist. (Als Planeswalker wandelt er durch die Ebenen). Mein Gefühl vom aktuellen Ravnica-Metaplot ist (basierend auf den Karten und den online gestellten Geschichten), dass es sehr wohl derzeit stark um Planeswalker geht. Namendlich: Kaya, die neue Orzhov-Gildenführerin, die Gorgone Vraska (Golgari-Führerin), den dämonischen Drachen Nicol Bolas der sich an Ravnicas Gilden wandte und diese versucht gegeneinander auszuspielen um in der Welt einzufallen und sie zu übernehmen.
All das blendet der Campaign-Band schlichtweg aus, indem er Ravnica bewusst auf die gigantische Stadt reduziert, deren Bewohner eben keine Ahnung von anderen Ebenen haben.
Hinzu kommt dann, dass man die Gilden (und ihre zugeordneten Farben) einfach in das normale Magiesystem von D&D überträgt. Dies geschieht durch Zauberlisten für die einzelnen Gilden, die teils sehr generisch wirken. Hier finde ich es schade, dass der Ansatz der Farbmagie aus MtG nicht übernommen wurde.
Das führt folgend dazu, dass man als MtG-Altspieler zwar das Setting auf einem für D&D-Verhältnisse eher antiquarischen Stand (derzeit ist ja eher Mode altes Zeug zu recyclen und in das FR-Setting der 5.ten Edition hinein zu übetragen, bzw.retconnen. Beispiel: Saltmarsh in FR; Rückgängigmachung der Folgen der Magieseuche) präsentiert bekommt, aber das eigentliche Markenzeichen von Magic: Farbmagie und Zauberer die Kreaturen beschwören und Zauber wirken, eben nicht wiederfindet.
Alles in allem gefällt mir persönlich der Ravnica-Band ganz gut. Obiges sollte man einfach bei allen Diskussionen bedenken: Es sind für mich Anteile, die eindeutig fehlen und viel des Konfliktpotentials von Ravnica eben darauf reduzieren, dass es diese farbenfrohen Gilden gibt. Gleichzeitig erhöht es meienr Einschtzung nach nicht so sehr die Attraktivität von D&D für Magic-Altspieler.
Das alles ist meine subjektive Sicht. Die Planeswalker mögen in früheren Ravnica-MtG-Editionen nicht so bedeutend gewesen zu sein (das Labyrinth z.B.), daher mag meine Wahrnehmung vom Gesamtpaket Ravnica+Planeswalker+Farbmagie täuschen. Das heißt nicht, dass ich den Ravnica-Band ablehnen würde. Er ist einfach ein Ausschnitt aus der Welt, vergleichbar mit einem spezialisierten FR-Städteband. Die Enthaltenen Plothooks sind nicht unbedingt zahlreich, dabei fällt der Band ins Mittelfeld der derzeit üblichen D&D 5-Publikationen.
Aber, ich kann auf Grundlage dieses Bandes, andere Dinge und Settings basteln. Nichts hindert mich daran, das Fraktionssystem für Sigil zu nutzen, die Hinweise wie man Gildenangehörige spielt, die Karten von Stadtteilen und die neuen Charakteroptionen (Glühsporenschamanen, Zentauren, Minotauren, Veldalken etc.).
Isrt Ravnica das bessere Sigil? Nein. es ist ein eigenständiges Setting. Ein Band, der versucht eine Schnittmenge zu erzeugen. Ein Band, der generische Aspekte enthält, mit denen ich aber Sigil für die 5te Edition bauen könnte.
Zum Abschluss: Was ist Planescape für mich?
Den Foren und meiner eigenen Lektüre nach fällt ganz oft als allererstes, dass Sigil eine Stadt der Tore ist. Das verweist auf das Ebenenreisen. Dann werden die Lady of Pain und die anderen Fraktionen sowie die Kosmologie erwähnt. Aber Planescape ist für mich DAS Ebenenreisen_Setting D&Ds. Deshalb würde ich es als nicht Planescape-Altfan aus diesen Gründen kaufen. Wenn es noch multiplanar aktive Fraktionen hat, ist das eine superergänzung, ich lasse mich gerne überraschen!
Persönlich kenne ich keinen aktiven Spieler. Und niemanden, der es jemals sehr aktiv spielte. Bis auf das PC-Spiel.
Ich verstehe den Aufschrei von Altfans, die sich eine Konversion von Planescape gewünscht hätten. Ich verstehe es wirklich. Das Ravnica Campaign Setting ist die Lösung eines Kompromisses: Verfügbares Settingmaterial und Illustrationen, eine gigantische Stadt, Fraktionen, Aussicht auf Crossover zu DEM erfolgreichen Markenprodukt vonn WotC. Und deshalb sollte man zwischen den Zeilen lesen und eben das aus dem Band herausznehmen, was man für SEIN eigenes Sigil braucht.
Mal ehrlich, die andere alternative die WotC derzeit sehr aktiv pflegt, wäre es gewesen, eine große Sigil-Abenteueranthologie zusammenzukonvertieren oder einen Abenteuerband zu schreiben und dieses in die FR zu verpflanzen. Einen Planescape-Abenteuerband (3-4 alte Abenteuer konvertiert und lose verknüpft) und dazu dann sagen wir mal 15 Seiten allgemein zu Optionen von Ebenenreisen und Fraktionen. Das hätte genauso großen Frust erzeugt. - Etwas Anderes erwarte ich (leider) von WotC gar nicht mehr.
Fände ich persönlich aber einen viel bescheideneren Move.