Autor Thema: Nicht Dein Tag, oder:HTR - Einsätze und Fahndungsdruck  (Gelesen 6943 mal)

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Re: Nicht Dein Tag, oder:HTR - Einsätze und Fahndungsdruck
« Antwort #25 am: 14.08.2018 | 00:48 »

(das Folgende kommt möglicherweise kritischer rüber, als es gemeint ist)
Nee, alles gut. Das ist genau die Art von Kritik, die ich mir wünsche. Konstruktiv und mit zahlreichen guten Vorschlägen. Ich antworte noch im einzelnen.

Darius,  YY hat meine Position zu diesem Thema recht gut dargestellt,  bzw. ich teile sie, also ist meine Antwort auf seinen Post +1.

Ich baue hier quasi öffentlich an einer Handlungsmaschine, oder besser,  an einer Serie von ineinander greifenden Prozessen, von der die Spieler im besten Fall nicht unbedingt etwas mitbekommen. Mir ist dabei wichtig, dass sie so komplex wie nötig,  aber im Spiel so elegant wie möglich sind. Mir ist durchaus bewusst,  dass es viele Spieler gibt,  die mir sagen,  sie brauchen es nicht. In der Vergangenheit habe ich jedoch erlebt, dass das Fehlen solcher Strukturen oft zu Handwedeln bzw. Rulings on the Spot geführt haben,  die mich manchmal unbefriedigt zurück gelassen haben,  besonders als Sl.

Wenn Du also Input hast, der dem Ansinnen dient,  nur her damit,  ich würde mich sehr freuen.
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Re: Nicht Dein Tag, oder:HTR - Einsätze und Fahndungsdruck
« Antwort #26 am: 14.08.2018 | 23:01 »
Hmm....finde ich komisch, hauptsächlich aufgrund des relativ großen Abstraktionsgrades.

Wie würdest Du das abbilden? Wenn überhaupt?

Ansonsten: Stufe Blau ist vermutlich nicht als Standard vorgesehen. Das sind und sollten Momente sein, die Runner ausnutzen können,  wie z.B. Grippe -Epidemien, Weihnachtsfeiern, Fehlplanung (man sollte glauben,  dass Mitarbeiter im mittleren Management die Grundrechenarten beherrschen, und
Personal gut verteilen,  aber dann wiederum...), faule Schichten,  das Urban Brawl - Spiel... Irgendwann fällt es dann auf oder das Problem wird einkalkuliert oder kompensiert usw.

Die Ausgabe von besserer Ausrüstung finde ich eine gute Idee,  die werde ich versuchen,  mit einzuflechten. Ansonsten war (was ich der Vereinfachung der Darstellung wegen verkürzt wiedergab) mit mehr Personal nicht nur mehr Wachleute,  sondern auch mehr Spezialisten wie Magier, Decker und Rigger gemeint,  die dann (zumindest in meiner Vorstellung)  gebundene Geister, Drohnen, etc. im Schlepptau haben. Da im Voraus alles festzulegen,  macht dann das System etwas untauglicher als Schablone für verschiedene Situationen, aber ich bin da auch mit mir am Hadern,  ob zuerst ein sehr umfassendes Bild gezeichnet werden sollte,  dass man dann zurück stutzt,  oder von vornherein einen gefühlten Mittelweg anstrebt.

Was ich bei dem Modell bisher unberücksichtigt gelassen habe,  ist die Art und Wichtigkeit des Ortes. Man könnte das alte System aus dem Corporate Security der 3.Edition nehmen und einzelnen Einrichtungen unterschiedliche Sucherheits - und Alarmstufen zuweisen. Aztech wird auf einen Angriff auf sein regionales StufferShack-Warenlager anders reagieren als auf einen Run gegen eine Forschungseinrichtung,  in der Blutmagie betrieben wird. Im ersten Fall drückt bei Rotem Alarm irgendjemand von den Wachleuten den Knopf, und betet,  dass das HTR -Team rechtzeitig da ist. Im zweiten Fall werden wie von Dir beschrieben, komplexe Nullzonenstrategien gefahren,  bei denen dann auch alle Schweinereien zum Einsatz kommen, die sonst noch vorhanden sind.

Bei der Erhöhung der Alarmstufe dachte ich mir,  dass jeder Patzer bei der Vorbereitung/Beinarbeit schon eine Erhöhung bewirken kann,  während während des Runs bestimmte Fehlschläge reichen (z.B. Wenn man sich an Kameras vorbei schleichen will,  ein Wachmann sich nicht völlig uebertoelpelt werden kann,  etc)
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Re: Nicht Dein Tag, oder:HTR - Einsätze und Fahndungsdruck
« Antwort #27 am: 14.08.2018 | 23:52 »
Wie würdest Du das abbilden? Wenn überhaupt?

Ich bin mit Handwedeln recht zufrieden (zumindest wenn ich selbst leite  :P ;D), von daher bin ich da nicht der beste Ansprechpartner - die eigentliche Antwort gibt es aber ganz unten.

Ansonsten war (was ich der Vereinfachung der Darstellung wegen verkürzt wiedergab) mit mehr Personal nicht nur mehr Wachleute,  sondern auch mehr Spezialisten wie Magier, Decker und Rigger gemeint,  die dann (zumindest in meiner Vorstellung)  gebundene Geister, Drohnen, etc. im Schlepptau haben.

Gerade in Sachen Magier kommt es mMn schwer darauf an, wie man das Setting sieht. Was die Verbreitung von Vollmagiern angeht, gibt es ja heiße Diskussionen ;)
Ich halte es i.d.R. so, dass nur in schwer gesicherten Anlagen Magier ständig vor Ort sind. Alle anderen müssen sich damit begnügen, dass es eine regionale Magierbereitschaft gibt und die auf Abruf astral anrücken und Geister schmeißen.
Gilt für den öffentlichen Sektor genauso.

Da Sicherheit grundsätzlich auf Kante genäht ist, wird es wohl eher kein reguläres Personal geben, das irgendwo in Bereitschaft gehalten wird und zur Verstärkung anrücken kann.
Sprich: Wenn man lokale Verstärkung braucht, ist die zeitlich begrenzt und muss irgendwoher aus der Substanz genommen werden...da braucht es also relativ starke Anreize und meistens wird man lieber direkt Teile des HTR hinstellen - die sind ja für solche Fälle da und selbst wenn es niedrigschwelliger Kram ist, sind sie wahrscheinlich das einzige "echte" Bereitschaftspotential.


Man könnte das alte System aus dem Corporate Security der 3.Edition nehmen und einzelnen Einrichtungen unterschiedliche Sucherheits - und Alarmstufen zuweisen. Aztech wird auf einen Angriff auf sein regionales StufferShack-Warenlager anders reagieren als auf einen Run gegen eine Forschungseinrichtung,  in der Blutmagie betrieben wird.

Auf jeden Fall. Da sind die verfügbaren Maßnahmen andere und bei großen Unterschieden in der Wichtigkeit bzw. Sicherheitsstufe führt ein und der selbe Auslöser auch zu anderen Reaktionen.

Und was gerne vergessen wird: Große Anlagen haben ebenfalls unterschiedliche Sicherheitsbereiche. Da wird nicht schon am (ersten) Zaun alles aufgefahren, was nur geht - schließlich soll da drin noch jemand arbeiten (und je nach Einrichtung auch wohnen) können und man will nicht fünf mal die Nacht wegen irgendeinem Kaninchen auf der Grünfläche den Geschützturm knattern lassen...
Das wird abgestuft gemacht und nur die eigentlichen Hochsicherheitsbereiche werden wirklich massiv geschützt und kontrolliert.


Bei der Erhöhung der Alarmstufe dachte ich mir,  dass jeder Patzer bei der Vorbereitung/Beinarbeit schon eine Erhöhung bewirken kann,  während während des Runs bestimmte Fehlschläge reichen (z.B. Wenn man sich an Kameras vorbei schleichen will,  ein Wachmann sich nicht völlig uebertoelpelt werden kann,  etc)

:d

Das würde ich auch recht deutlich unterscheiden. Im Vorfeld kann man zwar schon einiges falsch machen, aber über ein bestimmtes Reaktionsniveau kommt man da nur bei massivsten Fehlern oder einem Maulwurf im Team hinaus.
Andersrum sind während des Runs auch schon kleinere Fehler ggf. Anlass zu massiven Reaktionen.


Damit zur Frage von oben:
Ich würde das am Ehesten mit einer Vielzahl von Würfeltabellen machen, die nach Konzern, Sicherheits- und Alarmstufe sowie Legwork und eigentlichem Run unterscheiden.
Braucht natürlich etwas Feintuning, aber damit hat man dann zumindest den Rahmen abgesteckt, in dem das Ganze abläuft und kann andererseits Versäumnisse und Fehler der Sicherheitsleute sowie den allgemeinen Chaosfaktor solcher Situationen ganz gut reinbringen, ohne immer unbewusst auf die selben Sachen zurückzufallen.
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Re: Nicht Dein Tag, oder:HTR - Einsätze und Fahndungsdruck
« Antwort #28 am: 15.08.2018 | 11:06 »

Gerade in Sachen Magier kommt es mMn schwer darauf an, wie man das Setting sieht. Was die Verbreitung von Vollmagiern angeht, gibt es ja heiße Diskussionen ;)
Ich halte es i.d.R. so, dass nur in schwer gesicherten Anlagen Magier ständig vor Ort sind. Alle anderen müssen sich damit begnügen, dass es eine regionale Magierbereitschaft gibt und die auf Abruf astral anrücken und Geister schmeißen.
Gilt für den öffentlichen Sektor genauso.
Im Verbotene Künste war, so glaube ich,  eine Aufschlüsselung,  wieviele von welchen Erwachten anteilig in der Bevölkerung,  in 10000 Mann- Blöcken,  zu finden sind. Also hat man da schon einen Anhaltspunkt. Ansonsten sehe das ähnlich. Es müssten jedoch eigentlich viel mehr Aspektzauberer als Vollzauberer vorkommen.
 
Ansonsten lass ich das mal sacken,  ich werde versuchen, möglichst wenige,  dafür umfangreiche Tabellen zu bauen.

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Re: Nicht Dein Tag, oder:HTR - Einsätze und Fahndungsdruck
« Antwort #29 am: 15.08.2018 | 12:43 »
Im Verbotene Künste war, so glaube ich,  eine Aufschlüsselung,  wieviele von welchen Erwachten anteilig in der Bevölkerung,  in 10000 Mann- Blöcken,  zu finden sind. Also hat man da schon einen Anhaltspunkt.

Das setzt doch bestimmt wie ältere Angaben auch genau an der Stelle aus, so dass man sich das immer noch beliebig zurechtbiegen kann/muss. Weil man nicht weiß, wie die Magiestufenverteilung ist, welcher Anteil gar nicht entdeckt und/oder formell ausgebildet wird und vor Allem was die starken Vollmagier (Magie 4+) dann in der Praxis so treiben.
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Re: Nicht Dein Tag, oder:HTR - Einsätze und Fahndungsdruck
« Antwort #30 am: 16.08.2018 | 00:01 »
Das setzt doch bestimmt wie ältere Angaben auch genau an der Stelle aus, so dass man sich das immer noch beliebig zurechtbiegen kann/muss. Weil man nicht weiß, wie die Magiestufenverteilung ist, welcher Anteil gar nicht entdeckt und/oder formell ausgebildet wird und vor Allem was die starken Vollmagier (Magie 4+) dann in der Praxis so treiben.
Ich fürchte,  ja.Was man noch zur groben Abschätzung noch verwenden kann,  sind die soziologischen Städtedaten (also Metamenschen-Anteil,  Schulabschluss etc.), aber das war es dann.

Eine Abhilfe könnte ein Aufbau wie bei (A)D&D der älteren Editionen sein,  in der (zumindest grob) der Aufbau von sozialen Gruppen in den Einträgen für Monster aufgeführt waren. zum Beispiel so:

Ganger
(Stats)
Anzahl: Kleine (3W6), Mittelgroße ((4W6+6)x2), oder Große (5W6x10) Gang.
Pro Gang gibt es zusätzlich 1 Gangboss,  pro 10 Ganger 1 Gangveteran als Unteranfuehrer. Pro 20 angefangenen Gangern erhaelt die Gang  zusätzlich  einen Hacker oder einen Zauberer (50% Chance für Beides). Hacker sind bei einer 1 auf dem W6 Technomancer (W6: 1-3: Wandlungsgrad,  4-6 kein Wandlungsgrad) Zauberer sind (W6) 1-3 Hexer,  4-5 Beschwoerer,  6 Vollzauberer ; mit (W6) 1-3 Initiatengraden,  4-6 nicht initiert.
Ich überlege da ernsthaft,  was draus zu machen. Aber das spare ich mir erstmal noch auf und käme in einen anderen Faden.
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Re: Nicht Dein Tag, oder:HTR - Einsätze und Fahndungsdruck
« Antwort #31 am: 16.08.2018 | 23:01 »
Kommen wir zum letzten Baustein, dem Fahndungsdruck. Da bin ich noch etwas ratlos. Ich stelle mir zum einen eine Checkliste vor,  die der Sl durchgehen kann: Sind Spuren bei der Vorbereitung und auf dem Run hinterlassen worden? Werden Connections mit reingezogen,  verraten sie die SC, werden sie zur Vergeltung hingerichtet? Ist Material für ein Ritual vorhanden? Gibt es Datenspuren, denen Hacker folgen können? Wie sah es mit SIN - Kontrollen aus,  in welchem Gebiet haben sich die Charaktere aufgehalten (also,  wenn wir davon ausgehen,  dass man in einem AAA-Gebiet quasi gar nicht anders kann,  als irgendwas an Spuren zu produzieren, auch wenn man nur auskundschaftet).
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Re: Nicht Dein Tag, oder:HTR - Einsätze und Fahndungsdruck
« Antwort #32 am: 17.08.2018 | 00:34 »
Zum Einstieg zwei steile Behauptungen:

a) Niemand will Forensiksimulator 2050 spielen. Erst recht nicht in der Ausbaustufe "Mission Impossible 2050" mit detaillierter Verwaltung von SINs, zugehörigen Gesichtsmasken, falschen Fingerabdrücken, Retina-Kontaktlinsen und DNA-Scramblern. 

b) Niemand hat Bock drauf, sich mit einer stetig größer werdenden Zahl von Zielfahndern u.Ä. herumzuplagen und kein SL will das verwalten. Erst recht nicht parallel für mehrere Akteure.


Glücklicherweise hat SR einen Haufen relativ gute Ausreden, um sich hier aus der Affäre zu ziehen.
Zum Einen ist die Polizei bekanntermaßen privatisiert und nicht mehr für alle da, sondern nur für die zahlende Kundschaft. Daraus ergibt sich relativ zwingend, dass Prävention und Intervention strukturell die absolute Priorität gegenüber der Strafverfolgung haben.
Lone Star hat also kleinere Ermittlungsabteilungen als zeitgenössische Polizei, die entsprechend noch überforderter sind und sich auf die Fälle konzentrieren werden, die sie wahrscheinlich zeitnah lösen können (Buchtipp: "Homicide: A Year on the Killing Streets" von David Simon).

Außerdem wird Lone Star (oder jeder andere Dienstleister) mehr oder weniger alles daran setzen, Aufträge zu behalten - speziell die öffentlichen. Es gibt also noch viel größere Anreize als für "echte", rechtsstaatliche Polizei, die Zahlen schönzulügen oder gar aktiv zu manipulieren, nicht nur am Ende in der Statistik, sondern auch schon da, wo sie entstehen.

Ermittlung ist mühsam, aufwendig, teuer - und oft genug kommt dann doch nichts dabei raus, weil der Täter vielleicht sogar ermittelt werden kann, aber nicht greifbar ist (dazu später mehr). Oder am Ende aus verschiedenen Gründen nicht in tauglicher Weise verurteilt wird.
Für den privaten Polizeidienstleister ist es daher wesentlich einfacher, ungeklärte Verbrechen kurzerhand einem geeigneten Kandidaten anzuhängen; man sitzt dahingehend ja nicht nur an der Quelle, man ist die Quelle - und bei SIN-losen, sprich Leuten ohne Bürgerrechte, interessiert das ohnehin keinen.
Das ist zwar oft gut für Runner, die tatsächlich schuldig sind und sich verkrümelt haben, aber kann zu einem gigantischen Nachteil werden, wenn der Star einen Runner aufgreift und schnallt, wen sie da an der Angel haben...


Damit zur eigentlichen Fahndung:
Ja, es entstehen immer Spuren, die oft genug auch gesichert werden können.
Die Mehrzahl ist allerdings uninteressant, weil sich ein Runner von der Spurenquelle trennen wird - elektronische und ballistische Spuren sind nur dann hilfreich, wenn der Runner in flagranti erwischt wird. Im Nachgang sind sie irrelevant, weil der Runner Komlinks, SIN, Waffen usw. längst in irgendeiner Form entsorgt hat.

Bleiben also "nur" einige biometrische Sachen, die wahrscheinlich nicht ausreichend verlässlich verfälscht werden können; vorrangig betrifft das DNA.
Wer lange genug in den Schatten unterwegs ist, muss davon ausgehen, dass alle Gegenseiten mit den entsprechenden Fähigkeiten und dem Willen (also z.B. nicht die Organisierte Kriminalität) DNA-Material gesichert haben und ihm darüber vieles nachweisen können.

Für die Konzerne ist das insofern relativ egal, weil sie auf ihrem Gebiet mit einem Runner sowieso tun und lassen können, was sie wollen und umgekehrt im öffentlichen Raum nichts zu melden haben und dort sowieso illegal vorgehen. Unterm Strich können sie mehrere Straftaten dem selben Täter zuordnen, aber ermitteln müssen sie den Täter auf anderem Wege, weil der zugehörige Gencode ja über die Straftaten hinaus nicht in ihren Datenbanken liegt. Höchstens kann damit die Identität des Täters bestätigt werden, wenn man ihn aufgespürt hat.
Außerdem haben die Konzerne über die unmittelbare Intervention hinaus keine starken Anreize, Runner aufzuspüren und zur Rechenschaft zu ziehen (ist anderswo hier im Board schon mehrfach angeklungen, lasse ich hier einfach mal damit bewenden).

Der Star hat den scheinbaren Vorteil, dass ein Runner möglicherweise irgendwann einmal wegen kleinerer Delikte in Erscheinung getreten ist und umfassend erkennungsdienstlich behandelt wurde. Damit lässt sich das Genprofil zwar zuordnen, aber der Runner lebt ja gerade nicht unter seiner "kriminellen" SIN, sondern unter falscher Identität. Sofern er also nicht erneut aufgegriffen und komplett durchleuchtet wird, ist er relativ sicher - auch was die Kontrolle biometrischer Merkmale abseits von DNA angeht (das ist ja RAW alles technisch längst gelöst).
Selbst DNA-Kontrollen lassen sich mit passender Vorbereitung überwinden, wenn man die Form der Prüfung genau kennt.
Nur ungeplant wird das einem Runner ggf. zum Verhängnis.

Letztlich bleibt sowohl dem Star als auch den Konzernen nur der klassische Weg über HUMINT, für letztere nur verdeckt, für ersteren je nach Gebiet sowohl offen als auch verdeckt. Damit ist man dann genau bei der Frage, ob man dem Runner über Connections und sonstiges auf die Spur kommt und wie hoch der zugehörige Kollateralschaden ist (je nachdem, wie scharf man auf den Runner ist).
Das hängt hauptsächlich davon ab, wie sehr der Runner bzw. die Gruppe beim Legwork in Erscheinung getreten ist, weil davon abhängt, wer in den Schatten alles weiß, woran die Gruppe jüngst so gearbeitet hat.


Zusammenfassend:
Der gigantische Vorteil von Runnern gegenüber den meisten "normalen" Kriminellen ist der, dass sie definitionsgemäß nicht über den klassischen Verwaltungsweg aufgespürt werden können. Sie haben nicht nur keine Meldeadresse, sondern wohnen oft genug in Gegenden, in denen die Polizei gar nicht zuständig ist (!) und man dementsprechend wenig gewillt ist, mit ihr zusammenzuarbeiten.
Wenn jemand nach dem Runner sucht, bekommt er das i.d.R. mit und kann entsprechend reagieren.
Entweder dann oder nach entsprechend auffällig gewordenen Runs präventiv ist einige Wochen Safehouse angesagt, wo man unterm Hüter sitzend Dosenfutter reinschaufelt und dem Schimmel an der Wand beim Wachsen zuschaut.
Wie gesagt: Die Konzerne haben oft gar kein Interesse an intensiver Fahndung, sobald sich der Anlass erledigt hat, sprich der McGuffin beim Johnson abgegeben ist o.Ä.

Der Star wird ggf. eine Weile suchen, aber nach geraumer Zeit die Aktion der erstbesten armen Wurst anhängen, bei der man das halbwegs glaubwürdig machen kann. Und natürlich öffentlich große Erfolgsmeldungen abgeben, was für die Runner dann die offizielle Entwarnung ist.

Danach ist meist auch eine neue weiße SIN fällig, wenn die alte nicht so aufgestellt ist, derartige Abwesenheiten zu verkraften.


Unterm Strich landet man beim "normalen" Actionfilm-Schema: Solange die Runner sich erfolgreich über die Konzerngrenze bzw. in Z-Zonen absetzen können und die Verfolger den unmittelbaren Kontakt verlieren, sind sie ziemlich auf der sicheren Seite.
Alles an Spuren von zig verschiedenen Straftaten wird erst dann wirklich relevant, wenn man festgenommen wird - und dann hat man als SIN-loser ohnehin verkackt, Spurenlage hin oder her.

Das ist im Grunde nur dann leicht anders, wenn die Gegenseite irgendwoher Insiderkenntnisse hat oder auch nach einer relativ harmlosen Aktion in die Vollen geht, während die Runner nicht das volle Abtauchprogramm fahren und z.B. zu ihrer weißen SIN zurückkehren, die aber möglicherweise über irgendeinen Weg aufgeflogen ist (da wäre dann am Ehesten ein über die relevanten Spuren modifizierter Wurf angebracht).
Lustigerweise kann keine feindliche Organisation in Z-Zonen massive Kräfte auffahren, ohne die Runner zu verschrecken. Egal wer muss also die Balance zwischen Unauffälligkeit und Manpower sowie Feuerkraft finden (also quasi das Spiegelbild zum Run, der dazu überhaupt geführt hat...) - und genau in dieser Konstellationen können kampfstarke Runner so einem Zugriffsteam dann auch wieder entkommen oder es sogar erfolgreich niederkämpfen.
In "guten" Zonen kann der Star natürlich anders agieren. Da ist dann eben die Frage, gegen wen sich der Run gerichtet hat. Gegen Konzerne? Alles im grünen Bereich, die sind da illegal unterwegs. Gegen öffentliche Einrichtungen oder UCAS-Bürger, so dass der Star zuständig ist? Dann vielleicht lieber in der Z-Zone abtauchen als im lauschigen B- oder A-Häuschen.

Solche untypisch harten Aktionen von der Gegenseite haben dann aber wieder besondere Gründe, die zu einem der berühmt-berüchtigten unbezahlten Folgeabenteuer führen, um den ausnahmsweise auch mittel- und langfristigen Fahndungsdruck loszuwerden.
An der Stelle ist für mich die Frage, ob ich dafür überhaupt mit Checklisten, Tabellen und Zufallseinflüssen arbeiten will - eher nicht.
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« Antwort #33 am: 17.08.2018 | 13:03 »
Erstmal danke für die lange und gründliche Antwort. Dein Buchtipp kommt auf meine Wunschliste  :)

Im ganzen habe ich keinen Widerspruch zu vermelden, ausser,  dass ich nur selten erlebt habe,  dass sich die Runner ihrer Waffen, Kommlinks und anderen Habe entledigt haben. Mag ein grundsätzlicher die Fehler sein,  aber die Standardhonorare für Runs geben es auch gar nicht her, sich ständig neue Ausrüstung zu kaufen.

Hmmh. Ich stelle diesen Punkt erstmal zurück und mache an anderer Stelle weiter.
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« Antwort #34 am: 17.08.2018 | 14:36 »
Zum Thema "heiße" Ausrüstung/Beweismittel verschwinden lassen:

Das ist mMn zum einen eine Folge davon, dass SR Geld als zweiten Belohnungsmechanismus parallel zu Karma behandelt. Das schränkt die möglichen Handhabungsweisen so weit ein, dass man im Grunde immer wieder bei "in kleinen Schritten vorwärts und möglichst nie zurück" landet.
Auch der Ansatz, quasi "Wegwerfpakete" mit zur Bezahlung zu packen, geht da ein Stück weit ins Leere, weil dann aufgrund der verhältnismäßig hohen Sachwerte der Anreiz da ist, das Zeug doch teilweise zu behalten - und dann ist das Geschrei wieder groß, wenn das irgendwann ein entsprechendes Echo zur Folge hat. So hat also auch keiner Spaß dran.

Zum anderen hängen Spieler "traditionell" an ihrer Ausrüstung, obwohl die bei SR ja großteils relativ leicht ersetzbar ist; Foki und sonstige teure Anschaffungen mal außen vor. 
Wenn man das unbedingt will, kann man hier einen Perspektivwechsel anstreben - ich muss aber immer wieder feststellen, dass es in anderen Settings mit im Grunde identischer Prämisse viel weniger ein Thema ist als in SR. Warum genau, ist mir auch ein Rätsel.


Meine Lösung ist es jedenfalls, Geld als Belohnungsmechanismus für die eigentliche Charakterentwicklung rauszunehmen (dabei kommt mir natürlich zugute, dass ich eine Konversion leite und z.B. Cyberware problemlos über XP abbilden kann). Dann kann ich auch halbwegs glaubwürdige Bezahlungen ansetzen statt der üblichen Kleckerbeträge und Ausrüstung wird nach dem Motto "easy come, easy go" als Verbrauchsmaterial betrachtet.
So kommt man dann z.B. auch mal "freiwillig" auf einen Plan, bei dem garantiert mehrere Fahrzeuge zu Bruch gehen o.Ä. - das bedeutet für einen Rigger in der klassischen Konstellation mit Geld als Belohnung ja mehr oder weniger das Spielende, ähnlich wie für einen Decker der Verlust des Decks.
Da sind dann oftmals großzügige SL-Geschenke als Notbremse zu beobachten oder noch schlimmer (und sehr deutsch) irgendwelche Versicherungsmodelle für den teuren Kram   :o ~;D

Das will ich ganz entschieden vermeiden und wenn es hart auf hart käme, wäre ich dafür sogar gewillt, das ganze Thema Geld und Ausrüstungsbeschaffung völlig ins Abstrakte zu schieben.
Meistens haben die Spieler aber eher Spaß daran, mit "echten", greifbaren Beträgen zu arbeiten.
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Re: Nicht Dein Tag, oder:HTR - Einsätze und Fahndungsdruck
« Antwort #35 am: 17.08.2018 | 18:14 »
@ YY

 :d :d :d :d :d :d :d :d

sehr schon ausformuliert

-wenn der freundliche Polizeidienstleister überhaupt "den Tatort" untersuchen durfte (wohl kaum im Konzernlabor/Vorstandsetage etc.pp.), jetzt aber die aufgefundenen "Beweise" ordentlich labelt, so kann er nachher nicht einem "Opfer" alles in die Schuhe schieben. Das würde vor Gericht komisch aussehen, wenn gar keiner der Fingerabdrücke und die DNA nicht übereinstimmen   
also muss bereits bei der "Beweisaufnahme" mit berücksichtigt werden, hier schnell tabula rasa zu machen und dann die Muster des "Opfers" zu hinterlegen.
Wenn also der Polizeidienstleister eine inoffizielle Beweisverfälschungsroutine hat, dann ist es auch leicht, diese Beweisverfälschungsroutine inoffizieller als üblich inoffiziell zu aktivieren.

außerdem bremst das jegliche Art von Zusammenarbeit mit Konkurrenten aus -
 sprich Star und KE tauschen rein gar nichts aus, denn wenn sie brühwarm die Fingerabdrücke XYZ zum Abgleich faxen, dann weiß ein Pitt-Konkurrent sehr genau, wann ein "Opfer" (mit seinen gänzlich anderen Fingerabdrücken) die Tat(en) von Fingerabdruck XYZ zur Bilanzaufhübschung in die Schuhe geschoben worden ist.

damit lässt sich schon diese ominöse "Datenbalkanisierung" erklären.

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« Antwort #36 am: 17.08.2018 | 19:24 »
-wenn der freundliche Polizeidienstleister überhaupt "den Tatort" untersuchen durfte (wohl kaum im Konzernlabor/Vorstandsetage etc.pp.)

In einem AAA-Konzern findet das schlicht nicht statt, weil die da gar nicht zuständig sind*. Das macht die eigene Konzernsicherheit.


*Und selbst wenn kleine Außenstellen (oder sonstiges, was unter der Hand läuft) nicht exterritorial sind, hat der Konzern ggf. ein Interesse daran, da keine Außenstehenden rumlatschen zu lassen - was unterm Strich heißt, dass da in manchen Konstellationen erst gar kein Notruf rausgeht.
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