Autor Thema: Humor und Ernst am Spieltisch  (Gelesen 3324 mal)

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Offline Issi

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Re: Humor und Ernst am Spieltisch
« Antwort #25 am: 9.09.2018 | 14:48 »
Zitat
Ich würde hier unterscheiden zwischen einer heiteren Stimmung am Spieltisch, einerseits, und heiterem Spielinhalt, andererseits. Am Spieltisch darf bei mir eigentlich fast immer gelacht werden, allerdings gibt es so etwas wie den falschen Moment für einen Kalauer, und es ist wünschenswert, dass Spieler das auch merken, wenn z.B. ein SC gerade dabei ist, seinem tyrannischen Vater die Meinung zu geigen, und der Spieler eine etwas missglückte Formulierung wählt, dann haben sich gefälligst alle auf die Zunge zu beißen. Das sind aber wenige und seltene Ausnahmen. Es sollte halt den Spielfluss nicht hemmen, aber das tut es meiner Erfahrung nach auch nicht, wenn das Spiel generell unterhaltsam und packend ist.
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Offline pharyon

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Re: Humor und Ernst am Spieltisch
« Antwort #26 am: 9.09.2018 | 14:49 »
Lord Verminaard, so sehe ich das auch. Danke für die Unterscheidung.  :)

p^^
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Offline Turning Wheel

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Re: Humor und Ernst am Spieltisch
« Antwort #27 am: 9.09.2018 | 23:27 »
...Aber gerade was das Befördern und Ermöglichen von einer bestimmten Stimmung am Spieltisch betrifft, habe ich bisher noch keine Ideen oder Anregungen gelesen (hab ich was übersehen?).

Ja, anscheinend hast du mein Posting überlesen. (Bin ich vielleicht auf deiner Ignore-List? :D )
Da war unter anderem ein Link zu einem Vortrag über functional Storytelling und der Vortragende macht eigentlich die ganze Zeit nichts anderes, als seine Zuhörerschaft zu bestimmten Stimmungen zu zwingen. Ich habe das (wie in meinem Posting eigentlich zu lesen ist) auch mit Erfolg in meiner neusten Kampagne umgesetzt.
Und zwingen ist tatsächlich eine schlechte Formulierung, denn das passiert ja nicht gegen das Einverständnis der Mitspieler. Ich würde also eher sagen "zu etwas bringen".

Offline Bad Horse

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Re: Humor und Ernst am Spieltisch
« Antwort #28 am: 9.09.2018 | 23:33 »
Meine Gruppe ist auch ab und zu albern drauf ... einmal war's mir dann echt zu viel und ich habe sie vor die Wahl gestellt, dass wir uns entweder alle ein bisschen zusammenreißen (ich bin ja von sowas auch leicht anzustecken) oder was anderes machen / spielen. Wir haben dann darüber nachgedacht, aber die Gruppe hat sich dann entschieden, dass sie doch etwas ernster weiterspielen will. Und das hat dann auch funktioniert.

Bei einer anderen Gruppe haben wir auch schon "Okay, jetzt wird geblödelt und über Filme geredet" gesagt, und das war auch okay.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Humor und Ernst am Spieltisch
« Antwort #29 am: 10.09.2018 | 00:08 »
Wird auch bei "Curse of Strahd" empfohlen:
"There are no stranger bedfellowers than horror and humor. Tension can't be sustained indefinitely, so a dash of humor provides a respite, giving horror a chance to sneak up to us later and catch us off guard."

Ich bin bei solchen Aussagen immer sehr skeptisch. Ich glaube nicht, dass sich Humor positiv auf Horrorstimmung auswirken kann. Das ist vielleicht so, wenn ich im wahren Leben urplötzlich Horror erlebe. Wenn ich vorher in fröhlicher Stimmung war, haut mir das Grauen vielleicht dann ordentlich den Boden unter den Füßen weg. Aber im Spiel? Wo ich doch weiß, dass mir am Tisch eigentlich nichts passieren kann? Da ist Atmosphäre und Stimmung für mich alles. Ich erinnere mich gut an Cthulhu-Spielrunden, in denen wir Probleme hatten durch das dunkle Haus zur Toilette zu gehen. Das wäre imho niemals möglich gewesen, wenn wir da in ausgelassener Stimmung am Tisch gesessen hätten und der Spielleiter dann: "PLÖTZLICH PASSIERT XYZ!" in die Szene geworfen hätte. Da hätten wir dann vermutlich ein "Verflucht! Alles klar! Roll Initiative!" gerufen ... aber Horror? Niemals.
« Letzte Änderung: 10.09.2018 | 00:11 von Frau Kleinert »

Offline SeldomFound

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Re: Humor und Ernst am Spieltisch
« Antwort #30 am: 10.09.2018 | 02:20 »
Du hast Recht, dass es eine gewisse Distanz durch die Regeln gibt.

Bei dieser Aussage finde ich aber den Punkt wichtiger, dass man ein Gefühl, in diesem Falle das Gruseln, nicht unendlich lange aufrechterhalten kann. Man muss aber jetzt keine Scobby-Doo-Verfolgungsjagd mit Yakity-Sax-Musik reinwerfen, das ist klar.




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Offline Weltengeist

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Re: Humor und Ernst am Spieltisch
« Antwort #31 am: 10.09.2018 | 07:54 »
Da hätten wir dann vermutlich ein "Verflucht! Alles klar! Roll Initiative!" gerufen ... aber Horror? Niemals.

Wobei das ziemlich viele Spieler ohnehin immer so machen. Mit oder ohne Witze vorneweg. Die Zahl der Spieler, die sich tatsächlich auf Horror einlassen können, ist nach meiner Erfahrung eher überschaubar.
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Offline Issi

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Re: Humor und Ernst am Spieltisch
« Antwort #32 am: 10.09.2018 | 08:48 »
Ich bin bei solchen Aussagen immer sehr skeptisch. Ich glaube nicht, dass sich Humor positiv auf Horrorstimmung auswirken kann. Das ist vielleicht so, wenn ich im wahren Leben urplötzlich Horror erlebe. Wenn ich vorher in fröhlicher Stimmung war, haut mir das Grauen vielleicht dann ordentlich den Boden unter den Füßen weg. Aber im Spiel? Wo ich doch weiß, dass mir am Tisch eigentlich nichts passieren kann? Da ist Atmosphäre und Stimmung für mich alles. Ich erinnere mich gut an Cthulhu-Spielrunden, in denen wir Probleme hatten durch das dunkle Haus zur Toilette zu gehen. Das wäre imho niemals möglich gewesen, wenn wir da in ausgelassener Stimmung am Tisch gesessen hätten und der Spielleiter dann: "PLÖTZLICH PASSIERT XYZ!" in die Szene geworfen hätte. Da hätten wir dann vermutlich ein "Verflucht! Alles klar! Roll Initiative!" gerufen ... aber Horror? Niemals.
Das sind mMn. zwei unterschiedliche Ebenen.
Wenn ein Spieler in seiner Figur und im Abenteuer drin ist, und man im Rollenspiel selbst eine humorvolle Szene erlebt.
Humor entspannt manchmal wenn es zu spannend wird.
(quasi zur Nervenberuhigung)

Wenn man dagegen gar nicht in der Rolle ist, sondern OT über OT Themen quatscht, hat das mit dem Spiel nichts zu tun..... Und wenn man das Spiel für solche Themen längere Zeit unterbricht, kann einen das auch rausbringen oder bereits aufgebaute Spannung zerstören.
Wenn man das kurz mal macht ist das idR. überhaupt kein Problem.

Edit. Es gibt auch meist verschiedene Phasen in einem Plot.
Es gibt Phasen da stört Humor nicht, und Phasen da könnte er eventuell stören.
Kommt auch stark auf den SL an, wie gut er die gewünschte Stimmung rüberbringt. Und auf die SPL die sich ja auch darauf einlassen wollen sollten.

Ich habe mich z. B. auch bei "Tanz der Vampire " oder "Shawn of the Dead" gegruselt. (und gelacht).

Ich denke, für Horror braucht man "Tödlichkeit "und "Spielrealismus".Und oft sind es die kleinen Ungereimtheiten im richtigen Moment.
Nichts ist so gruselig, wie das was man nicht gleich sehen oder begreifen kann.

Wie ein unsichtbarer Feind, den man absolut nicht einschätzen kann. Man weiß nie wann er wo auftaucht oder zuschlägt. Auch bei einem Attentäter (der sich verkleiden kann)wäre das z. B. der Fall.

Man lebt als potentielles Opfer quasi in einer permanenten Ungewissheit. Das ist das, was mMn. die Spannung erzeugt.
Steht einem der Gegner dann später greifbar gegenüber ist  das "Schlimmste" längst überstanden.
« Letzte Änderung: 10.09.2018 | 09:26 von Issi »