Autor Thema: Suche positive SciFi  (Gelesen 3623 mal)

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Offline Sashael

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Suche positive SciFi
« am: 5.11.2018 | 18:49 »
Hiho,

mir ist heute mal aufgestoßen, dass SciFi, die ich so kenne, zu einem großen Teil gewaltätige Konflikte als Thema hat. Immer geht es um finstere Intriganten, böse Armeen, Schießereien, Weltraumschlachten ... das Universum der Zukunft wirkt irgendwie ganz schön düster und dystopisch.
Das kenn ich auch anders. Die SciFi in der DDR war da um Längen positiver aufgestellt. Auch die Star Trek Romane der 90er um Kirk und Co hatten ein paar Bücher, die eher Feelgood-Geschichten waren als Action-SciFi. Dann gabs noch SciFi-Comedy wie z.B. Eric Idles Reise zum Mars oder Douglas Adams (wobei der ohne Humor so mit die finstersten SciFi-Geschichten in petto hätte].

Wie sieht das eigentlich ausserhalb meines Erfahrungshorizontes heutzutage aus?

Kennt ihr SciFi-Bücher mit einem grundlegenden positiven Unterton? Nicht unbedingt Comedy, eher in Richtung Feelgood-Stories.
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Pyromancer

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #1 am: 5.11.2018 | 19:09 »
Jerry Oltion, "The Getaway Special", und - in meinen Augen noch besser - "Anywhere but Here", das etwas später im gleichen Universum spielt und sich um zwei Nebencharaktere aus "The Getaway Special" dreht. Beide Bücher sind eigenständig, ich hab mit "Anywhere but Here" angefangen, aber wie gesagt, chronologisch spielt "The Getaway Special" früher und wurde auch zuerst geschrieben.

Die Prämisse ist, dass ein "verrückter Erfinder" einen billigen Hyperraum-Antrieb erfindet und die Pläne ins Internet stellt, und jetzt erkunden Hinz und Kunz die Galaxis. Das ganze ist ernst, und hat durchaus auch aktuelle politische Bezüge, aber die Stimmung ist positiv, die Abenteuer sehr bodenständig, und Schießereien und Weltraumschlachten gibt es gar keine.

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #2 am: 5.11.2018 | 19:20 »
Wenn es etwas älter sein darf, dann wäre da auch der Foundation-Zyklus von Isaac Asimov zu nennen.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Huhn

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #3 am: 5.11.2018 | 19:31 »
Die Robotermärchen von Lem hör ich immer zum Einschlafen, weil die mich so froh machen! <3
"Nicht denken. Und wenn es Not tut - dann denken!"  ~;D

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #4 am: 5.11.2018 | 19:47 »
Hm, "The Witches of Karres" von James H. Schmitz ist ganz nett.

http://baencd.freedoors.org/Books/The%20Witches%20of%20Karres/index.htm
Zitat
12. To beat your enemy, you must know him. 13. Your enemy is the highest authority on the topic of himself. 14. So listen when your enemy speaks, but do not credit his words. 15. Listening is a real bargain. 16. Credit is way overpriced.
- Book of Del, Chapter 6, The Book of Retcon

Offline Wanderer

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #5 am: 5.11.2018 | 20:37 »
Ich bin/war sehr begeistert von "Sector General" ("Orbit Hospital") von James White. Ich habe es inhaltlich in diesem Thread etwas genauer umrissen.
Der Roman "Radikaloperation" aus dieser Reihe war wesentlich mitverantwortlich meine Begeisterung für Ideen-Science-Fiction (ich nenne es mal so) zu wecken.
Ich bin gerade dabei mir die Serie nochmal gebraucht in englisch zu beschaffen, da die letzten beiden Bände bisher noch nicht auf deutsch erschienen sind.

Falls Du willst kann ich meine Science-Fiction-Sammlung die Tage mal grob überfliegen, und Dir noch ein paar mehr Bücher mit positiver Grundstimmung raussuchen.

Die Robotermärchen von Lem hör ich immer zum Einschlafen, weil die mich so froh machen! <3
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Das ist auch ein ganz ganz tolles Buch!  :d
Sehr ungewöhnliche Idee, aber irgendwie einfach wohltuend.

Jerry Oltion, "The Getaway Special", und - in meinen Augen noch besser - "Anywhere but Here", das etwas später im gleichen Universum spielt und sich um zwei Nebencharaktere aus "The Getaway Special" dreht. Beide Bücher sind eigenständig, ich hab mit "Anywhere but Here" angefangen, aber wie gesagt, chronologisch spielt "The Getaway Special" früher und wurde auch zuerst geschrieben.

Die Prämisse ist, dass ein "verrückter Erfinder" einen billigen Hyperraum-Antrieb erfindet und die Pläne ins Internet stellt, und jetzt erkunden Hinz und Kunz die Galaxis. Das ganze ist ernst, und hat durchaus auch aktuelle politische Bezüge, aber die Stimmung ist positiv, die Abenteuer sehr bodenständig, und Schießereien und Weltraumschlachten gibt es gar keine.

Und auch wenn ich nicht der Threadersteller bin, danke für den Tip! Die beiden Bücher werde ich mir ganz definitiv kaufen.



Achamanian

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #6 am: 5.11.2018 | 20:57 »
Ich hab gehört, dass die Romane von Becky Chambers einen sehr positiven Grundton und vor allem obersympathische Figuren haben sollen, habe sie aber noch nicht gelesen.

Ansonsten fällt mir immer zu allem Kim Stanley Robinson ein, da stehen auf jeden Fall nie gewalttätige Konflikte im Zentrum. Der Ton schwankt stark (gibt auch sehr düstere Werke wie "Aurora" von ihm), aber "2312" fühlt sich für mich schon sehr optimistisch an und hat mit seiner etwas skurrilen Romanze auch echte Feelgood-Qualitäten. Der Autor gilt allgemein als langweilig (wahrscheinlich, weil bei seinen Büchern in der Regel keine gewalttätigen Konflikte im Zentrum stehen und es viel um Wissenschaft und Gesellschaft geht).

David Brins "Existenz" ist auch ein ziemlich optimistischer Roman, finde ich, trotz einer eigentlich pessimistischen kosmischen Grundprämisse, aber: Die Menschheit zeigt, dass sie was auf dem Kasten hat und lässt sich nicht so leicht in die Pfanne hauen! Auch weitgehend gewaltfrei.

Gerade lese ich "Wandernde HImmel" von Hao Jingfang, weiß nicht, ob das optimistisch wird, ist aber jedenfalls volle Breitseite langsame, bedächtige Social Fiction, da würde ich mich auch sehr wundern, wenn plötzlich die Strahlenkanonen loszappen.

Ach ja, Ursua Le.Guin kannst du bei den Klassikern sicher auch mal antesten, vor allem natürlich "The Dispossessed" (dt. zuletzt als "Freie Geister"). Da ist der Grundton bei aller schwerer Problematik für mein Gefühl auch positiv/hoffnungsvoll, könnte man sich aber drum streiten, weil auch viel Ernüchterung in dem Buch steckt ...

Offline Huhn

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #7 am: 5.11.2018 | 21:10 »
Ansonsten fällt mir immer zu allem Kim Stanley Robinson ein, da stehen auf jeden Fall nie gewalttätige Konflikte im Zentrum. Der Ton schwankt stark (gibt auch sehr düstere Werke wie "Aurora" von ihm), aber "2312" fühlt sich für mich schon sehr optimistisch an und hat mit seiner etwas skurrilen Romanze auch echte Feelgood-Qualitäten. Der Autor gilt allgemein als langweilig (wahrscheinlich, weil bei seinen Büchern in der Regel keine gewalttätigen Konflikte im Zentrum stehen und es viel um Wissenschaft und Gesellschaft geht).
Also der Teil von Red Mars, durch den ich mich bislang tapfer gequält habe (aka die ersten 100 Seiten) war überhaupt nicht "feelgood-ig". Alle sind voll die Arschlöcher und irgendein besonders ekelhafter Unsympath sorgt dafür, dass bei der großen Eröffnungsparty der tollen neuen Marsstadt lauter Leute aufeinander losgehen. Am nettesten war noch die Tante, die für die Gewächshäuser zuständig ist und alles ignoriert, was nicht Pflanze ist.  :-\

Offline Grey

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #8 am: 5.11.2018 | 21:11 »
Wenn es etwas älter sein darf, dann wäre da auch der Foundation-Zyklus von Isaac Asimov zu nennen.
+1 :d
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
--
Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)

Offline Kurna

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #9 am: 8.11.2018 | 00:18 »
Mir fiele da noch "Die schwarze Wolke" von Fred Hoyle ein.

Ein große schwarze Wolke dringt in das Sonnensystem ein und verdunkelt die Sonne, wodurch die Gefahr einer Eiszeit droht. Ein Gruppe von Wissenschaftlern versucht fieberhaft, eine Lösung zu finden. Wie bei enem Astrophysiker als Autor zu erwarten, ist die Science in seiner SF ziemlich tragfähig.

Ist allerdings auf Deutsch derzeit vermutlich nur antiquarisch erhältlich. Als Hörbuch gibt es das aber auch und in Englisch müsste es sowieso problemlos erhältlich sein.
 
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Offline Exar

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #10 am: 8.11.2018 | 10:53 »
Stanislaw Lem wurde ja schon genannt, ich würde noch "Der futurologische Kongreß" von ihm in den Ring werfen.
Es spielt zwar quasi in einer Diktatur/Dystopie, ist aber so herrlich absurd und sympathisch, dass man es lieben muss.
Außerdem kommt das geforderte Feelgood in Form von psychoaktiven Substanzen vor.  ~;D

Eins meiner Lieblingsbücher im Sektor Sci-Fi.

Offline Faras Damion

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #11 am: 8.11.2018 | 10:58 »
Method Actor: 92%, Storyteller: 67%, Tactician: 58%, Power Gamer: 46%, Casual Gamer: 29%, Butt-Kicker: 21%, Specialist: 13%

Pyromancer

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #12 am: 8.11.2018 | 11:44 »
Ein weiterer Klassiker: "Wettflug der Nationen" von Hans Dominik. Das ist ein klassischer "technischer Zukunftsroman", und das zentrale SciFi-Element ist die Entwicklung eines "Stratosphärenflugzeugs", mit dem man unglaubliche Geschwindigkeiten (1000 km/h!!!) erreichen kann. Im Idealfall liest man da die Originalversion von 1933, weil in späteren Ausgaben massiv inhaltlich rumgepfuscht wurde um das SciFi-Element zu erhalten.

Achamanian

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #13 am: 10.11.2018 | 10:37 »
Also der Teil von Red Mars, durch den ich mich bislang tapfer gequält habe (aka die ersten 100 Seiten) war überhaupt nicht "feelgood-ig". Alle sind voll die Arschlöcher und irgendein besonders ekelhafter Unsympath sorgt dafür, dass bei der großen Eröffnungsparty der tollen neuen Marsstadt lauter Leute aufeinander losgehen. Am nettesten war noch die Tante, die für die Gewächshäuser zuständig ist und alles ignoriert, was nicht Pflanze ist.  :-\

Ehrlich? Okay, es ist etwa 20 Jahre her, dass ich die Mars-Trilogie gelesen habe, habe da aber als Prinzip bis heute in Erinnerung, dass es um zumindest halbwegs sympathische oder wenigstens einfühlsam beschriebene Figuren auf allen Seiten eines Konflikts geht ... und die neueren Romane, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, sind eigentlich durchweg von mindestens wohlwollend gezeigten Figuren geprägt (auch, wenn viele davon vielleicht ihre charakterlichen Macken und Schwächen haben).
Vielleicht ist der Anfang der Marstrilogie auch ein Sonderfall, keine Ahnung ... aber "menschlich freundlicher" als KSR geht für mich kaum.

EDIT: Erinnere ich mich richtig, dass Red Mars mit einem Flash Forward anfängt, in dem der katastrophale Höhepunkt sich zusammenbrauender Konflikte gezeigt wird? Vielleicht liegt's daran. Allerdings dachte ich, das wären nur 10 oder 20 Seiten am Anfang gewesen, bevor man dann zum Expeditionsbeginn kommt ...
« Letzte Änderung: 10.11.2018 | 10:39 von Rumpel »

Offline Kowalski

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #14 am: 11.11.2018 | 11:16 »
Hiho,

mir ist heute mal aufgestoßen, dass SciFi, die ich so kenne, zu einem großen Teil gewaltätige Konflikte als Thema hat. Immer geht es um finstere Intriganten, böse Armeen, Schießereien, Weltraumschlachten ... das Universum der Zukunft wirkt irgendwie ganz schön düster und dystopisch.
Das kenn ich auch anders. Die SciFi in der DDR war da um Längen positiver aufgestellt. Auch die Star Trek Romane der 90er um Kirk und Co hatten ein paar Bücher, die eher Feelgood-Geschichten waren als Action-SciFi. Dann gabs noch SciFi-Comedy wie z.B. Eric Idles Reise zum Mars oder Douglas Adams (wobei der ohne Humor so mit die finstersten SciFi-Geschichten in petto hätte].

Wie sieht das eigentlich ausserhalb meines Erfahrungshorizontes heutzutage aus?

Kennt ihr SciFi-Bücher mit einem grundlegenden positiven Unterton? Nicht unbedingt Comedy, eher in Richtung Feelgood-Stories.


Meinst Du die Grundphilosphie der Bücher oder ein friedliches Setting?

Von der Grundphilosphie sind sehr viele positiv gestimmt, auch wenn die Bücher gerade den Kampf der "Guten" gegen die "Bösen" zeigen.
Konfliktfreie und ggf. damit langweilige SciFi, das findet man selten.

Ein sehr positives Menschenbild (im Endeffekt) haben:
Orson Scott Card
David Brin
Iain M. Banks
Neal Stephenson

Die fallen mir als herausragende Beispiele ein wie man moralische Themen in Geschichten einbaut und die Helden Unwegsamkeiten (Heldenreise) überstehen lässt.

Mit konfliktlosen Geschichten kann ich ansonsten nichts anfangen.
Das liest sich dann wie eine Werbebroschüre eines Technologieunternehmens, oder etwa nicht?
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Offline Sashael

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #15 am: 11.11.2018 | 11:55 »
Mit konfliktlosen Geschichten kann ich ansonsten nichts anfangen.
Das liest sich dann wie eine Werbebroschüre eines Technologieunternehmens, oder etwa nicht?
Konflikt muss doch nicht immer Krieg und Kampf bedeuten. Oder fiese Intrigen von Megakonzernen.
Und spannend muss auch nicht immer "Konflikt" bedeuten. Die Geschichten um Entdeckungen sind genauso spannend. Oder Reisen. Thor Heyerdals Reise mit der "Ra" über den Atlantik beinhaltet keinen äußeren Konflikt ausser den der Crew mit den Unwägbarkeiten der Reise und ist trotzdem, und obwohl es "nur" ein Reisebericht ist, spannend zu lesen.

In der Ostblock-SciFi gab es das Motiv der Entdeckung und Reise durchaus des öfteren. Aufbruch und Utopie waren Kernpunkte der Bücher, nicht Kampf und Dystopie. Und ich habe das persönliche Gefühl, es gab auch mehr Slice of Life, mehr Geschichten über die Welt von morgen, statt die Konflikte von morgen. Das hat gar nichts mit Werbebroschüren zu tun, sondern beinhaltete auch philosophische Überlegungen über die Menschheit und das Weltall. Ich finde diese Überlegungen des What if immens spannender und nachhaltig spannender als den drölften Sternenkrieg.
Ich kann mich noch an eine Geschichte über einen Großwildjäger auf fremden Planeten erinnern, der eines Tages in eine tiefe Sinnkrise gestürzt wird, weil er nicht genau weiß, was er da getötet hat. Durch die Atmosphäre und die verwendete Munition kam es zu einer Explosion und man hat nur den Kopf einer unbekannten Kreatur gefunden und er stellt sich die Frage, ob er womöglich ein vernunftbegabtes Wesen erschossen hat. An diese Geschichte erinnere ich mich besser als an manche spannenden Actionstories aus "westlicher" Feder, obwohl ich die Jägergeschichte 20 Jahre früher gelesen habe.

Ein Beispiel für weitestgehend kampfhandlungsfreie (wenn auch nicht konfliktfreie) SciFi wäre z.B. Eric Idles Die Reise zum Mars mit durchaus unterhaltsamen Abschweifungen zum Thema "Wie funktioniert eigentlich Komödie". Kein Krieg, kaum Gewalt und trotzdem spannend und gut zu lesen. ;)
Die Lange Erde beinhaltet auch kein "Gewalt als Lösung", sondern behandelt zuallererst das Motiv des Entdeckens und der Erforschung. Großartiges Buch! :)
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Offline Kowalski

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #16 am: 11.11.2018 | 12:15 »
Konflikt muss doch nicht immer Krieg und Kampf bedeuten. Oder fiese Intrigen von Megakonzernen.
Und spannend muss auch nicht immer "Konflikt" bedeuten. Die Geschichten um Entdeckungen sind genauso spannend. Oder Reisen. Thor Heyerdals Reise mit der "Ra" über den Atlantik beinhaltet keinen äußeren Konflikt ausser den der Crew mit den Unwägbarkeiten der Reise und ist trotzdem, und obwohl es "nur" ein Reisebericht ist, spannend zu lesen.

Ja klar.
Es gibt Robinsonaden (Der Marsianer)
Entdeckungsreisen (Per Anhalter durch die Galaxis)
Apokalypsen (SevenEves)

Das kann super spannend sein ohne das Blaster sprechen.
Das Rumgeballer finde ich häufig am unspannendsten.

In der Ostblock-SciFi gab es das Motiv der Entdeckung und Reise durchaus des öfteren. Aufbruch und Utopie waren Kernpunkte der Bücher, nicht Kampf und Dystopie. Und ich habe das persönliche Gefühl, es gab auch mehr Slice of Life, mehr Geschichten über die Welt von morgen, statt die Konflikte von morgen. Das hat gar nichts mit Werbebroschüren zu tun, sondern beinhaltete auch philosophische Überlegungen über die Menschheit und das Weltall. Ich finde diese Überlegungen des What if immens spannender und nachhaltig spannender als den drölften Sternenkrieg.

Davin Brin "Earth" z.B. da geht es mehr um Intrigen.
Oder Postman, Übungseffekt von ihm. Alles jeweils unterschiedliche Geschichten und sie funktionieren alle, wie ich finde.

Ich kann mich noch an eine Geschichte über einen Großwildjäger auf fremden Planeten erinnern, der eines Tages in eine tiefe Sinnkrise gestürzt wird, weil er nicht genau weiß, was er da getötet hat. Durch die Atmosphäre und die verwendete Munition kam es zu einer Explosion und man hat nur den Kopf einer unbekannten Kreatur gefunden und er stellt sich die Frage, ob er womöglich ein vernunftbegabtes Wesen erschossen hat. An diese Geschichte erinnere ich mich besser als an manche spannenden Actionstories aus "westlicher" Feder, obwohl ich die Jägergeschichte 20 Jahre früher gelesen habe.

Die Fliegenden Zauberer von Larry Niven und David Gerrold.
Im Herzen des Kometen. David Gerrold, Gregory Benford.
Oder Kurzgeschichten von Robert Scheckley.


Ein Beispiel für weitestgehend kampfhandlungsfreie (wenn auch nicht konfliktfreie) SciFi wäre z.B. Eric Idles Die Reise zum Mars mit durchaus unterhaltsamen Abschweifungen zum Thema "Wie funktioniert eigentlich Komödie". Kein Krieg, kaum Gewalt und trotzdem spannend und gut zu lesen. ;)
Die Lange Erde beinhaltet auch kein "Gewalt als Lösung", sondern behandelt zuallererst das Motiv des Entdeckens und der Erforschung. Großartiges Buch! :)

Schau dir "Enders Spiel", "Sprecher für die Toten", Xenozid von Card an.

Oder "Ein Mann in einer fremden Welt" von Heinlein.
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Offline Huhn

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #17 am: 11.11.2018 | 12:36 »
Ehrlich? Okay, es ist etwa 20 Jahre her, dass ich die Mars-Trilogie gelesen habe, habe da aber als Prinzip bis heute in Erinnerung, dass es um zumindest halbwegs sympathische oder wenigstens einfühlsam beschriebene Figuren auf allen Seiten eines Konflikts geht ... und die neueren Romane, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, sind eigentlich durchweg von mindestens wohlwollend gezeigten Figuren geprägt (auch, wenn viele davon vielleicht ihre charakterlichen Macken und Schwächen haben).
Vielleicht ist der Anfang der Marstrilogie auch ein Sonderfall, keine Ahnung ... aber "menschlich freundlicher" als KSR geht für mich kaum.

EDIT: Erinnere ich mich richtig, dass Red Mars mit einem Flash Forward anfängt, in dem der katastrophale Höhepunkt sich zusammenbrauender Konflikte gezeigt wird? Vielleicht liegt's daran. Allerdings dachte ich, das wären nur 10 oder 20 Seiten am Anfang gewesen, bevor man dann zum Expeditionsbeginn kommt ...

Ja, der Flash Forward ist nicht so lang. Aber die sich zusammenbrauenden Konflikte basieren maßgeblich darauf, dass da alle Anwesenden ihr eigenes Süppchen brauen, gegenseitig übereinander herziehen und sich für dumm/übereifrig/bösartig/schädlich/nervig/zu wenig engagiert/sonstwie blöd halten. Irgendwelche Leute hatten miteinander Affären und mögen sich jetzt nicht mehr (hauptsächlich deswegen, weil ihnen offenbar das Konzept eines offenen Gespräches fremd zu sein scheint). Andere sind sich politisch nicht grün. Viele verstellen oder verstellten sich, um auf diese Mission mitgenomen zu werden und dort dann ihr Ding durchziehen zu können. Ich finde keine einzige Figur in diesem Buch bislang wirklich sympathisch. Nachvollziehbar beschrieben sind sie alle, aber irgendwie deswegen nicht liebenswürdiger.
Ich sag ja nichtmal, dass der Plot um dieses menschliche Miteinander und die Entstehung einer neuen Gesellschaft, die Probleme von zuhause mitbringt, nicht interessant wäre. Die Figuren sind gerade deswegen, weil sie alle fehlerbehaftet sind, auch sehr glaubwürdig. Aber irgendwie liegt mir der Fokus zu sehr auf den Fehlern und Problemen. Und da mir alle Figuren zuwider sind, finde ich es sehr schwer, das Buch zu lesen.

Offline felixs

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #18 am: 11.11.2018 | 12:48 »
Die SciFi in der DDR war da um Längen positiver aufgestellt.

Das wäre genau meine Empfehlung.
Vor allem alles von den Steinmüllers, wenn Du das noch nicht alles kennen solltest. Weitbrecht, Branstner, Simon.. Eigentlich fast alles außer Kröger.

Wenn Du noch nicht alles kennst und konkrete Empfehlungen suchst, frag ruhig nochmal.

Ganz allgemein ist die meiste ("real-") sozialistische SF-Literatur eher positiv - das gilt wirlich für fast alles, was ich bisher gelesen habe an tschechischer, chinesischer, nordkoreanischer, russischer, bulgarischer, etc. SF-Literatur des entsprechenden Zeitraums. Es gibt natürlich Ausnahmen und bei den Russen merkt man manchmal bei aller Schwermut das positive nicht mehr recht. Aber selbst die üblen Dystopien z.B. bei Prokop (Wer stiehlt schon Unterschenkel und Der Samenbankraub) haben letztlich eine positive Wendung.
« Letzte Änderung: 11.11.2018 | 12:55 von felixs »
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Achamanian

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #19 am: 11.11.2018 | 20:58 »
@Huhn:
Wirklich verrückt ... ich habe eine ganz andere Erinnerung an die Mars-Trilogie, hatte irgendwie das Gefühl, da unter lauter fast schon übertrieben netten Leuten zu sein und habe es als sehr tragisch empfunden, dass zwischen denen oft unüberwindliche ideologische Gräben klaffen. Aber ich kann's heute an nichts mehr fest machen und erinnere mich sogar nur noch an zwei Figuren mit Namen, den Botaniker oder Arzt oder so (?) Sax und diesen "Heldentyp" namens Boone.

Vielleicht ist für mich "alle kochen ihr eigenes Süppchen, halten die anderen für vernagelt und tun sich schwer mit Kommunikation zu Beziehungsfragen" einfach als "hach, sind die alle schön menschlich" angekommen.

Würe mich ja fast reizen, die Bücher noch mal daraufhin zu lesen. Aber es gibt ja immer zu viel noch Ungelesenes, was Vorrang aht ...

Offline Kowalski

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #20 am: 11.11.2018 | 23:10 »
Das wäre genau meine Empfehlung.
Vor allem alles von den Steinmüllers, wenn Du das noch nicht alles kennen solltest. Weitbrecht, Branstner, Simon.. Eigentlich fast alles außer Kröger.

Wenn Du noch nicht alles kennst und konkrete Empfehlungen suchst, frag ruhig nochmal.

Ganz allgemein ist die meiste ("real-") sozialistische SF-Literatur eher positiv - das gilt wirlich für fast alles, was ich bisher gelesen habe an tschechischer, chinesischer, nordkoreanischer, russischer, bulgarischer, etc. SF-Literatur des entsprechenden Zeitraums. Es gibt natürlich Ausnahmen und bei den Russen merkt man manchmal bei aller Schwermut das positive nicht mehr recht. Aber selbst die üblen Dystopien z.B. bei Prokop (Wer stiehlt schon Unterschenkel und Der Samenbankraub) haben letztlich eine positive Wendung.

Umm.
Das "Problem" ist das wir die Deutungshoheit von kommunistischer Literatur verlieren.
Was die beabsichtigte Wirkung und was zwischen den Zeilen steht und der Gegensatz davon zur offiziellen Lesart, das ist Handwerkszeug das kriegt man nur mit wenn man in der real existierenden Diktatur des Proletariats unterwegs ist.

Bei Stanislaw Lem sieht man das schön.
Er kritisiert zwar in seinen Büchern bestimmte kapitalistische oder auch sonstige seltsame Entwicklungen, aber auf der zweiten oder dritten Tonspur kann man eine Kritik des kommunistischen Systems nicht ganz von der Hand weisen. Für eine genaue Deutung braucht man aber durchaus die Umstände unter denen ein Buch geschrieben wurde.
Einfach weil die Zensur keine wirklich offene Betrachtung von Problemen zuließ.

Persönlich sind mir viele der Bücher, zumindest wenn man die offizielle Lesart wahrnimmt sowohl suspekt als auch künstlich eingeschränkt sowie auf der einen oder anderen menschlichen Tonhöhe taub oder verzerrt.

Und es ist meist schwerere Kost, das Zeug ist anstrengend zu lesen.

Geht das nur mir so????
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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #21 am: 12.11.2018 | 12:03 »
Ich kann hier nur nochmal auf meinen Beitrag zu Cordwainer Smith verweisen. Da sind zwar durchaus auch mal tragische Geschichten dabei - aber über die (sehr sehr sehr) lange Zeitspanne zeigt Smith ein sehr positives Bild, wie sich die Menschheit über Jahrtausende den Herausforderungen, die mit einigen Entwicklungen (Überlicht, Uplift, Transhumanismus) einhergehen, stellt. Gewalttätige Konflikte stehen dabei weniger im Fokus als ethisch-phliosophische Fragen. Zwischen den einzelnen Geschichten brauchte ich teilweise wirklich mehrere Tage Pause, um drüber nachzudenken.
Absolute Empfehlen, wenn man mal was Anderes lesen möchte!
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Achamanian

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Re: Suche positive SciFi
« Antwort #22 am: 13.11.2018 | 12:10 »
Ich kann hier nur nochmal auf meinen Beitrag zu Cordwainer Smith verweisen. Da sind zwar durchaus auch mal tragische Geschichten dabei - aber über die (sehr sehr sehr) lange Zeitspanne zeigt Smith ein sehr positives Bild, wie sich die Menschheit über Jahrtausende den Herausforderungen, die mit einigen Entwicklungen (Überlicht, Uplift, Transhumanismus) einhergehen, stellt. Gewalttätige Konflikte stehen dabei weniger im Fokus als ethisch-phliosophische Fragen. Zwischen den einzelnen Geschichten brauchte ich teilweise wirklich mehrere Tage Pause, um drüber nachzudenken.
Absolute Empfehlen, wenn man mal was Anderes lesen möchte!

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