Autor Thema: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2  (Gelesen 6279 mal)

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Offline Sashael

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #25 am: 14.11.2018 | 16:25 »
Ganz easy.
Also "easy" wäre es, wenn das Pferd einfach kommt, wenn man pfeift, egal wo sich Pferd und Pfeifer befinden. ;)

Das ist ja auch nur ein winziger Teilpunkt, warum ich mir RDR2 nicht antun werde. Aber für Westernfans gibts derzeit wohl nichts Besseres. ;D
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Offline YY

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #26 am: 14.11.2018 | 16:51 »
Sicher ist da noch ein Stück zu einem Idealzustand zu schließen, um ein ganz rundes Produkt zu haben, aber gerade wer auch Ubisoft-Open-World-Spiele spielt (Watchdogs, Assassin's Creed), weiß, wie sich eine schale Welt außerhalb der Missionsstränge anfühlt (gleichwohl machen auch die Fortschritte).

Einen einzigen Idealzustand gibt es ja nicht - man kann in mehrere Richtungen gehen und zu einem runden Spiel gelangen.
Im Gesamtbild kommt es mir so vor, als wären beide RDR-Teile mit einer stärkeren Sandbox-Ausrichtung und größeren Freiheiten im Stile z.B. der ersten beiden Fallout-Teile oder Arcanum (oder auch New Vegas) bessere Spiele gewesen.
Open world schreit für mich nach Spielerfreiheit (auch bzw. gerade bei den "großen" Dingen, nicht nur im Kleinkram), emergentem Gameplay und relevanten Entscheidungen (sprich: nach Rollenspiel  ;)). Damit haben sich aber die beiden RDRs und die GTA-Reihe schon immer schwer getan und diese aufgezwungenen, vorgegebenen Protagonisten und Plots waren für mich immer ein großer Friktionspunkt. 

Vernetzungsgrad und "Dichte" ist bei open world wichtiger als schiere Größe und Anzahl der unzusammenhängenden Spielzeuge.

Und fürs Protokoll: Spiele wie Watchdogs oder Assassin's Creed schaue ich mir gar nicht erst an, weil ich genau weiß, dass die meinen Erwartungen (die sie selbst mit ihrem hirnrissig überzogenen Marketing geweckt haben) nicht gerecht werden.

Vermutlich spielt auch der Sättigungsgrad eine große Rolle bei der Betrachtung von Computerspielen. Wenn einem bestimmte Elemente über sind, kann ein Spiel noch so gut sein und trotzdem nicht mehr fesseln.

Zweifellos. Da muss man gerade bei Trends und Wellen von Spielen aus einem Genre recht vorsichtig sein - denn gerade Spielekritiker haben dann jedes halbwegs brauchbare Spiel aus einer Ecke gespielt und sind nicht mehr in der Lage zu sagen "Das hier ist zwar das vierhunderttausendste RTS, das nichts auch nur annähernd Innovatives hat, aber es kombiniert die bekannten Elemente in der ausgereiftesten Form". Die sagen dann nur noch: "Bäh, noch so eins" -  wo es mit einer anderen Veröffentlichungs- und Test-Chronologie ein unsterblicher Klassiker wäre, an den keiner je heran kommt (angenommen, die Entwickler hätten das Spiel ohne zig Vorlagen genau so hin bekommen - dann wäre die Krone ja auch verdient...).

Und dieser Gedanke vom Sättigungsgrad führt zurück zum Eingangsbeitrag:
Kann es tatsächlich sein, dass Spielekritikern (da wäre es mMn sehr nachvollziehbar) und vielen, vielen Spielern (weniger nachvollziehbar, aber immer noch denkbar) diese völlig überzogene Ausrichtung auf "moment-to-moment"-Spaß vieler AAA-Titel so dermaßen zum Hals raus hängt, dass sie sich ehrlich über ein Spiel freuen, mit dem man sich ein bisschen quälen muss? Das ihnen quasi sagt "dein Spaß ist mir egal, ich mach hier mein Ding und fertig"?

Wie eingangs erwähnt: Ich glaube angesichts der diversen Macken von RDR2 nicht, dass das flächendeckend und überall Absicht war - an einigen Stellen ist es aber wohl so.

Natürlich polarisiert das trotzdem und für mich ist immer noch die Frage, wie viele sich das Ganze schönreden (wollen).
Aber ein signifikanter Anteil hat da offensichtlich wirklich seinen "Un-Spaß" ( ;)) dran und das geht mir in der "öffentlichen" Rezeption z.Zt. noch zu sehr unter (anders als z.B. bei Dark Souls).
Da sollte die Spielebranche wirklich mal drüber nachdenken: Warum funktioniert das und wie wird so was auch noch halbwegs massentauglich?

RDR2 hatte ja ohnehin eine gigantische Zielgruppe und konnte gar nicht scheitern. Aber wie groß ist grundsätzlich die Zielgruppe für Spiele wie Dark Souls oder ein hypothetisches AAA-Darkest Dungeon? Gut versorgt ist sie jedenfalls nicht.
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Offline Tomas Wanderer

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #27 am: 14.11.2018 | 17:35 »
Wenn hier von "Entschleunigung" gesprochen wird, bezieht sich das auf den Soziologen Hartmut Rosa? Und wer benutzt den Begriff gegebenen Falls in dem Kontext; nur Du, YY, oder gibt es dafür auch andere Quellen?

Offline YY

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #28 am: 14.11.2018 | 17:39 »
Es geht dabei "nur" um bewusste Langsamkeit in Abgrenzung zu anderen Spielen, wo eben alles mit Absicht ziemlich zügig ist (außer so entworfenen Zeitfressern im MMO-Bereich, die aber mittlerweile auch andere Methoden nutzen).

Ich habe den Begriff in irgendeinem der deutschsprachigen Videos oder Podcasts aufgeschnappt und fand ihn passend.
Der Gedanke findet sich in englischen Reviews auch, aber dort fehlt ein äquivalenter Begriff dafür.
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Offline Tomas Wanderer

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #29 am: 14.11.2018 | 17:52 »
Danke für die Erklärung. Finde interessant, dass mir der Begriff, also in Deiner Definition, immer häufiger im außer-soziologischen Kontexten begegnet. Nach der Theorie Rosas werden entschleunigende Handlungen dazu genutzt, dem allgemeinen Beschleunigungsdruck standzuhalten. Sie sind sozusagen ein Ausgleich, damit man am normalen Treiben weiterhin teilhaben kann. Vlt ist der Gedanke für Deine Analyse hilfreich, also erklärt, warum Konsumenten eben genau das an dem Spiel schätzen.

Offline YY

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #30 am: 14.11.2018 | 18:04 »
Ja, wie in meinem letzten längeren Beitrag angedacht scheint mir das wirklich ein Faktor zu sein, dass sich hier gerade nicht das "Spaßkarussell" anderer, bis ins Letzte durchdesignter AAA-Titel dreht.
Eskapismus bieten die genau so, aber RDR2 grenzt sich obendrauf von diesen anderen Spielen ab, die ständig irgendwas von einem wollen.

In dem Kontext wird auch öfter mal gelobt, dass die Karte nicht vollgeknallt ist mit Fragezeichen, Questmarkern usw., sprich es wird als positiv empfunden, dass man Dinge entweder selbst mehr oder weniger zufällig findet - und wenn nicht, dann halt nicht.
So gut wie niemand würde wollen, dass ab jetzt alle Spiele so sind. Aber als kleines Gegengewicht bzw. als Abwechslung vom üblichen Einheitsbrei funktioniert es anscheinend ganz gut.
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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #31 am: 14.11.2018 | 18:08 »
In dem Kontext wird auch öfter mal gelobt, dass die Karte nicht vollgeknallt ist mit Fragezeichen, Questmarkern usw., sprich es wird als positiv empfunden, dass man Dinge entweder selbst mehr oder weniger zufällig findet - und wenn nicht, dann halt nicht.
Da habe ich besonders in Bezug auf die Ubisoft-Sandboxen eher das genaue Gegenteil gehört. Also dass sich da ne Menge auch Spielekritiker sich da eher verarscht vorgekommen sind, ob der gähnenden Leere zwischen den einzelnen Wegpunkte innerhalb der Sandbox.
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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #32 am: 14.11.2018 | 18:19 »
Aus der Ubisoft-Ecke kenne ich nur Wildlands und dort muss man sich diese Marker zwar schrittweise freischalten, aber dann ist die Karte wirklich derart vollgeknallt, dass man bisweilen nicht mehr durchblickt.
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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #33 am: 14.11.2018 | 18:23 »
Die Idee, durch eine fast leere Sandbox zu watscheln in der Hoffnung, zufällig mal auf was Spannendes zu stoßen, finde ich schon außergewöhnlich öde. Ähnlich geht es mir aber auch bei Sandboxen, die mit Fragezeichen vollgepflastert sind, hinter denen ich aber jeweils nur irgend welche Belanglosigkeiten verstecken. Hinzu kommt der Aspekt, dass CRPG-Sandboxen entweder immer leerer werden, wenn man die Fragezeichen nach und nach abarbeitet, oder sie wird mit zufallsgeneriertem, zwangsläufig generischem und belanglosem Kram wieder aufgefüllt. Yeah, das brauche ich. Mehr irrelevante Fragezeichen abarbeiten.

Am Ende stelle ich dann fest, dass Sandboxen nur dann für mich funktionieren, wenn sie voller interessanter kleiner Geschichten sind und voller Orte zum erkunden, die meinen Sense of Wonder ansprechen. Und das haben bis dato nur Witcher 3 und in etwas geringerem Maße Fallout 1 und 2 geschafft, wobei Fallout 3 und NV noch auf meiner Todo-Liste stehen.
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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #34 am: 14.11.2018 | 18:27 »
Aus der Ubisoft-Ecke kenne ich nur Wildlands und dort muss man sich diese Marker zwar schrittweise freischalten, aber dann ist die Karte wirklich derart vollgeknallt, dass man bisweilen nicht mehr durchblickt.
Schau Dirs an: The Jimquisition - Empty Sandboxes
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Offline KhornedBeef

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #35 am: 14.11.2018 | 18:29 »
Daher kommt wohl auch der Eindruck, dass räumlich kleinere Karten manchmal ein besseres Open World - Gefühl erzeugen: man kann sie von Habe füllen. Die Gothic-Reihe z.B. ging den  Weg  (wobei zumindest bei den ersten Teilen auch nicht gerade Rummelplatz war).
Auf der anderen Seite gibt es dann den Weg aus ganz wenigen Mechaniken das meiste zu machen  (chaotische Autofahrer und ausrastende Fußgänger in GTA).

Edit:Autokorrektur
« Letzte Änderung: 14.11.2018 | 22:25 von KhornedBeef »
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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #36 am: 14.11.2018 | 18:38 »
Am Ende stelle ich dann fest, dass Sandboxen nur dann für mich funktionieren, wenn sie voller interessanter kleiner Geschichten sind und voller Orte zum erkunden, die meinen Sense of Wonder ansprechen.

Ja, das können die meisten Fallout-Teile ganz gut - ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bis heute nicht alles gesehen oder auch nur davon gelesen habe, was es in den ersten beiden Teilen gibt.
Wobei man erwähnen muss, dass die ersten beiden Teile da einen Riesenvorteil durch die Engine hatten.
Es gab ja außerhalb von Städten u.Ä. nur "fast travel" auf der strategischen Karte, die in 1st-Person-Perspektive auch unendlich leer gewesen wäre. Das war aber konstruktionsbedingt egal, weil einen das Spiel nur mit der taktischen Darstellung behelligt hat, wenn irgendwas Relevantes war.
Natürlich konnte man ziellos herumlaufen und auf Begegnungen warten, aber anders als in den 3D-Titeln war das eine höchst effiziente Geschichte und man kam nie in die Lage, eine halbe Stunde durch die Einöde gestolpert zu sein, ohne etwas Interessantes gefunden zu haben.

Auf der anderen Seite gibt es dann den Weg aus ganz wenigen Mechaniken das meiste zu machen  (chaotische Autofahrer und ausstehende Fußgänger in GTA).

GTA IV (und ich nehme an, auch GTA V) hat es geschafft, zumindest oberflächlich den Eindruck einer echten Stadt zu erzeugen.
Da war man also gar nicht auf interessante Zufallsbegegnungen u.Ä. angewiesen, weil der komplette Alltag schon ein Stück weit sehenswert war. Geht freilich in anderen Settings nicht in vergleichbarer Weise.
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Offline JS

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #37 am: 15.11.2018 | 02:01 »
Hm, diese Diskussion bringt mich zum Nachdenken.
WoW hat mir inzwischen die meisten MMORPG-Elemente so gründlich vermiest, daß mir momentan kein MMORPG außer ESO mehr auf die Platte kommt.
In Offlinespielen mit offener Welt renne ich meist nur noch schwachsinnig Amok und gucke, wie die Spiele damit klarkommen. Selbst Deus Ex 4 schlittert in diese Richtung, weil mich das immer gleiche Konzept dieser Reihe inzwischen langweilt und jede Nebenqueste stört.
Sprich: Kleinigkeiten und typische Genreelemente gehen mir aktuell gegen den Strich und verfärben meinen Blick auf diese Spiele ganz erheblich. Ich fühle mich irgendwie getrieben, die Dinger auch einfach mal zügig abzuschließen; mir fehlt die Geduld und in den Spielen der Sense of Wonder. Ich bin gleichzeitig erstaunt, welch gute Bewertungen viele von ihnen bekommen, aber das hatten wir ja schon.
Ich sollte evtl. mal eine Computerspielpause machen.
« Letzte Änderung: 15.11.2018 | 10:51 von JS »
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline YY

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #38 am: 15.11.2018 | 02:18 »
Ich sollte evtl. mal eine Computerspielpause machen.

Entweder das oder zumindest auf kleine, geradlinige Spiele mit klarer Ausrichtung umstellen.
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Offline Menthir

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #39 am: 15.11.2018 | 09:31 »
Im Übrigen gehören die Rockstar-Open-Worlds auch zu den Open-World-Spielen, wo es Sense of Wonder-Elemente gibt und jeweilige Gebiete und Orte auch ihre kleinen Geschichten schreiben. Im übergeordneten Sinne glänzen die GTA-Teile zudem mit ihren sozialkritischen Tönen in diesen kleinen Geschichtchen, die mal mit dem Holzhammer verübt, aber an anderen Stellen auch ganz subtil eingewoben werden. Ich gebe dir da recht, YY, der Vernetzungsgrad und die Dichte spielen eine gewichtige Rolle. Sehe ich hier gegeben.

RDR und GTA glänzen also nicht nur damit, dass die Welt den Anschein von Leben erweckt, sondern dass die jeweilige Gebiete auch eben nicht beliebig und austauschbar sind. Dadurch fühlen sich die Gebiete auch nicht so leer an, wie die von den Ubisoft-Spielen, bei denen 80% der Marker tatsächlich unnötig sind. Gleichwohl will gesagt sein, dass gerade die ersten Assassin's Creeds sich durchaus für Sightseeingtouren geeignet haben, darüber war es aber leer, wie 6 beschreibt.

Diesen Eindruck hat man bei RDR und GTA nicht, zugebenermaßen auch nicht bei den Fallout-Teilen, weil dort auch bspw. die Komposition von Orten eine kleine Geschichte erzählen kann und so das Entdecken Spaß macht. Unabhängig von Iso-Perspektive oder 3D-Perspektive. Das Auge für die kleinen Details macht schon viel aus.

Der Sättigungsgrad mag allerdings sicher eine gewisse Rolle spielen und eben auch, wie JS andeutet, dass man den Frust einen genre-ähnlichen Spiels in das nächste Spiel projiziert. Das passiert mir auch häufig genug, aber ich entsinne mich dann immer wieder der Binsenweisheit, dass man vieles (sicher nicht alles) mal selbst probieren sollte, gerade wenn es potenziell reizen könnte. Ich mein, nur weil andere Leute ein Spiel für göttlich halten, muss es das nicht für mich sein. Und nur weil es große Kritikpunkte und Macken gibt, und die Leute das furchtbar finden, muss das Spiel nicht für mich schlecht sein.

Als hinkender Vergleich: Ich höre ja auch nicht in diesem Moment auf zu leben, nur weil mir gerade bewusst wird, dass mein Leben irgendwann sowieso enden wird. Dementsprechend verneine ich auch nicht das Spielen eines Spiels, nur weil es mich irgendwann oder sofort beim Spielen enttäuschen könnte. Das ist kein zielführender Ansatz, wenn man ihn als alleinigen Faktor nimmt. Wenn darüber hinaus andere Faktoren dazu kommen (bspw. Spiel ist möglicherweise sehr schlecht und auch noch sehr teuer und entspricht sowieso nicht meinem Geschmack), mag die Entscheidung bei beidem anders aussehen. ;)

Aber selbst wenn die Steuerung und das Pferd Probleme macht (hat es bei mir - noch - nicht), würde das was effektiv am grundsätzlichen Spielspaß ändern? Das kann bei der einen oder anderen Person, die entweder nach Gründen sucht oder sehr pedantisch in der Bewertung ist, sicher sein. Bei mir ist das selbst erst problematisch, wenn das Spiel dadurch unspielbar wird. Wenn nicht, bin ich vielleicht durch die lange Gamer-Karriere sehr leidenserprobt. Obwohl gerade die von KhornedBeef angesprochene Gothic-Reihe sicherlich ein Bug-Fest war, habe ich jede Menge Spaß mit der Reihe gehabt. Obwohl das Game of Thrones-Spiel, in dem man Mors und Alester spielt, eine furchtbare Steuerung hatte und bis zu den ersten Patches unspielbar war, weil man keine Rüstung anlegen konnte und ohne Rüstung nicht überleben konnte, habe ich es danach wieder aufgenommen und habe das Spiel in positiver Erinnerung (offiziell hat es mittelmäßige Bewertungen).

Sind also diese unabsichtlichen Ecken und Kanten grundsätzlich problematisch? Das kommt sehr darauf an, ob ich einem Spiel sowieso schon überkritisch oder meinetwegen nur kritisch gegenübertreten will; ob ich mit hohen oder gar überzogenen Erwartungen an so ein Spiel herangehe; ob ich den Frust oder Gewohnheiten aus ähnlichen Spielen mit rüberbringen kann/muss/will oder nicht.
Und ich glaube, dass sich darin ein Gros des Bewertungsspektrums bewegen wird. Ein Teil wird die RDR-Teile hochloben, weil Rockstar Games in dem Bereich sowieso für solide bis herausragende Spiele berühmt sind, andere werden es genau deswegen verurteilen, weil sie deswegen mehr vom selben wähnen. Manche beschäftigen sich mit den tatsächlichen Entwicklungen und feiern deswegen die Weiterentwicklung, bei anderen brechen selbst diese neuen cineastisch-atmosphärischen Entwicklungen mit den Erwartungen und sie verurteilen den Part.
Am Ende ist es wohl immer im Zweifel eine Einzelfallprüfung durch den Einzelnen. Der Rest ist nur eine Abwägung zwischen tatsächlich objektiven Beobachtungen und den daraus entstehenden Rezensionen, einem Wust an Darstellungen des eigenen Geschmacks und der daraus entstehenden Rezensionen (die sind sicher die Mehrzahl), und eben der eigenen grundsätzlichen Haltung und des eigenen Spielgeschmackes. Das soll nicht relativieren, dass es allgemein gute Spiele gibt, auf die sich ein Gros einigen kann. Aber es ändert nichts daran, dass man immer alle Meinungen daran und darin entdecken kann und wird. :)

Davon unbelassen: Wer die Euronen über hat oder auf eine Vergünstigung des Spiels warten mag, sollte sich ruhig an RDR2 probieren und schauen, ob seine Sorgen berechtigt sind oder ob das Spiel ihm nicht doch zumindest groben Spielspaß bringt. :)
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Offline Exar

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #40 am: 15.11.2018 | 10:05 »
Ich sollte evtl. mal eine Computerspielpause machen.

Durch dieses Tal bin ich auch schon gegangen, bis ich festgestellt habe, dass es nicht an mir, sondern an den Spielen liegt.

Diese endlosen, hohlen Open World Orgien sind einfach nicht das, was das Medium Computerspiel für mich ausmacht.
Leider ist das in den letzten 5-10 Jahren eben das, worauf sich die großen Publisher fast ausschließlich konzentrieren.
Jede Reihe wird in diese Richtung geprügelt, oder von vornherein unter dieser Prämisse entwickelt.
Und da sowohl Presse, als auch Spieler die Teile immer wieder abfeiern, wird sich daran in naher Zukunft auch nichts ändern.
Natürlich sind die Endprodukte nicht schlecht, teilweise sogar ziemlich gut, aber sie liefern eben "nur" Dinge wie tolle Spielwelten, super Grafik, manchmal auch gute Geschichten, usw.
Eines bleibt aber immer auf der Strecke: Das Gameplay.

Zum Glück gibt es aber noch genügend Titel, die sich auf diesen wichtigsten Aspekt konzentrieren. Man muss eben nur etwas genauer suchen, häufig auch bei den Indies.
Eine Nintendo Konsole ist da ebenfalls eine gute Wahl, da die Firma nach wie vor ihren Fokus aufs Gameplay legt (auch wenn Zelda: Breath of the Wild schon eine Art Open World hatte).

Offline First Orko

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #41 am: 15.11.2018 | 10:29 »
Das mit den Indies habe ich auch versucht. Hat bei mir dazu geführt, dass Steam sich darauf eingestellt und mir schnell passende Vorschläge gemacht hat - was gut war!
Dadurch, dass die Indietitel aber recht günstig waren, hatte ich mich da schnell total verzettelt - was doof war  :-\

Man muss man selbst einen sehr strikten und klaren Fokus setzen und auch viel schneller einen harten Schnitt machen, wenn das Spiel nicht überzeugt. Ich hatte immer das Bedürfnis, ein Spiel auch zuende zu bringen... das ist aber Quatsch, dafür gibt es oft einfach viel zu viel geile Alternativen! Nur das Suchen und Finden ist in heutiger Zeit eben sehr mühevoll, wenn man abseits von AAA und den allgemeine Review-Medien und -Meinungen unterwegs ist.
It's repetitive.
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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline JS

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #42 am: 15.11.2018 | 10:56 »
Danke, ich werde eure Ratschläge beherzigen, denn sie scheinen mir wichtige Punkte zu treffen.
Das letzte Aha-Erlebnis hatte ich offline mit Portal und Portal 2, die ich durchgesuchtet habe - vor vielen Jahren. Solche Spiele sollte ich mal mehr suchen und nichts mehr auf die Hypes geben, die um jedes neue Standardspiel gemacht werden. Ansonsten etwas ESO und Diablo 3 mit meiner Frau... paßt.
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Offline Crimson King

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #43 am: 15.11.2018 | 11:07 »
Das mit den Indies habe ich auch versucht. Hat bei mir dazu geführt, dass Steam sich darauf eingestellt und mir schnell passende Vorschläge gemacht hat - was gut war!
Dadurch, dass die Indietitel aber recht günstig waren, hatte ich mich da schnell total verzettelt - was doof war  :-\

Man muss man selbst einen sehr strikten und klaren Fokus setzen und auch viel schneller einen harten Schnitt machen, wenn das Spiel nicht überzeugt. Ich hatte immer das Bedürfnis, ein Spiel auch zuende zu bringen... das ist aber Quatsch, dafür gibt es oft einfach viel zu viel geile Alternativen! Nur das Suchen und Finden ist in heutiger Zeit eben sehr mühevoll, wenn man abseits von AAA und den allgemeine Review-Medien und -Meinungen unterwegs ist.

Ich sehe das genauso. Ich kaufe mir immer wieder einen Stapel günstiger Indies in den Summer Sales oder am Black Friday und unterstütze gelegentlich Projekte auf Kickstarter. Obwohl man am Ende 50% der Sachen in der Pfeife rauchen kann, rechnet sich das allein schon durch Perlen wie Orcs must die, Banner Saga oder Heroes of Steel, das zwar ausnehmend hässlich ist, spielerisch aber absolut meinen Nerv trifft und über eine dreistellige Zahl an Spielstunden eine tolle Story gut präsentiert.
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J.W. von Goethe

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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #44 am: 15.11.2018 | 11:15 »
Danke, ich werde eure Ratschläge beherzigen, denn sie scheinen mir wichtige Punkte zu treffen.

Wir können gerne einen Empfehlungs-Thread starten, solange du uns Genre-Vorlieben usw. lieferst  ;)
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Re: "Ecken und Kanten" in Videospielen / RDR2
« Antwort #45 am: 15.11.2018 | 14:47 »
Ne, das kriege ich schon gut hin.
:)
« Letzte Änderung: 15.11.2018 | 14:51 von JS »
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