Autor Thema: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?  (Gelesen 8666 mal)

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Offline Wonko

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #25 am: 17.01.2019 | 22:11 »
Apropos Salz.

Spiele, die übrigens zumindest aus "Alltagssituationen" ihre Konflikte und Herausforderungen ziehen, wären noch:
- Poutine (finde ich grade keinen Link zu, hilft mir wer aus?)

https://www.tanelorn.net/index.php/topic,107951.0.html

Offline Settembrini

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #26 am: 17.01.2019 | 22:26 »
Als Schüler+ haben wir gerne Kram wie Millennium's End oder Twilight: 2000 gespielt. Gerade bei ME ging es ja um eine absolute Normalwelt, gegen die unsere heutige übler Cyberpunk wäre. Seitdem man aber selber mehr und mehr Lebenserfahrung sammelte, da flog der Reiz des "Normcore" und Ultrarealismus (zu Unterscheiden von Hyperrealismus*) hinfort wie Pusteblumen.

Fun Fact:
Eine mir helfende hochgestellte Person mit sehr weitem Horizont und Bildung meinte dann eines Abends, nachdem wir erneut Realintrigen abwehren mußten: "I am in no mood watching House of Cards, which I promised my partner, tonight. We had enough of that shit this week. I'll be watching Batman."


 *Damit meine ich Quentin-Tarantinos Big-Kahuna-Burger Universum. Das hat offiziell glaube ich einen anderen Namen. Aber das ist ja fast wie Mittelerde, dahin entfliehe ich gerne.

ADD Zitat QT:
Zitat
There are actually two separate universes. There’s the realer than real universe, and all the characters inhabit that one. Then there’s this “movie” universe, so From Dusk Till Dawn and Kill Bill take place in this special movie universe. Basically, when the characters from Reservoir Dogs or Pulp Fiction go to the movies, Kill Bill and From Dusk Till Dawn is what they go see.
« Letzte Änderung: 17.01.2019 | 22:28 von Settembrini »
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Offline Crimson King

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #27 am: 17.01.2019 | 22:57 »
Ich sehe das so: selbst wenn ich alltägliche Menschen spielen möchte, möchte ich nicht ihren Alltag spielen. Was ich spielen möchte, sind die Momente, die diese Menschen definieren, in denen sie Schlüsselerlebnisse haben und Entscheidungen treffen, die ihr eigenes Leben und das von anderen in neue Richtungen lenken.
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Offline Megan

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #28 am: 17.01.2019 | 23:02 »
Ich sehe das so: selbst wenn ich alltägliche Menschen spielen möchte, möchte ich nicht ihren Alltag spielen. Was ich spielen möchte, sind die Momente, die diese Menschen definieren, in denen sie Schlüsselerlebnisse haben und Entscheidungen treffen, die ihr eigenes Leben und das von anderen in neue Richtungen lenken.
Ja!  :d

Offline TaintedMirror

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #29 am: 18.01.2019 | 09:16 »
Was mir noch einfällt: Wenn man in Richtung Soap Opera oder ähnliches gehen will, dann bietet sich auch "Das Monster aus der Spätvorstellung" an. Dort spielt man Schauspieler, die selbst in jeder Art von Film spielen können. Man könnte so quasi im Film (Abenteuer), wie auch außerhalb des Filmes soziale Dramen ausleben. Wenn man dann zwischendrinn doch mal Bock auf was anderes hat, spielt man halt einen Krimifilm.

Offline LushWoods

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #30 am: 18.01.2019 | 10:13 »
Wir haben das mal mit FATE durchgezogen.
Das ging aber noch einen Level höher: Wir haben uns selber in einer etwas außergewöhnlichen Situation gespielt.
War ein sehr interessantes sozial-psychologisches Experiment.
Und hat sogar Spaß gemacht.

Offline YY

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #31 am: 18.01.2019 | 10:28 »
Als Schüler+ haben wir gerne Kram wie Millennium's End oder Twilight: 2000 gespielt. Gerade bei ME ging es ja um eine absolute Normalwelt, gegen die unsere heutige übler Cyberpunk wäre. Seitdem man aber selber mehr und mehr Lebenserfahrung sammelte, da flog der Reiz des "Normcore" und Ultrarealismus (zu Unterscheiden von Hyperrealismus*) hinfort wie Pusteblumen.

 :o

In ME spielt man weder normale Leute mit alltäglichen Jobs noch ist das unsere bzw. eine normale Welt. Der Autor bezeichnet das als "CNN reality", also eine Welt, in der die ganze abgefahrene Scheiße, die auf CNN & Co. rund um die Uhr präsentiert wird, so alltäglich ist, wie man meinen könnte, wenn man nicht die echte Welt als Vergleich und Erdung hätte. Sprich: Das ist ganz explizit eine übersteigerte und verzerrte Realität.

Aus ME "rauswachsen", weil dessen Welt von unserer überholt worden ist oder weil das zu nah an der eigenen Lebenswirklichkeit ist, halte ich beides für einigermaßen absurde Aussagen. Es sei denn, die ganze Spielgruppe besteht aus Kommandosoldaten und Polizisten in Spezialverwendung.
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Offline Settembrini

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #32 am: 18.01.2019 | 13:16 »
Das sehe ich anders, aber ist auch eine Wahrnehmungsfrage.

Einerseits: Lagerfeuer anmachen abfeiern und Tavernenspiel bei DSA fallen da für mich in eine ähnliche Richtung.

Andererseits: Ein Feuergefecht von Normalsterblichen öfter in den Spielbetrieb einzubauen ist ja nur die Gewaltversion von:

Zitat
Was ich spielen möchte, sind die Momente, die diese Menschen definieren, in denen sie Schlüsselerlebnisse haben und Entscheidungen treffen, die ihr eigenes Leben und das von anderen in neue Richtungen lenken.

Seitdem ich persönlich genug Mun in real ins (Übungs!-)Ziel gebracht habe, reizt mich das zu 1000% weniger als davor das im Rollenspiel zu machen. Gerade weil ich mir einigermaßen ausrechnen kann bzw. Leute kenne, die mir den Reiz das "realistisch"  umsetzen zu wollen, auch von der personnagenpsychologie her, komplett genommen haben. Aber das ist ja ganz subjektiv.

Von den Veteranen von denen ich weiß spielen, wenn überhaupt noch, die meisten histoische CoSims oder D&D. So wie auch Knackis vor allem D&D spielen und nicht Shadowrun.

Insofern.

Auf jeden Fall kann man aber mit ME und Twilight:2000 ein gutes Regelgerüst finden, zusammen mit den Zivilkarrieren aus Dark Conspiracy sind das jeweils einmal RQ und Traveller-Ansatz der Charaktererschaffung für moderne komplexe Gesellschaften.


ist ja alles ganz subjektiv, aber je mehr ich von der Welt gesehen habe, desto lieber ist mir das Phantastische.
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Offline KhornedBeef

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #33 am: 18.01.2019 | 16:12 »
Wozu scharf schießen wenn du doch das Nervenkostüm vieler Anwesender auch effektiv mit Wortmonstern wie "Personnagenpsychologie" perforieren kannst  >;D
(Bitte nur als Scherz verstehen)

Ich nehme an, wer die Schlacht von Azincourt miterlebt hätte, würde auch eine andere Einstellung zum elfischen Langbogenschützen entwickeln. Ich finde es aber generell OK, wenn man das Rollenspiel von einigen Tatsachen der Realität abkoppelt. Fantasy ist das, letztendlich.
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Offline Chiarina

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #34 am: 18.01.2019 | 19:21 »
Ich finde das, nach dem hier gefragt wird, ganz normal. Ist eben eine Möglichkeit des Rollenspiels. Sicherlich nicht die populärste, aber das spielt für mich überhaupt keine Rolle!

Ich habe mit ein paar Leuten auf einem Tanelorn-Treffen mal ein Abenteuer gespielt, in dem vier randständige Personen, die sich Nachmittag für Nachmittag an einem Kiosk zum Biertrinken treffen, die Protagonisten waren. Das hat mir gut gefallen.

Hier ist übrigens der Link zum weiter oben erwähnten Poutine, einem Spiel, das von Leuten in einem Schnellimbiss handelt, die sich dort von ihren Problemen erzählen... ein Spiel, das ich sehr schätze. Das Spiel ist hier bei Tanelorn schon kontrovers besprochen worden. Auch das hat mir gefallen.

Verwiesen sei noch auf No boundaries. Ein Spiel über Buchhändler, die in einem existenzbedrohten, schlecht gemanagten Laden arbeiten und denen jederzeit die Arbeitslosigkeit drohen kann.

Solche Sachen soll eben spielen wer mag. Ich bin dabei.
« Letzte Änderung: 18.01.2019 | 19:31 von Chiarina »
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Offline Der Läuterer

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #35 am: 18.01.2019 | 20:09 »
Ich finde das, nach dem hier gefragt wird, ganz normal. Ist eben eine Möglichkeit des Rollenspiels.
Ich habe nach dem Lesen von Poutine im betreffenden Thread nicht abgestimmt. 5? Oder 1? Genial oder Mist? Persönlich finde ich das Konzept abgedreht.

Hat nicht mal jemand über das Rollenspiel geschrieben, dass je näher die erdachte Figur der eigenen Realität kommen würde, desto eher könne man sich in / an dieser/r anderen Welt verlieren?

Ich kann nicht sagen weshalb, aber ich finde das echt gruselig.
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Offline YY

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #36 am: 18.01.2019 | 22:45 »
Seitdem ich persönlich genug Mun in real ins (Übungs!-)Ziel gebracht habe, reizt mich das zu 1000% weniger als davor das im Rollenspiel zu machen. Gerade weil ich mir einigermaßen ausrechnen kann bzw. Leute kenne, die mir den Reiz das "realistisch"  umsetzen zu wollen, auch von der personnagenpsychologie her, komplett genommen haben.

Bei mir ist das genau umgekehrt: Die eigene Erfahrung und sonstige Beschäftigung damit hat da vielen Aspekten erst richtig Leben eingehaucht und die beiden Seiten haben sich über die Jahre in unterschiedlicher Intensität immer mal wieder gegenseitig befruchtet - auch in anderen Themengebieten. 

Klar gibts einerseits jene, die sagen "Hab ich den ganzen Tag, brauch ich am Spieltisch nicht auch noch". Aber andererseits bestand die Hauptspielerschaft von T2000 aus Aktiven und (relativ frischen) Ehemaligen.
Kommt eben auf den Typ an...aber da wüsste ich gerne, wie die Anteile aussehen.


ist ja alles ganz subjektiv, aber je mehr ich von der Welt gesehen habe, desto lieber ist mir das Phantastische.

Auch das geht mir insofern umgekehrt, dass mir das bisher nie langweilig geworden ist und ich immer platzen könnte, wenn jemand erzählt, man brauche unbedingt fantastische Elemente bzw. Magie, um taktische Vielfalt/Tiefgang und Sense of Wonder reinzukriegen.
Die Leute sind medial bedingt gegenüber Dingen abgestumpft bzw. von Dingen gefühlt übersättigt, die sie gar nicht kennen...eigentlich total abgefahren. 
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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #37 am: 18.01.2019 | 23:18 »
Es gibt schon etliche Spiele, die ohne übernatürliche Elemente auskommen, zusätzlich zu den genannten fällt mir noch ein:
- Good Society: Jane-Austen-Drama bzw. romantic comedy. Habe ich schon ein paar Mal gespielt, und es funktioniert einfach sehr, sehr gut. Romantische Komödien finde ich zwar als Film eher öde, aber als Spiel ist das noch mal ganz was anderes.
- The Ward: Ein Krankenhausdramaspiel auf PbtA-Basis. Habe ich noch nicht gespielt.
- Velvet Glove: Teenager-Mädchen aus der Unterschicht in den 70ern. Habe ich einmal gespielt, war sehr lustig.
- Star-Crossed: Das kann man mit oder ohne übernatürliche Elemente spielen, wie man möchte. Es geht um zwei Leute, die sich lieben, aber die aus irgendwelchen Gründen nicht einfach zusammensein können.

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Settembrini

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #38 am: 18.01.2019 | 23:23 »
Zitat
Auch das geht mir insofern umgekehrt, dass mir das bisher nie langweilig geworden ist und ich immer platzen könnte, wenn jemand erzählt, man brauche unbedingt fantastische Elemente bzw. Magie, um taktische Vielfalt/Tiefgang und Sense of Wonder reinzukriegen.
Die Leute sind medial bedingt gegenüber Dingen abgestumpft bzw. von Dingen gefühlt übersättigt, die sie gar nicht kennen...eigentlich total abgefahren.

Da will ich nicht grundsätzlich widersprechen.
Auch dem OP nicht, da KANN alles toll sein, haben wir alles gemacht, war gut, wir haben es intensiv gmacht, aber nun ist halt bei mir da persönlich kein Feuer mehr. Ach, wie toll wir das fanden nen Highschool Quarterback und nen Truckdriver zu spielen usw.

Aber nun, wenn am Ende keine Monster oder Aliens oder Götter rüberkommen, sondern The Wire-artige Verschwörungen und Organisationskatastrophen, danke, nein. Bin ich "zu alt" für. Ich kann da nirgendwo mehr meine Begeisterung anhängen.

Tausendmal lieber Rifts Phase World. Trotzdem empfehle ich alle RQ-artigen und Traveller-artigen Regelsysteme dafür, das geht sehr gut und trägt für Kampagnen von 5 Jahren, ist also belastbar.
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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #39 am: 20.01.2019 | 08:48 »
Ich habe mehrere Stunden nachgedacht, über das hier:

Zitat
Ich sehe das so: selbst wenn ich alltägliche Menschen spielen möchte, möchte ich nicht ihren Alltag spielen. Was ich spielen möchte, sind die Momente, die diese Menschen definieren, in denen sie Schlüsselerlebnisse haben und Entscheidungen treffen, die ihr eigenes Leben und das von anderen in neue Richtungen lenken.

Hervorhebung von mir.

Was meint ihr damit?
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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #40 am: 20.01.2019 | 09:42 »
Ich habe mehrere Stunden nachgedacht, über das hier:

Hervorhebung von mir.

Was meint ihr damit?

Das Menschen manchmal Entscheidungen treffen, die enorme Auswirkungen auf ihr Leben und/oder das von anderen haben, und ich genau solche Entscheidungen, ihre Auswirkungen und den Umgang mit ihnen erspielen will. Das ist das Wesen dramatischer Figuren.
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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #41 am: 20.01.2019 | 10:27 »
Das verstehe ich, aber mir sind nicht viele eingefallen, irgendwie bin ich da phantasielos:

  • Wen heiratet man?
  • Berufswahl?

oder meint ihr so Marty McFly Momente? -> "Ich sage ja oder nein zum Autorennen."

Aber die gehen ja nur mit Zeitreisen. oder hat man dann Tabellen, wie sich von bestimmten Punkten alles dann weiterentwickelt?

Ansonsten kommt mir, die Realität eben gesteuert von tausenden Mikroetnscheidungen vor, die eher von Big Five Persönlichkeitsmerkmalen gesteuert sind, und Änderungen sind auch eher langsam?

Ich will gar nicht über die Wahrheit reden, sondern nur verstehen, welche ENTSCHEIDUNGEN und KRITISCHEN MOMENTE im Leben eines Menschens man eben verspielen könnte. Bei mir kommt nur RomCom raus  :D :-*, oder Bewerbungsgespräche bzw. zufällige Elevator-Lift-Talks, die über ganz viel entscheiden.

Wobei ich dann als SL gar nicht so genau wüßte, wie man das entscheidet, ob der Elevator-Talk jetzt geflasht hätte in Echt oder nicht.

Wie Du siehst tappe ich da im Dunkeln.
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Offline Crimson King

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #42 am: 20.01.2019 | 10:45 »
Das verstehe ich, aber mir sind nicht viele eingefallen, irgendwie bin ich da phantasielos:

  • Wen heiratet man?
  • Berufswahl?

Manche Menschen werden mit Situationen konfrontiert, in denen ihr bestehendes Wertebild knüppelthart herausgefordert wird. In anderen Situationen sind es scheinbar kleine Entscheidungen, die große Auswirkungen haben. Da wird dann eben ganz ergebnisoffen eine Grundprämisse bespielt, beispielsweise "wie geht die Person mit der Schuld um, die er auf sich geladen hat?" oder "ist die Person bereit, einer anderen zu helfen, auch wenn dies zu Schaden am eigenen Lebensplan führen kann?" etc.

Wenn du verstehen willst, was da erspielt wird, hilft ggf. der Blick auf Sozialdramas auf der Leinwand, beispielsweise American Beauty.

Die vielen Mikroentscheidungen, die in ihrer überwiegenden Mehrheit keine Auswirkungen haben, interessieren dabei gerade nicht.

das Erspielen geschieht dabei vornehmlich über verbale Verhandlung zwischen den Teilnehmern am Spieltisch. Die Würfel werden ganz sicher auch zu Rate gezogen, vor allem bei Uneinigkeit oder in Situationen, die man nicht über verbale Verhandlung auflösen möchte. Das sind dann üblicherweise über die gesamte Spielsitzung nur wenige Würfe, in die über Stake Resolution viel Bedeutung rein gepackt wird.

Der Ansatz eignet sich im Übrigen praktisch ausschließlich für One Shots. Eine Kampagne würde ich damit nicht spielen wollen.
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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #43 am: 20.01.2019 | 10:51 »
Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Primetime Adventures für spannendes Drama-Spiel ohne körperliche Gewalt gesammelt. (Okay, vielleicht hat in einer Szene aus 7 oder 8 Episoden mal jemand Prügel eingesteckt.)

PtA ist natürlich nicht mehr ganz gewöhnliches Rollenspiel, weil alle Spieler selbst Szenen setzen können/müssen, aber allein schon die Art wie man Konflikte und Issues für die Charaktere bei der Erstellung und in jeder Folge setzt, sind perfekte Inspiration, die für jedes andere Rollenspielsystem verwendet werden können.
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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #44 am: 20.01.2019 | 10:53 »
Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Primetime Adventures für spannendes Drama-Spiel ohne körperliche Gewalt gesammelt. (Okay, vielleicht hat in einer Szene aus 7 oder 8 Episoden mal jemand Prügel eingesteckt.)

PtA ist natürlich nicht mehr ganz gewöhnliches Rollenspiel, weil alle Spieler selbst Szenen setzen können/müssen, aber allein schon die Art wie man Konflikte und Issues für die Charaktere bei der Erstellung und in jeder Folge setzt, sind perfekte Inspiration, die für jedes andere Rollenspielsystem verwendet werden können.

Meine persönliche Erfahrung mit PtA ist nicht gut. Ich fühle mich da immer durch die Karten gerailroadet. Für andere ist so ein harter Play to find out-Ansatz mit geringen eigenen Einflussmöglichkeiten aber gerade das Richtige.
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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #45 am: 20.01.2019 | 10:55 »
Das verstehe ich, aber mir sind nicht viele eingefallen, irgendwie bin ich da phantasielos:

  • Wen heiratet man?
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Ich dachte immer dein Name käme von Thomas Manns Zauberberg. Das Buch sollte ja mehr als genug Inspiration liefern.
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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #46 am: 20.01.2019 | 11:07 »
Im Zauberberg gibt es nur so ein paar Entscheidungen. Daß Hans Castorp da länger bleibt, als die paar Tag zu Besuch. Danach hat er seinen Willen ja größtenteils auf standby gestellt. Alles andere passiert ihm. Dann gibt es noch eine große Entscheidung, nämlich als Settembrini in die Luft schießt, anstatt auf Naphta. Aber das ist ja, wie ich gerade beim Tippen merke, eben eine Waffengewaltszene.

Das was Crimson King da sagt, hört sich für mich alles wie Thematisches Rollenspiel a la Edwards, Ron an. Also Dilemmata der Mittelschichtsmoralität und so weiter.

Das ist mir klar wie das läuft und was da gewollt wird. Ich hatte den Eindruck, daß Alltags-Rollenspiel etwas anderes meint. Eben zwar mit zeitlicher, aber nicht moralischer Zuspitzung. Und ohne diese Agenda, die auf die Moral der MITSPIELER zielt.

Wie gesagt, ich sage überhaupt nicht, daß man das nicht spielen kann, nur eben daß ich da phantasielos bin, was denn so die "Schlüsselszenen" eines Normallebens sind. Alle tollen Geschichten die ich dazu kenne, sind Zeitreisegeschichten. Ich liebe Zeitreisegeschichten, weswegen ich ja usw. Aber die fallen ja raus.

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #47 am: 20.01.2019 | 11:12 »
Das was Crimson King da sagt, hört sich für mich alles wie Thematisches Rollenspiel a la Edwards, Ron an. Also Dilemmata der Mittelschichtsmoralität und so weiter.

Das ist mir klar wie das läuft und was da gewollt wird. Ich hatte den Eindruck, daß Alltags-Rollenspiel etwas anderes meint. Eben zwar mit zeitlicher, aber nicht moralischer Zuspitzung. Und ohne diese Agenda, die auf die Moral der MITSPIELER zielt.

Ja, unbedingt. Ich will im Rollenspiel keine moralischen Statements über die Realität abgeben. Ich will auch nicht eine bestimmte Form von Story erspielen, die irgendwelche Tropes abhakt.
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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #48 am: 20.01.2019 | 11:13 »
Wie gesagt: ich denke schon mehrere Stunden die letzten Tage darüber nach.

Wenn zum Beispiel du jemande aus Versehen umbringst, ja? Wie soll man das spielen? Die Entscheidung dazu?
Oder wenn Du an einer Unfallstelle vorbeifährst. Passiert in Echt dauernd. Aber im Rollenspiel, wer fährt denn drann vorbei? Denn da hilfst Du jemanden, kannst was machen, triffst einen Freund fürs Leben oder was auch immer. Oder ist das dann so wie ein Dilemma: Du fährst angetrunken Auto, hilfst Du beim Unfall oder nicht?
Und dann würfelt man? Aber wenn man dann doch vorbeifährt?

Ich kann mir das alles nicht Recht vorstellen. Ich muß mal bei sowas mitmachen, ich schlage das auf der nächsten Grande Assemblée vor.
« Letzte Änderung: 20.01.2019 | 11:15 von Settembrini »
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Offline Crimson King

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Re: Alltags-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente?
« Antwort #49 am: 20.01.2019 | 11:22 »
Wenn zum Beispiel du jemande aus Versehen umbringst, ja? Wie soll man das spielen? Die Entscheidung dazu?

Wenn es aus Versehen ist, ist es wohl keine Entscheidung. Wie du damit umgehst, ist der spannende Teil. Da gibt es eine Menge zu entscheiden.

Oder wenn Du an einer Unfallstelle vorbeifährst. Passiert in Echt dauernd. Aber im Rollenspiel, wer fährt denn dran vorbei? Denn da hilfst Du jemanden, kannst was machen, triffst einen Freund fürs Leben oder wa auch immer. oderist das dann so wie ein Dilemma: Du fährst angetrunken Auto, hilfst Du beim unfall oder nicht?
und dann würfelt man?

Wann man würfelt, hängt von den Regeln ab. Man würfelt beim von mir beschriebenen Vorgehen beispielsweise dann, wenn die Spieler oder die SL den Ausgang eines Konfliktes (potenziell eines inneren) nicht über verbale Verhandlung ermitteln wollen oder aufgrund mangelnder Einigkeit nicht können. PtA oder Itras by (das bei mir interessanterweise wesentlich besser funktioniert) zwingen einem die Resolutionsmechanik dagegen recht stark auf.

Ich kann mir das alles nicht Recht vorstellen. ich muß mal bei sowas mitmachen, ich schlage das auf der nächsten Grande Assemblée vor.

Das dürfte helfen, wobei die Spieler auch ein entsprechendes Mindset haben müssen.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe