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[Night´s Black Agents] The Dracula Dossier

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Chiarina:
Ring (17)



Einige Diskussionen später fahren die Agenten am nächsten Tag in die kleine Stadt Godalming in der Grafschaft Surrey. Sie nehmen sich ein paar kleine Gästezimmer und machen am späten Nachmittag einen kleinen Spaziergang. Ihr Ziel ist „Ring“, das Hauptquartier von Operation Edom.

Vasilys Nachforschungen haben ergeben, dass es sich bei dem Gebäude um den Familiensitz der Holmwoods handelt, das Gutshaus, dessen Besitzer zu Stokers Zeiten Van Helsings Mitstreiter Arthur Holmwood war. Die Agenten wissen von zwei lebenden Nachkommen: Tabitha Holmwood, dem It-Girl und schwarzen Schaf der Familie und Philip Holmwood, dem gegenwärtigen Lord Godalming, Angehöriger des House of Lords und Waffenlobby ist. Ob die Sippe aber immer noch dort wohnt, wo Operation Edom seinen Stützpunkt errichtet hat, wissen die Agenten nicht.

Schon bald erreichen die Agenten einen kleinen Startpark und stehen in der Nähe eines fließenden Gewässers. Das Anwesen ist von hier aus noch knapp zwei Kilometer entfernt und kann also aus sicherer Entfernung beobachtet werden. Yuri weist seine Gefährten darauf hin, dass es sich bei dem Wasser um einen Seitenarm des Flusses Wey handelt, der sich vor dem Gebäude teilt und dahinter wieder zusammenfließt. „Wie ein Wassergraben“, meint er nachdenklich. „Das Haus steht quasi auf einer Insel.“ Ohne nasse Füße kann die Insel nur über eine kleine Brücke betreten werden.

Diese Insel besitzt vielleicht einen Kilometer Durchmesser. Die Agenten können auf ihr einen ausgesprochen leistungsstarken Sendemast ausmachen. Sie erkennen außerdem einen Falkenschlag, und zwei Bienenkörbe. Hin und wieder bellt ein Wachhund.

Dann aber bemerken die Agenten einen Fremden, der sich ganz in ihrer Nähe auf einer Parkbank befindet. Cevas meint, ihn im Städtchen schon einmal gesehen zu haben. Der Fremde schaut kurz in ihre Richtung, dann wieder weg, bleibt noch einen Moment sitzen und wendet seine Schritte dann in Richtung Stadt. Sicherheitshalber folgen die Agenten dem Mann, was aber nicht allzu lang funktioniert. Nach ein paar Gässchen einer idyllischen Altstadt ist der Fremde plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Die Agenten sind überzeugt, dass sie es mit einem Mann vom Fach zu tun haben.

Am nächsten Tag stehen sie wieder im Stadtpark. Neue Erkenntnisse über Ring lassen sich nicht gewinnen. Kristina findet aber einen Zettel, der wie zufällig zwischen zwei Brettern der Bank eingeklemmt ist. Es ist die Bank, auf der am Vortag der Fremde saß. Auf dem Zettel befindet sich eine Einladung, sich am Abend in einer kleinen Pizzeria einzufinden. Vasily, Yuri und Cevas gehen hin, Kristina sitzt in einem möglichen Fluchtauto nicht weit entfernt. Ihr Gewehr ist griffbereit und geladen.

Die Agenten stoßen hier auf den Fremden, der sofort das Gespräch eröffnet: „Allem Anschein nach haben Sie ein gesteigertes Interesse an diesem interessanten Landsitz hier in Godalming. Das trifft auch auf mich zu. Uns unterscheidet allerdings unser Wissen voneinander. Mich werden Sie kaum kennen, Sie hingegen kennt seit ihrem spektakulären Einsatz in der Wiener Oper die halbe Welt… zu der auch ich mich zählen darf.“ Eine Weile versuchen die beiden Gesprächsparteien sich ein Bild von der Gegenseite zu machen. Am Schluss stellt sich der Mann als ehemaliger Undercover Polizist aus Österreich vor und behauptet Martin Kallgruber zu heißen. Und auch wenn Vasily, Cevas und Yuri noch misstrauisch sind, haben sie doch den Eindruck gewonnen, dass sie hier jemanden mit Interessen und Zielen vor sich haben, die ihren eigenen gleichen. Das riskante Vorhaben, in das Hauptquartier einer britischen Geheimdienstabteilung einzubrechen, bringt sie schließlich dazu, zumindest bei dieser Aktion mit Kallgruber zusammenzuarbeiten. Gemeinsam wird ein Plan ausgearbeitet.

Nach der Beschaffung einiger Ausrüstungsteile schleichen sich die Agenten am nächsten Abend auf das Gelände. Vasily erkennt am Zufahrtsweg ein paar Sensoren, die auf ein hervorragendes Abhörsystem hindeuten. Er nutzt einen Störsender, um sie auszuschalten. Kurz darauf erkennt Yuri überrascht, dass in das scheinbar ungepflegte Gestrüpp, das den Bau umgibt, sorgfältig Schusslinien geschnitten wurden. Fast zeitgleich entgeht X nur knapp einer Stolperfalle. „Eine gut gesicherte Festung“, brummt Cevas.

Schließlich erreichen die Agenten das Gebäude selbst. Bisher sind sie unentdeckt geblieben. Kristina klettert an der Außenmauer des Gebäudes nach oben und befestigt am Dachvorsprung eine stabile Klettervorrichtung. Ihre Gefährten folgen ihr aufs Dach. In der Nähe des Sendemastes dringen die Agenten durch ein Dachfenster ein, erreichen ein leeres Dachgeschoss und dringen über eine Treppe abwärts in das Gebäude ein. Zunächst befinden sie sich in einer Diele mit mehreren Türen. Außerdem führt von hier ein Flur durch das gesamte Stockwerk. Zu ihrer Rechten ist unter einer Tür Licht zu erkennen. Die Agenten hören leise Stimmen und nehmen lieber die nächste Tür. Danach können sie ein paar Räume ungehindert untersuchen. Schnell wird deutlich, dass sie direkt ins Nervenzentrum Edoms vorgestoßen sind.

Im ersten Raum, den sie untersuchen, stoßen sie auf einen Safe. Vasily versucht ihn zu knacken, braucht aber eine Weile. Seine Gefährten beschließen ihn zurückzulassen und vorläufig ohne ihn das Gebäude zu erkunden. Etwas später gelangt Vasily an das Innere des Safes und stößt dabei auf Dollars, Pfund, Euros, rumänische Lei, Habsburger Goldmünzen und rumänische Blankopässe. Vasilys Gefährten stoßen in der Zwischenzeit auf eine Toilette und dann auf einen offenbar abhörsicheren Verhörraum. Sichtblenden und Fesseln lassen erahnen, welchem Zweck dieser Raum dient.

Nach diesem Raum erreichen die Agenten erneut den Flur. Als sie eine weitere Tür öffnen, dringen leise Schnarchgeräusche an ihr Ohr. Schnell entfernen sie sich wieder. Danach betreten die Agenten ein Waffenarsenal. Der Raum enthält gute Ausrüstung für ein gutes Dutzend Kämpfer in unterschiedlichen Missionen. Abgesehen von passiven Nachtsichtgeräten, Munition, Granatwerfern, Leuchtgranaten und einer Menge Holzpflöcke fällt auf, dass alle Sturmgewehre, Scharfschützengewehre und Pistolen mit UVC-Strahlern versehen sind. Besonders interessant scheint den Agenten aber eine Sammlung von Armbrüsten mit dazugehörigen, verdächtig schwer in der Hand liegenden Bolzen. Sie nehmen eine Armbrust, ein paar Bolzen und einen der Holzpflöcke mit. Auch der Holzpflock fühlt sich schwerer an, als zu vermuten wäre.

Als die Agenten wieder den Flur und die Diele erreichen, hören sie, wie im nebenan befindlichen Schlafraum irgendjemand schläfrig vor sich hinmurmelt. Schnell öffnen sie die letzte Tür der Diele und gelangen in ein Büro. Es ist unauffällig eingerichtet, besitzt einen weiteren Ausgang und eine kleine Wendeltreppe, die ins Erdgeschoss hinab führt. Eine kurze Stichprobe erweckt nicht denAnschein, als lohnte es sich, hier nach brauchbaren Informationen zu suchen. Als die Agenten beschließen, die Tür zum Nachbarraum zu öffnen, stößt Vasily, um einige Blankopässe, Devisen und alte Münzen reicher, wieder zu ihnen.

Der Nachbarraum des Büros ist eine Bibliothek. Die Agenten wissen sofort, dass sie einen einschlägigen Ort erreicht haben – denn hier ist das neu erworbene Dracula-Portrait von Francis Aytown aufgehängt worden. Es handelt sich dabei um ein Ölbild auf billiger Leinwand. Das Bild zeigt das Gesicht eines alten und eines jungen Mannes. Die Gesichtszüge der Männer sind sich sehr ähnlich, es könnten Vater und Sohn sein, vielleicht ist es aber auch derselbe Mann in unterschiedlichen Lebensstadien.

„Endlich!“, meint Vasily. „Die Beute ist nicht gerade handlich, wir sollten sie aber mitnehmen.“ Yuri wickelt das Gemälde in ein mitgebrachtes Stück Stoff ein.

Dann sind Geräusche auf dem Gang zu hören, die näherkommen. „Offensichtlich sind wir entdeckt!“, sagt Kristina. Die Agenten greifen, in der Hoffnung etwas Interessantes zu erwischen, blindlings ein paar Briefe und Dokumente aus den Regalen der Bibliothek. Dann klettern sie aus dem Fenster und zum Boden herab. Das Dracula-Gemälde wird hinuntergelassen und fliegt ein Stück durch die Luft. Cevas kann es aber sicher auffangen. Nach und nach erstrahlen die Fenster des ersten Stockes, zwei Gesichter sehen den Fliehenden aus der Bibliothek hinterher.

Vor der Brücke über den Wey kommt den Agenten allerdings noch ein Wächter mit zwei Hunden entgegen. Es kommt zu einem kurzen Schusswechsel. Cevas wird von einem der Hunde empfindlich gebissen, Kallgruber erwischt ein Streifschuss, nach einiger Zeit geht aber der Wächter zu Boden und die Agenten entkommen. Vasily knackt ein Auto, mit dem sie an die Themse fahren, wo sie ihr Motorboot flottmachen um Großbritannien zu verlassen. Yuri fragt: „Wohin soll´s denn gehen?“ „Nur weg aus England!“, meint Cevas. „Wie wär´s mit Amsterdam? Wir haben immerhin ein paar neue Informationen, die wir Geerd Hoorn zukommen lassen könnten!“, meint Vasily. Kallgruber meint: „Fahrt, wohin ihr wollt, ich will aber doch einmal sehen, was wir hier erbeutet haben.“ Damit greift er nach einem ersten Dokument aus der Bibliothek von Ring.

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Und dann doch nochmal einen neuen Spieler begrüßt... es sind wieder fünf.

Ich nehme an, das war es mit Großbritannien in unserer Kampagne. Ob Amsterdam oder nicht... so langsam nehmen die Agenten wieder Kurs Richtung Balkan. Und das ist ja auch nicht verkehrt.

Auf die nächste Sitzung freue ich mich jedenfalls schon. Die Mitspieler haben einige Handouts auszuwerten!

Chiarina:
Recherchen im Kanal (18)



Kristina, Cevas, Vasily, Yuri und Kallgruber sind entkommen. Sie sitzen in einem geklauten Boot und überqueren den Ärmelkanal in Richtung Holland. Unter Deck befindet sich Francis Aytowns Doppelportrait mit dem jungen und dem alten Dracula. Es ist gut verpackt und verschnürt. Daneben liegen ein paar erbeutete Waffen. Die Dokumente, die die Agenten aus Ring, dem Hauptquartier von Operation Edom, stehlen konnten, liegen vor ihnen auf dem Tisch. Die Gefährten wälzen Briefe, Aufzeichnungen, Forschungsberichte, Einsatzbefehle, okkulte Schriften und Tagebucheintragungen von längst verstorbenen Briten, Mitteilungen von Dracula höchstpersönlich, sichten Zeitungsausschnitte und recherchieren zwischendrin immer wieder im Netz und in der Urfassung von Stokers Dracula-Roman. Es ist Zeit für eine Gesamtschau, ein Plan muss gemacht werden, wie es weitergehen soll.

Als Rotterdam in Sicht kommt, fasst Cevas die Erkenntnisse der Agenten zusammen: "Ich beginne mit Dracula. Er wurde offensichtlich in dieser Zaubererschule bei Sibiu, der Scholomance, ausgebildet. Wir waren dort und wissen, dass sich ihre Räumlichkeiten tief unter der Erde befanden. Außerdem haben wir von tellurischen Bakterien erfahren. Viel wissen wir nicht über diese Organismen, möglicherweise sind sie aber dafür verantwortlich, dass Dracula zu einem Vampir wurde. Sie scheinen ihm und anderen Vampiren ihre übernatürlichen Kräfte zu verleihen. Wenn die Erde bebt, werden einige von ihnen offensichtlich an die Erdoberfläche gespült. Das sind Momente, in denen Dracula besonders aktiv zu sein scheint.

Wir wissen, dass Stokers Roman eine verbrämte Darstellung historischer Ereignisse ist. Dracula wurde nach England gelockt, um ihn dort für die britische Regierung zu gewinnen. Das ist gründlich schiefgegangen. Dracula war zu keiner Kooperation bereit. Am Ende durften die Briten froh sein, dass er wenigstens vertrieben werden konnte. Stokers Romanende, das den Tod des Vampirs andeutet, ist offensichtlich frei erfunden. Trotzdem hielten die Briten an ihrem Plan fest. Sie gründeten eine Spezialeinheit, die sich um Dracula bemühen sollte: Operation Edom. Wir wissen inzwischen zumindest, wie die oberste Führungsebene dieser Organisation organisiert ist.

Im zweiten Weltkrieg und im kalten Krieg scheinen sich Dracula und Operation Edom näher gekommen zu sein. Die britischen Agenten haben dazugelernt und Experimente mit Vampirblut angestellt und ausgewählten Probanten Injektionen verabreicht. In der Nordsee unterhalten sie eine Bohrinsel, auf der sie zwei Vampire gefangen halten - wahrscheinlich um sie in Ruhe untersuchen zu können: Es handelt sich um die ungarische Blutfürstin Elizabeth Bathori und Lucy Westenra, Draculas erstes britisches Opfer. Es gibt einen Plan der britischen Regierung, der besagt, dass loyale britische Untertanen zu Vampiren gemacht werden sollten, damit sie als Spezialeinsatzkräfte der Krone dienen können. Ob dieser Plan immer noch verfolgt wird, wissen wir nicht. Wir sollten seine Umsetzung aber nach Möglichkeit verhindern.

Doch das ist nicht einfach, denn es gibt noch weitere Geheimdienste, die ihre Finger mit im Spiel haben. Im zweiten Weltkrieg schienen die Nazis ähnliche Forschungen betrieben zu haben. Eine Weile lang ist Operation Edom wohl auch von den Amerikanern unterstützt worden. Und dann gibt es noch die Russen, die allem Anschein nach einen Sonderweg verfolgen. Sie züchten keine Blutsauger, sondern schenken Verstorbenen neues Leben und machen sie zu Zalozhniyes, so einer Art Superzombies. Wir wissen, dass diese Kreaturen hauptsächlich von Mafiagruppen eingesetzt werden. Es scheint aber auch Personen im FSB oder GRU zu geben, die davon wissen und mit der Erschaffung von Zalozhniyes möglicherweise eigene Ziele verfolgen.

Wir kennen bisher ein paar Mittel, mit denen sich Vampire in Schach halten lassen. Wildrosen scheinen diese Kreaturen zu meiden. Vielleicht lassen sich mit deren Öl unterirdische Bereiche tränken und so auch diese tellurischen Bakterien bekämpfen. Wir haben auch gelesen, dass Knoblauch wirksam sein könnte. Gibt es gemeinsame Eigenschaften von Wildrosen und Knoblauch? Wir sollten versuchen es herauszufinden. Wir wissen, dass Zalozhniye keine UVC-Strahlung mögen. Die Wirkung dieses Lichts auf Vampire haben wir noch nicht erforscht. Operation Edom schießt mit Armbrüsten auf Vampire. Auch darum sollten wir uns kümmern."

Cevas geht unter Deck und kehrt mit einem erbeuteten Armbrustbolzen und einem Holzpflock zurück. "Warum sind die so schwer?", fragt er und beginnt mit einer kleinen Säge, den Armbrustbolzen zu zerteilen. Schließlich stößt er auf Widerstand. Im Inneren des Bolzens befindet sich ein Metallkern und nachdem Cevas ihn freigelegt hat, stellt er fest, dass er magnetisch ist. Dann wird der Holzpflock zersägt und auch in ihm steckt ein magnetischer Metallkern.

Die Agenten schauen sich an. "Gut", sagt Kristina. "Wir haben einiges erfahren, aber was machen wir jetzt?" "Wir liegen vor Rotterdam", antwortet Yuri. "Ich schlage vor, wir besuchen noch einmal Geert Hoorn, diesen Nachfahren Van Helsings. Er ist einer der wenigen, dem wir trauen können und vielleicht hat er noch ein paar Überraschungen irgendwo auf einem alten Speicher." Mit diesen Worten nimmt er ein Tau und befestigt das Boot an einer etwas abseits gelegenen Mole im Rotterdamer Hafen.

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Das war die Stunde der Handouts. Meine Spieler haben mehr als drei Stunden geblättert und diskutiert, jetzt sind sie wirklich halbwegs im Bilde über die Hintergründe des Settings. Übrigens haben sie diese ganzen gut recherchierten Dokumente von Hite und Ryder-Hanrahan mit Begeisterung durchgeschaut.

Jetzt reicht´s aber mal. Sie müssen nicht auch noch die letzte Rosine aus dem Kuchen picken. Ich muss dringend für Action sorgen. Holland soll mir Recht sein, aber spätestens dann steht die Rückkehr nach Rumänien an... notfalls werde ich ein wenig mit Zaunpfählen winken.

Fezzik:
Ich bin immernoch gespannt drauf wie es weiter geht ... ;)

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