Autor Thema: [Listen] Coronazeit - Flimmerkistenzeit: Was wir geguckt haben  (Gelesen 944 mal)

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Offline First Orko

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Ich schätze, dass ich wohl nicht der Einzige bin, der seit Covid-Ausbruch signifikant mehr Filme und Serien geguckt hat als vorher  8) Jetzt bin ich mal in mich gegangen und habe überlegt, was denn alles so dabei war. Dabei ist mir zunächst aufgefallen, dass diese gewisse "Ruhe" die der Lockdown mit sich brachte (zumindest bei mir, nicht unbedingt bei jeder/m - schon klar!) mir ermöglicht hat, Filme und Serien etwas bewusster wahrzunehmen - eben _nicht_ nur zu konsumieren. Hängt vielleicht damit zusammen, dass ich in den letzten Monaten wieder bewusster Zeit für einen Film (oder Folgen einer Serie) reserviere...  :think:

Wie dem auch sei: Ein paar Dinge von meiner langen Filmliste habe ich abgearbeitet, ein paar neue Sachen sind dazwischen gerutscht und ein paar spontane Ideen sind auch dabei.
Bevor ich die Liste jetzt anfange: Wie sieht das bei euch so aus - habt ihr mehr oder weniger als sonst geguckt? Und wenn ja, was? Reine Listen reichen auch, ich werde aber die Gelegenheit nutzen und selbst zu jedem "meiner" Filme ein kurzes Statement hinterlassen  ^-^

They shall not grow old
War streng genommen kurz vor dem eigentlichen Lockdown, aber um den GRT herum bzw. als er ausfiel. Damit fing es also an. Beeindruckendes Werk, gleichsam bedrückend wie lehrreich auf gleich mehreren Ebenen. Eine gute Ergänzung zu 1917, den ich ein paar Wochen vorher geguckt hatte.

Sharknado
Wurde mir als total abgedrehter Trashfilm empfohlen und konnte das Versprechen zu 100% einhalten! Im Kino hätte ich mich gerärgert aber so als Erfahrung war das schon ganz witzig. Vermutlich mit mehreren Leuten und steigenden Mengen an Alkohol oder legale Droge je nach Gusto noch deutlich unterhaltsamer.

Notting Hill
... hatte ich bisher noch nie gesehen und bin nach wie vor überrascht, wie gut dieser Film gealtert ist und wie er - trotz des Erscheinungsjahres, der Hauptdarsteller und des Genres es schafft, den damaligen RomCom-Standard stellenweise zu durchbrechen bzw. zumindest damit zu spielen. Hat mir wieder Erwarten sehr gut gefallen - möglicherweise einer der Besten des Genres.

Knives Out
Solides Cluedo-Stück mit Starbesetzung. Hat den Rummel m.E. nicht gut vertragen, ich wäre ohne die mediale Aufmerksamkeit vermutlich positiv überrascht worden. Aber immerhin noch gut unterhalten.

Ein letzter Job
Das Gegenteil: Ein Heist-Film, der mehr sein möchte aber daran scheitert. Leider, denn die Ansätze sind an sich gut und vielversprechend. Es dümpelt aber so dahin und ab der Mitte wusste ich nicht mehr zusagen, was der Film mir noch sagen möchte. Am Ende leider auch noch nicht. Etwas Schade, da wäre mehr gegangen.

Lovebirds
Die kurzweilige Überraschungsentdeckung auf Netflix! Klamaukig-moderne RomCom, die nicht ganz die Wildheit - und erst recht nicht die Abgefucktheit! - von Happy! oder gar Cranck erreicht, aber im Rahmen des Genres in durchaus vergleichbarer Geschwindigkeit durch die Geschichte - und der Beziehung des Pärchens - rast.
Besonders überzeugt hat mich der Anfang, in dem in kürzester Zeit gezeigt, wie sich die zwei kennen-, lieben und bald schon nerven lernen.
Amüsant skurril.

Margin Call
Ein fiktiver Auslöser der Finanzkrise 2007 als großartig gespieltes Kammerstück mit Jeremy Irons in einer grandiosen Szene als "Big Boss". Fesselnd und erschütternd auf eine kapitalistisch-kalte Art.

Parasite
Hat mich auf voller Länge überzeugt und wurde seinem Ruf gerecht.

Bird Box
Noch so eine Überraschung bei N, diesmal von der bedrückend-spannenden Art. Eine Frau und ihre beiden Kinder flüchten blind durch eine Welt, in der eine unsichtbare Gefahr die Menschen, die hinsehen, in den Selbstmord treibt, und suchen verzweifelt eine neue Zuflucht.
Der Film schafft die Atmosphäre, die The Happening gefehlt hat und stellt die unsichtbare Gefahr als nachfühlbaren Schrecken überzeugend dar.

I am Mother
Ein sauberers Stück SciFi. Keine neue Idee, aber zum ersten Mal in voller Konsequenz filmisch umgesetzt. Und: Endlich mal wieder Industrial-SciFi-Ästhetik!

Once upon a time in Hollywood
War zu lang.

Rocketman
Auch als Nicht-Fan von Elton John ein beeindruckend in Szene gesetgztes Biopic mit z.T. wirklich großartigen Übergängen.

Red Sparrow
Ein solider Spionagefilm wie in den 80er, aber mit modernen Anstrich. Jenniver Lawrence zeigt, was sie kann und spielt eine gleichzeitig zerbrechlich-mädchenhaft wie überlegen-kontrollierende Killerin, die in dem Spiel weitaus mehr als nur ein Spielstein ist.

Stolz und Vorurteil
Der Klassiker. Auch endlich mal gesehen. Abegehakt  >;D

The vast of the night
Wundervoller Film über die Magie des Akustik mit... ja, eigentlich einem Bandaufnahmegerät als Hauptdarsteller. In einer Kleinstadt in den 50ern fallen zwei Audio-Nerds seltsame Geräusche im Radiorauschen auf und finden heraus, dass der Ursprung von weit über ihnen stammt. Aber was ist dort, im dunklen Himmel der Nacht?
Ich hoffe, den anscheinend noch recht unverbrauchten Jake Horowitz in Zukunft noch öfter zu sehen - die gewisse nerdige, 50er-Jahre-Lässigkeit mit einem Hauch James Dean hat der Herr auf jeden Fall überzeugend rübergebracht und ich hatte Spass, den beiden bei ihrer subtilen Flirterei zuzugucken und wie sie mit dem Kassettenrekorder unterm Arm von Haus zu Haus hetzen und auf der Suche nach der Wahrheit sind. Dazu ist das Sounddesign und die Art, wie im Film Geräusche in Szene gesetzt werden wirklich einmalig. Ein echter Geheimtipp!

The Lighthouse
Jepp, genau SO kann man Lovecraft-Stoff verfilmen! Düster, bedrückend, surreal bis zur letzten Sekunde, zum Teil kaum erträglich in seiner Rauigkeit und Ungeschöntheit. Eine stufenweise Steigerung in den Wahnsinn, der mit jeder Stufe auf dem Weg zur Lampe immer schriller wird bis zu einer der vermutlich verstörendsten Portraitaufnahmen der Filmgeschichte. Groß!

The Gentlemen
Mein erster Film im Autokino - und was für einer! Ich wusste bisher nicht, dass es offenbar bei gewissen "Cineasten" en vogue ist, Guy Richie nicht zu mögen  wtf? So ganz erklären kann ich es mir nicht, den The Gentlemen weiß sein Gerne zu bedienen und zelebriert die obligatorischen Twists regelrecht. Dazu herrlich skurrile Charaktere (besonders Colin Farrell hat an seiner Rolle als "Coach" sichtlich Spass!), ein perferkt abgestimmter Soundtrack und das Ding läuft. Ein glattes Ding!

Farbe aus dem All
... ist so mancher Hinsicht das Gegenteil von Lighthouse: Wo einen Letzterer in quadratisch-bedrückender, farbfreier Enge zwängt drängt sich Die Farbe im Laufe des Films immer mehr in den Vordergrund und mutiert, so wie jegliches Leben um den Einschlag des Meteoriten den ganzen Film auf ähnlich surreale Weise. Wer den Sport mitmacht und Cage hasst, wird ihn hier nicht lieben lernen - er darf seinem expressionistisch inspiriertem Schauspiel zum Ende des Films völlig freien Lauf lassen und es kam mir der Gedanke, dass diese Rolle in dieser Verfilmung niemand anders besser hätte spielen können. Für Lovecraft-Fans und Kenner der Vorlage ein Muss.
It's repetitive.
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Offline Alexandro

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Ein letzter Job
Das Gegenteil: Ein Heist-Film, der mehr sein möchte aber daran scheitert. Leider, denn die Ansätze sind an sich gut und vielversprechend. Es dümpelt aber so dahin und ab der Mitte wusste ich nicht mehr zusagen, was der Film mir noch sagen möchte. Am Ende leider auch noch nicht. Etwas Schade, da wäre mehr gegangen.

Ich bin gar nicht so sicher, ob dieser Film ein Heist-Film sein will. Nichts an der Art wie der Film aufgebaut ist deutet darauf hin, aber wenn man den Titel sieht und sich grob durchliest, wovon er handelt, geht man mit dieser Rezeption heran (war bei mir genauso). Dafür kann der Film allerdings nichts.
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Offline Kane Bloodstone

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Farbe aus dem All
... ist so mancher Hinsicht das Gegenteil von Lighthouse: Wo einen Letzterer in quadratisch-bedrückender, farbfreier Enge zwängt drängt sich Die Farbe im Laufe des Films immer mehr in den Vordergrund und mutiert, so wie jegliches Leben um den Einschlag des Meteoriten den ganzen Film auf ähnlich surreale Weise. Wer den Sport mitmacht und Cage hasst, wird ihn hier nicht lieben lernen - er darf seinem expressionistisch inspiriertem Schauspiel zum Ende des Films völlig freien Lauf lassen und es kam mir der Gedanke, dass diese Rolle in dieser Verfilmung niemand anders besser hätte spielen können. Für Lovecraft-Fans und Kenner der Vorlage ein Muss.
Wie ist dieser den im Vergleich zu Die Farbe von Huan Vu?


Kane

Offline KhornedBeef

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Moment, ist das neue mit Nicolas Cage?
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Ich vergeige, also bin ich.

"Und Rollenspiel ist wie Pizza: auch schlecht noch recht beliebt." FirstOrkos Rap

Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

Offline First Orko

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Ich bin gar nicht so sicher, ob dieser Film ein Heist-Film sein will. Nichts an der Art wie der Film aufgebaut ist deutet darauf hin, aber wenn man den Titel sieht und sich grob durchliest, wovon er handelt, geht man mit dieser Rezeption heran (war bei mir genauso). Dafür kann der Film allerdings nichts.
Ich teile deine Einschätzung und mir ist das im Film auch irgendwie klargeworden. Irgendwie wirkt es so, als würd hier versucht, das Genre des "Gaunerfilm" mit einer Art nüchternen Realismus zu dekonstruieren. Dabei verfängt er sich aber in zT ZU typischen Heist-artigen Anspielungen in der ersten Hälfte, so dass mich die zweite ratlos zurücklässt. Mag sein, dass ich da mit nem Bias reingegangen bin. Vielleicht ist es auch die unentspannte Art der Briten, mit dieser Art von Erzählung umzugehen, die es mir schwer macht. Angel's Share hat da ein ganz ähnliches Problem, besinnt sich aber rechtzeitig auf die gesellschaftlichen Aspekte und bekommt da noch gut die Kurve.


Moment, ist das neue mit Nicolas Cage?

Genau der!

Wie ist dieser den im Vergleich zu Die Farbe von Huan Vu?

Kann ich leider nicht sagen, von "Die Farbe" kenn ich nur den Trailer bisher. Auf dieser Basis scheint mir "Die Farbe aus dem All" aber deutlich expliziter in der Darstellung der Mutationen, das hat schon einen ordentlichen Cronenberg-Einschlag. Ansonsten ist das schon ein gut gmachter B-Movie, der mMn die Stimmung der Vorlage eigenwillig, aber ziemlich gelungen umsetzt. Die Effekte werden wohl auch gern mit Annihilation verglichen, was nicht ganz falsch ist - hier ist das Spiel mit der Farbe aber mehr als Mittel zum Zweck und daher in dieser Forum passend und angebracht.

Nochmal: Es ist in seinem Selbstverständnis durchaus ein B-Movie - das sollte man schon im Hinterkopf behalten! Als solcher hat er aber mE hervorragend funktioniert.
« Letzte Änderung: 3.07.2020 | 14:33 von First Orko »
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Offline Alexandro

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Ich teile deine Einschätzung und mir ist das im Film auch irgendwie klargeworden. Irgendwie wirkt es so, als würd hier versucht, das Genre des "Gaunerfilm" mit einer Art nüchternen Realismus zu dekonstruieren. Dabei verfängt er sich aber in zT ZU typischen Heist-artigen Anspielungen in der ersten Hälfte, so dass mich die zweite ratlos zurücklässt. Mag sein, dass ich da mit nem Bias reingegangen bin. Vielleicht ist es auch die unentspannte Art der Briten, mit dieser Art von Erzählung umzugehen, die es mir schwer macht. Angel's Share hat da ein ganz ähnliches Problem, besinnt sich aber rechtzeitig auf die gesellschaftlichen Aspekte und bekommt da noch gut die Kurve.

Mich hat er stark an "The Hole" (Le Trou) erinnert - da sind die Anspielungen sogar noch stärker (der Bruch der Erwartungen kommt erst in den letzten 5-10 Minuten) und entsprechend ist er noch einen Ticken frustrierender zu schauen.
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