Autor Thema: Wächst die Community des Rollenspiel oder schrumpft sie?  (Gelesen 1057 mal)

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Offline aufiblue

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Hallo

Eine Frage, die ich mir häufig stelle, ist: „Wächst die Community des Rollenspiels eigentlich oder schrumpf sie?”

Ich persönlich denke ja, dass sie vor allem dank Lets Plays wie beispielsweise von den Rocketbeans oder OrkenspalterTV eher wächst. Allerdings denk ich auch, dass solche Kanäle durch gutes Rollenspielen falsche Hoffnungen wecken könnten und große Rollenspielsysteme wie DSA, D&D oder Rolemaster vom Spielen abschrecken könnten.

Was ist eure Meinung zu dem Thema? Das würde mich sehr interessieren.
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Tegres

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Re: Wächst die Community des Rollenspiel oder schrumpft sie?
« Antwort #1 am: 31.10.2020 | 20:38 »
Die Spekulation hatten wir neulich im Forum, aber in Bezug auf die 80er. Die Frage nach der aktuellen Wachstumrate ist hingegen eher eine Momentaufnahme. Ich vermute, die Zahlen steigen weiterhin, weil die Abstände, in denen neue Auflagen für Spielerhandbücher D&D5 rauskommen, kürzer geworden sind. Bezüglich D&D will ich übrigens widersprechen. D&D5 und das damit verbundene Streaming sind global gesehen der Hauptgrund für das Wiedererstarken des Hobbys. So gesehen schreckt D&D5 definitiv nicht ab. Es ist auch - Achtung, Spitze gegen DSA und Rolemaster - einfach ein gutes System. Nicht mein Lieblingssystem, aber es funktioniert, und es ist einsteigerfreundlich genug. Meines Erachtens trifft das weder auf DSA noch auf Rolemaster zu. Rolemaster ist allerdings schlichtweg egal. Das spielt mittlerweile eine so untergeordenete Rolle, dass sich hoffentlich kein Neuling davon abgeschreckt fühlt. Wie das mit DSA ist, weiß ich nicht. Basierend auf den wenigen Verkaufszahlen, die ich kenne, vermute ich, dass D&D5 in Deutschland mittlerweile stärker ist als DSA. Das könnte an den Einsteigern liegen, die erst durch das Streaming (und das sind im amerkanischen Raum hauptsächlich D&D-Runden) zu D&D5 gekommen sind.

Offline Koronus

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Re: Wächst die Community des Rollenspiel oder schrumpft sie?
« Antwort #2 am: 31.10.2020 | 21:02 »
Ich denke durch Shadowrun Returns und vielleicht auch Shadowrun Chronicles ist eine kleine Steigerung gekommen, die große kam aber durch D&D 5 weil den Menschen ist D&D ein Begriff. Vorher war ja eine ganze Generation fast ohne D&D weil die wussten nur, D&D existiert, aber nicht auf Deutsch verfügbar bzw nur für Mondpreise gebraucht also nein Danke.
Jetzt dank D&D 5 sind viele Leute auf den Geschmack gekommen und das ganze Streaming stärkt das nur.
"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Online schneeland

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Re: Wächst die Community des Rollenspiel oder schrumpft sie?
« Antwort #3 am: 31.10.2020 | 21:41 »
Solange Hasbro kontinuierlich steigende Zahlen für D&D verkündet, Critical Role expandiert wie blöd und gefühlt jedes 5e-Produkt auf Kickstarter doppelt und dreifach finanziert wird, würde ich sagen, die Community wächst - zumindest global betrachtet. Wie es in Deutschland aussieht, kann ich nicht sagen - die neuen Auflagen der deutschen D&D5-Ausgabe sprechen m.E. dafür, dass es eher wieder mehr Leute gibt.
Auch abseits von D&D5 habe ich das Gefühl, dass sich genug tut, damit auch Nische geht (System Matters macht ja z.B. erfolgreich zahlreiche kleinere Systeme) und auch mittelgroße Systeme scheinen gut zu laufen (z.B. Year Zero bei Uhrwerk, Dungeon Crawl Classic bei System Matters).
Bei DSA, Cthulhu und Splittermond habe ich eher das Gefühl von Konstanz, aber da habe ich auch nicht genug Einblick.
Bei Shadowrun dürfte es selbst der deutschen Redaktion schwerfallen, die Edition noch zu retten, aber ich vermute auch das wird noch gekauft und gespielt.
Konkret Rolemaster spielt aber m.E. keine Rolle mehr.

Die spannende Frage ist, ob diese Aufwärtsbewegung auch irgendwann wieder abflaut (vermutlich), und ob bis dahin genug Neuspieler zu Dauerhobbyisten geworden sind, um die Szene lebendig zu halten.
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Offline Der Läuterer

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Re: Wächst die Community des Rollenspiel oder schrumpft sie?
« Antwort #4 am: 31.10.2020 | 21:46 »
Ich glaube auch, dass die Zahl der Spieler eher zunimmt.

Sie verteilen sich jetzt nur auf sehr viel mehr unterschiedliche Systeme als früher.

Der harte Kern derer, die das Hobby jahrzehntelang betrieben haben wird mehr und mehr zurückgehen.

Das Hobby ist bereits seit Längerem in der Gesellschaft angekommen. Die Kurzlebigkeit heutzutage führt dazu, dass die Fluktuation der Spieler generell steigen wird, vermute ich. Sowohl zw. den Systemen, als auch zw. diesem und anderen Hobbys.
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Offline Selis

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Re: Wächst die Community des Rollenspiel oder schrumpft sie?
« Antwort #5 am: 31.10.2020 | 21:50 »
Ich kann es nur vermuten.

Die Rollenspielszene (was das auch immer sein soll), wird doch immer wieder tot gesagt, das erste Mal laß ich davon vor rund 25 Jahren in irgendeiner Zeitung.
Und mindestens ebenso lange machen sich Rollenspieler darüber Sorgen.

Ich denke aber, schon allein durch die Präsenz der Steamingshows bringt neue Spieler hervor.
Ich lese dauernd von absoluten Anfängern, die nachfragen, welches System das Beste ist, was sie kaufen sollen oder einfach nach einer Runde suchen, die einen blutigen Anfänger aufnimmt, das kommt mir tatsächlich eher wie ein neueres Phänomen vor. Vielleicht ist das Publikum aber auch eher mehr in den sozialen Netzwerken, denn so einem Internet Dinosaurier, wie dies Forum anzutreffen (Ja, ich weiß auch hier kommt es zu solchen Anfragen, nur nicht in diesem Umfang).

Ich möchte die Vermutung äußern, allen wegen des verstärkten online Spiels, ist eher Wachstum vorhanden. Es macht vielen Leuten einfacher mal reinzuschnuppern und sich ne passende Truppe zu suchen, ohne vor Ort sich mit irgendwelchen (manchmal sehr merkwürdigen Typen) in den Keller setzen zu müssen.
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Offline sma

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Re: Wächst die Community des Rollenspiel oder schrumpft sie?
« Antwort #6 am: 31.10.2020 | 22:52 »
Der Umsatz mit Rollenspielen steigt definitiv. Das sagen die spärlichen Zahlen von WotC und das sieht man selbst, wenn die öffentlichen Zahlen von Rollenspiel-Crowdfundings addiert.

Der Umsatz mit Produkten für Rollenspielende (Würfel, Miniaturen, Schachteln, Tische) steigt ebenfalls und von meinem Gefühl her deutlich stärker, sodass es eigentlich lukrativer ist, Würfel oder Karten statt Büchern zu verkaufen, da diesen merkwürdigerweise ein höherer Wert zugestanden wird. Schicke Würfel für 100 € funktionieren daher eher als ein schickes Buch für 100 €.

Ich mache das daran fest, dass z.B. Wymwood aktuell Würfelsärge für durchschnittlich $173 anbietet und damit gerade bei $441k liegt (Kickstarter läuft noch 6h) und in den letzten Jahren insgesamt fast $14M (hauptsächlich für Spieltische) eingesammelt hat. Ein anderes Beispiel sind die $11,4M die Critical Roll für ihre Animationsserie eingesammelt hat.

Die Anzahl der D&D-Spielenden (in Nordamerika) betrug laut WotC 2017 etwa 13 Mio. Das sind etwa 65% aller Rollenspieler, wenn man der Systemverteilung von Roll20 und Fantasy-Grounds, die natürlich einen Bias zu regelschweren Systemen haben, also haben wir vielleicht 20 Mio insgesamt und dann vielleicht 40 Mio weltweit (weil EU inkl. UK ein ähnlich großer Markt ist und andere Märkte irgendwie nicht präsent sind). Ein anderer Artikel, den ich eben fand, kam auf 13,7M weltweit, allerdings 2018. Nehmen wir einfach mal ein Wachstum von 20% an, wären das 2020 dann 70M bzw. 20M. Ein ziemlich krasser Unterschied, also nehmen wir einfach mal den Mittelwert: 45M. Auf Wikipedia findet man die Aussage, dass die BBC 2004 mal 20 Mio Rollenspieler weltweit schätzte. In wie weit bei all diesen Zahlen einfach jemand sich eine Zahl ausgedacht hat, die sich "richtig" anfühlt, weiß ich nicht. Roll20, die es noch am genausten wissen könnten, weil sie zumindest mir das Gefühl vermitteln, Marktführer zu sein, veröffentlichen leider keine absoluten Zahlen. Ich rate mal, weil sie diese lieber verkaufen wollen.

Ob die Anzahl der Spielenden nun mehr wird, ob existierende Leute einfach mehr kaufen, weil sie mehr Kaufkraft haben, ob beides oder nichts gilt, finde ich sehr schwer zu sagen. Auch wie groß der Effekt ist, dass Leute Actual Plays gucken, sich dann mal ein Buch kaufen, aber nie oder nur einmal spielen, finde ich schwer zu beurteilen. Bei WotC hat dann ja einmal die Kasse geklingelt und die zählen das dann zurecht als Wachstum des Markts.

Bei Crowdfundings findet man meiner Beobachtung nach eher Wiederholungstäter. Bei Kickstarter sieht man ja recht schön, wie hoch der Anteil der neu angemeldeten Leute ist und da dominiert in der Regel der Anteil derer, die auch schon andere Kickstarter unterstützt haben. Damit lassen diese zwar viele neue Produkte entstehen (und alte Widerauferstehen), vergrößern aber denke ich nicht die Spielerbasis.

Offline Sequenzer

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Re: Wächst die Community des Rollenspiel oder schrumpft sie?
« Antwort #7 am: 31.10.2020 | 23:44 »
Wachstum ist relativ, durch die ganzen Lets Plays und OnlineRunden Portale. Könnte man meinen es wird mehr, aber schlussendlich zählen ja nur die wo auch beim Hobby dabei bleiben... und nicht nur die wo sich mal ein Regelbuch kaufen. RocketBeans und Konsorten zeigen auch ein etwas stark inszeniertes Bild vom Hobby, was halt doch stark falsche Vorstellungen weckt bei Anfänger.
Die ganzen "ehemaligen" die bei ganzen Kickstartern mitpledgen um ihre alten Systeme nachher ungespielt ins Regal stellen. Sieht auch nur in den Verkaufszahlen gut aus.
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Swafnir

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Re: Wächst die Community des Rollenspiel oder schrumpft sie?
« Antwort #8 am: 1.11.2020 | 11:21 »
Also aus Vereinssicht kann ich sagen, dass wir vor Corona ein kontinuierliches Wachstum hatten, gerade auch bei jüngeren Leuten.

Offline Rhylthar

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Re: Wächst die Community des Rollenspiel oder schrumpft sie?
« Antwort #9 am: 1.11.2020 | 11:34 »
Zitat
Die ganzen "ehemaligen" die bei ganzen Kickstartern mitpledgen um ihre alten Systeme nachher ungespielt ins Regal stellen. Sieht auch nur in den Verkaufszahlen gut aus.
Aus Kickstartern sind aber eben auch ganze neue Zweige entstanden. Ob es dabei nur um eine Umverteilung bestehender Ressourcen geht oder um Zugewinn an Spieler*innen, ist abschließend sicher nicht vollständig zu beantworten, aber in meinen Augen doch ein Trend zu "mehr Spieler*innen".
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

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