Autor Thema: [Deadlands] Savage West Solo Play  (Gelesen 15131 mal)

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #25 am: 30.06.2022 | 15:11 »
Die Schausteller präsentieren am folgenden Abend ihr erstes Reenactment der Geschichte von den wackeren Unionssoldaten im Kampf gegen die Indianer vor 20 Jahren. Das Ganze ist ein großer Lacherfolg — urkomisch an manchen Stellen, ungewollt komisch an anderen. Joycelyn und ihre Mädels, ein Haufen durchreisender Schürfer, die untereinander verfeindet sind, und eine überreichliche Bierlieferung aus Dodge City tun zusätzlich das Ihrige, um die Temperamente an diesem Abend mal wieder zum Überkochen zu bringen, sogar mehr als sonst. Von der Aufführung angelockt werden darüber hinaus geisterhafte Unionssoldaten erscheinen, und versuchen, an dem Besäufnis und Geballer teilzunehmen!

Als kleinen Vorgeschmack auf alle Konfrontationen, die sich demnächst unweigerlich in dieser Kleinstadt entspinnen werden, kommt es heute Nacht kurzzeitig zum Ausnahmezustand. Also heute mal was ganz anderes als einen zufällig erwürfelten Abenteuereinstieg und eine Queste: Ich baue eine extragroße Chase-Sequenz mit 12 Karten auf. May B. muss fluchtartig aus dem Nachtleben entkommen, das sich plötzlich in eine einzige Schießbude verwandelt hat. Alle schwarzen Karten, die in der Chase-Sequenz aufgedeckt werden, bedeuten Zusammentreffen mit Gegnern (2-10=Besoffene Halunken, Bube-As=Geister). Karo-Karten zeigen Fundstücke an (wenn man denn Zeit hat, welche zu suchen).

Soundtrack: Smokin' Fire von Blues Saraceno, https://www.youtube.com/watch?v=crWR2dC3bdI

Als der Trubel losbricht, hockt May B. mal wieder ungesehen in ihrer Scheune, aus deren Dachfenster sie auf die belebte Straße schaut. Bei der Big Barricade Bar, und in mehreren der kleineren Bierzelte, geht es seit Stunden hoch her, und der Streit zwischen den verfeindeten Schürfergruppen entbrennt seit der letzten halben Stunde so richtig schön martialisch. Dann gibt es aber ein Geschrei und Gezeter von einem der Drug Stores, von wegen "Geisterstunde", und "leibhaftige Gespenster gingen um". Es gibt direkt darauf ein grässliches Pfeifen und einen höllischen Lärm – aber von wegen Gespenster, irgendwelche Trottel haben ein Feuerwerk gezündet, und beginnen sich aus Rivalität und Übermut auf dem Town Square gegenseitig zu beschießen!


Zuviel Suff, Stimmung, und Testorsteron bringen die Durchreisenden auf dumme Ideen!

Binnen weniger Minuten wird May B. endlich klar, dass die Situation in Barricade gerade dabei ist, so zu eskalieren, dass sie sich fluchtartig zurückziehen muss — nur auf dem Hügel beim Zeltlager wird sie sicher sein! Schon nähert sich auch der Scheune der Lärm zweier Banden, die sich gegenseitig unter Feuer nehmen. Offensichtlich sind die so besoffen, dass sie kaum noch zielen können. May B. bleibt nichts anderes übrig, als ihre Hexenkünste zu verwenden, sie zeichnet ihre Hexenrunen vor sich in die Luft, um erfolgreich Protection zu wirken, und klettert dann hastig aus dem Heuboden herab. In dem Moment kommt die randalierende Gruppe auch schon heran. Einige der Besoffenen halten inne und sehen sich um. Die ersten der Gestalten umrunden die Scheune, und kommen als Silhouetten in Sicht. Einer der Schürfer wird von seinen Rivalen angeschossen, sackt gegen eine Hauswand, aber mit dem Pegel, den er sich angesoffen hat, spürt er keinen Schmerz, er lacht nur lallend: "Das kriegt Ihr wieder, Ihr Ziegenböcke!"

Mit eingezogenem Kopf spurtet sie mit einem Affenzahn zwischen einigen dunklen Brettergebäuden hindurch, und presst sich dann an eine Wand in einer Gasse, die an der offenen Strassenkreuzung liegt, die besonders überfüllt ist. Von irgendwo peitschen Schüsse an May vorbei, wirbeln den Straßenstaub unweit ihrer Cowboystiefel auf. Statt auf die Kreuzung zu laufen, schwingt sie sich deshalb durch ein Fenster ins Innere des dunklen Holzhauses. Dies scheint eine Art Warenlager zu sein ... Hier schweben zwei durchsichtige Gestalten in der Raummitte über einigen Kisten mit Bierflaschen: Bläulich leuchtende Gespenster, die Fratzen skelettiert, immer noch in den Überresten ihrer Unionsarmee-Uniformen! Das Bier aus den Flaschen läuft durch ihre immateriellen Körper hindurch und sickert in den erdigen Fußboden. May B. erstarrt in ihrer Bewegung, und stößt ein heiseres Geräusch aus, als die beiden Erscheinungen sich ihr zuwenden.


Die einstigen Errichter der Barrikade sind im Tod längst nicht so heldenhaft, wie sie im Leben gewesen sein sollen

Die Gespenster haben die Spielwerte aus dem DL-Grundbuch.

Sofort werfen die Gespenster die dicken Bierflaschen nach der Lebenden, eine zerplatzt neben ihrer Schulter an den Holzbohlen und beschmiert sie mit hellem Bierschaum, eine trifft sie am rechten Schienbein, schmerzerfüllt schreit sie erneut auf, nur ihr Protection-Spruch hat sie vor einer Verwundung geschützt. May zieht ihren einen Armee-Colt und feuert blitzschnell auf beide der glosenden Erscheinungen, durchlöchert beide ... aber abgesehen davon, dass nun beide ein weiteres Loch in ihren Uniformen haben, richtet sie nichts damit aus. Als die grinsenden Phantome näher schweben, reagiert May endlich richtig, und deutet mit Zeigefinger und kleinem Finger der freien Hand auf die erste, und erschafft einen Blitzschlag, der diese Erscheinung in glühende Fetzen zersprengt! Dann wirbelt May herum, hält ihren Stetson-Hut mit der immer noch qualmenden linken Hand fest, und sprintet durch die Tür des Warenlagers nach draußen. Nun plötzlich erscheinen die durchgeknallten Randalierer auf der Straße immer noch besser als die Begegnung hier drinnen!

Sie jagt über die umkämpfte Straße, wirft sich in den Eingang eines der kleinen Hotels, und taumelt rückwärts in die verlassene Lobby. Diese ist allerdings überhaupt nicht ganz verlassen, denn von der schmalen, hölzernen Wendeltreppe hinab schwebt ein weiterer gespenstischer Unionssoldat! Draußen nähert sich derweil das Gegröle und Geballer der lebendigen Randalierer. Der Geist auf der Treppe hat keinen Unterkiefer, aber dafür einen langen Bart der wabert wie unter Wasser. Er reißt ein dickes, hässliches Ölgemälde von der Wand, und lässt es auf May B. herabpoltern, welche entsetzt die Hände um den Kopf schlingt und sich im Stand zusammenkauert, Goldrahmen und Glasscheibe lösen sich zu hunderten Splittern auf, aber die Hexe bekommt nur ein paar Schrammen und eine Prellung ab.

In dieser Runde bekommen alle Teilnehmer der Verfolgungsjagd eine Kreuz-Karte, was eine Complication für alle bedeutet. Die Durchgedrehten draußen hören auf zu grölen und beginnen in Panik durcheinander zu schreien — irgendetwas hat sie vertrieben, der übrige Geist aus dem Warenlager schwebt nämlich dort draußen über die Straße! Für May ist die Complication der Goldrahmen, von dessen Trümmerstücken sie sich jedoch mit großer Gewandtheit befreit, um die freie Hand wieder zu heben, und im Zurückweichen ihre Hexengeste zu machen: Im tanzenden Staub sieht sie jedoch nichts, und kann ihren Blitzstrahl nicht erzeugen. Das Phantom kichert mit einem unwirklichen Klang, und stößt am Fuß der Stiege eine Pendeluhr von der Wand, die May heftig streift, als sie umfällt und ebenfalls auf den Dielen zerschmettert wird, die Getroffene keucht. In dem Moment quillt die blau glosende Gestalt des anderen Unionssoldaten von eben durch die Bretterwand des kleinen Hotelgebäudes hindurch! May ist umzingelt! Der Geist ohne Unterkiefer zieht seinen durchsichtigen Colt, und schießt über der Hexe in die Luft, das Geräusch klingt wie verzerrt, aber der Gestank von Pulverdampf wirkt ganz echt. May ist nicht eingeschüchtert, aber abgelenkt davon. In dem Moment gleitet die eiskalte Gestalt des Geistes, der durch die Gebäudefront hinein geschwebt ist, durch May hindurch, es ist für sie, wie durch Eiswasser zu tauchen, sie japst und taumelt. Sie richtet die Hand auf das Phantom, konzentriert sich, und schickt ihm einen Blitzschlag hinterher, der ihn in den Rücken trifft, dieser Geist zerplatzt jedoch nicht durch den Treffer, sondern wird nur durchscheinender. May steckt ihren Armee-Colt endlich weg und hebt nun verzweifelt beide Hände, und nun erzeugt sie einen grelleren Blitz, und dieser durchschlägt das Phantom erneut, und jetzt löst es sich ganz auf. Dann spurtet sie an der anderen Erscheinung vorbei, die Wendeltreppe hinauf, ins erste Stockwerk des kleinen Hotels. Das Gespenst schwebt hinter ihr her, die Treppe wieder hoch. Das garstige Lachen, das es der Flüchtenden hinterher schickt, geht ihr durch und durch, sie ist erneut Distracted, dreht sich im Rennen um, reckt die Hand nach dem Verfolger aus, aber bekommt abermals nur ein paar Funken zustande. Erreicht den kleinen Balkon an der Seite des Gebäudes, von hier ist es nur ein kleiner Sprung bis zum Nebengebäude. Mit gefletschten Zähnen springt May los, und ihre schweren Cowboystiefel kommen auf dem Dach des Nachbarhauses auf. Hier krallt sich gerade eine dritte blau leuchtende Gestalt von unten ihren Weg durch das Dach, und grinst May B. an.
Unter ihnen auf der Straße setzt sich derweil ein überladener Wagen voller Bierfässer in Bewegung zum Geschrei der Maulesel, die ihn ziehen, und die beiden Schürfer die ihn soeben gehijackt haben, schießen wie wild salute. Die Hexe holt in weiter Geste aus, und schleudert schreiend einen Blitz auf die neue Spukgestalt, die aus dem oberen Stockwerk durch das Flachdach empor schwebt. Die elektrische Ladung lässt des Kopf des ätherischen Ungeheuers bersten, und der Rest von ihm löst sich auf.
May B. rennt ächzend über das Dach, und erreicht eine Holztreppe an der Rückseite des Gebäudes. Patronen von den beiden Entführern des Bierwagens pfeifen in ihrer Nähe vorbei, eine sprengt Holzsplitter aus dem Geländer hinter ihr. Das geisterhafte Lachen des einen Gespenstes erklingt wieder vom Hoteldach aus, und eine andere Spukgestalt packt die Hexe von hinten am Hals, und wieder durchzuckt Eiseskälte sie. Sie reißt sich los, aber verliert dabei fast das Gleichgewicht, kann sich auf den Stiefeln halten, anstatt die Treppe herunterzukullern; zieht die Schultern hoch und hebt die Hände, und der letzte Blitzbolzen, den sie für ihre Powerpunkte herbeizaubern kann, kracht in das Gespenst, und zerschmettert seine unwirkliche Gestalt.

Als die Hexe am Fuss der Holztreppe ankommt, brackert gerade der gestohlene Bierwagen auf sie zu. Faules Obst fliegt als Wurfgeschoss von irgendwoher an ihr vorbei und zerklatscht an der Gebäudewand. Der Ortsausgang ist in Sicht, und damit der Weg in den Schutz der Nacht, weg aus dem Irrsinn in den Straßen! Da gleitet das bärtige Phantom ohne Unterkiefer aus der Lobby durch die Wand des Holzhauses, von dessen Dach May B. gerade kommt, und lacht gurgelnd. Sie widersteht diesmal seiner Einschüchterung. Ich kaufe ihr fünf Powerpunkte zurück mit ihrem vorletzten Chip, und sie hext eine neuerliche Blitzladung herbei, die endlich auch diese Geistererscheinung zerplatzen und in stinkendem Qualm aufgehen lässt!

Damit erreicht May den Ortsausgang, wo ihr ein einzelner gespenstischer Unionssoldat entgegen schwebt, zwei Bierflaschen in den durchscheinenden Knochenhänden.
"Oh kommt schon, kann da nicht mal Schluss sein?!", bringt May B. hervor.
Der Wagen mit den Bierfässern brackert die Straße herunter, die Mulis sind außer Kontrolle, das Gefährt prescht um Haaresbreite an May vorbei, hüllt sie und das Soldatengespenst mit aufgewirbeltem Staub ein. Als das Phantom ausholt, um der Wichita-Hexe die erste seiner leeren Pullen an den Kopf zu schmeißen, holt sie ebenfalls aus, aber sie ist um einen Sekundenbruchteil schneller, und schleudert auch diesem letzten Gegner einen gleißenden Blitzstrahl entgegen, der seine Gestalt hinwegwischt, als wäre da die ganze Zeit nur der fliegende Staub von dem Maultierwagen gewesen. Dann hetzt May B. keuchend in die Prärienacht hinaus, dem Hügel mit dem Zeltlager entgegen ...

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #26 am: 30.06.2022 | 15:34 »
Und nach dieser kleinen Zwischensequenz zurück zum nächsten Zufallsplot! Ermitteln wir mal einen für die nächste Session.

Plot Hook: Learn the Truth
Ein Netz von Verschwörungen hat sich um Barricade aufgebaut, und ist bereit, sich bald zusammenzuziehen. Die Geistererscheinungen von letzter Nacht lenken das Interesse aller Städter gerade auf die Welt des Jenseitigen (beziehungsweise, wie diese zu leugnen oder zu erklären ist), aber die eigentlichen Schurken sind diesmal wieder aus Fleisch und Blut. Zwei Gegner-Fraktionen von Black River positionieren sich jetzt, von denen eine die rivalisierende Eisenbahngesellschaft Union Blue ist.
Random Event: Mystical Revealing of physical Community
Diese beiden Gegnerfraktionen werden von den Wichita Witches aufgespürt werden müssen, wenn sie ihre Chancen darauf, für Black River die Kontrolle zu erlangen, nicht verspielen wollen. Mit mondänen Mitteln werden sie dabei nicht weiterkommen.
Set the Scene: An NPC Acts Suddenly
Dieses Kapitel beginnt für May B. im Camp auf dem bewaldeten Hügel, während sie auf die Stadt herabsieht. Sie hat die letzte Stunde Schießübungen gemacht und auf leere Konservenbüchsen geballert. Die Reparaturarbeiten unten in Barricade sind bereits im Gange, die Menschen klagen darüber, saumäßig verkatert zu sein, und schieben alle Schuld für den gestrigen Aufruhr auf die durchreisenden Schürfer. Der Town Marshal und seine Deputies marschieren durch die Straßen und machen schlecht gelaunt Ansagen. Dicke, graue Wolken ziehen tief über die Hügel hinweg.

May B. weiss es noch nicht, aber sie hat diesmal die
Queste: Die genauen Pläne der Truppen von Union Blue für Barricade erfahren (Clue Target: 4).

Dabei springt May B. allerdings eine andere Gestalt ins Auge, aber nicht unten bei der Stadt, sondern am Fuß des Hügels, direkt am Waldrand. Er schaut in ihre Richtung, von seiner Position aus hat er May B. wahrscheinlich schon an der Hügelkante sitzen sehen! Sie sieht ihrerseits aus dem Augenwinkel in seine Richtung, ohne den Kopf zu drehen und dadurch zu verraten, dass sie ihn entdeckt hat. Es ist der langhaarige Indianerjunge, den sie vor etwa einer Woche im Saloon gesehen hat (in ihrem ersten Abenteuer!). Was noch merkwürdiger ist – neben ihm stand eben noch eine weitere Gestalt, bildet sie sich ein, aber nun ist der Junge alleine ...
May verengt die Augen zu Schlitzen, und lässt ihren Instinkt sie steuern. Dank ihrer Gabe durchschaut sie Unsichtbarkeit, und dadurch wird der zweite Indianer ihr enthüllt. Er trägt einen fransigen Poncho und mehrere weiße Federn im Haar, im Gegensatz zu dem Jungen ist er gänzlich traditionell gekleidet, sehr wahrscheinlich ein Sioux!
Aus dem Augenwinkel beobachtet May B., wie der Mann sich gelassen nähert, er kommt direkt den Hügel hinauf auf das verborgene Zeltlager zu, immer direkt an der Baumgrenze des Waldstücks entlang. Auf seiner Schulter sitzt ein großer, schwarzer Rabe, als sei er zahm! Auch dieser kommt ihr vage bekannt vor, sie hatte es bereits mit einem Raben zu tun, der sich ungewöhnlich verhalten hat!



Ein unbekannter Sioux-Schamane


May B. setzt sich schlagartig in Bewegung, wirbelt im Aufstehen herum, zieht dabei ihren Armee-Colt, und schießt vor dem Unsichtbaren in den Staub, grob in die Richtung einer ihrer zerlöcherten Zielübungs-Büchsen. Der Indianer zuckt zusammen, der Rabe schlägt mit den Flügeln.
May behält die Knarre im Anschlag, und tritt vor den Fremden hin.
"Eine falsche Bewegung, und der nächste Schuss pustet Dir Deine Federn vom Kopf", raunt sie.
Der Unsichtbare steht da wie angewurzelt und sieht sie an, das scheint ihm bisher noch nicht untergekommen zu sein, dass jemand seine Zauberkünste einfach durchschaut.
"Ey. Kenne ich den Piepmatz da nicht bereits?", sagt die Hexe mit einem Blick auf den Schulterraben.
"Schon möglich. Er eilt dorthin, wo er Blutgeruch erahnt", sagt der Unsichtbare in tiefer, ruhiger Stimme.
Er muss ein Schamane der Sioux sein, sein Akzent klingt nicht unähnlich wie der von May B.s Mutter, aber er ist noch recht jung, wahrscheinlich Anfang dreißig. Sein Gesicht ist sehr verschlossen.
"Hier gibt's nix für ihn, Hilda hat schon seit Tagen kein Wild mehr vor die Flinte bekommen. Was willst Du hier? Du bist unerwünscht — vor allem als unsichtbarer Spion und so. Finden die Weißen gar nicht witzig, so was, und ich auch nicht!"
"Nein, Du bist keine von den anderen Wasichu. Aber Du bist auch keine von meinen Leuten."
"Hör' auf zu diskutieren, Mann, oder willst Du mal genauer an meinen Pistolenläufen schnuppern, damit Du redest?"
"Ich kam, weil ich wissen will, ob Ihr hier oben bereits kriegsbereit seid."
"Wir sind hier mitten in einem Krieg. Aber einem, der vor allem mit Tricks und Dollars geführt wird. Belagerung und so, sieht nur nicht ganz so aus. Oder was meinst Du damit, 'kriegsbereit'?"
"Ich weiß, für wen Ihr arbeitet, und unten in der Siedlung der Wasichu wissen das auch bereits viele. Mein Rabe hat sich genauestens unter ihnen umgesehen."
"Das Federvieh ist ein Spion, genau wie Du! Ich sag' doch, er ist mir schon über den Weg gelaufen!"
"Nimm' schon die Waffen herunter, Mädchen. Wir beide müssen keine Feinde sein. Wir nicht. Außer, Du willst unbedingt auf der Verliererseite bleiben."
May B. ist unbeeindruckt von der Einschüchterung des Unsichtbaren: "Klar, damit Dein Gummiadler mir fix mal ein Auge auspicken kann, ohne dass ich ihn vorher in der Luft durchlöchere! Nein, mein Lieber, und Du tätest besser daran, Deine Flossen zu heben."
May B. hat zwar noch keinen Intimidation-Skill, aber kommt dennoch trotz Abzug auf eine 12. Der Indianer setzt aber mit seinem Spirit-Wurf eine 10 dagegen.
"Du würdest ja doch nicht schießen. Ich bin ein Blutsverwandter, und Du weißt vielleicht, dass Du hier auf der falschen Seite stehst!"
"Wie viele seid Ihr?"
"Nur ich, mein Rabe, und mein Bruder. Wir haben hier nur zu beobachten."
"Und natürlich die Geister der Toten von vor 20 Jahren, die Ihr letzte Nacht mal eben wachgerüttelt habt!"
"Die haben die Wasichu selbst wachgerüttelt! Sie begreifen es nur nicht. Aber es waren ja nur Vorboten von noch größerer Aufruhr. In den Ewigen Jagdgründen ist es auch bereits zu erahnen."
"Für wen sollten wir uns also kampfbereit machen?"
"Vergiss' es, Mädchen. Ein großer Sturm ist dabei, aufzuziehen, der alles hier dem Erdboden gleich machen wird, wenn die Weißen nicht ablassen von ihrem Tun. Du hast noch die Wahl, weil Du keine Wasichu zu sein scheinst. Lauf' fort."
Der Fremde ist langsam rückwärts getreten während seiner letzten Sätze, und geht nun weiter, beginnt zu verschwinden zwischen dünnen Birkenstämmen.
Er bewegt sich äußerst geschickt im Unterholz, lautlos.
"Hast Du den Mumm, mir den Rücken zuzukehren?", faucht May B. wütend.
"Lauf' fort! Der Sturm rollt heran!", raunt der Schamane so eindringlich und verschwörerisch, dass May B. ein Schauder über den Rücken läuft.
Verunsichert und wütend sieht sie ihm nach. Ihn feige von hinten abknallen will sie nicht. Sie sieht die Hügelflanke herab, aber auch der Junge ist verschwunden ...


Ivanka ist gerade nicht da, nur Rita und Cyril Bower, die lustlos Kaffee und Bohnen am Lagerfeuer kochen. May B. berichtet vorsichtig von ihrer Begegnung, und sagt abschließend, "... der muss die Kerle von Union Blue gemeint haben, das sind die einzigen, die übrig bleiben, für die man kriegsbereit sein müsste. Und einen ihrer Agenten haben wir ja schließlich bereits enttarnt, den verfackten Ernest Amblin."
Bower schaut nachdenklich: "Sie sind trotzdem nicht zwangsläufig die einzigen, die in Frage kommen. Was ist, wenn Bayou Vermillion oder Dixie Rails sich entschieden haben, hier sowohl uns als auch Union Blue ins Handwerk zu pfuschen? Die werden das Wegrecht durch Barricade nicht selber haben wollen für ihre Gleise, aber ihnen ist auch schon geholfen, wenn wir hier aufgehalten werden, bevor wir überhaupt mit dem Gleisbau beginnen können."
"Scheißdreck. Ich gehe runter nach Barricade und suche Ivanka", sagt May ungeduldig.


Mit Networking bekommt May B. heraus, dass durchaus gerade neue Leute in die Stadt gekommen sind, abgesehen von den randalierenden Schürfern. Diese scheinen ebenfalls am Tagebau interessiert zu sein, denn sie haben einen der alten Minenschächte in den Hügeln gekauft, aber sie gehören nicht zu den durchgeknallten Besuffskis.

Mein W20 zeigt alldieweil eine 1 für die Clue-Tabelle, also hilft diese Info allein mir noch nichts.

May steuert also das Claims Office an, das streng genommen nur ein Zelt am Stadtrand mit einem Holzschild davor ist.

Das ist ein hierfür relevantes Gebäude, und nach der Tabelle ist mein nächstes W20-Ergebnis (von ebenfalls nur einer schlappen 3) bereits ein Hinweis.

Die Hexe kommt mit den miesmuscheligen Beamten ins Gespräch, und erfährt, dass zwei Männer gestern den Antonella-Smith-Claim gekauft haben. Das ist einer von denen, die längst aufgegeben wurden, weil sie komplett leer sein dürften, aber die Greenhorns scheinen dennoch ihr Glück versuchen zu wollen. Wenn es denn wirklich Greenhorns sind, die sich als Bergleute versuchen wollen, und nicht wer ganz anderes ...

Dann ist das also mein erster Hinweis für die diesmal begonnene Queste (Clue Target: 1\4).
« Letzte Änderung: 9.06.2023 | 16:52 von Schalter »

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #27 am: 30.06.2022 | 16:38 »
Bei einer Tasse schlechtem Kaffee mit Ivanka in Kingsley's gut gefülltem Küchenzelt (der dicke Kingsley selber ist grade glücklicherweise nicht da), meldet May B. den Zwischenstand ihrer kleinen Recherche. Ivanka raunt streng: "Du wirst Mister Amblin wieder behexen müssen, um festzustellen, ob da ein Zusammenhang ist. Wenn Union Blue im Anrücken ist, könnte Barricade das nächste verschissene Dodge City werden, was den Eisenbahnkrieg betrifft."
"Ich will dem nicht über den Weg laufen! Ich kann ihn verhexen — aber er womöglich auch mich! Wir haben Dir doch berichtet, was er mit Joycelyn und Rita gemacht hat. Ich will das auf jeden Fall nicht allein machen müssen!"
"Ja ja, ganz ruhig, mein Fohlen. Ich regel' das."
"Scheiße. Was ist denn mit der Antonella-Smith-Mine? Wir könnten zuerst da hin schleichen, um zu sehen, wer die gekauft hat. Findest Du das nicht verdächtig, dass die unbedingt einen trockenen Claim haben wollten?"
"Halt' Deine vorlaute Schnute, May. Natürlich ist das verdächtig. Ich bin Dir wie immer drei Schritte voraus. Ich kümmer' mich darum, während Du Mister Amblin umgarnst, und zwar mit allen Mitteln der Kunst."

Ich erwürfle einen GM Move: Foreshadow Trouble. Na, derartiger Ärger kann ja gerade aus mehreren Ecken kommen. Als zusätzliches Orakel bekomme ich diesbezüglich: Mystical Recent Events.

Dabei sieht man durch die offene Zeltfront, wie die Deputies Stellung beziehen, alle tragen provokativ ihre goldenen Sterne am Jackenaufschlag. Ivanka und May ziehen ein wenig die Köpfe ein und lauschen nach draußen auf die Straße. Die Law Dogs scheinen die Passanten zu befragen. Über Hühnergegacker und Fuhrwerk-Lärm hinweg hört man, dass die Deputies die Augen aufhalten nach den "flotten Weibern von dem Hügel außerhalb der Stadt". Auch das noch!
"Die werden die Gespenster aber nicht herbeigerufen haben", ist da draußen ein alter Knacker zu vernehmen, "so schöne Frauen können unmöglich mit dem Jenseits im Bunde sein!"
"Was redest Du für einen Schwachsinn, Gespenster, willst Du mich verulken?", schnarrt einer der Deputies, "ihr wart letzte Nacht einfach alle sternhagelvoll!"
Es wird weiter diskutiert, und eine Frau mit rüschiger Kopfhaube will jemanden auf dem Dach des nahen Hotels gesehen haben, der elektrische Blitze aus seinen Händen geschleudert hat. Sie gestikuliert aufgeregt in diese Richtung. Und sie beteuert, dass sie noch nie einen Tropfen angerührt habe.
"... Möglicherweise sind es auch bereits die Pinkertons, mit denen wir es als nächstes zu tun bekommen werden! Das klingt alles ganz nach jener Art von Gerüchten, die die Dreckskerle in Schwarz auf den Plan rufen. Das hast Du ja schön angerichtet!", flüstert Ivanka in beißendem Ton.
"Kugeln haben eben nicht auf die Gespenster gewirkt! Die gingen glatt durch sie durch!"
"Haben die Lehrmeisterinnen Dir nicht genug eingeprügelt, dass Du Deine Künste niemandem offen zeigen darfst, Du dummes Stück!"
May will widersprechen, aber senkt dann in stummer Wut den Blick.
"Komm' jetzt, wir machen die Biege, aber durch einen Seitenausgang", kommandiert Ivanka.


Ivanka Darrow kann richtig fies werden, wenn sie will

Also sucht May B. auf Ivankas Befehl hin zusammen mit Hilda, die sie beim Stagecoach Office abholt, nach Ernest Amblin. Ihr ist gar nicht wohl dabei. Wo treibt er sich denn rum? Laut Orakelwürfeln finden die beiden Frauen den Kartenspieler erneut im Triple Ace Casino, und dank einem "Ja, und außerdem"-Resultat darf ich mir für diese Situation was wünschen, und entscheide mich, dass die Wichita-Hexen ihn diesmal ganz ohne seine Untergebenen antreffen. Es löst sich gerade eine Pokerrunde an seinem Tisch auf. Amblin hat natürlich gewonnen, und zählt grinsend und auf seinem Zigarillo kauend seine vielen Pokerchips.
"Haben Sie heute wieder einen Ihrer Glückstage, Ernest?", fragt May in halblauter Schlafzimmerstimme, als sie an den Tisch heran tritt.
"Offensichtlich, denn Ihr seid ja jetzt hier herein geschwirrt, meine kleinen Glücksfeen! Guten Tag Ihr beiden Hübschen!", grinst er, durch den Zigarillo im Mund zeigt er dabei die Zähne.
May würfelt einen Notice-Erfolg und hat dadurch das Gefühl, er ahnt durchaus, was es war, das sie letztes Mal mit ihm gemacht hat, und er tut jetzt gerade nur freundlich.
"Laden Sie uns auf einen Drink ein, Ernest?", säuselt May, als sie ungefragt Platz nimmt.
"Mit Freuden!", sagt er, aber der Unterton in seiner Stimme klingt lauernd.
"Nehmen wir den Drink vielleicht oben auf dem Balkon, nur wir zwei?", fragt May schmeichlerisch, "da ist die Luft so schön frisch, es wird bald regnen."
Amblin grinst sie an: "Wenn ich allein mit Dir bin, könnte wer weiß was geschehen, Miss Wickett! Was sollen die guten Leute in diesem Top-Lokal denken?"
May wechselt einen schnellen Blick mit Hilda, diese Andeutung kann nur bedeuten, dass er weiß, dass sie erneut ihren tätowierten Fussknöchel vor ihm entblättern will, um ihn zu behexen. Das bedeutet auch, er weiß tatsächlich, woran er hier ist.
"Ernest, denken Sie bitte nicht derartig von mir!", versucht May einzulenken.
"Mal Karten auf den Tisch", raunt der Huckster, "seid Ihr wegen den Ausschreitungen letzte Nacht hier? Ich habe nichts damit zu tun, damit Ihr's gleich wisst."
"Derartiges sollten wir wirklich unter vier Augen besprechen. Allein", flüstert May B. mit großer Bestimmtheit.
Sie erzielt einen einzelnen Persuasion-Erfolg, was Amblins ursprüngliche Reaktion auf Neutral verbessert.
"Besser nicht", lächelt er selbstsicher, "ich hole Ihnen Ihre Getränke! Was bevorzugen Sie?"
Hilda und May wechseln einen Blick: "So leicht entgeht er mir nicht", wispert May ärgerlich.
Mit biestigem Gesichtsausdruck entledigt sie sich heimlich unter dem Tisch ihren Cowboystiefeln, als Amblin bei der kleinen Bar steht und bestellt, und legt umdamenhaft die Füße auf die Tischplatte. Als er mit Schnappsgläsern zurückkehrt, ist dadurch das Knöchel-Tattoo ihm zugewendet. Provokant knabbert sie auf ihrem Fingerknöchel herum, und fixiert ihn dabei durchdringend. Ihr Beguile-Hexenspruch macht Amblin immerhin Kooperativ, und verknallt ist er nun auch vorerst wieder.
Er stellt die Gläser vor Hilda und May ab, und lächelt äußerst süffisant.
"Hast Du also doch wieder eine Gelegenheit gefunden, meine Holde!", raunt er May zu, aber aus seinem Ton kann man heraushören, dass er ihr gerade nun mal nicht böse sein kann, behext, wie er ist.
Sie lächelt triumphierend, nimmt die Füße wieder vom Pokertisch, und nimmt das Glas in die Hand.
"Wir wollen doch nur spielen, Ernest."
"So wie ich. Und wenn der Wetteinsatz stimmt, ist solch ein Spielchen auch höchst amüsant. Wenn Du mein Preis bist, bin ich mehr als geneigt, mich auf eine Partie einzulassen, May Wickett."
"So gern ich den Abend mit Dir verbringen würde, Ernest Amblin, ich habe leider zu tun! Ich habe Geschäfte draußen in den Hügeln zu tätigen. Kennen Sie zufällig den Antonella-Smith-Claim?"
Durch einen Persuasion-Erfolg von May lässt Amblin sich tatsächlich ein wenig aus der Reserve locken: "Du machst schön einen Bogen um diese Männer, Sweetie! Das ist viel zu gefährlich. Du bleibst bloss in meiner Gegenwart, das wird vorerst das Beste sein!"
"Also weißt Du von den Kerlen, die da Postion bezogen haben. Du verachtest doch die Geldsäcke von Union Blue! Warum kehrst Du ihnen nicht den Rücken?"
"Warum, May, warum! Ihre Geldsäcke sind das einzige, was sie nicht völlig verachtungswürdig macht! Die wissen, was sie tun. Sieh' zu, dass Du Dich da raus hältst!", und besitzergreifend packt er ihre Hand.
"Lass' los, spiel' hier nicht den Grobian! Also sind das Männer von Union Blue! Was haben die vor?!"

Gute Frage, ich würfle also mal den W20. Entgegen aller Erwartung ergibt dabei allerdings die Clue-Tabelle, dass Amblin gar keinen Hinweis parat hat.

"Das weiß ich noch nicht. Die Herren haben sich mit mir noch nicht abgestimmt. Ich habe nur Anweisungen, meine Recherche weiterzuführen, bis man an mich herantritt!"
"Verwünscht!", murmelt May B., und sieht Hilda an.
Jetzt haben sie auch noch den Liebestollen am Hals: "Ich lasse nicht zu, dass Du Dich in Gefahr begibst", raunt Amblin, mischt seine Pokerkarten, und steckt eine davon May B. in ihre Westentasche: "Hier, das ist Deine Karte. Behalte sie erstmal. Ich bringe Dich jetzt in Sicherheit, damit Du nicht in Schwierigkeiten gerätst. Und keine Widerrede!"
Mit der Karte wirkt er Lower Trait auf May B.s Spirit, der dadurch auf W6 fällt.
"Komm' mit mir. Ich bewahre Dich vor allen weiteren Scherereien!", und er schaut May voller ehrlich empfundener Besorgnis in die Augen.
May B. spürt, wie ihr Wille plötzlich schwächer ist als sonst, und im Affekt nickt sie gehorsam.
Hilda knurrt, "ganz bestimmt nicht", und May besinnt sich, gibt einen Chip aus, um den Spirit-Wurf zu wiederholen, und würfelt nun einen Erfolg gegen Amblins Persuasion.
Unter eiligen Entschuldigungen entziehen die beiden Hexen sich, als gerade eine große Meute gut gelaunter Kartenspieler ins Casino strömt.
"Du kommst mir nicht davon, May Wickett!", ruft Amblin aufgebracht.

Draußen fasst May B. in ihre Westentasche, um sich die Spielkarte anzusehen, aber es ist gar keine darin. Endlich begreift sie, dass Amblin versucht hat, sie seinerseits in einen Bann zu schlagen. Seine Kartentricks sind für so etwas nur weniger geeignet als ihre Hexenkünste.
"Wir gehen sofort raus aus der Stadt!", murmelt sie zu Hilda.
"Wohin?"
"Zu der Mine! Ich will wissen, was da gespielt wird!"
"Will Ivanka nicht. Warte", sagt Hilda.
"Ich gehe jetzt! Amblin weiß verwünscht nochmal überhaupt nichts, und jetzt muss ich ihn mir auch noch vom Leib halten, so lange ich in Barricade bin, bis Sonnenuntergang! Ich gehe vor! Ich lege mich auf die Lauer. Bis ihr nachkommt, weiß ich bereits, was für Union Blue-Leute das sind, die sich da eingenistet haben."

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #28 am: 30.06.2022 | 17:28 »
Verlassene Minen
Aufgegebene Minenschächte in der Wildnis vor Barricade, um die sich ein paar schaurige Gerüchte ranken: Furcht-Level 3



May B. erreicht die verlassenen Minenzugänge in den bewaldeten Hügeln ungesehen, und noch dazu, als die fünf dort postierten Männer gerade Siesta halten. Sie tragen Lederklamotten und wildnistaugliche Ausrüstung, wie irgendwelche Scouts.
"Ein Glück, in drei Hexen Namen ... das sind keine Pinkertons ...", wispert May zu sich selbst, während sie noch etwas näher robbt durch das dichte Unterholz.

Die Union Blue-Scouts scheinen sich tatsächlich bei den stillgelegten Minen einen Schlupfwinkel eingerichtet zu haben, mit der Aufgabe, ihrerseits die Witches auszuspionieren, während diese die Stadt ausspionieren. Jedenfalls teilen sie in gedämpften Stimmen eine Art Wachplan ein für Beobachter.
Mein W20-Wurf beschert mir durch diese Entdeckung den nächsten Hinweis (Clue Target: 2\4).

Dann mache ich mal einen GM Move, und bekomme: Reveal a New Detail.

Geilo, ein Bonus-Anhaltspunkt (wenn schon kein zusätzlicher Clue): May hört die Kundschafter außerdem davon reden, dass sie sich in Acht nehmen wollen vor Amblin's windigen Geschäftemachern. Es klingt, als hätten sie ebenso wenig Bock auf diese Cowboys wie auf deren Chef selbst: "Wenn das hier gelaufen ist, müssen wir die Fresse von dem selbstgefälligen Bastard wahrscheinlich nicht mehr sehen. Ich hab' in Dodge gehört, er beendet seinen Vertrag mit uns, sobald wir Barricade eingesackt haben."


Die Abenddämmerung bricht herein über der Gegend mit den Minen

May wartet eine Stunde, bis endlich die Dämmerung heraufzuziehen beginnt, in deren Schutz sich offenbar die anderen Wichita Witches heranschleichen. Die Scouts rechnen immer noch nicht damit, ihrerseits ausspioniert zu werden, sie sind mit ihren Vorbereitungen beschäftigt und warten ihre Waffen, außerdem scheint eine gewisse Nervosität einige von ihnen mit Beginn der Dämmerung zu beschleichen ...
May hört ein leises Knacken hinter sich, und sieht Ivankas wütendes Gesicht hinter sich, ihre Anführerin verbirgt sich hinter einem Baum. May robbt zurück, und schaut in die Runde der anderen drei Hexen.
"Für diesen Alleingang versohle ich Dir den Arsch!", zischt Ivanka. Sie sieht mächtig wütend aus.
"Ich habe schon herausbekommen, was sie wollen — sie sind hier um uns zu beobachten. Und sie sind uneins mit Amblin, sie ahnen, dass er nicht wirklich loyal gegenüber Union Blue ist!"

GM Move: Foreshadow Trouble

In diesem Moment hört man plötzlich einen Schrei aus der Mine! Die vier Hexen fahren zusammen.
"Ich habe doch gestern gesagt, diese verdammte Mine ist überhaupt nicht verlassen! Hier kampiert noch wer, nicht nur wir! Irgendwo tief unten! Ich hab' Euch doch gesagt, ich habe letzte Nacht was gehört!", jammert der eine Scout lautstark, er ist hörbar runter mit den Nerven.
"Entweder irgendwelche saublöden Tiere, die sich da unten verlaufen haben, oder noch blödere Penner. Okay, Jungs. Ihr drei geht jetzt mit mir da runter, wir sehen nach dem Rechten. Und hinterher rücken wir aus. Vorwärts", befielt eine andere Stimme.
Die vier Hexen sehen sich überrumpelt an. Ivanka bedeutet wortlos den anderen, sich mucksmäuschenstill zu verhalten.

Nach angespannten zehn Minuten sagt einer der beiden zurückgelassenen Wachen: "... Hey, ich drehe mal eine Runde um den ganzen Hügel. Nur um sicher zu gehen."
"Ja, mach' das", knurrt der andere Wächter, "ich halte die Stellung."
Ivanka signalisiert mit Fingerzeigen, dass die Hexen sich den letzten Wachposten gemeinsam schnappen sollen. Alle nicken hochkonzentriert.

Mittlerweile ist es fast völlig dunkel, und es gibt wegen der Wolkenfetzen am Himmel weder Mond- noch Sternenlicht. In lockerer Formation nähern sie sich dem Minenschacht. Die Sinne des Kundschafters sind nun allerdings hellwach, und er hört Ivanka und Rita, schwenkt herum und legt sein Gewehr auf sie an: "Wer da?!", knurrt er.
Dies gibt May mit ihrem Stealth-Ergebnis von 13 Gelegenheit, einen Bogen zu beschreiben, und auf die sandige Erhebung zu klettern, wo der Minenschlund sich öffnet, genau hinter dem Typen.
Sie bohrt ihm beide Pistolenläufe in den Rücken, und raunt: "Das Schießeisen runter, und keinen Mucks! Sonst wirst Du ein Nudelsieb!"
Er sichert mit zitternden Fingern seine Winchester, lässt sie in den Sand fallen, hebt die Hände hoch über den Kopf.
Die drei Hexen umzingeln ihn, Ivanka grinst sadistisch.
"Du kommst leise mit uns, junger Mann! Auf dem Hexenhügel wirst Du singen wie ein Vögelchen!"
Der Scout krächzt: "Das bringt Euch gar nichts, meine D-D-Damen ...! Der einzige, der die Pläne von unseren Kommandanten kennt, ist der Colonel! Und der ist unten in der Mine ... b-bei den Tommyknockers!"
"Was denn für'n Colonel?", knurrt Ivanka.
"Harris, Ex-Colonel Harris. Er hat hier das Kommando! Aber jetzt isser grade unten im Schacht, um nach d-den Tommyknockers zu suchen!"
May B. erzielt ein Raise bei einem Occult-Wurf, und raunt: "Tommyknockers?! Die aus dem Kinderreim von den Cornwall-Schürfern? Die gibt's doch nur in Virginia City!"
"Ja ja ... 'letzte Nacht und die Nacht davor – Tommyknockers, Tommyknockers klopften an mein Tor', ganz genauso. Die sind nicht nur in der Comstock Lode, die sind überall im Westen, wo einer zu tief gegraben hat! Chuck hat sie schon vergangene Nacht gehört, aber der Colonel wollte nichts davon wissen! Wahrscheinlich hatte Chuck recht, und die sind da unten bereits in ihr Verderben gelaufen!"
Eine Sekunde sind alle still. Er beginnt zu zittern wie Espenlaub: "... Mich zu schnappen bringt Euch jedenfalls überhaupt nichts!"

(Diesmal geht die Unwissenheit des NSCs übrigens nicht auf die Clue-Tabelle zurück, ich habe nur Bock darauf, meine Charaktere runter in die Mine zu schicken!)



Ivanka bugsiert den Scout in die Dunkelheit des Schachteingangs, und geht mit Hilda hinterher, um nicht von außen gesehen zu werden. May und Rita schickt sie los, die Mine leise zu betreten: "Ob der Spuk echt ist oder nicht: Wenn die Typen da wieder rauskommen, fallt Ihr ihnen in den Rücken und führt sie hier raus! Und bringt mir bloss Ex-Colonel Harris mit!"

Da es keine Pläne für diese Location gibt, verwende ich mein Mini-System aus einem anderen Abenteuer hier: Meine Charaktere brauchen einen erfolgreichen Science-/Survival-Wurf, um das erste Wegstück innerhalb der freigelegten Höhlen zu bewältigen. Mit Notice kann dabei Supportet werden. Ich verwende eine kleine Erkundungs-Tabelle mit Encountern, Gefahren, Fundsachen. Bei Erfolg bekommen die SCs eins von fünf benötigten Clue-Token und müssen erneut eine Karte für die Erkundungs-Tabelle ziehen. Bei Misserfolg hinterher erneut auf Tabelle ziehen (in dem Fall gleich zwei Karten, niedrigere gilt). Bei einem Raise erhält das Aufgebot nur Clue-Token erhalten, ganz ohne Tabellenziehung.

May und Rita klettern am Ende des leeren Stollens schweigend die morschen Holztreppen hinab. Sie gehen einem Schlurfen und Klopfen nach, und Rita hebt vorsichtig ihre Laterne: Eine Sackgasse, niemand ist hier. "Aber wo kamen dann die Geräusche her, ich habe sie ganz deutlich gehört!", zischt Rita enerviert.
Verwirrt sehen die beiden sich an, dann wenden sie sich zum Umkehren — und in dem Moment stehen sie drei grauhäutigen Ungeheuern gegenüber, die sich lautlos hinter ihnen aus dem Geröll am Boden gegraben haben!



Beide Hexen müssen einen Furcht-Wurf machen. May hat sich halbwegs im Griff abgesehen von ihrem Schreck, mit Rita geht ihr Instinkt durch, aber sie hat laut Furcht-Tabelle einen Adrenalinrausch, und agiert deshalb, als hätte sie einen Joker gezogen.

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #29 am: 30.06.2022 | 21:00 »
Die Monstren sehen nicht etwa aus wie hutzelige, koboldhafte Bergmänner, sondern wie Dinge, die nicht von dieser Welt sind. Das einzige, worin ihr Erscheinungsbild mit den Legenden übereinstimmt, die May B. gehört hat, sind die proportional übergroßen Köpfe! Zwei der ölig glänzenden, humanoiden Gestalten versuchen Rita zu packen und ihr die Laterne zu entwinden, denn sie verabscheuen Licht; die dritte versucht May durchs Gesicht zu kratzen, aber diese weicht aus. Zieht blitzschnell ihre Waffen, erschiesst das Ungeheuer vor ihr, und schiesst eins der beiden, die Rita packen, an. Einer der Tommyknockers lässt ab von Rita, zieht May seine Krallen über den rechten Arm, schlitzt ihr mühelos damit den Kleidärmel auf und hinterläßt einen blutigen Striemen. Der Angeschossene schließt seine öligen Krallenhände um Ritas Hals und versucht, sie zu erwürgen. May durchlöchert mit dem Colt den sie in der verletzten Hand führt, ihren Angreifer, und schießt dann erneut auf den, der ihre Kumpanin gepackt hält, verfehlt ihn jedoch, der Pulverdampf nimmt ihr die Sicht. Dies gibt Rita jedoch Gelegenheit, sich freizukämpfen. Kaum hat Rita sich von dem öligen Leib befreit, hat May klares Schussfeld, und trifft die Kreatur zwischen die großen, schwarzen Glubschaugen.

Zitternd und ungläubig stehen die beiden jungen Hexen über den drei außerirdischen Kadavern, Rita leuchtet mit der zitternden Laterne auf sie herab.
"Das gibt's doch nicht. Die Geschichten der Cornish stimmen tatsächlich!", haucht May.
"Klar gibt's das, es sind noch ganz andere Kräfte entfesselt im Weird West. Denk' an das, was unsere Lehrmeisterinnen gesagt haben!", versetzt Rita, aus ihrer Stimme hört man ihr das faszinierte Grauen an, "komm' weg hier, zurück zur letzten Abzweigung!"

Während die beiden in einen der anderen Gänge laufen, setzt von irgendwo neues Kratzen, Klopfen, und Platschen ein. May B.s Nackenhaare stellen sich auf, und ihre Finger verkrampfen sich um die Griffe der beiden Armee-Colts. Entweder sind das die Scouts bei ihrer Flucht ... oder es gibt hier mehr als nur drei Tommyknockers!
Als sie um eine Kurve schleichen, lösen sich faustgroße Steinbrocken aus der Decke, die beiden Frauen versuchen schreiend wegzuspringen, Rita wird von mehreren gestreift, aber kassiert nur Prellungen davon (und ist jetzt Fatigued). Schüsse sind von geradeaus zu hören, durch unwirkliche Echos verzerrt!
Auf einer dämonisch anmutenden, schiefen Wendeltreppe, die gerade erst frisch in den feuchten Stein geschlagen worden zu sein scheint, stellen die beiden Frauen eine Gruppe aus zwei übrigen Scouts, die frenetisch in die Dunkelheit hinab feuern, Pulverdampf hängt stinkend in der Luft. Schließlich verharren die Scouts, lauschen unbewegt in die Stille, die sich breit macht, als ihre Schüsse verhallen. Unter ihnen entfernt sich ein Schlurfen, Schleifgeräusch ... und ein widerliches Schmatzen.
"... Wart Ihr nicht ursprünglich zu viert?", fragt Rita unvermittelt in lauter Stimme, und die beiden fahren zusammen, sehen sich um.
"Ja, ganz recht, Ihr Schulbuben. Die Black River-Eisenbahn war Euch mal wieder überlegen. Hoch die Flossen. Lasst uns sehen, dass wir schleunigst hier raus kommen!", höhnt die rotblonde Wichita-Hexe.

Union Blue Scout
Attributes: Agility d6, Smarts d6, Spirit d6, Strength d6, Vigor d8
Skills: Athletics d6, Common Knowledge d6, Fighting d6, Intimidation d6, Notice d8, Persuasion d6, Shooting d6, Riding d6, Stealth d8, Survival d8
Pace: 6, Parry: 7, Toughness: 7 (1)
Hindrances: Loyal (Union Blue Railroad), Ruthless (Minor)
Edges: Brave, Woodsman
Gear: Leather clothes (Armor 1), pistol, rifle, knife, spyglass

Laut Orakelwürfel kommen die vier Überlebenden ohne weitere Begegnungen zurück nach oben. Dort stehen Ivanka mit ihren Pistolen und Hilda mit ihrem Gewehr im Tunnelausgang, an die Innenwände gepresst.
"Da sind ja nicht viele übrig geblieben!", faucht Ivanka.
"Da unten sind tatsächlich Tommyknockers, Ivanka. Die haben sie geholt! Uns beiden hätten sie auch fast den Garaus gemacht!", und sie zeigt die blutige Kratzspur an ihrem Arm und die Würgemale an Ritas Hals vor. "... Die beiden hier sind die Überlebenden! ... Wo ist denn Euer Gefangener?", fragt May B. keuchend.
Ivanka funkelt sie wütend an: "Ist entkommen, der andere draußen hat ihn frei geschossen! Schwamm drüber, wir haben ja jetzt den Hauptpreis, wie ich sehe! Vielleicht muss ich Dich am Ende doch nicht übers Knie legen, May B.!"
Die Union Blue-Scouts wurden bereits entwaffnet, und werden jetzt von den Hexen Rücken an Rücken auf den Boden gesetzt.
Eine Viertelstunde warten alle Anwesenden schweigend ab, ob sich in der Mine oder aber draußen im Wald etwas regt, aber alles bleibt völlig still. Dann beginnt es vor dem Schachteingang zu regnen. Hilda kümmert sich in der Zwischenzeit wortlos um Ritas Prellungen von den niedergehenden Gesteinsbrocken.
Ivanka sagt schließlich fast monoton: "Wir hören uns jetzt an, was der Ex-Colonel zu erzählen hat. Rita, horche ihn aus."
Die Angesprochene schaut zu ihrer Anführerin auf: "Ich? Wieso immer ich, lass' May B. das doch machen!"
"May B. hat schon vorhin die Wange hingehalten, um sie von Amblin abknutschen zu lassen. Diesmal bist Du dran. Beweg' Dich!"
Harris wird von dem anderen Scout separiert. Rita kauert sich also neben ihn in den Kies, in Embryonalhaltung, und beginnt ihm leise ins Ohr zu wispern. Als sie das lange genug getan hat, ist eine deutliche Veränderung im Blick des schnauzbärtigen Mannes zu sehen, er ist auf einmal verwirrt vor Verlangen, schwebt geradezu auf Wolke sieben. Ritas bloßes Gewisper scheint für ihn eine Droge geworden zu sein, von der er jetzt schon berauscht ist. May will sich an Ivanka vorbei drücken, und raus an die Luft. Sie begreift nicht, warum, aber sie hat plötzlich irgendwie Mitleid mit Harris, vielleicht hat er ja Frau und Kinder in Dodge City oder weiß-der-Geier-wo, und überhaupt ist er vorhin dem Tod ebenso knapp entronnen wie Rita und sie es sind. Ivanka hält sie am Arm fest: "Du bleibst hier, mein Fohlen! Du siehst zu. Keine Hexe ist so sehr Naturtalent, als dass sie nicht noch dazu lernen könnte, wenn eine andere ihre Künste ausübt!"
May nickt demütig, und kehrt in die Höhle zurück, kauert sich an der Wand zusammen, und beobachtet, die Knie an den Körper angezogen.
Rita stellt in dumpf wispernder Stimme ihre Fragen an Ex-Colonel Harris, und leise beantwortet er alle davon, wispert die Antworten in ihr Ohr, wie als sei sie schon von jeher seine engste Vertraute.
Als Rita alles weiß, was sie wissen muss, erhebt sie sich aus ihrer Kauerhaltung. Leise berichtet sie Ivanka und den beiden anderen Wichita Witches, was sie gehört hat: Es ist aus Harris herauszubekommen gewesen, dass Union Blue ebenfalls gedenkt, das Wegrecht zu sichern, und zwar mit militärischer Stärke — namentlich in Gestalt von mehreren Dampfwagen, die bereits auf dem Hinweg sind von Dodge City aus!

Das ist nach dem Wurf auf der Clue-Tabelle mein nächster Hinweis, um die Queste aufzulösen (Clue Target: 3\4).

Rita fügt hinzu: "Außerdem sind zwei ihrer Kopfgeldjäger unterwegs hierher, ein Rex Shadrack und ein Luca Byrd. Die Scouts scheinen die für zwei ziemliche Teufelskerle zu halten! In wenigen Stunden wird Union Blue hier zu allem bereit sein!"


Advance:
Nach dieser Session bekommt May B. einen weiteren Advance. Ich gebe ihr Shooting auf W10. May ist außerdem dabei, ein paar grundlegende Veränderungen zu durchlaufen, auch, was ihren Gehorsam gegenüber der Black River-Eisenbahn betrifft. Sie bekommt daher entsprechend ihrer jüngsten Charakterentwicklung den Impulsive-Nachteil.


« Letzte Änderung: 2.07.2022 | 15:31 von Schalter »

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #30 am: 2.07.2022 | 12:50 »


"Hübsch hier! Ein Städtchen ganz nach meinem Geschmack!", sagt Byrd schlaftrunken, aber fröhlich, als er aus der Kutsche geklettert ist. Er kratzt sich gleichzeitig am Hinterkopf und am Allerwertesten, und sieht sich gutmütig in den abendlichen Straßen von Barricade um.
"Rustikal", fügt Rex Shadrack hinzu, als er mit etwas eleganterer Haltung aus der Kutsche entsteigt. Er lässt sich von einem der Kutscher seinen Koffer vom Dach des Fahrzeugs herunter geben, und pafft an seiner Pfeife.
"Bemerken Sie das Besondere in dieser Luft, Gentlemen?", fragt Stuart Barner, als er ebenfalls auf die staubige Straße hinaus tritt.
"... Das ist der Geruch guter Gelegenheiten!", fügt Derrick Barner hinzu, und reicht aus der Kutsche Stuart die Koffer der beiden an.
"Ja, aber erst morgen", lächelt Byrd, und scheint sich nach einem Schlafplatz umzusehen, um sein soeben unterbrochenes Nickerchen in der Kutsche direkt fortzusetzen.
"Die Stagecoach der Wells Fargo ist die modernste Kutsche der Welt, und dennoch tut einem nach ein paar Stunden da drin jeder Knochen weh!", jammert Stuart, als er seine beiden Koffer in die Hände nimmt, und die lederne Aktentasche unter den Arm.
Derrick fügt hinzu: "Und das, obwohl sie über solch ausgeklügelte Federung verfügt, das weitentwickelteste Beförderungsmittel der Welt, gleich nach der Lokomotive und dem Hellstromme'schen Dampfwagen!"
Stuart: "Wobei ich ja nicht müde werde, anzumerken, dass der Hellstromme'sche Dampfwagen eigentlich bis dato noch nicht als gültiges Beförderungsmittel betrachtet werden kann, sondern eher eine Sammlung von Prototypen darstellt."
Derrick: "Sehr richtig, Stuart! Sowohl die von Hellstromme Industries produzierten Fahrzeuge wie auch die vom Nachahmer Smith & Robards! Dementsprechend wird ihnen nachgesagt, dass sie stetig immer neuen Fehlfunktionen anheim fallen. Wie uns Mister Shadrack sehr wahrscheinlich bestätigen kann, zumal er in Salt Lake City gelebt hat, einer Stadt, wo diese Höllenmaschinen bereits das ganze Stadtbild prägen!"
"Würden Sie jetzt mal das Thema wechseln", fordert Shadrack leise die Anwälte auf, "Ihr Geschnatter ist schon verdächtig genug! Der Besuch in Boulderridge hat gezeigt, dass es opportun ist, nicht sofort von allen Einwohnern für Eisenbahner gehalten zu werden!"
"Der Mann versteht sich auf sein Geschäft!", sagt Stuart freudig, "Touché, Mister Shadrack, touché."
"... Unsere Lippen sind ab jetzt versiegelt", bestätigt Derrick.
Stuart deutet mit dem Kinn in die Richtung: "Als dann, gehen wir hinüber zum Hotel!"
Derrick nickt: "Bevor Mister Byrd noch in diesen Heuschober kriecht, mit dem er bereits zu liebäugeln begonnen zu haben scheint!"
Die Barners lachen gemeinsam, und beginnen, ihre vielen Koffer in Richtung der Unterkunft zu schleppen.


Die Wells Fargo Stagecoach

"Man könnte meinen, die reisen zu einem Pasteten-Wettessen, nicht zu einer Schlacht!", murmelt Byrd mit einem schiefen Grinsen, und sieht den beiden jungen Männern kopfschüttelnd nach. Die beiden Revolverhelden folgen den Anwälten.
"Gestalten wie diese beiden Käuze werden Sie zuhauf treffen, wenn Sie weiterhin Söldner im Eisenbahnkrieg bleiben, Byrd. Vergessen Sie nicht, für Individuen wie die ist der Krieg ein Geschäft, nicht mehr und nicht weniger."
"Na ja, Leute wie die legen ja auch gemütlich die Füße hoch, während andere Dreck fressen", murmelt Byrd, scheinbar in Erinnerungen an seine Zeit als Infanterist.
"Ich nehme an, das allgemeine Verspeisen von allerlei Drecksorten wird hier binnen weniger Stunden beginnen. Denken Sie daran, was die Anwälte Barner vorhin gesagt haben, die ganze Siedlung wird bereits voll von Spionen und Mittelsmännern von Black River sein."
"Und Mittelsfrauen, haben Sie vergessen!"
"Auch noch spitzfindig werden ...!"
"Die Black River-Eisenbahn zahlt Weibern bessere Dollars als Kerlen, dafür sind die mancherorts bekannt! In Memphis gibt's bereits ein Fachwort dafür, und zwar wird das dort Emanzipation genannt, Mister Shadrack!"
"Alles nur Öffentlichkeits-Arbeit. Tricks, um gut dazustehen vor einer leichtgläubigen Bevölkerung. Insgeheim bedient sich Black River im Gegenteil außerordentlich unmodernen Strukturen."
"Ach Shadrack, Sie alte Unke. Was meinen Sie denn damit schon wieder?"
"Wenn ich unmodern sage, meine ich, archaisch. Vorsintflutlich. Die sind nur deswegen ein Matriarchat, weil ihre Geheimlehren auf eine Zeit lange vor dem Christentum zurück gehen, nicht weil sie moderne Denkerinnen sind! Schluss jetzt, wir sind da."
"Ab jetzt schön unauffällig."
"Und verdammt nochmal keine Witze, Sprüchlein, oder Possen, Mister Byrd!"
"Klar doch, Chefchen", lächelt Byrd, und hält dem großgewachsenen Mann die Tür der Herberge auf, und murmelt spöttisch, "... ich, ein Possenreißer! Sowas muss man sich sagen lassen!"

Machen wir mal einen GM Move. Es ist: Advance a Threat

Der Abendwind trägt ein merkwürdiges, heiseres Geräusch durch die Bretterwände des Hotelgebäudes, als die Neuankömmlinge in der kleinen Lobby stehen. Shadrack zuckt zusammen, und sieht sich ruckartig zur Tür um, lauscht nach draußen.
"Keine Sorge, Fremder ... das sind nur wilde Hunde. Vielleicht vereinzelte Kojoten, draußen in den Hügeln. Ja, der Mond geht auf! Die trauen sich nicht an die Stadt ran!", keckert der Rezeptionist.
"Klang aber verdammt nah", murmelt Shadrack skeptisch. Er streicht nervös die Stelle an seiner Hüfte glatt, an der sich verborgen von seinem Mantel sein einer Waffenholster befindet.
Der Rezeptionist winkt ab: "Vielleicht kam es dann auch aus der Big Barricade Bar! Wissen Sie, wen wir derzeit in der Stadt haben? Joycelyn Lancaster! Ja ja, die junge Dame entlockt manchen ihrer Zuschauer dann und wann das reinste Wolfsgeheul!"
"Was Sie nicht sagen ...", muffelt Shadrack, aber scheint immer noch zu lauschen.

Nachdem die beiden Anwälte vier Zimmer in Barricades kleiner Herberge gemietet haben, händigen sie den Kopfgeldjägern ihre Schlüssel aus, und empfehlen sich:
"Sobald es hell wird, werden wir für Sie den Weckdienst spielen, Gentlemen!"
"... Der morgige Tag bringt höchst wichtige Unterredungen mit sich! Und dann geht alles Schlag auf Schlag!"
"Wir beide besprechen uns noch einmal in der Lobby, an dem Tisch dort!", raunt Shadrack zu Byrd, "sobald wir unser Gepäck hoch gebracht haben."
"Klar doch, Pardner. Bin schon gar nicht mehr so müde. Sehen Sie mal, dort gibt's sogar Schnäppse für einen halben Dollar das Gläslein."
Shadrack schielt zur Rezeption, und fühlt die Versuchung des Alkohols allzu deutlich.
"Für mich nicht", knurrt er.
"Ach, klar. Ich saufe Sie unter den Tisch!", lacht Byrd, und geht den Barners nach, die schmale Wendeltreppe hinauf, mit seinen abgeschabten Satteltaschen über der Schulter.

Dann vielleicht noch ein GM Move, dieses Mal: Reveal a New Detail

Als die beiden SCs gerade wieder aus dem ersten Stock herab kommen, gehen gerade zwei Leute aus der Lobby hinaus auf die Straße. Einer trägt unter seinem schwarzen Gehrock wahrscheinlich einen Friedensstifter. Er hat eine lange Haarmähne und einen stechenden Blick, und trägt einen dunklen Steson-Hut. Der andere hat einen Anzug an und einen Melonen-Hut auf, und einen kleinen schwarzen Schnurrbart in seinem rundlichen Gesicht.
"Haben sie die gesehen?", raunt Shadrack Byrd zu, "das war Jim Hillard!"
"Ich höre immer nur Billiard!" Lust auf eine Partie?"
"Jim Hillard, Sie Tor. Ein bekannter Revolvermann, der schon oft für Black River gearbeitet haben soll. Man sagt ihm nach, er empfinde geradezu Freude daran, unter dem Peitschengeknall der Anführerinnen zu buckeln!"
"Ich finde, er sah ganz okay aus. Bestimmt nur ein Gerücht!"
Shadrack flüstert: "Wenn Hillard hier im Hotel ist, bedeutet das, die Black River-Truppen blasen ihrerseits zum Marsch. Die Frage stellt sich nur, wer hat bei denen das Sagen!"
"Wir könnten hinterher gehen und sie ausschnüffeln."
"Ich will zuerst, dass wir beide uns unterreden!"

(Das ist richtig, Jim Hillard und seine Mannen sind im Hotel eingetroffen, um als Hired Guns ihre Fähigkeiten mit in die Waagschale zu werfen; der andere Typ der gerade mit dabei war, war Cyril Bower.)


Wenig später sitzen Byrd und Shadrack an dem einzigen Tisch in der halbdunklen Lobby des schmalen, hohen Holzhauses. Der Rezeptionist hat ihnen beiden einen Whiskey Shot gebracht, und dann auf Byrds Zureden die Flasche gleich dagelassen.
Die beiden Männer sitzen sich gegenüber, und gucken sich genau in die Augen, ihre Minen wie versteinert. Keiner senkt den Blick, als würden sie sich wieder gegenseitig niederstarren wollen. Jeder hält sein Whiskeyglas erhoben.
"Hauen wir die Scheiße jetzt weg, oder was?", fragt Byrd.
"Es bleibt bei dem einen! Ich versuche, kürzer zu treten!", grollt Shadrack.
"Also dann prost mein Lieber!"
Ohne den Blick abzuwenden kippen sie den Whiskey herunter.
Byrd schenkt sofort nach.
Shadrack legt demonstrativ seine eine American auf den kleinen Holztisch, wie griffbereit.
"Ach, seien Sie mal nicht so eine Miesmuschel."
"Ich habe früh gelernt, zu meinem Wort zu stehen, und ich sagte, ich trinke nur einen."
"Auf einem Bein kann man aber nicht stehen!"
"Ich schieße Ihnen gleich ein Loch in eins der Ihrigen, Sie Nervensäge, dann können Sie's mal ausprobieren!"
"Diese Stadt ist eine Waffenverbots-Zone, hat doch der nette Mann an der Rezeption vorhin gesagt! Sie provozieren die Städter nur unnötig, wenn Sie so offen mit ihren hübschen gravierten Schießeisen rumprotzen!"
"Hier ist glücklicherweise gerade niemand."
"Warum gucken Sie sich eigentlich immer so komisch um? Erwarten Sie noch wen?"
"Ich traue dem Frieden nicht. Wir sind im verreckten Barricade wahrscheinlich umgeben von unliebsamen Mithörern, wohin wir auch gehen."
"Seit unserem Kampf mit Varville sind Sie noch paranoider als vorher. Wir sollten schnell noch einen austrinken, hopp hopp!"
"Jetzt mal Butter an die Fische, Sie komischer Clown. Warum sind Sie in Dodge mit den Anwälten Barner mitgekommen?"
"Ah-ah-ah. Ihr Whiskey lacht Sie an! Erst schön austrinken, sonst verletzen Sie noch meine tief empfundene Südstaatler-Ehre. Gastlichkeit ist sehr wichtig in Dixie-Land."
"Sie sind ein vermaledeiter Schwätzer! ... Sagen Sie schon!"
Byrd zuckt die Schultern: "Na, doch wohl aus demselben Grund wie Sie auch! Die Eisenbahn zahlt gut, und dieses Städtchen hier ist außerdem in Gefahr, dass Black River ihm ebenso bös' mitspielt, wie Bayou Vermillion Boulderridge mitgespielt hat!"
"Ich bin nicht aus diesem Grund hier."
"Sondern wegen dem netten Kollegen, den wir morgen früh hier treffen sollen!"
"Oh! Erstaunlich scharfsinnig beobachtet!"
"Ist etwa Amblin für einen Rex W. Shadrack dasselbe, was der Ex-Hauptmann für mich war?"
"Mitnichten. Ich kenne Ernest Amblin kaum. Aber ich weiß etwas über die Kräfte, mit denen er sich eingelassen hat ..."
"'Ein Mann von Ihrem Kaliber', haben die lustigen Cousins gesagt, neulich in Dodge City."
"Vielleicht."
"Und die Herren Anwälte Barner wissen Sachen über Sie, Pardner, die ich nicht gesagt bekomme? Obwohl wir beide vor wenigen Tagen Seit' an Seite dem Schrecken des Weird West gegenüberstanden?"
"Union Blue kennt meine Reputation seit ich in Utah für die Wasatch tätig war. Ich war damals zu unvorsichtig. Es ist jedoch beileibe nicht das, was Sie vermuten mögen, Mister Byrd."
"Was zum Geier wollen Sie denn dann genau hier, wenn Sie gar nicht ein zweites Mal Eisenbahn-Sold abgreifen wollen?"
"Ernest Amblin konfrontieren. Ihn auspressen wie eine vergammelte Zitrusfrucht bezüglich der Kräfte, mit denen er im Bunde ist, und der Organisation, mit der er insgeheim zusammen steckt."
"Sie glauben, er ist ein Doppelagent ...?"
Shadrack lehnt sich langsam in seinem Holzstuhl zurück, und macht die Augen eng: "... Ich vermute das." Eine Weile ist es ruhig. Dann raunt er: "Die sechs Zugbarone sind hinter Reichtum und politischer Macht her. Es gibt im Gefüge der okkulten Unterwelt, welches seit dem Reckoning hierzulande entstanden ist, jedoch auch noch Gruppen ... die noch perfidere Ziele verfolgen."
"Sie glauben also, Amblin muss man schnell den Hals umdrehen."
"Und zwar so schnell und unauffällig wie es irgend geht!", knurrt Shadrack hinter gefletschten Zähnen.
"Donnerlittich."
"Sind Sie dabei?"
"Kann's gar nicht abwarten! Hier, auf unseren Ermittlungserfolg!", er schiebt seinem Gegenüber das Schnappsglas hin.
Shadrack sieht sehnsüchtig darauf herab, dann steht er aber auf: "Gehen wir rüber in diese Big Barricade Bar! Scheint das örtliche Wasserloch zu sein."
Byrd zuckt die Schultern, schlürft genüsslich beide Whiskeys aus, und beeilt sich dann, hinterher zu kommen.
"Sie scheinen ja zu glauben, dass es dort besseren Fusel gibt als hier!"
« Letzte Änderung: 9.06.2023 | 16:55 von Schalter »

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #31 am: 4.07.2022 | 16:16 »
Shadrack gibt nichts auf den Versuch der beiden Eisenbahnen, sich gegenseitig mit Gewalt auszubooten beim Kampf um das Wegrecht durch Barricade, er hat das Angebot der Reise hierher nur angenommen, um an Ernest Amblin heran zu kommen. Er weiß, dass Amblin in jene Verschwörergruppe hinein will, die nur als der "Court" bekannt ist, und will ihn unbedingt stoppen. Dabei will er auch Näheres über den Court aus ihm heraus quetschen.

Ich verpasse entsprechend ihres Entschlusses Shadrack und Byrd eine neue
Queste: Herausfinden, was Ernest Amblins geheime Pläne sind (Clue Target: 3)


In der Big Barricade Bar gibt es zwar noch nicht den ersten Clue für meine Rechercheure (laut W20-Resultat auf der Tabelle), aber Byrd bekommt mit seinen Überzeugungskünsten heraus, wo Amblin zu stecken scheint heute Abend. (Hier hinein darf er ja eh nicht mehr, insbesondere wenn Joycelyn Lancaster ihre Auftritte hinlegt.)

Vor dem großen Mietstall am Stadtrand beziehen Shadrack und Byrd kurz darauf in der Dunkelheit Position. Licht schimmert hinter den Fenstern, und ein großes Palaver scheint heute Abend los da drin stattzufinden, obwohl das Viehzeug längst schon schlafen dürfte. Ein ganzer Batzen Cowboys ist dort versammelt, um irgendwas zu bequatschen, was mit Rindern wahrscheinlich gar nichts zu tun hat. Hier soll Ernest Amblin sich laut den Besuchern des Saloon aber derzeit noch herumtreiben ...
"Ist schon ein bisschen komisch, was ein stadtbekannter Kartenspieler mit einer Horde Cowboys zu schaffen hat!", raunt Luca Byrd, "der macht sich noch seine blütenreinen Hemdsärmel an den Pferdeäpfeln schmutzig da drin!"
"Sobald er seine Nase raussteckt aus dem Schuppen, packen wir ihn uns!", entgegnet Shadrack leise.
Ein angespannter Moment vergeht. Ich lasse beide Notice würfeln, und Byrd gelingt es: "Sehen Sie mal da, Pardner! Wir waren nicht die ersten, die diese Idee hatten!"
Tatsächlich, zwei junge Frauen in Männerkleidung stehen in einer anderen dunklen Gasse, und eine davon gestikuliert in Richtung des Mietstalls! Beide sind ziemliche Schönheiten, die etwas kleinere hat rotblonde Haare, die größere ist weissblond, und trägt halb verborgen eine Winchester unter ihrem Staubmantel.
"Ob die es auch abgesehen haben auf Mister Amblin?", fragt Byrd.
"Vielleicht ist seine Deckung aufgeflogen!", raunt Shadrack, "wir müssen also zusehen, dass wir den Dreckskerl zuerst schnappen, vor diesen Flintenweibern."
"Bestimmt können wir mit den Ladies reden!"
"Wenn das die Hexen von Wichita sind, dann schnippeln die Ihnen eher die Zunge ab als Sie mit sich reden zu lassen, Byrd! Die gehören zu einer der berüchtigtsten Rail Gangs des Westens!"
"Sie sehen schon wieder zu schwarz, Mister Shadrack!"
"Das könnte unschön werden. Machen Sie sich bereit, die im Zweifelsfall über den Haufen zu ballern, wenn Amblin da raus kommt."
"Quatsch. Ich schlage doch keine Frauen, und ich schieße auch auf keine!"
"Jetzt sind Sie der Sexist, Byrd! Hier draußen im Westen werden alle gleich behandelt, auch in Feuergefechten!"
Dabei sehen die beiden, wie sich die beiden Frauen aus den Schatten der Gasse lösen, und schnell und unauffällig den Viehstall zu umrunden beginnen.
"Wahrscheinlich gibt's da einen Hintereingang! Die beiden haben anscheinend das Abwarten satt!"
"So wie ich auch. Verdammt, jetzt müssen wir ebenfalls handeln, auch wenn's gefährlich ist."
"Ach, wird schon schief gehen! Kommen Sie, Shadrack, dann gehen wir vorne rein, und nehmen die räuberische Versammlung einfach mal in die Zange!"
"Meinetwegen! Aber der Anführer gehört mir. Ich lasse mir verdammt nochmal Ernest Amblin nicht von den Wichita Witches abjagen!"



In der Stallung stehen Ernest Amblin und seine Cowboys zusammen, und reden gerade angespannt über das Verschwinden von Ex-Colonel Harris. Shadrack und Byrd marschieren zur Vordertür hinein, nur einen Moment nachdem sich durch die rückwärtige Tür die beiden Frauen herein gedrückt haben. Dies sind Rita Silver und Hilda Swansson, die gerade von der Antonella-Smith-Mine zurück geeilt sind, und von ihrer Anführerin einen dringenden Befehl erhalten haben: Amblin abknallen, um für Union Blue einen weiteren Agenten aus dem Verkehr zu ziehen.

Ran an die Aktionskarten!

Hilda agiert als erste, legt wortlos ihr Gewehr auf Amblin an, und ein Schuss kracht, lässt alle Pferde in ihren Boxen scheuen. Der Schadenswurf ist jedoch so gering, dass der Angeschossene nur einen Kratzer erleidet, wo die Kugel seinen Hemdkragen durchschlägt.
"Aber, aber, die Damen! Sagen Sie's ihnen, Pardner!", ruft Byrd, und Supportet Shadrack durch seinen Wurf, sogar mit Raise.
In dem Moment feuert auch Rita mit ihrer Pistole auf Ernest Amblin, und schießt ihm durch den rechten Arm. Amblin absorbiert eine von zwei Wunden. Er wirbelt herum, wirft mit schneller Bewegung eine Handvoll Spielkarten in die Luft, und die Motive darauf blitzen grell auf, er lenkt die beiden Angreiferinnen mit seiner Confusion-Kraft ab.

"Zurück mit Euch! Wir wissen, was Ihr im Schilde führt!", ruft Shadrack Rita zu in seiner einschüchternden Stimme, und bekommt noch einen +2-Support-Bonus von Byrd. Er erzielt damit zwei Raises gegen Rita, die ja auch noch von den fliegenden Spielkarten verwirrt ist, und hat sie damit erfolgreich vertrieben!
Eine Sekunde zögern alle, dann gehen Rita und Hilda rückwärts, ihre qualmenden Schießeisen drohend im Anschlag, und verschwinden durch dieselbe Hintertür, durch die sie gekommen waren.

Runde zwei! Shadrack hat ein As als Aktionskarte gehabt und gegen einen Hold-Marker eingetauscht; als die Hexen in der Dunkelheit des Stalls verschwinden, schwenkt er spornstreichs zum angeschossenen Ernest Amblin herum, und bellt: "Jetzt sind Sie dran, Amblin! Die Pfoten hoch!"
Der andere Huckster wird davon nur Distracted. Er dreht sich um und blinzelt verwirrt Shadrack an: "Na Sie sind ja ein schönes Rettungskommando ...!", und er wirft wie ein Illusionist eine weitere Handvoll von grell blitzenden Karten in Richtung der zwei anderen Gegenspieler. Ihm gelingt ein Raise, aber nur Byrd wird von den leuchtenden Symbolen verwirrt, Shadrack widersteht mit verengten Augen und immenser Sturheit.
Amblins Cowboys ziehen jetzt allesamt ihre Pistolen, und richten sie verbissen auf die beiden, und damit würfeln sie Intimidation. Die Gruppe macht immerhin ein halbes Dutzend Dudes aus.



Beide meiner SCs werden davon Distracted, heben zögerlich ansatzweise die Hände, lassen aber mitnichten die Waffen fallen. Sie zielen auf die beiden SCs und beschreiben angespannt einen Bogen um sie, inklusive Mister Amblin, und bewegen sich aus dem Fronteingang des Mietstalles nach draußen. Dort beginnen sie zu rennen.
"Amblin! Ich fordere Sie heraus! Kämpfen Sie!", schreit Shadrack der Gruppe nach, als sie sich im Dunkel der nächtlichen Straßen zurückziehen, "bleiben Sie stehen! Kämpfen Sie, Sie ehrloser Hund!"

Vereinzelte Schüsse krachen in der Schwärze der Nacht, die beiden Wichita-Hexen scheinen noch einmal zu versuchen, Amblin aufs Korn zu nehmen, aus ihrer Deckung hinter dem Pferdestall heraus, aber jetzt nicht mehr sehr determiniert; der Huckster und seine Cowboys erwidern im Rennen das Feuer, aber den Geräuschen nach wird niemand getroffen. In den Gebäuden im Umkreis gehen die Lichter in den Fenstern an.

"Wir müssen ihn kriegen! Die Barners und die anderen Union Blue-Penner werden ihn morgen früh verpflichten, mit den Dampfwagen zusammen in ihre Schlacht zu ziehen! Wenn er sich dabei abknallen lässt, dann bekomme ich niemals meine Antworten von ihm."
Byrd schnauft, rückt sich seinen ollen Hut zurecht, immer noch leicht verwirrt vom Illusionismus des Gegenspielers drinnen im Stall: "Wenn er denn wirklich mitzieht! Er hat ja genug eigene Compadres um sich geschart, dass man meinen möchte, Sie hätten am End' noch recht, Shadrack, und er bereitet sich darauf vor, sein eigenes Ding durchzuziehen!"

Für den Fehlschlag mache ich einen GM Move: Reveal an Unwelcome Truth. Das ist ja schwammig. Ich frage das Kartenorakel (Topic Focus) nach der Art dieser unwillkommenen Wahrheit, und bekomme Social Future Plans.
Einer der Cowboys von Ernest Amblin ist etwas langsamer, und die SCs holen zu ihm auf. Er steckt seinen Friedensstifter demonstrativ weg, und hebt die Hände: "Binnen drei Minuten wird der Town Marshal hier sein, mit seinen Deputies! Wenn Sie mich kalt machen wollen, müssen Sie das schnell nachen, wenn Sie hinterher noch wegkommen wollen!"
Shadrack grimassiert und steckt seine Smith & Wessons ebenfalls weg: "Wer seid Ihr Kerle?"
"Hier in Barricade sind wir verreckt nochmal nur hundsgewöhnliche Viehtreiber. Wir haben einen guten Ruf bei allen hier! Sie kriegen Amblin nicht zu packen, Mister. Er lässt uns Dinger drehen im ganzen Territorium Kansas, aber wenn Sie uns hier angehen wollen, in Barricade, haben Sie keine Chance. Wir haben alle eine schneeweiße Weste!"
"Was führt Dein Boss im Schilde?", knurrt Shadrack gemeingefährlich, die Hände auf den Pistolengriffen.

Ich rolle den W20 für meine Clue-Tabelle, und das Resultat gibt einen Hinweis an!
Shadrack würfelt Intimidation, um diesen Hinweis aus dem Cowboy heraus zu kriegen, und hat einen Erfolg.
Nervös sagt er: "Derzeit steht er bei Union Blue unter Vertrag! Aber er hofft, dass die und die von Black River sich gegenseitig zerlegen! Dann reißen wir uns nämlich diese Gegend unter den Nagel! Aber heimlich, ohne Aufsehen zu erregen."

GM Move: Advance a Threat
Deputy Quinn Franklin und ein paar der anderen Hilfssheriffs sind im Anmarsch, und sie haben ihre Waffen gezogen. Einige halten auf den Stall zu, andere kommen die Straße hinauf. Jetzt müssen meine SCs sich tatsächlich schleunigst verpissen, um Ärger zu vermeiden.



Byrd und Rex Shadrack verziehen sich um die nächste Ecke und entkommen im Dunkel der Nacht. Hinterher ist der verflixte Amblin natürlich schon über alle Berge.
"Und was machen wir jetzt, Pardner?"
"Ich muss meine Herausforderung zum Duell wiederholen, in einer Situation, in der er nicht kneifen kann. Wir müssen ihn irgendwo festnageln! Irgendwo, wo es viele Zuschauer gibt. Dann ist sein Ruf als Finsterling im Eimer, sollte er ablehnen."
"Oh ja, ein zünftiges Duell. Davon wird Barricade sich noch jahrelang erzählen!", grinst Byrd zufrieden.
Es rumpelt und donnert, und in der Ferne hört man das Rauschen eines schweren Wolkenbruchs, der Regenvorhang bewegt sich rasch auf die Lichter von Barricade zu.
"Nanu? Oh, na ja ... zumindest, wenn das Wetter uns keinen Strich durch die Rechnung macht", führt Luca Byrd seinen Gedanken zuende.

 
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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #32 am: 4.07.2022 | 17:26 »

Gleich geht der Regen los

Wenn Union Blue erst einmal mit solcherlei Waffenstärke wie einer Flotte von Dampfwagen hier auftrumpft, könnte es um die Verhandlungen für das Wegrecht offene Ausschreitungen geben! Oder noch schlimmer, Bürgermeister Hooverson könnte sich wieder gänzlich umentscheiden, nachdem er letztlich so klar angefangen hatte, Joycelyn endgültig zu verfallen. Ivanka hat also Rita und Hilda losgeschickt, um Ernest Amblin schnell und gnadenlos den Garaus zu machen, während der frisch eingetroffene Jim Hillard seine eigenen Jungs marschbereit macht. Außerdem hat sie veranlasst, dass noch in dieser regnerischen Nacht ein Kurierreiter nach Dodge City los prescht, um eigene Black River-Truppen zu mobilisieren. In Dodge ist einiges an schwerem Gerät stationiert, mit dem die Wichita Witches eine offene Feldschlacht gewinnen könnten.

May B. bekommt den Auftrag, mit einem geliehenen Pferd ebenfalls loszureiten in die Regennacht, und zu versuchen, die feindlichen Dampfwagen zu lokalisieren, die im Anrollen sind. Ivanka grollt, sie wolle unbedingt ihre Anzahl, Bewaffnung, und die genaue Route wissen, die sie nach Barricade nehmen, um der Bedrohung entsprechend begegnen zu können.


Umland von Barricade
Einsame Wildnis vor Barricade: Furcht-Level 2



Ängstlich und frierend trabt May auf dem ungewohnten, scheuenden Pferd hinaus in die Wildnis, der Regen prasselt nur so auf sie ein, ihr Staubmantel, ihr Kleid, und ihre Jeans sind binnen einer Minute völlig durchnässt bis auf die Haut, ein kleiner Sturzbach läuft von der Krempe ihres alten Stetson-Hutes. Über das gewaltige Brausen dieses Unwetters werden die von Ghost Rock betriebenen Boiler der nahenden Dampfmobile kaum zu hören sein ...

May B. ist also zwischenzeitlich immer noch dran am letzten benötigten Clue für ihre
Queste: Die genauen Pläne der Truppen von Union Blue für Barricade erfahren (Clue Target: 3\4).

Es gilt, einen Dramatic Task zu schaffen, und vier Task Token in drei Runden zu sammeln, mit Survival, Notice, etc., um die anrückenden Truppen von Union Blue zu finden. Mays erste Aktionskarte ist dabei ein Kreuz As, was eine Complicion bedeutet. Der Regen wird noch heftiger, sie sieht nicht mehr die Hand vor Augen, und muss kämpfen, überhaupt das Pferd unter Kontrolle zu halten. Ich buttere all ihre Chips in ihren Survival-Versuch, aber mit dem -2 von der Complication ist einfach mal nix zu machen, es bleibt bei einem Misserfolg. Das heißt in dem Fall, es gibt nicht nur keine Task Tokens diese Runde, der ganze Dramatic Task scheitert auch.

Ich mache einen GM Move für meinen Fehlschlag: Put someone in a Spot.

Ivanka wird nicht gut dastehen, weil die Wichita-Hexen nun keine Möglichkeit haben, sich zu genüge auf die gegnerischen Dampfwagen vorzubereiten (und diesen Stress wird sie direkt an May B. weitergeben wollen, wie üblich). Erst einmal muss May zurück nach Barricade finden, sie ist erst eine halbe Stunde unterwegs, der Rückweg kann nicht allzu lang sein.
"Es stürmt ja auch überhaupt nicht, wie der Schamane geunkt hat, es regnet halt nur junge Hunde!", presst May hervor.
Als das Pferd durchgeht, wird May B. aus dem Sattel geschleudert, aber bleibt mit ihrem Stiefel am Steigbügel hängen, und wird durch den Morast geschleift! Sie kämpft um Kontrolle, nimmt eine Wunde durch einen sie an den Rippen streifenden Pferdehuf, die sie nicht absorbieren kann weil die Bennies ja alle sind, und kassiert obendrein Fatigue, dann umfängt sie eine feuchte, dumpfe Besinnungslosigkeit.

Die Orakelwürfel geben an, dass May B. nicht aus ihrer Ohnmacht aufwacht, bevor die Dampfwagenschlacht begonnen hat. Damit ist dann auf meine laufende Queste abgeschlossen, ohne Erfolg!


Das Geräusch von starkem Wind hat das Regentrommeln abgelöst, als May B. ihre Augenlider wieder aufschlägt, ihr Blick fällt auf ihre schmalen, völlig von Schlamm verkrusteten Finger, die sich in die trocknende Erde krallen. Vorsichtig bewegt sie die Glieder. Salven von Gatlinggewehren rattern in der Distanz, und hier ist auch das Geräusch, nach dem sie gestern nacht gefahndet hat: Kreischende Maschinen, von brennendem Ghost Rock angetrieben, und das Rattern und Krachen der schwer gepanzerten Wagen. Von ihrem dämlichen Gaul fehlt jede Spur.
May kommt hoch aus ihrer Matschpfütze, und sieht in der Distanz Barricade zwischen den Hügeln, die Tannenwipfel umher werden vom heftigen Wind geschüttelt, davor fahren eine Handvoll Dampfwagen in Halbkreisen, nehmen sich gegenseitig unter Feuer, dazwischen sind berittene Revolverschützen auszumachen. Das Ringen um Barricade ist schlagartig zu einer offenen Dampfwagen-Schlacht zwischen Black River und Union Blue direkt außerhalb der Stadt eskaliert.



So und so ähnlich sehen die verschiedenen Modelle von Dampfwagen aus, mit aufmontierten Gatling Guns und bis an die Zähne bewaffneter Crew!


Es ist für Mays benommene Wahrnehmung nicht einmal auszumachen, wer von den Truppen auf welcher Seite kämpft. Sie glaubt kurz, Ivanka Darrow mit ihrer Peitsche im Gewühl zu sehen, beim Feindkontakt mit den Söldnern der anderen Eisenbahngesellschaft, ihre Waffe von violettem Licht umspielt. So hatte May B. sich ihre erste Schlacht in den Great Rail Wars als Teil der legendären Wichita Witches jedenfalls nicht vorgestellt. Schlammüberzogen auf dem Bauch liegend, als bloße Beobachterin! Kurz hat sie die Vorstellung, sich einfach mit in die Schlacht zu werfen, und den einen oder anderen Blitz auf die knatternden Dampfwagen zu schicken, nur um das Gleißen zu sehen. Dann aber erfasst sie ein anderer Impuls, und ohne darüber nachzudenken wirbelt sie herum, und rennt taumelnd und hinkend weg von dem Schlachtengetümmel, auf die nächste Baumgrenze zu.

Bibbernd und keuchend bahnt sich May ihren Weg auf die ferne Stadt zu, immer im Schutz der großen Waldstücke. Meistens bewegt sie sich so tief im Wald, dass sie keine Sicht auf die Kämpfe in den Hügeln hat. Sie denkt nicht einmal darüber nach, wer gewinnen wird.
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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #33 am: 4.07.2022 | 18:11 »
Dann mache ich mal einen GM Move für May B., und bekomme: Advance a Threat.
Der Sturm wird noch stärker, und die Tannen um May B. herum beginnen zu ächzen und zu schwanken. Unweit von ihr werden am Waldrand die erste zum Umstürzen gebracht, und die Hexe rettet sich trotz ihrer Blessuren durch raubtierhafte Reflexe (und einen sehr hohen Agility-Wurf) davor, unter mehren berstenden Tannenstämmen und herab regnenden Nadeln und Erdbröckchen begraben zu werden!

Barricade, Kansas
Katastrophengebiet: Furcht-Level 4

Schließlich erreicht May B. die Stadt, zu diesem Zeitpunkt ist es so dunkel geworden, als wäre es spät am Abend, und alles ist in ein bräunlich-graues Licht getaucht. Der Sioux hat doch Recht gehabt, aber es ist nicht einfach nur ein Sturm, wie er es ausgedrückt hat. Ein wahrhaftiger Orkan ist dabei, über die Stadt hereinzubrechen, erste Gebäudeteile und alle Zelte werden schlichtweg in die Lüfte empor gerissen, und die Siedler sind bereits dabei, panisch in alle Richtungen zu fliehen. May B. sieht sich entsetzt und wie weggetreten um in der Stadt, die sie so angezogen hat, und begreift, dass die Siedlung das Unwetter nicht überdauern wird. Dies ist das Ende von Barricade. Sie wirft einen letzten Blick auf die dunkelgrün gestrichene Fassade der Big Barricade Bar. Kingsley's Küchenzelt wird längst davon sein, jetzt muss sie nicht mal mehr Rachepläne gegen den fremdenfeindlichen Dicken schmieden.

Plünderer versuchen, auf ihre Planwagen zu laden, was noch zu retten ist, während Holzhäuser buchstäblich weggefegt werden. Vereinzelte Union-Blue-Truppen sind ebenfalls bereits auf ihrem Rückzug befindlich, und haben nichts übrig für herumirrende Wichita Witches.
Daraus machen wir wieder eine Chase-Sequenz. Segmente aus Kreuz-Karten stellen gefährliche Umgebungen dar, Segmente aus Karo-Karten sind Gelegenheiten zu plündern, au ja!, Pik-Karten lassen weitere Verfolger in Gestalt von Union Blue-Revolvermännern auftauchen. Manövriert werden kann auf dieser Chase-Sequenz mit Agility, Notice, oder Stealth.

Ein Karren ist von einem Windstoß auf die Seite geweht worden, und die Siedler versuchen ihn verzweifelt wieder aufzurichten. May will daran vorbei eilen; die Samariter spielen sollen doch die Kerls von Union Blue ... dann besinnt sie sich aber eines besseren, kehrt zurück, und stemmt sich mit der Familie zusammen gegen die Karre, und mit ihrer Hilfe gelingt es, das Gefährt auf die Räder zurück zu wuchten. Die Prellung von dem Pferdetritt gestern schmerzt ganz ungemein, als May B. weiter taumelt. Durch die sturmdurchpflügten Straßen sieht sie ein Duo von Revolvermännern, die in ihre Richtung gestikulieren. Vielleicht welche von Amblins Cowboys, vielleicht Union Blue's Söldner. Nichts spielt mehr eine Rolle, nur noch das Überleben. May kämpft gegen den Wind und presst mit einer Hand den Hut auf ihren Kopf. Das Duo von Revolverschützen wird von einer Wäscheleine getroffen, die sie kurz umflattert und ihnen die Sicht nimmt (sie erleiden eine Complication, fallen jedoch leider nicht zurück).
May B. bildet sich ein, das Wutgeschrei der unsichtbaren, körperlosen Soldatengespenster im Wind zu hören. Sind sie zornig, dass die Stadt zerstört wird, die auf ihrer damaligen Barrikade errichtet wurde, oder sind sie erleichtert darüber, künftig ihre Ruhe zu haben?
May läuft schneller; der Drug Store, bei dem sie gehofft hatte, am ehesten Proviant für sich zu finden, ist bereits völlig ausgeplündert. Plakate mit Joycelyn Lancaster Gesicht darauf werden von den bebenden Bretterwänden abgerissen, und sausen hinauf in den Wolkenhimmel. Vom Drug Store her nahen schlammbeschmierte Scouts in Lederkluft, sie wirken vage bekannt und maximal angepisst, wahrscheinlich Harris' Jungs von gestern nacht. Ohne Warnung eröffnen sie das Feuer, ein Schuss streift May B. an der Schulter! Sie schüttelt den Schmerz ab, zieht ihren Colt, und erwidert verbissen das Feuer, bevor sie zwischen umgepurzelten Stapeln aus Kisten und Feuerholz abtaucht.
Hier landet sie auf einem Kartensegment mit Karo-Symbol, endlich gibt's was zu entdecken. Ein zurückgelassener Planwagen voller Trödel und alter Bücher. Hektisch durchforstet May die Wälzer, und zieht ein paar heraus, die ihr ungewöhnlich und einigermaßen alt und wertvoll vorkommen. Da erscheinen die Revolvermänner hinter ihr, nehmen sie aufs Korn, sie wirbelt herum, versucht einem von dem Duo den Colt aus der Hand zu schießen, aber verfehlt in dem fliegenden Dreck, der sie umgibt. Bevor sie den Pennern Gelegenheit gibt, auf sie zu ballern, flankt sie an dem Wagen vorbei, und rennt aus der Stadt heraus, zurück in die Hügel, auf eins der dichteren Waldstücke zu. Hiermit hat sie die Chase-Sequenz durchlaufen, und entkommt der Stadt.

May B. wird zusammen mit mehreren verstreuten anderen Flüchtigen in die umliegenden Tannenwälder gejagt, und muss endgültig einsehen, dass sie den Kontakt zu ihrer Truppe verloren hat und vor Ende des Orkan nicht wiederfinden wird.



Umland von Barricade
Sturmdurchpflügte Wildnis vor Barricade: Furcht-Level 3

Der redseligste unter den zerrupft und panisch aussehenden Siedlern ist ein Mann namens Carl, der groß gewachsene Assistent von Bürgermeister Hooverson. Fünf weitere Männer und Frauen sind mit anwesend. May dirigiert mit Carls Hilfe die Flüchtenden allesamt zwischen die stärksten Bäume, aber sie hat eigentlich keine Ahnung, wie man am besten einen Orkan überdauert. Die gewählte Stelle (ausgesucht leider mit einem Survival-Misserfolg!) ist auch nicht eben die sicherste. Eine Tanne in der Nähe stürzt um, aber die Kauernden werden nicht getroffen, sondern kommen (laut Orakelwürfeln) mit dem Schrecken davon.

Der Orkanwind wird nach einer guten Stunde des Ausharrens schwächer. Eine Büchse mit Speckstreifen geht herum, aus der alle sich bedienen, und ein Alterchen bietet seinen Flachmann an, aber außer ihm hat gerade keiner Bock, einen zu saufen, besonders das Kind mit dem Huhn auf dem Arm nicht.
Der bärtige Hüne Carl sagt schließlich: "Ich glaube, wir können bald zurück nach Barricade! Sehen, ob noch ein Stein auf dem anderen steht. Oder vielmehr ... eine Holzbohle auf der anderen."
Ein junger Kerl schaut in die Richtung,us der sie geflohen sind, und sagt nachdenklich, "jawoll ... wüsste auch zu gern, welche Seite das Gefecht gewonnen hat! ... Habe mich immer gefragt, ob wir in Zukunft 'ne Union-Blue-Stadt oder 'ne Black-River-Stadt sein werden!"
"Erstmal wohl weder noch", sagt Carl, "die Dampfwagen werden auch in Deckung gefahren sein. Muss sich ja erstmal herausstellen, dass es überhaupt noch eine Stadt gibt, wo man einen Bahnhof bauen kann!"
Der junge Typ redet gedankenverloren weiter: "Hab' gehört, Union-Blue-Städte haben mehr Patrioten, und insgesamt bessere Chancen, dass Kansas irgendwann zu den Nordstaaten gehört. Aber Black-River-Städte sollen ja die schöneren Mädels anziehen!"
Carl dreht sich nach der verdreckten May um: "Apropos. Habe ich Sie nicht schon mal gesehen, Miss? Mit dieser anderen Frau, die vor ein paar Wochen mal mit Bürgermeister Hooverson verhandelt hat ... dieser Miss Darrow?"
May B. hat insgeheim Schiss, jetzt auch noch die braven Bürger hier im Unterschlupf gegen sich aufzubringen, wenn sie sich womöglich als Hexe zu erkennen gibt, aber weiß nicht, was sie sagen soll. Hilflos schweigt sie einfach.
Eine Weile ist nur das Sturmgeheul zu hören.

Ich mache einen GM Move: Foreshadow Trouble wird es, nicht, dass es derzeit zu wenig Trouble gäbe!

Dann mischt sich ein weiteres Heulen dazu, das nicht vom weiterziehenden Orkan kommt, mehr aus Bodennähe, irgendwo zwischen den Hügeln. Die Überlebenden spitzen nervös die Ohren. Auf dem Wind ist auch ein Keuchen und Fletschen zu hören, wie von einem wilden Tier in Bewegung.
"Was war das?", fragt das Mädchen mit dem Huhn.
"Irgend'n aufgestörtes Tier", sagt Carl dumpf, "vielleicht ein Hund, der aus der Stadt entkommen ist, so wie wir."
"Das wäre aber ein großer Hund, wie das klingt", raunt eine Frau mit Haube und Damenbart-Ansatz.

Als Carl aufsteht und geduckt auf die Baumgrenze zugeht, hört man das Geheul erneut, wie eine Hundemeute. May spannt sich umso mehr an, und hat ihre Augen auf die Stelle geheftet, wo der Städter verschwunden ist. Carl kommt kurz darauf eilig durch das Unterholz zurück gestakst: "Rückzug! Rückzug allesamt!", keucht er lauthals.



Was denn wäre, wollen aufgescheucht mehrere der Kauernden wissen.
"Rückzug", wiederholt Carl nur in seiner tiefen Stimme, deutet in die Richtung, stakst weiter. Er wirkt wie benommen.
May zieht ihre Colts, während die anderen Siedler Carl hinterher laufen, verharrt sie zögerlich noch. Dabei sieht sie, wie zweibeinig laufende Schemen sich aus dem Halbdunkel des Waldes lösen, und sich geduckt nähern, jede Bewegung mit der schlafwandlerischen Eleganz eines Tiers der Wildnis, und beinahe lautlos.
"Zu den vermaledeiten Tommyknockers gehört Ihr jedenfalls nicht", zischt May, aber eher zu sich selbst.
Dann rennt sie taumelnd den anderen hinterher, wendet sich gelegentlich um, zielt mit einem ihrer Colts in Richtung der Verfolger, aber bekommt zwischen den vielen Baumstämmen keinen zu Gesicht.
"Das sind doch Kerls in Kostümen!", schnarrt der Alte irgendwann mit rasselndem Atem, beinahe als würde er sich darüber amüsieren, "... alte Kriegslist!"
"Lauft schneller, zusammen bleiben", bringt Carl hervor, immer noch zutiefst verstört, und ohne sich umzudrehen.

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #34 am: 5.07.2022 | 22:10 »
Das ist also dann meine nächste Chase-Sequenz, diesmal eine ganz reguläre Verfolgungsjagd zu Fuss.
Angeschlagen wie sie ist, hat May Schwierigkeiten, mit dem Rest der Gruppe mitzuhalten. Also raunt sie den anderen zu, "schneller, ich halte Euch den Rücken frei!", und lässt sich etwas zurückfallen, sie will unbedingt wissen, was ihnen folgt, zieht auch den andern Armee-Colt. Feuert im Rennen versuchsweise einen Schuss in die Botanik, vielleicht verjagt der Knall die Tiere ja, aber sie verfehlt. Damit sind die Verfolger am Zug, und würfeln ein Raise bei Agility zum Manövrieren, und geifernd und zähnefletschend fahren sie damit unter die Flüchtenden: Das sind keine Männer in Kostümen, ihr Fell ist echt!



Panik bricht unter den Städtern aus! Einer wird in die Schulter gebissen, aber rennt weiter, ein anderer wird hinterrücks in den Kopf gebissen und dann von pelzigen Leibern umgerannt, die über ihn herfallen. May schreit entsetzt auf, schießt mehrmals in die Traube aus Angreifern, ein tödlicher Treffer schleudert eine der Kreaturen rückwärts. Die Wolfsmenschen streiten sich scheinbar um die Beute, und fallen ihrerseits zurück. Die Städter verschwinden in ihrer hellen Panik ausser Sicht. May derweil wird immer langsamer, stolpert über das Unterholz. Die Meute holt sie ein, und umzingelt sie geduckt. Es sind noch fünf. May sieht keuchend von einem zum anderen, zielt fahrig mit ihren Pistolen von Fratze zu Fratze. Sie scheinen das Interesse an den fliehenden anderen Menschen verloren zu haben. Die Hexe ist interessanter, aber das Rudel greift nicht an, belauert sie nur sprungbereit.

GM Move: Advance a Threat
... Und offensichtlich sind sie nicht allein hier!
"Sie fühlen sich instinktiv angezogen von Dir, wie es scheint", sagt eine menschliche Stimme.
Keuchend schaut May B. auf, und ihr Blick fällt auf den Sioux mit seinen schwarzen Zöpfen und Federn im Haar, diesmal lässt er seinen Unsichtbarkeits-Zauber von selbst fallen, als er sich nähert. Sein Rabe sitzt auf seiner Schulter und scheint interessiert zu beobachten. Unter seinen Füßen erwacht auf groteske Weise das Unterholz zum Leben, Efeu, Unkraut, und Schlingpflanzen wachsen wie im Zeitraffer wo immer er hintritt, rascheln und zucken wie belebt um seine Füße herum.
"Du steckst hinter dem allen?", krächzt May ungläubig.
"Unsinn. Die Geister von Mutter Erde und Vater Himmel stecken dahinter. Sturmgeister. Manitous. Ich habe es nur vorausgesehen. Und ich habe meine Wolfsmenschen geholt, um mich dem anzunehmen, was von den Wasichu in dieser Gegend hinterher noch bleibt. Erstaunlich, dass ich dabei erneut Dich finde, Kämpferin des Dampfrosses."
"Wer bist Du? Kommst Du aus dem Norden … von den Sioux Nations?"
Er nickt: "Ganz recht. Mein Name, Halbblut, ist Otavana. Wie ist Deiner?"
"May Ortega. Meine Mutter ist ursprünglich eine Northern Cheyenne ... sie kann glaube ich Algonkian sprechen ..."
"Ah, die Northern Cheyenne, ein großer, respektierter Stamm. Ein Volk von angesehenen Kriegern und guten Ratgebern. Derzeit werden aber die Ersteren mehr gebraucht als die Letzteren. Wir nehmen Dich nun mit in unser Versteck."
May hebt instinktiv ihre Waffen wieder.

Die Wolfsmenschen hier sind Billigversionen der Wolflinge, wie die Indianerstämme sie im hohen Norden kennen (wie im Deadlands-Grundregelwerk beschrieben):

Wolfman
Native warriors covered in thick grey wolf fur with elongated teeth and golden eyes.
Attributes: Agility d8, Smarts d4, Spirit d6, Strength d8, Vigor d8
Skills: Athletics d8, Fighting d8, Intimidation d8, Notice d8+2, Persuasion d4, Stealth d8, Survival d8
Pace: 8, Parry: 6, Toughness: 7 (1)
Special Abilities:
Alertness
Armor (1):
Thick Fur.
Bite: Str+d4
Fear
Fleet Footed
Low Light Vision

Gear:
-

Otavana, Ravenite Shaman
Attributes: Agility d6, Smarts d8, Spirit d8, Strength d6, Vigor d8
Skills: Athletics d6, Common Knowledge d6, Faith d10, Fighting d6, Intimidation d8, Notice d6, Occult d6, Persuasion d6, Shooting d6, Riding d6, Stealth d8, Survival d8
Pace: 6, Parry: 7, Toughness: 7 (1)
Hindrances: Mean, Ruthless (Major: Fanatic Ravenite)
Edges: Arcane Background (Shaman), Attractive, Companion (Raven Familiar), Guts, Woodsman
Powers: Boost/Lower Trait (tribal chant), Entangle (grasping vines), Invisibility (ghostly form), Shapechange (animals)

Gear: Leather clothes (Armor 1), knife, medicine bag

Otavana ruft etwas und breitet die Arme aus, und aus dem brodelnden und raschelnden Erdreich vor der Hexe gleiten Pflanzentriebe hervor, winden sich wie Schlangen, wachsen in Sekundenschnelle ihre Arme und Beine hinauf und umwinden ihren Hals, Efeu bedeckt sie.
Otavana tritt vor May B., neben ihn gesellt sich mit großen verschüchterten Augen sein jüngerer Bruder, den Otavana als Yahto anredet. Die Wolfsmenschen gehorchen Otavana aufs Wort, sie schleichen zurück und kauern sich ins Unterholz.
"Meinen Bruder kennst Du bereits. Ich habe ihn aus der Sioux-Nation mitgenommen, damit er meine Wege besser begreifen lernt. Und ich habe ihn in die Kleider eines Weißen gesteckt, um sich in der Stadt umzuhören, so wie der Rabe es tut. Er soll bald lernen, ebenfalls ein Schamane zu werden."
"Ihr seid Ravenites, nicht wahr ...?", haucht May B. ängstlich.
Der Schamane sieht ihr mit unbewegtem Blick in die Augen.
„Ich bin einer von Unzähligen. Die Sioux Nations sind nah, und ich habe es nicht weit, um auch meine menschlichen Verbündeten zu kontaktieren.“
„Versprich' mir, dass Du mir von den Alten Wegen erzählst, dem Schamanismus der Sioux Nations!", raunt sie.
"Du wirst vieles erfahren, sobald Du Dich den Ravenites angeschlossen hast", flüstert Otavana.
"Wie? Nein, das hatte ich nie vor."
"Dennoch sollst Du es tun. Du bist ein Halbblut, Du gehörst nicht in die Welt der Wasichu. Du hast Dich nur als eine von ihnen getarnt. Mit Deiner Kleidung, und auch dieser Zauberei, die Du gelernt hast, was für eine Narrheit! Es fehlt nur Deine Einwilligung, mich treu zu begleiten! Ich gebe Dir Deine Antworten, nach und nach, wie auch Yahto sie bekommt. Wir folgen gemeinsam dem Raben!"
"Das hast Du nicht verlangt, als Du Dein Wissen angeboten hast!"
"Die Lage hat sich eben geändert für Dich. Du wirst lernen, zu gehorchen."
"Blödsinn. Ausserdem gehöre ich in die Sioux Nations ebensowenig wie nach Barricade. Meine Mutter ist ihrem Stamm geraubt worden, und sie lebt schon lange wie ein Bleichgesicht, alles von damals ist nur noch Erinnerung für sie. Es gibt für sie schon kein Zurück mehr, und erst recht nicht für mich. Ich war niemals Teil ihres Stammes, und werde es nie sein.“
Otavana sieht plötzlich zornig aus, sein Rabe schlägt krächzend mit den Flügeln, oben in einer der Tannen.
"Wir folgen dem mächtigsten unter allen Schamanen, demjenigen, der das Gefüge der Welt verändert hat und zu dem gemacht, was sie jetzt ist! Und Du willst die Gelegenheit einfach ausschlagen, in seine Dienste zu treten?!"
"Ja, ein für alle mal. Lass' mich gehen!"
"Närrische Squaw, Du kannst ja nicht zurück. Die Siedlung ist zerstört, und die anderen  Kämpfer des Dampfrosses sind vertrieben. Du kannst nirgendwo hin! Du kannst Dich glücklich schätzen, zufällig mich getroffen zu haben!"
"Ich finde schon was!", lächelt May B., funkelt ihr Gegenüber finster an.
„Meine Wolfsmenschen sind Gegner, denen Du nichts entgegen zu setzen hast, und Du bist umstellt!“
Die Umwindung der Ranken beginnt, schwächer zu werden, die Wirkungsdauer des Zauberspruchs läuft aus, "Schluss jetzt!", faucht die Hexe.
Der größte der Wolfsmenschen wagt sich vor, knurrt lautstark.
May B. entwindet sich ruckartig den Ranken genug, um auf Otavana anzulegen, schießt auf seinen Oberarm, ein Streifschuss, aber ausreichend, um seine Konzentration zu brechen, die Pflanzenranken verlieren sie gänzlich aus ihrer Umklammerung, und sie springt sofort auf, rennt los.
Als die Wolfsmenschen sich ihr geifernd und schnappend hinterher werfen, ballert sie ungezielt in ihre Richtung, wieder und wieder, bis beide Trommeln leer sind. Sie rennt stolpernd und konfus im Zickzack durch das Waldstück, und jagt schließlich auf die offene Landschaft heraus zwischen den windigen Hügeln.

Endlich sieht sie sich um: Niemand folgt ihr mehr. Sie ist vorerst entkommen …

In der Ledertasche am Pistolengurt ist noch Munition zum Nachladen, und die beiden aus der Stadt geretteten Bücher. Der Wind streicht durch May B.s üppige, schwarze Haare, er ist jetzt nicht mehr schneidend. Sie wendet sich um und beginnt ihre Wanderung ohne Ziel.
« Letzte Änderung: 18.07.2022 | 11:44 von Schalter »

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #35 am: 6.07.2022 | 21:23 »
Zeit, die einzelnen Stränge so langsam zusammenzubringen! Zu Beginn der neuen Session lose ich einen neuen zufälligen Abenteuereinstig für May B. aus:
Learn the Truth about someone Taking Future Plans. All is Not As It Seems. Oh wie hübsch, eine finale Intrige. Los geht's!


Advance:
Zuerst bekommt May B. jedoch noch ihren nächsten Advance. Nach den überstandenen Begegnungen mit den Tommyknockers und Wolfsmenschen gebe ich ihr den Vorteil Brave.

Eine Stunde später beginnt ein großer Adler über May B. zu kreisen, wann immer sie außerhalb der vereinzelten Wäldchen wandert. Sie wundert sich, warum das große Tier überhaupt bei Nacht jagt. Es scheint sich sehr für sie zu interessieren, aber nie angreifen zu wollen. Alles, was von der Zivilisation zu sehen ist, sind vereinzelte Spuren von Pferden und Fuhrwerken, die von Barricade weg führen.
Schließlich landet mit heftigem Flügelschlagen und einem durchdringenden Kreischen der riesenhafte Adler vor May im Geäst eines der Bäume über ihr, sie zuckt zusammen, zieht schleunigst ihre Pistolen. Er schlägt erneut mit den Flügeln, scheint weiterhin nicht angreifen zu wollen, nur auf sich aufmerksam machen zu wollen. Sie beginnt zu ahnen, dass Magie im Spiel sein könnte. Das Tier fliegt weiter, macht wieder Halt, sieht sich um und schreit, er scheint zu wollen, dass sie ihm folgt!



Begierig darauf, die Gründe für dieses mysteriöse Verhalten zu entdecken, schleicht May B. ihm nach. Als er jedoch irgendwann im Dunkel der Nacht verschwindet, kann sie ihn nicht wiederfinden, und nun hat sie die Orientierung verloren (sie hat ja nur Survival W4).

In den tiefen Wäldern verloren trifft May B. schließlich wieder auf Rita, taumelig vor Müdigkeit. Rita ist in Begleitung des Adlers, den sie mit ihrer Hexenkunst Beast Friend kontrolliert, um sie zu beschützen.
"Rita! In drei Hexen Namen, so ein Glück ..."
"May B.!", sagt Rita (oder bedeuten ihre Worte einfach nur "Vielleicht"?), "... na endlich. Ich musste den Adler stundenlang nach Dir suchen lassen!"
May B. stolpert und klammert sich an einen Baum, will wieder aufstehen, aber entscheidet sich dann leicht benommen, vorerst dort kauern zu bleiben.
"Ich bin so froh, dass Du hier bist! Weißt Du, wo Ivanka und Hilda sind, und Bower? Wer hat die Schlacht gewonnen?"
Rita murrt, "Alle sind weit und breit nicht zu erspähen gewesen, nicht mal von einem Adler. Wir beide sind die einzigen aus der Truppe, die seit dem Unwetter noch nicht wieder die Gegend verlassen konnten. Wahrscheinlich sind die drei auf den Dampfwagen mitgefahren, als die sich nach Osten zurückgezogen haben. Ich habe sie in der Schlacht aus den Augen verloren."
"Was ist denn unser Befehl von Ivanka für solche Fälle?", ächzt May B. unkonzentriert.
"Für den speziellen Fall, dass ein gottverdammter Orkan die Stadt wegbläst, von der wir das Wegrecht erpressen wollten?!", sie gibt ein belustigtes, spöttisches Zischen von sich, "Hier. Schmier' das hier mal auf Deine Abschürfung da", sie dreht eine Blechdose auf.
"Was ist das?"
"Eine besondere Art von Hexenfett. Habe ich noch aus Wichita, vom Internat. Hat mir gestern auch schon gute Dienste geleistet."
Die Hexensalbe wirkt tatsächlich sofort, obwohl es brennt wie Hulle.
Die Orakelwürfel haben mir auf meine Frage, ob Rita ein Heilmittel dabei hatte, nicht nur einen Erfolg spendiert, sondern sogar ein "Ja, und außerdem". May B. darf die Blechdose also behalten, mit zwei weiteren Anwendungen.
"Gut, Dich und Deine flinken Colts wieder bei mir zu haben! Und für den Rückweg brauche ich Dich im Stück."
"Rita, schick' den Adler wieder los ... er soll nach einem großen Raben suchen ... oder dessen Herren, einem Sioux-Schamanen ... oder Wolfsmenschen ..."
"Wolfsmenschen?!"
"Ja, wie Werwölfe, aber kleiner ... im Grunde nur haarige Sioux-Krieger ... die verfolgen mich wahrscheinlich noch, seit kurz hinter Barricade."
"Du schlaf' jetzt erstmal. Hier ist es windgeschützt. Ich versuche, was zum Essen zu finden ... und lasse meinen Freund hier nach Deinen Wolfsmenschen Ausschau halten."
May rollt sich in der höher wandernden Sommersonne zusammen, die durch das Blätterdach auf sie fällt, und döst kurz darauf ein.


Als sie wach wird, hat Rita ein Lagerfeuer gemacht, und brät irgendwas.
 May sammelt sich auf und kommt näher.
"Wer ist da überhaupt hinter Dir her?", fragt Rita streng.
"Ich habe den Sioux wiedergetroffen, der neulich bei unserem Zeltlager war. Ich habe wieder mit ihm gesprochen. Und dann wollte ich ganz schnell weg von seinen Biestern."
"Kam da etwa die Rothaut in Dir durch?"
"Vielleicht. Er hatte versprochen, mir seine Geheimnisse zu erklären. Hat er aber nicht. ... Er ist ein Ravenite."

Tatsächlich scheint Rita äußerst interessiert an allem, was das Wolfsmenschen-Rudel anbelangt, sie lässt sich alles haarklein erzählen.
May B. schließt ihren Bericht: "... Ich glaube, wir sind vorerst sicher vor ihnen. Ich bin an mehreren Stellen durch Bäche gewatet auf meiner Wanderung, nachdem ich ihnen weggelaufen war. Das müsste ihren Spürsinn doch verwirren, nicht? Bei Jagdhunden funktioniert das."
Rita kaut gedankenverloren auf einem Knöchelchen herum, und sagt dann: "Ich will, dass sie Dich finden. Ich will sie näher in Augenschein nehmen."
May B. sieht die andere Hexe erschrocken an: "Was?"
"Hmmm. May, wir wissen nicht, was in Ivanka gerade vorgeht. Die Übernahme der Stadt als weiterer Fußhalt für die Eisenbahn ist gescheitert. Vielleicht ist schlussendlich nur der Orkan daran Schuld. Vielleicht auch Dein indianischer Kumpan. Jedenfalls haben wir uns wochenlang hier umsonst die Ärsche wund gearbeitet. Violet Esperanza erwartet in Memphis Erfolgsmeldungen! Wenn wir dort mit leeren Händen eintreffen, dann ist Ivanka nicht die einzige, die uns ihre Wut zu spüren geben wird!"
Einfühlsam blickt May B. von der Seite Rita an, sie erzielt ein Raise bei einem Notice-Wurf und weiß, was in ihrem Gegenüber vorgeht.
Rita fängt den forschenden Blick auf, und sagt: "Hey, warum glotzt Du mich so an ... mit Deinen dämlichen Indianersquaw-Kuhaugen?"
"Rita ... Du hast Angst vor Ivanka. Du hast Angst, dass Du in der Gunst der Wichita Witches gesunken sein könntest."
"Ja, verwünscht ... und weißt Du was, sogar um Dich. Wenn wir gemeinsam eintreffen nach dieser ganzen Pleite, ergeht es uns beiden gleich."
"Aber das alles war nicht unsere Schuld! Die Lehrmeisterinnen werden schließlich ein Einsehen haben."
"Ganz recht – denn wir kehren ja gar nicht mit leeren Händen zurück! Ich erkläre Dir, was ich tun werde. Du wirst mir helfen, dann kommst Du ebenfalls gut aus der Sache raus. Wie es aussieht, bist Du zu mir zurückgekehrt, um mein As im Ärmel zu sein!"
"Was soll das heißen?"
"Ich trachte danach, diesem dahergelaufenen Schamanen die Kontrolle über das Wolfsmenschen-Rudel zu entreißen. Ivanka ist schwer zu besänftigen, erst recht jetzt. Die Neuerwerbung des Wolfsmenschen-Rudels wird uns in Memphis wahrscheinlich wieder gut stellen mit den Wichita Witches. Ich weiß, dass Black River zu mehreren Gelegenheiten Lykantrophen einsetzt bei manchen Schlachten, also gehe ich davon aus, die hiesigen Wolfsmenschen sind das Zweitbeste ... Du, May B., scheinst besonders anziehend auf das Rudel zu wirken, wenn es stimmt, dass sie Deiner Fährte folgen! Dies ist ein Vorteil für meine Pläne. Komm' mal mit."
Rita führt May B. zur Baumgrenze, wo auf einem schmalen Sandpfad ein hoher Felsen steht. Eine breite Holzleiter führt an der Seite hinauf auf die flache Spitze des Blocks, er scheint den Bewohnern von Barricade als Beobachtungsposten gedient zu haben.
"Den habe ich vorhin gefunden, als der Adler Dich her gelockt hat. Du beziehst da oben Position, wenn gleich der Wind günstig steht, um sie her zu führen! Wir stellen ihnen eine unwiderstehliche Falle, und Du, meine liebreizende May B., spielst den Köder! Sobald sie hier sind, fessele ich sie mit denselben Hexenkünsten, die auch den Adler an mich gebunden hatten."



Rita hat vor, zu versuchen, die Wolfsmenschen mit May B. herauszulocken, mit ihrem Beast Friend-Hexenspruch zu kontrollieren (sie weiß nicht, dass dieser nicht bei unnatürlichen Tieren funktioniert — sie hatte noch nie Gelegenheit, dies zu erproben!), und den Schamanen zu besiegen, um dann Ivanka nachzugehen.

Rita würfelt Persuasion gegen May B., und diese muss einen Chip ausgeben, um ihren Wurf zu verbessern, damit Rita nicht das von ihr benötigte Raise hat um May's Widerstand zu brechen. Der zweite Wurf liegt nur knapp unter Rita's Ergebnis. Also ist May zögerlich und verunsichert, schüttelt wortlos den Kopf, weicht zurück vor Rita.
Die schaltet um auf bedrohlich: "Du erbärmliches Findelkind, ich bin Deine Befehlshaberin, so lange Ivanka Darrow nicht hier ist! Gehorche!"
May unterliegt wieder, aber Rita kommt weiterhin nicht auf ein Raise. May weicht weiter zurück: "Du machst mir Angst!"
"Gehorche meinen Befehlen!"
May schüttelt hilflos den Kopf, sie ist sichtlich runter mit den Nerven.
Rita zieht ihren Armeerevolver und laut schreiend schießt sie in die Luft, ihr Gegenüber fährt zusammen, spürt Ritas Stun-Hexenspruch, aber schüttelt die Benommenheit ab. Sie zieht widerwillig ihre eigenen Colts: "Zurück!", wimmert sie.
Rita schreit und feuert und hext erneut, Vögel stieben krächzend aus den Tannen auf.


Als May. B. sich von dem Stun erholt, findet sie sich auf der Spitze des Felsblocks. Alles dreht sich immer noch um sie.
Rita erscheint vor ihr, sieht ihr aus nächster Nähe in die Augen mit einem gewinnenden Lächeln.
"Lass' mich ...!", keucht May heiser.
"Erst, nachdem der Schamane und seine Wolfsmenschen hier eingetroffen sind! Ich puste diesen Wilden um, und unterwerfe seine Meute! Es geht ganz schnell, Du wirst sehen."
"Rita, hör' auf! Du bist doch meine Mitkämpferin, sozusagen eine Schwester!"
Rita lächelt: "Du hörst jetzt auf, May B.! Spiel' brav mit und befolge meine Befehle, es bleibt Dir sowieso nichts anderes übrig."
May will benommen weiter widersprechen, aber Rita legt ihr den Zeigefinger auf die Lippen: "Ganz ruhig. Hörst Du, dort unten auf dem Kies? Jemand kommt."
Sie läuft behände wieder hinab, um ihre Position hinter dem Felsen zu beziehen.

Stimmen sind zu hören:

"Sehen Sie, ich dachte doch, ich hätte Schüsse gehört! Hier ist jemand, Pardner!", ruft Luca Byrd fröhlich, als er den Kiesweg hinauf kommt.
"Überlebende aus Barricade?", fragt Rex Shadrack misstrauisch, als er aufschließt.
"Ich würde sagen, wir fragen mal! Hallo, Miss!", und er lüpft fröhlich grüßend seinen Hut.
May B. sieht von dem Ausguck verdutzt auf die beiden Neuankömmlinge herab. Dann macht sie unwillig eine Bewegung mit dem Kopf, um sie wortlos zu verscheuchen. Ihre dunkel umrandeten Augen schauen alarmiert.
"Nanu, hat der Orkan Ihnen die Sprache verschlagen?", fragt Byrd.
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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #36 am: 10.07.2022 | 13:44 »
Bevor May B. etwas antworten kann, erhebt sich das Geheul der Wolfsmenschen zwischen den Hügeln, ganz nahe. Shadrack und Byrd ziehen ihre Waffen und fahren herum, sie sind den Ungeheuern von Weitem bereits ansichtig geworden.



Zuerst müssen meine SCs einen neuerlichen Furcht-Wurf machen. Byrd (entgegen seiner sonstigen Wackerheit) würfelt diesmal einen Kritischen Misserfolg. Dadurch wird er Frightened, und muss immer pro Rundenbeginn gleich zwei Karten ziehen und die niedrigere wählen. Shadrack ergeht es laut Furcht-Tabelle ebenso. May B. hatte das Vergnügen, die Wolfsmenschen schon von Näherem zu sehen, laut Tabelle wird sie nur Distracted. Von ihrer Position aus dem Felsblock aus schaut sie überfordert hinab auf den Kiespfad, wo die gedrungenen Leiber der Wolfsmenschen um die bewaldeten Hügel biegen und knurrend angreifen.

In Rex Shadracks Händen erscheinen für den Bruchteil einer Sekunde Pokerkarten, dann beginnt wieder das ominöse Hitzeflimmern um ihn und Byrd, ihre Gestalten werden durch Deflection schwer erkennbar für die Wolfsmenschen. Dann zieht Rex beide Smith & Wessons, und feuert auf die erste der herannahenden Wolfsmenschen-Fratzen. Durch die Multi-Action-Abzüge verfehlt er.
Rita Silver späht aus ihrer Deckung hinter dem Felsen hervor, und versucht den Schamanen auszumachen, aber er ist nicht zu sehen. Sie flucht leise und geht auf Hold: Vielleicht treibt er seine Meute vor sich her, und erscheint gleich seinerseits um die Biegung? Dann sind die Ungeheuer am Zug, und stürzen sich aus vollem Lauf auf die Menschen, sie sind zu sechst. Dank dem Luftflimmern verfehlen sie Shadrack und Byrd (auf den allein vier der Monster zu jagen), einer beginnt den Felsblock zu erklettern, auf dem May B. kauert.
Ein stählernes Messer kommt aus dem Nichts geflogen, und streift Byrd von hinten an der Schulter; da der unsichtbare Angreifer The Drop bekommt, nimmt Byrd zwei Wundlevel, und es gelingt ihm nur, eins davon zu absorbieren.
"Schau an, da bist Du", wispert May B. wie in Trance, wirft einen Chip ab, und für ihre Augen wird der Messerwerfer, Otavana, wieder sichtbar. Da Rita noch ihre Colts hat, deutet sie mit ihrer Hexengeste auf den Gegner, und schickt einen Blitz. Otavana wird von der grellen elektrischen Ladung zwischen die Schulterblätter getroffen, und nimmt eine Wunde hin. Gerade so verfehlt er seinen Smarts-Wurf um die Unsichtbarkeit aufrecht zu erhalten, und erscheint wieder im Tageslicht.
Luca Byrd gibt hektisch zwei Schüsse ab, und erledigt die ersten der ihn umringenden Kreaturen. "Jetzt bin ich der, dem die Spucke wegbleibt ...", bringt er immerhin noch hervor. Rita mit ihrem Hold-Marker kann sich nicht entscheiden, ob sie die beiden fremden Männer beschießen soll oder den sichtbar gewordenen Sioux, die Orakelwürfel sagen, letzteren. Also feuert sie an die Flanke des Felsblocks gepresst auf diesen, und zieht ihm seinen letzten Chip zum Absorbieren ab, verpasst ihm eine zweite Wunde.

Runde zwei! Die Wolfsmenschen schnappen und kratzen, aber Deflection macht ihnen zu schaffen, einzig bei Byrd kriegen sie einen Treffer gelandet, wegen ihrem großen Gang-Up-Bonus. Byrd wird über die Seite gekratzt, sein Hemd wird zerschlissen und Bluttröpfchen fliegen, er ist Shaken. Rita schiebt sich noch ein Stück um den Felsen herum, und feuert erneut mit ihrem Peacemaker auf den angeschossenen Otavana, und trifft erneut, nun hat er drei Wundlevel. Ihr entfährt ein gehässiges Lachen.
Otavana erholt sich von seinem Shaken-Zustand, stößt leise und mit kratziger Stimme einen Singsang für die Geister aus, und es gelingt ihm, erneut unsichtbar zu werden. So schnell wie er kann schleppt er sich in die Deckung des Waldes. Für May B.s Augen ist er weiterhin sichtbar, aber sie ist jetzt im Nahkampf mit einem der Wolfsmänner, und hat anderes zu tun als den Sioux an der Flucht zu hindern. Sie wirft eine elektrische Ladung auf den Gegner, aber verfehlt, die ungezielten Blitzfinger wirbeln nur kleine Steinchen vom Felsblock auf. Unten gelingt es Shadrack, sein haariges Gegenüber abzuknallen ...

Runde drei! ... dann wirbelt er um die eigene Achse, und erlegt eine der Kreaturen, die Byrd umstellt haben.
Rita erscheint breitbeinig neben dem Felsblock und ballert schreiend in die Luft: "Hört auf, meine Wolfsmenschen abzuschießen!", und sie wirkt ihren Stun-Hexenspruch auf Byrd und Shadrack. Beide fahren zusammen, vor Schreck und durch die Macht des Hexenzaubers, aber halten sich beide dennoch auf den Beinen.
May B. ringt mit dem Wolfsmenschen vor ihr, versucht ihn unter Aufbietung all ihrer Gewandtheit vom Felsen zu schieben. Dieser versenkt dabei seine Fangzähne in ihrer Schulter, und sie wird Shaken. Die beiden verbleibenden Wolfsmänner die Byrd beharken, verfehlen dank dem Luftflimmern, das ihn immer noch umgibt. Mit zusammengebissenen Zähnen feuert Byrd auf eins der Biester, und macht ihm den Garaus.

Runde vier! Shadrack knallt den letzten Wolfsmenschen ab, der Byrd beißen wollte, und wendet sich dann mit rauchendem Pistolenlauf zu Rita um: "Und wer sind Sie, Miss?", schnarrt er wütend und verstört.
Rita sieht sich zwischen den Kadavern der Kreaturen um, nur noch May B. ringt verzweifelt mit einem davon, oben auf dem Felsblock, der Rest ist niedergeschossen. Damit ist ihr Plan gescheitert (sie hat nicht einmal herausgefunden , dass sie die Wolfsmenschen gar nicht mit ihrer Hexerei hätte kontrollieren können). Sie funkelt Shadrack böse an, und rennt in den Wald.
Byrd hebt den Friedensstifter und feuert auf den verbleibenden Wolfsmenschen, es gelingt ihm jedoch nur, ihn anzuschießen, während May B. und er ineinander verkrallt ringen, aber Shadrack feuert auch, und das Untier lässt seine Gegnerin los, stürzt von dem Felsen, und landet mit einem dumpfen Geräusch im Kies.

May B. rückt sich ihren verrutschten Stetson zurecht, und schaut keuchend auf die beiden Revolverhelden hinab. Diese schauen ratlos zu ihr hinauf. Das merkwürdige Hitzeflimmern ist soeben von ihnen verschwunden, als wäre es nur eine optische Täuschung gewesen die ganze Zeit über. Einer der umgenieteten Wolfsmenschen zuckt noch einmal gierig mit der Krallenhand, Byrd springt zurück und feuert erneut auf das Ungeheuer, um sicher zu gehen.
"Wer sind Sie?", fragt May B. in heiserer Stimme.
"Wir haben nach dem Orkan diese Meute zwischen den Hügeln entdeckt, aus der Ferne, und versucht, sie zu verfolgen!", sagt Byrd, "Sie können da jetzt runter kommen, Miss, sie sind alle mausetot!"
"Ich habe Ihre Gesichter in Barricade nicht gesehen, als es noch da war! Dass heißt, Sie sind womöglich mit den Truppen von Union Blue hergekommen!"
"Wir wissen jedenfalls, zu wem Sie gehören, Miss, und ihre Komplizin", versetzt Shadrack halblaut.
"Wir sind keine Komplizen mehr. Alles ist vorbei! Barricade ist zerstört, und das Eisenbahnrennen muss anderorts stattfinden. Gehören Sie beide nun zu Union Blue oder nicht?"
"In der letzten Stadt, ja. In dieser hier schon nicht mehr", antwortet Shadrack, "wir haben größere Fische auszunehmen."
"Hier draußen wohl kaum noch, nachdem der Sturm hier gewütet hat. Aber gut, dass Sie das Rudel verfolgt hatten, Sie haben mir aus der Patsche geholfen. Na dann, viel Glück!", sagt May, und klettert flink an der Rückseite des Felsens herab, schnappt ihren Pistolengurt von der Stelle aus dem Gras, wo Rita eben gelauert hatte, und zieht sich leise in den Wald zurück. Ihr Herz schlägt ihr bis in den Hals. Dort sind irgendwo der verwundete Otavana und die zornige Rita, denen sie beiden nicht in die Arme laufen darf ...
"Warten Sie doch mal, Miss ...", ruft Byrd etwas perplex, und beginnt, um den Felsblock herum zu gehen.
Shadrack packt ihn am Arm: "Das war eine der Hexen von Wichita! Lassen Sie sie ziehen. Seien Sie froh, dass es mit der so glimpflich abgelaufen ist."
« Letzte Änderung: 10.07.2022 | 13:47 von Schalter »

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #37 am: 12.07.2022 | 21:04 »
Rex Shadrack und Luca Byrd haben kaum nennenswerten Proviant aus Barricade retten können, da sie sich außerhalb in den Hügeln verschanzt hatten, als die Dampfwagen-Schlacht begonnen hatte und kurz darauf der Orkan losgebrochen ist. Mit Zerstörung des Hotels haben sie auch Shadracks Koffer und Byrds olle Satteltaschen verloren, und haben nur noch das Zeug, das sie am Leibe tragen. Shadrack hat glücklicherweise die coolen tausend Dollar, die er sich von Union Blue zwischenzeitlich auszahlen lassen hatte für Marlon Varvilles Ergreifung, in den Innentaschen seines Mantels.

Ihre zuletzt gewählte
Queste: Herausfinden, was Ernest Amblins geheime Pläne sind (Clue Target: 1\3)
ist immer noch aktiv: Ihre erklärte Beute Ernest Amblin ist nur marginal in die Schlacht verwickelt gewesen, wie sie aus den Hügeln heraus beobachtet haben, und muss nun mit seinen verbleibenden Cowboys irgendwo im Katastrophengebiet sein.



May B. ist dem Gemetzel entkommen, und sie schwört allein im Wald von Black River ab, unter feierlichen, zornigen Tränen. Sie meint beinahe, das Geheul der Manitous zu hören, die ihr dafür zu zürnen scheinen, aber wendet sich von ihnen ab. Sie wechselt ihren Obligation-Nachteil zu Enemy um: Wenn Gestalten wie Mina Devlin, Leopolda Larusso, Violet Esperanza, Ivanka Darrow, oder die vielen anderen Machthaberinnen der Wichita Witches davon erfahren, dass May B. noch lebt, aber ihre Verpflichtungen gegenüber der Eisenbahn in den Wind geschossen hat, werden sie schweinewütend werden. (Daher kaufe ich den Nachteil nicht mit einem Advance weg, sondern tausche ihn direkt gegen den anderen aus; May B. Wickett's Schwierigkeiten haben sich nur verlagert, nicht verringert!)
Nach der Konfrontation flieht May B. alleine weiter, ohne Vorhaben, zu den Witches zurück zu finden, weiter nach Westen, um möglichst viel Abstand zu Dodge City und damit den Truppen von Black River zu bekommen wie möglich.

Und wie geht's dann weiter? Schauen wir doch mal.
Plot Hook: Restore something broken

Zerbrochenes gibt es in der Umgebung des einstigen Barricade so einiges. Statt etwas Stoffliches zu wählen für den Plot Hook, entscheide ich mich aber für die zwischenmenschlichen Bande meiner drei Wild Cards: Alle haben durch die Verschwörungen und die Sturmkatastrophe ihren Anschluss an ihre Gruppen verloren, und müssen nun neue Verbindungen knüpfen.
Random Event: Physically Transform a Mystical Community
Die Outlaw-Bande des Mystikers Ernest Amblin ist durch die Konfrontationen vor der Schlacht und durch den Sturm uneins geworden und hat nun verschiedene Interessen. Einige der Cowboys wollen losreiten, um nach ihren Verwandten in den umliegenden Örtchen zu sehen, andere wollen umso mehr Amblin gehorchen. Es wird zu einer Spaltung in der Gang kommen.
Set the Scene: An Obstacle blocks the way
Die kleineren Trampelpfade der örtlichen Kuhtreiber sind schlicht weggewischt, es gibt nur noch die befestigtere Straße nach Syracuse, Kansas. Auf dieser Straße befindet sich ein großes Farmgelände, auf dem alle Gebäude dem Erdboden gleich gemacht worden sind. Allerdings ist hier eine Gruppe von Überlebenden zusammengeschart.



"Sehen Sie mal da, Mister Byrd. Mehrere von den armen Teufeln da haben ihre Planwagen gerettet, und Pferde. Wir können ihnen welche abkaufen, oder sie bezahlen, um uns nach Syracuse zu bringen. Von dort ist es nicht mehr weit bis zu den Gleisen von Union Blue, Richtung Denver."
"Große Klasse, Pardner. Und ich hab' ganz schön Kohldampf! Ich glaube, mein Riechkolben schnuppert da vorn Bohnen mit Speck! Ihrer auch?"
Shadrack sieht sich prüfend um, und deutet dann in Richtung eines kleinen Wäldchens am Straßenrand: "Ja, und ihrer dort wahrscheinlich auch! Sehen Sie mal, wer uns voraus ist!"
Byrd nickt fröhlich, "die kleine, eigenbrötlerische Maid!"

Tatsächlich, May B. Sitzt zusammengekauert im Unterholz hinter der Baumgrenze der vom Sturm geneigten Tannen, und beobachtet angespannt die vielen Menschen auf dem einstigen Gutshofgelände.
Die SCs haben in den vergangenen Stunden die Straße parallel verfolgt, und haben sich dabei immer wieder gegenseitig kurz zu Gesicht bekommen. May B. hat alldieweil Survival-Skills, die Männer nicht (Shadrack musste wieder auf seine Hex-Formeln zurückgreifen, um zu versuchen, Essbares zu finden in der Wildnis). Mehrere geschossene Moorhühner hängen an May B.s Gürtel.

"Glauben Sie, die ist eine Vorhut, und ihre Komplizinnen folgen ihr nach?", raunt Shadrack.
"Hat sie nicht vorhin gesagt, man habe die Komplizenschaft aufgegeben?"
"Seien Sie bitte kein Trottel, Byrd. Sie hat natürlich gelogen! Warum sollte sie mit offenen Karten spielen?"
"Kommen Sie, Pardner. Die Kleine traut sich offensichtlich nicht, zu den anderen Leuten rüber zu gehen, sonst würde sie da nicht so in der Botanik hocken. Gehen wir hin und bieten ihr unser Geleit! Gehört sich so!"
"Sie wollen wohl mal wieder angeschossen werden."
"Jetzt machen Sie aber mal 'nen Punkt. Wir, zwei ritterliche Gentlemen, versagen einer jungen Dame unser Geleit, weil der eine der Gentlemen Bammel hat vor der Dame? Das können Sie nicht ernst meinen. In den Südstaaten kann ein Edelmann sich sowas jedenfalls nicht leisten."
"Glücklicherweise sind wir hier verdammt nochmal nicht in den vom Teufel gejagten Südstaaten!"
"Kommen Sie schon, Sie alberner Yankee!", sagt Byrd und stratzt einfach los auf das Wäldchen zu.
Shadrack rollt die Augen und folgt, aber beide Hände schon mal auf seinen Revolvergriffen.

"Howdy, Miss! Warum kriechen Sie denn da so durch die Botnik? Haben Sie was verloren?", fragt Byrd höflich, als er näher kommt.
May B. erschreckt, sie war so konzentriert auf die Ansammlung von Leuten vor ihnen, dass sie nicht auf die Straße neben sich geachtet hat. Unwillkürlich legen sich auch ihre Hände auf ihre Colts.
"Na, na, ich bin's doch nur. Erinnern Sie sich an heute Vormittag? Luca Byrd mein Name."
"Vielleicht nehmen Sie besser mal den Kopf runter, sonst werden Sie noch gesehen!", raunt May B. ärgerlich.
"Eigentlich wollten Mister Shadrack hier und ich uns gerade von den feinen Leuten dort auf eine Pfanne Bohnen einladen lassen! Und wir wollten Sie fragen, ob Sie uns nicht begleiten mögen?"
"Nehmen Sie jetzt mal den Kopf runter! Wie kann man überhaupt ganz in weiß gekleidet sein, Sie sind ja wie eine große, lebendige Zielscheibe!", faucht May.
Shadrack ist zu ihnen aufgeschlossen, und fragt misstrauisch: "Was befürchten Sie denn? Ich nehme an, Truppen von Union Blue!"
May schaut nervös wieder zu dem Farmgelände, und nickt: "Ja, aber auch noch ein paar andere Kerle, die ich aus Barricade kenne."
"Warum gehen Sie dann nicht außen herum, wenn die Ihnen missfallen?", will Shadrack leise wissen, "was führen Sie im Schilde?"
"Warum interessiert Sie das?", knurrt May B. mit wütend gefletschten Zähnen.
"Sie gehören zur Black River-Eisenbahn, Lady. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie Streit suchen, auch jetzt noch, nachdem diese Gegend zum Niemandsland geworden ist."
May steht auf: "Sie haben gesagt, Sie gehören ihrerseits nicht mehr zu Union Blue-Eisenbahn, Mister ... Shadrack. Was kümmert sie's also?"
Shadrack atmet tief ein und zieht ein Gesicht. Die Stille wirkt unheilvoll. Sein Blick wird so durchdringend, dass May B. unwillkürlich einen Schritt zurück tritt.
"Ihre Arbeitgeberinnen und ihre langfristigen Pläne, die kümmern mich, Miss."
May B. schüttelt den Kopf: "Das sind nicht mehr meine Arbeitgeberinnen. Wirklich nicht. Ich bin soeben verdammt nochmal ausgestiegen!"
"Sehen Sie, Shadrack? Sie ist ausgestiegen. Sah auch vorhin ganz danach aus, oder was war das wohl. Och, jetzt hören Sie aber mal auf, so zu gucken, Sie Grobian, Sie machen der jungen Dame noch Angst. Mit ihren wilden, schwarzen Nasenhaaren, und dem vorgeschobenen Kiefer, und all dem."
"Sie beide könnten von mir aus mal aufhören, so neugierig zu sein. Viel Glück da vorne mit ihrer Pfanne Bohnen. Hoffentlich weiden die Typen Sie beide nicht aus."
"Was sind das für Leute außer den paar Männern von Union Blue?", knurrt Shadrack.
"Ein paar Cowboys, die öfters in Barricade waren", rückt May B. heraus, "das sind die Untergebenen von einem Kerl, der sich an der Situation bereichern wollte. Ich traue denen allen nicht über den Weg. Wenn's dunkel ist, komme ich sorgenfreier an denen vorbei. Die wirken sehr aufmerksam."
"Ein Kerl, der sich an der Sache in Barricade bereichern wollte ... reden Sie von Ernest Amblin, Miss?"
"Wenn Sie mit den anderen Leuten von Union Blue eingetroffen sind, dann kennen Sie ihn natürlich."
Shadrack raunt in berechnender Stimme: "Nein, ich bin dem verdammten Hurensohn Amblin nie für länger als zwei Minuten begegnet! Aber das könnte man ja ändern ...!"
« Letzte Änderung: 18.07.2022 | 12:57 von Schalter »

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #38 am: 23.07.2022 | 16:20 »


Die Sonne steht tief über Kansas. Die Geräusche der nahenden Abendstunde werden intensiver: Das träge Zirpen von Grillen, das erste Krächzen von erwachenden Nachtvögeln, ein gelegentliches Rascheln im Unterholz, das von Kojoten herrühren könnte.
May ist es gelungen, ein Lagerfeuer aufzubauen, abgeschirmt gegen das zerstörte Farmgelände, so dass die überlebenden Siedler dort nichts von dem Feuerschein sehen können.
(Ich würfle sicherheitshalber May B.s Survival als Vergleichswurf gegen den Notice-W6 der möglichen Beobachter, um zu bestimmen, ob das klappt.)
Die abgeschossenen Moorhühner beginnen, ziemlich lecker zu riechen, während sie sich über den Flammen an zwei Holzspießen drehen.
"Normalerweise würde ich ja den Teufel tun, mit Leuten von anderen Eisenbahngesellschaften irgendwas zu teilen", murrt May B. halblaut, "da kann man mal sehen, wie so ein Unwetter alles plötzlich verändern kann."
Rex Shadrack nickt. Er sieht deplatziert aus, mit seinem hohen Zylinderhut und schmutzig gewordenem Ledermantel und Anzug, hier in dieser urwüchsigen Wildnis. Alle drei sitzen auf umgeworfenen Tannenstämmen. Shadrack und Wickett haben jeweils eine ihrer Pistolen gezogen. Die Hexe hält sie locker in der schmalen Hand, wie beiläufig, und wirbelt dann und wann den Colt am Abzugbügel um ihren Zeigefinger, wie als würde sie nur gedankenverloren damit herumspielen wollen. Der Huckster hält seine Smith & Wesson ebenfalls nur locker in der rechten Hand, der exquisit mit Mustern und Runen gravierte Lauf liegt unbewegt auf seiner linken Armbeuge. Byrd hat seine Pistolen stecken lassen, er dreht stattdessen gelegentlich an den Holzspießen, und mustert die beiden Begleiter verschmitzt aus seinen durchdringenden blauen Augen.
"Wohin wollen Sie beide denn jetzt überhaupt?", fragt May B. nach einem längeren Moment.
"Oh, na ja, wir sind davon ausgegangen, dass es derzeit am hübschesten in Syracuse ist", sagt Byrd im Plauderton, "Wahrscheinlich wollen die meisten anderen Überlebenden von dem kleinen Wolkenbruch auch dorthin, früher oder später. Ist ja das nächstbeste nennenswerte Städtchen."
May B. lächelt schief: "... Sie glauben, Ihr Gesuchter, Ernest Amblin, verzieht sich auch dorthin."
Shadrack knurrt: "Und dann hole ich ihn mir. Aber wie es aussieht, müssen wir womöglich gar nicht so weit reiten. Vielleicht wissen ja Sie näheres, Miss. Vielleicht auch diese Cowboys dort drüben, die Sie kennen wollen. Könnte uns einiges an Zeit sparen bei unserer Fahndung."
May wirbelt mit der rechten Hand ihren Colt herum, mit der Linken streicht sie sich eine ihrer Strähnen hinter das Ohr, und sagt: "Und dann? Was für eine Art Rechnung haben Sie mit dem offen?"
Shadrack zögert eine ganze Weile. Dann sagt er dumpf: "Ich werde die Rechnung erst noch aufmachen müssen mit dem Galgenvogel. Er selbst ist mir egal, aber jene Kräfte, mit denen er sich eingelassen hat, die sind der springende Punkt. Dem allen muss ein Riegel vorgeschoben werden."
May versetzt, "Erzählen Sie hier keine Märchen, Mister Shadrack. Sie haben sich mit denselben Kräften auf dasselbe Spiel eingelassen. Sie sind auch ein Huckster."
Shadrack zuckt leicht zusammen, und sein Blick verfinstert sich. Dann aber räumt er ein: "Womöglich würde jemand wie Sie das so nennen. Aber von solcherlei Kräften ... den Energien der Ewigen Jagdgrüne ... rede ich nicht."
"Oh, nein, natürlich nicht. Sie verlogener Arsch."
"Ich rede von den menschlichen Kräften, mit denen Ernest Amblin insgeheim Kontakte unterhält."
"Denen wollen Sie einen Riegel vorschieben."
"Um alles in der Welt, ja", raunt Shadrack, seine Stimme klingt hohl.
May B. schweigt unsicher.
Eine Weile ist es still. Byrd summt ein Liedchen, und tut so, als wäre er ganz und gar auf die Moorhühner konzentriert.
"Wo wollen Sie denn hin?", fragt Shadrack schließlich.
"Ehrlich gesagt habe ich kein Ziel mehr. Ich muss jetzt vorerst so weit weg von der Black River-Eisenbahn wie nur möglich. Das bedeutet, in Richtung Denver, so weit mich die verdammten Gleise tragen, und danach zu Pferd weiter raus in den Westen. Dorthin, wo die Great Rail Wars nicht sind. Virginia City, oder noch besser, gleich raus nach Kalifornien."
"In wenigen Jahren werden die Gleisstrecken auch in Kalifornien sein", versetzt Shadrack schulterzuckend, "der Eisenbahnkrieg erreicht die City o' Lost Angels eher früher als später."
"Dann hoffe ich mal, dass nicht Black River am Ende das Rennen macht! Und wenn doch, dann muss ich eben noch weiter weg."
"Dem Reckoning können Sie nicht davon laufen, Miss Wickett. Sie haben offensichtlich bereits zu tiefe Einblicke erhalten. Selbst, wenn Sie den Weird West gänzlich verlassen würden, oder den Amerikanischen Kontinent ... die Kräfte der Reckoners sind überall, auf dem ganzen Globus. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um ein weltweites Phänomen."
"Ist das Ihr eigentliches Ansinnen, ja?", fragt May B. forsch, "die Kräfte des Reckoning, und warum das alles vor sich geht? Sind Sie in Wirklichkeit ein Pinkerton?"
"Teufel auch, nein", sagt Rex Shadrack voller Abscheu.
"Also gehören Sie zu einer anderen Gruppe. Reisen Sie deswegen als Opportunist mit Union Blue und geben sich als deren Söldner aus?"
"Sie haben ja keine Ahnung. Und Sie selbst, junges Fräulein? Wie wollen Sie sich denn langfristig von der Black River-Eisenbahn lossagen? Ihre Hexenkünste taugen sicherlich nicht viel, wenn Sie keinen Kontakt mehr zu Ihren heidnischen Schwestern und deren Mitteln haben können!"
May B. schnaubt verächtlich: "Ich kann die Kräfte des Reckoning nutzen, so wie Sie, auch ganz ohne meine Lehrmeisterinnen. Ich kann versuchen, sie ... umzulenken."
"Das klingt ja nach einem gloriosen Experiment!", höhnt Shadrack leise.
"Hören Sie auf, so überheblich zu reden! Sie haben keine Ahnung von meinen Hexenkünsten!", zischt May B., und wirbelt erneut ihren Colt herum, energischer diesmal.
"Ich gebe ja rundheraus zu, dass ich längst nicht so viel über Mina Devlins Machenschaften weiß wie ich müsste! Ich halte Ihre Organisation, Wickett, für ebenso gefährlich wie jene, zu der Amblin Kontakte pflegt, und wie ein halbes Dutzend weiterer von Machtgier verblendeter, konspirativer Großunternehmer in Nordamerika!"
"Worauf wollen Sie hinaus, Sie gepuderter Geck?", knurrt May.
"Na, na, Sie beiden ...", setzt Byrd beschwichtigend an.
"Spucken Sie's aus! Oder ich helfe nach!", sagt May B. durch gefletschte Zähne, und plötzlich zielt ihr Armee-Colt auf Shadrack, und im buchstäblich selben Augenblick zielt Shadracks Smith & Wesson auf sie, und Luca Byrds zwei Peacemaker auf sie beide.
May pustet sich verärgert eine Strähne aus dem Gesicht, und lässt ihre Waffe sinken, was daraufhin auch Shadrack tut, und Byrd steckt seine lächelnd in die Holster zurück.
"Sie beide gehen mir ganz schön auf die Ketten, wissen Sie das?", knurrt die Hexe.
Shadrack entgegnet kühl: "Wir könnten Ihnen helfen, Miss. Sie machen uns bekannt mit diesen Cowboys dort hinten, und helfen uns, deren Vertrauen zu erschleichen. Sie helfen uns, an Amblin heran zu kommen, um ihm einen dicken Strich durch seine Rechnung zu machen. Dafür entbieten wir Ihnen unseren Schutz hier in dieser Wildnis. Natürlich insbesondere vor ihresgleichen."
May verengt die Augen zu Schlitzen: "Ach ja? So wie ich das sehe, teile ich hier gerade meine Beute mit Ihnen, weil Ihre Mägen so laut knurren, dass die Pferde dort hinten zu scheuen beginnen! Von wegen Schutz entbieten, Sie beiden Knalltüten sind auf mich angewiesen hier draußen!"
Shadrack zieht arrogant eine schwarze Augenbraue hoch und kontert: "Aber wir werden nicht verfolgt von Wolfsmenschen, von halb unsichtbaren Indianern, und von der Black River-Eisenbahn!"
"Pah. Black River wird vorerst denken, ich habe ins Gras gebissen. Bis die was rauskriegen, bin ich meilenweit weg! Wegen mir können Sie beiden Hornochsen tot umfallen", und gesteuert von einem Impuls richtet die Hexe ihre Pistole wieder auf Shadrack, und erneut hat er ebenso schnell seine Knarre auf sie gerichtet, und Byrd seine auf die beiden Gegenüber.
Alle drei sehen sich in die Augen, und nehmen ihre Pistolen gleichzeitig wieder runter.
"Warum zielen Sie eigentlich jedes Mal auch auf mich, Mister Byrd, haben Sie ihre Loyalitäten vergessen, nur weil ein Uterus in der Nähe ist?!", grummelt Shadrack.
"So wie ich das sehe, muss ich die Dame gegen Sie beschützen, und Sie gegen die Dame. Nicht, dass hier einer etwas anrichtet, was man später bereuen könnte."
Shadrack seufzt genervt, man hört am Ton, das eigentlich alles was hier geschieht unter seiner Würde ist, "Also, Wickett, Sie helfen uns gegen Amblin! Dafür helfen wir verreckt nochmal Ihnen, von ihren Schwestern bei Black River weg zu kommen! Seien Sie ja nicht so naiv, zu glauben, die würden nicht im Handumdrehen die Fahndung nach Ihnen beginnen. Immerhin haben Sie die Rotblonde entkommen lassen, die wird sie binnen weniger Tage an die anderen verraten haben. Also, bitte. Haben wir einen Deal?"
"Nein", sagt May B. kalt, "ich will obendrein wissen, wer Sie beide sind, und was genau Sie im Schilde führen. Sie müssen auspacken, Sie windiger Huckster."
Shadrack grimassiert wütend, und deutet plötzlich mit der Pistole auf May B., die blitzschnell ihren Lauf ihrerseits auf ihn richtet. Zeitgleich zielt Byrd auf sie beide, den Blick interessiert weiterhin auf die Hühnchen gerichtet.
"Meine Angelegenheiten gehen niemanden etwas an", raunt Shadrack bedrohlich.
"Klar gehen die uns anderen was an, Ihren weiß getünchten Landtreicher-Kumpel und mich, wenn wir vorerst gemeinsame Sache machen. Wer weiß denn, wer Ihnen so alles auf den Fersen ist, Sie falscher Fuffziger! Die Pinkertons, die Texas Rangers, andere Huckster?"
"So kommen wir doch nicht weiter!", seufzt Byrd, und steckt seine Peacemaker wieder weg, und die anderen beiden senken ihre Pistolen ebenfalls, "wenn das hier mit Ihnen beiden Finsterlingen so weiter geht, sitzen wir übermorgen noch so da. Okay, okay. Wir wollen alle drei Mister Amblin das Handwerk legen, richtig? Und wir wollen alle drei hinterher weiter raus nach Westen! Richtig? Können wir uns also bitteschön einfach darauf einigen, uns dabei vorerst gegenseitig zu helfen, Pardners?"
"Wer sagt Ihnen, Sie Dummschwätzer, dass ich weiter in den Westen will?", fragt Shadrack sauer.
"Na, die kleinen, verschmitzten Grübchen, die sie kriegen, wann immer Miss Wickett von Kalifornien redet, Pardner! Und der schwärmerische Glanz auf Ihrer Nasenspitze! Sie merken das ja gar nicht. Aber erinnern Sie sich, Sie haben ihrerseits heute Vormittag davon gesprochen, von Syracuse aus nach Colorado zu kommen, um mit der Denver Pacific-Eisenbahn rüber nach Denver zu fahren!"
"Ja, aber nur, um aus der gottverschissenen Wildnis heraus zu kommen! Von Denver aus kommt man überall hin. Dort bekommen wir neue Aufträge von weiteren Zugbaronen, wenn wir wollen, und allem anderen voran können wir von Denver aus auch unseren Schlag gegen Amblin's Geheimgesellschaft planen, nachdem wir ihn ausgequetscht haben!"
"Also haben wir alle erstmal dieselbe Richtung, in die's gehen soll. Na, wär' das was?", fragt Byrd begütigend und schaut zwischen den anderen beiden hin und her.
Die Geräusche des Abends umgeben die Feuerstelle.
"Och, kommen Sie schon, Sie beiden Dickschädel. Und Hand aufs Herz, Mister Shadrack, ich hätte rein gar nichts dagegen, auf dieser Reise auch mal in ein anderes Gesicht zu schauen als abwechselnd in das der plappernden Pappenheimer Barner und Ihrer Visage, die dreinblickt wie sieben Tage Regenwetter!"
"Kommen Sie ja nicht wieder an mit Ihren antiquarischen Auffassungen vom ritterlichen Südstaaten-Ehrenmann. Wenn Sie sich durch diese holden Circe hier blenden lassen, haben Sie ihr bereits in die Hände gespielt."
Byrd lacht: "Ja, Shadrack, ja, ich weiß. Sie bevorzugen ja instinktiv Frauen wie Ma McIntyre zur Gesellschaft, oder natürlich weibliche Mulis! Über Geschmack lässt sich nun mal nicht ..."
"Ich bevorzuge Frauen, die sich in Verschwiegenheit üben, und die verdammt nochmal  keine Fragen stellen!"
"Und jetzt haben Sie die Bekanntschaft mit einer gemacht, die Sie aus ihren Stiefeln schießen und hinterher immer noch ausfragen kann", spottet May.
"Derlei Selbstüberschätzung steht Ihnen jedenfalls nicht gut zu ihrem hübschen Gesicht, Lady", murrt Shadrack.
"Ah, den Tonfall kenne ich mittlerweile ", frohlockt Byrd, "das ist immer, wenn er sich innerlich eigentlich total freut, und äußerlich weiter einen auf Gemeinling zu machen versucht! Ich würde sagen, wir machen jetzt vorerst alle drei gemeinsame Sache, Pardners!"
"Erst finden wir Amblins Fährte wieder", knurrt Shadrack, "dann sehen wir weiter!"
"Einverstanden", entgegnet May B., und lächelt fies.

Ich mache mal einen GM Move, und bekomme: Reveal a New Detail.
Mein Aufgebot ahnt ja bereits, dass sich einige der mafiösen Viehtreiber aus Amblins Gang dort vorne aufhalten, aber von deren nahendem Zerwürfnis (das mein Abenteuereinstieg angekündigt hat, siehe oben), wissen sie noch nichts. Das ändert sich jetzt gleich, und noch dazu, ohne dass sie was dafür tun müssen.




Nach dem Essen halten die drei die Gelegenheit für opportun, beim Farmgelände vorbei zu schauen. May B. will nach wie vor nicht allzu nah an die Leute heran, die zu Union Blue oder zu Mister Amblin gehören, aber jetzt im Schutz der Nacht dürfte es reichen, wenn sie sich im Hintergrund hält, um nicht wiedererkannt zu werden.
Schon als meine SCs sich vorsichtig nähern, hören sie, wie ein Disput im Gange ist unter den Grüppchen, die sich um die Lagerfeuer zwischen den umgewehten Holzgebäuden scharen:
"Jetzt reicht's mir langsam endgültig mit Euch! Wir sitzen hier im Nirgendwo mit fast nichts, und Ihr fünf Komödianten sauft heimlich die letzte Flasche Whiskey weg!"
Eine andere Stimme wiegelt ab: "Ach komm, das waren ja eh kaum noch ein paar Schlucke. Guck' ma, zwei sind noch drin. Dir geht's doch gar nicht um den räudigen Whiskey, Du bist doch nur immer noch angepisst wegen dem, was ich vorhin gesagt habe."
"Kann schon sein! Das ist aber der Tropfen der das verfackte Maß voll macht, Mann!"

Meine SCs wechseln Blicke miteinander.
"Na sehen Sie, Sie beiden, Sie sind gar nicht die einzigen, die sich auch mal in die Wolle kriegen", flüstert Byrd pädagogisch.

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #39 am: 19.12.2022 | 01:07 »
Letztlich bin ich auch mal mit der Saga im stürmischen Kansas weiter gekommen. Hier also mal wieder ein neuer Spielbericht:


May B. lässt ihren Blick schweifen über die beiden zerstrittenen Grüppchen.
"Viele davon kenne ich vom Sehen", flüstert sie, "das waren Amblin's dämliche Viehtreiber in Barricade. Waren aber neulich ganz bereitwillig zum Reden zu kriegen."
Shadrack nickt, und fügt leise hinzu: "Ein paar von denen waren auch mit in dem Viehstall, bei unserem kleinen Schusswechsel ... direkt vor dem Orkan."
"Ich muss nur mit einem davon ins Gespräch kommen, dann kann ich ihn um den Finger wickeln. Am besten ohne, dass die anderen es mitbekommen", knurrt May, "können Sie beide zusehen, dass Sie einen von denen weglocken? Weg vom Lagerfeuerschein?"
Byrd schmunzelt, "was, damit Sie ihm ungestört mit dem Colt vor der Nase rumwedeln können? Da gibt's doch leichtere Wege!"
"Nein ...!", faucht May leise.
Byrd zuckt die Schultern: "Aber gewiss doch! Wir schlurchen einfach gemeinsam da rüber und fragen nett! Und denken Sie an den ursprünglichen Plan, wir wollen nicht nur Informationen über Amblin, wir wollen uns ja auch auf leckere Bohnen einladen lassen."
May B. legt den Kopf schief und starrt Byrd an: "Verarschen Sie mich etwa? Ich will den nicht bedrohen, ich verwende meine Hexenkünste auf den. Er packt dann freiwillig aus. Das ist viel besser. Was haben Sie denn mit den blöden Bohnen, seien Sie kein Esel!"
Shadrack unterdrückt ein Lachen, und raunt: "Das sage ich Mister Byrd seit New York City, dass er bitteschön kein Esel sein soll!"
Byrd versetzt: "Verhexen Sie ihn doch von hier aus, wenn Sie sowas denn wirklich können!"
May B.: "Das geht nicht von hier aus. Ich muss ihm meinen Knöchel zeigen."
Shadrack knurrt irritiert: "Habe ich richtig gehört?"
Byrd fügt hinzu: "Na holla die Waldfee, Miss Wickett. So ist das mit dem Verhexen? Den Knöchel zeigen, ja? ... Oder ist das gar womöglich ein schönfärberischer Ausdruck für noch ganz was anderes?!"
May B. schüttelt genervt den Kopf: "Doch, ich muss dem Opfer meinen Knöchel zeigen, damit es wirkt. So ist mir das eben beigebracht worden. Es muss freiwillig hinschauen und darf keinen Argwohn schöpfen. Ich habe dort ein auf besondere Weise gestochenes Tattoo, das alles Übrige bewerkstelligt."
"Verwandeln Sie lieber einen von den Kerls in einen Froschkönig! Das würde ich noch lieber sehen!", grinst Byrd mit blitzenden Augen.
Shadrack: "Was, die Dame hat angekündigt in Ihrer Gegenwart nackte Haut zu zeigen, und da gibt es noch etwas anderes, das Sie, Byrd, stattdessen noch lieber sehen wollen? Schwer vorstellbar!"
"Bin nur neugierig auf Sensationen! Ich kann nichts dafür. Alles, was Sie jüngst zustande gebracht haben, Mister Shadrack, war ein wenig künstliches Hitzflimmern."
Shadrack knurrt tonlos: "Schweigen Sie!"
May B. zieht eine Augenbraue hoch und sieht neugierig den Huckster von der Seite an. Dann raunt sie: "... Schweigen Sie mal beide. Bringen Sie einen von diesen vermaledeiten Viehtreibern hierher ins Gebüsch zu mir. Ich kann da auf keinen Fall hin, der eine oder andere würde mich wiedererkennen, aus der Big Barricade Bar!"
Shadrack grimassiert: "Uns kennen die Herren aber auch, wenn auch flüchtig. Das kann leicht zu neuerlichen Meinungsverschiedenheiten führen."

Unschlüssig spähen die drei weiter zu den zerstörten Farmgebäuden und Planwagen. Der Streit dort ist immer noch in vollem Gang, wenn auch mit gedämpften Stimmen.

Wäre ja praktisch, wenn sich mal einer der Cowboys von der Gruppe entfernt, damit meine SCs ihn allein abgreifen können. Vielleicht muss mal einer pissen gehen? Die Orakelwürfel sagen aber nein. Dafür sagt ein GM Move, es gibt an dieser Stelle ein Random Event: Seek Equipment. 

Ein einsames Wiehern in einiger Distanz kündet davon, dass eins der Pferde sich befreit hat; die Cowboys werden hellhörig und hören auf mit ihrer Streiterei. 

Laut Orakelwürfeln geht aber nicht einer der Kerle los um es wieder einzufangen, sondern gleich eine ganze Gruppe. Wie ungünstig. Aber egal:

Byrd schaut vergnügt drein und stiefelt ihnen prompt hinterher, bevor die anderen beiden ihn aufhalten können. Er geht wie selbstverständlich davn aus, dass er schon einen Einzelnen bequatscht kriegt, ohne im Dunkeln wiedererkannt zu werden.
Ich lasse ihn also Persuasion würfeln, und er erzielt tatsächlich ein Raise: Bei May B. und Shadrack kommt kurz darauf ein hilfsbereiter Cowboy an, der einem Luca Byrd folgt, welchen scheinbar kein Wässerchen trüben kann. Obendrein hat Byrd einen Cowboy rausgepickt, in dessen Gesicht kein Wiederkennen zu sehen ist, als er sich nähert.
"Wo ist die gnä' Frau denn gestürzt?", fragt der Cowboy.
"Gleich hier. Total nett, dass Sie mithelfen, Mister. Wir sind alle etwas durch den Wind seit der Flucht aus Barricade. Die Arme, sie redet immerzu was von ihrem Knöchel!"
"Au ha. Mit sowas kennt man sich aus! Das haben wir vermutlich gleich", sagt der Fremde, dann erreichen sie das Gebüsch.
"Schönen guten Abend! Ja, schauen Sie bitte mal", sagt May B. und zieht ihren Stiefel aus. Der Typ schaut erfreut auf die Unbekannte hinab, dann fällt sein Blick direkt auf die Tätowierung ...

Dank dem Beguile-Hexenspruch ist der Cowboy umgehend redselig: Er ignoriert Byrd und Shadrack vollkommen, und hat nr Augen für May B., und beantwortet bereitwillig die Fragen der Hexe.
"... Also warten Sie hier auf den wackeren Mister Amblin?", hakt diese schließlich nach.
"Nicht so wacker wie wir es selber sind, mit Verlaub! Ein schöner Schlamassel mit diesem Orkan! Aber wir enttäuschen Mister Amblin nicht, auf uns ist Verlass, Ma'am!"
"Kommt er denn bald hierher ...?"
"Viele mögliche Anlaufpunkte gibt's hier ansonsten nicht. Der Sturm hat ja alles platt gemacht. Die ganze Gegend hat schwere Sturmschäden erlitten wie's aussieht, und mehrere Dörfer und Trading Posts sind aufgegeben worden! Eine Handvoll unserer Jungs reiten schon seit heute Vormittag die Landstraßen ab, um Mister Amblin hierher zu dirigieren. Ist nur eine Frage der Zeit. Wenn einer sich hier in der Gegend gut auskennt, dann ich und die anderen Jungs dort hinten!"
"Wie imponierend! Sie ziehen bestimmt allesamt immerzu an einem Strang!"
"Oh, na ja, nun, heute kam ehrlich gesagt ein kleiner Streit auf ..."

May B. entlockt dem Behexten, dass die eine Hälfte der Cowboy-Truppe ihr Vorhaben verschieben will, um vorerst loszureiten und nach diversen Angehörigen zu schauen. Der Rest will Ernest Amblins Befehle weiterhin ausführen, jetzt, wo die Ereignisse sich dermaßen zugespitzt haben.

Was genau für Befehle sind das denn eigentlich? Weiß ich noch nicht. Das Kartenorakel sagt: A Technical Current Need. Also:

"Es gibt drei Gentlemen von einer ganz besonderen Vereinigung, die mit der Wells Fargo-Kutsche vom Norden her eintreffen sollten. Einer von denen ist sogar Professor! Mister Amblin hätte sich ja eigentlich nach der Dampfwagen-Schlacht auszahlen lassen von der verdammten Union Blue, und seinen Vertrag mit denen beendet! Diese drei Herren aus dem Norden, der Herr Professor und die anderen beiden, die waren ja die ganze Zeit über die eigentlichen Ziele für ihn! Jede Menge Geld ist da im Spiel, oh ja, Ma'am! Aber dann kam der Scheiß-Sturm dazwischen. Oh, pardon! Na ja, die Wells Fargo-Kutsche wird das Unwetter auch schlecht überstanden haben. Die müssen wir jetzt nur wiederfinden. Die Frage wird nur sein, wo genau war sie, als der Orkan zugeschlagen hat. Wir reiten also nach Norden, sobald Mister Amblin wieder bei uns ist! In mir und meinen Jungens hat er die denkbar besten Männer, um so eine Suchaktion durchzuführen! Wir sind wie Füchse, wie Habichte, wie ..."
"... Oswald, was treibst Du denn da hinten?", ruft eine ungeduldige Stimme. Die anderen Typen haben mit ihrem eingefangenen Gaul wieder ihr Lagerfeuer erreicht.
"Ja ja, komme gleich! Bringe noch mehr Besuch mit!", und er schenkt May B. ein Lächeln und fährt fort: "Nach und nach finden heute immer mehr Geflüchtete den Weg zu unserem Lager! Ist ein guter Sammelpunkt, wie? Na, für Sie finden wir auch noch einen Platz an der Feuerstelle, hoho! Kommen Sie, Ma'am, ich bringe Sie ins Warme!"
Byrd klapst ihm freundlich auf die Schulter, und sagt ihm ins Ohr: "Das ist zu liebenswürdig. Wir kommen gleich nach, Oswald! Hauen Sie schon mal eine Dose Extra-Bohnen in die Pfanne. Wenn es eins gibt, womit man die junge Witwe erfreuen kann, dann sind's scharf angebratene Bohnen!"
Der Cowboy lässt sich weg dirigieren und raunt interessiert: "Bohnen. Oh ... Witwe?!"
"Ja, ja. Sie war verheiratet mit dem Herrn Bruder von dem häßlichen Langen mit dem schwarzen Bart dort! ... Es war Brudermord!"
Oswald guckt Byrd groß an, "Brudermord?!"
Byrd lacht: "Ja, aber wir alle sind froh, dass der verblödete Eusebius von uns gegangen ist. Oh, von uns gegangen wurde, muss man ja sagen. Na, die Ma'am ist jedenfalls ganz und gar nicht mehr in Trauer."
Der Cowboy sieht sich schmachtvoll nach May B. um, und nickt verwirrt: "Gut! Ähm ... gut. Raffen Sie ihre Siebensachen zusammen, ich heize das Lagerfeuer an."
"Genau! Und an die Extra-Bohnen denken!"

Im Wegschleichen holt Byrd zu Shadrack und Wickett auf.
Die Hexe sagt halblaut: "Eins muss ich Ihnen beiden lassen ... diese Nummer ist viel einfacher einzufädeln mit Ihnen als Komplizen!"
Byrd grinst: "Prima das mit der Schwindelei, das ging ja wie geschmiert! Kam aus dem Bluffen gar nicht mehr raus. Hey, wann verliert der Hokuspokus denn wieder seine Wirkung? Ich wette, Oswald ist mittlerweile schon wieder normal, während wir hier Fersengeld geben!"
May B. schüttelt den Kopf: "Das hält an bis zum Tagesanbruch. Genug Zeit für Oswald, noch ein bißchen manisch die Umgebung abzusuchen nach mir, also sehen wir zu, dass wir keine offensichtlichen Spuren hinterlassen!"
Byrd schaut bedröppelt drein: "Bis Tagesanbruch? Na, das ist ja noch lang hin. Hey, nicht dass unser wackerer Cowboy sich noch die Glubscher nach Ihnen ausheult, Miss May!"
"Do-hoch, das ist recht wahrscheinlich! In den Mond wird er heulen vor lauter Sehnsucht! Wo gehobelt wird, fallen Späne."
"Das sagen Sie so einfach! Jetzt tut er mir Leid, der Arme."
Shadrack knurrt: "Kriegen Sie bloss nicht schon wieder den Moralischen, Mister Byrd! Denken Sie dran, für wen die Bande verdammt nochmal arbeitet."
May B.: "Eine einzelne Stagecoach auf irgendeiner Landstraße wird schwer zu finden sein!"
Shadrack: "Ich schlage vor, dass wir nicht unsererseits nach dieser Kutsche fahnden, sondern versuchen, Ernest Amblin zuvor zu kommen. Diese Suchaktion wird ihn und seine Cowboys womöglich Tage kosten. Bis dahin erreichen wir Syracuse. Dort erwarten wir die Truppe!"
Byrd: "Oho, aber wir wissen doch gar nicht, ob die wirklich dorthin wollen!"
Wickett: "Hm. Syracuse ist jedenfalls die beste Gelegenheit, von hier aus zurück zur Zivilisation zu kommen. Entweder das, oder Dodge City — und nach Dodge wird ein Ernest Amblin nicht wollen, jetzt nachdem er sich von Union Blue lossagt, und nachdem meine Schwestern, ... Ex-Schwestern, von Black River, sein Blut sehen wollen. Diesen Gruppen begegnet man in Dodge aber unter Garantie."
Shadrack: "Vor allem hat er dann drei Gentlemen mit akademischem Hintergrund bei sich. Die werden nur bereit sein, gerade so lange zwischen Sträuchern und Hasenscheiße zu übernachten wie es unbedingt sein muss!"
"Ich hätte gedacht, Sie brennen darauf, gerade diese drei Herrschaften kennenzulernen, Mister Shadrack!", sagt Byrd.
Shadrack klingt manisch, als er raunt: "Da irren Sie nicht, Byrd! Aber ich will verreckt nochmal vorbereitet sein auf solcherlei Zusammentreffen!"
"Klingt ganz so als würde es ein klein wenig Halligalli geben in Syracuse in den nächsten Tagen!", sagt Byrd bedächtig.



Meine Wild Cards sehen also zu, dass sie sich so weit von dem Farmgelände und den Landstraßen entfernen, wie sie können. Als sie schließlich zum Umfallen müde sind, schlagen sie ein armseliges Lager im tiefen Dickicht auf und bekommen jeder ein paar Stündchen Schlaf.


Dann mache ich mal einen GM Move, und bekomme: Advance a Threat! Uuuh, da weiß man ja gar nicht, mit wem von ihren zahlreichen Gegenspielern es die Wild Cards zu tun bekommen sollen — hat Otavana doch noch ein paar neue Wolfsmenschen zusammenbekommen? Laufen unverhofft die drei schattenhaften Gentlemen aus der vermissten Stagecoach den SCs über den Weg? Ich weiß noch einen, der Bock auf Vergeltung hat nach seinem letzten Auftritt ...

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #40 am: 19.12.2022 | 14:39 »
Als die blaue Stunde gerade vorüber ist und die Morgendämmerung beginnt, kriechen die beiden Männer unter ihren Decken hervor, während May B. gerade ein kleines Feuer entfacht hat. Die Luft hat einen merkwürdigen, aufgeladenen Geschmack, wie als wären die Elemente immer noch in Aufruhr seit dem Orkan.

"Gut dass sie endlich wach sind", sagt May B. leise, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen, ihre Finger sind noch klamm, "irgendetwas stimmt nicht. Unsichtbare Kräfte sind hier irgendwo in Bewegung geraten."
Byrd gähnt: "Nicht schon wieder unsichtbare Kräfte! Mit solchen sind wir schon kurz vor Dodge aneinander geraten, was, Shadrack?"
"Halten Sie den Rand, Mister Byrd."
"... oder haben uns zumindest eingebildet, mit ihnen aneinander geraten zu sein!"
Shadrack mustert griesgrämig aber dennoch neugierig die Hexe: "Unsichtbare Kräfte? Wie kommen Sie darauf, Miss? Welche Art der Kognition sagt Ihnen das?"
May B. raunt angespannt: "Sie wissen seit gestern schon mehr als genug über meine Künste. Lassen Sie uns kurz aufwärmen, und dann schnell wieder Leine ziehen."

Dann ist es Zeit für die Orakelwürfel um zu bestimmen, ob meine Wild Cards zuerst eine Chance bekommen die Bedrohung zu bemerken, oder ob die Bedrohung zuerst sie bemerkt! Die Würfel zeigen an: Ersteres, so ein Glück, also lasse ich alle Notice würfeln.

Byrd ist scheinbar noch im Halbschlaf; Shadrack hat aber eine fünf und hebt lauschend den Kopf. May B. erzielt eine dicke, fette 19, und zuckt zusammen: "Hören Sie das? Dieses Klappern aus dem Gebüsch im Osten ... Knochen, die gegeneinander reiben ... viele Knochen, und teilweise morsch ... kein Tier und kein Mensch bewegt sich in solchen Mustern und macht dabei solche Geräusche!"

Als gerade alle hektisch ihre armseligen Ausrüstungsstücke an sich gebracht, die Pistolen gezogen, und die Hüte aufgesetzt haben, hört man es ganz deutlich, und die Geräuschquelle hat auch die drei Menschen gehört und nähert sich rasselnd! Merkwürdige Gliedmaßen machen schwere Schritte durch das Unterholz, trockenes Geäst teilt sich, und die Augenhöhlen bleicher Schädel scheinen auf die drei hinab zu starren!



Der Bone Fiend! Eigentlich müsste er noch einen zentralen Longhorn-Rinderschädel auf den "Schultern" sitzen haben, um der Beschreibung im Deadlands-GRundbuch gerecht zu werden, aber der Körperbau des Dings ist eh immer in Bewegung.


Es ist ein Bone Fiend! Alle Wild Cards würfeln angesichts der rasselnden Knochenmasse gegen Furcht, nur Byrd schafft es. für die anderen beiden würfle ich auf der Furcht-Tabelle: Shadrack erbleicht und ist Distracted, May B. schreit heiser auf, wirbelt instinktiv herum, und flieht in blinder Panik.

Die Orakelwürfel sagen, sie bewegt sich nicht nur außer Sicht, sondern es kommt noch doller: Sich überschlagend kullert sie einen Kiesabhang hinab. Immerhin nimmt sie keinen Fatigue-Schaden durch den Absturz.

Shadrack weicht zitterig zurück und versucht eine Hex-Formel zu verwenden, aber bringt noch nicht genügend Fassung auf dafür bei dem grotesken Anblick. Der Bone Fiend wälzt sich krachend und knirschend näher, und schleudert als Multi-Action kleine, scharfkantige Knochensplitter auf die beiden Männer; nur Byrd wird getroffen, und auch er erhält nur ein paar Schrammen, aber der wirbelnde Staub und die Schrapnelle nehmen beiden kurz die Sicht. Im Zurückweichen feuert Byrd versuchsweise einen seiner Friedensstifter in die wirbelnde Knochenmasse ab. Er macht mit einem glücklichen Wurf satte 29 Schaden; er erwischt also ein paar zentrale Rückenwirbel, und Teile der Kreatur fliegen auseinander ... und dann zerbricht das ganze grauenvolle Konstrukt in zahllose Einzelstücke und klappert in den Staub!

Schon ist die Erscheinung besiegt. Byrd wirbelt kunstvoll seine Pistole herum und steckt sie wieder in den Holster.
"Das war ... wirklich ein spektakulärer Treffer!", krächzt Shadrack und starrt ungläubig auf das zerlegte Monstrum hinab.
"Miss, Sie können wieder rauskommen!", ruft Byrd, und schaut in die Richtung in der May B. verschwunden ist.
Rex Shadrack schafft einen Occult-Wurf, als sein angewiderter Blick über die Knochenhaufen schweift: "Ich weiß, was das ist ..."
Byrd keucht aufgekratzt: "Haben Sie etwa von dem Ding auch im Tombstone Epitaph gelesen?! Hey, ist das 'ne verdammte Marionette? Da sind doch bestimmt irgendwo Strippen dran, die das verdammte Ding bewegt haben!"
Gedämpft sagt Shadrack: "Keine Schnüre ... ich würde das als Psychokinese bezeichnen, was es angetrieben hat. Ein unsichtbarer Manitou, der keinen einzelnen Leichnam bewegt, sondern einen ganzen Knochenhaufen. Habe draußen in Utah davon gehört bei den Rail Wars ... Nevada Smith soll da mal einen besiegt haben. Habe aber nie erfahren, auf welche Weise."
"Na, ist doch ganz einfach, Chef: Eine blaue Bohne gegen eine tragende Stelle! So wie eben. War eigentlich ganz einfach!"
May B. taumelt staubbedeckt und mit aufgeschürften Ellenbogen wieder heran, die Colts in den Händen. Sie macht große Augen, hat sich jedoch wieder eingekriegt.
Shadrack keucht: "Fragt sich nur, wo im Orkangebiet so viele Tierknochen auf einmal herkommen! Sehen Sie ...!", und er bückt sich und hebt ein einzelnes Schienbein auf, wedelt demonstrativ damit, "die meisten Knochen sind verkohlt! Wahrscheinlich haben überlebende Farmer die vielen Tierkadaver nach dem Unwetter gesammelt und verbrannt, damit jetzt nicht auch noch Seuchen ausbrechen! Und das hat diesem Manitou verdammt nochmal seine Bauteile gegeben ...!"
Byrd verzieht angeekelt das Gesicht, und sagt gedämpft, "und Sie fassen das auch noch an", aber eher zu sich selbst.
May B. zieht ungläubig die Augenbrauen hoch, und ruft: "Weg da, Shadrack! Hinter ihnen!"

Und siehe da, in die Brustkörbe und Wirbelsäulen und Gebeine ist erneut Bewegung gekommen! Knarrend setzt das Monstrum sich wieder zusammen!

Ungläubig heben die drei Wild Cards die Köpfe, als ihre Blicke auf den Longhorn-Rinderschädel gerichtet bleiben, der sich krachend und bröckelnd wieder über sie erhebt. Shadrack hechtet weg von den Knochen, spricht blitzschnell Deflection aus auf alle drei, und diesmal gelingt es sofort. May B. reckt durch das Hitzeflimmern hindurch beide Hände dem Bone Fiend entgegen, mit abgespreizten Zeigefingern und kleinen Fingern, und verlangsamt die Bewegungen des Monsters, macht es mit Sloth schwerfällig, es bewegt sich nun knarrend und ächzend, beinahe wie in "Stop Motion". Alle drei weichen zurück, Byrd feuert, und wird erneut von den Knochensplittern gestreift, als der Bone Fiend versucht, sich gegen May B.s Hexenspruch zu stemmen und näher zu kommen. Er kann sich von dem Bann jedoch nicht befreien; die Hexe hebt die Hände abwehrend höher und murmelt angestrengt vor sich hin. Aus den Knochen formt sich eine krude Sense, welche von mehreren Armen gehalten wird, und es holt weit aus und schlägt damit nach May B., aber seine reduzierte Bewegung reicht nicht ganz, um sie zu erreichen! May B. schreit dennoch entsetzt auf. Sie gestikuliert erneut, und schickt einen ihrer bläulichen Blitze nach dem Monster aus, die mehrere Rückgrate und Schädel zersprengen. Erneut zerfällt der Bone Fiend in tausend Einzelteile!

"Das wird ihn wieder nicht lange aufhalten!", ruft Shadrack, aber in dem Moment entdeckt er die Schwachstelle in dem Knochenberg.
(Spoiler-Entwarnung: Da ja möglicherweise auch Leute mitlesen, die Deadlands irgendwann mal als Spieler erleben wollen, spoilere ich hier mal nicht alle Details, und schreibe diese Schwachstelle hier nicht hin! Sie ist im DL-Grundregelwerk zu finden, auf Seite 158 bei den Spielwerten des Bone Fiend!)


Alle drei Wild Cards rennen los, und schlittern nun Seite an Seite den staubigen Kiesabhang hinab, den May B. eben noch blindlings hinab gekullert war. Hinter ihnen erhebt sich krachend der Bone Fiend in der Staubwolke und poltert ihnen nach, nun befreit von dem Hexenbann (und mit Pace 8, er ist schneller als die Gejagten und wird binnen Sekunden zu ihnen aufholen). Knackend formieren seine Knochenteile eine noch größere Nahkampfwaffe, diesmal eine zackenbewehrte Keule so lang wie ein Lampenpfosten. Im Schlittern ballert Byrd auf die von Shadrack zugerufene Stelle, aber verfehlt. Die überlange Keule saust knapp an ihm vorbei und wirbelt Kies und Staub auf, die in alle Richtungen fliegen. Bevor Shadrack sich im Kies überschlägt hat er für eine Sekunde noch das Ziel im Auge, und präzise drückt er im Sturz darauf ab. Der zentrale Bereich der Schreckensgestalt explodiert, und dann werden all seine Bestandteile unkontrolliert in alle Richtungen verteilt! Scharfkantige Tierknochen fliegen in alle Richtungen! Zahlreiche Prellungen und Schnitte machen alle drei Wild Cards Shaken, aber glücklicherweise nicht mehr als das. Zitterig und verdreckt lesen sie sich am Fuß des Hanges aus dem Kies auf.

"Klasse, jetzt hat jeder von uns ihn einmal kalt gemacht, Pardners! Mister Shadrack aber endgültig, wie's aussieht!", lacht Byrd begeistert, seine aufgesprungene Unterlippe blutet.
"Wie zum Teufel ist dieses Ding hierher gekommen? Hat einfach die Sturmkatastrophe es angelockt?!", keucht May.
"Könnte sein, dass sogar dieses Ding eigentlich ein geheimes Werkzeug in den Rail Wars ist", bringt Shadrack hervor.
"Wenn meine Mädels sowas im Gepäck gehabt hätten für Barricade, hätte ich davon gewußt!", sagt May.

Shadrack stakst mit sichtlich weichen Knien den Kieshang wieder ein paar Schritte hinauf, und hebt erneut etwas auf. Sein Lederhandschuh hält etwas, das aussieht wie ein Kettchen, oder Rosenkranz.
"Kommt Ihnen das bekannt vor, Byrd?"
"Ja da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt! Ein Rosenkranz aus Hühnerknochen, ganz der Stil von Mister Sundown!"
"Wer ist das?", verlangt May B. zu wissen.
"Das komische Kerlchen war von der Bayou Vermillion-Eisenbahn! Vor Dodge haben wir dem ordentlich in die Suppe gespuckt!"
Shadrack nickt: "Das hier wird seine Rache sein."
Byrd: "Den haben wir jetzt auch wieder an den Hacken kleben, glauben Sie?"
"Unwahrscheinlich, aber möglich. Vielleicht hat ihn auch nur das Katastrophengebiet wie magisch angezogen. Denken Sie, was ich denke, Byrd ...?"
"Na klar, Pardner: Nach so einem Schrecken wär ein deftiges Frühstück angebracht, vorzugsweise Porridge!"
May B. zischt: "Hier sind ziemlich viele Leute abgekratzt während des Orkans. Wenn die gottverdammte Bayou Vermillion hier ist ... wollen sie sich vielleicht eine kleine Armee aus denen erschaffen."
"Wir sollten der Spur des Knochen-Haufens folgen, vielleicht führt sie uns direkt zu dem pomadierten Knilch!", sagt Byrd grimmig.
May B. schüttelt den Kopf: "Quatsch, wir sollten zusehen dass wir Land gewinnen! Haben Sie zugehört? Ihr pomadierter Knilch hat möglicherweise eine Streitmacht aus lebenden Toten!"


Advances
Nach dieser Session advancen meine drei wackeren Helden wieder. Sie bekommen folgende Neuerungen:
Byrd: Common Bond-Vorteil
Shadrack: Fan the Hammer-Vorteil
May B.: Stealth ➜ W8 und Survival ➜ W6.


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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #41 am: 19.12.2022 | 23:13 »
Ich betrachte meinen Plot vom letzten Mal als abgeschlossen: Die Wild Cards haben sich zusammengerauft, und bilden vorerst eine Gemeinschaft, ein neues gemeinsames Ziel haben sie auch. Was ist denn eigentlich mit meiner laufenden
Queste: Herausfinden, was Ernest Amblins geheime Pläne sind (Clue Target: 1\3)?

Ist die durch das Aushorchen des behexten Viehtreibers Oswald fortgeschritten? Die Clue-Tabelle aus FlexTale sagt gerade so eben, ja! Shadrack weiß bereits, dass es der "Court" ist, in den Ernest Amblin Zutritt sucht, und die ominösen Herren aus der verschollenen Wells-Fargo-Kutsche sind garantiert dessen Agenten. Also war Amblins Plan im Kern, diese Agenten in Barricade zu treffen nach der Schlacht um das Wegrecht, möglicherweise, um direkt daraufhin in die Geheimgesellschaft aufgenommen zu werden, wenn dem Professor und seinen Mitverschwörern gefällt was sie vorfinden! Nur noch ein letzter Hinweis fehlt!
Queste: Herausfinden, was Ernest Amblins geheime Pläne sind (Clue Target: 2\3)

Meine SCs sehen also zu, dass sie Syracuse, Kansas, erreichen. Die Landstraßen werden langsam belebter: Planwagen und Reiter wollen weg aus dem Sturmgebiet, und sind ebenfalls unterwegs nach Syracuse, oder in etwas weiter weg gelegene Städtchen.

Schwein gehabt, was die Amblin-Gang betrifft, denn laut den Orakelwürfeln holen die Cowboys nicht unterwegs zu den SCs auf.
Ich lose daraufhin ein Random Event aus, und bekomme Communication of technical Recent Events. Dann würfle ich für den Szeneineinstieg: Ich bekomme An NPC Acts Suddenly. Als dann:


Meine Wild Cards lassen sich schließlich von einem der Planwagen mitnehmen. Einige der Leute schauen das Halbblut May B. recht skeptisch an, aber viele andere haben jetzt gerade einfach größere Sorgen als sich Fremdenfeindlicheit hinzugeben. Von den Siedlern erfahren sie unterwegs das Neueste: An den Gleisstrecken von Union Blue und Black River, die von Dodge City in diese Richtung führen, sind heute vereinzelte Draisinen mit Bewaffneten gesehen worden, die wohl das Krisengebiet für die Eisenbahnen auskundschaften sollen, und jetzt die bestehenden Gleisstrecken patrouillieren. Wenn auch langsam und nur mit Muskelkraft, aber besser als nichts, um die Schergen der jeweiligen Eisenbahn-Rivalen davon abzuhalten, die Ruhe nach dem Sturm zu nutzen, um die Gleise ihrer Gegner hinter Dodge zu beschädigen.


Niemand ist scharf darauf, die Great Rail Wars mit Draisinen auszukämpfen, aber zum Kundschaften geht's


Es heißt, eine dieser Draisinen solle sogar eine Gatling Gun aufmontiert haben. Die bürgerkriegsartigen Zustände setzen also bereits wieder ein; das Land, das auch gemeinhin "Bloody Kansas" genannt wird, ist nichts anderes gewohnt. Nur wenig später werden sicherlich erste kleine Versorgungs- beziehungsweise Kampfzüge mit schwereren Geschützen von Dodge aus die Gleise entlang geschickt werden, um nach und nach die Kontrolle über die Gegend wiederherzustellen.

May B. sieht sehr angespannt aus, als sie davon hört. Auch den beiden Männern ist klar: Die Hexe muss diese Draisinen und Züge unbedingt meiden, und bald sicherlich auch die größeren Siedlungen und Trails, um nicht der US-Armee oder wieder den Agentinnen von Black River in die Hände zu fallen.

Dann ist es Zeit für den NSC, der spontan agiert, wie beim Abenteuereinstieg ermittelt:

Als der Planwagen und die Pferde gerade eine kurvige Straße herab rattern, wirft sich plötzlich eine Gestalt davor, mit ausgebreiteten Armen.
"Miss Wickett!", ruft sie aufgeregt.
Die Kutscher und Reiter behalten mit Mühe ihre Gäule im Griff, und bringen den Planwagen zum Stehen, bevor er mit der Person zusammenprallt, die da auf die Landstraße gesprungen ist. Leute fluchen und schimpfen, Pferde wiehern nervös, aber die Siedler vergessen ihren Ärger, als sie sehen, wer da vor ihnen steht: Ein blondgelocktes Engelchen, wenn auch schmutzig und in zerschlissenem Rüschenkleid, die Frisur sitzt schief und die Korkenzieherlocken sind zerzaust. Sie scheint am Ende ihrer Kräfte zu sein.
"Miss Wickett!", keucht sie erneut, und versucht, zwischen den vereinzelten Reitern hindurch zur Kutsche zu gelangen.
"Joycelyn ...!", bringt May B. verblüfft hervor.
"Seht nur! Das ist Joycelyn Lancaster! Joycelyn Lancaster aus Barricade!", ruft einer der Reiter.
Sofort bemühen sich die Siedler auf dem Planwagen, der zerrupften Sängerin an Bord zu helfen. Diese umarmt May B., als wäre diese eine verlorene und nun endlich wiedergefundene Verwandte. May schaut umso mehr verdattert drein. Dann geht ihr auf, dass Joycelyn technisch gesehen aber auch noch zur Black-River-Eisenbahn gehört, und es großen Ärger für sie bedeuten könnte, von der Sängerin wiedererkannt worden zu sein!
"Ich bin so froh, dass Sie hier sind, Miss Wickett, ich hatte schon allen Glauben daran fahren lassen, noch einmal ein bekanntes Gesicht zu sehen, oh mein Gott, es ist ja alles so schrecklich, der Sturm hat ja alles weggewirbelt, ich habe seit Tagen nicht geschlafen, ich hätte niemals, niemals herkommen dürfen, in diese trostlose Einöde, alles sieht immerzu gleich aus, und mein Gaul ist tot!", sprudelt es aus Joycelyn heraus.
May B. streicht Joycelyn über den Kopf, und bringt ein eloquentes "na, na, alles halb so schlimm" hervor, sie ist gänzlich überfordert in der Rolle der Trösterin.

Tatsächlich liegt ein gesatteltes Pferd am Straßenrand zwischen den kargen Büschen. Ein paar der Siedler gehen hin und besehen es sich, es ist nicht tot, aber so gut wie.
"Bist Du die ganze Zeit über geritten?!", fragt May B. mit einem Blick an der Plane vorbei nach draußen.
Flennend nickt Joycelyn an ihrer Schulter.
Sorgenvoll kommentiert einer der Leute von draußen: "Da ist nichts mehr zu machen! Sie hat es zu Schanden geritten! Sie wiegt zwar nicht viel, aber die Erschöpfung, und die Hitze ... die haben dem Gaul den Rest gegeben."
"Schade drum, ist scheinbar ein wertvolles Tier. Wir werden es erschießen müssen", sagt ein anderer traurig.
Man einigt sich darauf, wenigstens das Pferdefleisch mitzunehmen, es ist noch ein ganzes Stück bis Syracuse bei dem Tempo des Planwagens. Joycelyn bekommt von dem allen gar nichts mit, sie klammert sich an May B. und ihre Tränen durchnässen deren Hemd. Die Hexe lässt sich eine Wasserflasche reichen und flößt ihrer Bekannten etwas davon ein.
"He, Miss! Fragen Sie sie doch mal, ob sie 'Green Grow the Lilacs' für uns singen kann!", raunt schließlich einer der Siedler ihr hoffnungsvoll zu.
"Halten Sie bitte die Fresse!", raunt May B. zurück.

Joycelyn fällt kurz darauf in einen benommenen Schlaf. Ein paar der Siedlerfrauen vergöttern die junge Dame ganz offensichtlich ebenfalls, und scheuchen die meisten der anderen Mitreisenden raus aus dem Inneren des Planwagens, damit genüg Platz ist, damit sie sich hinlegen kann. Alle Pferde die nicht eingespannt sind werden doppelt besetzt, damit niemand zu Fuß nebenher gehen muss und die ganze Truppe dadurch noch langsamer wird. Shadrack und May B. werden gemeinsam auf ein Pferd gesetzt. Shadrack nutzt diese Gelegenheit, um leise zu sagen: "Sie stecken ja voller Überraschungen, Miss Wickett! Jetzt sind Sie auch noch die Busenfreundin von der großen Joycelyn Lancaster!"
"So so. Sind Sie etwa auch ein Verehrer, Shadrack? Waren Sie etwa jüngst in Chicago?"
"Ich war die letzten Jahre fast nur in Utah, da treten Sängerinnen von etwas handfesterem Wesen in den Saloons auf. Aber als Mister Byrd und ich neulich in Barricade ankamen, war Miss Lancaster offenbar die heißeste Nummer der ganzen Stadt! Wie kommt es wohl, dass ein Persönchen wie sie so großes Vertrauen zeigt, ausgerechnet wenn es jemanden wie Sie sieht, Miss Wickett?"
"Ich habe nun mal ein vertrauenserweckendes Gesicht, Sie Penner."
"Miss, ich verbitte mir dumme Witzchen und kecke Sprüche! Dafür ist bei uns Mister Byrd zuständig, der spannt damit meinen Geduldsfaden schon zu genüge!"
"Ich kann so keck sein wie ich will!"
"Und ich kann richtig unangenehm werden, wenn mein Geduldsfaden gespannt ist", knurrt Shadrack und klingt gefährlich wie ein räudiger Wolf dabei.
"Ja, ist ja gut. Ehrlich gesagt weiß ich's nicht genau. Ich habe nie ein Gespräch Auge in Auge mit Miss Lancaster geführt. Hab' mich nie getraut. Sie ist ein wenig ... ein Idol von mir."
"Das sah aber eben anders aus, eher anders herum. Lügen Sie auch nicht?"
"Miss Lancaster kennt bestimmt nicht mal meinen vollen Namen! Sie hatte in Barricade besseres zu tun als sich mit Leuten wie mir zu beschäftigen. Wir kennen uns nur aus der Big Barricade Bar, wo sie aufgetreten ist."

May B. würfelt Persuasion gegen Shadracks Notice mit einem ordentlichen Raise, und ist daher momentan nicht für ihn zu durchschauen.




Syracuse, Kansas
Kleinstadt am Rand des Katastrophengebiets: Furcht-Level 3

Endlich erreichen die Flüchtlinge in dieser Nacht Syracuse. Es ist eine Stadt von der Größe von Barricade, jetzt sind die Straßen dunkel, nur noch in wenigen der Holzgebäude brennt Licht, wie Herbergen und dem Stagecoach Office. Shadrack dehnt sich, und kramt in seinem schmutzigen Mantel nach seiner Pfeife.
"Wir machen es jetzt als erstes wie Miss Lancaster und holen Schlaf nach! Mir ist nach einem gefederten Bett, einem Badezuber, und allen Annehmlichkeiten die dieses Drecksloch zu bieten hat! Ich miete uns Hotelzimmer", sagt er.
Byrd lacht: "Aha, der Mann mit der dicken Brieftasche! Prima, Chefchen, danke. Ich hätte ansonsten diesen Heukarren da genommen, sieht auch sehr einladend aus."
"Ja, ja. Ich miete Sie natürlich nicht im selben Hotel ein wie mich. Wenn ich schon die Hotelkosten für alle trage, dann geht es für Sie beide in die Bretterbude da hinten, das muss reichen. Und Sie schlafen nicht auf einem Heukarren, Byrd, das erinnert mich zu sehr an unser erstes Zusammentreffen! Am Ende wachen Sie außerhalb der Stadt wieder auf. Und ich brauche Ihre Fähigkeiten ab morgen früh."
"Na, das ist aber knauserig", murrt Byrd mit gespielter Verstimmtheit, "und denken Sie auch bitteschön an die Dame, Ladies haben empfindsame Rippen, das ist nichts für harte Herbergsbetten!"
May B. spuckt Luca kunstvoll genau vor die Stiefelspitzen, und sagt, "Lassen Sie mal meine Rippen meine Sache sein."
"Sie hätten nicht den Clown spielen sollen in New York, dann wären Sie ebenfalls engagiert und ausgezahlt worden von Union Blue! Ich hatte es Ihnen ja gesagt", versetzt Shadrack mit einem fiesen Lächeln.
"Ich hatte es ja nicht böse gemeint mit den Herren von dem Club! War einfach noch etwas verpennt zu dem Zeitpunkt dieses Treffens! Aber was machen wir denn mit der Miss Lancaster? Nicht doch, Shadrack, die können Sie aber nicht in der Bretterbude einquartieren. Dann fällt die Miss uns ja endgültig vom Stengel!"
May B. zuckt die Schultern: "Wenn diese Siedlerinnen sie überhaupt je wieder hergeben, die wollten Joycelyn ja am liebsten gleich adoptieren!"
Shadrack knurrt genervt: "Die Missy ist doch reich und berühmt! Die findet schon was. Oder fühlen Sie sich am Ende etwa doch für die verantwortlich, May Wickett?"
"Lassen Sie mal auch Miss Lancaster meine Sorge sein", sagt May bestimmt.
"Haben Sie denn Geld?"
May blinzelt zögerlich, und faucht dann: "Ich ... ich habe keinen verdammten Dollar mehr seit der Flucht, Sie Schweinepriester! Ich kann Ihnen ja im Nachhinein die Moorhühner von gestern verkaufen!".
Shadrack winkt ab: "Schon gut, ich zahle auch für Miss Lancaster. Immerhin ist die kein Pleitegeier wie Sie beide, und kann es mir später zurückzahlen. Los jetzt, ich bin hundemüde!"
"Trinken wir noch einen Schnaps, so als Schlummertrunk?", fragt Byrd in begütigender Stimme.
Rex Shadrack rollt die Augen und zündet sich im Gehen seine Pfeife an.

GM Move: Advance a Plot

In der Lobby der winzigen Herberge sind noch recht viele Reisende wach. Alles scheint recht stark belegt zu sein, meine SCs werden nicht die einzigen Leute sein, die aus der Gegend von Barricade hierher kommen auf Durchreise. An der Rezeption wenden sich ein paar dunkelhäutige Reisende in Ponchos und Lederkleidung nach Byrd und Wickett um, als diese eintreten. Es scheint dort einen kleinen Streit zu geben. Die Gesichter der Reisenden sind fragend, und etwas verwirrt.
"Wir haben eben keine Zimmer mehr für solche wie Sie!", sagt einer der Rezeptionisten gerade.
"Eben haben Sie noch gesagt, Sie haben überhaupt keine Zimmer mehr! Obwohl die Leute eben noch eines gekriegt haben! Was stimmt nun?"
"Werden Sie jetzt etwa frech?! Werden Sie ja nicht frech! Achten Sie ja auf Ihren Ton!", warnt der eine Rezeptionist.
Die Reisenden sind zwar beinahe wie Weiße gekleidet, aber es sind offensichtlich Indianer.



May B. und Byrd schieben sich mit an den Tresen, Byrd's Augen funkeln bereits und er hat das schelmische Lächeln aufgesetzt, wie so oft, wenn er jemanden in die Pfanne zu hauen gedenkt.
Der Rezeptionist ist alldieweil offensichtlich froh, das Streitgespräch mit den Indianern beenden zu können, und wendet sich demonstrativ Byrd zu: "Und wie kann ich Ihnen helfen, Gentleman?"
"Gibt es noch zwei Zimmerchen, am besten mit rippenfreundlichen Betten? Wir hatten ja eine Reservierung, aber wir haben sie verloren!"
"Das macht gar nichts, Sir, das macht gar nichts! Ein paar Zimmer sind noch frei, das sind dann wahrscheinlich die von, äh, Ihrer verlorenen Reservierung. Wie dem auch sei, bitte sehr. Das macht vier Dollar."
May B. bezahlt mit dem Geld von Shadrack, und Byrd schiebt derweil schmunzelnd die Zimmerschlüssel den Ureinwohnern rüber, "bestens, das waren die beiden Zimmer, die wir für unsere Freunde reserviert hatten. Und haben Sie womöglich noch zwei, für uns selbst hatten wir leider keine Reservierung! Wir dachten, wir treffen erst morgen im schönen Syracuse ein! Und am besten auch mit rippenfreundlichen Betten, die Rippen der Dame sind ebenfalls recht empfindsam!"

Byrd wirft zwei Höchstzahlen in Folge und erzielt eine 18 als Persuasion-Resultat! Die beiden Rezeptionisten sind so verblüfft von seinem Manöver und seiner Freundlichkeit, dass sie einfach wortlos spuren.
Einer der anderen Reisenden sieht Byrd und Wickett von der Seite an, und bedenkt sie mit einem Lächeln, das zuerst verhalten ist und dann breit wird.


Auf dem kleinen, windschiefen Balkon an der Gebäudefront kommen die vier ins Gespräch miteinander, die Ureinwohner bieten einen Flachmann an, und Byrd nimmt ihn erfreut an: "Fassbrause, ich liebe Fassbrause!"
"Wohin geht die Reise für Sie?", fragt einer der Indianer.
"Am Liebsten raus nach Kalifornien", sagt May.
"Hey, das ist ja gar keine Fassbrause, das ist ja Schnappes! Umso besser!", sagt Luca, trinkt, und gibt den Flachmann weiter.
"Oh! Kalifornien! So wie wir auch. Dann geht Ihr auch nach Gomorra?"
May fragt verwirrt, "'Gomorrah'? Ist das nicht ein Ort in der Bibel?"
Der andere Ureinwohner zuckt die Schultern: "Das ist für uns nicht von Belang! Es ist eine Stadt, am Rand des Great Maze!"
Byrd sagt gut gelaunt: "Ah, ich kapiere! Dann seid Ihr Schürfer! Habt Ihr schon einen Claim da irgendwo?"
"Nein, Mister. Wir sind keine Schürfer. Eher Siedler. Es zieht alle nach Gomorra."
May meint, "hab' ich noch nie gehört. Was meinen Sie damit, es 'zieht alle nach Gomorra'? Wenn es um's Great Maze geht, dachte ich, es zieht alle zur City o' Lost Angels."
Einer der beiden Ureinwohner sieht zögerlich aus, er entgegnet, "Nein, Gomorra ist der Punkt, an dem alles zusammenkommt. Alle Kräfte versammeln sich dort. So sagen es die Medizinleute von Joseph Eyes-Like-Rain."
Der andere fragt May: "Du bist auch eine Rothaut, nicht? Hast Du denn noch nicht davon gehört? Von Joseph's Vision?"
May schüttelt verunsichert den Kopf, weiß nicht, was sie sagen soll.
Byrd schmunzelt: "Gomorra, das klingt nach einem malerischen Städtchen, dem malerischen Namen nach zu urteilen! Hab' es aber noch nie auf 'ner Karte eingezeichnet gesehen!"
"Das ist auch kein Wunder, es ist eine Boomtown. Es war noch vor einem Jahr nicht viel mehr als ein Zeltlager."
May fragt neugierig, "Und wer ist dieser Joseph?"
"Bist Du denn keine Sioux? Hast Du noch nie von ihm gehört?"
Sie schüttelt den Kopf: "Ich hab' mein ganzes Leben unter Weißen verbracht!"
"Wir sind auch keine Sioux, wir sind Comanche. Aber Joseph Eyes-Like-Rains Botschaft erreicht nach und nach alle Stämme! Es ist wie mit den Alten Wegen, und dem Geistertanz!"
"Und der ruft ... alle möglichen Leute in Gomorra zusammen?", fragt May konfus.
"Alles kommt in Gomorra zusammen, alles, es ist das Auge des Sturms", sagt der eine Indianer, der andere nickt.
May B. sagt gebannt: "Ich weiß fast nichts über die Alten Wege oder den Geistertanz. Könnt Ihr ... mir mehr erzählen?"
Einer der beiden lacht: "In Kalifornien dann!"
Byrd lacht auch: "Wir wollen aber nach Denver! Wir zwei beide sind Söldner im Eisenbahnkrieg!"
"Spielt keine Rolle!", lacht der eine Comanche weiter, und greift nach dem Flachmann.
« Letzte Änderung: 9.06.2023 | 17:08 von Schalter »

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #42 am: 19.12.2022 | 23:33 »
GM Move: An NPC Takes Action. Interessant, was die Tabelle da angibt. Vielleicht agiert diesmal ein NSC per Brief ...!

Am nächsten Morgen kommen die Wild Cards ausgeschlafen und gebadet in der Lobby von Shadrack's Hotel zusammen, um zu frühstücken und ihren Schlachtplan auszuhecken. May B. ist die letzte, die eintrifft. Sie sieht aus als wäre sie ziemlich durch den Wind.


Der Frühstücksraum von Shadrack's Hotel

"Nanu, was ist denn mit Ihnen, Miss? Oh nein, ich weiß schon, das Bett war am Ende doch zu hart für Ihre zarten Rippen."
"Stecken Sie ihre Nase in einen Pferdearsch, Byrd! Ich habe das hier eben von einem der Hotelfuzzis bekommen!", und sie legt ein gefaltetes Blatt Papier auf den Tisch.
Byrd greift danach, aber Shadrack ist schneller.
May setzt sich und flüstert: "Der verwünschte Amblin ist bereits hier! Oder zumindest weitere seiner Schergen. Er will mich treffen, und natürlich alleine!"
Shadrack grimassiert.
May fährt flüsternd fort: "Er weiß natürlich, dass Sie ihm wieder das Fell über die Ohren zu ziehen versuchen werden, wenn er zulässt, dass Sie mitkommen! Ich soll da laut dem Schrieb alleine hinkommen!"
Byrd linst auf Shadracks Blatt: "'Friedensangebot' ... 'will nur reden' ... na, da schlägt er doch einen ganz vernünftigen Tonfall an, wie ich finde! Glauben Sie, das kleine Schlitzohr hält Wort?"
May B. zischt: "Er wird ganz sicher seine Männer versteckt dort postieren! Er weiß, dass ich ihn wieder behexen könnte bei der Gelegenheit!"
Shadrack murmelt: "Ach so, dann verstehe ich auch diesen Absatz hier: 'Um das Anbehalten allen Schuhwerks wird höflichst gebeten, wie auch um das Tragen von Kniestrümpfen', ich dachte zuerst, das wäre so eine versaute Vorliebe oder sowas."
May B. pustet sich schmollend eine schwarze Locke aus der Stirn: "Quatsch, versaut. Ich hatte ja nichts mit dem. Ich hab' ihn halt behexen müssen, um in Barricade die Pläne von Euch Union-Blue-Arschgeigen herauszubekommen. Möglicherweise hat sich mittlerweile was bei ihm im Oberstübchen verrenkt deswegen."
Shadrack schaut die Hexe lauernd an: "Kann sowas denn passieren bei Ihren sogenannten Künsten ...?"
"Dass mal ein Opfer dadurch überschnappt? Nicht unbedingt, aber na ja, 'der Seele seltsam' Spiel', Sie wissen schon. Haben die Witchita Witches oft genug erlebt, dass angehexte Liebe zu echter Liebe geworden ist, oder zumindest zu Obsession!"
Byrd: "Na, und was macht man dann in Wichita mit so einem?"
May zischt ärgerlich: "Na was wohl, die locken so einen in die Wildnis und knallen ihn ab! Was glauben Sie, wie nervtötend unerwünschte Verehrer sind! Das ist alles ein gefährliches Spiel, was da läuft!"
Shadrack setzt ein dünnes Lächeln auf: "Ernest Amblin liebt gefährliche Spiele. Wie auch dieser Brief hier beweist! Was auch immer er wirklich empfindet Ihnen gegenüber, Miss Wickett, wir werden es zu unserem Vorteil ausnutzen."
May B. grummelt: "Aber die müssten doch alle noch irgendwo beim einstigen Barricade sein! Amblin und seine Gang, auf der Suche nach den Arschlöchern aus der vermissten Wells-Fargo-Kutsche! Diese Reaktion kommt viel zu schnell! Wir sind gestern abend erst in Syracuse gesehen worden. Kein Mensch kann so schnell kommunizieren!"
Shadrack nickt: "Kein normaler Mensch. Aber es gibt Kartenlege-Techniken für sowas. Mit Gedankenübertragung können Huckster über Meilen hinweg miteinander in Kontakt sein."
May: "Dann bedeutet das, dass Amblins Leute hier in Syracuse tatsächlich bereits aktiviert wurden, und uns kommen gesehen haben. Die müssen auf Zack sein wie verdammte Kettenhunde! Dann hat er den Brief nicht selbst geschrieben, sondern schreiben lassen. Darum nennt er auch noch keinen Treffpunkt, sondern bittet erst um meine Rückmeldung! Vielleicht will er Zeit schinden, so lange er noch gar nicht selbst vor Ort ist!"
Shadrack nickt bedächtig: "Von dem allen wäre auszugehen."
May fährt fort: "Dann rücken Sie jetzt endlich raus damit! Was sind das für Leute? Was für Huckster sind denn derartig miteinander vernetzt?! Ich dachte, ihr seid alle verschissene Einzelgänger, weil ihr keinem anderen traut, allem voran nicht euch gegenseitig!"
Shadrack schaut aus verengten Augen zwischen Wickett und Byrd hin und her, und eine Schweißperle erscheint auf seiner Stirn.
"Die Dame hat nicht unrecht, Chefchen! Wenn wie Ihnen helfen sollen, Amblin umzulegen, müssen Sie uns früher oder später mal verklickern, warum!", flüstert Byrd.
Shadrack sieht sich nervös im Frühstückssaal um, um zu sehen, ob auch keiner mithört. Dann flüstert er: "Hoyle's Schüler, Miss Wickett, sind nicht so grotesk waghalsig, dass sie ihre Kräfte dafür einsetzen würden, eine gottverdammte Eisenbahnlinie zu betreiben, wie Ihre Herrin Mina Devlin es tut! Aber natürlich gibt es Zusammenschlüsse von Huckstern, wo denken Sie denn hin. Der wichtigste Nordamerikanische ist der "Court", also der "Hof", benannt nach den Hofkarten in einem Pokerspiel. Sie beide schweigen darüber wie Gräber, verstanden? Allein diesen Begriff zu kennen kann einem zum Todesurteil gereichen in der okkulten Unterwelt! Ich denke, dass auch Ernest Amblin seine kriminellen Verbindungen erweitern will, um künftig als Mitglied des Court zu agieren. Ich weiß fast nichts über diese Organisation, ich habe meine Technik vom Weißen Bullen des Südens gelernt, und der hatte nichts mit dem Court zu schaffen. Ich weiß jedoch, dass die Organisation auf diesem Kontinent ein besonderes Ziel hat: Das Reckoning des Schamanen Raven voranzutreiben."
Kurz schweigen alle am Tisch. Shadrack tupft sich die Stirn mit seinem Einstecktuch, seine langen Finger zittern leicht.
"... Na dann frisch ans Werk, Pardners! Schnappen wir uns den Hallodri!", raunt Byrd enthusiastisch.
"Wir müssten nur rausbekommen, wer heute früh die Nachricht für mich abgegeben hat, dann kennen wir auch schon einen der Mittelsmänner", schlägt May B. vor.
Shadrack knurrt: "Wenn die sich finden lassen, fresse ich einen Hexenbesen. Und wenn doch, sind es nur ahnungslose Marionetten. Ich will Amblin dran kriegen, und genauestens zum Court befragen, deren Organisationsstruktur, Treffpunkte, Übergabeorte, Schwachstellen. Verdammt nochmal, ihre Schwachstellen. Noch besser wäre es sogar, diesen Professor und die anderen beiden in die Finger zu kriegen, das werden Agenten des Court sein, die Amblin testen sollen."
May B. sagt zögerlich: "Ich stimme meinetwagen ... diesem angeblichen Friedensangebot zu. Soll er einen Treffpunkt dafür schicken, dann wissen wir, wo wir zuschlagen können. Aber ... Sie beide helfen mir dabei, klar? Sie machen keinen Rückzieher, wenn's dabei an irgendeinem Punkt brenzlig wird!"
Byrd lacht Wickett an: "Abgemacht, Miss, und versprochen! Mister Shadrack hier und ich sind sowieso nur dann zufrieden, wenn's brenzlich ist!"

Jemand kommt durch den Schankraum und macht direkt Halt neben dem abgelegenen Tisch der drei. Shadrack zuckt nervös zusammen, und alle schauen auf: Es ist aber Joycelyn. Ganz wie aus dem Ei gepellt sieht sie immer noch nicht wieder aus, aber zumindest hat sie seit gestern ihre Fassung wiedergefunden.
"Guten Morgen, Miss Wickett! Guten Morgen die Herren", haucht sie.

Luca Byrd nötigt Joycelyn, mit zu frühstücken, immerhin müsse sie wieder zu Kräften kommen. Währenddessen berichtet diese von ihrer Flucht aus dem Orkangebiet. May B. hört ihr aufmerksam zu und betrachtet die Sängerin mit einer Mischung aus der alten Bewunderung und Befremden.

"... Na, dann sollten wir mal schauen, dass wir Sie von Denver aus zurück nach Chicago bekommen!", sagt Byrd ermunternd.
"Aber Mister Byrd, an eine weitere Zugfahrt über den halben Kontinent sollte man erst einmal gar nicht denken!", widerspricht May B. schnell, "wir geben schon gemeinsam auf Miss Lancaster Acht!" (Ihr gelingt dabei ein Persuasion-Erfolg.)
Joycelyn bedenkt sie mit einem dankbaren Blick: "Oh ja, das wäre, mit Verlaub, mein Wunsch."


Rex Shadrack hat Research auf W4, und er beginnt am Morgen eine Recherche in Syracuse, um alle Spuren von Amblin zu entdecken, die dieser hier bisher hinterlassen hat. Mit einem Erfolg erfährt er von einigen Cowboys und Laufburschen, die für Shadrack ersichtlich in Amblins Auftrag gehandelt haben in den letzten Monaten. Der Zusteller des Briefes an May ist ...

... und dazu befragen wir mal die Tabellen bei One Page Solo Engine: Diese umreißen den Kurier als einen mystischen Spezialisten mit ungewöhnlichem Equipment, der Feinde der SCs körperlich schützen will. Das klingt nicht nach einer bloßen Marionette wie Shadrack erwartet hatte, sondern einem gut vorbereiteten Zuarbeiter des Court!

Damit ist Rex Shadrack den Tag über beschäftigt. In der Zwischenzeit gehen Luca und May B. auf Shadracks Wunsch (und mit seinem Geld) neue Klamotten kaufen, neue Munition, und schon einmal etwas Proviant für die Zugfahrt nach Denver. Wer weiß, wie kurzfristig man aufbrechen werden muss.
Byrd fragt unterwegs: "Vorhin klang es ja so, als wollten Sie die kleine Joycelyn gar nicht gehen lassen! Ist da was dran? Wäre sie nicht sicherer im heimischen Chicago?"
May raunt: "Sie können das nicht wissen. Joycelyn war als Werkzeug der Black-River-Eisenbahn nach Barricade geschickt worden!"
"Ach was! Du junge Dame sieht so aus als wüsste sie nicht einmal, wie man Hocuskultismus richtig buchstabiert!"
"Mein einziger Vorteil ist gerade, dass die Eisenbahn mich für tot oder verschollen hält, erinnern Sie sich? Nachdem sie in Chicago oder sonstwo Back East aufkreuzt, werden die Häscherinnen von Black River wieder Kontakt mit ihr aufnehmen. Ein falsches Wort von ihr, und sie kann mich platzen lassen wie einen reifen Pickel! Selbst wenn sie es nicht will, sie braucht sich nur zu verplappern."
"Igitt. Aber was wollen Sie tun, Miss Wickett? Die Kleine den ganzen Weg mit nach Kalifornien schleppen, damit sie nicht noch einmal den Wichita Witches über den Weg läuft?"
"Weiß ich noch nicht. Erst einmal, ja. Sie glaubt immerhin, ich bin ihre einzige übrige Verbündete!"
Byrd runzelt die Stirn: "Waren Sie denn überhaupt wirklich Verbündete in Barricade?"
"Schwer zu sagen. Wir hatten eben beide zu gehorchen. Wir waren, glaube ich, beide viel zu eingeschüchtert um darüber nachzudenken!"
"Na, dann ist es ja gut, dass Sie jetzt beide da raus sind!"
May B. schaut Luca skeptisch an: "Sind wir denn schon wirklich ganz da raus? Fühlt sich gerade nicht so an."
"Joah, na ja, jedenfalls haben Sie ja jetzt auch noch uns. Keine Sorge, Miss. Man wird Sie schon nicht platzen lassen!"
"Na dann prost!"
"Gut dass Sie's sagen, Miss, apropos prost: Wir müssen Mister Shadrack von seiner Kohle noch eine Flasche Whiskey kaufen für die Zugfahrt demnächst! Aber vom Feinsten! Er gibt es ja nicht zu, aber er reist gar nicht gerne ohne!"


Advance
An dieser Stelle bekommt außerdem Joycelyn Lancaster ihren ersten Advance als Teil des Aufgebots. Sie war ja auch in ein Loyalitäts-Verhältnis zur Black-River-Eisenbahn gedrängt worden. Ich verwende diesen Advance, um ihr den Nachteil Loyal (Black River) weg zu kaufen. (Bei May B. hatte ich diesen Nachteil in Enemy umgewandelt, das passt hier weniger, weil Joycelyn nicht tief verwickelt war in die Strukturen dieser Eisenbahngesellschaft.)
« Letzte Änderung: 10.06.2023 | 00:27 von Schalter »

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #43 am: 6.01.2023 | 18:09 »
Am liebsten wollen meine Wild Cards ja den Dude in die Zange nehmen, der am Morgen den Brief überbracht hat. Laut Rex Shadracks Nachforschung ist er in Syracuse bekannt als "Fast-Shuffle Jones". Das Würfelorakel sagt, dass er in den nächsten Stunden weder auf irgendeinem Weg durch die Stadt von meinem Aufgebot beschattet werden kann, noch in einem öffentlich zugänglichen Gebäude abzupassen ist. Der vermaledeite Kerl achtet echt darauf, unangreifbar zu sein!


Mit innerem Widerstreben übergibt daher May B. abends das Antwortschreiben dem Rezeptionisten in ihrer Absteige: Sie stimmt darin dem Treffen mit Amblin zu und erklärt sich bereit, sich ohne ihre Reisebegleiter einzufinden. Und ihr Knöchel-Tattoo bedeckt zu halten ...

Shadrack lungert zeitgleich wie zufällig vor der Absteige herum, raucht Pfeife und mischt scheinbar gelangweilt seine Karten, bis der Rezeptionist spät abends heraus kommt. Dann spricht Shadrack Boost Trait auf sich selbst aus, um seinen Stealth-Würfel auf einen W10 zu erhöhen. Den Power Modifier namens Shroud baue ich auch noch in Shadracks Formel ein, dadurch verstärken sich die Schatten um ihn her auf geisterhafte Weise, und geben ihm zusätzlich +1 auf Stealth-Würfe.



Dadurch kommt er auf eine satte 18 gegen die vier des Hoteliers; mein Huckster ist buchstäblich selbst wie ein Schatten. Der Beschattete geht in eins der bürgerlichen Wohnhäuser an der zentral gelegenen Hamilton Street. Shadrack kann nicht mit ins Innere schlüpfen, denn dort ist es zu hell erleuchtet (das sagen mir die Orakelwürfel), also späht er durch ein Fenster hinein. Im Inneren befindet sich eine Wohnstube, an einem Tisch sitzen mehrere Männer und ein paar Frauen, es wirkt lediglich wie ein häusliches Treffen unter Freunden. May B.s Antwortschreiben wird allerdings hier von dem schäbigen Hotelier weitergereicht, und am Tisch interessiert gelesen.

Den Ton scheint dabei ein Kerl mit rötlichem Schnauzbart und Melonenhut anzugeben, der einen graublauen Poncho trägt. Er benutzt immer nur seine linke Hand, wie Shadrack auffällt, die andere Hand bleibt stets unter dem Poncho verborgen. Das muss dann wohl dieser Fast-Shuffle Jones sein. 

GM Move: Add a Random Event to the Scene
Das Zufallsereignis ist Seek social Rumors, jemand sucht nach Gerüchten. Hm, laut Würfelorakel sind es nicht etwa Städter, die Gerüchte über meine Wild Cards suchen. Ich entscheide, dass im Umkehrschluss jemand etwas über Fast-Shuffle Jones herausbekommen will, also quasi dabei am selben Strang zieht wie Mister Shadrack gerade. Aber was für Individuen sind das? Mein NPC Generator spuckt aus: Mystical Lord with an obvious physical trait who wants to socially Protect the physical PCs. Meine Fresse, meine Wild Cards bekommen anstatt neuen Feinden ausnahmsweise mal unerwartete Hilfe! Das ist eine ganz neue Erfahrung für sie ...!
Also:

Eine Flüsterstimme dringt aus den nächtlichen Schatten an Rex Shadracks Ohren: "Barmherziger, wenn das nicht der gute alte Rex W. Shadrack ist! Nur nicht erschrecken, Pardner!", die Stimme klingt vergnügt und beinahe koboldhaft, ein alter Mann.
Shadrack erschrickt total, wirbelt instinktiv herum und zieht blitzschnell beide Pistolen.
Der immens dicke Mann in dem grauen Anzug ihm Gegenüber beginnt sofort zu verschwimmen, sein Bild verdoppelt sich und ein Schwindelgefühl stellt sich ein.
"Hören Sie auf, herumzuposen, Rex! Na, mal wieder einen über den Durst getrunken? Sie können ja gar nicht gradeaus gucken ...! Geschweigedenn, mich abknallen, Sie paranoider Hitzkopf!"
Shadrack knurrt leise: "Hören Sie auf, mich zu hypnotisieren! ... Sind etwa Sie das, Sneyers?!"
Der gut gelaunte Dicke raunt: "Höchstselbst, mein Lieber! Na, stecken Sie schon die Waffen weg! Habe mir schon gedacht, an einen wie Sie sollte man sich besser nicht von hinten anschleichen ohne Lebensversicherung. Irre ich mich, oder sind Sie noch schneller mit ihren verdammten Pistolen geworden?"
Shadrack nickt zögerlich, steckt seine Waffen zurück in die Holster. Sofort wird das Bild von dem großen dicken Anzugträger klar. Er hatte Deflection verwendet, um sich unscharf werden zu lassen. Beide Männer treten unauffällig weg von dem Gebäude und lassen jeder nun auch den Verdunkelungs-Zauberspruch fallen, der sie beide in die Schatten gehüllt hatte.
"Winfred Sneyers, ist das denn die Möglichkeit!", knurrt Shadrack halblaut.
"Ganz recht, mein guter Rex W.! Wussten Sie etwa nicht, dass ich in diesem schönen Städtchen das Amt des Major übernommen habe? Demnächst lasse ich die Wahlplakate ankleben für meine zweite Amtszeit! Ich hatte schon mit wenigstens einem Anstandsbesuch von Ihnen und ihrer Gruppe gerechnet!"
Shadrack, verblüfft: "Ich hätte niemals gedacht, dass es Sie in die Politik zieht, Sneyers. Als wir noch im Dienst der Wasatch standen, haben Sie doch ganz andere Töne angeschlagen!"
Winfred Sneyers kichert schelmisch, dass sein Doppelkinn hüpft: "Nun ja, irgendein Feld muss der Mensch sich nun einmal suchen, dass er zu pflügen vermag! Und Fähigkeiten wie die unseren bedürfen eines angemessen großen Feldes, nicht wahr! Ich wollte immer in mein geliebtes Kansas zurück. Es überrascht mich übrigens kaum, dass Sie unserem notorischen Pokerspieler Fast-Shuffle Jones nachspionieren! Ich habe das meinerseits bereits getan. Wissen Sie, was er derzeit so treibt?"
Shadrack senkt seine Stimme noch mehr, und sagt: "Er dürfte zum Court gehören. Er ... arbeitet derzeit mit einem Huckster namens Ernest Amblin zusammen. Sie erinnern sich vielleicht an den, von damals. Amblin ist kurz davor, ebenfalls in den Court einzutreten. Wir wollen dem ganzen Klüngel hier in Syracuse an den Kragen!"
"Löblich, löblich, Rex! Immer noch ganz der Alte, immer noch derselbe Bluthund wie in Utah! Aber wenn Sie was gegen diese Falschspieler unternehmen wollen, brauchen Sie Hilfe. Ich kann kaum zulassen, dass Sie und Ihre Compadres mein kleines Syracuse in eine verdammte Schießbude verwandeln. So wie Sie's zuletzt in Barricade gemacht haben sollen, nicht wahr, bevor der Scheiß-Orkan losgebrochen ist!"
Shadrack nickt ernst: "Sie sind ja gut informiert, Winfred."
Sneyers kichert wieder, und entgegnet, "Das ist immerhin meine Hauptaufgabe, und ich nehme sie sehr ernst!"

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #44 am: 6.01.2023 | 18:25 »

Winfred Sneyers, Bürgermeister von Syracuse


Mein Aufgebot findet sich eine Stunde später zusammen in der Bürgermeister-Villa zu einem späten Nachtmahl mit exquisitem Wein auf Winfred Sneyers Einladung hin.

Byrd mampft wie ein Scheunendrescher, äußerst unmanierlich, abgesehen davon, dass er immer nett bitte und danke sagt. May B. wirkt ziemlich überfordert, sie kennt die bessere Gesellschaft nur vom Internat und Mina Devlins Besitzungen, und hat das unangenehme Gefühl, man könne ihr insgeheim ans Leder wollen. Shadrack stellt den beiden Winfred Sneyers vor als einen seiner damaligen Verbündeten aus seiner Zeit als Söldner der Wasatch-Eisenbahn bei Salt Lake City. Sneyers kichert vergnügt und mischt kunstvoll nebenher seine Pokerkarten.
"Ist denn Syracuse voll mit Huckstern?", traut sich May B. zu fragen.
Sneyers schmunzelt: "Aber mitnichten, meine junge Dame! Ich war lange Zeit der einzige hier, der die Kunst des Kartenspiels wirklich durchleuchtet hat. Der von Ihnen gejagte Klüngel um Fast-Shuffle Jones kam erst vor ein paar Wochen hinzu. Und jetzt Sie natürlich."
May schnaubt verächtlich: "Ich bin keine gottverdammte Hucksterin! Black River heuert solche Leute nur an, wenn sie nicht genug eigene Spezialisten zusammen bekommen!" (Sofort beißt sie sich auf die Zunge, da hat sie sich vor vermeintlichem Ehrgefühl verplappert, ich gebe ihr einen Chip für ihren Impulsive-Nachteil.)
Sneyers lacht auch sogleich leise, und hebt anerkennend sein Glas, jetzt hat er eine klare Vermutung, was May für eine ist.
Zu May B.s bedröppeltem Blick sagt er tröstend: "Wir sind hier unter Compadres, wir können ganz offen reden!", wie eingangs schon einmal.
Byrd sagt verschmitzt: "Das wäre aber mal was Neues, wenn Mister Shadrack offen redet!"
Sneyers bestätigt: "Rex hier ist eben nicht einfach einer wie ich, ein bloßer Freund von Denksportaufgaben, der Hoyle's Buch der Spiele decodieren konnte! Er hat seine Fähigkeiten von einem Hexslinger gelernt, und diese Lehren haben ihn innerlich reichlich aufgerüttelt!"
Byrd nickt schmatzend: "Klaro. Die Weiße Kuh."
Shadrack wirft Byrd einen sehr ernsten Blick zu, und sagt warnend: "Das gehört nicht so recht hierher, meine Herren. Ich versuche jedenfalls seither, mir einen besseren Überblick über den okkulten Untergrund Amerikas zu verschaffen. In Fast-Shuffle Jones und seinem Auftraggeber Ernest Amblin haben wir drei und Winfred einen gemeinsamen Feind. Wir wollen diese Verschwörer dran kriegen, Winfred hat verständlicherweise Sorgen um die Sicherheit seiner Wählerschaft. Richtig, Herr Bürgermeister?"
Sneyers wiegt seinen großen Kopf: "Syracuse hat gute Chancen, zu einer Black-River-Stadt zu werden, wenn diese Eisenbahn hinter Dodge City das Rennen gegen Union Blue macht. Ich weiß natürlich, was zuletzt in Barricade geschehen ist ... bevor der verdammte Orkan alles politische Tauziehen am Schluss obsolet gemacht hat. Derartige Konflikte wünsche ich mir nicht für Syracuse. Aber wenn Black River schließlich hier das Rennen macht, werde ich ihnen das Wegrecht erteilen, und dann sind gewisse Veränderungen zu erwarten. Erst einmal mehr Frauenrechte, wogegen nichts spricht. Aber eben auch einen rapide wachsenden Schwarzmarkt. Auch für gewisse esoterische Objekte und für exotische Schmuggelware! Und dann vermehrte abergläubische Gerüchte, und schließlich Gewalttaten. In solcherlei Klima würden sich auch weitere vagabundierende Huckster — und der Court — sicherlich wohl fühlen."
May B. schaut finster, und sagt, "Das ist in nächster Zukunft aber nicht zu erwarten. Der Wirbelsturm hat wahrscheinlich ordentlich Sand ins Getriebe von Black River und Union Blue gestreut. Das dauert lange, bis eine von denen eine neue Gleisstrecke von Dodge City aus hierher verlegt bekommt ... ohne, dass die jeweils andere Eisenbahn solche Gleise rechtzeitig wieder sprengen lässt."
Rex Shadrack knurrt, "Aber der Court ist jetzt gerade bereits dabei, ein Problem hier in der Stadt zu werden. Wenn die bekommen, was sie wollen, wird bald alle langfristig geplante Politik zum Teufel sein!"
Sneyers lächelt, und sagt, "Ich helfe Ihnen in Ihrer Sache selbstredend, meine Herren, und meine junge Dame. Fast-Shuffle mit seinem falschen Arm und seinen windigen Zielen habe ich schon länger auf dem Kiecker! Die Frage ist nur, wie entfernen wir den aus dem Bild, ohne wirklich hässliche Tricks gegen ihn verwenden zu müssen! Mir liegt offiziell nicht mehr gegen ihn vor, als der bloße Verdacht auf Falschspiel."
Byrd: "Na so was, im Zug von New York aus haben wir ein paar arme Galgenvögel gesehen, die mit dem Strang zu rechnen hatten, weil sie hocultistische Texte geschmuggelt hatten!"
Shadrack grummelt, "Okkulte Texte heißt das."
Byrd: "Ja, ja, eben! Kann man den lieben Fast-Shuffle Jones nicht des hocultistischen Schabernacks bezichtigen! Teufelsanbetung und so."
Sneyers winkt ab: "Aber ein Klima der Hexenjagd will ich in meiner Stadt nicht gerne erschaffen, aus eigenem Interesse, wie Sie vielleicht verstehen! Erst hängen wir einen komischen Huckster als Teufelsanbeter auf, und dann suchen die Bürger unmittelbar bereits nach dem nächsten, und schwuppdiwupp sind wir die nächste City o' Lost Angels! Da lehne ich dankend ab!", und er lacht meckernd.
"Na wunderbar", faucht May B., "in wenigen Tagen muss ich mich mit Amblin treffen an irgendeinem lauschigen Plätzchen, ohne die Möglichkeit, ihm mit meinen Künsten das Hirn weich zu kochen. Und Sie lehnen lieber dankend ab als sich in irgendeine Gefahr zu begeben!"
Sneyers lenkt kichernd ein: "Oho, aber aber, junge Dame! Wo denken Sie hin! Winfred Sneyers lässt Sie nicht im Regen stehen, keine Bange! Das müsste ja mit dem Teufel zugehen, wenn man so einen tollen Titel wie den des Bürgermeisters nicht mal nutzen könne, um einem alten Freund und dessen Freunden zu helfen!"
Shadrack lächelt dünn, und fragt: "Und was haben Sie dabei im Sinn?"

Das soll mal das Kartenorakel für mich entscheiden. Ich frage die Karten wie bei einem Random Event, und bekomme, Seek History.

Sneyers hebt die Schultern, und antwortet: "Über unseren guten Fast-Shuffle ist wenig herauszubekommen, außer, dass auch er sich mal in Salt Lake City herumgetrieben hat. Aber wenn ich jetzt, sagen wir mal, meine ganzen Leute auf Ernest Amblin ansetze, und ein paar Steine umdrehen lasse bezüglich seiner Vergangenheit, dann fördern die ganz gewiss das eine oder andere zu Tage! Der Kerl war Union-Blue-Söldner, nicht wahr. In dem Metier kommen auch mal Gesetzesverstöße zusammen."
May B. wirft ein: "In Barricade war er bereits des Falschspiels bezichtigt. Und immerhin hat er eine Bande um sich geschart, die waren in Barricade lupenrein, aber anderswo nicht!"
Sneyers kräht gut gelaunt: "Na sehen Sie, na sehen Sie! Da kommt schon was zusammen. Und wenn sich Ernest Amblin Syracuse nähert, wird womöglich schon mein guter Freund William Barker ihm entgegen reiten. Der ist US Marshal, und ganz scharf auf Prämien für das Einbuchten von schlimmen Fingern!"



Na fein, damit ist der Plan gemacht! Mayor Sneyers schickt seine schnellsten Reiter aus, um in Dodge City und Umgebung mal ein paar neugierige Fragen zu Amblins Person und seinen Männern zu stellen. Währenddessen setzt Sneyers schon mal einen Brief an US Marshal Barker auf. Mit etwas Glück kann mein Aufgebot Amblin das Handwerk auf ganz konventionelle Weise legen; Shadrack muss nur Gelegenheit finden, ihn auszuquetschen, bevor man den Gegenspieler ins Kittchen steckt.

GM Move: An NPC takes action. Das dürfte mit Fast-Shuffle Jones zusammenhängen, der ja Amblins Mann vor Ort ist.
Ich habe noch eine Idee, um für etwas Dramatik zu sorgen, und anstatt auf das nächste Advance a Threat-Ergebnis zu warten, entscheide ich mich schlichtweg, das Ereignis einfach stattfinden zu lassen. Aber der Reihe nach:


Am nächsten Mittag haben die Wild Cards sich in der weitläufigen Lobby von Shadracks Hotel zusammengefunden. Dabei sehen sie eine größer werdende Gruppe sich vor dem Hotel sammeln und ohne Eile miteinander reden. Alle spähen argwöhnisch nach draußen.
"Revolverhelden ...?", fragt May.
Shadrack raunt: "Der da mit dem graublauen Poncho und dem Melonenhut, das ist unser Mann. Der Überbringer des Briefes gestern abend. Dieser Fast-Shuffle Jones."
Joycelyn Lancaster löst sich aus der kleinen Traube ihrer Verehrer an dem andern Tisch im Schankraum und kommt unsicher herüber: "Glauben Sie, die da draußen machen uns Ärger, Miss Wickett?"
"Ja, ich glaub' schon", raunt May B. ängstlich, den Blick auf die Straße geheftet. Sie tastet unwillkürlich nach ihrem Staubmantel, der neben ihr auf dem Sofa liegt; unter dem Mantel sind ihre Pistolengürtel versteckt.
Auf dem staubigen Vorplatz beginnt Fast-Shuffle Jones schließlich durch das Licht der Mittagssonne zu stolzieren, ungeachtet der Pöbler, die ihn nicht zu mögen scheinen. Er schiebt seinen Bowler keck auf die Seite, pafft mit großkotzigem Grinsen an seinem Zigarillo, und tritt durch die Schwingtür in die Hotellobby. Brave Bürger rufen ihm von der Straße Profanitäten nach. Fast-Shuffles Revolverhelden-Freunde dort draußen scheinen die Aufgebrachten beschwichtigen zu wollen, mit einer Mischung aus Begütigungen und unterschwelligen Drohungen.
"Sieht aus als wäre Fast-Shuffle alles andere als beliebt bei den guten Leuten von Syracuse", schmunzelt Byrd, der entspannt an den Tresen gelehnt herumsteht, und sich keinerlei Befürchtungen anmerken lässt.
« Letzte Änderung: 12.12.2023 | 14:13 von Schalter »

Offline Jaylee

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #45 am: 25.02.2023 | 07:18 »
Wow, das macht wirklich Spaß zu lesen, vielen Dank! Vor allem der erste Teil mit Byrd gefiel mir bisher schonmal sehr gut, du fängst die Stimmung toll ein.  ;D Ich musste ach mehrmals laut lachen und das passuert mir bei Texten sonst eher selten.

Ich bin zwar noch nicht ganz durch, aber lass mal ein Abo da.
Schön unter Freunden zu sein. Keiner fragt, warum ich statt zu Bügeln lieber das Tagebuch meiner Charaktere schreibe.

Offline LushWoods

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #46 am: 25.02.2023 | 08:19 »
Weil das an anderer Stelle ja angesprochen wurde ... auch von mir mal wieder die Bestätigung das ich deine Berichte mega gut finde (zu Dinoriders hab ich schon einiges geschrieben) und immer wieder gerne mitlese.

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #47 am: 27.04.2023 | 22:38 »
Wow, das macht wirklich Spaß zu lesen, vielen Dank! Vor allem der erste Teil mit Byrd gefiel mir bisher schonmal sehr gut, du fängst die Stimmung toll ein.  ;D Ich musste ach mehrmals laut lachen und das passuert mir bei Texten sonst eher selten.

Ich bin zwar noch nicht ganz durch, aber lass mal ein Abo da.

Weil das an anderer Stelle ja angesprochen wurde ... auch von mir mal wieder die Bestätigung das ich deine Berichte mega gut finde (zu Dinoriders hab ich schon einiges geschrieben) und immer wieder gerne mitlese.

Danke Ihr beiden! Entschuldigt die späte Antwort, ich hab' jetzt erst seit längerem mal wieder Zeit fürs Tanelorn. Jetzt geht's mal wieder weiter! :)

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #48 am: 27.04.2023 | 23:08 »
Die übrigen paar Gäste und Joycelyns Bewunderer verlassen beinahe fluchtartig die Lobby. Der Schankwirt nippt nervös an seinem Kaffee und ignoriert das Geschehen, er ist außer Hörweite, und sieht so aus, als würde er gleich hinter seiner Bar abtauchen um fliegendem Blei zu entgehen.


Fast-Shuffle Jones hat eine leise, manierliche Stimme, die nur ein wenig kratzig klingt. Irgendwie, als habe er eine leere Konservendose verschluckt, findet May B. Im Plauderton eröffnet Jones: "Hört zu, meine Damen und Herren! Ich werde mich kurz fassen, wie es so meine Art ist, da die Leute von der Hamilton Street mir spotten, und sie nennen mich ein Scheusal! Aber heute bin ich dennoch doch die Stimme der Vernunft! Die Frage, die es hier zu klären gilt, ist: Darf Bartholomew Miller, Betreiber des größten Hotels unserer schönen Stadt, Praktizierende der Schwarzen Kunst beherbergen? Oder versündigt sich Mister Miller dadurch nicht selbst bereits, dass er derartiges unter seinem Dach duldet?"
Byrd und Shadrack wechseln einen Blick, "Oh nein", steht in Shadracks Augen. Ein alarmierter Lynchmob ist das letzte, worauf er Bock hat.
"Sowohl das Syracuse Journal als auch Pfarrer Smith sind heute vor dem Gebäude versammelt, um zur Klärung beizutragen!", setzt Jones in leiser Stimme noch einen drauf.
"Warum machen Sie diesen Aufriss, Sie verlauster Hund? Ich habe doch Ihrem Boss Amblin schon zugesagt, dass ich ihn treffe!", zischt May B. erbost.
Jones pafft genießerisch an seinem Zigarrenstummel, und schüttelt mit gespieltem Bedauern den Kopf: "Aber aber, Miss Wickett. Dies ist natürlich keine Drohung, verstehen Sie. Ich bin ja nur hier, um Sie, mein Herzchen, umgehend zum Treffpunkt zu geleiten. Ich will nur mit offenen Karten spielen dabei: Syracuse ist trotz allem meine Stadt, nach allen Vorbereitungen die ich getroffen habe. Mister Shadrack, Mister Byrd, Sie beide und Miss Lancaster halten besser die Füße still, während Miss Wickett fort ist. Keine Tricks ihrerseits. Sie sehen, die Herren von der örtlichen Presse und der Herr Pfarrer sind meine Rückversicherung. So wenig die mich persönlich mögen, sie würden auf Gerüchte über die Schwarze Kunst reagieren wie Wespen auf Fleischreste!"

Weiß Fast-Shuffle Jones der scharfäugige Geier denn von der Verbindung zwischen Shadrack und Bürgermeister Sneyers? Das wäre nicht so gut, denn dann könnte er den mit unter Druck setzen! Meine Orakelwürfel sagen, "Ja, und außerdem ..."! Au weia! Also:

"Und wenn sich diese Hinweise nicht nur auf die vier Fremden beschränkten, sondern herauskäme, dass die Spur direkt zu unserem geschätzten Bürgermeister weiter führt, der gemeinsame Sache mit den teuflischen Verschwörern macht ...? Das wäre ein gefundenes Fressen für die Zeitung, und würde der zweiten Amtszeit des Winfred Sneyers ein wenig im Wege stehen!", grinst Jones.
Shadrack erhebt sich, und sein Blick wird finster, bohrt sich in den seines Gegenübers. Auch er redet leise, damit der Wirt nicht mithört: "Sie sind auch ein Huckster, Sie kleine Made! Wenn Sie mit Presse und Dorfkirche kommen, haben wir hier schnell mal die Pinkertons zu Besuch! Das können Sie nicht wollen", und dabei wird das Raunen seiner Stimme sehr unfreundlich.
"Ich und meine Leute können spurlos aus der Stadt verschwinden, wann immer wir wollen, Mister Shadrack! Wir haben Fälle wie diesen gut vorbereitet!"
"Wer sagt Ihnen denn, dass ich zuließe, dass Sie Syracuse für unsereins wertlos zu machen versuchen ... nur wegen irgendeiner flüchtigen Hexe, und wegen Ihrem durchgeknallten Boss, der wegen ihr angefangen hat, mit seinen Genitalien zu denken statt seinem Gehirn? Ich lasse den Deal einfach platzen, Jones, und erschieße Sie und ihre Pistoleros jetzt und hier", und Shadracks Stimme ist tonlos geworden. Seine Hand hat sich unter seinen Mantel geschoben, wo er sicherlich seine Pistolen verbirgt.
May B. wirbelt zu ihm herum, das ist der Verrat, mit dem sie doch eigentlich schon nicht mehr gerechnet hatte. Mit Unglauben und Wut sieht sie ihn an, aber sein Blick bleibt unbewegt auf Jones geheftet.

Ich würfle für Shadracks Drohungsversuch Intimidation, und bekomme eine 12, seinen Menacing-Bonus eingerechnet. Jones hält dagegen, und er ist eine Wild Card mit Spirit W8, und kommt auf eine neun, ein Misserfolg, aber Shadrack hat nicht das benötigte Raise, um ihn ganz aus der Fassung zu bringen.

"Ich bin bestürzt, dass Sie diesen Standpunkt vertreten", sagt Jones, "und wenn es eine Schießerei gibt, dann ist Syracuse ebenso verbrannte Erde für Sie und Byrd. Das Gesetz auf den Fersen zu haben ist nicht besser als einen Lynchmob!"
Shadracks Stimme klingt wie ein Mühlstein, tonlos und kratzig: "Wie Sie schon herausbekommen haben, habe ich Bürgermeister Sneyers auf meiner Seite, wir werden es so aussehen lassen, als hätten Sie und ihre Hosenscheißer angefangen, und wir hätten Sie in Notwehr abgeknallt. Während Sie eben gelabert haben, habe ich nachgezählt, draußen vor den Fenstern sind weniger Revolvermänner als ich Patronen habe."

Shadracks zweiter Intimidation-Versuch ist trotz Benny-Einsatz leider nicht der Rede wert, Jones übertrifft ihn diesmal locker.

Er lacht, mit etwas blechernem Unterton: "Sie überschätzen sich, Pardner, trotz ihren Schwarzen Künsten sind Sie nur ein Mensch!", und er wirft Shadrack seinen glühenden Zigarrenstummel gegen die Stirn, nicht aber mit dem bisher sichtbaren Arm, sondern mit dem verborgenen Arm unter seinem Poncho. Man hört das Summen einer Maschine und das Klicken von metallischen Fingergliedern. Shadrack macht große Augen, weicht aber den Funken mit sicherem Reflex aus, und zieht sofort beide Revolver.



Dr. Gashs Steampunk-Armprotese, ästhetisch und elegant, und mit eigenem Ghost Rock-Ofen


Der Kampf beginnt! Rex Shadrack bekommt einen Joker, aber setzt ihn nicht sofort ein, er wartet darauf dass Jones ebenfalls eine Waffe zieht, um tatsächlich nach dem Shootout behaupten zu können, dass er in Notwehr gehandelt habe. Byrd am Tresen zieht ebenfalls, und zielt auf Jones' garstige, stählerne Armprotese, scheint seine Geheimwaffe zu sein. May B. ist es schnuppe wer die Schießerei anfängt, sie fühlt sich von ihren scheinbaren Kumpanen hintergangen, und will sich hier raus schießen. Sie zieht blitzschnell, trifft Jones in die Körpermitte, aber er setzt einen Benny und wendet den Schaden ab, die Kugel trifft statt seinem Brustkorb eine stählerne Schiene unter seinem Poncho und prallt mit einem lauten Knall davon ab, saust als Querschläger in eine der tapezierten Wände! Verdattert starrt sie ihren Gegner an, er ist wirklich kein Mensch mehr, er ist irgendwie zu einer halben Maschine geworden.

Dann ist Fast-Shuffle am Zug, er zieht jedoch nicht wie von Shadrack erhofft seinen Sechsschüsser, sondern macht einen Seitenschritt auf May B. zu, und hält plötzlich ein paar Pokerkarten zwischen seinen dünnen Roboterfingern. Shadrack spielt seinen Joker, und darf damit versuchen, Widersacher zu unterbrechen. Er will Jones durch die Roboterhand schießen, welche die geisterhaften Spielkarten hält, um seine Zauberformel zu stören. Er trifft mit großer Präzision, aber richtet nur ein Wundlevel an, was Fast-Shuffle Jones mit seinem letzten Benny absorbiert. Sein menschlicher Arm legt sich um May B.s Gurgel, und mit einem Blick auf seine Karten in der Uhrwerkhand verschwindet er wie eine Fata Morgana, und die überraschte Hexe verschwindet mit ihm. (Jones hat ein Raise beim Auslösen der Teleport-Kraft, und May B. hat einen Kritischen Misserfolg beim Versuch, der Teleportation zu widerstehen!)

Der feine Rauch eines kleinen Ghost-Rock-Ofens bleibt als einziges Zeichen von Jones' Gegenwart in der Lobby zurück, und mischt sich mit dem Pistolenrauch von Shadrack und der verschwundenen May B.. Shadrack und Byrd sehen sich verblüfft an. Der Barmann wagt es, wieder hinter seinem Tresen hervor zu spähen.

"Donnerlittich, Shadrack! Er ist einfach auf und davon mit unserer May! Haben Sie sowas schon mal gesehen?!", wundert sich Byrd.
"Scheiße, ja. Ich weiß sogar in Grundzügen, wie es funktioniert. Der Hundesohn hat geschummelt."
"Miss Wickett! Sie ist weg, der Kerl hat sie entführt!", entfährt es Joycelyn.

Aber es gibt ja, wie vorher entschieden, noch ein weiteres Problem, mit dem die Wild Cards und Syracuse sich befassen müssen! Mein Würfelorakel sagt, von draußen erklingt Geschrei, und durch die Scheiben sieht man, dass sich die Menschentraube vor dem Hotel aufgelöst hat. Sie werden nicht mal gesehen haben, wie Jones hier drinnen seinen spektakulären Abgang hingelegt hat. Und noch etwas ist zu hören: Das Gekrächze und hohle Wehklagen ausgetrockneter Kehlen liegt auf dem Wind, und wird von außerhalb der Stadt hierher getragen.
Die beiden Männer sehen sich erneut an.
"Nanu, werden jetzt alle plemm-plemm? Klingt wie eine Horde Halbverdursteter da draußen!", rätselt Byrd.
"Oh nein ... Kommen ihnen diese Geräusche nicht bekannt vor?", haucht Shadrack, und er wird blass, "haben Sie nicht ähnliche Laute gehört draußen in dem Zeltlager vor Boulderridge?"
« Letzte Änderung: 9.06.2023 | 17:12 von Schalter »

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Re: [Deadlands] Savage West Solo Play
« Antwort #49 am: 27.04.2023 | 23:19 »
Byrd tritt mit gezogenen Friedensstiftern vor das Hotel, gefolgt von einem leichenblassen Shadrack und einer zitternden Joycelyn Lancaster. Winfred Sneyers ist mit wogender Wampe bereits im Anmarsch, und hält seinen eleganten, grauen Hut auf den Kopf gepresst, damit er nicht davon geweht wird. Der Wind trägt den Staub der nahen Sanddünen über den Arkansas River hinweg bis hierher, und begrenzt die Sicht. Leute rennen als staubgraue Silhouetten aufgescheucht durcheinander. Der Grund ist jedoch nicht die Schau, die Fast-Shuffle Jones vor dem Hotel veranstaltet hat.

"Was wisst Ihr über die Pläne der Bayou Vermillion-Eisenbahn, Leute?", krächzt Sneyers alarmiert.
Byrd antwortet, "Na ja, wir haben Bekanntschaft geschlossen mit einem kleinen Pomadierten, der hinten bei Dodge einen Haufen ledergesichtiger Gesellen kommandiert hat! Wir hatten uns schon gedacht, dass der Orkan bei Barricade ihn angelockt hat!"
Sneyers versetzt: "Tja, diese ledergesichtigen Gesellen werden dem Kerl nicht ausgegangen sein im Katastrophengebiet! Sieht aus, als hätten wir nicht nur den Court am Hacken, sondern jetzt auch noch die Bayou Vermillion!"
Shadrack stammelt: "Aber haben die denn schon irgendwelche Interessen geäußert, hier zu bauen?! Wir sind zu weit nördlich für deren Schienenstrang!"
Sneyers schüttelt den Kopf: "Nein, haben sie nicht, aber das hindert sie nicht, Syracuse zu überfallen. Wir werden früher oder später eine Bahnhofsstadt für einen von deren Konkurrenten werden! Das allein könnte reichen, um anzugreifen! Sie wollen die Gelegenheit beim Schopfe packen, und das Katastrophengebiet im Alleingang nach Syracuse ausdehnen, verdammt nochmal! Meine Leute wollen mindestens ein Dutzend Fremde gesehen haben in den Dünen!"
Byrd zuckt die Schultern und setzt ein schiefes Lächeln auf: "Ist doch kein Problem! Sie und Shadrack wissen doch, wie's in den Rail Wars läuft. Geben Sie uns ein Aufgebot von Hilfssheriffs mit, und wir brennen den Störenfrieden derartig was auf den Pelz, dass sie freiwillig in den Arkansas River hüpfen!"
Sneyers packt mit den Wurstfingern seine Wampe: "Sehen Sie mich an, ich bin nicht mehr in Form um in die Schlacht zu ziehen! Aber Sie kriegen alle Deputies die Manns genug sind, Sie da raus zu begleiten. Wo ist überhaupt Ihre reizende Mitsstreiterin?"
Joycelyn jammert: "Sie können doch jetzt nicht losziehen, um alte Rechnungen begleichen! Sie müssen Miss Wickett suchen und in die Stadt zurück bringen!"
"Halten Sie mal schön den Rand, Miss Lancaster", knurrt Shadrack kraftlos, "wenn wir Mister Sundown nicht umlegen, gibt's gleich keine Stadt mehr, in die Wickett zurück gebracht werden kann!"
Byrd lächelt die sprachlose Sängerin an, und ergänzt beschwichtigend, "keine Bange, Miss Lancaster, was der olle Grobian sagen will, ist: Wir nehmen uns May B.s Rettung gleich an, sobald die Gefahr aus den Dünen abgewendet ist!"


Pah, May B. bedarf doch keiner Rettung, die befreit sich einfach selber! Wollen wir doch mal schauen. Fast-Shuffle hat sich mit ihr in einen Planwagen auf der anderen Straßenseite teleportiert, wo ein paar seiner Revolvermänner warten. Hat er vom Nahen der Truppen von Bayou Vermillion gewusst? Laut Würfelorakel ja, egal wie unwahrscheinlich, und außerdem hat er bereits eine Fluchtroute ausgeguckt.



Einer von denen ist der vorbereitete Fluchtwagen, schön unauffällig


Hinten im Planwagen wird May B. also entwaffnet, und das Gefährt brettert los, die Pferde wiehern unter der Peitsche des Kutschers. Kurz sieht die Gefangene ihre bisherigen Mitstreiter vor dem Hotel mit dem dicken Sneyers reden. Eine dreckige Hand hält ihr den Mund zu, damit sie nicht schreit, und mehrere Colts sind auf sie gerichtet, und im umherwehenden Staub wird der abfahrende Planwagen für einen von vielen harmlosen weiteren Karren flüchtender Städter gehalten.
Shadrack hätte sie geopfert wie einen Bauern in einer Schachpartie, sagt sich May erschüttert, vielleicht hatte er das schon die ganze Zeit über vor, als Rückversicherung! Alle Kameradschaft war nur vorgeheuchelt!



Fast-Shuffle Jones


Siegessicher wendet sich Fast-Shuffle Jones zu ihr um, rückt seinen Melonenhut zurecht, und grinst: "Sie sind mucksmäuschenstill, mein scheues Fohlen! Wir sind ohnehin schon außer Hörweite. Ernest Amblin wird Ihnen alles weitere erklären."
May nickt, und die Hand vor ihrem Mund verschwindet.
"Was sind Sie bloss für ein Scheusal!", entfährt es ihr sofort.
Fast-Shuffles Uhrwerk-Finger holen eine neue Zigarre aus seiner Westentasche, und stecken sie ihm surrend in den Mund, reißen ein Streichholz an, und er sagt paffend, "Oh, die hier meinen Sie? Sonderanfertigung aus Salt Lake City, der modernsten Stadt unter der Sonne! Die Gerüchte um den unglaublichen Doktor Leonitus Gash sind wahr! Die meisten solcher Protesen sind ausgelegt für rohe Körperkraft, aber meine habe ich entwerfen lassen mit gesteigertem Geschick und Fingerfertigkeit im Sinn! Leider muss man außerhalb des Junkyard-Bezirks derartiges bedeckt halten, diese Bauerntrampel sind noch nicht bereit für derlei Fortschritt!"
"Interessant. Darf ich Ihnen mal meine besonderen Gliedmaßen zeigen?", beginnt May und zieht ihren Stiefel aus.
Sie würfelt Persuasion gegen Jones' Smarts, und er gewinnt, reißt seinen neugierigen Blick los, und murrt, "Macht ihr mal die Handschellen um, Leute, sie versucht den billigen Trick, von dem der Boss gesprochen hat."
May B. verengt die Augen zu wütenden Schlitzen, und gestikuliert nach vorne, bevor ihre Arme auf den Rücken verdreht werden können. Ein bläulicher Blitz zuckt aus ihren Fingern, und fährt am Kutscher vorbei, zielsicher in die Deichsel des Wagens! Das Holz wird zu Splittern zersprengt, die Pferde preschen aneinander gespannt mit im Dreck schleifender Deichsel weiter! Laut Orakelwürfeln kippt der steuerlose Planwagen um, und alle Insassen und Kisten wirbeln durcheinander. May B. absorbiert allen erlittenen Schaden und zieht sich nur mit Schürfwunden und blauen Flecken bedeckt aus den Bruchstücken! Das Orakel sagt, ihre Häscher sind für einen Moment ausgeschaltet, also bringt sie ihren Pistolengurt an sich, und rennt wie ein Wiesel!

Schon hört sie Fast-Shuffle Jones' leicht verzerrte Stimme hinter sich gellen: "Bleib' stehen, oder ich liefere Dich in einem gottverdammten Kartoffelsack ab! Du hast doch gesehen, dass es vor mir kein Entrinnen gibt!"

« Letzte Änderung: 11.12.2023 | 23:00 von Schalter »