Autor Thema: Rollenspiele und Marketing – Fragen, Strategien, Best Practices  (Gelesen 3637 mal)

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Offline Carus

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Dann mach ich mal nen Aufschlag. Vorneweg, ich bin kein Social Media Experte, eher Marketing-Stratege im weitesten Sinn und hab jetzt nicht den Aufwand reingesteckt alle Annahmen nochmal zu überprüfen. Kann also sein dass die Zahlen an der einen oder anderen Stelle abweichen, das müsste man dann nochmal schauen. Aber so grob müsste es hinkommen.

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Was man hier noch ergänzend sagen müsste: Die grösseren Streamer, die auch mal D&D-Content bringen, haben entsprechende Verträge mit WotC. Die dürfen nichts anderes Streamen. Orkenspalter-TV haben das gerade letztens in einem Stream erläutert. Es ist auch für sie recht schwierig, Kooproduktionen zu machen, die nicht D&D beinhalten, genau wegen diesen Verträgen. Das ist halt auch eine Nebenwirkung der Monopolisierung, die hier diskutiert wird. Ulisses organisiert z.B. durchaus Streams mit kleineren InfluencerInnen, die auf Twitch auch ganz ordentlich Zuschauer hatten. Aber im Vergleich mit einem Milliardenkonzern wie Hasbro ist halt auch deutlich weniger möglich. Es liegt also nicht unbedingt daran, dass sich niemand entsprechende Überlegungen macht.

Offline Nico von Orkenspalter

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Heyho!
Kurzer Einwand: Ich hab in dem Stream (glaube ich, hoffe ich...) nicht gesagt, dass die großen StreamerInnen alle feste Verträge mit Wizards hätten und die nichts anderes streamen dürfen. Es ist nur so:
WENN ein Stream gesponsert ist, dann eigentlich immer von Wizards. Mháire war jetzt bei 3 oder 4 Streams von großen StreamerInnen dabei, die von DnD gesponsert waren - aber es ging dann immer nur um spezielle Events. Kein Streamer ist afaik fest von WotC gekauft. Sie hat AUCH bei jeder Menge Streams bei diesen TwitcherInnen mitgewirkt, die völlig frei von Sponsoring waren. Aber es war dann eben doch meistens DnD, weil diese Creator eben das gehypte Spiel spielen wollten oder kein anderes lernen.
Es gab EINEN Fall, in dem Mháires eine große Streamerin davon überzeugt hat, von DnD auf Cthulhu zu wechseln. Davon bekam WotC dann Wind und 3 Tage vor dem Event wurde dann doch noch ein Sponsoring angeboten, so dass SL Mháire von Cthulhu auf DnD wechseln musste, was schon ein wenig frustrierend war.

Ich habe während der Pandemie viele Monate damit zugebracht, mit den Agenten von TwitcherInnenn zu verhandeln. Leider landet man oft bei denen, auch wenn man die Creator schon kennt und es schon Koops gab. Ein Streamer von ca. der Reichweite Annis wollte zB 6000 Euro dafür, dass er in einer Cthulhu-Runde mitspielte und sie bei sich mitstreamte. Bei kleineren "Talents" wird immer noch um die 2000 Euro verlangt, auch wenn dann dort nur 800 Leute zuschauen (zum Vergleich, bei uns oder bei Ben sinds so um die 350, auch mal gern mehr, wenn wir uns zusammentun). Annis DnD-Kampagne (mit u.a. Ben als SC und mit ein wenig Worldbuilding und SL-Support auch von Mháire) ging total durch die Decke, aber dafür hat sie halt auch gebrannt. Afaik hat sie das nicht gemacht, weil sie von WotC dafür bezahlt wurde!

Offline Korig

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Danke für den Einblick Nico. Ist schon schade, aber nachvollziehbar, wenn die Leute davon Leben müssen. So ganz frei kannste da halt glaub nur sein, wenn du mehrere Standbeine hast und dann auch mal auf eine Sponsoring verzichten kannst.

Das mit dem Lastminute_Sponsoring ist schon so ein Ding 🤪

Ist ein bisschen wie im Warhammer Tabletop. Machste ein Warhammer Video sind die Zahlen auf Video wesentlich höher, als wenn du ein kleineres System bedienst.


Online BBB

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Naja, letztlich ist es das Geschäftsmodell. Reichweite gegen Geld. Große Namen bringen größere Reichweite und damit den Streamern eher Einnahmen.
Wenn du ihre Reichweite für dich nutzt, musst halt mehr zahlen.

Eigentlich recht simpel.

Danke Nico.
Power Gamer: 33% Butt-Kicker: 21% Tactician: 67% Specialist: 42% Method Actor: 88% Storyteller: 75% Casual Gamer: 42%

Spielt zur Zeit: DSA Briefspiel, sowie 3-6 DSA Larps pro Jahr. Am Tisch: derzeit nix ;D

Würde gern spielen: Altered Carbon, Shadowrun, Cyberpunk, irgendetwas aus diesem Genre... außerdem The Witcher, Nesciamus, Vampire, ... irgendwas

Oasenseppel

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Man dnekt halt auch immer Wunder wie viel Geld Twitchstreamer verdienen. Aber auch da ist eben der Umsatz noch kein Gewinn und der Gewinn noch nicht versteuert. Nehmen wir mal die Abos, die ja ca. 5€ kosten (teilweise weniger, wenn es Angebote gibt, was eher die Regel als die Ausnahme ist) wenn es bezahlte Abos sind. Da wird erstmal die Transaktionsgebühr abgezogen, dann wirds in Dollar umgerechnet und auf den Rest kriegt man dann seinen Anteil (bestenfalls 50%, viele aber deutlich weniger). Bei der Auszahlung spielt die Transaktion dann keine große Rolle mehr, da das einmalig und nicht für jedes Abo jeweils einzeln läuft. Bei den Gartis-Prime-Abos kommt im Vergleich zu den Bezahlabos erstaunlicherweise etwas mehr an (bei vielen, nicht bei allen...). Geschenkabos sind je nach Angebotslage noch deutlich schlechter. Es ist insgesamt etwas undurchsichtig.

Wenn ich so meine Abrechnungen durchsehe, dann muss ich feststellen, dass von einem Prime-Abo bei mir 1,68€ ankommen. Das ist recht stabil. Bei den Bezahlabos bleiben im Endeffekt 1,34€ bis 1,72€ bei mir hängen (Durchschnittswert 2022 waren 1,64€). Geschenkabos schlagen bei mir ind er Regel mit 1,28€ bis 1,35€ zu Buche.

Selbst bei großen Streamern sind das also Peanuts (auch wenn die noch bei weitem die Werbeeinnahmen auf zum Beispiel Youtube toppen ^^). Wenn von 1000 Abos (Was bei guter Zuschauerbindung und Communitypflege tendenziell erst ab 50k Followern erreichbar wird) nur 1,6k € beim Streamer hängen bleiben und man dann vielleicht nochmal 400€ Werbeeinnahmen hat, dann sind das vor Steuern 2k €. Also bei 40% Steuern lausige 1200€. Davon kann ja kein Mensch leben. Die Hauptkohle kommt tatsächlich über Placements und Affiliate-Werbung rein. Und auch bei den erstmal groß scheinenden Summen muss natürlich bedacht werden, dass da auch nur ein Bruchteil von übrig bleibt. Und wenn das dann noch über eine Agentur läuft...

Man lebt schon nicht schlecht, kann aber auch verstehen, wenn einige Streamer im mittleren Umsatzfeld überlegen auf andere Plattformen auszuweichen, wo nicht so viele andere die Hand mit aufhalten. Dafür ist dann meist die Infrastruktur fragwürdig, die Bereitschaft des Publikums zu neuen Plattformen ist gering und viele haben Exclusivverträge, die das zusätzlich erschweren.

Wenn ich mit einem Influencer werben will, dann muss ich bedenken, dass es sich für den lohnen muss. Und da wirds dann wieder fraglich, ob am Ende für mich noch was raus kommt bei dme zu erwartenden Zielgruppenpublikum, damit ich da keinen Draufleger mache.

Offline flaschengeist

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Spannend für einen Marketing-Laien wie mich, dieser Faden  :d.

Sehr plausibel erscheint mir speziell, dass ich Publikum abholen muss, wo es sich tummelt - und bei jungen Menschen sind das eben Medien wie TikTok & Twitch. Wenngleich sich bei Berufswünschen wie Influencer bei mir der Kulturpessimist regt - äquivalent zum Berufswunsch Rockstar in der Zeit, als die Würfelmumien noch jung waren ;).

Wenn von 1000 Abos (Was bei guter Zuschauerbindung und Communitypflege tendenziell erst ab 50k Followern erreichbar wird) nur 1,6k € beim Streamer hängen bleiben und man dann vielleicht nochmal 400€ Werbeeinnahmen hat, dann sind das vor Steuern 2k €. Also bei 40% Steuern lausige 1200€. Davon kann ja kein Mensch leben.

Bei einm Einkommen von 24.000 € ist in Deutschland der Durchschnittsteuersatz 13%, nicht 40%. Auch bei 100.000 € ist der Durchschnittssatz immer noch unter 40%, nämlich (Jahr 2022) bei exakt 33%.



Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittelgewichtiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/

Offline sma

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Bei einm Einkommen von 24.000 € ist in Deutschland der Durchschnittsteuersatz 13%, nicht 40%. Auch bei 100.000 € ist der Durchschnittssatz immer noch unter 40%, nämlich (Jahr 2022) bei exakt 33%.
Auch wenn's da anders stand, war wahrscheinlich nicht nur Einkommensteuer gemeint, sondern Abzüge allgemein. Als Selbstständiger kann man aus Faustformel schon damit rechnen, dass man nicht mehr als 50% vom Brutto über hat. Ein Angestellter, der 2000€ brutto bekommt, muss ca. 530€ abgeben, die der Arbeitgeber in etwa verdoppelt, also müsste ein Selbstständiger bei der selben sozialen Absicherung pi-mal-daumen 2500€ verdienen. Und dann noch berücksichtigen, dass er bei Arbeit und Krankheit nix verdient, das also in den restlichen Monaten mitverdienen muss, also bei 6 Wochen Urlaub und 2 Wochen Krankheit, müssen 10 Monate Einnahmen reichen, macht schon mal 3000€ durchschnittlich. Und dann passt die 50% Formel auf einmal: 3000€ brutto -> 1500€ netto.

Offline flaschengeist

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« Letzte Änderung: 16.01.2023 | 17:21 von flaschengeist »
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Offline Nico von Orkenspalter

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Ich kann das, was Oasenseppl schreibt, so bestätigen. Bei uns  (Twitch-Partner) kommen im Schnitt auch nur ca. 1,50 Euro pro Abo an. Wir haben meist so um die 400 Abos, Twitch bringt uns also ca. 600 Euro im Monat minus Einkommenssteuer natürlich. Wir geben aber mehr für Twitch aus, da wir zB unsere Vertretungs-Streamer bezahlen. Werbung schalten wir (im Rahmen unserer Möglichkeiten) keine, Affiliates und Sponsorings machen wir auch keine. Twitch ist für uns ein reiner Multiplikator, den ich auch gern benutzen würde, um andere Systeme als DnD bekannter zu machen. Umso frustrierender, wenn man da immer wieder gegen Wände läuft.

Online tartex

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Hallo,
Vielleicht kommt von irgendwem der Kommentar, das persönlich gar nicht so stört, man will ja das Spiel kennen lernen. Hier bitte ich um Perspektivwechsel: Die Plastikwelt von Twitch ist bunt, laut und wahnsinnig professionell. Stolpert man als unbedarfter, der auf einen üblichen Look konditioniert ist, in diese Streams, schaltet man nach wenigen Augenblicken ab. Youtube und Twitch werden von absoluten Profis beackert, um da etwas zu erreichen muss das Audiovisuell wenigstens auf einem gewissen Grundniveau sein.

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James Raggi gibt alles.
Die Zwillingsseen: Der Tanelorn Hexcrawl
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