ToM kann in meinen Augen drei Dinge gut:
- Breiter gefächerte Maßstäbe bedienen, also einerseits jene Dinge beackern, die auf der Battlemap innerhalb eines Kästchens passieren und andererseits problemlos sehr weit rauszoomen. Battlemap kann nur das Mittelfeld.
- Immersiveres Spiel (siehe unten)
- Einen flüssigeren Ablauf ermöglichen (siehe unten

)
Ansonsten sehe ich zu großen Teilen die Spieler in der Pflicht und an die richten sich dann auch eher meine Tipps.
Der wirklich große Vorteil von "Theater of Mind" ist das man eher im Charakter bleiben kann. Man zählt nicht Kästchen. Man guckt nicht was auf der Karte ist sondern fragt den SL ob da ein Kronleuchter hängt an dem man schwingen kann.
ToM führt gerne mal dazu, dass die Spieler sich nicht im Kleinkram der taktischen Darstellung verlieren, sondern die übergeordnete Zielsetzung besser im Auge behalten.
Analog dazu würde ich den Spielern auch empfehlen, gar nicht erst zu fragen, sondern allgemein genug gehaltene Absichtserklärungen zu bringen, aus denen der SL was machen kann.
Dass es den berühmten Kronleuchter nahezu garantiert gibt, hängt an Genre und Spielstil.
Das ebenfalls angeklungene "Ist da ein Gegenstand, hinter den ich mich in Deckung werfen kann?" sollte mMn direkt sein "Ich gehe in Deckung". So weit muss man als Spieler dem SL vertrauen, dass er das nicht komplett ins Leere laufen lässt und umgekehrt muss man als SL zusehen, dass dieses Vertrauen gerechtfertigt ist.
Größtes Manko ist, das es egal ist wie ausführlich man etwas beschreibt. Jeder am Tisch wird letztlich seine eigene Version der Umgebung im Kopf haben.
Insbesondere für das Thema immersives Spiel ist das in meinen Augen ein Feature und kein Bug.
Im Umkehrschluss muss man zusehen, dass alle da die selben Faktoren im Kopf haben, wo große Entscheidungen fallen und Spielmechanik aktiviert wird. Wie der einzelne Spieler in seinem Kopf die dafür irrelevanten Lücken füllt, soll mir als SL aber egal sein.
Das ist dann auch der Knackpunkt für den Umstand, dass bei vielen Beteiligten keiner mehr den Überblick hat: Ja, hat keiner mehr. Passt doch

"5 Meter schräg rechts hinter dir hat gerade der Ork mit dem Sprachfehler deinem Gefährten Gøndir dem Großzügigen angegriffen, was machst du?"
Wenn ich als SL so formulieren muss, läuft mMn schon was schief.
ToM nutze ich da, wo mir das System einen flotten Ablauf bieten kann und andersrum müssen sich die Spieler dann auch mal einen Kampf lang konzentrieren.
Bei Battlemap & Co. ziehen sich Kämpfe meist in die Länge, dafür kann ein abgehängter Spieler aber selbst wieder ohne
zusätzlichen Zeitverlust reinfinden - und
muss das regelmäßig tun, weil sich keiner so lange durchgehend konzentrieren kann.
Bei ToM betrifft so eine Neusynchronisierung die ganze Runde und reißt alle anderen mit raus, das sollte man also tunlichst vermeiden.
Dazu gehört die genannte Konzentration, aber auch die bewusste Entscheidung, keine Grundsatzdiskussionen der Art "Aber der stand doch ganz woanders"* anzufangen. Spätestens wenn man merkt, dass man sich vertan hat und am SL vorbei redet, geht man mit der Absichtserklärung so weit ins Abstrakte, bis es wieder passt. Oder man macht das von Anfang an so, sprich "Ich greife jeden an, der den Magier bedroht" oder "Ich tue mich mit XY zusammen und kämpfe seine Gegner mit nieder".
Solche Entscheidungen kann man dann auch mal mehrere Runden stehen lassen. Sagt ja keiner, dass man sich in jeder Handlung komplett neu entscheiden muss.
*Das ist dann wiederum SL-Sache für das Spielvorfeld: Nimm doch bitte ein System, wo das generell nicht gar so wichtig ist.