Autor Thema: Die Illusionismus-Falle  (Gelesen 2098 mal)

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Offline Issi

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #50 am: 10.10.2025 | 21:39 »
Zum Einen sind das starke kulturelle und sprachliche Unterschiede. Und darüber hinaus sind es zwei völlig unterschiedliche Dinge wenn sich Sly Flourish selbst als lazy bezeichnet oder du andere als faul
Damit meinte ich SL, die nach dem „lazy DM“ Prinzip leiten.

So und nicht anders.

Wenn solche harmlosen Übersetzungen nicht mehr gehen, kann man hier künftig nur noch mit Anwalt oder gar nicht mehr schreiben.

Fände ich schade


PS.
Ja, es war salopp formuliert. Und sicher nicht für jeden auf Anhieb zu erkennen.
Da habe ich für die Uhrzeit vielleicht Zuviel erwartet.


Da es direkt an tartex adressiert war: Da bin und bleibe ich hoffnungsvoll.
« Letzte Änderung: 10.10.2025 | 22:07 von Issi »

Offline tartex

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #51 am: 10.10.2025 | 22:26 »
Die Täuschung, die Du betreibst, ist die, deine Spieler glauben zu lassen dass dein Abenteuer bereits fertig ausgearbeitet ist.

Wobei ich mir nicht mal sicher wäre, dass sie Dir das auch abkaufen.

Also ich glaube nicht jemals gesagt zu haben, dass das Abenteuer komplett vorbereitet wäre. Ich sage aber auch nicht, dass ich das Abenteuer erst in die Richtung ausbaue, die sich abzeichnet. Und dass das auch ein wenig von der Stimmung bin, in der ich gerade bin. Bzw. wenn wir schon 2 Sessions Intrigenspiel hatten, denke ich es wäre an der Zeit die Zaunpfähle Richtung Action zu schwenken.

Da ist für mich halt der Hund begraben: wenn ich moderierend Eingreife, damit jeder ungefähr gleich viel Spotlight kriegt, ist das im Grunde schon Illusionismus für mich. Pragmatisch nachvollziehbar, aber nicht formvollendet Elegant.

Ist wahrscheinlich wirklich ein Kompromiss, weil ich alle 2 Wochen eine Session liefern will, und man sie Vorbereitungazeit meist begrenzt ist.
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Offline Zed

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #52 am: 10.10.2025 | 23:05 »
Da ist für mich halt der Hund begraben: wenn ich moderierend Eingreife, damit jeder ungefähr gleich viel Spotlight kriegt, ist das im Grunde schon Illusionismus für mich. Pragmatisch nachvollziehbar, aber nicht formvollendet Elegant.

tartex, ich weiß nicht, wieso warum Du Deine Improvisationsfähigkeit und Deinen gut funktionierenden Pragmatismus als "Illusionismus-Falle", als "Problemstelle" und als "nicht formvollendet elegant" bezeichnest.

Du erfüllst alle Aufgaben, die eine Spielleitung erfüllen sollte: Du sorgst für Abwechslung, auch beim Spotlight, und hast im Blick, was Deiner Gruppe Freude macht, und sei es, dass sie Dich "ins Schwitzen bringen".

Eine Bedrohung des langfristigen Spielspaßes durch von Dir gut begründbare, moderate Eingriffe Deinerseits ist ein Schreckgespenst und kein Automatismus!

Wenn Deine Gruppe nicht OSR gebucht hat sondern einfach schönes Rollenspiel, dann gibt es keine Grunderwartungen in Bezug auf Abwesenheit von Illusionismus. Du kannst die Gruppe mal sanft in eine Richtung führen und ihnen trotzdem auch mal harte Kämpfe ohne Netz und doppelten Boden anbieten - das ergänzt sich, das nimmt sich nichts.

Ganz sicher haben sie bei Dir nicht gebucht, zu konsequenten OSR-Spielenden erzogen zu werden, und auch Dein flexibler SL-Stil kann langfristig Spannung bieten und wahrscheinlich sogar mehr Tiefe durch Player-Empowerment als Stile, die SL-Flexibilität ablehnen.

Zitat
Ich denke es ist auch immer noch eine Sandbox, wenn während des Spiel zusätzliche Elemente hinzufügt.

Ab.So.Lut!

Eine Sandbox muss nicht starr sein. Vielleicht darf sie sogar nicht starr sein: Der für mich schönste Moment ist, wenn ich das schwebende Gefühl bekomme, dass die Welt zu leben beginnt, dass NSCs auf Ideen kommen, auf die  i c h  niemals kommen würde - und ich als SL sie "nur" beschreibe. Dieser Flow funktioniert nur, wenn die Welt Elementen Raum zum Entstehen, Wachsen und Verschwinden bietet, und ich auf SCs und NSCs flexibel eingehen kann.

Und wenn Deine Gruppe OSR gebucht hat, dann gestehe ihnen, dass Du hier und da etwas flexibler als SL bist. Sie werden das zu Kenntnis nehmen, Dir sagen, dass Du das toll machst, und Dein Gewissen kann rein sein: Deine gelingende Art der flexiblen Spielleitung ist Deiner Gruppe bekannt und von ihr akzeptiert und sicher auch geschätzt.

Offline Jenseher

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #53 am: 10.10.2025 | 23:58 »

Die Täuschung, die Du betreibst, ist die, deine Spieler glauben zu lassen dass dein Abenteuer bereits fertig ausgearbeitet ist.

Wobei ich mir nicht mal sicher wäre, dass sie Dir das auch abkaufen.


Als Spieler gab es bei mir einige Situationen, in denen der Meister nach einer Sitzung (oder nach der Kampagne) aufgelöst hat, dass gesamte Sitzungen improvisiert waren. Bei unserem Immersions-basierten Rollenspiel waren das ab und an die besten Sitzungen. Nicht immer, aber ab und zu.

Auf jeden Fall war alle improvisierten Sitzungen immer einige Größenordnungen besser alle Kaufabenteuer, die wir jemals gespielt haben.

Wir haben niemals darüber nachgedacht, etwas in Frage zu stellen.

Offline Murphy

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #54 am: 11.10.2025 | 01:03 »
Es IST doch Illusionismus und grossartiges Rollenspiel zugleich. Und es geht solange gut, wie die Illusion aufrecht erhalten wird. Der Zaubertrick ist solange spannend, bis man den simplen Trick dahinter kennt. Danach ist es Geschmacksache. So wie Detektivfälle mit PbtA bei Brindlewood Bay zu lösen. Eine interessante Beschäftigung, aber eben nicht das Lösen eines echten Detektivfalles. Ein wenig wie Solitaire spielen. Zeitvertreib, der Spass machen kann.
« Letzte Änderung: 11.10.2025 | 01:09 von Murphy »

Offline 1of3

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #55 am: 11.10.2025 | 07:29 »
Es IST doch Illusionismus und grossartiges Rollenspiel zugleich. Und es geht solange gut, wie die Illusion aufrecht erhalten wird. Der Zaubertrick ist solange spannend, bis man den simplen Trick dahinter kennt. Danach ist es Geschmacksache.


Ist das so? Also du nimmst an, dass es regelmäßig eine Art paradiesischen Zustand der Unschuld gibt, wo man das noch nicht weiß, und erst danach sich individuelle Geschmäcker ausbilden.

Das ist eine hübsche Erzählung.

Man löst aber auch sonst nie "echte" Detektivfälle beim Rollenspiel. Man kann ein Frage-Antwort-Spiel machen, wobei die eine Person eine Lösung kennt und die andere in gewisser Weise nach Informationen fragt.

Das ist genauso Kunst.

Offline manbehind

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #56 am: 11.10.2025 | 07:49 »
Also die Sandbox ist ja der Abenteuerschauplatz mit den vorgegebenen NSCs, in dem man sich relativ frei bewegen kann, weil alle möglichen Richtungen ausgestaltet sind.
Das sehe ich tatsächlich anders:

Eine Sandbox ist ein Abenteuerschauplatz, der Grenzen hat. D. h. innerhalb dieser Grenzen sind Handlungsverläufe möglich und plausibel, während der konkrete Verlauf nicht definiert ist, sondern sich durch die Handlungen der SCs und/oder der NSCs ergibt.

Mögliche Richtungen sind nicht ausgestaltet, aber die Handlung kann sich in alle möglichen Richtungen entwickeln, d. h. die Sandbox zwingt dazu, Lösungen und Handlungsverläufe zu improvisieren.

Ich glaube ich kann meine ursprüngliche Fragestellung dank eurer Beiträge jetzt zuspitzen:

Ist Player Empowerment (zumindest teilweise) Illusionismus?  :o
Nein.

Also ich glaube nicht jemals gesagt zu haben, dass das Abenteuer komplett vorbereitet wäre. Ich sage aber auch nicht, dass ich das Abenteuer erst in die Richtung ausbaue, die sich abzeichnet. Und dass das auch ein wenig von der Stimmung bin, in der ich gerade bin. Bzw. wenn wir schon 2 Sessions Intrigenspiel hatten, denke ich es wäre an der Zeit die Zaunpfähle Richtung Action zu schwenken.

Da ist für mich halt der Hund begraben: wenn ich moderierend Eingreife, damit jeder ungefähr gleich viel Spotlight kriegt, ist das im Grunde schon Illusionismus für mich. Pragmatisch nachvollziehbar, aber nicht formvollendet Elegant.

Ist wahrscheinlich wirklich ein Kompromiss, weil ich alle 2 Wochen eine Session liefern will, und man sie Vorbereitungazeit meist begrenzt ist.
Das Problem, das ich sehe, ist, dass der Begriff "Illusionismus" von dir nicht bestimmt wird und daher konkret bedeutungslos ist, d. h. wer glaubt, das gleiche zu meinen, wie du, der stimmt dir zu oder im umgekehrten Fall eben auch nicht. Denn was Illusionismus für dich ist, ist offen.

Offline Murphy

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #57 am: 11.10.2025 | 08:30 »


Ist das so? Also du nimmst an, dass es regelmäßig eine Art paradiesischen Zustand der Unschuld gibt, wo man das noch nicht weiß, und erst danach sich individuelle Geschmäcker ausbilden.

Das ist eine hübsche Erzählung.

Man löst aber auch sonst nie "echte" Detektivfälle beim Rollenspiel. Man kann ein Frage-Antwort-Spiel machen, wobei die eine Person eine Lösung kennt und die andere in gewisser Weise nach Informationen fragt.

Das ist genauso Kunst.

Um hübsche Erzählungen geht es doch gerade. Also ich mag hübsche Erzählungen...

Ein "echter" Detektivfall hat einen Verlauf, das was geschehen ist. Herauszufinden (oder zu erahnen) was geschehen ist, ist der Sinn von Detektivarbeit. PbtA kann Spass machen, wems Spass macht, aber es ist das gemeinsame Erfinden eines Falles und nicht das Lösen dessen.

Offline nobody@home

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #58 am: 11.10.2025 | 08:41 »
Um hübsche Erzählungen geht es doch gerade. Also ich mag hübsche Erzählungen...

Ein "echter" Detektivfall hat einen Verlauf, das was geschehen ist. Herauszufinden (oder zu erahnen) was geschehen ist, ist der Sinn von Detektivarbeit. PbtA kann Spass machen, wems Spass macht, aber es ist das gemeinsame Erfinden eines Falles und nicht das Lösen dessen.

Wobei die Detektivfälle, die man im Rollenspiel löst, ohnehin nie "echter" sind als die von Sherlock Holmes, Miss Marple, und Columbo in ihren jeweiligen Geschichten auch. Reale Ermittlungsarbeit ist (vermute ich zumindest stark, eventuell mitlesende Detektive mögen mich korrigieren :)) noch mal ein ganz anderes Faß als die romantisch/dramatisch verklärte Darstellung in Buch, Film, und sonstigen Medien...

Offline Issi

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #59 am: 11.10.2025 | 08:47 »
Also ich glaube nicht jemals gesagt zu haben, dass das Abenteuer komplett vorbereitet wäre. Ich sage aber auch nicht, dass ich das Abenteuer erst in die Richtung ausbaue, die sich abzeichnet. Und dass das auch ein wenig von der Stimmung bin, in der ich gerade bin. Bzw. wenn wir schon 2 Sessions Intrigenspiel hatten, denke ich es wäre an der Zeit die Zaunpfähle Richtung Action zu schwenken.

Da ist für mich halt der Hund begraben: wenn ich moderierend Eingreife, damit jeder ungefähr gleich viel Spotlight kriegt, ist das im Grunde schon Illusionismus für mich. Pragmatisch nachvollziehbar, aber nicht formvollendet Elegant.

Ist wahrscheinlich wirklich ein Kompromiss, weil ich alle 2 Wochen eine Session liefern will, und man sie Vorbereitungazeit meist begrenzt ist.
Achso

Ich glaube ja,dass gewisse Anpassungen an die Bedürfnisse der Gruppe in vielen Runden vorkommen.

Ob das jetzt schon Illusionismus ist...
Hängt vielleicht vom Geschmack der jeweiligen Spieler ab.

Ich, als SPL, würde Anpassungen begrüßen, wenn sie der Gruppe helfen mehr Spaß zu haben.
Um den geht es ja letztendlich.

Ist mMn. daher eine Frage des Gruppenvertrages.

( Ich zeichne jetzt trotzdem mal eine Form, die für manche Geschmäcker drüber wäre:
Die Helden kommen am Ende der Sitzung zu einer Höhle. (SL hat noch keine Ahnung was da drin ist).
Paar Spieler stellen aus Vorfreude Spekulationen an, die der SL für die nächste Sitzung verwendet.
(Und das kommt wieder und wieder vor)

Irgendwann schnallen die SPL dass es möglicherweise nicht an ihren hellseherischen Fähigkeiten liegt.  Sondern dass die SL häufig blank ist, und sich den Fortlauf des Abenteuers quasi "diktieren " lässt.
Hier könnte sich dann uU. mancher tatsächlich getäuscht fühlen.
Bzw. enttäuscht sein.




Offline Sashael

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #60 am: 11.10.2025 | 08:57 »
Oder anfangen, seine Abenteuerwünsche als "Spekulationen" zu verkaufen.
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Offline DonJohnny

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #61 am: 11.10.2025 | 09:04 »
Ich würde sagen, das Beispiel aus dem Eingangspost ist kein Illusionismus im klassischen Sinn. Soweit ich das verstanden habe ist ein wesentliches Merkmal des Illusionismus die Entwertung der Spielerentscheidungen. Also dass die Entscheidungen der Gruppe irrelevant sind für da was passiert (wie beim Quantenoger, es ist egal welche Türe man öffnet, die Gruppe will eigentlich den Schatz, landet aber beim Oger, egal welche Türe geöffnet wird).

In dem Beispiel passiert das Gegenteil, die Wünsche und Vorstellungen der Gruppe wird hergenommen um das Spielgeschehen weiterzuentwickeln. Es ein gewisser Stil, ohne das zu werten, der Vor- und Nachteile hat und mit dem viele Gruppen Spaß haben. Ja, Oldschoolrollenspiel ist da nicht aber mei...
SL: "Und damit wäre die Theorie, dass wir an einem Samstagabend weniger albern sind als an einem Freitagabend, widerlegt."
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Offline Murphy

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #62 am: 11.10.2025 | 09:08 »
Wobei die Detektivfälle, die man im Rollenspiel löst, ohnehin nie "echter" sind als die von Sherlock Holmes, Miss Marple, und Columbo in ihren jeweiligen Geschichten auch. Reale Ermittlungsarbeit ist (vermute ich zumindest stark, eventuell mitlesende Detektive mögen mich korrigieren :)) noch mal ein ganz anderes Faß als die romantisch/dramatisch verklärte Darstellung in Buch, Film, und sonstigen Medien...

Jetzt bin ich aber komplett desillusioniert.

Offline Murphy

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #63 am: 11.10.2025 | 09:11 »
Ich würde sagen, das Beispiel aus dem Eingangspost ist kein Illusionismus im klassischen Sinn. Soweit ich das verstanden habe ist ein wesentliches Merkmal des Illusionismus die Entwertung der Spielerentscheidungen. Also dass die Entscheidungen der Gruppe irrelevant sind für da was passiert (wie beim Quantenoger, es ist egal welche Türe man öffnet, die Gruppe will eigentlich den Schatz, landet aber beim Oger, egal welche Türe geöffnet wird).

In dem Beispiel passiert das Gegenteil, die Wünsche und Vorstellungen der Gruppe wird hergenommen um das Spielgeschehen weiterzuentwickeln. Es ein gewisser Stil, ohne das zu werten, der Vor- und Nachteile hat und mit dem viele Gruppen Spaß haben. Ja, Oldschoolrollenspiel ist da nicht aber mei...

Illusionismus geschieht da, wo man den Spielenden (nicht Chars) etwas vorgaukelt, das so eigentlich nicht ist oder wäre. Trifft schon zu.
« Letzte Änderung: 11.10.2025 | 09:48 von Murphy »

Offline nobody@home

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #64 am: 11.10.2025 | 09:14 »
Jetzt bin ich aber komplett desillusioniert.

Nur so entkommt man der Illusionismus-Falle halt. ~;D

Offline manbehind

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #65 am: 11.10.2025 | 09:43 »
Illusionismus geschieht da, wo man den Spielenden (nicht Chars) etwas vorgaukekt, das so eigentlich nicht ist oder wäre. Trifft schon zu.
Rollenspiel ist Illusionismus  :d

Offline HEXer

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #66 am: 11.10.2025 | 09:44 »
Und Eskapismus.

 >;D
„Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“
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Offline DonJohnny

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #67 am: 11.10.2025 | 09:50 »
Illusionismus geschieht da, wo man den Spielenden (nicht Chars) etwas vorgaukelt, das so eigentlich nicht ist oder wäre. Trifft schon zu.

Ja, dann das mit dem Rollenspiel lieber ganz sein lassen. Lieber das Skript von einer Arte-Doku vorlesen.
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Offline Murphy

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #68 am: 11.10.2025 | 09:51 »
Rollenspiel ist Illusionismus  :d

Eben genau nicht.

Ja, wir tun so, als ob.
Aber basierend auf Regeln.

Eine Illusion täuscht die Rezipienten. Und die Täuschung von Spielenden steht nicht zwingend auf dem Programm. Bei meiner Art von Rollenspiel sogar möglichst gar nicht.

Offline Zed

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #69 am: 11.10.2025 | 10:15 »
Eine Illusion täuscht die Rezipienten. Und die Täuschung von Spielenden steht nicht zwingend auf dem Programm.

Improvisation durch die Spielleitung ≠ Illusion. Illusion ist nicht immer „Täuschung“, bei der Vorteilsnahme mitschwingt.

Man täuscht seine Freunde ja nicht, oder? Bei der Nutzung des Begriffes „Täuschung“ sind wir wieder einmal nah an der „Argumentation“, die einen SL-Stil hervorhebt und andere Stile moralisch abwertet.

Welchen Vorteil will denn eine täuschende Spielleitung für sich erlangen? Mehr Spielspaß für alle?

Zitat
Bei meiner Art von Rollenspiel sogar möglichst gar nicht.

Ich freue mich aufrichtig für Dich, dass Du Deinen idealen Stil gefunden hast. Aber was soll die Mühe, diesen Stil als moralisch höherwertig zu promoten?

Offline Tudor the Traveller

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #70 am: 11.10.2025 | 10:30 »
Ist Player Empowerment Illusionismus?

Ich denke, in deinem Fall fühlt es sich vielleicht so an, weil du so tust, als gehörten die Player Empowerment Inhalte zum von dir geplanten Verlauf. Zumindest liest es sich so. Da IST unbestreitbar eine Täuschung enthalten: es sind die Ideen anderer, nicht deine. Und diese Verschleierung ist imo unnötig, weil es auch ohne geht. Wenn du offen sagst, dass du Impulse aus der Gruppe aufgreifst, um sie in die Story einzubauen, ist doch alles taco. Du musst noch nichtmal irgendwas kennzeichnen, obwohl auch das imo kein Problem wäre.

Und last but not least: etwas Illusion gehört zu jeder guten Show dazu. Das macht aber die Show nicht zu einer Illusion. Und selbst wenn: alle wissen, dass eine Zaubershow purer Illusionismus ist. Wir freuen uns trotzdem - oder gerade deswegen - darüber. Es wird nur uncool, wenn der Zauberer behauptet, es wäre wirklich echte Magie.
« Letzte Änderung: 11.10.2025 | 10:32 von Tudor the Traveller »
NOT EVIL - JUST GENIUS

This town isn’t big enough for two supervillains!
Oh, you’re a villain all right, just not a super one!
Yeah? What’s the difference?
PRESENTATION!

Offline Murphy

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #71 am: 11.10.2025 | 10:42 »
Definition von Illusion:
Eine Illusion ist eine falsche Wahrnehmung, bei der reale Sinneseindrücke fehlinterpretiert werden; sie ist eine Art Täuschung oder trügerische Hoffnung, die von realen Sinneseindrücken ausgeht, aber anders wahrgenommen wird als sie tatsächlich ist.

Offline Nachtfrost

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #72 am: 11.10.2025 | 10:43 »
Den Spielern das Gefühl zu geben das Abenteuer "gesprengt" zu haben, damit sie sich an ihrem Triumph erfreuen können ist doch einfach nur eine kleine White Lie. Da es weder intime stattfindet, noch die Spielerentscheidungen entwertet sehe ich keinen Illusionismus. Wie man zu White Lies steht muss jeder für sich entscheiden.
Ich sage, wenn es die Spieler anregt außerhalb der Schuhschachtel zu denken, sie ein gutes Gefühl mit nach Hause nehmen und es sogar nach Jahren eine tolle Erinnerung ans RPG ist: Go for it!
Ich kann die Gedanken hinter den Regeln ja durchaus verstehen. Dämonen sollen schliesslich schreckliche und furchteinflößende Wesen sein. Daher müssen auch die entsprechenden Regeln grauenvoll sein.

OPERA RPG - ein Rollenspiel um Seelenwanderung und Ethik

Offline DonJohnny

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #73 am: 11.10.2025 | 10:56 »
Wenn du offen sagst, dass du Impulse aus der Gruppe aufgreifst, um sie in die Story einzubauen

Genau so mache ich das. Ich hab einen Rahmen in dem viele Dinge fest von mir ausgearbeitet sind und innerhalb dieses Rahmens nehme ich das Spielgeschehen und entwickle das Spiel auf Grundlage von dem was die Spieler gemacht haben weiter. Und das sag ich denen auch. Muss ich auch, ich will, dass die in der Spielwelt frei spielen können und dass die wissen, dass ihre Handlungen das Spielgeschehen beeinflussen und dass ich gerade nicht von denen erwarte, Dinge die ich mir in meiner Genialität ausgedacht habe runterspielen müssen, egal ob jetzt linear gerailroaded oder 2D-gesandboxed oder was auch immer.
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Offline Zed

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Re: Die Illusionismus-Falle
« Antwort #74 am: 11.10.2025 | 10:59 »
Täuschen: Definition aus dem Duden

Zitat
Bedeutung
a) jemandem absichtlich einen falschen Eindruck vermitteln; jemanden irreführen
BEISPIELE
jemanden täuschen
lass dich [von ihr] nicht täuschen!
ich sehe mich in meinen Erwartungen getäuscht (meine Erwartungen haben sich nicht erfüllt)
wenn mich nicht alles täuscht, … (wenn ich mich nicht sehr irre, …)
〈auch ohne Akkusativ:〉 er hat in der Klausur getäuscht (mit unerlaubten Mitteln gearbeitet)
b) einen falschen Eindruck entstehen lassen
BEISPIELE
das Neonlicht täuscht
das Haus ist nicht so hoch, das täuscht
c) einen Gegner zu einer bestimmten Reaktion, Bewegung verleiten, die man dann zum eigenen Vorteil ausnutzen kann
Gebrauch
besonders Sport
BEISPIEL
sie täuschte geschickt

Das Wortfeld von „Täuschen“ liegt nicht ausschließlich auf böswilliger Intention, aber überwiegend.