Also ich stimme Marcel zu, dass die hohe Quellendichte kein Vorteil sein muss. Wenn ich leite, nehme ich mir gerne dichterische Freiheiten raus. Ich habe einmal versucht, ein historisches Vampire-Abenteuer mit einem Spieler zu leiten, der ein Geschichtsfreak war. *grusel* Das ist genauso schlimm, wie DSA mit einem, wie war das gleich, Settingsklaven?
Genauso wenn ich ein Abenteuer in einer realen Stadt der Gegenwart ansiedle. Da informiere ich mich nur ganz grob, ich wälze nicht vorher einen Reiseführer, besorge mir keinen Stadtplan, arbeite mich nicht in die Geschichte ein und ganz bestimmt lese ich nicht nach, wer gerade Bürgermeister ist und wie die Sitzeverteilung im Rathaus ist. Dass ich das so mache wissen meine Spieler, und deshalb spielen wir in Städten, die wir alle nicht gut kennen. Denn ich kann schon verstehen, dass diese Freiheiten, die ich mir nehme, einen Spieler stören, der sich gut in der besagten Stadt auskennt.
Hinzu kommt: Bei historischen Settings stehen in den Geschichtsbüchern
nie die Sachen, die man wissen will. Ich meine, was juckt es mich, wann wer König von Frankreich war und wann welche Schlacht geschlagen wurde? Ich will wissen, wie die Menschen gelebt haben, wie ihre Häuser und Städte aussahen, wie das Familienleben ablief, wie ihre Moralvorstellungen waren. Und das will ich mir auch nicht innerhalb von drei Monaten mühsam aus dicken, verstaubten Abhandlungen zusammsuchen, sondern ich will es kurz und knackig präsentiert bekommen. Da schau ich lieber mal in ein Was-ist-Was-Buch und reime mir den Rest selbst zusammen. Ich will spannende Geschichten erzählen und keine historischen Studien betreiben!
Also, ich mag die World of Darkness, und ich mag Horror-Rollenspiele, und ich mag unsere Welt als Setting. Aber ich verwende dafür unsere Welt nicht wegen der bisher erwähnten angeblichen Vorzüge, sondern weil derartige Geschichten einfach in unsere Welt
gehören. Eine moderne Horror-Story in einer fiktiven Welt? Das wäre schon reichlich komisch. Der Grusel liegt ja gerade darin, sich vorzustellen, dass es tatsächlich passieren könnte.