Autor Thema: Ein paar meiner liebsten Dinge  (Gelesen 2973 mal)

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wjassula

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Ein paar meiner liebsten Dinge
« am: 12.01.2005 | 15:48 »
Ich überlege, "A few of my favorite things" als Einstieg für meine neue Kampagne zu nehmen. Nun ist das ja sehr spezifisch amerikanisch, und ich glaube, ich passe ein bisschen an das Setting in Berlin an...

The gun - Waffen und Gewalt sind ziemlich universell, kann also bleiben, oder?

The bible - stattdessen "Das Kapital" ? Und der Typ kleistert einen Mauerrest zu und redet mit sächsischem Akzent?

The flag - das finde ich am haarigsten, zumal sich mir der Symbolismus hier auch nicht so ganz deutlich erschliesst. O.k., es dreht sich irgendwie um Nationalität und Schuld --> Flagge am Haus der Veteranen der Kriege im Ausland. So weit so gut, ist ja nicht so, dass Deutschland da nichts hergeben würde. Aber was soll die Sache mit den Leichen an den Haaren? Hat da jemand eine plausible Deutung und einen Vorschlag, wie man das in eine "deutsche" Symbolik umsetzen könnte?

The car - Joa, wenn es Mercedesse und Trabbis sind...

Ich suche auch noch Ideen, wie man den Penner vom Anfang später noch wieder einbringen kann. Ist das ein Urbanomant, Wahrer König, Kliomant...oder was ganz anderes?

Offline Jestocost

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Re: Ein paar meiner liebsten Dinge
« Antwort #1 am: 13.01.2005 | 08:47 »
Für mich war der Penner immer die personifizierte Seele der Stadt.

Die Sache mit "Do you have some change" habe ich, als ich das Abenteuer geleitet habe, mit "Hast du was übrig?" übersetzt - da wurde aus dieser Traumversion eine Art Echo, Eindrücke, die sich irgendwie in die Realität eingegraben haben...

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Re: Ein paar meiner liebsten Dinge
« Antwort #2 am: 13.01.2005 | 10:06 »
Hab' das Abenteuer auch geleitet und es kam weder bei meiner Gruppe noch mir gut an.

Das Abenteuer ist so einduetig Railroading, dass es eindeutiger nicht mehr geht. Die Spieler werden von einer "irren" Szene zur nächsten "irren" Szene geführt ohne, dass Ihnen sich dabei wirklich erschließt, was das alles soll.
Und am Ende ist alles so als wäre nichts passiert. Fand' ich persönlich auch sehr schwach.

Wie gesagt hat keinem wirklich Freude gemacht.
Kann aber auch daran liegen, dass ich nicht gerade einen "5 Sterne" - Tag hatte...

Offline Jestocost

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Re: Ein paar meiner liebsten Dinge
« Antwort #3 am: 13.01.2005 | 10:22 »
Ich habe das Abenteuer zwar in eine Kampagne eingebaut (Garden full of Weeds aus WEEP), aber die Episode war dann echt nicht der Hit...

Railroading ist ja nicht das Problem, wenn es zur richtigen Zeit kommt (wir wollen von A nach B und müssen deswegen ein paar surreale Szenen ertragen - funktioniert auch bei der Odyssee), aber mir fehlen selbst ein wenig die Konsequenzen: Im Endefffekt können die Spieler nicht viel tun... Coole Szenen, wenig Story...
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wjassula

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Re: Ein paar meiner liebsten Dinge
« Antwort #4 am: 13.01.2005 | 13:28 »
Das mit dem railroading stimmt natürlich. Ich glaube, als one shot geht das AB deshalb auch nicht so gut, denn dann ist es wirklich ein bunter Bilderbogen, den die Spieler nur anstaunen können. Deshalb ja auch mein Kampagnengedanke: da muss noch was nachkommen. Ähnlich wie "Swap meet" oder "Drink to that" ist's wohl eher ein Szenariosplitter... Und ausserdem wollte ich es auch nicht lang ausdehnen, es soll als kurze Einführung in die Themen und Bilder dienen, die die Spieler in der Berlin-Kampagne erwarten.

In meiner Berlin Geschichte soll es um Berlin als Stadt des mystischen Hermaphroditen gehen. Die Stadt selbst soll dabei die wild gewucherte Hülle eines Avatars sein, der paradoxerweise als Stadt und Mensch zugleich nicht mehr in den unsichtbaren Rat aufsteigen kann, obwohl grade die Doppelnatur ihn zur perfekten Verkörperung des Prinzips macht, was ihn wiederum auf ewig zwischen unserer Welt und der Stratosphäre schweben lässt... also ein Zwitter par excellance. Die magsiche Spannung, die dadurch ensteht entlädt sich in der ganzen Stadt (dem Körper des Avatars) auf merkwürdigste Weise...Stoff für viele Spielabende.

Ideen: Ich mache aus dem Typen am Anfang (den ich auch als Verkörperung der Stadt sehe) zwei, die beide äusserlich zwischen der verwahrlosten Ausgabe von Marilyn Manson/David Bowie schweben. Ich übernehme Bitpickers Idee mit dem DM-Schein.

Statt dem Bibeltypen gibt es wiederum zwei, die auf einer Mauer herumturnen, die aus den Überresten eines abgerissenen Hauses herausragt. Einer ist äusserlich ein Wessi-Altlinker, der andere ein Sachse, und beide streiten sich um die Seiten aus dem Kapital, mit denen der eine eine Brücke, der andere einen Tunnel konstruieren will (obwohl man auch einfach um die Mauer rumgehen könnte...), bis sie beide von der Mauer fallen...
Für ganz Schlaue liegt in den Trümmern des Hauses vielleicht noch eine  Büste vom alten Fritz..."all the king's horses and all the king's men couldn't put them back again".
 
Aus "He-soos" im Krankenwagen wird vielleicht Mohammed.

Jetzt aber die Sache mit der Flagge: Nazikram drängt sich auf, aber wie macht man das Unpeinlich?

Offline Bitpicker

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Re: Ein paar meiner liebsten Dinge
« Antwort #5 am: 13.01.2005 | 13:32 »
Ich konnte mit dem 'Abenteuer' schon beim Durchlesen nicht das Geringste anfangen. Aber ich würde den Penner durch jemanden ersetzen, der die Frage stellt 'kannst du wechseln?', weil das dem 'got some change?' im vorgesehenen Wortspiel am nächsten kommt.

Es ist nur deshalb kein Penner, weil diese bekanntlich seltener Geld wechseln wollen...

Robin
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wjassula

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Re: Ein paar meiner liebsten Dinge
« Antwort #6 am: 13.01.2005 | 13:36 »
Ja, so dachte ich mri das auch, bin aus Bequemlichkeit beim "Penner" geblieben.

Irgendwie kommt mir bei den ganzen Negativreaktionen der Verdacht, dass mir als SL nur das Ausknobeln von verdrehten Symboliken Spass macht, und dass die Spieler dann vielleicht trotzdem nur vor einem Bilderbogen sitzen...ein Perspektivproblem?

Meint ihr echt, dass man da für die Spieler nix rausholen kann? Bei der Pistolen- und der Autoszene gibt's doch immerhin Action...und wenn man die Suche nach dem richtigen Weg noch ein bisschen ausbaut? Oder die Wechseltypen noch mal auftauchen lässt, damit die Spieler sich mit denen über die Hintergründe austauschen können?

Offline Bitpicker

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Re: Ein paar meiner liebsten Dinge
« Antwort #7 am: 13.01.2005 | 16:43 »
Du kennst deine Spieler, ich nicht. Aber meine Spieler erkennen ein Symbol nicht mal, wenn groß Symbol draufsteht. Da dieses Szenario praktisch nichts außer Symbolismus zu bieten hat, und die Symbole dabei auch noch zutiefst amerikanisch sind (und deine deutschen Ersetzungen zwar besser passen, aber längst keinen vergleichbaren Stellenwert für den Durchschnittsdeutschen besitzen dürften), bleibt meiner Meinung nach gar nichts Brauchbares übrig.

Robin
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wjassula

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Re: Ein paar meiner liebsten Dinge
« Antwort #8 am: 14.01.2005 | 11:33 »
Hm, sie müssen sie such nicht unbedingt bewusst erkennen. Um mal wieder mit dem David-Lynch-Beispiel zu kommen: Ich kann die Filme auch nicht 100% erklären, aber die Bilder sprechen etwas in mir an, und ich wette, das ist kein Zufall. Nur überlege ich jetzt echt, ob meine Spieler daran Spass hätten, mal ein bisschen weniger zu handeln und mehr zu ... "schwingen". Tja.
Ist ja noch ein bisschen hin. Zuerst muss ja noch der böse Wahre König von Denver dran glauben. Ich glaube, ihr letzter Plan hatte was mit "gröberen Waffen" zu tun.