Für die nun geplante Star Wars-Kampagne haben sich die Mädels immerhin erweichen lassen, folgende kleine Idee zu liefern: Sie sind drei Schwestern, die Töchter eines "Maffia"-Paten. Die Familie liegt im Streit mit einer anderen Familie, und ihr ist ein wichtiges "Blackbook" mit wertvollen Informationen gestohlen worden, das unbedingt wiederbeschafft werden muss. So. Klingt auf den ersten Blick gut.
Aber: Es fehlt alles. Wer sind die wichtigen Persönlichkeiten in den beiden Clans, und wie stehen sie zu den Charakteren? Wer hat das "Blackbook" gestohlen, und warum? Wo bringt er es hin? Wie gelangen die Charaktere auf seine Fährte? Welche Widerstände stellen sich ihnen entgegen? Alles wieder mein Job.
Der Job des Spielleiters...
Ja, ich weiss, Playerempowerment und so.
Alles ganz toll.
Aber (!!!):
Um PE zu verwirklichen brauchst Du als allererstes eines: Spieler, die das wollen.
Ich kann die Einstellung Deiner Mädels nachvollziehen, meine Runde hält es sehr ähnlich.
Die wollen nicht am Hintergrund des Abenteuers beteiligt sein.
Sie wollen es einfach nicht.
Die Argumentation ist die folgende: "Ich gehe gern ins Kino. Schau mir Filme an, die mir gefallen.
Manchmal schaue ich auch Filme, die mir nicht gefallen. Weil ich nicht wusste, was mich erwartet.
Trotzdem gehe ich gern ins Kino.
Ich möchte nicht Regisseur werden. Oder vorher das Drehbuch lesen.
Ich möchte mich vom Film überraschen lassen."
Wohlgemerkt nicht meine Einstellung...!
Ich glaube, Playerempowerment ist eine tolle Sache, aber es braucht Spieler, die das wollen.
Und es gibt auch Spieler, die dem nichts abgewinnen können.
Die möchten nicht mitwirken, ausserhalb ihrer Rollen.
Und zwar aus einem sehr wichtigen Grund:
Sie möchten das Rollenspiel aus dem Blickwinkel ihrer Charaktere erleben.
Als Regisseur (Spielleiter) blickst Du hinter die Kulissen und Playerempowerment bietet zwar die Chance, hinter den Kulissen mitzuwirken, aber dafür verliert man auch den sehr subjektiven Blick aus den Augen des Charakters.
Man bekommt einen Überblick. Und je mehr man das macht, desto mehr betrachtet man das Spiel analytisch.
Genau, wie kein Kameramann oder Regisseur einen Film einfach nur anschauen kann (die betrachten die Werke
auch nur noch analytisch).
Es geht also etwas verloren. Dafür gewinnt man anderes dazu.
Stellt sich die Frage, ob die Spielerinnen den Teil tauschen wollen. Meine Spieler wollen es nicht.
Ich habe mit den Mädels auch schon mal über Spielstil diskutiert. Habe sie sogar meinen Evaluation Sheet ausfüllen lassen. Was kam raus? Fähigkeiten des Charakters verbessern war der Punkt, der von allen drei Mädels (neben Witze und Gelächter) im Schnitt am höchsten bewertet wurde... nicht unbedingt ein gutes Argument für Primetime Adventures... und das wäre schon meine erste Wahl, wenn ich mir was aussuchen könnte. "No Myth", kein Setting lernen, einfach losspielen und packendes Drama von der ersten Minute, mit fast Null Vorbereitungsaufwand. Na, ich werde sie (nach der Star Wars-Kampagne) wohl wirklich mal ins kalte Wasser zwingen, mal sehen was geht.
Mach das. Aber sei bitte nicht enttäuscht, wenn Sie dem Narrativen und dem Player Empowerment nicht so enthusiastisch gegenüberstehen wie Du.
Gruß
Boba