Autor Thema: Die Reise des Gelehrten (Spiel)  (Gelesen 43916 mal)

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Offline Lady of Darkness

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #50 am: 20.05.2005 | 09:26 »
Luana musterte Mortan, das war nicht die Wahrheit. Wer weiß dachte sie bei sich und wande sich ebenfalls an Nimrott. Auch sie wollte gern wissen wann er gedachte aufzubrechen. Besonders ausgeschlafen schien er ja nicht. Kurz überlegte sie ob er vielleicht auch so einen seltsamen Traum gehabt haben mag? Doch sie wischte den Gedanken schnell wieder fort.

Offline Teethquest

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #51 am: 20.05.2005 | 17:40 »
Nimrott dachte einen kurzen Moment nach und meinte schließlich:
"Ich sehe keinen Grund noch länger zu warten. Wir sind alle vollzählig. Einzig der Umstand, dass ich Gasper seit gestern nicht mehr gesehen habe stört mich ein wenig. Er hat mir versprochen heute morgen hier zu sein und mir zu sagen..."
Der Gelehrte zögerte ein wenig und flüsterte dann:
"ob es unten an den Toren zum Pass Schichtwechsel gegeben hat. Es gibt da ein paar Wachhabende, die von uns keinen Wegzolle einfordern würden."
Es hatte ganz den Anschein, dass Nimrott vor hatte, den Wegzoll auf nicht ganz rechtmäßige Weise zu umgehen. Wie er die Wächter dazu gebracht hatte den Zoll zu erlassen, behielt er aber für sich. Der Gelehrte erhob sich und wies seine Begleiter an ihre Habseeligkeiten zu holen und ihm zu folgen. Offenbar ging es jetzt tatsächlich los.

Vor dem Klingenden Kelch bot sich den Reisenden allerdings ein merkwürdiges Bild. Es lag nicht etwa am Wetter, wie man nach dem gestrigen Gewitter hätte denken können, denn die Sonne schien heiter aus einem strahlend blauen Himmel und eine leichte Brise trug den teils üblen Gestank des Burgdorfes fort. Normalerweise tummelten sich Scharen von Bürgern und Gesindel vor dem Klingenden Kelch und den angrenzenden Marktständen. Doch der Platz war leer, wo doch noch vor kurzer Zeit der Lärm der Straße bis in die Taverne vorgedrungen war. Ein paar Schwalben kreisten über den verdreckten Pflastersteinen, das war aber auch schon alles. Nimrott legte seine Stirin in Falten und streckte den Kopf, als ob er dadurch hätte mehr sehen können. Er ging ein paar Schritte über den Platz und fragte sich, was geschehen war.
Luana hatte bessere Sinne als all die anderen. Sie hörte Stimmen von Menschen, doch sie waren nicht auf dieser Seite der Festung. Sie befanden sich auf dem gegenüberliegenden Teil, dort wo der Fürst seine Residenz hatte. Sie wies ihre Begleiter an ihr zu folgen, was die Anwesenden auch taten, obwohl sie nicht wussten, worum es ging. Kaum war die Gruppe an den massiven Häusern und der hohen Mauer, welche sich mitten durch Frohnholm zog, vorbeigegangen, vernahmen auch die übrigen den Lärm einer Menschenmasse. Wirklich alle Einheimischen hatten sich vor dem steil emporragenden Bollwerk versammelt, in dem der Fürst seine Gemächer hatte. Rechts und links vom kleinen Podest hoch oben hingen an Haken zwei Käfige, welche bemitleidenswert entkräftete Gefangene festhielten. Nimrott war jetzt nicht der einzige, der zu all den Menschen aufschloss. Auch seine Begleiter waren über alle Maßen neugierig, was hier vor ging. Überall klumpten die Männer, Frauen und Kinder geradezu zusammen. Die jüngeren saßen auf den Schultern ihrer Väter, die Älteren blickten in Massen aus den anliegenden Fachwerkhäusern. Einige agile waren auf Fuhrwerke oder Fässer geklettert, um besser sehen zu können. Alle starrten sie gebannt auf den Podest, als ob es dort mehr zu sehen gäbe als eine große, schäbige Eichentür und jede Menge schroffe Steine. Offenbar wussten die meisten garnicht, auf was sie hier warteten, denn die meisten blickten ebenso fragend wie Nimrott oder seine Begleiter. Der Gelehrte blickte angestrengt und formte seine Lippen zu Worten, doch es kam nicht mehr heraus als ein unsicheres 'was'. Aber es hörte ihn sowieso niemand, weil die ganze Menschenmasse einfach zu viel Lärm machte. Doch dann, wie auf ein geheimes Stichwort hin, öffnete sich die Eichentür hoch oben und der Fürst trat hervor und zeigte sich seinen Untertanen. Fürst Gernot war ein grobschlächtiger Mann, der sich offenbar gerne zeigte, denn mit stolzgeschwellter Brust ob er die starke Arme in die Höhe und ließ sich bejubeln. Sein Gesicht zierte eine lange Narbe, welche bewies, dass er viele Schlachten geschlagen hatte und sich für keinen Kampf je zu Schade gewesen war. Daher trug er vielleicht auch ganz in der Tradition der Haberländer trotz der Hitze einen schimmernden Pelzumhang und einen fast silbrig glänzenden, verzierten Harnisch. Da Fürsten keine Krone tragen durften, sah man auch seine Halbglatze und die kurzgeschorenen, grauen Haare unverhüllt.
Nimrott blickte sich um, er jubelte nicht. Ganz im Gegenteil wurde er langsam unleidlich, denn er wusste überhauptnicht, worum es hier ging. Er fragte sich, warum die Menschen dem Fürsten zujubelten. Wahrscheinlich wollte keiner einen falschen Eindruck hinterlassen. Nach dem Motto: Wer seinem Herrn zujubelt, kann nicht versehentlich etwas flasches sagen. Doch dann hob Fürst Gernot beschwichtigend die Hände und der Lärm verstummte, als hätten die Bürger Forhnholms nur darauf gewartet. Neugierig und erwartungsvoll blickten diese zum Fürsten hoch. Gernot sprach mit seiner wohlklingenden, tiefen Stimme:
"Bürger Haberlands, Rießtals und Frohnholms, der Sieg wird unser sein."
Die Menschen schwiegen, anstatt zu jubeln. Sie tuschelten ein wenig miteinander, denn sie wussten nicht welcher Sieg über wen gemeint war. Der Fürst sprach weiter:
"Der Feind hat sich lange Zeit vor uns versteckt und unsere Männer aus dem Hinterhalt angegriffen. Sie gingen ihrem friedlichen Tagewerk nach, haben sich nichts zu schulden kommen lassen. Alles was sie wollten, war ein Auskommen zu haben, indem sie im Fileipwald wirtschafteten. Niemals zuvor sind Fremde uns derartig hinterhältig und ohne Vorwarnung in den Rücken gefallen. Ich kann die Holzfäller, welche von den verhassten Waldbewohnern auf brutalste Weise ermordet wurden, nicht mehr zählen, so viele sind es mittlerweile. Doch die Zeiten sind vorbei, in denen wir nur noch zuschauen, wie unser Volk, ja vielleicht sogar alle Menschen von den bösartigen Fremden gequält und getötet werden. Wir schlagen zurück und begonnen haben wir mit einem ersten Gefangenen. Eine Frau. Aber urteilt nicht nach ihrem Aussehen, sondern nach dem, was sie getan hat. Allein hat diese Widerwärtigkeit der Natur und Fluch der Götter zehn unserer Brüder geschlachtet. Nur mit dem Mut der Verzweiflung konnte sie überwältigt werden. Und nun ist sie hier, in unserer Gewalt. Und es ist ein Platz für sie vorgesehen, der sie für das büßen lässt, was sie und ihr verdorbenes Volk uns angetan hat und noch antun wollte."
Von zwei schwer gerüsteten Wächtern wurde eine unscheinbare Gestalt aus dem Schatten gestoßen. Die Menge jubelte auf und verstummte bald, als sie eine junge, zerbrechlich anmutende Frau oben stehen sahen. Der Kopf war nach unten geneigt, keine Kraft schien in ihren Gliedmaßen zu sein. Die Anwesenden wusste nicht so recht, was sie zu dem Anblick des blondhaarigen Mädchens sagen sollte. Sie sah nicht ganz so aus, wie sie sich ein Monster vorgestellt hatten. Der Fürst nickte einem seiner Wächter zu und dieser zog der jungen Frau die langen Haare zurück. Die Männer und Frauen, welche ganz vorne standen redeten plötzlich durcheinander. Einer rief laut aus, was sie dachten:
"Sie ist eine Elfenfrau. Seht ihre Ohren. Der Fluch des Waldes."
Die beiden gerüsteten Männer legten zwei Holzbretter auf einen Haken rechts vom Podest, so dass sie darüber bis zu einem der Haken in der Wand gehen konnten. Ein Käfig wurde durch die Tür getragen und die Elfenfrau, die sich garnicht wehrte, hinein gesperrt. Die beiden Wächter trugen die Frau wie in einem Vogelkäfig bis zu einem der Haken und hängten sie in luftiger Höhe auf, so dass sie bald neben all den anderen bedauernswerten Gestalten ihr dasein fristen musste. Die Bretter wurden wieder eingezogen und die Menge verfliel in ein so wildes Jubeln, wie man es schon lange nicht mehr gehört hatte.
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Offline Lady of Darkness

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #52 am: 20.05.2005 | 19:15 »
Auch Luana schaute erwartungsvoll nach oben, als der Fürst hervortrat. Sie hörte seine Worte und einseltsames Gefühl überkam sie. Noch bevor sie sah was er meinte, wußte sie was die Männer des Fürsten gefangen hatten. Unwillkürlich zog sie ihre Mütze weiter über ihre Ohren. Sie konnte die Elfe in dem Käfig nicht ansehen. Luana fühlte sich elend beim Anblick der blonden Elfenfrau. Und nun wußte sie auch wer sie letzte Nacht in ihrem Traum gerufen hatte... Sie! Sie war es gewesen.
Luana wandte sich ab, entfernte sich ein paar Schritte von der grölenden Menge und zog sich um eine Häuserecke zurück. Irgendwie fühlte sie sich elend. Sie überlegte was sie tun konnte. Was die Elfe getan haben mochte. Hatte sie wirklich Leute umgebracht? Wenn ja, warum hatte sie es getan? Sie wirkte nicht als wenn sie es bereuen würde. Luana Gedanken überschlugen sich. Sie wußte zu wenig von dem Volk der Elfen. Zu wenig von einem Volk dem sie selbst ja auch irgendwie angehörte.
Mit geschlossenen Augen lehnte sie an der Wand des Hauses, während ihre Gedanken rasten.

Offline avakar

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #53 am: 21.05.2005 | 10:45 »
Das war die erste Hinrichtung unter Menschen, die Mortan sah.
Da steht der mächtige Fürst, lässt ein junges Mädchen aufhängen und redet dabei noch von Kampf und Sieg? Wie soll ausserdem ein Mädchen zehn gestandene Hölzfäller auf einmal umbringen?
Aus dem Verhalten einiger Menschen wurde der Zwerg einfach nicht schlau. Aus dem Tiefenfels war er gewohnt, dass Gefangene mit Gold aufgewogen wurden, andere Verbrechen ebenso, Blut konnte zwar auch mit Blut vergolten werden, das geschah dann aber immer kämpfend. An den letzten Klippensturz konnte sich nur noch der uralte Gromkorn erinnern, damals wurde ein Wahnsinniger nach langem hin und her "über die Kante gehoben".

Er wandte sich an Nimrott.
"Meister Silvyir, gedenkt ihr immernoch die Reise zu unternehmen? Unterwegs ist es jetzt bestimmt nicht sicherer geworden. Die Schergen des Fürsten scheinen nicht zimperlich zu sein, wenn sie auf ungewöhnliche Gestalten treffen."
Wie ein Blitz durchzuckte es Mortan, als er sich selbst seiner ungewöhnlichen Erscheinung bewusst wurde. Hastig zog der Nimrott an der Schulter nach unten, um zu flüstern:
"Vergesst, was ich gesagt habe. Wir sollten so schnell wie möglich hier fort! Wenn die Leute hier schon Geister in einem jungen Ding sehen, was halten die dann erst von mir?"
Mortan spürte leichte Panik in ihm aufsteigen.

Eulenspiegel

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #54 am: 21.05.2005 | 11:37 »
Talonis schaute sorgenvoll auf das Mädchen im Käfig. Wie lange würde sie das wohl noch durchhalten, bevor sie völlig entkräftet sterben würde?
Auch er konnte sich erst schwer vorstellen, wie ein einzelnes Mädchen 10 kräftige Holzfäller getötet haben konnte.
Nach einigem überlegen kam er aber darauf, dass Elfen sehr gut mit dem Bogen und im Fallen stellen sind.
Außerdem musste das Mädchen ja nicht alleine gehandelt haben, sondern könnte sich mit anderen Elfen verbündet haben. Und im Wald kennen sich die Elfen nunmal besser aus als die Menschen. Je mehr er darüber nachdachte, desto plausibler erschien ihm das Urteil des Fürsten.
Aber irgendetwas war im Blick dieser Frau, dass ihm dann wieder zweifeln ließ. Vielleicht war sie ja doch unschuldig und der Fürst brauchte einen Sündenbock. - Und was, wenn der Fürst doch recht hatte und den wahren Schuldigen gefunden hatte?

Talonis war zwischen seinen Gefühlen hin und her gerissen und wusste nicht so recht, was er glauben sollte.
"Ach, wenn nur ein Verhüllter hier wäre. Der könnte bestimmt die Wahrheit herausfinden und feststellen, ob sie wirklich schuldig ist.", murmelte er leise.

Er seufzte kurz und schaute wieder zu der Elfe: Sie wirkte so apathisch. Überhaupt nicht so, wie er sich eine Elfe vorgestellt hatte.

Offline Teethquest

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #55 am: 21.05.2005 | 12:32 »
Nimrott schüttelte ungläubig den Kopf:
"Ihre Brüder und Schwestern werden nicht untätig zusehen, während sie hier gefangen gehalten wird. Warum haben die Schergen des Fürsten die Elfe nicht getötet?"
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Eulenspiegel

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #56 am: 21.05.2005 | 19:31 »
"Nun, vielleicht erhofft der Fürst, dass die anderen Elfen versuchen, ihre Gefährtin zu befreien. Und er lockt sie so in eine Falle."
Talonis schaute sich den Käfig etwas genauer an. Er sah wie ein gewöhnlicher Käfig aus. Aber selbst für einen Elfen dürfte es schwer sein, in die Festung einzudringen. - Und wenn der Fürst sie erwartete, war es ihr Tod.
"Wir sollten aufbrechen, bevor es hier zu einem blutigen Kampf kommt!", sagte Talonis zu Nimrott "Wenn wir unterwegs ein paar Elfen treffen, können wir sie vielleicht davon abhalten, Vergeltung zu üben. Und unter Umständen finden wir im Wald auch irgendetwas, was ihre Schuld bestätigt, oder ihre Unschuld beweist."

Offline Lady of Darkness

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #57 am: 21.05.2005 | 21:07 »
Luana hörte die anderen über die Schuld oder Unschuld der Elfin reden. Einige Zeit hörte sie ihnen einfhach zu. Sie überlegte ob sie sie um Rat fragen sollte, dann jedoch hörte sie was Nimrott, der Gelehrte sagte. Nein, sie würde sie nicht fragen. Obwohl, das was Talonis sagte auch einleuchtete, oder nicht? Was wußten sie schon über die Elfen?
"Was können wir tun um zu erfahren was wirklich geschehen ist?" murmelte Luana leise vor sich hin.

Offline avakar

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #58 am: 22.05.2005 | 20:20 »
"Bruder Talonis hat recht. Hier in der Stadt werden wir nicht viel ausrichten können und erfahren werden wir auch nichts. Ausserdem werden uns die Holzfäller und die Fischer wohl eher berichten können, was wirklich vorgefallen ist."

Offline Teethquest

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #59 am: 23.05.2005 | 18:06 »
Nimrott blickte ernst und ungehalten in die Runde. Er sagte zu seinen Begleitern:
"Nein, hier bleiben wir besser nicht. Der Fürst ist ein Idiot, das steht außer Frage. Das arme Ding wird im Käfig verhungern, falls die Waldelfen die Festung nicht erstürmen. Mir solls recht sein. Wenn sich die Elfe in die Nähe der Menschen wagt sollte sie sich nicht darüber wundern, was passiert ist.
Eine Kleinigkeit stört mich aber doch: Wir als Menschen aus Frohnholm werden keinen guten Stand haben, wenn wir in den Süden aufbrechen. Ich hatte eigentlich vor die Pfade durch den Wald einzuschlagen, aber das scheint mir jetzt einfach viel zu gewagt. Lasst uns am Waldrand entlang die Ortschaften der Menschen aufsuchen und sehen, wie es dann weitergeht."
Nimrott verriet immer noch nicht, was er eignentlich vor hatte. Eine Reise in den Süden konnte vieles bedeuten. Bestenfalls sagenhafte Reichtümer, schlimmstenfalls den Tod. Der Gelehrte und sein enger Vertrauter Baratos gingen voran. Die anderen waren von den durcheinanderrufenden und johlenden Massen noch immer ein wenig irritiert. Als die Übrigen noch immer nich folgten, rief Nimrott:
"Kommt schon, es geht los!"
Sofort schlossen die Anderen auf und folgten den Gelehrten bis zum großen Haupttor. Die Festung schien hier wie leer gefegt. Nur zwei Wächter bewachten den Hauptzugang zur Burg. Einer der Männer am Tor redete gerade auf seinen Kameraden ein und schien sich von den Wandernden garnicht stören zu lassen. Die Reisenden hörten beim Vorbeigehen folgende Worte:
"Hat sich der Berater des Fürsten doch tatsächlich eine Elfenfrau bringen lassen, wenn es denn eine echte ist. Vielleicht haben die ein Kind genommen und ihm die Ohren angespitzt, wer weiß. Merkwürdig, der Berater ist doch sonst nur an großen, fetten Männern interessiert."
Die Wächter lachten und einer grüßte Nimrott. Offenbar war der Gelehrte bei den Stadtwachen nicht ganz unbekannt und wurde daher ohne Anstalten durch das Tor gelassen. Einige von seinen Begleitern waren schon neugierig, worüber die Wächter eigentlich genau redeten, aber Nimrott gab das Tempo vor. Offenbar wollte er jetzt nicht mehr zögern.
Nachdem die Reisenden die hohen Mauern der Festung hinter sich gelassen hatten, befanden sie sich auf dem kahlen und sich in die tiefe schlängelnden Pfad, der vom Felsen herabführte. Die Sommersonne schien hier so unerblittlich auf die Köpfe der Wandernden, dass selbst dem widerstandsfähigen Zwerg Schweißperlen auf der Stirn standen, als sie schließlich unten angekommen waren. Auch hier gab es eine ganze Weile keine schattenspendenden Bäume. Nur ein paar Büsche reihten sich an den Wegesrand und litten offenbar ebenfalls unter der stehenden Hitze des Tages. An dieser Stelle konnten sich die wenigsten unter den Reisenden vorstellen, dass die Winter in diesen Landen bitterkalt werden konnten. Erst als die Gemeinschaft schon eine ganze Weile am Fuß des Felsens entlang gewandert war, kamen die Stände der Händer, welche nicht das Geld aufbringen konnten, um für einen Platz im Burgdorf zu bezahlen. Es reichte ein Blick aus, um zu erkennen, dass vielen der Handel in Frohnholm verboten worden war, weil sie offenbar nicht immer die ehrlichsten Verkäufer waren. Beim Vorbeigehen sah man den ein oder anderen Händler, der Rauschkräuter oder übelriechendes Fleisch verkaufte. Wahrscheinlich taten sie das auch nur solange, wie keine Gardisten unterwegs waren. Da bot sich die schwüle Mittagszeit offenbar gerade an. Bald tat sich zur Rechten der Wandernden ein weiterer massiver Felsen auf, so dass sie durch eine steile Schlucht wanderten. Hier war die Luft geradezu kühl und einige Gardisten hielten sich in den Schatten auf, saßen in Felsnieschen oder brieten sich etwas am Lagerfeuer. Das Ende der Schlucht war zugemauert worden. Allerdings gab es ein großes Tor, welches aus einem schwarzen Metallgitter bestand und im hindurchpfeifenden Wind klapperte. Die Wandernden erblickten hier ein bekanntes Gesicht. Gasper, der Paladin, kam auf Nimrott zu, sobald er ihn erblickt hatte. Er schien äußerst schlecht gelaunt und blaffte den Gelehrten geradezu an:
"Ihr seid hoffentlich klüger als ich es in eurer Lage wäre."
Nimrott machte ein fragendes Gesicht. Gasper wurde etwas leiser und sprach ruhiger:
"Ihr habt doch nicht mit dem Gedanken gespielt die Elfe aus ihrem Gefängnis zu befreien, oder?"
Der Gelehrt lächte mit einem Mundwinkel und erwiederte:
"Haltet ihr mich für einen Narren? Ich bin nicht auf der Suche nach irgendeiner Elfe. Die kann da oben von mir aus verrotten."
Gasper blickte finster:
"Ich hätte es getan, glaubt mir. Ich hätte sie befreit, wenn es nicht einer unsagbaren Dummheit gleich käme. Fürst Gernot ist zu weit gegangen. Er stellt sich gegen den direkten Befehl des Königs. Er stellt sich gegen meine Anordnungen und er untergräbt die Autorität der Kirche. Darüber hinaus gefällt mir sein Berater nicht, dieser Vandorin. Ich weiß nicht, was er mit der Elfe angestellt hat. Man muss ihr nur in die Augen sehen, dann erkennt man wie sie gefoltert wurde. Ich habe gehofft euch hier zu treffen, da ich euch in Frohnholm nicht finden konnte. Warum ich euch treffen muss... Nun, ich war nahe dran nach Norden zu reiten, um meine Ordensbrüder zu benachrichtigen, aber schließlich habe ich einen Boten beauftragt. Das muss reichen. Ich werde euch begleiten, Nimrott, ob ihr es wollt oder nicht. Ich muss die Elfen finden, um das Schlimmste zu verhindern."
Gasper betrachtete noch einmal die Gruppe, welche Nimrott begleitete und seufzte leise. Dann sagte er zu den Übrigen Reisenden:
"Ihr müsst kein Wegezoll entlohnen, diese Gardisten dienen immerhin dem König und nicht dem Fürsten. Sie werden tun, was ich sage. Gernot wird ohnehin nicht mehr lange das Sagen haben, verlasst euch drauf. Und wenn ihr noch Fragen habt, dann stellt sie jetzt. Wer weiß, wie es hier aussieht, wenn wir das nächte mal hier her kommen."
Die Reisenden blickten sich um. Offenbar kam gerade eine Gruppe von Holzfällern vorbei. Merkwürdig war auch, dass dieses Tor viel zu klein war, um größere Mengen geschlagenes Holz hindurchzuschaffen.
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Eulenspiegel

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #60 am: 23.05.2005 | 19:32 »
"Wieso habt ihr uns am Marktplatz so aprupt verlassen?", fragte Talonis Gasper "Was ist dort vorgefallen?"
Während er auf Gaspers Antwort wartete, beobachtete er die Holzfäller. Seine Gedanken schweiften ab: Wieso bloß verschwanden sie im Wald? Und was hatte es mit dem Wald auf sich?

Offline Lady of Darkness

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #61 am: 24.05.2005 | 13:03 »
Luana schaute den Paladin an. Was war denn jetzt los? Erst so, dann doch nicht? Was ging hier vor?
Sie beobachtet die Holzfäller anfangs mit geringem interesse, doch dann fiel ihr auf das das Tor für größere Mengn Holz zu kelin war. Sie schaute sich noch einmal die Männer an, die im Wald verschwanden. Die Antwort würden sie zweifelsohne im Wald finden, wenn sie den Männern folgen würden. Sie würde den Männern gerne folgen. Kurz überlegte sie ob sie dies einfach tun sollte. Doch sie blieb stehen und wartete den weiteren Verlauf des Gesprächs ab.
"Was gedenkt ihr denn zu unternehmen wenn ihr die Elfen gefunden habt? Und meint ihr wirklich das dies dem armen Geschöpf dort oben hilft?" Luana sprach mit ernster Miene zu dem Paladin, nickte mit einer kurzen Bewegung in Richtung der Burg.

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #62 am: 26.05.2005 | 11:07 »
Mortan hörte aufmerksam dem Paladin zu.
"Ist es wirklich wahr, das diese Elfe mehrere Holzfäller ermordet haben soll? Ich kann mir das nicht so recht vorstellen."


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Offline Teethquest

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #63 am: 26.05.2005 | 13:53 »
Gasper hob beschwichtigend die Hände:
"Als ich meinte ihr solltet Fragen stellen, meinte ich nicht alle auf einmal. Also Schritt für Schritt. Bruder Talonis, lasst mich erst eure Fragen beantworten. Eigentlich steht es mir nicht zu darüber zu reden, aber ihr seid immerhin ein Unverhüllter und von daher werde ich euch die Wahrheit nicht verschweigen. Die Bewohner des Fischerdorfes sind nicht so harmlos wie es den Anschein hat. Als die Alte uns am Marktstand belogen hatte, wurde mir alles so klar als hätte Metorns allsehendes Auge meinen Geist erhellt."
Der Paladin blickte sich flüchtig um und sprach etwas leiser, damit sonst niemand mithören konnte:
"Sie haben im letzten Jahr einen großen Frevel begangen. Sie sind einen Pakt mit den Waldbewohnern eingegangen, da bin ich mir jetzt sicher. Den Winter hätten so viele von ihnen in dieser abgelegenen Ortschaft niemals überleben können. Anstatt sich Metorn anzuvertrauen, ließen sie sich lieber von den Waldbewohnern helfen. Ich kann sowas nicht gutheißen. Aber, wie ich in Erfahrung brachte, sind sie an der Ermordung der Holzfäller nicht ganz unbeteiligt gewesen. Um mehr zu erfahren müssen wir aber dorthin. Das ist die einzige Möglichkeit."
Gasper wandte sich zu Luana:
"Mein liebes Kind, wir können nicht darauf hoffen, dass dieses Wesen in dem Käfig jemals wieder lebendig herauskommt. Ich bin nicht den Elfen verpflichtet, sondern den Menschen. Es ist ihre eigener Fehler, dass sie nun in einem Käfig sitzt. Sie hätte vertrauen in die Gerechtigkeit haben sollen. Die Elfen hätten ihren Wald nicht verteidigen müssen, der König hätte früher oder später Gericht über den Fürsten gesprochen. Nun geht es eben etwas schneller."
Und zu Mortan sagte er abschließend:
"Dieses Mädchen ist eine Elfe, das steht außer Frage. Und Elfen sind Geschöpfe von unergründlicher Tiefe und großer Macht. Sie unterliegen nicht so stark wie wir den Zwängen dieser Welt. Ich kann euch nur so viel sagen, dass Leyle, die oberste Herrin unter Metorn die Elfen dereinst in ihr Herz geschlossen hatte, weil sie schön und mächtig waren. Doch Leyle, die Metorn so nahe gestanden hatte wie eine Tochter, verfiel dem Neid ob der Schönheit jener Wesen und übte furchtbare Rache. Deshalb wurde sie von Metorn verbannt, so dass sie alle Macht und allen Einfluss verlor. So mächtig sind die Elfen, dass sie sogar göttliche Wesen stürzen können. Mitleid für sie zu empfinden ist gefährlich. Metorn hat erkannt, dass die Elfen seinen Segen nicht benötigten und seine Gaben niemals empfangen könnten. Er erkannte auch, dass sie Neid und Missgunst sähen würden, wenn sie das beherrschende Volk auf dem Weltenkreis wären. Die Menschen sind Metorns Wahl, weil sie schwach geboren werden und als einzige sein unermessliches Geschenk zu schätzen wissen."
Gasper sah sich noch einmal um und wollte seine Begleiter anweisen zu folgen, doch stockte er in der Bewegung und fragte:
"Seid ihr bewaffnet? Sobald wir diesen Ort verlassen, wandern wir durch die Wildnis. Wir haben dann die Gefahren vor uns und wenn wir Pech haben, sogar hinter unserem Rücken."
Gasper blickte sorgenvoll in Richtung Burg.
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Eulenspiegel

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #64 am: 26.05.2005 | 17:07 »
Talonis pochte mit seinem Wanderstab auf den Boden.
"Nun, er ist eigentlich zum Wandern gedacht. Aber wenn es hart auf hart kommt, weiß ich ihn auch anders zu gebrauchen."

Talonis wandte sich plötzlich von seinen Gefährten ab. Er starrte auf etwas, was er am Waldrand entdeckt hatte.
"Sehr interessant", murmelte er. Dann ging er zu einem Stein, auf dem Moos wuchs, und packte den Stein mitsamt dem Moosgeflecht in seine Tasche. "So eine Moos-Art habe ich bisher noch nie gesehen."

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #65 am: 26.05.2005 | 18:36 »
Nimrott verfolgte Talonis mit den Augen, ohne seinen Kopf dabei zu bewegen. Er erklärte ihm:
"Ihr werdet noch sehr viele unbekannte Dinge sehen. Das hoffe ich zumindest. Unsere Reise führt uns in ein Land, das bisher von keinem der großen Gelehrten erkundet wurde. Nun möchte ich mich nicht als einen großen Gelehrten bezeichnen, doch werde ich niederschreiben, was wir finden. Die Elfen sind die, welche ich suche. Doch anscheinend werden sie ein größeres Problem sein als ich dachte."
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Offline Lady of Darkness

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #66 am: 27.05.2005 | 08:46 »
Sie wollen die Elfen suchen, dachte Luana. Sie schlucke. Hoffentlich werde ich nicht bereuen mich dieser Gruppe angeschlossen zu haben. Die Elfen...
Luana schaute in Richtung des Waldes. Der Paladin hat Recht, dem Wesen in dem Käfig ist nicht zu helfen, aber vielleicht können wir schlimmeres verhindern.
Die junge Frau deutete auf ihren Bogen, als Gasper sie wegen Bewaffnung fragte.
"Der ist nicht nur zur Zierde da." sagte sie knapp.

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #67 am: 27.05.2005 | 14:36 »
"Wollt ihr irgendetwas bestimmtes über den Wald herausfinden?", fragte Talonis "Oder wie glaubt ihr, können euch die Elfen helfen?"

Offline avakar

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #68 am: 30.05.2005 | 14:39 »
"Man könnte auch anders herum fragen. Falls die Elfen wirklich so mächtig sind, wie Gasper sagt, warum sollten sie uns helfen wollen?"

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #69 am: 30.05.2005 | 17:05 »
Über Gaspers Lippen kam ein flüchtiges Lächeln:
"Sie werden uns in ihrem Interesse helfen müssen. Die Elfen sind schaffende Wesen, wie wir alle. Und als solche schöpfen sie die größte Macht aus der Gemeinschaft. Die Gemeinschaft der Menschen ist seit den letzten großen Kriegen dank Metorns Beistand gesundet. Die der Elfen ist seit Leyles Fall krank und weit davon entfernt sich zu erholen. Noch beherrschen die Elfen die fernen und unbekannten Lande, doch sie zehren von den Kräften aus alten Tagen. Irgendwann werden sie eingesehen haben, dass sie nicht als die herrschenden Wesen von Metorn gewählt wurden. Außerdem unterschätzen sie die Macht des Fürsten. Er wird gerne von Fremden falsch eingeschätzt."
Der Paladin schenkte Nimrott einen flüchtigen Blick. Dieser schüttelte leicht den Kopf und sprach dagegen:
"Eure Geschichten über die Elfen langweilen mich, Gasper. Die Elfen sind kein kränkelndes Volk, ganz im Gegenteil. Und ich werde es beweisen. Sie beherrschen den Weltenkreis und werden es auch weiterhin tun. Welche Rolle Metorn den Menschen auch immer zugedacht hat, sie liegt innerhalb der Grenzen ihres Landes. Jeder Schritt darüber hinaus wird nicht den Segen eurer Gottheit erhalten."
In Gaspers Augen loderte kurz der Zorn auf. Er zischte:
"Haltet eure Zunge im Zaum, Zauberer. Ihr dürft gerne meine Worte in Frage stellen, doch entehrt nicht den Namen unseres Gottes."
Nimrott seufzte und schwieg, ohne sich zu entschuldigen. Die Gemeinschaft hatte das erste mal gehört, dass Nimrott ein Zauberer genannt wurde. Talonis hatte es ja schon geahnt, doch wurde er nun ein kleines Stück misstrauischer, aber auch neugieriger. Denn was wusste man schon über Zauberer? Mortan wusste, dass die Menschen manchmal Gelehrte als Zauberer bezeichneten. Sie redeten gerne über ihre außergewöhnliche Macht, wobei doch die meisten Erzählungen bloße Märchen waren. Aber da war sich der Zwerg plötzlich garnicht mehr so sicher. Luana dagegen erschrak innerlich. Ihr alter Meister hatte sie vor den Zauberern gewarnt. Sie seien selbstgerecht, zerstörerisch und skrupelos. Jetzt, wo sie darüber nachdachte wurde ihr auf einmal alles klar. All die Zeit, die sie dem alten Mann gegenüber gestanden hatte, stand es in sein Gesicht geschrieben, doch erst jetzt wurde es ihr offenbar.
Nimrott blickte streng:
"Was glotzt ihr mich so an? Noch nie einen alten Mann gesehen?"
Offenbar mochte es der Zauberer garnicht seine wahre Natur enthüllt zu wissen. Ohne weitere Worte stapfte er voran. Sein enger Vertrauter, vielleicht auch ein Zauberer, folgte. Gasper ging hinterher und seine Blicke schienen sagen zu wollen: ich behalte dich im Auge, alter Mann. Die gesamte Gemeinschaft zögerte nicht lange, sondern folgte ebenfalls.
Zu ihrer Rechten erhob sich der sommerliche Wald. Die Äste, welche in sattem Grün an den Baumriesen hingen wogten im sanften Wind hin und her. Zu ihrer linken lagen natürliche Wiesen, die sich allerdings bald in einer Unzahl bauchiger Hügel verloren. Der Pfad selbst war gut beschattet und leicht zu begehen. Das festgetretene Erdreich wies keine Wagenspuren auf. Offenbar trugen die Dorfbewohner ihren Fang bis zur Burg. Wenn man an die alte Frau dachte und die Menge an Fisch, welche sie feil bot, konnte man sich leicht vorstellen welche Last sie jedesmal zu schleppen hatte. Der Pfad schlängelte sich bald an einigen Hügeln vorbei und schien den Waldrand gleichsam immer weiter nach rechts zu verschieben. Irgendwann aber leitete sie der Weg vom Waldrand fort, führte durch eine Reihe von sich auftürmenden Felsen und bahnte sich schließlich sogar durch eine kleine Schlucht. Nach einigen Stunden, in denen den Wandernden die Hitze schon die ein oder andere Schweißperle auf die Stirn getrieben hatte, erreichen sie hinter einer Reihe von weiteren Hügeln einen breiten Fluss, dessen Wasserstand recht niedrig war. Das erfrischend kühl wirkende Wasser floss nur langsam und hätte allem anschein nach zu Fuß durchwandert werden können. Doch ganz offenbar war das nicht notwendig, da eine einfache, aber gut gebaute Holzbrücke das Gewässer überspannte. Die ganze Zeit waren den Reisenden keine Holzfäller entgegen gekommen. Ebenso hatte sie keiner dieser Männer überholt. Statt dessen standen hier einige von ihnen, man erkannte sie an den braunen Jutewesten, und stocherten mit Haken im Wasser herum. Die Gruppe betrat die Brücke, um besser sehen zu können. Die Männer lösten immer wieder grob behauene Holzstämme, welche sich an einer engeren Stelle im Bett und den Brückenpfeilern verkeilt hatten. Solbald die Stämme von den im nassen Schweiß stehenden Männern losgestochert worden waren, schwammen sie langsam weiter Flussabwärts. Die meisten von ihnen hatten wegen der gleißenden Sonne ihren Oberkörper entblößt und ihre Westen beiseite gelegt. Hinter den hart Arbeitenden tat sich der Fileipwald auf. Von hier sah er viel fremdartiger und bedrohlicher aus als in nächster Nähe. Von der Brücke aus konnte man sogar das Fischerdorf sehen, welches weiter Flussabwärts lag und dessen Holzhütten sich gut gegen die flachen Flussauen abzeichneten.
Als Cronos sein Gebiss verlor
Führte mich die Reise weit
Weil er mich dazu auserkor,
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Offline Lady of Darkness

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #70 am: 30.05.2005 | 17:29 »
Während sie der Gruppe folgte und ihr Blick dabei durch den Wald schweifte, dachte Luana über den alten Mann nach. Ein Zauberer also, der alte Druide hatte ihr die verschiedensten Sachen über solche Zauberer erzählt. Doch nicht eine davon war gut.
In Gedanken verfolgte sie mit Blicken die Arbeit der Hozfäller. Ein gute Art Holz zu transportieren, dachte sie. Doch dann fiel ihr etwas ein und sie wandte sich an Gasper, der sich offenkundig am besten hier in der Gegend auskannte. "Sagt, wißt ihr von woher das geschlagene Holz kommt? Es scheint einen längeren Weg hinter sich zu haben,"

Eulenspiegel

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #71 am: 30.05.2005 | 20:35 »
Talonis blickte zu Nimrott. "Lasst uns den Holzfällern helfen. Sie sehen sehr geschafft aus. - Und vielleicht können wir während der Arbeit etwas über sie und ihr Verhältnis zu den Fischern herausfinden."
Ohne eine Antwort abzuwarten ging Talonis zu den Holzfällern und gab sein Bestes, um ihnen zu helfen.
"Sagt, verkeilen sich die Stämme hier öfter unter der Brücke?"
Er hoffte sie ihn ein Gespräch verwickeln zu können, um ihre Meinung über die Fischer und den Wald zu höhren.

Offline avakar

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #72 am: 31.05.2005 | 18:43 »
Mortan war im Laufe des Tages zunehmend ruhiger, aber mürrischer geworden. Anfangs blickte er gedankenverloren zum Felsenschiff zurück, doch mit jedem Schritt weiter von den steinernen Mauern entfernt kam der düstere Fileipwald ins Bewusstsein des Zwerges. Diese Bäume können auch zu Mauern werden, dachte er. Ob wir das Tor in dieses unbekannte Reich voller Schatten finden werden?

Er betrat auch die Brücke und schloss sich Talonis an, den Holzfällern zu helfen. Er konnte kaum über die Brüstung blicken, also liess er es mit der Arbeit sein und setzte sich neben einen vespernden Holzfäller. Mortan tat ihm gleich und erfrischte sich mit einem Schluck Wasser aus dem Schlauch. Dann versuchter er ein Gespräch mit dem Holzfäller anzufangen: "Wozu ist das Holz bestimmt? Zum verfeuern doch sicher nicht. Was soll damit gebaut werden?"

Offline Teethquest

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #73 am: 3.06.2005 | 18:37 »
Ein Holzfäller, welcher mit dem langen hakenbestückten Stecken am Flussufer stand, sah zu den Reisenden herüber und schützte seine Augen mit der Hand vor der Sonne. Er sah, dass sich Talonis nicht zu schade war mit Hand anzulegen. Der Holzfäller meinte ohne die Frage des Pristers direkt zu beantworten:
"Ihr seht nicht wie ein Leibeigener aus, mein Herr. Ihr müsst sicher nicht in dieses verfluchte Land, um eure Schuld abzuarbeiten, oder?"
Der kräftige Mann, dessen nackter Oberkörper schmutzig und sehnig war, sprach jetzt zu Mortan:
"Jeder Holzstamm, mein kleiner Freund, bringt uns der Schuldfreiheit ein wenig näher. Wir wissen nicht, was der Fürst damit will oder wohin es der Fluss trägt. Aber Gernot, ähm Verzeiung, Fürst Gernot verspricht uns allen die entlassung aus jedweder Erbschuld, wenn wir diesen ganzen verfluchten Wald kahl geschlagen haben."
Mortan und Talonis blickten sich gegenseitig an. Die Männer hatten offenbar nicht die geringste Ahnung wie groß der Wald war und wie lange es dauern würde ihn kahl zu schlagen. Talonis wunderte überdies der Umstand, dass die Männer wie Diener oder gar Sklaven arbeiteten. Das war selbst im Lehnswesen Haberlands nicht nur unüblich, sondern sogar verboten. Dass die Holzfäller weder wussten, wohin das Holz ging, noch dass sie ihre Arbeit selbst organisierten war verwunderlich. Mortan wunderte sich dagegen vor allem über die unglaubliche Dummheit der Menschen dieses Landes. Dass sie ungebildet und einfältig waren, hatte er ja schon gemerkt, aber bei dieser Arbeitsgeschwindigkeit einen ganzen Wald zu roden war unmöglich.

Gasper sah Luana in die Augen und erwiderte:
"Ich weiss woher das Holz kommt. Aus dem Fileipwald. Aber wohin es geht, weiß ich nicht. Die Arbeitsweise dieser Männer und die Haltung des Fürsten gefällt mir ganz und garnicht. Aber das wird sich noch klären, glaubt mir... früher oder später."
Als Cronos sein Gebiss verlor
Führte mich die Reise weit
Weil er mich dazu auserkor,
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Eulenspiegel

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Re: Die Reise des Gelehrten (Spiel)
« Antwort #74 am: 4.06.2005 | 04:01 »
"Nein, ich muss nicht in den Wald. Aber ich bin trotzdem neugierig, was es dort zu finden gibt. Ihr sagt, das Land ist verflucht? Was hat es mit dem Wald auf sich? Früher hattet ihr doch keine Probleme, dort Holz zu schlagen, oder irre ich mich?"
Talonis nahm einen Holzstamm und zerrte daran, bis er sich etwas lockerte. Er stellte sich dabei wesentlich weniger geschickt an, als die Holzarbeiter, die darin scheinbar schon geübt waren.

Auch Talonis fing durch die körperliche Arbeit und der unbarmherzigen Sonne an zu schwitzen. Leider hatte er nur eine Robe an, so dass er seinen Oberkörper nicht lüften konnte. "Tja, manchmal sind Hemd und Hose wirklich von Vorteil", dachte er bei sich.