Autor Thema: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist  (Gelesen 3122 mal)

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Offline Psycho-Dad

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[GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« am: 6.03.2006 | 17:05 »
Greez  :)



Damit wir nicht aneinander vorbeireden, hier die Definition von Gameismus, wie ICH sie verstanden habe:

Zitat
Gam. liegt vor, wenn die Spieler aus der Motivation herraus handeln, ihre Mitspieler zu Beeindrucken und so deren Anerkennung und Respekt zu erhalten (oder so ähnlich, ich hoffe es ist klar, was ich meine.)

Wenn ich mit dieser Definition total daneben liege kann der Rest des Textes Ignoriert werden, denn in dem Fall ist der folgende Text nur das dumme Gewäsch eines überarbeiteten Theorieanfängers ::)


Ich hatte Heute auf meiner Arbeitsstelle mal wieder "Geistigen Leerlauf" (Sprich: Nichts zu tun für die Graue Masse zwischen meinen Ohren). Dabei sind mir ein Paar gedanken bez. dem Big-Model in den Sinn gekommen.

2 Fragen haben sich da als besonders Bohrend erwiesen:

1.) Gameismus ist stärker als Sim. und Nar. Ein Gameist, der in einer Sim- und/oder Nar-Gruppe versucht, sein Ding durchzuziehen, kommt damit vermutlich durch, solange er sich nicht Destruktiv verhält. Ein Nar- oder Sim-Spieler wird in einer Gam-Gruppe dagenen vermutlich untergehen.

2.) Gam. ist, im vergleich zu Sim und Nar, relativ einfach zu erkennen und zu erklären.

Bei beiden Punkten steht am ende das große W:

WARUM ?

Zu diesem Zweck habe ich mir nocheinmal das Models selbst ins Gedächtnis gerufen.

Zitat
[Social Contract [Exploration [Techniques [Ephemera]]]]
-------------------Creative Agenda------------------->

Soweit ich das Verstanden habe, liegen G/N/S auf der unteren Ebene. Aber beim Grübel über die o.G. 2 Punkte kahm ich auf Folgende Idee:

Das Obige Model läst sich Theoretisch ja Folgendermaßen aufsplittern:

Zitat
[Social Contract [Exploration [Techniques [Ephemera]]]]
--------------Gameism/Narativism/Simulationism----------->

Aber ich vermute Jetzt mal:
Gameism ist in diesem Model völlig Deplatziert !

Wenn wir das Genze jetzt folgendermaßen umstellen:

Zitat
[Social Contract---->Gameism [Exploration [Techniques [Ephemera]]]]
                |---->No Gameism [Exploration [Techniques [Ephemera]]]]
--------------------------Narativism/Simulationism------------------->

wird möglicherweise schon klar, worauf ich hinauswill. Demnach währe Gam. nämlich keine CA, sondern ein Teil des Sozialen Vertrages. Damit ist Gam. auch vor der Exploraton angesiedelt. Exploration wiederrum ist das, was IMHO das Rollenspiel an sich ausmacht. Auf dieser Ebene greifen dann auch die "Verbleibenden" CA´s Nar und Sim. Wie komme ich zu diesem Schluss ?

1.) Die Definition von Gam lässt sich auch auserhalb vom Rollenspiel finden. Streng genommen kann mann Gameism überall da finden, wo mehrere Menschen zusammenkommen, einen Sozialen Vertrag haben  und durch Leistung Anerkennung und/oder Aufmerksamkeit erhalten können.(Arbeitsstelle, LAN-Partys ect...) Nar und Sim dagegen findet sich IIRC momentan nur im Bereich des Rollenspiels.

2.)  Gam ist unheimlich Kompatibel und Anpassungsfähig, sofern er Konstruktiv veranlagt ist.

Gam man IMHO auch aufteilen in:

Konstruktiven Gameismus:
Der Spieler handelt aus der Motivation herraus, die Anerkennung seiner Mitspieler zu erhalten (Belohnung).
Dabei ist Anstrengung und Leistung nötig. Das Kann, muss aber nicht den Spielspaß aller fördern, ist aber eher selten Kpntraproduktiv.

Destruktiven Gameismus:
Der Spieler handelt aus der Motivation herraus, die Aufmerksamkeit seiner Mitspieler zu erhalten. Der Wichtige unterschied zum K.Gam ist der, das man Aufmerksamkeit auch durch Kontraproduktive Taten erhalten kann (Stichwort "Geltungssucht"), wohingegen Anerkennung nur für subjektiv "Gut gemachte" dinge verteilt wird.

Sowol K.Gam. als auch D.Gam können wir in jeder form von Spiel und/oder Sozialer Interaktion finden. Nar und Sim dagegen sind Exclusiv nur im Rollenspielbereich zu finden.

Daher mein Schluss:

Gameism ist KEIN Teil der CA´s. Gameism ist ein Teil des Social Contract und als solcher unabhängig vom Rollenspiel und ein Soziologisches Phänomen

Das War´s. Artikel zum Abschuss durch Kritiker Freigegeben ;D ~;D ;D

MFG:
Psycho-Dad

Offline Maarzan

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #1 am: 6.03.2006 | 17:33 »
Ich glaube der fehlende Zusatz ist: Anerkennung durch regelkonformes Gewinnen, d.h. typischerweise erfolgreiches Lösen der gestellten Konflikte unter festliegenden Randbedingungen.
Anerkennung durch eine besonders stimmige Darstellung des Charakters, der Welt oder gute Ideen, die Dinge abseits dieses Wettstreits liegen. sind nicht Teil des Gamismus.

Entsprechend haben die anderen CA´s typischerweise nicht viel Anerkennung für die aus dessen Sicht sinnvollen Aktionen des Gamisten, wenn diese mit ihren Idealvorstellungen kollidieren.

Gamismus ist meines Erachtens sehr kompatibel zu anderen Dingen, da meiner Erfahrung nach die meisten Gamisten (spätestens nach etwas Orientierungsarbeit) in der Lage sind, eine Menge Einschränkungen aus anderen CA´s als Teil ihrer Regeln zu akzeptieren und Ziele flexibel zu definieren.
Problematisch wird es erst dann, wenn von ihnen erwartet wird, auch unter der Einhaltung der expliziten Regeln suboptimale Entscheidungen zu treffen.
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Offline Psycho-Dad

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #2 am: 6.03.2006 | 17:39 »
Ich glaube der fehlende Zusatz ist: Anerkennung durch regelkonformes Gewinnen, d.h. typischerweise erfolgreiches Lösen der gestellten Konflikte unter festliegenden Randbedingungen. [...]

Das Steht irgendwie im Konflikt zu:

Der Hard-Core-Gamist konzentriert sich ganz auf Step On Up und hat wenig Interesse an Challenge. Er benutzt Regeln oder bricht sie, er setzt sich mit fairen oder unfairen Mitteln durch, aber ihm geht es vor allem darum, sich als Spieler zu beweisen.

Auf dieser Aussage habe ich meine Idee, das Gameism ein Teil des SC und nicht eine eigenständige CA ist, aufgebaut...
Was stimmt den jetzt ?  :-\

(Notiz an mich selbst: Du hast garnichts verstanden... reset und zurück auf 0  ::) )

Eulenspiegel

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #3 am: 6.03.2006 | 18:05 »
Also für mich bedeutet Gamismus, dass man auf Herausforderung aus ist. Man hat ein Problem, dass man lösen will.

Anerkennung ist eher etwas, was jede Person (auch NARs und SIMs suchen).
Ich denke, auch für einen Hardcore-Nar oder Hardcore-Sim wäre es frustirierend, wenn seine Gruppe ihm sagt: "Ey Mann, du spielst heute aber total Scheiße."
Oder wenn man dem SL sagt: "Ehrlich gesagt, fand ich dein Abenteuer total langweilig. - Ich bin froh, dass es endlich vorbei ist."

Offline Lord Verminaard

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #4 am: 6.03.2006 | 18:19 »
Ich hab grad keine Zeit, alles zu lesen, daher nur ein kleiner Einwurf:

Jede Creative Aganda baut auf „social reinforcement“, also der Anerkennung der Mitspieler auf. Sie unterscheiden sich darin, wofür die Anerkennung gewährt wird. Im Falle des Gamism wird die Anerkennung für Mut und Geschick beim Meistern der durch das Spiel gestellten Herausforderungen gewährt.

Siehe auch: Vermi erklärt Gamism.
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Offline Maarzan

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #5 am: 6.03.2006 | 19:01 »
Das Steht irgendwie im Konflikt zu:

Zitat von: Lord Verminaard am 13.10.2005 | 16:37
Der Hard-Core-Gamist konzentriert sich ganz auf Step On Up und hat wenig Interesse an Challenge. Er benutzt Regeln oder bricht sie, er setzt sich mit fairen oder unfairen Mitteln durch, aber ihm geht es vor allem darum, sich als Spieler zu beweisen.


Auf dieser Aussage habe ich meine Idee, das Gameism ein Teil des SC und nicht eine eigenständige CA ist, aufgebaut...
Was stimmt den jetzt ?  :-\

(Notiz an mich selbst: Du hast garnichts verstanden... reset und zurück auf 0  ::) )

Im Original auf der Forge war in dem Zusammenhang "nur" von Ausnutzung oder auch Beugung durch kreative Interpretation der Regeln. Um Anerkennung zu erlangen muß man schon halbwegs im gemeinsamen Wertbereich bleiben. Mit erwiesenem Regelbruch kann man nichts gewinnen, denn unter freier Mißachtung der Regeln, kann jeder jedes Ergebnis erzielen -> Keine Herausforderung, keine Risiken - außer eben dem Verlust der Achtung der Mitspieler.
Probleme gibt es dann in der Wahrnehmung, wo der Regelbruch ggf. beginnt. Dazu kommt, daß NAR und SIM zerbrechlicher sind, was Dehnungen und Mißachtung von Regeln bzw. der dahinter stehenden Ideen angeht.

Auch ist dies ein Bezug auf ein "degeneriertes" Extrembeispiel von Verhalten - durch Hardcore ja auch angedeutet - , welches als in der Regel zu disfunktionalem Spiel führend bezeichnet wird. Ich denke nicht, dass dies als Kerndefinition von Gamism herhalten sollte.

"Viele Leute verwechseln Hard Core Gamism mit Gamism im Allgemeinen. " steht in Verminaards Text dann ja auch gleich darunter. 
« Letzte Änderung: 6.03.2006 | 19:04 von Maarzan »
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Offline Lord Verminaard

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #6 am: 6.03.2006 | 19:06 »
Zweiter kleiner Einwurf: Wenn Gamism „nur“ Social Contract Level (also „Social Agenda“) wäre, dann dürfte es gar keinen Einfluss auf Exploration, Techniques und Ephemera haben. Das ist aber nicht der Fall.
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Joe Dizzy

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #7 am: 6.03.2006 | 19:57 »
Es stimmt mit Sicherheit, dass GAM einfacher zu erkennen ist als NAR oder SIM. Ich denke, dass es sich hierbei um ein bemerkenswertes kulturelles Phänomen handelt: Wettstreit und "sich messen" wird intuitiv erkannt, verstanden und als sinnvolle Beschäftigung akzeptiert. Aber die kooperative Umsetzung von NAR und SIM ruft bei so einigen zuerst Irritation, Unverständnis und teilweise schlichte Ablehnung hervor. Das habe ich sowohl bei Rollenspielern als auch bei Brettspielern beobachtet.

Ich finde dieses Verhalten äußerst rätselhaft und bisher habe ich keine Eklärung dafür finden können, die ich nicht beunruhigend fand.
« Letzte Änderung: 6.03.2006 | 20:00 von Joe Dizzy »

Offline Dr.Boomslang

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #8 am: 7.03.2006 | 00:12 »
Zitat
Gam. liegt vor, wenn die Spieler aus der Motivation herraus handeln, ihre Mitspieler zu Beeindrucken und so deren Anerkennung und Respekt zu erhalten
Diese Definition ist eben falsch, deshalb sind auch die Schlüsse daraus nicht ganz richtig.
Der Gamist sieht das Rollenspiel als klassisches Spiel, d.h. man kann gewinnen und verlieren. Dem "Sieg" muss dabei etwas im Wege stehen das nicht trivial zu umgehen ist. Beim erreichen des Zieles ist also Kreativität, Glück und Können gefragt. Hat man das nicht verliert man oder ist zumindest schlechter als andere. Diese Einordnung des besser und schlechter geschieht auf der sozialen Ebene, aber es muss einen ziemlich objektiven Maßstab dafür geben.
Letzteres ist ein wichtiger Unterschied zu Nar und Sim, bei denen es mehr darauf ankommt die Mitspieler zu überzeugen oder zu unterhalten. Bei Gam geht es darum ihnen zu zeigen was man kann und zwar mit den Mitteln des Spiels. Enthält das Spiel selbst garkeine Herausforderung die man objektiv erreichen oder nicht erreichen kann, kann es auch kein Gam geben.

Ansonsten neige ich aber fast dazu zuzustimmen, dass Gam leichter zu erkennen ist als die anderen CAs. Ich denke auch dass dies kulturell bedingt ist wie Joe schon sagt. Mit Gam hat auch irgendwie alles angefangen... obwohl das ist auch garnicht so sicher...
Ist Gam "stärker" als die anderen beiden? Ich glaube nicht.
Gam ist einfacher zu verstehen, oder vielleicht nur einfacher zu vermitteln, oder vielleicht ist der Gedanke einfach nur verbreiteter. Ich glaube ein Gamist wird in einer reinen Nar oder Sim Gruppe genauso untergehen wie umgkehrt, da er auch nur von der sozialen Anerkennung abhängig ist. Wenn es einfach kein objektives "gewonnen" gibt, weil die anderen Spieler das nicht zulassen, dann gibt es auch nichts zu tun für den Gamisten.

Wenn ich so recht überlege, glaube ich nichtmal dass Gam leichter zu erkennen ist, man täuscht sich da schon recht oft, wahrscheinlich auch weil man einen typischen Blick für solche Konkurrenzsituationen und "besser" "schlechter" Abwägungen hat, aber nicht alles was damit zu tun hat muss gleich Gam sein.
Ich behaupte ja auch, dass ich Gam erkenne wenn ich es sehe, aber wenn ich eine ordentliche Definition hätte dann hätte ich sie wohl schon längst veröffentlicht.

Offline Maarzan

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #9 am: 7.03.2006 | 07:02 »
Ich glaube ein Gamist wird in einer reinen Nar oder Sim Gruppe genauso untergehen wie umgkehrt, da er auch nur von der sozialen Anerkennung abhängig ist. Wenn es einfach kein objektives "gewonnen" gibt, weil die anderen Spieler das nicht zulassen, dann gibt es auch nichts zu tun für den Gamisten.


Der Gamist bekommt keine Anerkennung für sein tun, in dem Sinne hat er auch "verloren".
Aber bis dahin kann er eine Menge mehr Schaden im Spiel anrichten als umgekehrt. Und ein passendes Ziel für StepUpOn zu finden ist glaube ich nicht das Problem.
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Offline Dom

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #10 am: 7.03.2006 | 09:34 »
Das schwierige an der Definition Kreativer Agenden ist doch, dass es sich um eine gemeinsame Art zu spielen (also der gesamten Gruppe) handelt. Wenn es also in der Gruppe einen gamistischen Spieler (im Sinne von "spielt am liebsten in einer gamistischen Gruppe") gibt, und dieser "sein Ding" durchzieht, so wird das Spiel dysfunktional und es gibt keine CA mehr, da die Gruppe nicht an einem Strang zieht. Dadurch wird die Verlässlichkeit der positiven Resonanz geschwächt.

Auch der umgekehrte Fall kann arge Probleme bereiten. Stell dir einfach vor, du und zwei Freunde spielen mit jemanden Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, der gar nicht gewinnen will, sondern lieber seine Püppchen in einem regelmäßigen Muster auf dem Feld verteilen möchte. Er beugt dafür evtl. sogar die Regeln, weil es doch viel schönere Muster gäbe, wenn er auch mal dein Püppchen bewegen dürfte. Wenn du dann gewonnen hast, wirst du angemault, weil du das Spiel beendet hast und die Schönheit von MÄDN nicht erkannt hast.



Eine CA liegt dann vor, wenn sich die Gruppe (implizit oder explizit) darauf einigt, für was es positive Resonanz der Gruppe gibt. Und das, worauf sie sich einigen, ist die CA. Eine Möglichkeit dafür ist eben Gam. Für einen Gam-Spieler ist es auch nicht unbedingt schlimm, wenn er verliert; das ist von den einzelnen Personen abhängig, es gibt eben gute und schlechte Verlierer.

Dom

Offline Dr.Boomslang

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #11 am: 7.03.2006 | 17:01 »
Der Gamist bekommt keine Anerkennung für sein tun, in dem Sinne hat er auch "verloren".
Aber bis dahin kann er eine Menge mehr Schaden im Spiel anrichten als umgekehrt. Und ein passendes Ziel für StepUpOn zu finden ist glaube ich nicht das Problem.
Ein passendes Ziel zu finden ist nicht das Problem, das stimmt, die Frage ist eben wie passend das dann für das Spiel wirklich ist, denn darauf kommt es letzlich an, wie Dom schon sagt. Wenn die Spieler bzw das System (damit meine ich jetzt alles woran die Spieler sich beim Spielen halten) dieses Ziel nicht als objektives Spielziel auszeichnet, mit allen Eigenschaften des "Gewinnens", dann ist es für den Gam-Spieler wertlos.

In einer klassischen hardcore Sim-Runde hat der SL z.B. jedes Recht, er ist die Welt von der Ameise bis zum Gott, es kann alles passieren was irgendwie möglich erscheint. Unter solchen Bedingungen kann man zwar objektiv besser oder schlechter in ganz speziellen Situationen sein, aber im Prinzip kann alles was man erreicht hat, auch wieder alles oder nichts bedeuten. Ist der Charakter der beste Kämpfer der Welt kann er immer noch von seinen intriganten Feinden vergiftet werden, oder er legt sich mit Leuten an die zu Einflussreich sind und hat die halbe Welt gegen sich.
Ist der Charakter reich kann er sich nur sicher sein diesen Reichtum nicht zu verlieren, wenn er die ganze Zeit auf dem Haufen Gold sitzt um ihn zu bewachen. Er kann immer noch betrogen oder hintergangen werden, oder es kommt ein Krieg der den Besitz entwertet, oder eine Währungsreform ;)
Im Prinzip bedeutet selbst sowas wie Macht und Einfluss immer nur eine Änderung der Möglichkeiten, aber selten kann man sagen das etwas objektiv besser oder schlechter ist.

Auf der anderen Seite kann es sein, dass bestimmte Errungenschaften im Spiel für die Mitspieler und das System eher trivial sind. Wenn man nicht verlieren kann oder keine wirkliche Schwierigkeit besteht wird man als Spieler schnell erkennen, dass man vielleicht völlig falsche Vorstellung davon hat was im Spiel eine tolle Leistung ist. Es kann ja z.B. sein, dass es sehr einfach ist im Spiel mit seinem Charakter reich zu sein oder zu werden, aber für die Spieler hat das keine Bedeutung weil sie z.B. eine tolle Nar-Runde sind und es grade um irgendwelche inneren Konflikte geht ( ;) ) bei denen Rechtum im besten Fall Color im schlimmsten Fall vielleicht Aufhänger für irgendwelche Probleme ist.

Ich denke eher, dass das Bild vom "bösen" Gamisten der alles übernehmen und alles kaputtmachen kann ein Rollenspielmythos ist der von einer Generation Sim-Spieler geschaffen wurde um die Gam-Relikte zu bekämpfen, die es in ihrer Entwicklung loszuwerden galt. Es scheint einfach bestimmte leicht auftretende Probleme in diesem Zusammenhang zu geben.
Interessanterweise beobachtet man heute etwas sehr ähnliches mit Nar und Sim (Stichwort Hartwurst und Braindamage). Die ganze Sache geht damals und heute über die Ausgrenzung und Ablehnung, bewusste Bekämpfung bis hin zur Leugnung der Existenz des jeweils unerwünschten Stils.
Es scheint da eine Art Kreislauf der Entwicklung zu geben, doch das ist wohl ein anderes Thema.
« Letzte Änderung: 7.03.2006 | 19:22 von Dr.Boomslang »

Offline Maarzan

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #12 am: 7.03.2006 | 17:50 »
Ich wollte keineswegs auf den Gamisten herumhacken. Ich habe selbst erfolgreich Gamisten in meine eher SIMlastigen Runden eingebaut.

Es ist alles eine Frage der vorherigen Absprache und Orientierung.

Wenn diese Ansprache aber unterbleibt, hat der Gamist, selbst wenn es nur ein Mißverständnis ist, ein höheres Schadenspotential  als die anderen CA´s, weil er nicht unbedingt auf Zuarbeit, d.h. gutes Rollenspiel nach jeweiliger Definition, angewiesen ist, die Effekte seines Spiels den Spielspaß der anderen schmälern können.
Stell dir vor, du hast ein Beziehungsdrama (persönliche Freiheit gegenüber Beziehungsverantwortung) vor und plötzlich einen zu allem entschlossenen Nebenbuhler, weil jemand festgestellt hat Beziehungen zu bekommen ist hier die lokale Herausforderung und nun voll einsteigt. Kann die Situation schon etwas verändern.
(Gibt es schon gamistische SoapoperaRPG´s - Powerdater oder so)

Für den Gamisten ist es Ziel erfassen und erlegen. Das er damit aneckt, merkt er ggf. erst später, z.B. an den unerwarteten Reaktionen der anderen.


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Offline Dr.Boomslang

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #13 am: 7.03.2006 | 19:41 »
Ich bin mir nicht sicher ob wir hier wirklich über Gam reden oder über eine besonder Form des nicht mit- sondern gegeneinander Spielens, also sowas wie Powergaming, -telling etc.
Das funktioniert so, dass ein Spieler dabei irgendwie versucht die anderen Spieler mit ihren eigenen Mitteln zu dominieren, also das System gegen sie zu verwenden. Das worauf sich alle Spieler mehr oder weniger explizit geeinigt haben wird dabei in einer Form verwendet für die es nicht gedacht war.

Der Gamist definiert sich z.B. selbst "Gewinnziele" und überzeugt die anderen Spieler durch pochen auf bestimmten Regeln, die ihm angeblich Recht geben, oder allein durch sein Vorgehen, davon dass er damit im Recht ist, obwohl die anderen Spieler das nicht mögen.
Genauso könnte aber auch ein Simmie oder Narr etwas durchdrücken was andere nicht wollen, wenn ihm scheinbar objektive Regeln oder die soziale Stellung innerhalb der Gruppe sowas ermöglichen. Ein Beispiel wäre vielleicht ein "Drama"-SL, der vielleicht eine ganz tolle Geschichte fabriziert in denen die Spieler auch ganz toll irgendwelche Prämissen behandeln könnten, wenn sie nicht völlig durch die Art des "unrealistischen" Railroadings abgestoßen wären. Umgekehrt kommt es einem vielleicht bekannter vor: Der SL will "eine realistsiche Welt" und die Spieler sind aber kleine Drama-Queens die wunderbare Aussagen zu irgendwelchen menschlichen Themen  zu machen haben, die nur fast nie auftauchen... und so machen sie ihre dramatischen Aussagen eben beim Einkaufen oder in der Kneipenschlägerei ;D

Das ist eben alles recht dysfunktionales Spiel und welches davon jetzt häufiger oder leichter vorkommt hängt wohl von der Gruppe ab, wie bewusst sie zusammenspielen, und welche konkreten Vorstellungen sie grade haben.
Ich glaube aber wenn Gam hier wirklich eine Sonderstellung haben sollte, ist die rein traditionell, vielleicht wegen unbewusster Akzeptanz der Gam Spielweise durch die meisten anderen Spieler, vielleicht weil eben der "klassische" Stil viel unter diesen speziellen Powergamern leiden musste, aber nicht wegen einer bestimmnten inhärenten Eigenschaft, wie die Auslegung aufs "Gewinnen".
Wie gesagt scheint Sim ja besonders was gegen Gam zu haben und Nar gegen Sim (und vielleicht Gam gegen Nar?).

Offline Dom

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #14 am: 7.03.2006 | 22:21 »
Ich habe neulich von einem Kumpel erfahren, er hat seine alte Rollenspielgruppe (D&D) in den Wind geschossen, weil dort ein extremer Charakterspieler (SIM) alles platt gemacht hat. Er hat wohl eine Magierin gespielt, die ständig ins Badehaus gerannt ist, irgendwelche Parfüms ausgesucht hat usw. Das gab richtig Zoff in der Runde.

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Offline Fredi der Elch

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #15 am: 8.03.2006 | 08:58 »
HARTWURST!!!! Öhm. Wie gesagt, das kann auch stören. Mich wenigstens. ;)

Ob es Gamisten generell leichter fällt andere zu stören, weiß ich nicht. Ich denke aber schon, dass es ihnen viele Systeme leichter machen ihre Vorstellungen ansatzweise ins Spiel zu bringen. Wenn ein Spiel starke taktische oder strategische Elemente hat oder auf irgendeine Weise für das Überwinden von Herausforderungen belohnt, dann kann er das System leichter nutzen, um den anderen Nicht-G Spielern auf den Keks zu gehen. Ich denke hier z.B. an D&D oder WoD, die beide solche Elemente haben, die dann vom Gamist genutzt werden können.

Umgekehrt sieht der Gamist in der PtA-Runde relativ alt aus, da er dort keinen Hebel für Herausforderung findet. Es gibt keine Taktik, keine Strategie, keine Charakterverbesserung und die einzige Belohnung kommt aus der Fan-Mail. Hier wird der Gamist es kaum schaffen die anderen Spieler zu stören (außer auf der sozialen Ebene, da kann man immer stören).

Will sagen: viele Systeme sind inkohärent und belohnen wenn überhaupt, dann doch eher Gam (auch wenn sie was anderes von sich behaupten). Ich würde sogar sagen, dass viele Spieler (Sim und Nar) mit einem prima Gam-System (bzw. gegen das System) versuchen ihren Stil zu verwirklichen. Und dann hat der Gamist es eben leicht: er braucht das System nur zu nutzen, wohingegen die anderen es schwer haben: ihnen steht das System im Weg.

Also: da die meisten Systeme (wenn überhaupt) eher Gam unterstützen und es deswegen viele Runden gibt, in denen versucht wird Sim oder Nar gegen das System zu spielen (also mit D&D etc.), kommt der Eindruck auf, der Gamist würde einfacher stören können. Das liegt aber IMO primär daran, dass es keine Runden gibt, in denen versucht wird Gam gegen das System zu spielen (also mit PtA, etc.). Dort würde sich wahrscheinlich die Gam-Runde sehr darüber beschweren, dass der eine Narrativist es ja so leicht hat, sie beim Gam zu stören. ;)
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- Don't try to make me feel like I live there, make me care about it. -

Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

Offline Arkam

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Re: [GNS] Warum Gameism KEINE CA ist
« Antwort #16 am: 25.03.2006 | 22:24 »
Hallo zusammen,

also Gamismus wird für mich eine CA bleiben das Gamismus eigentlich keine überragende Bedeutung gegenüber N/S hat.
Das Problem liegt eher darin das Gamismus manchmal sehr bequem für Spielleiter und Spieler ist. Ein streng gamistisches Spiel erfordert nämlich keine Spielermitbestimmung. Denn im optimalen Falle besteht das Spiel aus einer Reihe von Herausforderungen. Je nachdem ob die Herausforderung mit oder ohne Erfolg bearbeitet wurde kommt eine andere Herausforderung oder das Spielende durch Charaktertod. Ein solches Spiel erfordert aber für seinen reibungslosen Ablauf Regel- und Systemkenntnisse.
Alle anderen CAs erfordern diese Regel- und Systemkenntnisse aber nicht zwingend um mitspielen zu können. Hätte man diese könnte man ja aus den Regeln ein passendes System machen. Wenn man seine eigenen Regeln nicht oder nur teilweise kennt und das System nicht festlegt fällt es auch willigen Gamisten schwer sich an etwas zu halten. Also hält man sich im Zweifel an die Regeln und wundert sich das die Leute eben doch nach einem System und nicht nach den Regeln spielen.

Gruß Jochen
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